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News: Mit kleinen Jungen und Journalisten soll man vorsichtig sein. Die schmeißen immer noch einen Stein hinterher. (Konrad Adenauer)
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News: Mit kleinen Jungen und Journalisten soll man vorsichtig sein. Die schmeißen immer noch einen Stein hinterher. (Konrad Adenauer)

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|12|5|Es bleibt einem jeden immer noch soviel Kraft, das auszuführen, wovon er überzeugt ist. (Johann Wolfgang von Goethe)

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Autor Thema: Selbst ist die Tilia  (Gelesen 4272 mal)

Iris

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Re:Selbst ist die Tilia
« Antwort #15 am: 13. Juli 2004, 23:53:06 »

Ich glaube kaum, dass es sich um ein "bewusste" Handlung der Linde gehandelt hat. Eher der Zufall, dass ein Schössling, wie sie Linden ja gerne aus dem Fuß des Stammes treiben, so nahe am Stamm hochwuchs, dass beide verwachsen konnten. Ähnliches kennt man ja auch von verschiedenartigen Bäumen, wenn sich am Fuß ein Sämling anderer Art breit gemacht hat, sich womöglich am Stamm "wundgescheuert" und dann durch Überwallung der Rinde vereinigt hat.

Als immerhin halbherzige Naturwissenschaftlerin glaube ich natürlich auch erst mal nicht daran, dass Lindentriebe Augen haben, die gezielt austreiben. Sie folgen natürlich ungezielt nur ihrem Trieb ;). Aber es bleibt mir dennoch ein Rätsel. Denn deine "Wundscheuertheorie" ist unlogisch wenn man weiss, dass "lebendes" Pflanzengewebe nicht mit Rinde verwachsen kann (wie du es schreibst), sondern nur Kambium auf Kambium verwächst. Und das verringert doch die Verwachsungswahrscheinlichkeit unseres unschuldig untaxischen Lindentriebes bedenklich. Hinzu kommt, dass du oben davon schreibst, dass man "Ähnliches ja auch von verschiedenartigen Bäumen (kennt)". Und das wäre doch dann ein noch größerer Zufall bei einem Phänomen, was an sich schon nur sehr zufällig entstünde. Und wenn es des Zufalls zu fiel äh: zu viel wird, dann fängt ein halbwissenschaftlicher Mensch wie ich an, den Zufall in Frage zu stellen. Keine Angst, ich will dich nicht zu Fall bringen, noch esotherike ich jetzt hier rum ::). Aber es muss mir auch niemand erzählen, dass Bäume nicht bewundernswert sind ;). Ich lass das einfach mal so offen stehen und sammel Infos. Zum Beispiel jetzt von dir, Hortu: Welche Bäume sind das, von denen "man" (also ja nicht ich) solche Dinge schon beobachtet hat?

@brennessel: toll, so ein Riesenbaum, der trotzdem seine Wunde noch zu verschließen sucht. Werde versuchen, mir an dem Verhalten ein Beispiel zu nehmen.

Liebe Grüße
Iris
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brennnessel

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Re:Selbst ist die Tilia
« Antwort #16 am: 14. Juli 2004, 07:14:27 »

Hier war es früher üblich, an den Ecken Bauernhäuser (Vierkanthöfe) Linden (oder auch Kastanienbäume) als Schutzbäume zu pflanzen. Vereinzelt stehen deshalb noch solche wunderbare Riesenbäume mit manchmal 1 1/2m Stammdurchmesser. Leider mussten viele von ihnen in den letzten Jahren der Technisierung weichen.
Solch ein Lindenbaum stand auch bis vor wenigen Jahren an unserem Nachbarhaus. Es wurde von Generation zu Generation überliefert, dass er einmal aus Dankbarkeit für die Errettung eines Kindes aus einer Lebensgefahr gesetzt wurde und für immer geschützt werden müsste. Im September 1979 brannte dieser Hof ab, die Linde war auch betroffen. Es fielen ihm aber nur ein paar Äste zum Opfer. Der alte Bauer sagte damals, dass die Bäume dadurch noch haltbarer und gesünder würden.......
Leider ließ der Jungbauer, den stolzen Riesen nach dem Tod des alten Mannes fällen , damit er eine Straße rund um das Gebäude errichten konnte........
LG Lisl
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Iris

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Re:Selbst ist die Tilia
« Antwort #17 am: 14. Juli 2004, 20:00:27 »

Psst, Lisl: drum freue ich mich so, wenn ich so etwas lese wie in dem Castanea sativa-Thread. Es gibt auch "junge Menschen", die Bäume lieben(!) und erhalten wollen. Äh: ich ja auch ;).

Grüße
Iris
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Hortulanus

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Re:Selbst ist die Tilia
« Antwort #18 am: 15. Juli 2004, 11:38:01 »


Denn deine "Wundscheuertheorie" ist unlogisch wenn man weiss, dass "lebendes" Pflanzengewebe nicht mit Rinde verwachsen kann (wie du es schreibst), sondern nur Kambium auf Kambium verwächst.

Nun ja, das ist letztendlich eine Frage, wie sehr sich Ast und Stamm wundgescheuert haben, um zu verwachsen.

Zufällig war ich gestern in einem Frankfurter Stadtteil (Schwanheim), auf dessen kath. Kirchhof eine wohl schon vor Jahrzehnten zurückgestutzte Robinie steht. Es handelt sich sichtbar entweder um zwei Robinien, die ganz eng beieinander stehen oder eine, die aus den Wurzeln 2 knorzige Stämme getrieben hat. Jeweiliger Stammdurchmesser ca. 70 cm. Beide Stämme waren in Höher von ca. 1,80 m gestutzt worden und hatten wieder ausgeschlagen. Von einem Stamm wuchs ein mächtiger Ast zum anderen hinüber und ist inzwischen völlig in dem anderen Baumstamm aufgegangen. Nur ein dicker Wulst kündigt noch von seinem Eindringen.

Bekannt ist auch das Phänomen der geflochtenen Scheffleria-Stämmchen. Sieht man ältere Exemplare, lassen die völlig ineinander verwachsenen Stämmchen das Flechtmuster nur noch erahnen. Sie sind zu einem Stamm geworden. Ohne wundscheuern.

Bäume, die andere "aufgenommen" haben kenne ich aus Abbildungen, wo aus den Humuskuhlen (im Wurzelbereich oder in Astgabeln) insbesondere der Rotbuchen Sämlinge gewachsen sind, die sich dann über längere Zeit mit der "Mutterpflanze" verwachsen haben.

Dass alle diese Phänomene letztlich doch erklärbar sind, ändert nichts an der bewunderungswürdigen Erscheinungsform mancher Bäume.

Die Sitte, mit Bäumen erhabene "Hauswächter" zu schaffen, gibt es auch in manchen Regionen Deutschlands. Der Niederrhein und Westfalen bietet hierzu wunderschöne Beispiele. Hier in Hessen gab es diesen Brauch wohl weniger.

Ich selber habe bäuerliche Verwandte in der Nähe von Wesel (Ndrh.). Deren Hof bewachen einige ca. 150 Jahre alte Eichen.
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Silvia

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Re:Selbst ist die Tilia
« Antwort #19 am: 15. Juli 2004, 11:55:57 »


Ich selber habe bäuerliche Verwandte in der Nähe von Wesel (Ndrh.). Deren Hof bewachen einige ca. 150 Jahre alte Eichen.


Die meisten alten Höfe haben auch im Norden mindestens einen anständigen Hofbaum. Irgendwie gehört es dazu.

LG Silvia
« Letzte Änderung: 15. Juli 2004, 11:56:16 von Silvia »
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Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst.

pjoter petrowitsch

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Re:Selbst ist die Tilia
« Antwort #20 am: 15. Juli 2004, 12:16:07 »

Hallo,

wer sich mit dem Thema "Verwachsung" eingehender beschäftigen
möchte, dem empfehle ich das Buch
"Wundkompensation, Transplantation und Chimären" von N. P.
Krenke (ca. 1930 am Timirjaseff Institut in Moskau tätig)
dort wird das Thema auf fast 1000 Seiten behandelt
(bin aber selbst erst zum "Anblättern" gekommen ;-)

Dort werden sehr interessante "Verwachsungsbeispiele"
beschrieben, z.B. ein ganzer Wald verwachsener
Parrotia persica in der Nähe des kaspischen Meeres.

Wenn ich Krenke recht verstehe geht er davon aus. daß
Verwachsungen oft durch "Wachstumsdruck" entstehen.

Gruß
PP




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Iris

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Re:Selbst ist die Tilia
« Antwort #21 am: 19. Juli 2004, 22:04:15 »

Zitat
Nur ein dicker Wulst kündigt noch von seinem Eindringen.
Wunderschöner Satz, Hortu. Aber leider belegt er nichts. Bei zwei etwa gleichstarken Ästen ist das keine Kunst. Nur bitte sage mir mal, wie ein gerade hochwachsender Schößling die Rinde eines Stammes von über 30 cm Durchmesser "wundscheuern" will 8)!

Ich habe auch noch mal mit einem Freund über die Sache gesprochen. Der wohnt einen Ort weiter und ich habe ihm die Theorie erzählt, dass die Linden das von selber tun. Er war sich bei dieser speziellen Linde allerdings sicher, dass das ein Baumfreund anveredelt hat. Denn das hat ihm in seinem Veredelungskurs jemand gesagt. In Leidendorf gibt es einige alte Bäuerlein, die - mit der Hippe allzeit bereit - solche Werke im Gelände ganz nebenbei vollführen. Nur ein dicker Wulst kündigt später noch von ihrem heimlichen Tun...

Was du vom "Hineinwachsen" in hohle Bäume schreibst ist mir auch logischer. Wenn ein Sämling in einem hohlen Stamm größer wird, so wird er irgendwann automatisch an die Hülle des ihn umhausenden Baumes stoßen und kann nicht anders, als mit ihm zu verwachsen, ähnlich wie die Flechtstämmchen. Die verwachsen m.E. über sekundäres Dickenwachstum miteinander. Sie können ja quasi gar nicht anders, wenn sie dicker werden wollen...

PP, dein Buch klingt superspannend. Das steht jetzt auf meiner Wunschliste :). Mal suchen, ob es das noch gibt...

Grüße
Iris
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