Nur wenige Schritte weiter beginnt die eigentliche "Roseninsel", welche einst aus einer Rosenausstellung hervorgegangen ist. Damals wurde sie noch von einem Seitenarm der Nahe umschlossen, dieser wurde zugeschüttet und bildet heute die Priegerpromenade, eine beliebte Flaniermeile entlang des Parks, zwischen dem Kurpark von Bad Kreuznach und dem Salinental. In den 1990er-Jahren wurde Bad Kreuznach zweimal von schweren Hochwassern heimgesucht, welche die gesamte Altstadt unter Wasser setzten, deshalb wurden erhebliche Summen in den Hochwasserschutz investiert.
Überall trifft man daher dicke Mauern aus Klinkersteinen an, die sich harmonisch in die mit Dämmen modellierte Landschaft des Parks einfügen. In die in den Sommermonaten offenen Durchgänge können rasch große Spundwände eingebaut werden, um bei Hochwassergefahr alle Ufermauern abzuriegeln. Das kleine, burgähnliche Häuschen ist das sogenannte "Milchhäuschen", hier wurde einst im Kurbetrieb eine Milchkur neben der Solekur an der Elisabethenquelle im Kurpark angeboten.
Highlight des Parks sind die zahlreichen alten Bäume und insbesondere die Zierkirschenallee, welche auf dem Damm angelegt wurde. Insgesamt habe ich etwa 75 herrlich blühende Prunus x yedoensis gezählt, welche zur Zeit herrlich blühen. Ich weiß nicht genau, wann sie gepflanzt wurden, vermutlich um 1995 bei der Anlage der Hochwasserschutzmaßnahmen, zumindest einige Exemplare könnten aber durchaus auch schon älter sein, so wie auch die Magnolien, welche hier besonders knorrig und malerisch erscheinen.
Es ist jedes Jahr eine Freude, hier "Hanami" (jap. für "Blütenschauen" ) zu machen und "Sakura" (die Kirschblüte) zu bewundern, gerade am Wochenende ist hier bei schönen Wetter dann die Hölle los, aber auch die Woche über finden sich durchaus etliche Schaulustige ein und zücken alle fleißig ihre Smartphones und Kameras. Es ist schade, dass die Zeit der Kirschblüte so kurz ist, dafür ist ihre Pracht umso größer, dass ich einfach noch ein paar mehr Fotos zeigen muss.
Im Park gibt es natürlich auch diverse Kunstwerke, hauptsächlich von der hier in der Stadt ansässigen Cauer-Familie, und so steht auch Fürst Bismarck inmitten von Kirschblüten, auch wenn die zu seiner Zeit noch eher unbekannt gewesen sein dürften. Prunus x yedoensis ist die "Tokiokirsche", welche in der namensgebenden Stadt zu hunderttausenden gepflanzt wurde, und ich kann die Begeisterung der Japaner für sie ohne weiteres nachvollziehen.
Nach den reichlichen Regenfällen der letzten Tage tat es gut, endlich wieder einmal die Sonne zu genießen, auch wenn die Temperaturen recht frisch waren. Aber in der Sonne ließ es sich gut aushalten, und die Blütenpracht zaubert eine ganz besondere Stimmung an den Himmel, wenn man unter den Bäumen steht und nach oben blickt. Nur den Bienen war es heute wohl etwas zu kalt, ansonsten summt und brummt es hier um diese Jahreszeit vernehmlich.
Wieder am "Milchhäuschen" angekommen, verabschiedete ich mich von der wunderbaren Szenerie, hier mit einem Foto eines weiteren Standbildes der Familie Cauer namens "Der Durst", in dem zwei englische Kolonialsoldaten um einen mit Wasser gefüllten Helm ringen. Wasser hatten wir die letzten Tage und Wochen mehr als genug, so dass die Natur dieses Frühjahr nach der Durststrecke des letzten Sommers hoffentlich wieder frisch und kräftig austreiben kann.