Die Haut auf der Milch war für mich nie ein Problem. Aber der Geruch der kochenden Milch, und manchmal brannte sie an oder kochte über.

Nur dadurch zu rechtfertigen, dass sich die Milch hinterher in Kakao, Pudding oder etwas anderes Tolles verwandelte. Wir hatten damals eine extra Kasserolle, nur für Milch.
Und es musste immer Kondensmilch im Haus sein, für Kaffee.
.Daran, dass meine Oma bei Gewitterstimmung gerne saure Milch ansetzte, erinnere ich mich auch. Und dass in meiner Kindheit sogar noch der Milchwagen in die Siedlung kam, zweimal die Woche. Manchmal hatte meine Oma vergessen, Kanne und Geld bereit zu halten, und ich musste dann mit der leeren Kanne losrennen, um den Wagen an der nächsten oder übernächsten Haltestelle noch zu erwischen. Jogurt und Eisbecher hatte er auch, demnach wird er eine Kühlvorrichtung gehabt haben.
.Im Ort gab es einen Milchladen von der Molkereigenossenschaft. Das war der lebendigste Treffpunkt des ganzen Ortes! Leider zwei Kilometer von uns entfernt. Spektakulär endete einmal der Versuch meiner Mutter, mit der vollen Zweiliterkanne im Auto allein nach Hause zu fahren. Der Gestank ging aus dem Auto nie mehr raus.
.Und an eine Milchholaktion mit dem Fahrrad erinnere ich mich, da muss ich etwa 10 Jahre alt gewesen sein. Am 23. Dezember stellte sich morgens heraus, dass die Milch wohl nicht über die Feiertage reichen würde, und Omi fragte vorsichtig, ob ich... . Klar, kein Problem, volle Kanne am Lenker balancieren konnte ich ja. Auf der Hinfahrt fing es an zu schneien, und ich freute mich über die tanzenden Schneeflocken. Als ich mit der vollen Kanne wieder am Fahrrad ankam, lag eine geschlossene Schneedecke. Innerorts gings gut, aber die Landstraße zwischen Ortsmitte und Siedlung war damals eine schmale, nicht ausgebaute Buckelpiste ohne Fuß- und Radweg. Es schneite so dicht und in großen Flocken, dass ich einfach stur auf die Straße guckte. Mit der vollen Kanne am Lenker war das Fahrverhalten des Fahrrads schon ein bisschen kritisch.

Und ich muss wohl auch etwas länger gebraucht haben als normalerweise. Jedenfalls zeigte sich Omi ungewohnt rührselig, als ich ankam, und hatte inzwischen sogar Schnee geräumt (eigentlich meine Aufgabe).
.Jedenfalls war die Schließung des Milchladens ein herber Einschnitt im Dorfleben und eine Zäsur in jedem Haushalt, der bis dahin seine Milch in der Kanne geholt hatte.