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Das Schichtrippengelände (Gelesen 26612 mal)

Gartengestaltung von Planen, Gelände und Boden über generelle Anlage, Wege, Steine, Zäune, Beete bis hin zu Kunst und Handwerk

Moderatoren: Nina, AndreasR

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RosaRot
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Regenschatten Schattenregen Nordöstliches Harzvorland, Podsol, Regosol 7b 123m

Das Schichtrippengelände

RosaRot »

Es gibt hier viele wunderbare gestaltete und gepflegte Gärten, die Betrachtung der Fotos ist atemberaubend. Wie so etwas gelingen kann ist mir schleierhaft, deshalb bewundere ich es umso mehr. :D

Neben solchen Gärten gibt es ja noch vieles andere, unter anderem eben die "Gelände"...
Ein solches bewohne (gemeinsam mit der Familie) und bearbeite ich seit vielen Jahren. Jedes Jahr stelle ich fest: nichts mit 'Schöner Garten', das Gelände hat wieder gewonnen. Wir, ich, gewinnen anderes: Erfahrungen, Beobachtung von allerlei Getier, schöne Blüten manchmal in Fülle, dann wieder gar nicht, Neuanfänge durch Sturmschäden und anderes mehr...

Das was ich zu zeigen hätte passt oft nicht so recht in den Kontext von Garteneinblicken oder Impressionen aus dem Garten (oder nur als winziges Detail), deswegen gibt es jetzt einen eigenen Faden für dieses Gelände...

Warum nun 'Schichtrippengelände'?

Besser als ich die Gegebenheiten jemals beschreiben könnte, tut die das Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt in seiner Beschreibung der Besonderheiten des Nordöstlichen Harzvorlands: Hier

"Unsere" Rippe ist ca. 4 km lang, verläuft wie alle Rippen hier von Ost nach West, hat einige Einschnitte, Nebenrippen und Zwischentälchen, ist im ortsnahen Bereich dichter bebaut, außerhalb gibt es noch eine kleine Siedlung mit verschiedenen 'Geländen' und einigen Bebauungen, teilweise bewohnt.

Unser Gelände beinhaltet eine steil abfallende Nordseite mit Wald (bzw. was davon noch übrig ist) und eine seit dem 19.Jh. oder eher terrassierte Südseite. Bis 1938 ist alles hier auf den Messtischblättern als Grünland verzeichnet.
Es muss aber doch schon ein altes Gartenhaus mit Keller gegeben haben, dessen Reste von der Vorbesitzern teils abgetragen teils in das dann gebaute Haus integriert wurden (Doppelmauern aus gestampften Lehmziegeln mit Schuttfüllung dazwischen). Der Abriss (und Müll) wurde im Gelände zwischengelagert und dann 'vergessen', was mir vielfältige Quellen für Steine und anderes etc. beschert.
Das in den Hang gebaute Haus wurde über die Jahre erweitert, ein Scheunenstück mit eingebunden, der Keller vergrößert, Nebengebäude erweitert und restauriert (momentan läuft gerade wieder so eine Restaurierungsphase) - entsprechend den familiären und beruflichen Belangen. Ein größerer Teil des Geländes war längere Zeit 'abtrünnig', konnte aber nach 30jähriger Brache wieder zurück erworben werden, weitere Teile sind seit langem an die Nachbarn verpachtet.
Hier auf unserem Gelände sind die Felsen unter der Erde und treten erst bei einem der Nachbarn wieder zu Tage. Es gibt hier zwei Sorten von Sandsteinen, einen weicheren gelblichen und einen sehr harten eisenhaltigen Sandstein von brauner bis dunkelbrauner Farbe (je nach Eisengehalt). Auf der Hügelkuppe befindet sich ein alter Steinbruch, aus dem die Steine für die alten Trockenmauern hier gegraben wurden, den nutze ich momentan nicht, sondern habe einen eigenen (eine verkippte Trockenmauer) bzw. sobald ich irgednwo grabe, kommen die Bausteine, die ich für Mauern brauche zu Tage....
Es gibt hohe alte Trockenmauern, meist sehr überwuchert und noch nicht alle restauriert und die vielen kleineren Mauern, mit denen ich die Hänge terrassiert und in Pflanzflächen unterteilt habe (und längst nicht fertig bin). Der Boden ist entsprechend oben sehr sandig, nach unten zu finden sich Lößabschwemmungen und auch mal schöne Lehmadern, teilweise humos durch Kiefernmullboden.
Die Kiefern(Aufforstung 20.Jh.) fielen zu einem größeren Teil der Trockenheit und daraus resultierendem Pilzoptimum zum Opfer, jetzt wachsen Eichen und Vogelbeeren. Außerdem wuchern Pfirsiche unkrautartig, ebenso wilde Pflaumen und Walnussbäume.

Gemüse habe ich früher angebaut, auch die Nachbarinnen taten das. Mittlerweile ist es zu trocken, Gemüse gibt es nur noch im Kübel und an wenigen ausgewählten Stellen, der Rest ist eine den Gegebenheiten angepasste Bepflanzung mit dem was hier geht, bzw. dem, was sowieso hier wohnt und sich entschieden nicht verdrängen lässt (Gamanderehrenpreis z.B.).

So genug der vielen Worte, ab jetzt gibt es immer mal wieder Fotos. :)

Bild
Delosperma 'Nani Forssmann', fast ein Quadtratmeter, aus ein paar Stecklingen, die mir ein lieber Mitforist sandte, eine Trockenmauer überwuchernd

Bild
Überwinterte Löwenmäulchen mit Ptilotrichum spinosum und Ausblick ins Tal auf den blühenden Raps

Bild
Stachys lavandulifolia bratend auf einer Mauerkante










Viele Grüße von
RosaRot
Waldschrat
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Re: Das Schichtrippengelände

Waldschrat » Antwort #1 am:

Faszinierend (wenngleich ich mich beim Lesen des Wortes erstmal veräppelt vorkam) - bitte mehr :D. Besonders das letzte Foto ist der Hammer :D
Rentner arbeiten zu wenig (Carsten Linnemann, Jg. 77, CDU-Generalsekretär)

Schlimmer geht immer
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Jule69
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Re: Das Schichtrippengelände

Jule69 » Antwort #2 am:

Was für ne super Idee!
Bitte zeig uns mehr. Im Stillen bin ich ja schon länger ein Fan von Dir und Deinen Pflanzen ;D
Liebe Grüße von der Jule
Es genügt nicht, mit den Pflanzen zu sprechen, man muss ihnen auch zuhören.
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Waldmeisterin
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Re: Das Schichtrippengelände

Waldmeisterin » Antwort #3 am:

endlich :D Bisher konnte ich mir unter deinem Garten nur wenig vorstellen, habe mir eigentlich nur gemerkt, dass vieles nicht geht. Schön, das es nun eine Faden für diesen mal wieder ganz anderen Garten gibt. :D
Patriotismus ist auf Kartografie und Zufall basierende Esoterik.
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Quendula
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Re: Das Schichtrippengelände

Quendula » Antwort #4 am:

Ja: endlich! Sehr schön, RosaRot. Bitte berichte und zeig mehr von Deinem Rippengelände :D.
Erwarte nichts, doch rechne mit allem!
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Lutetia
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Re: Das Schichtrippengelände

Lutetia » Antwort #5 am:

Wunderbar, RosaRot, Näheres über dein Gartenreich zu lesen und zu sehen! Freu mich auf mehr! Tolle Eindrücke! :D
Hausgeist

Re: Das Schichtrippengelände

Hausgeist » Antwort #6 am:

Da bin ich nun aber auch auf mehr gespannt! :D
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RosaRot
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Re: Das Schichtrippengelände

RosaRot » Antwort #7 am:

@ Waldschrat, ja Schichtrippenformationen gibt es zwar etliche, aber so verbreitet sind sie nun auch wieder nicht, als dass das Wort so geläufig wäre.
Das Faszinierende an diese Rippen hier ist, dass die aufgefalteten Formationen aus unterschiedlichem Gestein bestehen können. Man tritt aus einem Gelände mit grauem Sandstein und auf dem nächsten Hügelchen gibt es ausschließlich weiße Kalksteine, z.B. oder mitten zwischen Sandsteinhügeln mit Felsen einen runden Buckel der nur aus Kreídeablagerungen besteht, auf dem man die schönsten Versteinerungen finden kann (konnte, ist heute etwas zugewuchert, früher wurde alles beweidet.)

@ Jule, Waldmeisterin, Quendula, Lutetia - Danke für Euren Zuspruch! @ Hausgeist - bei Euch ist alles doch sehr wohldurchdacht und unauffällig perfekt, hier meinerseits doch massive Improvisation (der Hausherr agiert anders)

Hier mal eine Auswahl an Baumaterialien, zur besseren Vorstellung, nach dem Motto: was sich hier anfindet wird auch (wieder)verwendet.
(Gut hundert in der Erde vergrabene Mostflaschen haben wir allerdings dem Glascontainer zugeführt...)

Bild
Alte noch recht schöne Lehmziegelsteine, wie sie auch hier im Haus teilweise verbaut sind

Bild
Alle möglichen Reste, die man so ausgräbt: Ziegelsteinbruch, Fundamentreste aus Beton, Tonrohre, alter Dachziegelbruch usw.

Bild
nicht so schöne Lehmsteine und Reste einer Wand im Schuppen, die 'innerfamiliäre jugendliche Sünder' ;) ;D mal bauten (mit Mörtel ohne Sand... demzufolge nur 'im Ganzen entnehmbar'...)

Bild
Steine von einer Schichtrippe eins weiter nach Südosten: ein anderer Sandstein, gelber mit vielen Sintertropfen darin

Bild
Das ist der braune Sandstein, den wir hier ausgraben. (Dank Rootslayer ein Kinderspiel!)
Den Roggenstein gibt es etwa 40 km nördlich von hier, einer der Vorbesitzer hat daraus die Grundstücksmauer zur Straße errichtet.
Die Betonmauer hinter dem Steinlager stammt auch aus dieser Zeit.
Viele Grüße von
RosaRot
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Buddelkönigin
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Re: Das Schichtrippengelände

Buddelkönigin » Antwort #8 am:

Euer Gelände atmet Geschichte... cool sowas. ;)
Um die alten Steine beneide ich Dich fast ein bißchen. Auf alle Fälle ein Terrain, das die Möglichkeit zu spannenden Pflanzungen ganz anderer Art bietet.Der Harz hat ja wohl ziemlich kalte Winter, oder? Da wundert es mich allerdings, daß die Pfirsiche dort so gut klarkommen...Sonst hätte ich auf Lilos Sonnenhang verwiesen, wo ja Geröll und Gestein in Hanglage auch eine große Rolle spielen.
Also geht es wegen der kalten Winter wohl doch eher in Richtung alpiner Steingarten ?
Zeig doch mal mehr... spannend. :D
Wenn immer der Kluge nachgibt, regieren die Dummen die Welt.🙄
gartenfreak †
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Re: Das Schichtrippengelände

gartenfreak † » Antwort #9 am:

Ein sehr interessanter Bericht, ich warte gespannt auf mehr und bedanke mich erst mal.
Rieke
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Re: Das Schichtrippengelände

Rieke » Antwort #10 am:

Ich warte auch auf mehr Bilder und bitte ein paar mit Überblick über Dein Gelände :D.
Chlorophyllsüchtig
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sequoiafarm
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Re: Das Schichtrippengelände

sequoiafarm » Antwort #11 am:

Danke, das wird sicher spannend, den Threadtitel kann man sich auch gut merken.
Ein Überblick wäre vielleicht wirklich sinnvoll (wenn möglich).
Grüne Grüße aus Kaldenkirchen, Micha 
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RosaRot
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Re: Das Schichtrippengelände

RosaRot » Antwort #12 am:

Buddelk hat geschrieben: 17. Mai 2022, 16:12
...
Der Harz hat ja wohl ziemlich kalte Winter, oder? Da wundert es mich allerdings, daß die Pfirsiche dort so gut klarkommen...
Sonst hätte ich auf Lilos Sonnenhang verwiesen, wo ja Geröll und Gestein in Hanglage auch eine große Rolle spielen.
Also geht es wegen der kalten Winter wohl doch eher in Richtung alpiner Steingarten ?
...


Das Harzvorland ist nicht der Harz und hat ein eigenes Klima, sehr trocken, da im Regenschatten des Harzes gelegen. Häufig fönig mit Süd-oder Südwestwind-Wetterlagen, deutlich wärmer als im Gebirge. Das schließt gelegentliche Kältephasen nicht aus. 2011/12 hatten wir einige Zeit Nachttemperaturen von -23°, in früheren Jahren bis - 25°.
In der Regel sind diese Kältephasen überschaubar kurz und in den letzten Jahren kaum noch vorgekommen.

Die Südhänge heizen sich schnell auf, das mögen die Pfirsiche. Alpine Pflanzen wachsen hier kaum, denen ist es zu warm.
(Wunderbare alpine Steingärten gibt es in traditionell in Sachsen, dort passt das Klima besser.)

Hier in meinem Garten wachsen einheimische Steppenpflanzen, die schon da waren ( z.B. Zypressen-Wolfsmilch, Galium verum, Salvia pratensis, Feld-Mannstreu usw.) zusammen mit balkanischen und asiatischen Steppenbewohnern, vielen verschiedenen Salbei, Cistusgewächsen und manches andere, aber keine Prachtstauden. Für die taugen Boden und Klima diese Hanges nicht (in den flußnahen Schwarzerdegebieten ein paar Kilometer weiter östlich ist das ganz anders).

@ Rieke Überblicksbilder... da habe ich tatsächlich wenig. Es ist schwierig die unterschiedlichen Höhen erkennbar abzubilden.. ich müsste wohl eine Zeichnung machen...

Bild
Januar 2020: Rodungsarbeiten im neueren Gelände (Brombeeren) und Fortsetzung eines Weges aus dem älteren Gartenteil in westlicher Richtung, in der Ferne schimmert das Nachbarhaus durchs Gestrüpp. Rechts am Hang steht eine große Kiefer, dahinter gibt es die Rudimente einer alten Auffahrt, allerlei Müll der agrarischen Vorbesitzer aus den 50ern findet sich (Massen von Schrott). Bepflanzt ist noch gar nichts.

Bild
Dezember 2020: Die Kiefer fiel einem Sturm zum Opfer und fiel nach Osten, zertrümmerte neu gesetzte Mauern, teilweise, ließ sich restaurieren.

Bild
2022: die Auffahrt ist fahrfertig (mit Fahrspuren aus Rasengittersteinen - neues Projekt: flache Bepflanzung... ;))
Der Hang darunter ist abgestützt mit einer Trockenmauer der massiveren Sorte, es gibt einen Weg (der im Moment mit Wiesensalbei-Wildwuchs zugewuchert ist...) und allerlei Pflanzplätze - die Iris (Morgendämmerung) steht etwa da, wo auf dem ersten Foto links eine grüner Hang mit Wildwuchs zu sehen ist. Natürlich sind die unvermeidlichen Euphorbia cyparissias als angestammte Ureinwohner auch dabei
Viele Grüße von
RosaRot
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lerchenzorn
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Berliner Umland Klimazone 7a (wohl eher 6b)

Re: Das Schichtrippengelände

lerchenzorn » Antwort #13 am:

Wie schön, RosaRot. :D Und endlich! Die ersten Bilder zeigen sehr schön die Atmosphäre der bunt blühenden, sonnendurchfluteten "Macchie", in die ich mich beim Auf- und Abstieg durch den Garten versetzt gefühlt habe. Der Ziest zeigt, was bei Dir möglich ist. Der will überhaupt erst mal zum Blühen gebracht werden. Die Mittagsblumen sind einfach nur atemberaubend, wenn man sie leibhaftig sieht. Noch einmal eine Steigerung gegenüber Deinem tollen Foto.

Wir bewundern unendlich, welche Herausforderungen Du annimmst. Die mit den kleinen Rost-Sandsteinen gestützten Terrassen sind großartig geworden.
Waldschrat
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Höhe über NHN: 30 m
Bodenart: sandig

Re: Das Schichtrippengelände

Waldschrat » Antwort #14 am:

Ich bin sprachlos, fasziniert, bewundere mit und hoffe auf mehr :D
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