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Andi, danke für's durchschauen. Wie es bei genau 'Linda' ist, spielt eigentlich keine Rolle... wir nehmen mal an, die Sorte sei diploid und heterozygot.
Na ich versuch´s nochmal in meinen Worten: Vater und Mutter eines Kartoffelsamen sind ja definitionsgemäß Klone, sie haben das gleiche Genom. Damit kommt die einzige genetische Varianz aus der Reorganisation bei der Bildung der Gameten, weil bei Mami und Papi das Ursprungsmaterial gleich, da geklont ist.
Jetzt verstehe ich dich richtig, Uwe.
Was du vernachlässigst, sind Gene, die nicht ausgeprägt sind, Kopplungen, additive Wirkungen und was es da noch alles gibt.
Nehmen wir das einfache Bsp. Aa x Aa; die möglichen Gameten sind jeweils A oder a. Folgende Zygoten sind möglich: AA; Aa (x2); aa;
wäre das ein dominant-rezessiver Erbgang, hätte man eine phänotypische Aufspaltung von 3:1, bei einem intermediärem 1:2:1.
Hier liegt also schon eine Spaltung vor, DAS ist der Knackpunkt!
Je mehr Allele man betrachtet, desto mehr Möglichkeiten ergeben sich.
Würdest du jetzt eine blaue Kartoffel gezwungenermaßen sich selbst bestäuben (=mit sich selbst kreuzen = mit einem Klon kreuzen), könntest du natürlich alle nicht blauen Sämlinge entfernen. Diese Auslese wäre recht simpel, da nach einem auffälligen Phänotyp gesucht wird. Da aber sortenechte Vermehrung bedeutet, dass möglichst alle Gene der Parentalgeneration in den Kindern wiederzufinden sind und sie auch gleich ausgeprägt sind, hat man ein Problem mit den weniger auffälligen Eigenschaften.
Wieder ein kl. Bsp: wir gehen von einem heterozygoten Genom mit lediglich drei interessierenden Allelen aus: AaBbCc. Es ergeben sich 2
3 mögliche Gameten: ABC, ABc, AbC, Abc, aBC, abC, aBc, abc.
Wie willst du feststellen, welche Sämlinge der F1-Generation mit den Eltern übereinstimmen, wenn wir mal davon ausgehen, dass das Allel C bzw. c nicht auffällig ist, was nicht heißt, dass es unwichtig ist? Das ist m.E. nur mit aufwendingen Weiterkreuzungen oder Rückkreuzungen mögl. oder durch Labor-Methoden wie Fingerprints o.ä.
Es wäre hierbei schon sehr wichtig, ob CC, Cc oder cc vorliegt!
Natürlich werden unter den Sämlingen welche dabei sein, die dem Elter gleichen, aber welche sind das? Es herrscht ja ein Zufallsprinzip beim crossing-over und bei der Bestückung der Gameten.
M.E. könnte so auf Dauer eine Sorte verfälscht werden.
Natürlich ist das ganze noch viel komplizierter, da man viele, viele Allele betrachten muß, wobei die Grundformel 2
x gilt (x sei die Anzahl der zu betrachtenden Allele), was die Anzahl der möglichen Gameten angeht.
Bei 5 Allelen wären es schon 32 unterschiedl. Gametenmöglichkeiten, bei 10 Allelen schon 1024...
Einzige Möglichkeit der sortenechten, generativen Vermehrung stellen für mich Selbstungen homozygoter Sorten dar (wenn man von einer fehlerfreien Meiose ausgeht).
Genetische Grüße,
Sepp