In bewundere es auch, wenn manche hier mit ihren Gärten "Familienerbstücke" wiederbeleben konnten
Bis ich elf oder zwölf war und wir ins Eigenheim im Neubaugebiet zogen, hatte ich keinen Garten und auch keine Großeltern mit einem. "Abenteuer" fanden in der freien Wildbahn statt, an Bach, im Wald, auf Streuobstwiesen und, was ganz besonders beliebt aber auch besonders verboten war, auf der Müllhalde am Dorfrand. Und als wir dann einen Garten hatten, interessiert der mich nicht die Bohne, ich saß da ganz gerne, mir wäre aber im Traum nicht eingefallen, dort auch nur einen Finger krumm zu machen.
Nach dem Abi war ich dann auch schon wieder weg, in der Stadt. Dort fanden wir irgendwann eine Mietwohnung in unserem Haus, konnten schön vorm Haus sitzen und die Wiese betrachten, die Gartenarbeit hat der Vermieter gemacht. Also Wiese mähen, Obsternten, Bäume schneiden. Das Konzept "Garten" lag immer noch außerhalb meiner Wahrnehmung. Naja, und dann bot uns der Vermieter, auch nicht mehr der Jüngste, das Haus zum Kauf an. Alleine, um in dieser schönen Wohnung wohnen bleiben zu können, haben wir gekauft, wobei der hintere Teil des Gartens, den wir gar nicht kannten, da er vom restlichen Grundstück abgetrennt war (und von dem wir nicht ahnten, wie groß das Stück überhaupt ist), sollte der Vorbesitzer bis zu seinem Tod weiterhin selber nutzen können.
Nun hatten wir also plötzlich und völlig ungeplant ein Häuschen mit Garten und es war nun an mir, mich um den vorderen Teil zu kümmern, also zu mähen, Obst zu ernten, Bäume zu schneiden. Ich legte noch hier und da ein Blumenbeet an, aber prinzipiell blieb der Vorgarten Streuobstwiese, die Arbeit darin war überschaubar.
Bis dann der Vorbesitzer starb, 2012, und wir erstmals den hinteren Garten betraten
Erst da, nach einigen Wochen der Schockstarre ob des zugewucherten und zugemüllten Stück Land (Garten konnte man es da noch nicht bzw. nicht mehr nennen) wurde ich zum Gartenmenschen, rodete und entmüllte, meldete mich bei pur an, fing an Gartenbücher zu lesen, kaufte Gartenwerkzeuge...
Ich hatte also nie einen Garten, wollte nie einen, habe mich nie dafür interessiert und nun sitze ich hier und danke dem Schicksal. Mir ist bewusst, dass mein Garten nur eine Leihgabe ist, dass er, wie Lilo schrieb, in der Form nur für die Dauer existiert, wie ich ihn auch bewirtschaften kann. Aber gerade dieser Gedanke hilft mir, ihn im hier und jetzt zu genießen.