Mit Vorbereitung auf eine naturgemäße Erziehung von Bäumen nach der Oeschberg-Palmer-Methode" kann ich für das Bäumchen z.B. 4 gut im Raum verteilte Leitäste bilden und danach wie beim Aussie-Bush-Schnitt den Mitteltrieb entfernen.
Das würde die Wachstum von einem Mitteltrieb auf 4 Leitäste verteilen und entsprechend verlangsamen.
Ich würde nie den Mitteltrieb entfernen, auch nicht bei einem Pfirsich oder einer Pflaume, wo Hohlkronen früher mitunter empfohlen wurden. Das läuft immer der natürlichen Apikalität der Bäume zuwider, die sich dann andere Formen sucht. Der Baum würde etwa überproportional viele Wasserschosser treiben. Den Mitteltrieb dagegen kannst du auf Dauer wesentlich einfacher unter Kontrolle halten.
GiSelA 5 hat bei Weitem genügend Wuchskraft für eine klassische Öschberg-Palmer-Krone, die du möglichst breit ziehen solltest. Kirschen erntet man immer noch am besten per Hand und nicht mit dem Obstpflücker, so dass es vorteilhaft ist, die Bäume eher niedrig und breit zu halten. Schwierig genug bei den fast immer recht starkwüchsigen Kirschen.
Oder irgendwie doch 5 Leitäste ohne Mitteltrieb reinquetschen?
Was sollte der Sinn davon sein? Du würdest dir damit, neben viel Schnittarbeit, nur Nachteile bei der Belichtung und Beerntbarkeit einhandeln. Dann lass doch einfach den Mitteltrieb.
Bei der Spindel muss man dagegen nicht die Leitäste gleichzeitig "beginnen" und im gleichen Tempo erziehen. Man hat einen Mitteltrieb, auf den man jederzeit seitliche Äste drauf veredeln und wieder entfernen kann.
Wenn man nicht ein Lebtag lang an dem Baum herumveredeln will, schließen sich Mehrsortenbaum und Spindel meiner Meinung nach aus. Bedenke auch, dass die Kirsche beim Veredeln generell recht zickig ist, du also immer wieder Misserfolge haben wirst. Das wird bei einem älteren Baum tendenziell nicht einfacher.
Wenn du die Sorten per Kopulation als Leitäste draufveredeln willst, veredele möglichst zwei Reiser einer Sorte und lass einen Seitenast am Leitast als Reserve (und quasi "Zugast"). Das wird allerdings mit einem knapp dreijährigen Bäumchen noch nicht funktionieren. Alternativ oder zusätzlich oder bei Misserfolg kannst du eine Chip-Veredelung machen, die auch im Winter funktioniert, wo du an Reiser kommst. Was zuviel ist, falls alles anwächst, kannst du später wieder wegschneiden. Aber lass dir Zeit; ein Edelreis kann auch noch im zweiten Jahr verkümmern, wenn auch eher selten. Das Wachstum der verschiedenen Leitäste kannst du über die Laubmasse steuern sowie geringfügig auch über die Höhe des Astansatzes: stärkere Sorten weiter nach unten, schwächere nach oben; ebenso Himmelsrichtung (und Beschattung): stärkere Sorten nach Norden usw.
Noch eine Anfängerfrage zum Thema Okulieren. Zum Okulieren braucht man ja eine Knospe. Und okuliert wird im August. Wo bekomme ich denn im August eine passende Knospe?
Okulation funktioniert nur frisch auf frisch, scheidet also bei Reiserversand aus. Kannst du die Edelsorte in Nachbars Garten schneiden, geht's natürlich.