Die Woche gibt es den showdown
Gestern Abend waren wir auf Fortbildung. Mit einem Satz ist die gesamte Beantragung unser AUM Maßnahmen gekillt worden. Kein Blümchenprogramm im FFH Gebiet.
Zum Hintergrund: Weil es ein Landschaftsschutzgebiet und kein Naturschutzgebiet ist, gibt es auch keinen Erschwernisausgleich.
Es gibt... faktisch fast nüscht.
Ich sehe auch nicht, dass wir anderes beantragen können, weil die Schutzgebietsverordnung alles andere ja schon reglementiert. Keine Düngung, keine Drainage ect. So wie ich das sehe, wäre das eine Beförderung dessen, was durch die Schutzgebietsverordnung schon vorgegeben ist. Und deswegen geht ja auch Blümchen nicht.
Je mehr ich dieses LWK Schreiben vom Frühjahr ansehe, desto mehr geht mir die Hutschnur hoch. Die Einsaat von Weidelgras in Wildschweinschäden. Im FFH Gebiet? Das 2 mal jährliche Mähen plus Abtransport: Im Steilhang? Sorry, wir haben nur einen Minitrecker, der schon bei kleinen Abschüssigkeiten umfliegt. Keine von der EU gesponserte schweizer Spezialtechnik für ein paar 100000 Euro. Im Ernst? Da sollst Treibstoff verbrauchen für das was Tiere ohne selbigen können? Und gleichzeitig jede Menge Arten killen, weil die nur in der Trittverletzung der Grasnarbe keimen können? Altgrasstreifen? Ah, klar. Man soll also den ganzen Hang nochmal rauf und runter um im verbuschungsgefährdetem Grünland der Hainbuche, dem Farn ect. mal wieder so richtig Input zu geben?
Da passt nüscht!
Ich sehe meine Tochter schon nach Thüringen abwandern. Man eh. In anderen Bundesländern gibt der Bund Millionen aus um die Schäfer zu unterstützen (ob es unterm Strich was bringt, kann ich nicht beurteien) Aber immerhin gibt es ein Bewusstsein für die Unvereinbarkeit von Grenzstandorten (Grenze der Bewirtschaftung) und den 0815 Förderprogrammen und damit dem Fortbestand der Schäferei.
Und hier beantrage ich über die LWK Maßnahmen, die dann hinterher als nicht beantragbar gelten. CHAKKA! Also wie ruiniere ich aktiv einen Schäfereibetrieb: Ich schlage Programme vor, mit denen der Prüfer an einem Tag den ganzen Betrieb zerlegen kann.
Also sorry, wenn mein Blutdruck etwas durch die Decke mraschiert. Auch am Morgen danach. Gestern Abend war mir auf der Heimfahrt schon schlecht.
Ich hatte gerade die Option 4 Stunden beruflich hochzufahren. Tja, war wohl ein Fehler das auszuschlagen. Egal ob ich mit Riesenaugenrändern auf der Weide stehe, irgendwoher muss ja Geld kommen um das Ganze zu finanzieren!
Es hat sich also doch nichts verändert: Das Motto vonoben bleibt: Wie bekomme ich die Schäfereien bestmöglich und effektiv in kürzester Zeit geschrottet. Wir pachten gerade in - für unsere Verhältnisse - großem Umfang neue Flächen. Sprich: Ich habe neue Unkosten. Und ich sehe nicht, dass dafür (Pacht und die Arbeit im Steilhang. Eine Lummerkezäunung im hinteren Teil sind bis zu 8 Stunden für mich) überhaupt was hängen bleibt. Bei den derzeitigen Spritkosten ist es eher fraglich, ob ich nur die Unkosten decken kann. Und daran anschließend: Dann zerschlägt uns die Steuer final!
Die Grünen können ja mal eine ÖPNV Route ins FFH Gebiet finanzieren. Dann bitte Bus mit Kofferraum, weil die Netze, Weidepfähle, Akkus, Wasserkanister müssen da auch mit. Nein. Mit dem Lastenfahrrad geht das auf den querfeldein Szenarien auch nicht. Ich habe ein Fahrrad und einen Fahrradanhänger. Aber fast nie kann ich damit die Aufgaben bewältigen.
Echt jetzt? Da soll man ruhig bleiben? ich weiß nicht warum, aber das fällt mir gerade extrem schwer.
Ich fasse mal zusammen. Bis auf den Sprit, den es braucht um die abgelegenen Flächen zu erreichen, brauchen wir kein Kraftfutter, keine Fußbodenheizung für die Tiere wie in der Schweinehaltung, in den meisten Wintern nicht mal nenneswert Heu. Dazu erhalten wir extrem gute Kohlenstoffsenken in extensiv genutzte, Grünland. Das ist besser als Wald, wer sich damit auskennt. Sprich: Klimaneutraleres Fleisch gibt es nicht. Und da sagt der Staat: Nö. Also so was exotisches braucht´s nicht.
Es hätte eine banale Umänderung gebraucht: Bewirtschaftung NSG - kein Blümchenprogramm ect. Dafür Erschwernisausgleich.
Statt dessen schlüpfen wir durch die Maschen: Weil FFH - kein Blümchenprogramm ect.. Und weil kein NSG auch kein Erschwernisausgleich.
Und das ist niemandem aufgefallen, dass es da ha Weise Verluste von artenreichem Grünland geben wird? Welcher Idiot wird denn beruflich Stunden hochfahren um die landwirtschaftlichen Verluste aufzufangen? Mir fällt außer meiner Person da niemand ein! Das würde am Ende heißen, dass ich nicht nur im Winter mit Stirnlampe draußen arbeite, sondern bis auf eine Kernzeit im Sommer, das der Standart wird.
Weil: Aufgeben ist keine Option. Und wenn ich früh ins Gras beiße wegen Überarbeitung. Ich höre nicht mit der Schäferei auf. Ich habe keinerlei Urlaub, keine Freizeit. Ich kämpfe Tag für Tag für diesen einen Lebenstraum. Weil es andere nicht machen und ich dem ökologischen Niedergang nicht zusehen will. Weil ich auch noch am Muttertag dastehe und das auf Exkursion vermittele, was unsere Wwooferin innert 2 Tagen von allein erkannte: Das ist ja gut und schön, dass der Regenwald zerstört wird und wir dafür auf die Straße gehen. Aber das Gleiche passiert ja mitten in Deutschalnd: Der Verlust von Arten.
Und alle schauen zu. Bequem vom Sofa aus.
OMMMM. Heute muss ich versuchen Hilfe zu bekommen. Die große Welle schlagen. Bevor selbige über mich zusammen bricht und ich wehrlos im Regen stehe.