Gabriella, das Problem sind nicht die Schlangen, bei mir die Spinnen, das Problem sind wir.
Wir werden Tiere, die wir nicht mögen, nicht unserem Willen unterwerfen können. Mittel und Methoden, Tiere, die wir nicht mögen (Wühlmäuse, Mäuse, Ratten, Spinnen etc.) dauerhaft zu vertreiben oder zu vergrämen, schlagen regelmässig fehl.
Wenn sie denn mal bei dem einen oder anderen funktioniert haben, gibt es keine 100%ige Sicherheit, daß sie nicht wiederkommen.
Bis letztes Jahr bin ich noch tausend Tode gestorben, wenn eine Spinne, größer als ein Pfennigstück (mit ausgestreckten Beinen gemessen) irgendwo saß. Und sie saßen vorzugsweise im Schlafzimmer oder kamen mir nachts frohgemut aus der Küche entgegengerannt. Meine akustischen Signale an die Umwelt waren markerschütternd, besonders beim Anblick der großen, tiefergelegten Kellerspinnen, die nicht im Keller blieben.
Der Adrenalinausstoß in solchen Situationen hätte für eine ganze Familie gelangt. Adrenalin lähmt das Denken und unterstützt nur eine Reaktion - Flucht, ab, weg, Beine in die Hand.
Nachdenken darüber, daß die Spinne/das ungeliebte Tier viel kleiner ist, nicht beißen/hauen/kratzen/treten kann, mir körperlich vollständig unterlegen ist, (Ismene, guck weg) ein Schlag mit dem Schuh
die Situation entschärft hätte - all diese rationalen Dinge werden durch den Adrenalinschub in der angstauslösenden Situation verhindert.
Verbarrikardieren schien die Lösung zu sein. Alle Türen abdichten - die verzogenen Türen spielten nicht mit. Fliegengitter vor jede erdenkliche Öffnung - kam im heissen Sommer 2003 halt noch weniger Luft in die Zimmer. Wie die Balkontür abdichten, daß wir aber noch rein und raus konnten? Überall halbherzige Lösungen, die bei genauerem Hinsehen doch keine Sicherheit boten.
Auch der gutherzige Gatte faßte sich nach einiger Zeit ob diverser anderer "Vorkehrungsmaßnahmen" leise an den Kopf.
Geholfen hat mir letztendlich nur der rationale mentale Umgang mit dem Problem.
Bei meiner ersten Spinne im Internet haben mir auch die Nerven geflattert. Doch halt - Kopf einschalten: gebetsmühlenartig sich selber vorsagen: es ist nur eine Spinne, sie ist kleiner, ich beherrsche die Situation, sie tut mir nichts, es ist nur ein Bild - und zack, war der Bildschirm aus. Schweißvonderstirnwisch.
Bei den nächsten Bildern gings immer besser.
Dann kam das Experiment am lebenden Objekt. Kleine Spinnen betrachten, ohne hysterische Anfälle zu kriegen.
Geht jetzt ganz gut.
Mittlerweile kann ich auch den o.ä. Schuh fallen lassen, um mein Problem zu lösen. Auch auf die tiefergelegten Exemplare.
Schlimm wurde es jetzt noch mal nach dem nachweislichen Spinnenbiß. Als die Lebensqualität vor dem Schlafengehen deutlich nachlies, (staubsaugen, Ritzen absuchen ect.) wurde der Kopf wieder eingeschaltet.
Die angstauslösende Situation gibt es eigentlich nur in unserem Kopf. Kein Tierchen fällt uns an, springt uns mit Absicht und bösem Willen auf die Schulter, will uns gar verletzen.
Es ist unsere Angst/Fantasie/Vorstellungskraft/zuviel Fernsehen
/Ammenmärchen, die uns schier durchdrehen läßt. Die immer und immer wieder um diesen einen Punkt kreist - ich und das Tier.
Spiel' die Situation im Kopf durch - wie verhalte ich mich, wenn es zur Konfrontation kommt: ich bin ruhig; nein, der Blutdruck bleibt gefälligst unten; nein, ich weigere mich, mir die Situation aus der Hand nehmen zu lassen, im Gegenteil - ich beherrsche sie usw. .
Schlicht und ergreifend: die Tiere wirst Du nicht los - aber Deine Einstellung. Versuchs's wenigstens. Denn es klappt.
Verständige Grüße
Lilja