Ich glaube, die Amseln haben in der Dürre ein echtes Problem. Jedenfalls habe ich noch nie erlebt, was hier in diesem Jahr mit Amseln abgeht. Normalerweise habe ich maximal zwei brütende Amselpärchen im Garten, mehr gibt ihr ausgeprägter Revierverteidigungsinstinkt einfach nicht her. In diesem Jahr sah ich regelmäßig zwanzig bis dreissig Amseln gleichzeitig in den Gemüsebeeten. Sie kratzen jede Mulchschicht von den Beeten, scharren die Wurzeln auf, zerlegen die Mulchschicht sogar im Gewächshaus, scharren alles an Substrat aus den Töpfen, auch aus denen, die direkt an der Küchentür stehen. Kurz: es war zum Verzweifeln, für alle Beteiligten. Für die Amseln, weil sie in den Gärten rundrum nichts mehr fanden und auch bei mir die Würmer nicht grad üppig an der Oberfläche aktiv sind, es ist halt Dürre, überall. Für mich, weil sie zerstörten, was ich irgendwie zu retten versuchte, gegen die Dürre, gegen ihr Gescharre.
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Die Töpfe habe ich gerettet, indem ich in Kartons auf die Größe der Töpfe zugeschnitten und einen Schlitz hineingeschnitten habe, in den genau der Stiel der Pflanze passte. Den Karton vorsichtig um die Basis der Pflanze geschoben und auf dem Substrat liegengelassen. Funktioniert gut bei Paprika, Tomaten und ähnlichem, was nur eine Basis hat. Funktioniert nicht bei Sachen wie Agapanthus und Co.
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Das Gewächshaus gleicht mittlerweile einem Hochsicherheitstrakt. Vor die zwecks Durchzug ausgebaute Scheibe auf der Ostseite hab ich Kaninchendraht gespannt. Vor den immer offenen Türen auf der Westseite habe ich Maschendraht gehängt, seitdem ist Ruhe (und es sieht bescheuert aus, aber die Dürre zwingt mich an vielen Stellen, meine Idealvorstellung von Ästhetik einzumotten.
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In den Gemüsebeeten habe ich über den Boden zwischen den Pflanzen Gemüsevlies gespannt. Das schützt meine Mulchschichten und meine Nerven. Allerdings auch nur begrenzt, die Amseln haben inzwischen verstanden, dass man Gemüsevlies auch gut zerhacken und dann darunter die Mulchschichten zerfetzen kann.
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Dürre ist Mist und Amseln nerven, aber die wollen auch nur überleben.
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Ein Bild von Mitte Juli, da war das Vlies frisch und die Amseln hatten noch nicht entdeckt, dass man den Mulch auch aus dem schmalen Spalt zwischen den Pflanzen rauskratzen und überall verteilen kann. Inzwischen sehen die Vliese nicht mehr so makellos aus.