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Autor Thema: F1-Hybride oder Samenfestes Gemüse????  (Gelesen 8390 mal)

brennnessel

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Re:F1-Hybride oder Samenfestes Gemüse????
« Antwort #15 am: 11. Juli 2005, 18:08:35 »

Geh, Kartoffel, hab doch keine Tricks dabei!
Tomatensamen zum Weitergeben kommen ein paar Tage in einen Becher mit Wasser, bis sich so eine Art Schimmelrasen zu bilden anfängt. Dann wird das unter fließendem Wasser durch ein Sieb gewaschen und luftgetrocknet. Niemals Namensschildchen vergessen oder verwechseln 8) !
für den Eigengebrauch streiche ich die Samen auf ein saugfähiges Papier und lasse es gut trocknen.
Salatsamen: Salat auswachsen lassen und ie reifen Samen sammeln...
Kürbis: einfach Samen herausnehmen, abwaschen und trocknen. Verkreuzen sich leicht, daher nur für Eigengebrauch oder Freunde, denen das egal ist....
Bohnen: auslösen und lufttrocknen. Feuerbohnen verkreuzen sich leicht.
LG Lisl
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Re:F1-Hybride oder Samenfestes Gemüse????
« Antwort #16 am: 12. Juli 2005, 00:19:22 »

Nun muß ich aber doch mal eine Lanze für F1-Saatgut brechen. Ich nehme gerne einige F1-Sorten, schon alleine damit ich einen Vergleich habe. Wie soll ich denn sonst wissen, ob die 'Heirlooms' tatsächlich so viel aromatischer sind als 'moderne' Sorten...?

Bei Mais habe ich eine 'Superweet'-F1 Sorte. Angeblich bekommt man den mit konventionellem Saatgut gar nicht so süß hin. Und noch wichtiger: Normalerweise hat man bei Zuckermais nur ein sehr enges Erntefenster, in welchem er schmeckt. Danach wird der Zucker sehr schnell in Stärke umgewandelt. Bei den 'Supersweet'-Sorten sollte diese Umwandlung verzögert sein. Wichtig für mich, da ich nicht jeden Tag in den Garten komme.

Bei den Kürbissen habe ich diesmal u.a. einen 'Tetsukabuto F1'. Eine Kreuzung aus zwei verschiedenen Kürbisarten (C. moschata und C. maxima), von der ich bezüglich Geschmack und Robustheit wahre Wunderdinge gelesen habe. Wir werden sehen...

Die Tomaten sind u.a. mit 'Gourmet F1' und 'Serafino F1' vertreten. (Von Serafino F1 hatte ich auch schonmal Samen geerntet und mind. eine Pflanze nachgezogen: sie sah der 'Serafino F1' ziemlich ähnlich, die Früchte wären nur noch etwas spitzer.


Man sollte sich außerdem klar machen, was 'F1-Sorte' wirklich heißt. Ich habe jahrelang dazu gebraucht, und vielleicht habe ich es immernoch nicht korrekt erfasst.
Das Ausgangsmaterial, die Eltern, für eine F1-Sorte müssen reinerbig sein. Man nimmt nicht einfach zwei Pflanzen und kreuzt sie miteinander, nein, sie werden erst einige Generationen lang per Inzucht 'gereinigt'. Inzucht hat ein schlechtes Image, weil dabei Erbkrankheiten auftreten und die Inzuchtlinien als schwächlich gelten. Das stimmt auch im Prinzip, aber bei Pflanzen leistet man sich das, was man bei Haustieren z.B. eher nicht so gerne möchte: Man erzeugt einfach tausende Inzucht-Nachkommen und wirft alle weg, die irgendwelche kleinen oder größeren Fehler zeigen. Die ganzen verdeckten 'Erbkrankheiten' (die sonst überall drin sind, auch bei uns Menschen) treten so zutage und können aussortiert werden.

Wenn man nun diese beiden reinerbigen Linien miteinander kreuzt, dannerhält man die berühmt-berüchtigte F1-Generation. Sie zeigt eine Kombination der Eigenschaften beider Elternlinien, und wenn die Züchter die richtigen ausgesucht haben, dann zeigen sie vor allem eine Kombination der guten Eigenschaften.

Niemand hindert uns daran, von der F1-Generation wieder Samen zu nehmen. Die Nachkommen, die F2-Generation wird zwar nicht mehr so einheitlich sein wie die F1-Generation, sie spaltet auf, aber es sind z.B. immernoch Tomaten. Und das Erbgut ist allgemein immernoch überdurchschnittlich gesund. Es können jetzt zwar auch wieder weniger erwünschte Eigenschaften zutage treten, aber normalerweise waren in der Elterngeneration schon recht brauchbare Eigenschaften ausgewählt.

Durch eigene Weitervermehrung und Auslese über wenige Generationen hinweg kann man aus solchen F1-Hybridnachkommen auch wieder samenfeste Sorten 'züchten'.

Außerdem sollte man eines nicht vergessen: Ohne Auslese baut jede Art und jede Sorte (egal ob Tier oder Pflanze) ab, verschlechtert sich langsam. In der Natur ist es halt so, daß von tausenden Samen oder von dutzenden Tieren nur wenige zur Fortpflanzung gelangen. Im Durchschnitt sind das die mit den gesünderen Genen. Ein Gärtner, der immer nur von einer Tomatenpflanze ein paar Samen abnimmt und davon die Pflanzen im nächsten Jahr zieht, betreibt keinerlei Auslese, und die Sorte wird mit der Zeit schwächer werden. Es kann sein, daß es Jahrzehnte dauert, bis sich das bemerkbar macht, aber der Effekt ist da. Deshalb sollte man darauf achten, immer nur von den besten Pflanzen Samen zu nehmen.

Bei Salat z.B. nicht etwa von den Pflanzen, die zuerst schossen (auch wenn man es gerne täte, weil man die eh nicht mehr als Kopf ernten kann), sondern von denen, die erst sehr spät zur Blüte gelangen. Denn sonst 'züchtet' man mit der Zeit einen Salat, der eher früh blüht, und das will man nicht.
Auch bei anderem Gemüse: nicht von denen die Samen ernten, die sowieso 'übrig' sind (z.B. weil diese oder jene Kohlpflanze immer zu mickrig zum Ernten schien), sondern immer die allerbesten, schönsten, gesündesten, schmackhaftesten für die Samengewinnung verwenden. Auch wenn es weh tut, daß man auf sie beim Essen verzichten muß.
« Letzte Änderung: 12. Juli 2005, 00:23:45 von Re-Mark »
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haweha

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Re:F1-Hybride oder Samenfestes Gemüse????
« Antwort #17 am: 12. Juli 2005, 00:48:39 »

Wenn man nun diese beiden reinerbigen Linien miteinander kreuzt, dann erhält man die berühmt-berüchtigte F1-Generation. Sie zeigt eine Kombination der Eigenschaften beider Elternlinien, und wenn die Züchter die richtigen ausgesucht haben, dann zeigen sie vor allem eine Kombination der guten Eigenschaften.
Ich ergänze dazu noch, ganz wichtig: Nicht nur eine Anhäufung positiver Erbanlagen, sondern zusätzlich ein sog. Heterosis-Effekt. Dieser Effekt geht in den folgenden Filialgenerationen wieder unter, und DAS ist das geschäftlich so Attraktive dabei... ::)

Liebe Grüße
Hans-Werner
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fisalis

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Re:F1-Hybride oder Samenfestes Gemüse????
« Antwort #18 am: 12. Juli 2005, 08:42:16 »

Die Vorteile von Hybridsaatgut sollen nicht wegdiskutiert werden. Sie sind aber momentan. Wer nachhaltig Kulturen anbauen will, wird danach streben, eigenes, an das Lokalklima angepasstes Saatgut erzeugen zu können. Dass sich heute viele Landwirte in die Abhängigkeit der Agrokonzerne begeben (müssen), und letztlich nichts anderes mehr sind als Firmenangestellte, ist die Kehrseite der auf höhere Erträge zielenden Zuchtbemühungen. Wie bei der Gentechnologie (Hybridzüchtung gehört nicht dazu) stellt sich auch die Frage nach dem Einfluss der f1-Pflanzen auf die Umwelt. Schliesslich sind f1-Früchte zwar oft grösser, aber auch weniger aromatisch als die "natürlicher" Pflanzen. Der Trend geht aber zumindest in den reichen Ländern zu Recht wieder Richtung gehaltvolles, aromatisches Gemüse und Obst. Bei Hybridzüchtungen im Tierbereich stellt sich zudem eine ethische Problematik.
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Re:F1-Hybride oder Samenfestes Gemüse????
« Antwort #19 am: 12. Juli 2005, 10:25:51 »

Die Vorteile von Hybridsaatgut sollen nicht wegdiskutiert werden. Sie sind aber momentan. Wer nachhaltig Kulturen anbauen will, wird danach streben, eigenes, an das Lokalklima angepasstes Saatgut erzeugen zu können.

In der Theorie richtig, in der Praxis wird 'Anpassung an das Lakalklima' nur in seltenen Fällen eine Bedeutung haben. Es dauert mehrere Generationen, um eine Sorte an das Lokalklima anzupassen. Aber da das Lokalklima zwar im Durchschnitt anders sein mag, als das Lokalklima von jemand anders in der gleichen Klimazone, jedoch starken Schwankungen unterworfen ist, ist die nötige Auslese nur sehr schwer möglich. Bei den meisten Obst- und Gemüsearten dürfte der Vorteil gegenüber einer universell guten Sorte (später Austrieb, gesund, Schlechtwettertolerant, guter Geschmack,...) nicht feststellbar sein.

Viele von uns hier bauen zwar 'alte Lokalsorten' an, aber hey: diese Sorten sind eh nicht unsere Lokalsorten, sondern sind wenn überhaupt an andere Lokalitäten angepasst.

Zitat
Dass sich heute viele Landwirte in die Abhängigkeit der Agrokonzerne begeben (müssen), und letztlich nichts anderes mehr sind als Firmenangestellte, ist die Kehrseite der auf höhere Erträge zielenden Zuchtbemühungen.

Da sind wir ausnahmsweise mal einer Meinung. Wer sich mal ausführlich über das informiert, was Monsano & Co schon jetzt erreicht haben und durchsetzen wird entsetzt sein.
Im Gartenbereich wage ich aber zu behaupten, daß ich mich in niemandes Abhängigkeit begebe, wenn ich mal ein paar F1-Sorten von Tomate, Salat, Mais, Gurke oder Kürbis anbaue.

Zitat
Wie bei der Gentechnologie (Hybridzüchtung gehört nicht dazu) stellt sich auch die Frage nach dem Einfluss der f1-Pflanzen auf die Umwelt. Schliesslich sind f1-Früchte zwar oft grösser, aber auch weniger aromatisch als die "natürlicher" Pflanzen.

Sorry, aber das mir falsch zu sein. Es kann natürlich sein, daß die eine oder andere F1-Tomate weniger aromatisch ist, einfach weil sie hauptsächlich auf Aussehen und Transportfähigkeit gezüchtet wurde und das Aroma dabei aus Zeit- und Geldgründen kein primäres Auswahlkriterium war. Armes Aroma ist aber keine Eigenschaft der F1-Hybridzüchtung.
Und der Einfluß au die Umwelt ist nicht größer als bei jeder anderen Kultursorte auch.

Zitat
Der Trend geht aber zumindest in den reichen Ländern zu Recht wieder Richtung gehaltvolles, aromatisches Gemüse und Obst. Bei Hybridzüchtungen im Tierbereich stellt sich zudem eine ethische Problematik.

Das ist Ansichtssache. Mir fällt im Augenblick aber keine F1-Tierrasse ein. Habe mich aber auch nicht mit dem Markt für Nutztiere beschäftigt.


@Hans-Werner: Der Heterosiseffekt gehört zu den Dingen, die ich bisher eher grob verstanden haben. Auf keinen Fall gut genug, um ihn ausführlich zu erklären. Soweit ich weiß verschwindet er in der F2-Generation aber nicht plötzlich und komplett, sondern läßt nach. Und dann hätte man immernoch 'normalgute' Pflanzen mit einem etwas überdurchschnittlichen Erbgut.

Bei den Kürbissen werde ich es sicher versuchen, mir aus einer F1-Sorte im Laufe der Jahre meine eigene samenfeste Sorte auszulesen. Aber wahrscheinlich nicht gerade beim Tetsukabuto, der ist ein spezieller Fall...
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fisalis

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Re:F1-Hybride oder Samenfestes Gemüse????
« Antwort #20 am: 12. Juli 2005, 11:01:32 »

Als Hobbygärtner begibt man sich schon nicht wirklich in Abhängigkeit zu Monsanto etc., aber man unterstützt eben doch einen grundsätzlich falschen Weg, nämlich den, der über die Patentierung von allem, was sich irgendwie zu Geld machen lässt, die Mehrheit der am Pflanzenbau Interessierten (also auch uns Hobbygärtner) von wesentlichen Entscheidungsprozessen ausschliesst. Ginge es nur um Hybridisierung, wäre das ev. noch hinnehmbar; heute gehts aber um Erfolg oder Misserfolg der GMO, und da kommt auch uns Hobbygärtnern eine nicht zu unterschätzende Veranwortung zu. Wirkliche Nachteile von samenfestem Gemüse im Hobbybereich sind bisher nicht genannt worden.
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Re:F1-Hybride oder Samenfestes Gemüse????
« Antwort #21 am: 12. Juli 2005, 11:18:16 »

Samenfestes Gemüse ist doch auch patentierbar (eher: Sortenschutz). Und wenn du das nachbaust, dann verletzt du irgendwelche 'Intellectual Properties', bei F1-Gemüse kann dir das nicht passieren (es sei denn, es enthält patentierte manipulierte Gene, aber das ist hier nicht Thema!), da es ja aufspaltet...

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fisalis

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Re:F1-Hybride oder Samenfestes Gemüse????
« Antwort #22 am: 12. Juli 2005, 11:26:42 »

...und i.d.R. unbrauchbar wird, worauf ich wieder neues kaufen muss, beim Patentinhaber. Aber zugegeben, soo gross ist der Unterschied vielleicht doch nicht. Die Abneigung mag mehr gefühlsmässig sein.
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Re:F1-Hybride oder Samenfestes Gemüse????
« Antwort #23 am: 12. Juli 2005, 11:32:26 »

Warum sollte es unbrauchbar sein, nur weil es in einigen Eigenschaften wieder aufspaltet? Die Früchte werden uneinheitlich, ok, aber das stört bei Lokalsorten doch auch nicht? Sicher, es kommt auf den Einzelfall an, bei einigen macht es wohl wirklich keinen Sinn, F1-Sorten nachzubauen.

Ich will ja auch nicht hauptsächlich F1-Gemüse anbauen. Die meisten meiner Tomaten sind samenecht. Aber als Vergleich finde ich es wichtig, und als 'Blutauffrischung' bei den selbstvermehrten Sorten kann es eben auch dienen (im Gegensatz zu der Legende, daß man von F1-Sorten keine Samen nehmen könnte).

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Nicole.

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Re:F1-Hybride oder Samenfestes Gemüse????
« Antwort #24 am: 12. Juli 2005, 13:52:04 »

An Nicole:
24 Sorten Tomaten, is ja schon was. Immer nur eine Pflanze pro Sorte oder mehrere?
Gewinnst du dein Saatgut für nächstes Jahr selbst oder bestellt du es wieder?

Zur 1. Frage: ich habe 2-3 Pflanzen pro Sorte selbst behalten. Okay, von der Roma hab' ich gleich fünf (will ja viel Bolognesesauce einkochen und einfrieren! ;) ) und von der Tigerella vier behalten (die Frucht fand ich so schön auf Fotos, mal sehen, wie sie bei mir wird).
Ausgesät hatte ich über 200 Samen, die auch fast alle super angekommen sind. Die Pflanzen, die ich "zuviel" hatte, habe ich verschenkt.

Zu 2.: Ich werde mein Saatgut für nächstes Jahr selbst gewinnen (übrigens auch von den Hybriden, muss es doch mal testen, wie die Früchte dann im nächsten Jahr werden). Und ich hoffe auf tolle Sorten von anderen Forumsmitgliedern, gerne auch im Tausch mit meinen, falls die nicht eh schon jeder hat/hatte... :D
Dann werde ich mir noch das Sortenbuch von Herrn Bohl besorgen und evt. dort bestellen.
Hybriden werde ich jedenfalls nicht wieder kaufen.

Liebe Grüße
Nicole
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Erst unser Mitgefühl für andere Geschöpfe macht uns Menschen zu Menschen!
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Kartoffel

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Re:F1-Hybride oder Samenfestes Gemüse????
« Antwort #25 am: 12. Juli 2005, 20:27:26 »

Hallo an alle

Wie ich sehe wurde fleissig geschrieben und diskutiert.
 
F1-Hybride oder Samenfeste Sorten? Ich denke mir dass es eine reine persönliche Einstellung ist, auf was man Wert legt im Garten.
Alle Richtungen haben ihre Vor- aber auch ihre Nachteile.
Das sollte man nie vergessen.
Doch die heutige massenhafte Verbreitung von Hybrid Sorten, hat meiner Meinung nach einen sehr ernstzunehmenden "Nachteil".
Die Züchtung einer "Supersorte" pro Gemüseart.
Vor wenigen Jahrzehnten war beim Reis zb: ein Sortenspektrum von über 2000 Sorten im Anbau. Dies ist bis heute auf ca 200 Sorten geschrumpft. Doch es wird weitergehen. Mittels Hybriden und der Gentechnik will man versuchen die Sortenvielfallt auf 2-3 Stück zu begrenzen.
Die neuen "Supersorten" mögen villeicht in vielen Punkten super sein, aber die Natur hat ihren eigenen Willen. Das heisst, dass sich die Umweltbedingungen (ob mit oder ohne Mensch), sich manchmal zum negativen wenden, für eine bestimmte Sorte. Falls der Mensch dann keine geeigneten Mittel besitzt, um die Sorte zu erhalten, wird sie aussterben.
Mit anderen Worten. Wenn wir die genetische Vielfallt so reduzieren, dass nur noch ein gewisses Erbmaterial rest bleibt, kann es sein, dass es plötzlich Weltweit zu einem Gau kommt, der eine Sorte binnen kürzester Zeit dahinrafft. Wenn kein neues Erbmaterial aus anderen Sorten zur Verfügung steht, hat man keine Möglichkeit sich den neuen Umweltbedingungen anzupassen. Die Ausfälle werden riesig sein, da die Sorte ja weltweit angebaut wird, und es nur sehr wenige Ersatzsorten noch geben wird, die von den neuen Umweltbedigungen nicht betroffen sind.
Was für ein Schreckenzenario, bei Lebensmittel.
In England war eine weisse Schmetterlingsart, die sich durch ihre weisse Farbe auf Birken vor ihren Feinden versteckt hat und fast immer verschont blieb. Doch durch den massiven Kohleabbau in verschiedenen Gegenden, wurden die Birkenschalen schwarz.
Ihr könnt euch vorstellen, was dies für die weissen Schmetterlinge bedeutet hat. Die extreme Anpassung an eine Sache wurde ihnen zu Verhängnis. Jeder Fressfeind konnte die weissen Schmetterlinge schon von weitem auf den verrussten und geschwärzten Birken erkennen.
Genau diese extreme Selektion auf einige Sorten, und die extreme Anpassung an wirtschaftliche Intressen, wird den Hybriden, den ganzen gentechnisch Lebewesen eines Tages in irgendeiner Form zum Verhängnis werden.
Beim globalen Anbau, kann man sich leicht vorstellen, was dies für Konsequenzen haben wird.
Wer dann für den wirtschaftlichen Schaden haftbar ist, wird wohl in den Sternen stehen?

Natürlich dreht sich die Welt nicht in entgegen gesetzter Richtung, wenn man die eine oder andere Hybride einsetzt. Hybriden können unsere Sortenvielfallt erhöhen, wenn auch nur solange wie man sie nachzüchtet.
Wie gesagt, es gibt immer Vor- und Nachteile. Die Vorteile sind im Prinziep ohne Risiko. Doch die Nachteile sollte man stets sehr sorgsam und ernsthaft überwachen und kontrollieren. Sie können sehr leicht und schnell zu einer Plage werden, die man nicht mehr so leicht los wird.

Also an uns allen die Vorteile auszukosten und uns wenigstens den ein oder anderen Gedanken über die Nachteile zu machen.

Ich glaube dann können F1-Hybriden und Samenfeste Sorten friedlich nebeneinander gedeihen.

Gruss Kartoffel :D
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"Am Ende werden diejenigen über die Welt regieren, welche sich die Macht über unser Saatgut angeeignet haben."
Zitat Gerhard Bohl

fisalis

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Re:F1-Hybride oder Samenfestes Gemüse????
« Antwort #26 am: 13. Juli 2005, 08:32:07 »

Das ist wohl der wichtigste Punkt, Kartoffel, der Erhalt bzw. die Rettung der Sortenvielfalt. Bohl, Pro Specie Rara und andere bemühen sich ja drum, und wir Hobbygärtner können einen bescheidenen Beitrag leisten, wenn wir alte und bewährte Sorten anbauen und vermehren. Was mich dabei ärgert ist die Tatsache, dass es die Grossunternehmen sind, die da profitgeil auf 2-3 Reissorten hinzüchten, und wenns dann schief läuft, wird mühsam mit Spendengeldern von Idealisten der ursrprüngliche Zustand wieder hergestellt. Ist ja grad auch beim Obst so. Nur dank diesen Liebhabern sind wir heute - wieder - in der glücklichen Lage, unter vielen Sorten auswählen zu können. So gesehen spricht zumindest ideel einiges gegen Hybridsaatgut.
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Mutabilis

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Re:F1-Hybride oder Samenfestes Gemüse????
« Antwort #27 am: 13. Juli 2005, 09:07:39 »

Aber gerade der Schmetterling wurde uns in der Schule so beigebracht: Der weisse wurde durch die Luftverschmutzung gut von den Fressfeinden erkannt, dunklere Ausprägungen nicht, so dass sich die, angepasst an die neuen Umweltbedingungen, durchsetzten. Jetzt, mit saubererer Luft, dürfte die weisse Ausprägung wieder Oberwasser haben.

Trotzdem gebe ich Dir Recht: Das Verschwinden der Vielfalt kann ein Problem werden, und vor allem finde ich es schade, dass so viele Unterschiede verschwinden. Ich sehe zwar, dass man nicht alles erhalten kann, dafür wird auch zu viel neugezüchtet, aber diese Reduzierung auf wenige Sorten ist ein Verlust.
Ich habe so ein Beispiel mit Reis im Kopf (hab ich es hier in einem anderen Thread gelesen?): Eine gut angepasste "alte" Sorte wurde gegen eine neue, ertragreichere Sorte mit neuen Anbaumethoden ersetzt. Der Ertrag stieg in den ersten Jahren, ging dann aber rapide zurück. Durch die neuen Methoden, änderte sich auch die Gesellschaftsstruktur. Man ging dann doch wieder zurück zur alten Methode und alten Sorte, die eben nicht nur an das Klima, sondern auch an das Leben der Menschen besser angepasst war (und die gleichmässige Erträge brachte).
« Letzte Änderung: 13. Juli 2005, 09:34:46 von Mutabilis »
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Pimienta

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Re:F1-Hybride oder Samenfestes Gemüse????
« Antwort #28 am: 13. Juli 2005, 09:14:54 »

Das ist wohl der wichtigste Punkt, Kartoffel, der Erhalt bzw. die Rettung der Sortenvielfalt. Bohl, Pro Specie Rara und andere bemühen sich ja drum, und wir Hobbygärtner können einen bescheidenen Beitrag leisten, wenn wir alte und bewährte Sorten anbauen und vermehren.

Reicht das denn aus, um die Sortenvielfalt zu erhalten ? Wie stellt ihr sicher, das die Sorten sich nicht verkreuzen ?

Ich versuche es bei meinen Chillies ja auch, aber es geht nicht immer gut. Ich könnte beim Tausch der Samen nur für 2 - 3 Sorten einigermassen sicher behaupten, dass sie sich nicht verkreuzt haben ::)

Gibt es eine sichere Methode für Hobbygärtner, sortenreines Saatgut zu gewinnen ?
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Kartoffel

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Re:F1-Hybride oder Samenfestes Gemüse????
« Antwort #29 am: 13. Juli 2005, 20:07:02 »

Hallo an alle

Fleissig fleissig schreiben sie hier im Forum. Wie mir scheint, habe ich da ein interessantes Thema aufgegriffen.

@Pimienta und alle anderen natürlich auch ;)
Du fragst ob es ausreicht, Sorten und Arten zu erhalten, wenn man sie nur noch bei speziellen Organisationen und oder vereinzelt beim Hobbygärtner findet?
Sehr gute Frage, die du da stellst. Und, so glaube ich schwierig zu beantworten.
Jede Sorte und jede Art behält im Laufe von vielen Generationen ihre entscheidenden Merkmale. Diese machen eben jede Sorte und Art, so einzigartig.
Jedoch belässt die Natur mit ihren wechselnden Umweltbedingungen, es nicht dabei ein einmal erfolgreiches Konzept, bis in alle Ewigkeit unverändert zu lassen.
Das heisst, dass jede Sorte sich, auch bei festen Merkmalen, sich doch von Generation zu Generation, durch die wechselnden Umwelteinflüsse, immer stetig verändert.
Veränderung will nicht bedeuten, dass die speziellen Merkmale sich komplett in etwas anderes umwandeln. Unter Umständen wäre es ja dann eine neue Sorte die da entstanden ist.
Das was ich versuche auszudrücken ist, dass jedes Lebewesen sich seiner natürlichen Umwelt immer ein wenig besser versucht anzupassen, als vorher bestimmt war. Das betreffende Lebewesen, verändert sich nicht unbedingt radikal, bekommt aber durch verschiedene Einflüsse leichte Abweichungen von der "Norm", die sich positiv auf das betreffende Lebewesen, oder Sorte auswirken.
Die Sorten mit ihren speziellen Merkmalen, passen sich also in unterschiedlichen Klimas und Umweltbedingungen, unterschiedlich an. Ob man hier von einer neuen Sorte oder Art schon sprechen kann, ist so nicht ganz klar zu beantworten.

Falls man nun alte Sorten nur mehr auf wenigen Stellen anbaut, geht die Vielfallt an Veränderungen durch unterschiedliche Klimas, u.s.w. verloren. Die kann man nicht ersetzen.
Die Ausgangssorten, also die "Basis"-Sorte, kann man so mehr oder weniger gut erhalten. Ob dies aber alles ist, was wir erreichen wollen???

Heute versucht man uns einzureden, dass wenn man in speziellen Genbanken Arten und Sorten konserviert, diese auch noch in tausend Jahren, wenn sie villeicht schon in der freien Umwelt ausgestorben sind, wieder neu beleben kann.

Das mag wohl so sein. Aber, und das sollte man sich klar vor Augen halten. Eine Art oder Sorte, die man 100 oder 1000 Jahre in einer Genbank konserviert und von der natürlichen Umwelt abschottet, wird sich sehr schwer tun, nach so langer Zeit, in eine völlig neue, unbekannte und vor allem unangepasste Umwelt zu gelangen.
Ob diese Arten und Sorten, die sich villeicht bis dahin drastisch veränderten Umweltbedigungen noch standhalten, ist mehr als fraglich??
Ein grosses Risiko was wir mit dem konservieren in Genbanken da auf uns nehmen. Und dies leider nur aus wirtschaftlichen Gründen.

Konservieren ist ja schön und gut. Aber warum erhalten wir nicht einfach die heute bestehenden Arten und Sortenvielfalt????
Glaube dies ist leichter zu bewerkstelligen, als Arten aussterben zu lassen, um sie dann im "Frankensteinischen" Labor ;D , wieder auferstehen zu lassen.

Spass beiseite.
Es wird glaube ich ein Problem sein, die vielfälltigen und oft sehr nützlichen Veränderungen die unsere wechselnden Umwelteinflüsse mit sich bringen, auf wenigen Stellen nachzuempfinden.

Nichtsdestotrotz, sollten wir versuchen unseren kommenden Generationen zumindest etwas von unserer heutigen Sortenvielfallt zu erhalten. Glaube das wäre schon ein entscheidender und positiver Ansatz, den jeder im eigenen Garten leicht bewerkstelligen kann.

Was die Verkreuzungen anbelangt, so wie die Saatgutgewinnung bei Gemüse, muss ich mal ausnahmsweise passen. :( :(
Da bin ich selber noch extremer Anfänger.
Hab aber hier im Forum schon einen Aufruf an alle gemacht, mir Tipps und Tricks über die Saatgutgewinnung bei Gemüse zu schreiben.
Kannst ja mal dort nachschauen. Pimienta. Sind schon einige Antworten eingetroffen.

Hoffe es werden aber noch mehr Antworten zu dem Thema ;)

Freue mich schon auf die nächsten Artikel die ihr hier schreibt.


Ganz lieben Gruss von der Kartoffel. ;D ;D ;D
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Zitat Gerhard Bohl
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