News: Problem bei der Anmeldung? Bitte Mail über das Kontaktformular ganz unten! | garten-pur unterstützen mit einer Spende oder über das Partnerprogramm!

Populärwissenschaftliche Botanikbücher (Gelesen 10788 mal)

Bücher rund um den Garten - Bestimmungsbücher, Fachbücher, Neuerscheinungen, Klassiker ...

Moderatoren: kolbe, Nina

Antworten
Benutzeravatar
pearl
Beiträge: 43524
Registriert: 28. Aug 2006, 16:09
Kontaktdaten:

Weinbauklima im Neckartal

Re: Populärwissenschaftliche Botanikbücher

pearl » Antwort #25 am:

warum sorry. Michael Pollan macht mich jetzt doch neugierig. Ich finde einen Wikipedia Eintrag. Pollan beackert noch zwei weitere Themen.

Tja, was soll ich sagen, der Mann ist irgendwie nicht mein Fall. Sowohl seine Sichtweise, dass rein pflanzliche Ernährung global am nachhaltigsten sei, als auch sein uraltes Hippiethema, LSD, finde ich ermüdend. Weil ich Biologe bin und auch Ethnologie studiert hatte, finde ich jetzt eine Haltung, die die Jäger- und Sammler Epoche, die Hirtenkulturen, die Tierhaltung generell und auch die aktuelle Situation, dass es überall auf der Welt Menschen gibt, die von ihren Tieren auf Weideland leben, ignoriert, etwas beschränkt.

Geobotanisch betrachtet gibt es fruchtbares klimatisch günstiges Land zum Gemüseanbau schon in unserem Klima selten. Die in den 50er Jahren geborenen wissen noch, dass es im Winter Zwiebeln, Kartoffeln, Möhren, Kohl und Sauerkraut gab. In Zentralasien sind das heute noch die Hauptnahrungsmittel neben Reis und Getreide. Traditionell wird das alles zu Fleischgerichten gereicht.

Wenn wir mit einem durch den Klimawandel höhren Meeresspiegel und wegen einer veganen Ideologie tabuisiertem Fleisch uns alle auf Gebiete zurückziehen müssten, in denen der Anbau von Gemüse das ganze Jahr über effektiv ist, also wie in Hawaii zum Beispiel oder in Thailand, dann könnte das ein ziemliches Gedränge werden. In den Hochlagen der polynesichen Inseln und von Thailand.

Nur stinkendreiche Leute können sich das leisten sich dort von jungen Thailändern verwöhnen zu lassen, für mich ist ein Flugticket in diese Gegenden schon nicht drin.

Zu dem Hippiethema noch kurz. LSD ist raus, keiner von denen damals in San Francisco hat das weiter gemacht, nicht Peter Matthiessen, nicht Issan Dorsey, nicht David Chadwick ... es gibt aktuell irgendeinen durchgeknallten, der aus dem Spirit Rock Meditation Center rausgeflogen ist. Aber sonst ist das Thema durch. Gähn!
“I love science, and it pains me to think that so many are terrified of the subject or feel that choosing science means you cannot also choose compassion, or the arts, or be awed by nature. Science is not meant to cure us of mystery, but to reinvent and reinvigorate it.”

— Robert M. Sapolsky
Benutzeravatar
Felcofan
Beiträge: 1302
Registriert: 11. Feb 2015, 23:09
Region: Oberrheingraben, Weinbauklima
Höhe über NHN: ca. 250
Bodenart: schwerer Lehm
Winterhärtezone: 8a: -12,2 °C bis -9,5 °C

Re: Populärwissenschaftliche Botanikbücher

Felcofan » Antwort #26 am:

ich habe durch einen Zufall Josef Reichholf (wieder-)entdeckt.

vor Jahren hab ich mal das Buch geschenkt bekommen: Eine kurze Naturgeschichte des letzten Jahrtausends, und dann irgendwie vergessen,

https://www.fischerverlage.de/buch/josef_h_reichholf_eine_kurze_naturgeschichte_des_letzten_jahrtausends/9783596174393

fiel vermutlich vor allem aus Platzgründen einem Umzug zu Opfer, ich habs sehr gern gelesen :-)

--

Der hat einige Bücher verfasst, scheint den Kopf am rechten Fleck zu haben (um mal ganz gemein Phrasen zu mischen),
unter anderem "warum die Menschen seßhaft wurden". Ich habs grad erst angefangen, aber bereits in den ersten 2 Kapiteln rollt er die bisherige Lehrmeinung zum Ursprung der Landwirtschaft und der neolithischen Revolution auf (aus fruchtbaren Halbmond, weil die Jagdtiere verschwanden)

und verweist auf 2 weitere Zonen der Erde - Südamerika und Reisland/ Asien- wo die Entwicklung unter anderen Rahmenbedingungen geschah, und deswegen die Schlussfolgerungen vom Euphrat/Tigris nicht unbedingt übertragbar wären usw.

Wenn ich den Klappentext auf der Rückseite richtig verstanden hab, ist seine Hauptthese, dass die ersten Anbauer*innen wegen ihrem Verlangen nach Bier und Brot die Lebensweise geändert haben (habs grad erst angefangen, wie gesagt...), was einerseits kurios scheint, andererseits aber glaubhaft erläutert wird.

Er stellt Bilanzen gegenüber, Arbeitszeit als Jäger und als "Frühbauer", dass die ersten Anbauer*innen es eigentlich viel schwerer als Jäger hatten usw.

demnach war zumindest der ackerbauliche Start eher der schwerere Weg.

und über den Faktor "Rausch" als Nutzen bin ich schon öfter gestolpert, das scheint einer der ganz großen Antriebe zu sein.

hier noch ein Link zum Buch beim Fischerverlag


https://www.fischerverlage.de/buch/josef_h_reichholf_warum_die_menschen_sesshaft_wurden/9783596179329

nicht ganz direkt Botanik, aber komplexer über Evolution, Ökologie usw.

Es gibt ein paar Interviews oder Vorträge mit ihm auf Youtube. Er ist halt fast Nachkriegsgeneration, aber in erster Linie Sucher und Forscher, ich mag seinen scharfen Blick und die sachliche Argumentation
Benutzeravatar
pearl
Beiträge: 43524
Registriert: 28. Aug 2006, 16:09
Kontaktdaten:

Weinbauklima im Neckartal

Re: Populärwissenschaftliche Botanikbücher

pearl » Antwort #27 am:

auch der ist an mir völlig vorbeigegangen. Ein Blick in Wikipedia sagt mir auch warum. Ich habe keine Verwendung für solche Thesen.

Was die Menschheitsgeschichte betrifft, finde ich die ökonomische Sicht von Ernest Mandell gut nachvollziehbar. Marxistische Wirtschaftstheorie Band 1 und Band 2. Die Menschheitsgeschichte ist keine Geschichte der Ideen, der Gewinner oder Verlierer von Schlachten und auch keine der Drogen. Es geht immer darum ob eine materielle Grundlage für eine neue Gesellschafts- und Wirtschaftsform vorhanden war. Das folgt bis heute Gesetzmäßigkeiten.

Die Ethnologie der Universität Heidelberg ist in der Wirtschaftsethnologie sehr marxistisch orientiert. Eine der Theorie über die Grundlage der Staatenbildung, wonach speicherfähiges Getreide staatliche Strukturen erst entstehen lassen konnte. Schließlich mussten Staatsdiener und Beamte immer von dem leben, was andere angebaut und verarbeitet haben.

Ein Ethnologe, den ich sehr schätze ist von Freunden genötigt worden seine Erkenntnisse zusammenzufassen. Marvin Harris hat daraufhin kurze Artikel, die den Leser nicht überfordern, in einem handlichen Buch zusammen gefasst, ein Buch mit dem einfachen Titel Menschen.

Mir liegt daran klare, plausible und überprüfbare Ursache/Wirkungszusammenhänge von Experten präsentiert zu bekommen und ich liebe Autoren, die von dem reden, was ich empirisch nachvollziehen kann. Ohne Nahrungsmittelüberschuss keine Zeit für Handwerk und Handel und ohne extreme Nahrungsmittelüberschüsse keine Eroberungskriege und ohne unermessliche Nahrungsmittelüberschüsse kein stabiler Staat.

Mit Hunger kein Saatgut für kommende Jahre und kein Ackerbau. Der erbitterte Kampf um die Existenz macht die Leute dumm und agressiv und das ist schlecht für eine Zivilisation.

Irgendwo muss man die Dinge verankern und ich bin für die Realität und skeptisch gegenüber Hirngespinsten.
“I love science, and it pains me to think that so many are terrified of the subject or feel that choosing science means you cannot also choose compassion, or the arts, or be awed by nature. Science is not meant to cure us of mystery, but to reinvent and reinvigorate it.”

— Robert M. Sapolsky
Benutzeravatar
pearl
Beiträge: 43524
Registriert: 28. Aug 2006, 16:09
Kontaktdaten:

Weinbauklima im Neckartal

Re: Populärwissenschaftliche Botanikbücher

pearl » Antwort #28 am:

ah, mir fällt ein sehr gutes Werk über Botanik ein!

Nutzpflanzen in Deutschland – 1. Januar 1994
von Udelgard Körber-Grohne


sehr empfehlenswert!

Auch empfehlenswert ist die Allgemeine und molekulare Botanik! Darin interessantes über die komplizierte Genetik des Weizens und auch sonst eigentlich alles was fürs erste wissenswert ist.
“I love science, and it pains me to think that so many are terrified of the subject or feel that choosing science means you cannot also choose compassion, or the arts, or be awed by nature. Science is not meant to cure us of mystery, but to reinvent and reinvigorate it.”

— Robert M. Sapolsky
Benutzeravatar
thuja thujon
Beiträge: 21669
Registriert: 28. Apr 2016, 21:50
Region: Gemüsegarten Vorderpfalz
Höhe über NHN: 90
Winterhärtezone: 8b: -9,4 °C bis -6,7 °C

Re: Populärwissenschaftliche Botanikbücher

thuja thujon » Antwort #29 am:

Die Genetik des Weizens ist erst vor kurzem entschlüsselt worden. Was steht im Buch von 2008 darüber?
gesundes und krankes Gemüse in Amish-Qualität
Antworten