Ja, auch für mich ist es immer wieder spannend, die Zeit Revue passieren zu lassen. Ich habe zum Glück immer viele Fotos gemacht, und es gibt sogar noch einzelne Dias aus der Anfangszeit des Gartens, aber die sind alle in der großen Dia-Sammlung von meinem Vater versteckt. Mittlerweile ist es eine liebgewonnene Tradition geworden, dass wir "zwischen den Jahren" mal wieder die Leinwand aufstellen und den altersschwachen Diaprojektor aus dem Schrank kramen und das eine oder andere Magazin schauen. Ich müsste die Bilder mal gezielt durchsuchen und die Fotos einscannen - da werden dann noch mehr Erinnerungen wach...
Den eigentlichen Beginn meiner "Gartenkarriere" kann man wohl auf das Jahr 2014 verorten. Damals war ich wie schon in den Jahren zuvor im Frühling mit der Kamera im Garten unterwegs, und da die Nachbarskinder immer wieder neugierig über den Zaun spähten, lud ich sie spontan ein, mit mir eine kleine Entdeckungstour durch den Garten zu starten. Ich erzählte ihnen, wie der Garten früher aussah, und dass ich als Kind auch immer dort gespielt hatte, und dass wir im Garten von meinen Eltern einen Teich hatten, was sofort brennendes Interesse bei den beiden Mädels auslöste. "Komm, wir bauen einen Teich!", die Worte habe ich noch heute im Ohr - und ich weiß nicht, was mich damals geritten hat, aber ich willigte ein, und die Kinder schnappten sich Spaten, Schaufel und Hacke, und so fingen wir an, auf der Wiese ein Loch auszuheben.
Die Mädels waren mit Feuereifer dabei, jeder Regenwurm wurde freudig begrüßt und vorsichtig gerettet, und so war ein paar Stunden später schon ein ordentliches Loch entstanden. Ich erinnerte mich daran, dass ein Bekannter von mir schon seit Jahren ein altes Teichbecken im Garten herumliegen hatte, also fragte ich ihn, ob er das noch brauchen würde. "Du kannst es gleich abholen, wenn Du willst!", meinte er - gesagt, getan, ich fuhr bei der nächsten Gelegenheit bei ihm vorbei, und wir bugsierten das Becken gemeinsam ins Auto, dazu noch ein paar Steine, die auf einem Haufen herumlagen. Natürlich war noch weitere Buddelei angesagt, aber bald passte das Becken in das ausgegrabene Loch.
Ich machte einen Ausflug ins Gartencenter, um ein paar Teichpflanzen zu besorgen, auch die Mädels hatten ihre Mama bekniet, und so kamen sie ebenfalls voller Stolz mit einer Pflanze wieder, welche wir sodann gemeinsam einpflanzten. Da mein Garten am Hang liegt, war es nicht möglich, das Becken komplett eben einzubauen, aber ich dachte mir, dass ich so gleich einen definierten Überlauf habe, falls es mal zu viel regnen sollte. Mit den Steinen drumherum sah es auch gleich viel schicker aus, nur hier und da schaute noch das schwarze Becken hervor. Ich buddelte noch ein paar Pflanzen aus dem Garten aus, ohne zu wissen, was das eigentlich genau ist, und setzte sie rundherum um den Steinwall.
Wie es der Zufall so wollte, hatte ALDI zu der Zeit ein "Seerosen-Startset" im Angebot, ein kleines Rhizom, ein Pflanzkörbchen, eine Tüte Lehmerde, ein Säckchen Kieselsteine mitsamt einer Anleitung für 3,49 €. Die perfekte Ergänzung für den Teich also, und so pflanzte ich die Seerose in das Körbchen, stapelte ein paar Pflastersteine ins Teichbecken und stellte den Korb darauf. Schon bald darauf entwickelten sich die ersten Blätter, ich hätte nicht gedacht, dass aus dem nichtssagenden, daumenlangen Wurzelstück etwas werden würde! Mit den Kindern zog ich los, um im nahegelegenen Weiher ein paar Kaulquappen zu fischen, erst später las ich, dass das eigentlich verboten ist, weil alle Amphibien streng geschützt sind. Aber gut, ich denke nicht, dass wir die dortige Froschpopulation beeinträchtigt haben...
Im Garten blühte derweil wieder ein Meer aus Gänseblümchen und Löwenzahn, und so langsam wuchs das Interesse, die Namen der anderen Pflanzen kennenzulernen. Die grasartigen Büschel entpuppten sich als gelbe Taglilien, und auch zwei Stücke Goldfelberich hatte ich abgestochen. Dazu gesellte sich das im Gartencenter erstandene Pfennigkraut, nur die gelbe Sumpfschwertlilie wollte nicht blühen. Sie hat in all den Jahren auch nie geblüht, sondern immer nur Blätter getrieben, ich weiß nicht, ob der Standort nicht passt, oder ob es irgendeine andere Pflanze ist. Die Seerose entwickelte sich jedenfalls prächtig, ich konnte das Körbchen nach und nach absenken, und im Juni erschien die erste Blüte.
Wasserläufer und Rückenschwimmer waren die ersten Tiere, welche den Teich besiedelten, schon nach einigen Tagen waren die ersten da. Das anfänglich trübe Wasser klärte sich schnell, und es stellte sich immer mehr Leben ein. Auf den Blättern der Seerose landeten Feldwespen, um dort zu trinken, die Kaulquappen schwammen munter umher und weideten die sich bildenden Algen ab, und bald darauf stellten sich auch die ersten Libellen ein und legten ihre Eier an die Pflanzenteile. Seit dieser Zeit überwintern dort jedes Jahr mehrere Libellenlarven, auch von großen Libellen, und ich kann immer wieder welche beim Schlupf beobachten. Die Kinder kamen noch oft in den Garten und entdeckten immer wieder etwas Neues.
Auch meine Gartenlust war nachhaltig geweckt, und im Kopf formten sich die ersten konkreten Pläne, wie ich diese Wildnis nach und nach wieder freilegen könnte, denn einige durchsetzungsfähige Stauden wie Goldfelberich, Taglilien, Goldruten, Astern und Co. kamen zwar auch ohne Pflege jedes Jahr wieder, aber es gab auch immer wieder längere Phasen, in denen fast nichts blühte. Vor allem das Unkraut feierte fröhliche Urstände, und im Mai/Juni machte hohes Gras an allen Ecken und Enden die Aufenthalt für mich als Heuschnupfengeplagter den Aufenthalt im Garten zur Qual. Der Sommer neigte sich dem Ende entgegen, und ich erfuhr, dass die Nachbarn bald wegziehen würden, so dass sich im Spätherbst eine ziemlich melancholische Stimmung breit machte. Aber die vielen schönen Erinnerungen festigten den Entschluss, sich voll und ganz diesem Garten zu widmen.
(Fortsetzung folgt)