Ob es sich bei dem Neuaustrieb um einen Austrieb der Unterlage handelt oder ob der Baum wurzelecht ist, kann man oft ganz gut an den Blättern erkennen. Unterlagen haben oft etwas andere Blätter und neigen häufig zu mehr stachelartgen Auswüchsen, die sehr spitz sein können. Zum Teil kommen diese Spitzen aber auch bei wurzelechten Zwetschen vor. Wenn er wurzelecht ist, kann man einfach den alten Baum vorsichtig absägen und den neuen wachsen lassen. Das Absägen würde ich aber erst machen, wenn der junge Baum die ersten Zwetschen getragen hat, damit man sicher ist.
Ich würde versuchen, von beiden Bäumen Veredelungen durchführen. Man kann auch mit sehr kurzen Reisern Veredelungen durchführen. Ich spitze die Reiser, da sie meistens auch sehr dünn sind, immer von zwei Seiten an und spalte die Unterlage in der Mitte auf, nachdem ich die Spitze der Unterlage abgeschnitten habe. Dann schiebe ich das angespitzte Ende des Reises so in den Spalt ein, dass die Rinde des Reises auf einer Seite mit der Rinde der Unterlagen glatt abschließend ausgerichtet wird, da der Baum nur im sogenannten Kambium, das ist eine sehr dünne Schicht direkt unter der Rinde, wächst. Nur wenn das Kambium des Reises mit dem Kamibum der Unterlage zusammenkommt, kann das Reis anwachsen. Niemals das Reis mitten in die Unterlage setzen. Dann wächst das Reis auf keinen Fall an, da das Kambium sich nicht berührt.
Danach den Spalt der Unterlage durch Veredlungsband oder Bast ganz stramm zusammenbinden. Das fördert die Berührung des Kambiums. Dann mit Wachs bestreichen oder in Heißwachs (nicht über 70 °C) ganz kurz eintauchen.
Wenn Du den alten Baum stärker zurückschneidest, um ihn zum Austrieb zu reizen, musst Du unbedingt bedenken, dass Zwetschen wie alle Pflaumenarten und Kirschen nur aus relativ jungem Holz wieder ausschießt. Er ist nicht mit einem Apfel- oder Birnbaum zu vergleichen.