Oh, du machst mich ganz verlegen zwergo
. Es ist ja klar, dass ein naturnaher Garten nicht der Großstadt-Vorgarten-Vorstellung der 70er Jahre mit Schurrasen, roten Edelrosen und Thujenhecke entspricht und diese Gartenform ist sicher nichts für jedermann aber wir leben ja inzwischen auch im Jahr 2020
. Was die botanische Unkenntnis betrifft, muss ich tomma auch ganz klar widersprechen, einem Naturgärtner sind nicht nur die (einheimischen) Pflanzen und deren stadortgerechte Ansprüche an Klima und Boden genauestens bekannt, er kennt auch noch die Zusammenhänge zwischen ihnen und den entsprechenden Tieren. Nur so ist es ihm möglich mit Pflanzen
Tiere (zu) pflanzen. Auch der Pflegeaufwand ist in einem naturnahen Garten mindestens genauso hoch wie in einem konventionellen, Radikalaktionen mit großem Gerät erübrigen sich schon ganz von alleine, viel zu groß wären die Kollateralschäden, ihr wisst gar nicht wie das ist wenn man die Tiere erst genau kennt, die man da morden würde
. So wie die Bauern sagen: "Alles was einen Namen hat wird nicht gegessen
". Stattdessen wird auf allen Vieren auf dem Hang herumgekrochen und jedes einzelne gekeimte Pflänzchen vor dem händischen Ausrupfen genau beguckt, gehört es zu den ökologisch wichtigen oder eher nicht erwünschten Wildkräutern. Die Entscheidung folgt natürlich einem völlig anderen roten Faden als im Großstauden-Schau-Garten, nicht der optische Eindruck entscheidet allein, sondern die Anzahl der tierischen Nutznießer. Und dann noch die Gefahr, dass das Chaos überschwappt, die Wildnis siegt
. Natürlich gehört dazu ein Mensch dem die negative Beurteilung seines Gartens durch unkundige Betrachter völlig schnuppe ist. Die Schwester einer Freundin kriegte bei einem Besuch fast einen Herzkasper: "Die hat ja da das Gras hüfthoch stehen
!" Sie hat wohl das Naturschutzschild übersehen
. Mein Schmetterlingsmentor, Dr. der Chemie aus Königs Wusterhausen stand zum ersten mal auf meiner Terrasse und schaute zwei Etagen tief in die gezähmte Wildnis mit hüfthohem Gras: "Aaach, ist das hier schön bei Dir." Also weiter so, jeder so wie er es erträgt
.
So, noch ein paar Appetit-Fotos, mein Hahnenfuss-Scherenbienen-Habitat und
Trifolium pratense für
Cupido argiades, den Kurzschwänzigen Bläuling.
Coronilla varia im Totholzrondel, Futter für 7 Tagfalter.
Campanula patula für meine Glockenblumen-Scherenbienen, direkt am Haus.
Das Hummel-Lamium-Frühlingsparadies.
Das Bläulings-Habitat, Thymus sp. sowohl zum Nektar saugen als auch als Eiablage.
Zu den anderen Tieren außer Insekten zwergo: Wenn man die Grundstückseingrenzung mit ausgewählten Wildgehölzen gestaltet, für Gehölzfalter z. B., liefern diese Wildfrüchte aller Arten, die werden von Kleinsäugern und Vögeln genutzt, nur sind die einfach nicht mein Spezialgebiet. Natürlich sollte nicht an der Hecke herumgeschnippelt werden, das versteht sich von selbst. Über löchrige Blätter, riesige Gespinste im
Euonymus europaeus und angebohrte Salixäste ist ein Naturgärtner glücklich, da geht noch 'was
! Karden und Distelfink, Rotkehlchen und Pfaffenhütchen, Dompfaff und Eberesche, Mönchsgrasmücke und Holunder, alles Kombinationen aus "Tiere pflanzen", pflanzen wir los
.