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Autor Thema: robuste oder resistente Apfelsorten in Höhenlage  (Gelesen 1524 mal)

pflanzenfreund33

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robuste oder resistente Apfelsorten in Höhenlage
« am: 13. Oktober 2021, 10:25:32 »

Liebe Freunde der Äpfel
Bis jetzt habe ich keine Erfahrung mit Apfelbäumen, möchte aber beim Ferienhaus meiner Mutter 2-max. 3 Bäume pflanzen. je mehr ich nachlese, umso unsicherer werde ich welche Sorten geeignet sind. Ursprünglich dachte ich resistente Sorten wie Re- und Pi-Sorten seien geeignet. Dann habe ich gelesen dass die Resistenz für Schorf durchbrochen ist, Topaz unter Kragenfäule leidet, dass Toleranz zu Mehltau, Marssonia coronaria, Feuerbrand auch wichtig sei und Internetseiten die Resistenzen aneinander abschreiben, die Sorten diese in Wahrheit aber gar nicht mehr aufweisen. Jemand meinte lieber polygene Resistenz statt monogen... Mir dreht sich der Kopf. Mir ist nicht klar, welche Parameter wichtiger sind. Ist es jetzt Feuerbrandresistenz, Schorfresistenz,  Marsonnia coronaria-Resistenz oder geringe Krebsanfälligkeit? Ich möchte nicht spritzen...(Ich weiss typischer Anfängerfehler, ich komme aus dem medizinischen Bereich und dort sind Resistenzen ein Riesenproblem). Wichtig ist mir ein pflegeleichter, robuster Baum der regelmässig Früchte trägt, die man verwerten kann.

Lage:
- Es ist eine Höhenlage (ca. 1000hm) präalpin (französische Schweiz)
- Südorientiert, trotzdem weder trocken noch sehr feucht. Allenfalls kann ich auch eine Bewässerung installieren
- in der näheren Umgebung gibts keine Apfelbäume (wegen der Befruchtung). In ca. 300m Entfernung (gleiche Höhe) habe ich aber Apfelbäumen (Elstar) entdeckt, sollte also von der Lage her gehen.


Boden
- Humos sicher 40cm, danach eher Lehmig. pH weiss ich nicht, in der Umgebung hat es Mischwald.
- max. zwei Bäume wären in Hanglage, einer im flachen.

Anforderungen
- Die Sorte sollte möglichst robust sein. ich kann mir absolut nicht vorstellen zu spritzen.
- Schnitt 2x (Winter, Herbst) im Jahr sollte möglich sein falls nötig.
- Verwendung: Frischverzehr, Dörren, Rest vermosten (ev. mit Quittensaft vom Quittenbaum vermischt). Kein Lagern (da kein Lager vorhanden und nicht geplant), kein Apfelmus.
- folgendere Reifung wäre toll, aber kein muss
- Geschmack: Meine Mutter mag angeblich Goldparmäne, aber ehrlich gesagt ist mir vor allem wichtig dass der Baum regelmässig gesunde Früchte trägt die essbar sind:). Vielleicht 3 verschiedene Sorten?
- rotfleischige Sorten finde ich toll vom Aussehen. Würde ich gerne ausprobieren. Angeblich ist aber Marsonnia coronaria ein Problem.
- Wuchsform: allfällige Krone sollte maximal 2-3m Durchmesser haben, deshalb wohl eher Spindel. Falls eine Rundkrone in dieser Grösse möglich wäre auch ein Halbstamm.
- Die Sorte sollte eingelassen gut erhältlich im Handel sein (zb. Internet). keine schwierig erhältlichen seltenen Sorten.
- Befruchtung: da keine anderen Apfelbäume in der Nähe sollten die neuen Bäume die Befruchtung sicherstellen.

Würde mich sehr freuen über den einen oder anderen Vorschlag

Liebe Grüsse
Peter
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Gartennoob

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Re: robuste oder resistente Apfelsorten in Höhenlage
« Antwort #1 am: 17. Oktober 2021, 13:59:03 »

Prinz Albrecht von Preußen - sehr robust-

Mach dich nicht so verrückt wegen Befruchtersorten. Man kann auch einen kleinen Zierapfel pflanzen, welche ebenfalls als Befruchter dienen.

Guck auf robustere Sorten die mit dem Höhenklima zurecht kommen und achte eher auf Geschmackswünsche.
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Aromasüß

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Re: robuste oder resistente Apfelsorten in Höhenlage
« Antwort #2 am: 17. Oktober 2021, 16:12:48 »

Hallo Peter!

Mit 2-3 Meter Platz für die Krone kommst Du nicht weit. Mehr als kleine Spindeln gehen da nicht; die Früchte sind in wenigen Tagen aufgegessen.
Hast Du an ein Hauswandspalier gedacht? Das ist in den Alpen verbreitet und seit alter Zeit bewährt.
Ob Spindeln oder Spalier, regelmäßige Schnittpflege ist dafür unabdingbar: Du müsstest Dich mit dem Obstbaumschnitt vertraut machen.

Gibt es an dem Haus die Alternative: weniger Bäume, aber dafür eine etwas breitere Krone? -> Dann ginge vllt. der Halbstamm, von dem Du sprichst?!

Befruchtung: Optimal in den Alpen sind Spätblüher. Wegen der Spätfröste sollten Frühblüher eher vermieden werden. (Eine Sicherheit gibt es nicht, gelegentliche Ausfälle sind unvermeidbar. Das Hauswandspalier ist auch wegen der Fröste verbreitet.)
Der Tipp von Gartennoob ist gut: Es gibt auch spätblühende Zieräpfel. Oder von der Baumschule einen Befruchterzweig aufveredeln lassen!

Gibt es Bienen am Haus? Wie gut und regelmäßig wird die Elstar in der Nähe, die Du erwähnst, befruchtet?
Stehen noch weitere Obstbäume in der Umgebung? Welche Sorten haben sich bewährt? Wie gut sind sie befruchtet?

Die angebliche Resistenz ignorieren! Für den Garten ist diese Züchter-Reklame, von der Dir der Kopf schwirrt, fast ohne Bedeutung. Ein sehr informatives Resümee für den Erwerbsobstbau (egal ob Bio und konventionell, beide mit Giften) siehe unten: (**). (Was ich nicht beurteilen kann: In Höhenlagen werden noch manche RE-Sorten von Baumschulen angepriesen, die in ihren Ursprungsgebieten längst in Vergessenheit geraten sind.) -- Alles in allem: Statt der "Resistenz" beachte die Resilienz, die gut eingeführten, gesunden alten Gartensorten (dazu gehören auch einige wenige neue), da sie ein breites ökologisches Spektrum aufweisen, also anpassungsfähig und widerstandsfähig (resilient) sind, und aucht auf ihre Eignung für die Höhenlage und für Deinen etwas schwereren Boden (mit Lehm).

Den Feuerbrand nennen sorgfältig die Schweizer Listen, v. a. die von Fructus und Toni Suter (siehe unten, während der Feuerbrand in den nördlicheren Gegenden für Gartenobst außerhalb der Obstanbaubetriebe keine Rolle spielt). Weil die besonders anfällige Elstar in Deiner Gegend gedeiht, wie Du schreibst, dürfte Deine Gegend nur geringen Feuerbranddruck aufweisen. - Marssonia, ebenfalls eine Krankheit des weiteren Alpengebiets, ist sinnvoll erst nach der Vorauswahl je Sorte zu recherchieren (in der Fructus-Liste und im Internet; wenn seltenere Sorten hier noch nicht aufgefallen sind, könnten sie dennoch anfällig sein).

Die Risiken, die mit dem Klimawandel auf uns zukommen, sind letztlich unabsehbar... Wir dürfen uns nicht verrückt machen und müssen damit leben.

Da die Wasserversorgung Deines Bodens durchschnittlich ist, wie Du schreibst, brauchst Du Dir in der Alpenregion keine weiteren Gedanken zu machen. Auch die Südseite ist in der Höhenlage optimal (solange Du keine der Sonnenbrand-empfindlichen unter den neuen Sorten nimmst).

Sortenvorschläge:

Die Wintergoldparmäne, die Deine Mutter kennt, war einst der am weitesten verbreitete Gartenbaum, ist aber heute nicht mehr ganz gesund. Schwere Böden fördern die Krebsanfälligkeit; jedoch können viele Bäume damit gut leben und bringen hervorragend aromatische Früchte. Zudem sorgt die Höhenlage für besondere Vitalität! Sie braucht alle paar Jahre Schnittpflege. Die Wintergoldparmäne ist ein kleinerer Baum mit nur mittleren Wuchs ("mittelstark"), der in allen Formen, auch Spindeln, gedeiht. Starkwüchsige Bäume solltest Du wegen des beengten Platzes auf keinen Fall nehmen!

Parkers Pepping ist ein ausgesprochen schwachwüchsiger, aber gesunder und anpassungsfähiger Tausendsassa - mit dem Edelgeschmack des Lederapfels! Er braucht wenig Platz, lässt sich in seinen Jugendjahren in die Form schneiden, die für den beengten Garten passt (dann nicht mehr unnötig dran rumschnippeln, dazu wächst er zu langsam).
Den habe ich selber: Er muss unbedingt auf eine Sämlingswurzel !!! (zumal auf Lehmboden), sonst braucht er Jahrzehnte, bevor er überhaupt 2 Meter Höhe erreicht... (Auch wenn die Baumschule, die ihn in der Regel nicht genau kennt, den Parkers standardmäßig auf eine übliche Spindlings-Unterlagen veredeln möchte: unbedingt die Sämlingsunterlage oder A2; sonst andere Baumschule wählen.) Schwachwüchsige Bäume sollten am Pflanzstab bleiben, bis sie erwachsen sind, sonst werden sie schief. Mit Parkers Pepping hättest Du sozusagen einen Halbstamm in der Größe einer Spindel.

Heute ist "Parkers" selten geworden. Doch in der großen Gartenobst-Zeit wurde sogar eine Straße in Berlin nach ihm benannt. "Für die ganze Schweiz" empfiehlt ihn die maßgebliche aktuelle Liste von ProSpecieRara. Ebenso auch Arche Noah in Österreich: "Sehr breit anbaufähig auf genügend feuchten Böden, in Höhenlagen eine der verlässlichsten Apfelsorten." Sie blüht mittelfrüh.

Suchen in Listen
Bei der schnellen Durchsicht der Listen fallen folgende schwachwüchsige und kleiner bleibende, geeignete Tafeläpfel auf - alle geeignet für die Spindel in der Höhenlage:

Primerouge (Akane) --  besonders schwachwüchsig, wird maximal 3 x 4 Meter groß und passt für Dich gut: ein säuerlicher Herbstapfel (im September reif), eine neue Sorte auf Basis der Worcester Parmäne, schwach anfällig für Feuerbrand

Worcester Parmäne - blüht mittelfrüh, für Hochlagen, süßsäuerlich mit feinem Aroma, reift Ende August/September, Feuerbrand & Marssonia unbekannt

Wealthyapfel -- anfangs mittelstarkwüchsig, im Vollertragsalter schwachwüchsig, in Höhenlagen besonders gesund, ertragreich, lieblich-süßlich, nach der Ernte im Oktober etwas nachlagern bis November, blüht spät, braucht keinen Befruchtungspartner, kein Feuerbrand

Discovery (*) - schwachwüchsig, Sommerapfel (August), süß-säuerlich, etwas anfällig für Feuerbrand (ein weiterer Abkömmling der erwähnten Worcester Parmäne)

Chestnut -- schwachwüchsig, gesund, fruchtbar, kleine Früchte mit hervorragendem Geschmack, aber zum Baum ist wenig bekannt ( https://www.prospecierara.ch/pflanzen/sortenfinder/detail.html?tx_psrsortenfinder[showUid]=OB-11175 )

Titowka - ein säuerlicher Sommerapfel (im August) frisch ohne Aroma, mittlere Blütezeit, robust in allen Höhenlagen, sonst wenig bekannt ( https://www.prospecierara.ch/pflanzen/sortenfinder/detail.html?tx_psrsortenfinder[showUid]=OB-11257 )

Außerdem einige Lokalsorten der Romandie, die auch ProSpecieRara noch geheim hält ...

(Weißer Klarapfel scheidet leider aus wegen seiner besonderen Anfälligkeit für Feuerbrand und Marssonia.)

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(*) Discovery ist als neue Sorte eine der wenigen Ausnahmen von der global herrschenden Züchtungs-Inzucht (siehe Bannier): daher tatsächlich "resistent" (widerstandsfähig) gegen Schorf, aber anfällig für Mehltau.

(**) Zur Frage der Resistenz und zum Ausklingenlassen Deines Kopf-Schwirrens ein berühmter Artikel des Pomologen Hans-Joachim Bannier über die global praktizierte Züchtungs-Inzucht "Genetische Verarmung bei modernen Apfelsorten: Krankheitsanfälligkeit und Inzucht inklusive Plädoyer für die Wertschätzung und züchterische Nutzung vitaler alter Sorten" (hier von der Homepage des Autors). / Die erste kürzere Fassung dieses Artikels erschien im Springer-Wissenschaftsverlag in der Zeitschrift "Erwerbs-Obstbau" (2010) und enthält umfangreiche Tabellen für Resistenz-Interessierte...
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Viel Freude wünsche ich Dir!
Felix
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Berat

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Re: robuste oder resistente Apfelsorten in Höhenlage
« Antwort #3 am: 21. Oktober 2021, 02:30:38 »

Auch für mich gehen Spindelbaum und Robustheit nicht wirklich zusammen, erst recht nicht in einer Höhenlage. Ein dickerer Stamm ist frosthärter. Meine Wahl bei Platzmangel wäre daher nur ein Baum, jedoch Halbstamm mit mehreren schwachwüchsigen Sorten drauf. Hinsichtlich der Winterhärte würde ich an einen besonders frostharten Stammbildner (wie z.B. den Maunzenapfel) denken.

Eine späte Blüte ist für eine Höhenlage nicht schlecht; wichtiger erscheint mir eine unempfindliche Blüte, die auch (leichte) Fröste verträgt. Auf 1000m wird ja in jedem Fall auch zu einer späten Blütezeit noch mit Nachtfrösten zu rechnen sein.

Hinsichtlich der Sorten fällt mir noch der Suislepper ein – bei uns ein (guter) Frühapfel, in Skandinavien eher als  Herbstapfel verbreitet:

locker, saftig, süßweinig, himbeerartig gewürzt, recht aromatisch
unempfindliche Blüte
Pflückreife Mitte August, folgernd (auf 1000m vermutlich einen Monat später)
4 Wochen haltbar
schwachwachsend, kleinkronig
sehr widerstandsfähig

Eventuell noch (Aldingers) George Cave und Pfirsichroter Sommerapfel als gute Frühäpfel, allerdings schon eher mittelwüchsig. Discovery gilt als krebsanfällig. In der Romandie mit allgemein recht hohem Sommerniederschlag kann das schon ein Thema sein. Kommt stark aufs Mikroklima an.
« Letzte Änderung: 21. Oktober 2021, 16:41:00 von Berat »
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frauenschuh

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Re: robuste oder resistente Apfelsorten in Höhenlage
« Antwort #4 am: 21. Oktober 2021, 07:18:07 »

Gibt es solche Obstfinder auch für den deutschen Raum? Ich finde die Seiten total klasse. Fürchte aber, dass wir die meistenSorten bei uns nicht bekommen können. By the way... den Boskoopals Tafelapfel muss man mögen  :) Ich nehmeden sehr gerne für die Gans zum füllen,für Rotkohl und zum Backen. Aber für mein Müsli bevorzuge ich andere
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Berat

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Re: robuste oder resistente Apfelsorten in Höhenlage
« Antwort #5 am: 21. Oktober 2021, 16:32:40 »

Noch etwas:
Spalierobst an einer Südwand will gut überlegt sein. Die grundsätzliche Überlegung ist ja, dass die von der Sonne aufgewärmte Wand insgesamt ein wärmeres Mikroklima erzeugt, den Baum in den Nächten durch die langsame Abgabe der gespeicherten Wärme vor zu tiefen Temperaturen schützt und so der Anbau von wärmebedürftigem Obst möglich wird, das freistehend in der Lage Schwierigkeiten hätte (Marillen im Alpenraum zum Beispiel). An einer Südwand kann es im zeitigen Frühjahr jedoch schon einmal so warm werden (erst recht in Zeiten des Klimawandels), dass der Baum vorzeitig zu blühen beginnt, die Blüte jedoch in der Nacht erfriert, weil der "Wärmepuffer" der Wand nicht ausreichend ist. Im Sommer kann die Frucht, je nach örtlicher Situation, auch regelrecht "verkochen" – auf 1000m vermutlich keine große Gefahr.

Eine Ost- oder Westwand wären da immer geeigneter – vorzugsweise eine Ostwand, weil der Baum früh am Tag abtrocknen kann, was seiner Gesundheit sehr zuträglich ist. Das noch als Ergänzug, falls du mit Spalierobst liebäugeln solltest.

Ohne moralisierend klingen zu wollen: Mit einem schnellen Fingerschnippen im Internet wird in deiner speziellen Situation nur mit viel Glück zu einem akzeptablen Ergebnis zu kommen sein. Der aufgezeigte Weg über eine Auftragsveredelung erscheint schon zielführend. Bedeutet zwar anfänglich mehr Aufwand, aber dafür hast du danach auch einen anderen Bezug zu deinem Baby. Falls Zwei- oder Mehrsortenbaum, brauchst du dir – bei geeigneter Sortenwahl – auch keine Gedanken um die Befruchtung zu machen. Wobei ich das bei einem Apfel grundsätzlich für unproblematisch halte; irgendwo in der Gegend stehen immer ein paar rum.

Der "persönliche" Bezug zum Baum ist auch bei der bevorstehenden Aufgabe seiner Pflege hilfreich. Ein Obstbaum ist nun mal ein veredelter Kulturbaum, der lebenslang der Pflege bedarf, um richtig erzogen und gesund erhalten zu werden. Ums Schneiden wirst du also nicht herumkommen, je nach Sorte mehr oder eben weniger. Das ist wahrlich kein Hexenwerk, aber ein wenig Hintergrund dazu ist schon wichtig.

Bei mir in der Gegend sind grob geschätzt 80% der Obstbäume schlecht, falsch oder gar nicht geschnitten; überleben tun die meisten trotzdem irgendwie, wenn auch vielleicht nicht so lange. Das Gejammere über die schlechte Ernte wäre jedoch häufig komplett überflüssig: Dafür muss man auch die Voraussetzungen schaffen und seinem Baum etwas Gutes tun. Wenn du aus dem medizinischen Bereich kommst, dürfte dir ja unmittelbar eingängig sein, dass Gesundheitsvorsorge zehnmal effektiver ist als nachträgliches Herumdoktern.

Was die unterschiedlichen Obstkrankheiten betrifft, wäre natürlich eine rundum robuste Sorte erste Wahl. Dass Obstkrebs bei hohem Niederschlag und noch dazu schwerem Lehmboden ein Thema sein kann, habe ich schon erwähnt; ebenso Feuerbrand; andererseits Hanglage, wo das Wasser abfließen kann. Schorf, Monilia, Apfelwickler, Marssonina usw. sind natürlich immer unangenehm, bringen aber wenigstens nicht gleich den ganzen Baum um. Zudem dürfte es am Standort recht windig sein, was günstig wäre, da Feuchtigkeit schneller abtrocknet. (Der Baum muss dann halt auch die kalten Winde im Winter aushalten können.) Also am ehesten noch da Kompromisse. Diese sind aber eigentlich gar nicht nötig, weil es ausreichend bewährte alte Sorten für deinen Standort gibt. Was insgesamt robust ist, ist es wahrscheinlich auch neuen Krankheiten gegenüber. Gewähr gibt's darauf dennoch keine. Ich schreibe allerdings bewusst "bewährt", denn "alt" ist beileibe nicht immer gleich "gut". Es gibt auch alte Sensibelchen.

Ich hoffe, nicht zusätzlich zum Kopfdrehen beigetragen zu haben. Ein bisschen Reinschnuppern in die Tiefen der Pomologie macht ja auch Spaß, und ich versichere dir, dass du, wenn du die Hinweise hier weiterverfolgst, schnell zur wünschenswerten Sicherheit kommst, dass du dann eine gute und fundierte Entscheidung getroffen hast. (Die Menschen früher haben auch einfach gepflanzt, was beim Nachbarn gut gewachsen ist, ohne großartige Pomologen zu sein.)
« Letzte Änderung: 21. Oktober 2021, 16:35:58 von Berat »
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