31.05.2022
(Teil 1)
Heute lassen wir es ruhiger angehen. Wir verlassen Bischkek und beginnen die Rundreise. Zunächst besuchten wir einen gartenbaulichen Betrieb mit landesweitem Ruf, etwa 50 km von der Hauptstadt entfernt. Leider ist mir Name und Ort entfallen, da müsste ich nachfragen, falls Interesse besteht. Wir hatten uns in irgendeinem Dorf verfahren und fanden trotz Navi den richtigen Weg nur, weil die Gärtnerei auf Bäumen und Steinen blaue Pfeile gemalt hatte. Dazu galt die Regel: Du fährst die richtige Straße, wenn du diejenige mit der schlechtesten bzw. nicht vorhandenen Decke wählst. In diesem Fall war fast ein Vierradantrieb nötig.
Es ist auf dem ersten Blick erkennbar, dass die „Horticulture“, trotz großen Interesses der Bevölkerung an schönen Blüten, noch ausbaufähig ist. Damit meine ich nicht die Professionalität, sondern schlichtweg das Angebot und die gärtnerischen Möglichkeiten in diesem nicht-exotischem Land. Ich betone das „nicht-exotisch“ ausdrücklich, da die klimatischen Verhältnisse nicht so fern dem europäisch-kontinentalem Klima sind. Im Sommer ist im relativen Tiefland mit großer Hitze und längeren regenarmen Perioden zu rechnen, im Winter kann es bitterkalt werden. Viele mediterrane Pflanzen dürften zwar den Sommer genießen, aber im Winter vor Problemen stehen. Bei ausreichender Bewässerung gedeihen Pflanzen gemäßigter Zonen jedoch sehr gut.
Beliebt sind derzeit großblumige Duftrosen, Johannisbeeren, Paulownien (davon habe ich an einem anderen Reisetag in Seenähe größere Felder gesehen), Weigelien, rotlaubige Gehölze und die ganze Bandbreite von Koniferen, Pappeln und Ahorn. Aber auch panaschierten Giersch findet man zur Zierde der städtischen Vorgärten. In der heute beschriebenen Gärtnerei war man besonders stolz auf Weigelia, Petunien und die Rosen (mit über 200 angebotenen Sorten). Nur hier habe ich echten Lavendel, buntlaubige Heuchera sowie Hostas gesehen. Manches war aus Holland teuer importiert, und man bemüht sich intensiv um Vermehrung.
Apropos „exotisch“: die Kirgisen fragen natürlich immer, wie man das Land so findet und waren, abgesehen von wodkalastigen Lobpreisungen, sehr mit meinem: „das ist kein exotisches, sondern ein ganz normales Land“ ausgesprochen zufrieden.
Wir hatten das Glück mit der Chefin des Betriebes sprechen zu können, die für uns in persona aus dem Stegreif (wir waren nicht angekündigt) eine Führung veranstaltete. Ich durfte auch ein Foto dieser selbstbewussten Frau machen, allerdings ohne Arbeits-Strickjacke und bitte nur die obere Körperhälfte.
Und gleich widme ich mich euren Posts, bevor ich mit der Bildbearbeitung des zweiten Teils für diesen Tag beginne.
Michael