02.06.2022
Abschied von der schönen Alm:
Dann geht es in Richtung Konorchok Canyons (auch Boom Gorge oder Suluu Terek genannt). Diese werden vom Fluss Chu gebildet, der hier meist nur als Rinnsal auftritt. Der Weg ist ein Spaziergang, aber man sollte in dieser Halbwüste genügend Wasser mitbringen.
Zuvor mussten menschliche Bedürfnisse befriedigt werden. Auf der Landstraße wollten wir nicht unbedingt in die spärlichen Büsche, aber es gibt für die Reisenden privat geführte Toiletten, spartanische Hockklos. Es kam sofort ein alter Herr mit einer Rolle Klopapier angerannt, der die 10 Som Benutzungsgebühr kassierte.
In der Nähe des Aborts wuchs ein schön fruchtende Apiaceae, ich habe die fast ausgereiften Früchte zur Aussaat mitgenommen, da müsste ich mich bald drum kümmern. Zur Art hatte ich bereits recherchiert, aber heute Abend lasse ich die Pflanzennamen Schall und Rauch sein……
Der Eingang zu den Canyons ist zunächst einmal abweisend. Wenn man diese Bahnschranke sieht, ist man richtig. Auto abstellen und loslaufen!
Und hier beginnt der Spaziergang:
Es gibt Hunderte von Pflanzenfotos, die ich aus Ermüdungsgründen (für das Publikum) nicht zeigen kann, aber die ganzen Leguminosen hier sind einfach wunderschön. Pars pro toto:
Diese aparten Pflanzen kommen mir vertraut vor, die Pflanzenfamilie liegt mir auf der Zunge….
Ein Käfer muss auch mal sein:
Auch ein paar Schmetterlinge:
Diese Nelke könnte Dianthus kuschakewiczii sein, was meint ihr?
Hmmmm, Ixiolirion tataricum?
Es darf nicht immer das Spektakuläre sein, das Normale ist es, worauf es ankommt. So sieht die Halbwüste aus, kleine, niedrige Vegetation;
Der Fluß ist mal zu sehen, mal ist er versickert:
Keine liebliche Landschaft:
Aber Ahorn wächst hier trotzdem:
Der hats nicht geschafft:
Das hätte ich auch gerne im Garten:
Dieser Glaucium elegans ist ziemlich niedlich!
Die Farben des Lehms sind wunderschön, z.T. findet man Trittsiegel:
Wieder mal eine wunderschöne Unbekannte (Hedysarum acutifolium? Das Verbreitungsgebiet und der Standort Halbwüste passt jedenfalls):
Und weiter geht es den Chu hoch:
In den Lehmwänden nisten verschiedene Hautflügler, die ich gesehen, aber nicht fotografiert habe (Hummeln und Wespen):
Ein Pflanzenparasit:
Für Geologen interessant:
Endlich Picknick!
Das war ein kurzer Einblick in dieses Flusstal, nun ging es weiter auf der gut ausgebauten Straße Richtung See. Leider konnte man nicht halten, so musste ich diese alten Seesedimente des früher viel größeren Issyk Köl aus dem fahrenden Wagen heraus fotografieren. Meine Begleiterin Samira ist ja Geografin und konnte mir alles genau erklären. Bis zum heutigen See waren es noch einige Kilometer.
Am See angelangt:
In Cholpon Ata gibt es ein archäologisches Open Air-Museum mit Schwerpunkt Petroglyphen – da wollen wir rein, um die mehrere 1000 Jahre alten Zeichnungen der Skythen zu sehen. Man kann mehrere Kilometer Pfade erkunden.
Robuster Charme:
Neben Neandertalerrelikten gibt es auch etwas neuere Überlassenschaften, wie diese türkischen Balbals. Merke: Hat eine Figur einen Ohrring, kann es kein Kirgise sein. Ist Osmane.
Flechten kann man hier auch bewundern:
Wir wollten an diesem Abend eigentlich in einer Privatunterkunft übernachten. Die hatten sich aber nicht mehr gemeldet, sodass wir ins Hotel gingen. Sehr nette Leute, im Hof konnte man mit den Kindern Ball spielen.
Am Abend noch in den fußläufig erreichbaren See springen, am Steg kam man sofort ins tiefere Wasser und musste nicht über die Steine laufen.
So sehen die typischen Umkleidekabinen am Seeufer aus:
Und das Hotel hat einen Kühlschrank mit Eisfach. Da passt doch prima das Bier rein, das ich am Nachmittag im Globus- oder Frunse-Supermarkt gekauft hatte.
Und das wars für den Abend, endlich mal keinen Wodka:
Michael