Hallo Peter!
Mit 2-3 Meter Platz für die Krone kommst Du nicht weit. Mehr als kleine Spindeln gehen da nicht; die Früchte sind in wenigen Tagen aufgegessen.
Hast Du an ein
Hauswandspalier gedacht?
Das ist in den Alpen verbreitet und seit alter Zeit bewährt.
Ob Spindeln oder Spalier, regelmäßige Schnittpflege ist dafür unabdingbar: Du müsstest Dich mit dem Obstbaumschnitt vertraut machen.
Gibt es an dem Haus die Alternative: weniger Bäume, aber dafür eine etwas breitere Krone? -> Dann ginge vllt. der Halbstamm, von dem Du sprichst?!
Befruchtung: Optimal in den Alpen sind Spätblüher. Wegen der Spätfröste sollten Frühblüher eher vermieden werden. (Eine Sicherheit gibt es nicht, gelegentliche Ausfälle sind unvermeidbar. Das Hauswandspalier ist auch wegen der Fröste verbreitet.)
Der Tipp von Gartennoob ist gut: Es gibt auch spätblühende Zieräpfel. Oder von der Baumschule einen Befruchterzweig aufveredeln lassen!
Gibt es Bienen am Haus? Wie gut und regelmäßig wird die Elstar in der Nähe, die Du erwähnst, befruchtet?
Stehen noch weitere Obstbäume in der Umgebung? Welche Sorten haben sich bewährt? Wie gut sind sie befruchtet?
Die angebliche
Resistenz ignorieren! Für den Garten ist diese Züchter-Reklame, von der Dir der Kopf schwirrt, fast ohne Bedeutung. Ein sehr informatives Resümee für den Erwerbsobstbau (egal ob Bio und konventionell, beide mit Giften) siehe unten: (**). (Was ich nicht beurteilen kann: In Höhenlagen werden noch manche RE-Sorten von Baumschulen angepriesen, die in ihren Ursprungsgebieten längst in Vergessenheit geraten sind.) -- Alles in allem: Statt der "Resistenz" beachte die Resilienz, die
gut eingeführten, gesunden alten Gartensorten (dazu gehören auch einige wenige neue), da sie ein breites ökologisches Spektrum aufweisen, also anpassungsfähig und widerstandsfähig (resilient) sind, und aucht auf ihre Eignung für die Höhenlage und für Deinen etwas schwereren Boden (mit Lehm).
Den
Feuerbrand nennen sorgfältig die Schweizer Listen, v. a. die von Fructus und Toni Suter (siehe unten, während der Feuerbrand in den nördlicheren Gegenden für Gartenobst außerhalb der Obstanbaubetriebe keine Rolle spielt). Weil die besonders anfällige Elstar in Deiner Gegend gedeiht, wie Du schreibst, dürfte Deine Gegend nur geringen Feuerbranddruck aufweisen. -
Marssonia, ebenfalls eine Krankheit des weiteren Alpengebiets, ist sinnvoll erst nach der Vorauswahl je Sorte zu recherchieren (in der Fructus-Liste und im Internet; wenn seltenere Sorten hier noch nicht aufgefallen sind, könnten sie dennoch anfällig sein).
Die Risiken, die mit dem Klimawandel auf uns zukommen, sind letztlich unabsehbar...
Wir dürfen uns nicht verrückt machen und müssen damit leben.
Da die
Wasserversorgung Deines Bodens durchschnittlich ist, wie Du schreibst, brauchst Du Dir in der Alpenregion keine weiteren Gedanken zu machen. Auch die
Südseite ist in der Höhenlage optimal (solange Du keine der Sonnenbrand-empfindlichen unter den neuen Sorten nimmst).
Sortenvorschläge:Die
Wintergoldparmäne, die Deine Mutter kennt, war einst der am weitesten verbreitete Gartenbaum, ist aber heute nicht mehr ganz gesund. Schwere Böden fördern die Krebsanfälligkeit; jedoch können viele Bäume damit gut leben und bringen hervorragend aromatische Früchte. Zudem sorgt die Höhenlage für besondere Vitalität! Sie braucht alle paar Jahre Schnittpflege. Die Wintergoldparmäne ist ein kleinerer Baum mit nur mittleren Wuchs ("mittelstark"), der in allen Formen, auch Spindeln, gedeiht. Starkwüchsige Bäume solltest Du wegen des beengten Platzes auf keinen Fall nehmen!
Parkers Pepping ist ein ausgesprochen
schwachwüchsiger, aber gesunder und anpassungsfähiger Tausendsassa - mit dem Edelgeschmack des Lederapfels! Er braucht wenig Platz, lässt sich in seinen Jugendjahren in die Form schneiden, die für den beengten Garten passt (dann nicht mehr unnötig dran rumschnippeln, dazu wächst er zu langsam).
Den habe ich selber: Er muss unbedingt auf eine Sämlingswurzel !!! (zumal auf Lehmboden), sonst braucht er Jahrzehnte, bevor er überhaupt 2 Meter Höhe erreicht... (Auch wenn die Baumschule, die ihn in der Regel nicht genau kennt, den Parkers standardmäßig auf eine übliche Spindlings-Unterlagen veredeln möchte: unbedingt die Sämlingsunterlage oder A2; sonst andere Baumschule wählen.) Schwachwüchsige Bäume sollten am Pflanzstab bleiben, bis sie erwachsen sind, sonst werden sie schief. Mit Parkers Pepping hättest Du sozusagen einen Halbstamm in der Größe einer Spindel.
Heute ist "Parkers" selten geworden. Doch in der großen Gartenobst-Zeit wurde sogar eine Straße in Berlin nach ihm benannt.
"Für die ganze Schweiz" empfiehlt ihn die maßgebliche aktuelle Liste von ProSpecieRara. Ebenso auch
Arche Noah in Österreich: "Sehr breit anbaufähig auf genügend feuchten Böden, in Höhenlagen eine der verlässlichsten Apfelsorten." Sie blüht mittelfrüh.
Suchen in ListenBei der schnellen Durchsicht der Listen fallen folgende schwachwüchsige und kleiner bleibende, geeignete Tafeläpfel auf - alle geeignet für die Spindel in der Höhenlage:
Primerouge (Akane) -- besonders schwachwüchsig, wird maximal 3 x 4 Meter groß und passt für Dich gut: ein säuerlicher Herbstapfel (im September reif), eine neue Sorte auf Basis der Worcester Parmäne, schwach anfällig für Feuerbrand
Worcester Parmäne - blüht mittelfrüh, für Hochlagen, süßsäuerlich mit feinem Aroma, reift Ende August/September, Feuerbrand & Marssonia unbekannt
Wealthyapfel -- anfangs mittelstarkwüchsig, im Vollertragsalter schwachwüchsig, in Höhenlagen besonders gesund, ertragreich, lieblich-süßlich, nach der Ernte im Oktober etwas nachlagern bis November, blüht spät, braucht keinen Befruchtungspartner, kein Feuerbrand
Discovery (*) - schwachwüchsig, Sommerapfel (August), süß-säuerlich, etwas anfällig für Feuerbrand (ein weiterer Abkömmling der erwähnten Worcester Parmäne)
Chestnut -- schwachwüchsig, gesund, fruchtbar, kleine Früchte mit hervorragendem Geschmack, aber zum Baum ist
wenig bekannt (
https://www.prospecierara.ch/pflanzen/sortenfinder/detail.html?tx_psrsortenfinder[showUid]=OB-11175 )
Titowka - ein säuerlicher Sommerapfel (im August) frisch ohne Aroma, mittlere Blütezeit, robust in allen Höhenlagen, sonst
wenig bekannt (
https://www.prospecierara.ch/pflanzen/sortenfinder/detail.html?tx_psrsortenfinder[showUid]=OB-11257 )
Außerdem einige
Lokalsorten der Romandie, die auch ProSpecieRara noch geheim hält ...
(Weißer Klarapfel scheidet leider aus wegen seiner besonderen Anfälligkeit für Feuerbrand und Marssonia.)
--------------------
(*) Discovery ist als neue Sorte eine der wenigen Ausnahmen von der global herrschenden Züchtungs-Inzucht (siehe Bannier): daher tatsächlich "resistent" (widerstandsfähig) gegen Schorf, aber anfällig für Mehltau.
(**) Zur Frage der Resistenz und zum Ausklingenlassen Deines Kopf-Schwirrens ein berühmter Artikel des Pomologen Hans-Joachim Bannier über die global praktizierte Züchtungs-Inzucht "
Genetische Verarmung bei modernen Apfelsorten: Krankheitsanfälligkeit und Inzucht inklusive Plädoyer für die Wertschätzung und züchterische Nutzung vitaler alter Sorten" (hier von der Homepage des Autors). / Die
erste kürzere Fassung dieses Artikels erschien im Springer-Wissenschaftsverlag in der Zeitschrift "Erwerbs-Obstbau" (2010) und enthält umfangreiche Tabellen für Resistenz-Interessierte...
--------------------
Viel Freude wünsche ich Dir!
Felix