Da will ich dir garnicht widersprechen, sondern eher Recht geben.
Wenn die Wurzeln die schon da sind nach 3-5 Tagen Wachstum an der Topfwand ankommen, haben die bis dahin neu gebildeten Wurzeln am `Stamm´ allerdings noch nichts zur Ernährung des dritten oder vierten Blattes beigetragen. Wie sich diese Blätter ausbilden und damit die weitere Entwicklung der Jungpflanze beeinflussen hat eher was damit zu tun wie das Wurzelwachstum war bis dahin und was an Nährstoffen im Pflanzsubstrat war und wie der Wurzelraum eingeschränkt war. Schließlich hat jeder Kontakt der Wurzelspitze mit der Topfwand eine Wuchshemmung zur Folge. Die sieht man zwar manchmal erst ein paar Tage später, aber sowas summiert sich expotentiell auf und kann oft der Grund sein, warum Tomaten mit (2-3) 4-5 Blättern wenn man sie raus in den Wind stellt recht spirrelig daherkommen.
Natürlich ist vieles unter verschiedenen Bedienungen zwar nicht grundsätzlich anders aber das eine ergibt unter gegebenen Bedienungen manchmal trotzdem mehr Sinn als das andere. Recht hat wer die Vorteile der jeweiligen Methode nutzen kann. Falsch gibt es nicht.
Für mich war pikieren und 2 Tage verlieren durch das einwurzeln nach dem Wurzelnackt machen beim pikieren jedenfalls schon ein Grund, warum ich mittlerweile lieber verpflanze statt pikieren. Hat wenn ich mich auf einen gut durchwurzelten 9er Topf zum auspflanzen beziehe jedenfalls in Verbindung mit dem richtigen Dünger zum umpflanzen den Vorteil gebracht, dass ich mit der Umpflanzmethode ungefähr 4-5 Tage suboptimale Anzuchtdauer gespart habe bzw die umgetopften Pflanzen ein Drittel größer und weniger spirrelig waren als die pikierten, bzw die Jungpflanze nicht gestresst sondern eher zügig durchkultiviert ausgepflanzt werden kann. Sowas merken die sich ja auch. Hat wiederum zur Folge das sie später zur Ernte nicht nur früher dran sind, sondern auch mal fast ein Drittel mehr Wuchsleistung und entsprechend Ertrag bringen können. Natürlich steckt hier der Teufel im Detail und jedes Jahr ist wegen der Witterung anders. Übertreiben muss man es auch nicht, aber es ist nicht viel Aufwand die Kulturführung anzupassen und auf die persönlichen Bedienungen zu optimieren. Man muss nur mal ein bisschen spielen und hier finde ich die Jugendentwicklung hat durch kleine Änderungen später durch Aufsummierung am meisten Effekte.
So giesse ich beim auspflanzen auch mit schwacher Düngerlösung an, eine Woche später erst düngen wegen vermeintlich besserer Wurzelentwicklung in Nährstoffärmerem Boden, also erstmal einwurzeln lassen, hat meist zur Folge das sie nicht recht vom Fleck kommen und für ein paar Tage verhocken.
Ist wie gesagt alles nicht dramatisch wenn man es anders macht, schließlich führen viele Wege nach Rom. Ich will für mich nur mit so wenig (Material)Aufwand wie möglich noch die 13. Rispe ausreifen lassen und dafür dünge ich außer dem Spuckschluck zum einwurzeln nur einmal nach etwa im Stadium 4. Rispe entwickelt sich, also wenn die ersten Früchte der unteren Rispen das Längenwachstum vom Haupttrieb sichtbar einschränken. Diesen kurzen Knick in der Wachstumskurve nehme ich aus Faulheit gerne in Kauf und fahre da gerne auf Sicht, auch weil jedes Jahr anders ist und damit auch die Nährstofffreisetzung aus dem humosen Boden. Darauf möchte ich einfach reagieren können.
Weitere Dinge zum Wuchs steuern wie Blütenrispen einkürzen oder Geiztriebe ausbrechen laufen parallel und für jede Sorte und Situation anders.