Weil gerade Humboldtjahr ist: „Pflanzenjäger“ von Kej Hielscher und Renate Hücking. Acht biographische Porträts von Botanikern bzw. sonstigen Forschern, die Markantes für die Einführung von Pflanzen in europäische Kultivierung getan haben (Siebold, Dietrich, Micholitz …). Curt Backeberg ist da auch dabei, und mit dessen eigenen Büchern über seine Kakteen-Sammelreisen kannst Du dann gleich weitermachen (mit der gebotenen Vorsicht, was seine Nomenklatur betrifft).
Und überhaupt: Historische Reiseberichte sind oft Fundgruben in dieser Richtung. Ich hab' als Student vor Jahrzehnten in der Deutschen Bücherei Leipzig den dreibändigen Bericht von Martius und Spix über ihre Brasilien-Expedition 1817–1820 gelesen, wenn ich grade nix anderes zu tun hatte – hochinteressant!
Da tun sich dann unendliche Felder auf. Wenn Du explizit populärwissenschaftliche Editionen suchst, schau mal, ob Du antiquarisch an die von Herbert Scurla herausgegebene „Reisen deutscher Forscher“-Buchserie aus dem Verlag der Nation herankommst (die meisten Bände sind für relativ kleines Geld beschaffbar). Den Band „Im Lande der Kariben“ (Humboldt, die Schomburgk-Brüder, Appun) habe ich noch als Kind förmlich verschlungen und etliche Male gelesen, auch wenn ich damals logischerweise noch nicht alles in seiner kompletten Tragweite verstanden habe, was da stand. Die Bände enthalten jeweils eine grundlegende Einführung ins behandelte Gebiet (von Scurla selbst – bestimmte Aspekte muß man vor dem politischen Hintergrund der Erscheinungszeit, die letzten drei Jahrzehnte der DDR, einordnen können) und dann Auszüge aus den Reisetagebüchern oder anderen Veröffentlichungen der Reisenden, gekürzt und sprachlich behutsam geglättet, aber generell sehr stark orientiert, einen authentischen Eindruck zu hinterlassen. Eine Liste der von Scurla herausgegebenen Bände, kopiert aus seinem Wikipedia-Artikel:
*****
Entdeckungen auf vier Kontinenten (anlässlich des 100. Todestags von Alexander von Humboldt), Berlin 1959; Reisen im Orient, Berlin 1961; Jenseits des Steinernen Tores, Berlin 1963; Im Lande der Kariben, Berlin 1964; Reisen in Nippon, Berlin 1968 (neu zuletzt 1990); Im Banne der Anden, Berlin 1971; Zwischen Kap und Kilimandscharo, Berlin 1973; Im Reich des Königs der Könige, Berlin 1976; Auf Kreuzfahrt durch die Südsee, Berlin 1977; Durch das Land der Azteken, Berlin 1978 (neu zuletzt 1987)
*****
Es sind in der Reihe auch noch nach Scurlas Tod einzelne Bände erschienen (u.a. „Zwischen Hudson und Mississippi“ über das östliche Nordamerika und einer namens „Nördlich von Europa“ über Grönland).
Wenn wir einmal bei der DDR-Literatur sind, die antiquarisch zumeist noch auftreibbar ist (und oft für kleines Geld), machen wir doch gleich dort weiter: „Pflanzenwelt – von uns erlebt“ von Roland Naumann ist eher für Kinder und Jugendliche geschrieben, kann man aber auch als Erwachsener noch mit Genuß lesen. (Es gibt von Manfred Bürger auch das – zuerst dagewesene – Pendant „Tierwelt – von uns erlebt“.) Als Klassiker gilt „Thüringen – Kreuzweg der Blumen“ von Otto Schwarz, das auch in meinem Regal steht, aber noch ungelesen ist
„Blühende Bergheimat“ von Horst Heynert lohnt sich auch, und er hat auch noch weitere Bücher verfaßt, die ich aber noch nicht gelesen habe.
Und noch was in eine ganz andere Richtung: „What If – Was wäre wenn? Wirklich wissenschaftliche Antworten auf absurde hypothetische Fragen“ von Randall Munroe ist das beste populärwissenschaftliche Buch der letzten Jahre – der Fokus liegt hier auf Physik, Chemie, Astronomie, aber Botanik wird zumindest mal randständig gestreift (Kastaniensterben in Nordamerika, phototoxische Reaktion der Pastinake …). Hab' ich zwischenzeitlich sicher bald zehnmal gelesen (obwohl ich eigentlich keine Zeit dafür habe
) und lache immer noch Tränen