Mein Garten besteht zum größten Teil aus ehemaliger Obstwiese, früher von Schafen beweidet.
Um 2000 herum schaffte der Nachbar seine Schafe ab und es stellte sich die Frage, wie weiter pflegen, Verbuschung verhindern usw.
Schon davor hatte ich dran herum überlegt, ob die Schafweide zur Blumenwiese werden könnte und einen Versuch Mitte der 90er - der komplett fehl schlug - gestartet.
Insofern interessierte mich seitdem Literatur zu Blumenwiesen, Wiesenblumen, die Arten, die Anlage, die Pflege.
Das erste Buch, das mich weiter brachte, war
"Wiesen" von Christopher Lloyd, der in Great Dixter sein ganzes Leben lang mit den dortigen Wiesen herumexperimentierte.
Der Ansatz war primär ein gärtnerisch-gestalterischer mit vielen "Anreicherungsideen" in Form von Pflanzenarten für Gartenwiesen mit Wiesen/Präriearten aus der ganzen Welt, was mir auch entgegen kam, sah ich doch schnell die Blumenwiese als eine Art Staudenbeet.
In diesem Buch fand ich zum ersten Mal die Anregung, Klappertopf in eine nährstoffreiche Wiese einzusäen, da dieser als Halbschmarotzer Gräser "anzapft" und diese schwächen kann.
Wie man eine Blumenwiese ganz neu anlegt, oder eine bestehende Wiese umwandeln könnte, dazu gab es nicht wirklich Anregungen.
Später kaufte ich mir
"Blumenwiesen - Anlage - Pflege - Praxisbeispiele" von Reinhard Witt/Bernd Dittrich.
Das Buch ist primär auf die Anlage/Erhaltung von Wildblumenwiesen ausgerichtet, es schlüsselt erstmal auf, was für Wiesentypen es gibt, auf welchen Böden, welches die Zeigerarten verschiedener Wiesentypen sind, dann, wie man bei der Anlage vorgeht, was für unterschiedliche Möglichkeiten es gibt, Ansaat, Pflege usw.
Leider besteht fast die gesamte 2. Hälfte des Buches aus Beispielen von Neuanlagen, mit den Vorbedingungen, den verwendeten Arten usw., das interessierte mich nicht so sehr.
Ich holte mir dann auch noch
"Nachhaltige Pflanzungen und Ansaaten" von Reinhard Witt (
Seitenvorschau), das allerdings eher das Gesamt-Arbeits-Lebens-Erfahrungswerk von Herrn Witt ist - es kommen auch Blumenwiesen vor, aber es geht um so viele Aspekte des Naturgartens, dass man sich das eher zusammensuchen muss - was mir zu mühselig war.
(Vielleicht könnte noch
"Das Haarer Modell. Naturnahes Öffentliches Grün. Mehr Wildblumen durch richtiges Mähen" von Reinhard Witt sein, das habe ich aber (noch) nicht)
Darauf folgte
"Making a wildflower meadow" von Pam Lewis.
Sehr gut, sehr viel Praxis - leider nimmt sie bei allen Wiesenblumennamen nur die englischen Volksnamen, nicht die allgemeingültigen botanischen Gattungs-Art-Bezeichnungen
Letzte Woche nun liess ich mir
"Rasen und Wiesen im naturnahen Garten" von Ulrike Aufderheide schenken.
Ich hatte gezögert....es kam mit Cover-Aquarell und nur Zeichnungen im Buch etwas...naja....öko daher - aber, auch hier galt wieder mal "Don't judge a book by its cover"!
Das scheinbar dünne Büchlein schlägt dennoch einen großen Bogen, angefangen bei der Naturgeschichte der Rasen und Wiesen, wo die Autorin das Quartär als das Zeitalter der Gräser, Wiesen und Rasen betitelt, weil auch in den Warmzeiten in Europa, wo überhaupt Bäume gedeihen konnten, gleichzeitig aber auch sehr viele Pflanzenfresserherden grasend unterwegs waren und so immer offene und halboffene Landschaften schufen, über die Kulturgeschichte des Rasens, welche Wiesen- und Weidentypen es gibt, welche Alternativen zu Turborasen möglich sind bis hin zu Planung von Rasen und Wiesen, Rasen auf befestigten Flächen, Pflasterfugenbegrünung, Rasen und Wiesen pflegen, Rasenprobleme naturnah lösen und sogar Alternativen zu Rasen oder Wiesen für Flächen.
Aussagen wie:
"...Blumenwiesen können, wie wir bereits gesehen haben, nicht für Flächen vorgesehen werden, die begangen werden sollen. Sie sollten im Garten eher wie Blumenbeete betrachtet werden, deren Größe auch so erheblich sein kann, dass sie eigene Gartenräume darstellen..."
"..Über die ungewohnt wilden Pflanzenbilder des naturnahen Gartens sagt ein gut gestalteter Weg zum Betrachter: "Ja, dieser Garten ist so gemeint, entdecke die Schönheit!"" kann ich nur vollstens zustimmen.
Ihrer klaren Ansage, dass eine Umwandlung eines bestehenden Rasen durch Einsaat von Blumenwiesensamen oder Änderung der Pflege niemals funktioniert, will ich in der Absolutheit allerdings nicht ganz folgen - wobei wahrscheinlich die Wiese bei mir nie mit den konkurrenzstarken Weidegräsern eingesät wurde, aus denen Rasen und Weidelandmischungen bestehen, vielleicht hatte ich da einen Vorteil.
Sie propagiert die komplette Entfernung des vorhandenen Rasens durch mehrfaches Fräsen oder eine Rasenschälmaschine, weist aber darauf hin, dass dies in der Nähe von Bäumen natürlich wegen der Wurzeln nicht möglich ist und schlägt dort die Alternative von Teilflächen/Streifen in genügender Entfernung zu den vorhandenen Bäumen vor, die als Initialfläche dienen sollen und von wo aus dann Wiesenblumen in den alten Rasen bei wiesenangepasster Pflege im Laufe der zeit einwandern können.
Auch ein Satz wie "...Eine gelungene Einsaat zeichnet sich durch ein katastrophales Aussehen im ersten Jahr aus." ist großartig
Viele Wiesenblumen bilden im ersten Jahr eine kleine Blattrosette, dann passiert nicht mehr viel.
Dann sieht die eingesäte Fläche extremst lückig und wie ein verunkrautetes Beet aus, das muss man wissen (und aushalten können)
Auch Blumenzwiebeln für die Wiese widmet sie ein Kapitel.
"...Wir werfen die Zwiebeln locker auf die Fläche und pflanzen sie dort ein, wo sie auf den Boden gefallen sind. Bei kleinen Zwiebeln wie Traubenhyazinthen ist es sinnvoll, sich die Zahl der geworfenen Zwiebeln zu merken und beim Einpflanzen nachzuprüfen, ob wir vielleicht einige übersehen haben...."
Nunja....sie empfiehlt erst 3-5 Jahren nach der Ansaat die Zwiebeln zu pflanzen - ich würde da ganz strikt von der "Wurfmethode", die gern immer wieder empfohlen wird, abraten, aus leidvoller Erfahrung.
Auf einem bunten Flickenteppich des Wiesenbodens von Braun, Strohfarben, Blaßgrün sind nicht nur kleine braune Zwiebeln und Knollen kaum noch aufzufinden, auch helle gleichen in der Farbe trockenem Gras.....
Ich hab einmal Werfen probiert und es war wirklich mühselig, alle Knollen wiederzufinden zum Einpflanzen, bei vielen Knollen, niemals werfen.
Abgesehen davon bin ich sehr angenehm überrascht von dem Buch und kann es Wiesenblumenanlageinteressierten nur wärmstens empfehlen.
Ich fände es schön, wenn andere ihre Empfehlungen zu weiterer guter Literatur zu Blumenwiesen, Wiesenblumen hier in diesem Thread einbringen wollen würden, man kann immer noch was Neues lernen.