Essbare Insekten liegen momentan im Trend. Ich will auch keine großartige Diskussion darüber starten ob das nun sinnvoll ist oder nicht. Von mir aus soll jeder essen was er will und anderen Leuten nichts aufzwingen.
Jedenfalls haben wir für unseren australischen Community-Garten nun eine Insektenfarm gebaut. Ziel ist es Larven der Soldatenfliege (Black Soldier Fly) zu züchten und dann an unsere Hühner zu verfüttern. Insektenlarven sind allgemein sehr effizient um Abfälle in Protein umzuwandeln. Die Larven der Soldatenfliege können das besonders gut und sind im Prinzip biochemische Fabriken um Protein zu produzieren. Die Soldatenfliege kommt ursprünglich aus Südamerika, ist aber mittlerweile global verbreitet.
Das Prinzip der Insektenfarm ist wie folgt:
Die befruchteten weiblichen Insekten werden vom Geruch der Küchenabfälle angezogen und wandern in die Insektenfarm. Auf der Innenseite hängt ein Stück Wellpappe von der Decke (nicht sichtbar auf den Fotos). Die weibliche Fliege findet Gefallen an den Hohlräumen dieser Pappe und legt ihre Eier hinein (ca. 500 pro Fliege). Die Eier schlüpfen und die kleinen Larven bewegen sich und fallen in die Küchenabfälle. Dort wachsen sie dann und verzehren organisches Material. Wenn sie reif sind, und bald in die metamorphose Phase übergehen, haben sie anscheinend den Drang nach oben zu wandern. Deswegen laufen sie die zwei PVC Rohre hinauf und fallen anschließend in den Sammelbehälter. Der Inhalt wird dann an die Hühner verfüttert.
So zumindest in der Theorie.
Hat jemand das schon selber ausprobiert? Ich werde auf jeden Fall Bescheid geben ob wir damit Erfolg haben oder nicht. Für uns als Community Garten ist das zuallererst nur ein einfaches Experiment welches uns hilft Fütter für die Hühner zu produzieren. Wie viel dabei rum kommt wissen wir noch nicht. Dann ist es natürlich auch als Lehrmaterial für die Mitglieder und Besucher gedacht. Und die Kinder werden damit bestimmt auch ihre Freude haben.
Kommerziell hat die Insektenzucht natürlich sehr viel Potential. Ich rede auch nicht nur davon essbares Protein für den Menschen zu produzieren, sondern z.B. auch zur Abfallbeseitigung. Anscheinend könnte man auch Klärschlamm an die Insekten verfüttern und die würden sogar Pathogene eliminieren und hygienisch aufbereiten. Ich finde es auch ziemlich gut wenn man vor Ort sein Protein für die Viehzucht produzieren kann, anstatt zum Beispiel aus Brasilien in Form von Sojaschrot zu importieren. Ob und wie viel pflanzliches Protein durch Insektenprotein ersetzt werden kann weiß ich nicht, denke aber, dass es Potential hat.
"In one year, a single acre of black soldier fly larvae can produce more protein than 3,000 acres of cattle or 130 acres of soybeans."
https://www.washingtonpost.com/business/2019/07/03/maggots-could-revolutionize-global-food-supply-heres-how/Vor allem könnte man diesen "acre" auch vertikal anbauen und die Larven in Kisten übereinander stapeln.
Die Überreste heißen übrigens "frass", also Insektenkot. Dieser ist ein unglaublich potenter Dünger und hat auch einen sehr hohen Chitinanteil, weil die Larven sich auch häuten. Pflanzen haben Rezeptoren für Chitin, welches das Pflanzenabwehrsystem aktiviert. Insektenkot hat ca. 4% Stickstoff und ist unglaublich leicht, fluffig, geruchsneutral und in der Konsistenz fast wie Watte. 1 kg Insektenkot kostet beim Bezos-Händler ca. 15 Euro, also auch gewinnbringend für die Produzenten.
So, genug Werbung gemacht. Jetzt hoffe ich nur, dass unsere improvisierte Insektenfarm auch Erfolg bringt.