Öhm, ja, hier, ich...
Es gab einst eine wunderschöne Krokoswiese am Ortsrand, tausende von Elfenkrokussen, aber auch Winterlinge und Schneeglöckchen, vermutlich entfleucht aus dem Garten des dazugehörigen Hauses, was wohl für eine ganze Weile leer stand.
Jedes Jahr im zeitigen Frühjahr machte ich, sobald die ersten wärmenden Sonnenstrahlen die Frühjahrsblüher kitzelten, auf den Weg, um die Pracht zu bewundern.
Irgendwann zog eine Familie in das Haus, die Kinder nutzten den verwilderten Garten als Spielplatz, und ein paar Hühner liefen auf der Wiese herum.
Der Besitzer entschloss sich aber bald dazu, mit Holz zu heizen, und so stapelten sich im Herbst plötzlich jede Menge Baumstämme auf der Wiese.
Die Stämme wurden zu Scheiten verarbeitet und aufgestapelt, quadratmeterweise, bis kein Platz mehr war.
Von den Krokussen blieb leider nicht mehr viel übrig. Die meisten unterm Holz begraben, ein paar hatten vielleicht auch die Hühner und die spielenden Kinder auf dem Gewissen.
Was blieb, waren die Bestände, welche bereits in den naheliegenden Wald eingewandert waren. Also schlich ich mich eines Nachts, bewaffnet mit Eimer, Schäufelchen, Unkrautstecher, Handschuhen, Knieschonern und Taschenlampe an den Ort des Geschehens und buddelte einige Tuffs aus, immer darauf bedacht, nichts zu zertrampeln, und auch an den Grabestellen ein paar Exemplare übrig zu lassen, damit sie den Teppich schnell wieder schließen.
Sicher wird es noch viele Jahre oder gar Jahrzehnte dauern, bis auch ich so eine wunderbare Krokuswiese im Garten geschaffen habe, aber immerhin, erste Erfolge sind zu sehen, jedes Jahr sehe ich ein paar mehr Triebe aus dem Boden spitzen, und die vereinzelten Tuffs werden wieder voller. Es ist jammerschade, dass sich manche Menschen nicht bewusst sind, welchen Schatz sie da haben, herrliche Gärten werden einfach plattgemacht. Nein, Skrupel ob des Diebstahls hatte ich da nicht, vielmehr hoffe ich, dass auch anderswo derartige Kostbarkeiten gerettet werden.