Hallo Gartenguru,
herzlich willkommen im Forum!
Also - es passiert leider immer wieder, dass während der Bauphase Bauunternehmen völlig rücksichtslos mit "Boden" umgehen, für die ist es im Prinzip nur etwas, das "standsicher" für Fundamente, Gebäude gemacht werden muss, der rest drumherum ums Gebäude interessiert null, wird hundertemale mit schwerem Gerät überfahren, es werden Kies-, Schotterberge drauf abgeladen, über Wochen, Monate, zum Schluß wird von"irgendwoher" schnell noch Erde organisiert, wenn was fehlt.
Es kann also sehr, sehr gut sein, dass ihr das leider in schlimmer Ausprägung abbekommen habt.
Dass euer Gartenboden ziemlich verdichtet wurde während der Bauphase, dass mit reinem Unterboden dann zum Schluss aufgefüllt worden ist.
Vielleicht mal vorweg zu einer gewissen Beruhigung - die Wahrscheinlichkeit, dass der Boden mit Giften belastet ist, ist sehr, sehr, sehr gering.
Erstens werden nicht mehr so viele Industriebrachen neu bebaut, wo Erde entfernt werden würde, zweitens werden gerade solche Baustellen sehr aufmerksam kontrolliert, ja meist muss zuerst die Erde auf der ganzen Fläche untersucht werden, und zu Spezialdeponien verbracht werden, bevor irgendetwas anderes passiert.
Ich glaube nicht an eine Belastung durch Giftstoffe.
Was Analysen oder Tests betrifft, kenn ich mich nicht genau aus, ich denke, ein Labortest ist teurer, wenn nach mehr Substanzen gesucht wird, wirds teurer, Tests zum Selbermachen aus dem Internet sind nicht unbedingt immer so gut/sicher/präzise/aussagekräftig.
Es kann gut sein, dass ihr Unterboden da verteilt bekommen habt.
Der wird dann aller Wahrscheinlichkeit nach aus einer Haus-Baugrube des selben Bauunternehmers von woanders stammen.
Unterboden ist per se erstmal nicht "schlimm", oder belastet oder giftig.
Unterboden ist meist ziemlich unbelebt - ansonsten überall im Ober/Mutterboden vorkommende Bodenmikroorganismen und andere Bodenlebewesen wie Regenwürmer, kleine Insekten usw. brauchen Sauerstoff, in vielen Böden fängt der an unterhalb von 30-50cm rar zu werden, da hört dann auch das Bodenleben auf.
Bodenleben kann direkt wichtig für Pflanzen sein durch Mykorrhiza, Pilze die in Symbiose mit Pflanzen leben und ihnen Nährsalze zuführen, an die die Wurzeln der Pflanzen nicht so einfach kommen.
Kein Bodenleben, keine Symbiose, weniger Pflanzenwachstum.
Indirekt ist kein Bodenleben schlecht für die Pflanzen, weil das Bodenleben die Struktur des Bodens verbessert, besser durchwurzelbar macht.
Unterboden hat zwangsläufig auch wenig Humus, Humus entsteht aus jeglichem abgestorbenen Pflanzenmaterial auf der Bodenoberfläche mithilfe der Tierchen, die ich schon erwähnt hab, Regenwürmer verteilen ihn dann in den oberen 20-30cm, die dadurch dann meist dunkler braun gefärbt sind, als der Boden darunter.
Humus reguliert Feuchtigkeit und kann Nährsalze speichern und auch wieder abgeben, Humus fördert die "Krümeligkeit" von Erde, weshalb Unterboden eben sehr kompakt-betonartig sein kann, je nach Boden-Ausgangsart.
Ich hab übrigens selber mal Unterboden für eine Pflanzung genommen, keine Ahnung, was mich damals geritten hat, wahrscheinlich war er wesentlich billiger.
Jedenfalls hab ich Beete in Pflasterflächen damit füllen lassen, in die drei junge Bäume und niedrige grüne Hecken als Bodendecker sollten.
Die Hecken sind robustes Zeug, da fiel mir nicht wirklich auf, dass sie nicht gewachsen wären - aber die Bäumchen kamen gar nicht voran, über Jahre.
Irgendwann vermutete ich einen Zusammenhang mit dem Boden und fing an, kräftig mit Kompost zu düngen, das führte zu ein ganz klein bisschen mehr Wachstum, aber üppig war und ist es bis heute nicht.
Ihr könntet jetzt anfangen, jedes Jahr über mehrere Jahre Unmengen an Kompost in euren Garten karren zu lassen und einzuarbeiten, das würde langsam die Humusmenge in der obersten Schicht erhöhen und den Unterboden in Oberboden verwandeln.
Aber das würde jährliches Unterfräsen erfordern, also könntet ihr so lange nicht wirklich definitiv pflanzen.
Ihr könntet versuchen, vom Bauunternehmer ein Abtragen von 30cm Erde und ein Auffüllen mit gutem Ober/Mutterboden zu erstreiten.
Wenn der Bauunternehmer stur ist, kein schlechtes Gewissen hat, würde das wohl ein Gutachten erfordern, dass da Murks gemacht worden ist (hätte aber vielleicht den möglichen Vorteil, dass man dann eh auf Altlasten, Giftstoffe untersuchen lassen könnte, sicherheitshalber).
Dann könnte man nach dem Abtragen der obersten 30cm gleich noch schauen, ob es Verdichtungen im Untergrund gibt, die dann auch gleich beseitigt werden sollten.
Auf dem Unterboden wird es auch irgendwann so wachsen, selbst wenn ihr gar nix macht.
Aber es wird sehr lange dauern und nie wirklich üppig sein.
Vielleicht hilft euch das nicht wirklich aber - Unterboden ist ideal, um eine artenreiche Wildblumenwiese anzulegen!!
Es wäre eine Überlegung wert, wenn ihr nicht auf der ganzen Fläche Gemüse anbauen wollt, auf der Fläche, wo Rasen eigentlich hinsollte auf Wildblumenwiese umzuschwenken.
Die Blumen brauchen mageren Boden und Stellen, wo man nackten Boden sieht.