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News: Wenns noch im Frühjahr friert und schneit, ist Streit im Forum nicht mehr weit.  ::)  ;D  (Daniel - reloaded, 2013)
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|19|10|Bis auf eine Brunette, die halbseitig vertrocknet ist, sahen die Sachen bei Ankunft glücklicherweise gut aus... (Zitat aus einem Fachthread)

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Autor Thema: Auf Schmetterlingssafari im NSG Löcknitztal  (Gelesen 3332 mal)

Chica

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Auf Schmetterlingssafari im NSG Löcknitztal
« am: 29. Juni 2020, 08:54:42 »

Am letzten Montag hatten wir nach zwei Jahren Anlauf endlich beide die Zeit gefunden  :D. Der Leiter des LFA (Landesfachausschuss) Entomologie in Brandenburg und Berlin (das ist seine offizielle Bezeichnung  :o ) führte mich an die Hotspots des NSG Löcknitztal, das er wie seine Westentasche kennt. Wir trafen uns nach für mich 147 km am Bahnhof Hangelsberg, um von dort aus gemeinsam weiterzufahren. Im Verlauf einer Erdgastrasse angekommen hatte man als Entomologe das Gefühl eine Parallelwelt zu betreten, flatternde Tagfalter wohin das Auge blickte, die großen Perlmutterfalter Argynnis aglaja und adippe waren frisch geschlüpf, Scheckenfalter überall, der Baumweißling in großer Zahl, Pontia edusa, alles etwas außerirdisch. Ich bin ja von meinem Grundstück im Sommer eine große Anzahl von Flattertieren gewöhnt aber Rote-Liste-Tiere in solcher Anzahl - never! Das erste Habitat sieht völlig harmlos aus, die Gastrasse zieht sich mehr als 15 km durch die Landschaft und enthält alles, was die dort vorkommenden Arten benötigen: Viola canina am Waldrand, Thymus serpyllum (war es der?), große Bestände von Echium vulgare, Dianthus deltoides, Jasione montana, Knautia arvensis und viele andere. Die knallende Sonne und die Faltervielfalt ließen mich wie im Rausch bewegen.

 

Der Feurige Perlmutterfalter Argynnis adippe war mein erstes Fotoobjekt. In freier Landschaft fotografieren sich Schmetterlinge schwieriger als im Garten, in letzterem kehren sie oft zu den speziellen Nektarpflanzen zurück.




Und schon ging es in Richtung Wald zu den Feuchtwiesen der Löcknitz. Wieder ergab sich ein völlig harmlos erscheinendes Landschaftsbild, bei dem man im Traum nicht auf die darin verborgene Artenvielfalt an Schmetterlingen schließen würde.



Und ganz plötzlich kam ich an die Grenze meiner Tagfalterbestimmungskunst  :o  :o , Schmetterlinge, die ich nie zuvor im Leben gesehen hatte. Polyommatus semiargus, der Rotklee-Bläuling.



Brenthis ino, der Mädesüß-Perlmutterfalter.


 

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Der schönste Garten ist der, der kurz vor dem Verwildern steht.
Dr. med. Daniel Gottlob Moritz Schreber (1808-1861)

Chica

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Re: Auf Schmetterlingssafari im NSG Löcknitztal
« Antwort #1 am: 29. Juni 2020, 09:04:52 »

Sehr häufig ein für mich völlig neuer Scheckenfalter Melitaea diamina, der Baldrian-Scheckenfalter, seine Raupe frisst nicht an Valeriana officinalis sondern an einer kleineren Art, ein auffallend dunkles Tier.



Und immer wieder die großen Perlmutterfalter der Roten Liste, die ich kenne, da sie vereinzelt auch in meinem Garten fliegen Argynnis aglaja oder adippe, der Große oder der Feurige Perlmutterfalter, von oben nicht zu unterscheiden.

   

Dieser hier ein adippe.







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Zausel

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Re: Auf Schmetterlingssafari im NSG Löcknitztal
« Antwort #2 am: 29. Juni 2020, 17:04:38 »

Eine reiche Beute hast du da gemacht, Chica.    :D
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Chica

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Re: Auf Schmetterlingssafari im NSG Löcknitztal
« Antwort #3 am: 29. Juni 2020, 17:18:11 »

Ich habe noch einiges an Eindrücken, das ist nur der Anfang  ;).
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Chica

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Re: Auf Schmetterlingssafari im NSG Löcknitztal
« Antwort #4 am: 29. Juni 2020, 21:48:06 »

Warst Du schon einmal in der Gegend Zausel, bist Du nicht von da oben?

Die Flora auf der an den Feuchtebereich angrenzenden Wiese noch fast wie gewohnt: Scabiosa columbaria, Campanula patula, Geranium sp. und Dianthus deltoides,

   

 

Potentilla sp. und Rhinanthus minor, Lychnis flos-cuculi.

     

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Chica

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Re: Auf Schmetterlingssafari im NSG Löcknitztal
« Antwort #5 am: 29. Juni 2020, 21:56:58 »

Doch plötzlich bekommt die Wiese einen völlig anderen Charakter und unter den Wanderschuhen sammelt sich Wasser. Ich stehe mitten in Orchideen, Knabenkräuter mit und ohne gefleckte Blätter, Cirsium palustre, Valeriana officinalis...

   

 

Ein bekanntes Wesen, Coenonympha pamphilus, das Kleine Wiesenvögelchen, das sich dauerhaft auch in meinem Garten fortpflanzt hat offensichtlich kein Problem mit einer Feuchtwiese, kalkhaltig ist der Boden übrigens.



Bei mir steht ihm natürlich kein Orchideennektar zur Verfügung.
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Wühlmaus

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Re: Auf Schmetterlingssafari im NSG Löcknitztal
« Antwort #6 am: 30. Juni 2020, 22:34:13 »

Das ist wirklich sehr eindrucksvoll !
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WühlmausGrüße

"Das Schiff ist sicherer, wenn es im Hafen liegt. Aber dafür wurde es nicht gebaut." Paulo Coelho

Zausel

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Re: Auf Schmetterlingssafari im NSG Löcknitztal
« Antwort #7 am: 01. Juli 2020, 09:56:25 »

Warst Du schon einmal in der Gegend Zausel, bist Du nicht von da oben? ...
"Von da oben" ist sehr relativ, ich war noch nicht im Löcknitztal- vielleicht schaffe ich es irgendwann einmal.
Mir fehlt aber noch deine überschäumende Begeisterung für die Flatterlinge, Chica.
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Henriette

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Re: Auf Schmetterlingssafari im NSG Löcknitztal
« Antwort #8 am: 01. Juli 2020, 12:09:15 »

Chica, das sind wundervolle Bilder! Wir waren noch nie im Löcknitztal. Mit einer Führung ist so etwas doppelt schön.

Knabenkräuter gibt es also dort auch.
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Chica

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Re: Auf Schmetterlingssafari im NSG Löcknitztal
« Antwort #9 am: 01. Juli 2020, 20:20:14 »

Ja es war ein außergewöhnlich schöner Tag, bei einem so extrem viel beschäftigten Menschen, er koordiniert ja alle Lepidopterologen von Berlin und Brandenburg und den Rest der Entomologen auch noch, wobei die anderen "Viecher" wie meine Wildbienen nicht sein Fachgebiet sind, ist so viel persönliche Zeit ein besonderes Geschenk  :D.

Ein wunderschönes Widderchen, war es Zyganea trifolii, das Sumpfhornklee-Widderchen, in großer Zahl.

 

Polygonium bistorta überall in der Feuchtwiese.



Die Wiese wird Ende August von einer großen Anzahl Freiwilliger mit der Motorsense gemäht, eine Wahnsinnsarbeit bei den Dimensionen  :o aber anders geht es nicht ohne die Pflanzengesellschaft und die Tiere zu schädigen.

Und immer wieder Melitaea diamina, der Baldrian-Scheckenfalter, ganz leicht an seiner für Scheckenfalter auffällig dunklen Oberseite zu erkennen.

   

Ein anderer Scheckenfalter Melitaea cinxia, der Wegerich-Scheckenfalter, den hattest Du letztens im Garten Hausgeist, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Ich konnte ihn hier im Garten bisher nur einmal nachweisen.

 

Eine dritte Orchideenart, ich muss mir die Fotos noch exakt beschriften lassen, es waren so viele neue Tiere und Pflanzen, die habe ich mir nicht alle merken können.





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Chica

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Re: Auf Schmetterlingssafari im NSG Löcknitztal
« Antwort #10 am: 01. Juli 2020, 20:33:58 »

Immer wieder diese dunklen farbenprächtigen Widderchen vor dem sattgrünen Untergrund, sehr schöne Tiere. Dieses saugte an Lychnis-flos cuculi, so feucht steht diese Nelke eigentlich gern also.



Melitaea athalia, der Wachtelweizen-Scheckenfalter, wenn man ihn ganz genau betrachtet sieht man seine wundervollen hellblauen Augen  8).




Im letzten Jahr hatte ich zur Verwunderung aller Lepis drei seiner Raupen an Veronica longifolia im Garten, dieses Ehrenpreis kommt in der Fachliteratur bisher nicht als seine Futterpflanze vor. Im Löcknitztal ist seine Hauptfutterpflanze dieser Wachtelweizen, Melampyrum sylvaticum, pratense?

 

Und immer wieder Polyommatus semiargus, der Rotklee-Bläuling.

 



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Chica

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Re: Auf Schmetterlingssafari im NSG Löcknitztal
« Antwort #11 am: 01. Juli 2020, 20:46:16 »

Zwischendrin einmal den Blick gehoben und das Falterhabitat betrachtet, es sieht von weitem völlig unscheinbar aus, oder, ist aber eine wahre Schatzkiste.

     

Und dann eine weitere Art, von der ich schon viel gehört, sie aber noch nie selbst gesehen hatte Aporia crataegi, der Baumweißling. Es sind große aber extrem filigrane Tiere mit beweglichen Flügeln wie Fahnen im Wind. Diese hier im Paarungsrausch an Cirsium palustre in immer wieder neuen Figuren posend  :o  :D.

     


   
« Letzte Änderung: 01. Juli 2020, 20:54:12 von Chica »
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Chica

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Re: Auf Schmetterlingssafari im NSG Löcknitztal
« Antwort #12 am: 09. Juli 2021, 09:12:01 »

Am letzten Montag, kalendarisch zwei Wochen später als im letzten Jahr, startete ich mit meinem "Lepichef", seine genaue Funktion findet sich ordnungsgemäß im Eingangspost  8), wieder einmal eine Safari im Löcknitztal. Es ergab sich ein völlig anderer Eindruck, obwohl die Zeitverschiebung nur marginal war. Melitaea athalia, der Wachtelweizen-Scheckenfalter sollte uns den kompletten Weg begleiten. Die Tiere hatten ihre Hauptflugzeit erreicht.



Dazu kurz hinter der Straße schon die malerischste Landschaft.

 

Eine Raupe von Arctia caja, dem Braunen Bären fühlte sich von uns gestört.



Ochlodes sylvanus, der Rostfarbige Dickkopf.



Und wieder Melitaea athalia mit seinen wunderbaren blauen Augen.

   

Aber es sollten noch ganz andere Raritäten folgen.
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Chica

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Re: Auf Schmetterlingssafari im NSG Löcknitztal
« Antwort #13 am: 10. Juli 2021, 10:58:35 »

Ein paar interessante Pflanzen, wir sind hier ja in einem Gartenforum. Außerdem bestehen natürlich immer die engsten Zusammenhänge zwischen Pflanzen und Tieren, oft genug bedingen sie einander.

Jasione montana, eine beliebte Nektarpflanze für Tagfalter, sie steht auch in den Tagebauflächen überall, ein Exemplar habe ich nach Ansaat in diesem Jahr auch hier im Garten gefunden. Centaurea stoebe, ebenfalls eine Nektarpflanze für Tagfalter, später lernte ich dann noch Eucera dentata kennen, die Flockenblumen-Langhornbiene, oligolektisch auf Asteraceae spezialisiert, Flockenblumen, Disteln. Ich hole ein Männchen vom späteren Weg hierher, hat er nicht tolle grüne Augen und diese überlangen Fühler  :D.

   


Lotus ja, corniculatus nein, es ist im Feuchtgebiet Lotus pedunculatus und damit die Raupenfutterpflanze von Zygaena trifolii, dem Sumpfhornklee-Widderchen.

 
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Jule69

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Re: Auf Schmetterlingssafari im NSG Löcknitztal
« Antwort #14 am: 10. Juli 2021, 17:00:48 »

Chica:
Was für wundervolle Bilder und Dein Fachwissen, einfach toll!
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Liebe Grüße von der Jule
Es genügt nicht, mit den Pflanzen zu sprechen, man muss ihnen auch zuhören.
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