Das trügt Dich nicht!
Zwar war er tagsüber bei Eibe und Timmy. Hieß auch, ich habe mein Pensum geschafft. Allerdings gab es einen Zwischenfall: Ein Schaf hat sich auf dem Riepenbach einen Stacheldraht umgewickelt. Meine Versuche sie durch eine enge Neuzäunung festzusetzen scheiterten, weil eine Jungzibbe den Zaun niederriss.
Mein Mann hätte früher gesagt: Nummer merken. Meinereins beschränkt sich auf derbe Flüche und Schimpftiraden. Die man mutmaßlich noch am Ende des Tals gehört hat. Sie richteten sich nicht, oder nur ganz kurz, gegen die Junzibbe. Sehr viel mehr indes an die Vorwirtschafter, deren Stacheldrahtverhau echt unerträglich ist! Ich danke hier ausrücklich einem Mitarbeiter der Biologischen Station, der bei der Behörde nachfragte, ob ich zum Fangzwecke die Futterrinne aufstellen darf. Die nächsten 2 Tage hat das noch keinen Sinn. Solange die Fläche grün ist, wäre das vergebens. Da würden sich einzelne den Bauch vollschlagen, die Zielzibbe würde indes dankend verzichten. Die weiß, dass sie gefangen werden soll
Und dann wäre im Idealfall Lena dabei. Ich bin für den Schäferstab zu langsam. Es ist Gott sei Dank eine Hornträgerin, womit der erste Fangversuch auf meine Kappe gehen wird. Den Tag danach geht dann aber nur Übergriff von hinten.
Das hat, wie man sich denken kann, alles sehr aufgehalten. Dennoch war ich abends dann auch noch mal mit Weidepfählen komplett um die Hangfläche rum. Die alte Skuddenzäunung ist auch abgebaut. Auf der Streuobstwiese, die morgen Heimat von Agnes mit David und Goliath werden soll, liegen schon die Netze und die Technik ist installiert. Es sollte meine erste normale Nacht werden (dafür wäre ich auch 2 mal nächtens an die Scheune gefahren). Es kam wie immer anders. Hungrig pilgert Don Juan durch die Scheune. Hürden sind nun mal für Skuddenlämmer kein Hindernis. Die potentiellen Mörderinnen sind zwar bereits "ausgeliefert", aber abends kam wieder eine Geburt: Trulla. Wie der Name schon sagt, ist sie Dramaqueen, Tolpatsch und Helikoptermutter in einem. Sie zeigte sich sehr gestresst, als ich ihr Lamm draußen einsammelte und reintrug. Ich hatte
den Feind, sprich Don Juan unterm andern Arm. Man muss sich - hier entbehrt es nicht einer gewissen Komik - das ganze Schafgesicht mit Käseschmiere besudelt vorstellen. Die badet förmlich in ihrem Lamm. Wegen Trulla ist Don Juan nun also wieder hier. Und hier beginnt die Welpenstory. Denn er erinnert mich sehr viel eher an ehemalige Hundewelpen, denn an Lämmer. Das mag daran liegen, dass er echt schlau und zudem sehr geschickt ist und... in alles seine Zähnchen reinschlägt. Sprich: Der Knabe sprang schon in die Spülmschine, nagte am PC Kabel und der neueste Clou ist: Ich schaffe es bestimmt aufs Sofa, wenn ich nur lang genug übe. 3 Tage alt, wohlgemerkt.
So. Eben hat David noch eine Flasche bekommen und nun werde ich versuchen eine Mütze Schlaf zu bekommen. Sonst ähnel ich immer mehr einer wandelnden Leiche