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News: Freedom 's just another word for: nothing left to lose. (Kris Kristofferson und Fred Foster, Me and my Bobby McGee)
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11. Mai 2024, 22:26:03
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News: Freedom 's just another word for: nothing left to lose. (Kris Kristofferson und Fred Foster, Me and my Bobby McGee)

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|19|4|Wenn im April die Maikaefer fliegen, bleiben die meisten im Schmutze liegen

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Autor Thema: Spaziergänge  (Gelesen 77800 mal)

lerchenzorn

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Re: Spaziergänge
« Antwort #45 am: 01. Februar 2021, 23:00:44 »

Am Sonntagmorgen haben wir den Bus fast für uns allein. Es geht etwas weiter raus, doch wir müssen nicht umsteigen. Die große Niederung ist in Raureif erstarrt. Schon im Dorf, an der Kirchhofmauer, hat der Efeu Zuckerkruste. (Weil die Wege weit und die Busfahrten nicht so dicht gesät sind, wird nur das Smartphone mitgenommen, keine schwere Kamera.)
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Wir sind im großen Moorgebiet südlich von Berlin. Vor gut zweihundert Jahren setzten Napoleons Truppen hier über die Talenge, hatten am Abend vor der Großbeerener Schlacht aber die letzten Abwehrgefechte der Preußen zu brechen. Deren flache Schanzen liegen auf der anderen Talseite. Die Karten dieser Zeit zeigen schon die kilometerlangen, schnurgeraden Gräben, die auch heute noch auf den gleichen Linien fließen. Das Moor wird, wenigstens für das Fußvolk, schon damals keine allzu große Hürde mehr gewesen sein.
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Stilles, weites Land. Die Niederung dehnt sich auf mehrere Kilometer. Am Horizont die Autobahn, die kaum zu hören ist und mittendurch die brummende, mit unglaublichem Schwirren knisternde Hochspannungsleitung. Über den Graben der Blick zum Ortsrand, von dem wir uns aber wieder abwenden und zum Dorf auf der anderen Talseite drehen.
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Außer ein paar Schellenten, wenigen Stockenten und den stumm in der Wiese stehenden Grau- und Silberreihern ist kaum Leben in den Wiesen. Ein Sprung Rehe. Nur am einzigen, eisfreien Graben dann doch der Eisvogel. - Die Landschaft im Berliner Süden ist von toten Bahndämmen durchzogen. Manche wurden nach dem zweiten Weltkrieg abgebaut, andere gar nicht erst mit Gleisen belegt.
Der hier endet blind im Moor, taucht aber auf der anderen Seite wieder auf, um sich im nächsten Wald wieder aufzulösen. Gedacht, um den Güterverkehr um Berlin herum zu führen und nebenbei auch die letzten Dörfer an das Eisenbahnnetz anzuschließen. Nicht nur das. Ziemlich genau hier, 15 km vor der heutigen Berliner Stadtgrenze, hätten die Großstadtplaner der 1920er Jahre gern auch eine weitere Linie der S-Bahn enden lassen. Mit Krieg und Mauer geplatzte Träume.
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Rieke

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Re: Spaziergänge
« Antwort #46 am: 01. Februar 2021, 23:15:31 »

Schöne Bilder!
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Chlorophyllsüchtig

Staudo

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Re: Spaziergänge
« Antwort #47 am: 01. Februar 2021, 23:17:21 »

Bloß gut, dass die S-Bahn nicht kam. Sonst wären dort heute keine Äcker mehr.  ;)
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„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck

lord waldemoor

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Re: Spaziergänge
« Antwort #48 am: 01. Februar 2021, 23:27:13 »

schellenten habe ich keine gesehn, nur eine fuchspur
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lerchenzorn

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Re: Spaziergänge
« Antwort #49 am: 02. Februar 2021, 05:47:19 »

Bloß gut, dass die S-Bahn nicht kam. Sonst wären dort heute keine Äcker mehr.  ;)
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Das einzige, wofür die Mauer gut war.  ;) Tatsächlich war das wohl der Plan, Berlin oder "Germania" bis hierher auszudehnen. Hinter dem Dorf sähe es heute anders aus.
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"Erfolgreicher" waren die Melioranten in den 1960er und 70er Jahren. Radfahrten in Kindheit und Jugend verliefen oft kilometerweit über Betonplattenwege, auf denen man besser nicht in die Montagestellen geriet. Die Wege scheinen noch gut in Schuss zu sein. Die Moore sind tiefgründig mineralisiert und extrem artenarm. In Erinnerung sind endlose, schwarzkrumige Äcker, wo jetzt immerhin wieder (Dauer?)Grünland ist.
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Erst weiter im Norden, um den Berliner Ring und von dort in Richtung Berlin, wird das Wasser heute besser zurückgehalten, vielleicht auch zusätzlich Berliner Klärwasser eingespeist. Vor 60 Jahren war am Horizont eine der reichsten Orchideenwiesen des Landes, direkt an der Autobahn, mit Salzeinfluss im Boden. Auch diese dann umgebrochen und tiefentwässert. Die wiedervernässten Flächen entwickeln sich heute etwas erfreulicher. Seggen und ein paar wenige Feuchtwiesen-Blumen kehren zurück. Der Boden aber bleibt auf ewig gestört. Den Kranichen, die im nahen See ihren Schlafplatz haben, reicht es allemal. Die Gänse scheinen lieber auf den Äckern zu bleiben.
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Die gute Hälfte des Weges ist am Lindenberg erreicht. In der Grube am Rand der flachen Kuppe kann der Mittelbrandenburger durch Elbe-Kies stapfen. Zwischen den Eiszeiten verlief der "Berliner Elbelauf" durch die Gegend und hat einen riesigen Schwemmfächer mit erzgebirgisch-böhmischen Geröllen aufgeschüttet. Der ist zumeist nur mit tieferen Bohrungen nachzuweisen. Am Lindenberg, inmitten des großen Schmelzwassertales reicht er bis an die Oberfläche.
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« Letzte Änderung: 02. Februar 2021, 05:57:24 von lerchenzorn »
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lerchenzorn

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Re: Spaziergänge
« Antwort #50 am: 02. Februar 2021, 06:14:06 »

schellenten habe ich keine gesehn, nur eine fuchspur
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Die Schellenten waren nur kurz zu sehen, die Männchen länger zu hören.
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Jule69

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Re: Spaziergänge
« Antwort #51 am: 02. Februar 2021, 06:26:06 »

lerchenzorn:
Danke für die sehr stimmungsvollen Bilder!
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Liebe Grüße von der Jule
Es genügt nicht, mit den Pflanzen zu sprechen, man muss ihnen auch zuhören.

Gartenlady

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Re: Spaziergänge
« Antwort #52 am: 02. Februar 2021, 08:51:03 »

Ganz wunderbar, wie schön doch der Winter ist, zumindest manchmal.

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Mottischa

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Re: Spaziergänge
« Antwort #53 am: 02. Februar 2021, 09:07:24 »

So schön :) ich liebe den Winter und ihr macht so schöne Stimmungsbilder.
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Ich verstehe nicht, wie man an einem Baum vorübergehen kann, ohne dabei glücklich zu sein. (Fjodor Dostojewskij)

RosaRot

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Re: Spaziergänge
« Antwort #54 am: 02. Februar 2021, 09:53:29 »

Danke für die schöne Wanderung, lerchenzorn!

Wenn Euch Winter so gefällt mache ich einfach mal weiter mit Winterbildern...

Trete ich hier aus dem Gartentor gibt es Feld und Weg, ich kann nach Osten oder Westen laufen. Nach Osten käme ich in die Stadt, nach Westen zu irgendwann ins nächste Dorf, also ist die die bevorzugte Richtung.

Am Sonnabend war es bedeckt und hatte viel geschneit.

Also Stiefel an und los.

Tote Kiefern (Pilzbefall und Dürre) vom Winde verweht oder unter der Schneelast gebrochen, meist hangaufwärts gefallen:



Am Sonntag war der Himmel italienischblau, da sah dies  gleich viel farbiger aus:



Manche Kiefern fielen über den Weg, etliche wurden von Spaiergängern beseite gezogen oder vom Hausherrn so besägt, dass man vorbei kommt, bei diesen nicht nötig:



Feldseitig gibt es dieses und jenes zu sehen, nichts Spektakuläres...einen alten Hochstand, einen verwachsenen Apfelbaum...





Ein Ausblick tut sich auf, wenn der Scheitel erreicht ist (die Berge sind weg...nur Wolken wehen dort, wo sie sein sollten):



Ein alter Feldweg, der seit den 70ern im Nichts endet (ich kenne ihn aus Kindertagen noch in Gänze), aber noch immer mit uralten Birnbäumen gesäumt ist:





Man gelangt zu einer Streuobstwiese mit "Pseudomenhir" (es gibt hier Menhire, echte alte, dieser am Feldrand liegende Stein wurde erst in den letzten Jahren von den Dörfler hier aufgerichtet, niemand weiß, ob er früher schon einmal stand):



Rückweg wieder auf dem selben Weg am Hang entlang, über das unberührte weiße Schneefeld mochte ich nicht laufen (ich liebe unberührte Flächen):



« Letzte Änderung: 02. Februar 2021, 09:55:04 von RosaRot »
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Viele Grüße von
RosaRot

polluxverde

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Re: Spaziergänge
« Antwort #55 am: 02. Februar 2021, 19:55:52 »

Bin gern mit Euch mitgewandert, RosaRot und lerchenzorn, habe auch einiges gelernt was die Geschichte der Berliner Stadtentwicklung,
die Franzosen in Preußen und den Berliner Elblauf ( aufschlußreich ! ) angeht.

Am Admiral Brommy Weg in Bremen St. Magnus https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Rudolf_Brommy
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Rus amato silvasque

Rieke

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Re: Spaziergänge
« Antwort #56 am: 02. Februar 2021, 20:36:36 »

Dann stelle ich jetzt mal meine Wochenend-Spaziergänge ein, etwas nördlich von Lerchenzorn südlich vom Berliner Stadtrand.
Am Samstag haben wir unsere "Standardrunde" gemacht, die ab der Stadtgrenze durch einen kleinen Wald führt, an einem Graben entlang und dann am Feldrand zurück.

Dieser Weg ist der Mauerweg, der frühere Kolonnenweg der Volksarmee. Seit 1989 hat sich der Mauerstreifen doch sehr erfreulich verändert. Der Kolonnenweg ist jetzt ein beliebter Spazier- und Radweg.


Der Graben ist Vorfluter von einer Kläranlage und offensichtlich sehr nährstoffreich. Ihc habe  noch nie erlebt, daß das Wasser zugefroren wäre, nicht einmal in dem Winter 2010, als - 20°C waren.


Trotz der bescheidenen Wasserqualität leben Biber in dem Graben. Der Apfelbaum ist schon fast durchgenagt.



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Chlorophyllsüchtig

Starking007

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Re: Spaziergänge
« Antwort #57 am: 02. Februar 2021, 20:54:31 »

Heute nur eine kleine Kinderwagenrunde, bis die Enkel eingeschlafen waren,
Frau und ich je ein Wagen im Schneematsch.
Zurück im Dorf denk ich was sitzt da für ein Vogel auf der Strasse?
Ein Stück Brennholz, verloren, paar Zentimeter lang, und das stellt sich von selbst so hin!

« Letzte Änderung: 03. Februar 2021, 17:45:04 von Starking007 »
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Gruß Arthur

Wühlmaus

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Re: Spaziergänge
« Antwort #58 am: 03. Februar 2021, 00:51:06 »

Ein kleiner FeuerVogel :D
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Schön, mit euch durch den Winter zu gehen und neue Gegenden kennen zu lernen!
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Zum Sonntag hin war wieder ein wenig Schnee gefallen. In den Höhen deutlich mehr als unten bei uns im Tal.
Mit zwei bis drei Tagen Verzug drückt hier im Karst das Schmelzwasser und der Regen in den Boden um dann in den Karstquellen wieder zu erscheinen. So auch bei "unserem" Quelltopf im Dorf. Das sonst kristallklare Wasser wird durch die aufgewühlten Sedimente kalkig trüb und erscheint mal türkis, mal grün. Die Schüttung beträgt nun ein Vielfaches der Vorwoche. So war die obligatorische Runde an der Quelle fällig:
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Noch passt die Brenz unter der Brücke durch...









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Man braucht nicht mal allzu viel Glück um im/am Quelltopf oder im/am Oberlauf eine Wasseramsel beobachten zu können :D Diese winzigen Vögel sind unermüdliche Taucher. Nur Sekunden halten sie am Ufer still, springen ins Wasser, tauchen ab oder schwimmen an der Oberfläche um sofort wieder wie ein kleiner Pinguin aus dem Wasser heraus und an Land zu springen. Dafür war das Weitwbjektiv leider suboptimal...









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Morgen/heute Später geht´s weiter...
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WühlmausGrüße

"Das Schiff ist sicherer, wenn es im Hafen liegt. Aber dafür wurde es nicht gebaut." Paulo Coelho

lerchenzorn

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Re: Spaziergänge
« Antwort #59 am: 03. Februar 2021, 06:58:43 »

Die Wasseramsel hast Du trotz Weitwinkel prima "eingefangen". Ein begeisternder Vogel. Für mich seit jeher ein mythisches Paar mit dem Eisvogel. Es gehört zum ersten, was ich im Gebirge tue, nach den Wasseramseln am nächsten Bach zu schauen. - Klasse, Euer Quelltopf. Schön, dass Du zeigst, wie eng der in den Ort eingewachsen ist.
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RosaRot, Deine Umgebung ist eine eigentümliche Mischung aus reizendem Mittelgebirge und herb-märkischem Kiefern-Charme. Schön ist es auf Eurem Felsrücken, im Garten genauso wie außerhalb.
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Danke, pulloxverde, für Herrn Brommy  ;).
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Rieke, der "geheizte" Graben ist der Überleiter vom Großklärwerk Waßmannsdorf in eben das Moorgebiet, das ich oben gezeigt habe. (In der Ortslage Mahlow ist er auf etwa 2,5 km verrohrt.)
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Wir wandern weiter mit Euch. Das schöne am Flachland: der kleinste Hügel reicht für weite Sicht. Vom Lindenberg über die Grabenniederung. Der südliche Waldrand gibt in der gleißenden Sonne des letzten Januartages einen gut gewärmten Picknickplatz. Auch hier musste ein napoleonischer Truppenteil das Moor queren. 10 Kilometer weiter, in Großbeeren, war dann Schluss. Berlin wurde 1813 nicht zum zweiten Mal besetzt. Und weil es vor allem Sachsen waren, die für Napoleon marschieren mussten, ist Staudo heute ein "Beute-Sachse", dennoch kein "Märker".
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Weiter geht es über die nächste Talquerung zur kleinen Endmoräne. Der ehemalige Weinberg ist zum hohlen Zahn abgegraben. Trotzdem reichen 85 m Höhe, um Berlin in ganzer Ausdehnung am Horizont zu sehen. Das Smartphone schafft es nicht, aber das Auge sieht weiter rechts den Fernsehturm als kleine Stecknadel. Wir winken Rieke zu, die in der Bildmitte am Horizont spaziert.  ;)
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Wenige Kilometer weiter steht der Funkmessturm aus DDR-Zeiten, eine von allen Seiten weithin sichtbare Landmarke. Er soll eine minimale Schieflage haben. (Mit der Kamera schaff ich das noch schiefer.  8) ) Über die Felder der Grundmoräne geht es ins Dorf, zur Bushaltestelle.
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« Letzte Änderung: 03. Februar 2021, 07:08:13 von lerchenzorn »
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