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Nichts wächst (Rasen und Hecke) - Ursachen und weiteres Vorgehen (Gelesen 18670 mal)

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AndreasR
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Re: Nichts wächst (Rasen und Hecke) - Ursachen und weiteres Vorgehen

AndreasR » Antwort #115 am:

Mit "Erde in den Mund" hat das sicher nichts zu tun, so wie ich das verstanden habe, ist der "Vorsorgewert" ein Maß dafür, in wieweit Kulturpflanzen die Schwermetalle aus dem Boden aufnehmen, und ob dies beim Verzehr der Pflanzen gesundheitliche Auswirkungen haben kann. Sprich, wenn Du Gemüse anbaust, was viel Nickel aus dem Boden aufnimmt und in der Pflanze anreichert, ist das evtl. bedenklich für die Gesundheit. Bei Chrom, Kupfer und Zink könnte es ggf. kritisch werden, gerade weil ein erhöhter Gehalt bei letzteren bedeutet, dass die Pflanzen es bevorzugt aufnehmen (so lese ich jedenfalls den Hinweis unten).

Zusammengenommen ist das also wohl kein hochgradig belasteter Boden, der ausgetauscht werden muss, aber auf jeden Fall ist es nicht das, was Du bestellt und teuer bezahlt hast. Ob der Lieferant dafür in Mängelhaftung genommen werden kann, muss wohl ein Anwalt klären, da kenne ich mich in den Details nicht aus. Jedenfalls gibt es auch Fristen zu beachten, bei Bauleistungen sind die entsprechend hoch, insbesondere bei arglistig verschwiegenen Mängeln, aber ich weiß nicht, ob das Ausbringen von Boden darunterfällt.
Gartenguru
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Re: Nichts wächst (Rasen und Hecke) - Ursachen und weiteres Vorgehen

Gartenguru » Antwort #116 am:

Ist halt auch die Frage was gilt als bestellt? Da steht natürlich nicht schadstofffrei oder überall 0,0. Klar ist aber irgendwie ein schadstofffreier oder unbelasteter Boden....das ist sicher aber wieder Definitionssache, d.h. was gilt als ein unbelasteter Boden? Gar nichts oder sind meine Werte auch im Rahmen dessen was man akzeptieren muss? Oder total drüber? Weil dann will ich natürlich genauso den Austausch des Bodens. Gerade ein Punkt wäre, dass er ja extra da hingeschüttet wurde und nicht vorhandenes Gelände war. Tendenziell würde ich sagen, dass in vorhandenem Geländer eher bestimmte Belastungen geduldet werden müssen, in extra aufgebrachtem Boden eher weniger. Nur auch hier wieder, wo liegt die Grenze?
Nach einem Gutachter und Anwalt schreien ist natürlich die erste Reaktion und ich will durchaus gegen das Bauunternehmen vorgehen, aber man muss schon auch irgendwo wissen wo man steht. Darauf will ich hinaus. Ich muss wissen an welchen Punkten ich angreifen kann.
Rieke
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Re: Nichts wächst (Rasen und Hecke) - Ursachen und weiteres Vorgehen

Rieke » Antwort #117 am:

Gartenguru hat geschrieben: 27. Jan 2021, 22:09
Ja, sind es, bzw. "Prüfwerte" für die "direkte Aufnahme" auf Flächen...nur was bedeutet das? Wenn man die Erde in den Mund nimmt? Und was bedeutet am Ende "Prüfwert"? Alles darunter ist egal/"gut"?

Informationen zu Bodenbelastung findest Du im Internet, wenn Du nach "Altlasten" gugelst.
Was die Prüfwerte usw. bedeuten, ist z.B. in diesem ausführlichen Text erläutert: Bewertungshilfenbei der Gefahrenverdachtsermittlung in der Altlastenbehandlung
Beim Direktpfad Boden-Mensch geht es tatsächlich auch um die orale Aufnahme, außerdem Einatmen und Hautkontakt. Spielende Kinder nehmen Boden auf, am Gemüse bleibt was hängen, man wischt sich bei der Gartenarbeit mit der erdigen Hand im Gesicht rum ...
Chlorophyllsüchtig
Bristlecone

Re: Nichts wächst (Rasen und Hecke) - Ursachen und weiteres Vorgehen

Bristlecone » Antwort #118 am:

Vorsorgewerte nach Bundesbodenschutzgesetz sind "Bodenwerte, bei deren Überschreiten unter Berücksichtigung von geogenen und großflächig siedlungsbedingten Schadstoffgehalten in der Regel davon auszugehen ist, dass die Besorgnis [des Enstehens] einer schädlichen Bodenveränderung besteht."
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D. h., unterhalb eines solchen Vorsorgewerts besteht kein Grund zur Besorgnis.
Über dem Vorsorgewert können dann weitere Betrachtungen und Untersuchungen erforderlich sein, um beurteilen zu können, ob möglicherweise und mit welcher Wahrscheinlichkeit schädliche Bodenveränderungen vorliegen.
Im konkreten Fall:
Der hier genannte Vorsorgewert für Blei gilt für Sandböden. Für lehmige und für Tonböden gelten höhere Werte von 70 bzw. 100 mg/kg trockenem Boden.
Analoges gilt für die anderen Schwermetalle, siehe Kapitel 4 im Anhang 2 der Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung (BBodSchV)
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Von daher besteht hinsichtlich der Vorsorgewerte kein Grund zur Besorgnis.
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Ansonsten: Wie Rieke schon schreibt, gelten die in deinem Text genannten Werte für den "Direktpfad Boden-Mensch", also um die unmittelbare Aufnahme von Erde durch Essen - was bei kleinen Kindern in einer bestimmten Altersphase eine Rolle spielt - und - was meist kaum bis keine Rolle spielt, schon gar nicht bei Schwermetallen im Boden - durch Aufnahme über die Haut und - was auch eher unbedeutend ist - durch Einatmen von Staub.
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Da man Kinder immer besonders gut schützen möchte, wird dieser Pfad insbesondere bei Kinderspielplätzen genauer betrachtet. Deshalb sind die Werte für Kinderspielplätze immer die niedrigsten. Manchmal wird, z. B. bei Cadmium, auch ein gleichzeitiger Anbau von Gemüse mit betrachtet.
Du findest dazu weitere Angaben im Kapitel 1 des verlinkten Textes.
Wenn es um Nutzpflanzen geht, so ist weniger die Gesamtmenge eines Schwermetalls von Interesse als vielmehr, wie gut dieses von der Pflanze aus dem Boden aufgenommen werden kann. Die meisten Schwermetalle sind im Boden ziemlich fest gebunden, und die Pflanze kann bis zu einem gewissen Grad steuern, was sie aus dem Boden aufnimmt und in welcher Menge. Deshalb wird mithilfe spezieller lösungen (z. B. Ammoniumsalze oder Zitronensäure) untersucht, welche Mengen unter diesen Bedingungen löslich sind, das ist meist nur ein sehr geringer Anteil des Gesamtgehalts eines Schwermetalls im Boden (für den Gesamtgehalt wird der Boden komplett mit starken Säuren zersetzt. Dabei geht das gesamte Schwermetall in Lösung und wird gemessen)
Du findest zum "Wirkungpfad Boden-Nutzpflanze" weitere Angaben im Kapitel 2 des verlinkten Textes.
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Ich bin weder Bodengutachter noch Jurist, sondern Humantoxikologe (der vor längerer Zeit mal mit den Stoffbewertungen zu tun hatte, die als eine Grundlage von vielen in das Bodenschutzgesetz eingingen), und kann daher zu der formalen juristischen Seite nichts sagen.
Wenn ich mir allerdings die Werte so anschaue, die du in deinem Post #110 zeigst, so sehe ich da auf den ersten Blick nichts Bedenkliches.
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Die Schwierigkeiten, die sich auf eurem Grundstück beim Versuch zeigen, da Pflanzen wachsen zu lassen, würde ich in erster Linie auch auf die schlechte Struktur des Bodens zurückführen.
Wie man das verbessern kann, dazu haben einige hier ja schon gute Tipps gegeben.
Geduld - es wird mit der Zeit!
Gartenguru
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Re: Nichts wächst (Rasen und Hecke) - Ursachen und weiteres Vorgehen

Gartenguru » Antwort #119 am:

Danke für die rege Teilnahme! Jede Meinung ist mir wichtig.
Es ist im Endeffekt ein Gesamtproblem und weder die Schwermetalle noch die Bodenstruktur isoliert zu betrachten. Wie gesagt ich weiss, dass man Bodenstruktur verbessern kann und bei Pflanzen darauf achten welche zu nehmen, die Schwermetalle nicht so stark aufnehmen. Der Punkt ist hier aber eben etwas anders....wir leben hier nicht schon Jahrzehnte und haben jetzt mal per Zufall den schlechten Boden bemerkt/getestet. Wir haben das neu anlegen lassen...wir haben diese Erde teuer bezahlt und laut Angebot 20cm Humus Oberschicht bezahlt. Dazu ist auch die Frage welche Belastung man tolerieren muss bei solch einer Neuanlage...gar keine? geringe? Und ist die Belastung bei uns als gering anzusehen? Das sind alles Fragen, die ich versuche zu klären und eure Hilfe hat dazu schon sehr beigetragen. Auch wenn ich aktuell noch keine konkrete Aussage treffen kann (auch nicht für mich selbst).
Ein guter Vergleich ist auch: Wenn ich einen Neuwagen mit 500PS kaufe und bezahle, aber dann einen 5 Jahre alten Gebrauchtwagen mit 70PS und abgefahrenen Reifen bekomme ist das inakzeptabel. Klar, man kann die Reifen wechseln usw....aber bezahlt hat man was anderes.
Bristlecone

Re: Nichts wächst (Rasen und Hecke) - Ursachen und weiteres Vorgehen

Bristlecone » Antwort #120 am:

Was die Schwermetallgehalte im Boden angeht, würde ich das nicht weiter verfolgen.
Wenn ihr "humushaltigen Boden" bestellt und was Anderes bekommen habt (Du schreibst oben was von 1,8 % Humus), so wäre das wohl ein Mangel an der gelieferten Ware.
Ich sehe drei Möglichkeiten:
1. Du nimmst Dir eine bei solchen Sachen kundigen Rechtsanwalt (bitte nicht irgendeinen, sondrn eine Kanzlei, die sich mit solchen behaupteten Mängeln bei Hausbau auskennt) und lässt dich beraten. Danach entscheidet ihr, ob ihr den Rechtsweg beschreiten wollt - was auch bedeuten kann, sich außergerichtlich zu vergleichen.
2. Du könntest gucken, ob es bei euch für solche Dinge eine Schlichtungsstelle gibt, an die Du Dich wenden kannst.
3. Du vergisst das ganze, wünscht dem betreffenden Unternehmer gedanklich Frohe Weihnachten im Kreise seiner Lieben mit Brechdurchfall bei verstopfter Toilette und Stromausfall und machst Dich daran, den Boden zu verbessern.
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Aber bitte nicht den "Mittelweg" wählen und sich weiter ärgern, für unnütze Gutachten Geld ausgeben, aber den Rechtsweg scheuen und sich stattdessen längere Zeit die Freude am Garten vermiesen zu lassen.
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Hier hat man beim Hausbau vor 40 Jahren (wir sind erst viel später eingezogen) auch den Oberboden abgefahren und dafür Bauschutt und Baumüll verbuddelt, unter anderem ein Schwimmbecken aus Beton. :P
Der Boden ist mancherorts inzwischen o.k., an anderen aber durch die Baufahrzeuge immer noch sehr stark verdichtet.
Gartenguru
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Re: Nichts wächst (Rasen und Hecke) - Ursachen und weiteres Vorgehen

Gartenguru » Antwort #121 am:

Als Humantoxikologe hast du ja Ahnung von der Sache mit Schwermetallen. Ist das wirklich unbedenklich, obwohl teilweise die Vorsorgewerte überschritten sind bzw. einige Werte nur knapp unter den Vorsorgewerten liegen?
Bristlecone

Re: Nichts wächst (Rasen und Hecke) - Ursachen und weiteres Vorgehen

Bristlecone » Antwort #122 am:

Solange ihr nicht vorhabt, die Erde dauerhaft zu essen, sehe ich bei den Werten keine Gefährdung.
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