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Tomaten 2023 (Gelesen 108141 mal)

Wurzelgemüse, Knollengemüse, Blattgemüse, Stielgemüse, Fruchtgemüse, Kohlgemüse
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thuja thujon
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Re: Tomaten 2023

thuja thujon » Antwort #1095 am:

Ja, man sollte die Zucht an der Uni nicht unterbewerten. Man sollte sie aber auch nicht überbewerten.
Ich kann die Situation bei dir jetzt nicht einschätzen, aber hier war kein Braunfäulejahr. Warte mal eins ab mit den Sorten, dann siehst du den Unterschied zwischen Toleranz usw.

Es gibt eine alte Doktorarbeit, die aufzeigt, dass es verschiedene Resistenzmuster gibt und die unterschiedlichen Braunfäulerassen unterschiedlich reagieren.
Getestet wurde dort auch Philovita, die viele nicht (mehr) als resistent bezeichnen würden. Und die zeigt schon ein ganz anderes Muster als die ebenfalls mit Resistenzgenen ausgestattete Quadro.
[quote=https://kobra.uni-kassel.de/bitstream/handle/123456789/2011031836511/DissertationAndreasButz.pdf?sequence=3&isAllowed=y]Obwohl in einigen der getesteten Tomatenakzessionen qualitative Blattresistenzen
gegenüber P. infestans gefunden wurden und sich darunter auch möglicherweise neue
Resistenzen befinden, legen die Ergebnisse der Untersuchungen nahe, dass diese
Resistenzform bei Tomaten auch weiterhin keine große Relevanz haben wird. So war
keine der 109 Akzessionen aus den elf Solanum bzw. Lycopersicon Arten vollständig
resistent bzgl. des Blattbefalls durch die ausgewählten P. infestans Isolate. Ebenfalls
war keine der 41 im Feld und/oder Labor auf Fruchtresistenz getesteten Sorten
resistent bzgl. des Fruchtbefalls.[/quote]Hervorhebung von mir. Was ich damit sagen will, es ist eine komplexe Interaktion. In manchen Jahren, wie diesem etwa, können einige Sorten mit diversen Resistenzgenen im Freiland überzeugen, in anderen Jahren brechen sie nur 2 Wochen später als die hochanfälligen Sorten zusammen.
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Mottischa
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Re: Tomaten 2023

Mottischa » Antwort #1096 am:

Vorletztes Jahr war ein Braunfäulejahr und ich wüsste nicht, welche Sorte resistent war. Nach meiner Erinnerung wurden die Pflanzen reihenweise und zwar ziemlich schnell bei fast allen Purlern dahingerafft.

Ich mag bezweifeln dass irgendeine Sorte bei den Bedingungen wirklich lange Widerstand leisten kann.
Ich verstehe nicht, wie man an einem Baum vorübergehen kann, ohne dabei glücklich zu sein. (Fjodor Dostojewskij)
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Re: Tomaten 2023

Der Buddler » Antwort #1097 am:

Zum Thema Test in widrigen (widrigsten) Bedingungen:

2021 hat die Primabella bei mir bis zum Frost durchgehalten! Und das an einem schattigen und feuchten Platz. Ich konnte es kaum fassen.
Meine anderen Tomaten und die nicht überdachten / nicht gespritzten Tomaten in der Umgebung waren bereits Anfang August hinüber.
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Re: Tomaten 2023

Der Buddler » Antwort #1098 am:

thuja hat geschrieben: 22. Sep 2023, 08:51

Es gibt eine alte Doktorarbeit, die aufzeigt, dass es verschiedene Resistenzmuster gibt und die unterschiedlichen Braunfäulerassen unterschiedlich reagieren.
Getestet wurde dort auch Philovita, die viele nicht (mehr) als resistent bezeichnen würden. Und die zeigt schon ein ganz anderes Muster als die ebenfalls mit Resistenzgenen ausgestattete Quadro.

Diese Arbeit ist von 2010. Seither wurde 13 Jahre gezielt weitergezüchtet.
Eine Primabella ist schon eine ganz andere Hausnummer als Quadro oder Philovita.
"Durch den Zuchtfortschritt der letzten Jahre hat Primabella
Philovita F1 mittlerweile hinter sich gelassen."
https://culinaris-saatgut.de/wp-content/uploads/2017/03/Sortensteckbriefe-Freilandtomaten-Culinaris.pdf
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thuja thujon
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Re: Tomaten 2023

thuja thujon » Antwort #1099 am:

Primabella bei mir am 8. September 2022
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Re: Tomaten 2023

Der Buddler » Antwort #1100 am:

thuja hat geschrieben: 22. Sep 2023, 10:44
Primabella bei mir am 8. September 2022

Ich erkenne oben (müsst die Primabella sein) nur unbefallene Früchte und großteils sattgrünes Laub, ist allerdings auch ein kleines Bild.
Massive Schäden (möglicherweise durch KBF) erkenne ich nur unten bei der kleinen Datteltomate.
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thuja thujon
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Re: Tomaten 2023

thuja thujon » Antwort #1101 am:

Die befallenen Pflanzen wurden entsorgt. Sie war in dem Jahr nicht ausreichend gesund. Besser als andere ja, ausreichend nein. 2023 nicht wieder ausgesät. Vielleicht nächstes Jahr wieder.
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maculatum
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Re: Tomaten 2023

maculatum » Antwort #1102 am:

Für mich war dieses Jahr ein Braunfäulejahr. Ich gärtnere an einem Nordhang im Mittelgebirge. Alle Pflanzen sind Matsch, bis auf eine Sorte: Eben diese Primabella. Sattgrün, gesund, ertragreich.

In Buddlers Loblieder kann ich nur einstimmen.
Waldrand, Nordhang, vierhundert Meter:
Hier blüht alles drei Wochen später.
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Re: Tomaten 2023

Der Buddler » Antwort #1103 am:

maculatum hat geschrieben: 22. Sep 2023, 20:20
Für mich war dieses Jahr ein Braunfäulejahr. Ich gärtnere an einem Nordhang im Mittelgebirge. Alle Pflanzen sind Matsch, bis auf eine Sorte: Eben diese Primabella. Sattgrün, gesund, ertragreich.

In Buddlers Loblieder kann ich nur einstimmen.

Ich wundere mich total, wenn Leute gegensätzliche Erfahrungen schildern - weil es eben auch in großangelegten Feldversuchen immer wieder gezeigt wurde. Vielleicht haben die, bei denen Primabella "versagt" andere Krankheiten / Probleme beim Anbau und es ist keine Braunfäule.

Wenn du auf den Geschmack gekommen bist, kann ich dir die Rondobella ans Herz legen - sozusagen die Primabella in groß (ca. 100g). Auch das gelbe Primabella Pendant Sunviva hat mich überzeugt - ähnlich resistent, schmeckt aber noch besser.
Nächstes Jahr probiere ich noch die Vivagrande (Fleischtomate aus dem gleichen Projekt).
Anfangs war ich auch skeptisch, aber nach den Erfahrungen der letzten Jahre muss ich sagen mir kommen fast nur noch Culinaris-Sorten in den Garten. ;D
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mora
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Re: Tomaten 2023

mora » Antwort #1104 am:

Hier war auch ein Braunfäulejahr - in einem Garten bis auf drei Sorten alle Pflanzen abgeräumt.
Brads Atomic Grape steht noch und zwei F1: Paoline und Mountain Magic.

Hatte dieses Jahr zum ersten mal die beiden resistenten Sorten und sie haben mich überzeugt auch ein paar andere PhR-Sorten zu testen.

Kann es sein das die KEF auf dunkle Tomaten geht? ::)
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thuja thujon
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Re: Tomaten 2023

thuja thujon » Antwort #1105 am:

Das kann sein und da kann noch viel mehr sein, weil wie gesagt die Braunfäule sehr variabel ist und wir nicht von einer Braunfäule reden, sondern von verschiedenen Stämmen.

Wenn es funktioniert ist gut. Wenn nicht nicht. Hier hats schon letztes Jahr nicht so ganz funktioniert und deshalb wurde früh abgeräumt.

Versuche sind nicht immer Versuche. Ich arbeite hier mit Versuchstechnikern, deren Know-How nichts anderes ist als Pflanzen krank zu bekommen. Deshalb auch mein leicht anderer Blick. Da wo andere sagen sieht super aus findet der erfahrene Phytomediziner viele Krankheiten. Und der Gärtner, der von seiner Scholle lebt und mit der Natur gärtnert tut sein möglichstes, die Krankheiten draußen zu lassen. Weil es eben nicht immer möglich, mit Plan B einkaufen fahren oder Beet wechseln oder Bodenaustausch und was noch so alles an Schindluder getrieben wird.

Was ich eigentlich anmerken wollte um die Diskussion mal abzukürzen: es gibt nicht nur Culinarissorten mit etwas besserer Anbauwürdigkeit, sondern auch andere Testanbauwürdige Sorten anderer Herkunft.
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Mediterraneus
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Re: Tomaten 2023

Mediterraneus » Antwort #1106 am:

Hier sind auch die Hälfte etwa abgeräumt. Andere stehen noch. Aber es ist eher der Standort, weniger die Sorte.
Ausgerechnet die gedacht luftigsten Plätze hatten als erstes die Fäule. Da ist der Pilz wohl auch als erster angeweht worden. Bin hier auch am Nordhang und hatte extrem viel Tau in letzter Zeit.
'Striped Roman' ist z.b trotz Befall gut gereift, ein paar Früchte musste ich wegwerfen, wie gesagt, an diesem 'schlechten' Standort.
Ein paar Meter weiter im unteren Garten, Buchshecke drumrum, steht sie nahezu gesund da.
LG aus dem südlichen Main-Viereck
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Andere haben schließlich auch irgendeine Ahnung
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Re: Tomaten 2023

Mediterraneus » Antwort #1107 am:

Es ist ja schön, wenn es neue, sehr widerstandsfähige Züchtungen gibt.
Die Gene für diese Sorten kommen ja woher. Gibt also bestimmt unter den 10.000 bekannten Tomatensorten irgendwelche, die hohe Resistenzen haben, die dann in Sunviva und Co. reingekreuzt werden.

Eine Option für mich wäre, vielleicht 2 resistente moderne Sorten mit reinzunehmen, als Rettungsanker für Ausfalljahre. Damit man dann wenigstens ein paar Tomaten erntet. Dann ist es auch wurscht, wenn man keine (besserschmeckende) Vergleichstomaten hat.

Normalerweise ist es hier sehr sommertrocken, so dass Freilandtomaten gut gedeihen. In den letzten 10 und mehr Jahren hatte ich ein Jahr, wo ich alles rausreißen musste, mit nur wenig Ernte am Anfang.
Der Rest ging gut.
LG aus dem südlichen Main-Viereck
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Der Buddler
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Re: Tomaten 2023

Der Buddler » Antwort #1108 am:

Mediterraneus hat geschrieben: 23. Sep 2023, 11:05
Es ist ja schön, wenn es neue, sehr widerstandsfähige Züchtungen gibt.
Die Gene für diese Sorten kommen ja woher. Gibt also bestimmt unter den 10.000 bekannten Tomatensorten irgendwelche, die hohe Resistenzen haben, die dann in Sunviva und Co. reingekreuzt werden.

Eine Option für mich wäre, vielleicht 2 resistente moderne Sorten mit reinzunehmen, als Rettungsanker für Ausfalljahre. Damit man dann wenigstens ein paar Tomaten erntet. Dann ist es auch wurscht, wenn man keine (besserschmeckende) Vergleichstomaten hat.

Normalerweise ist es hier sehr sommertrocken, so dass Freilandtomaten gut gedeihen. In den letzten 10 und mehr Jahren hatte ich ein Jahr, wo ich alles rausreißen musste, mit nur wenig Ernte am Anfang.
Der Rest ging gut.


Ja, die schon vorhanden resistenten Sorten wurden vorher in Feldversuchen identifiziert und dann immer wieder verkreuzt. Wobei halt das Ziel war, mehr Ertrag / Resistenz / Geschmack zu erzeugen. Was - wie ich finde (habe den Vergleich) - auch gut gelungen ist.
Beteiligt war sicher Resi und die Paprikaförmige (Fleischtomate). Das Resi in Resibella steht zum Beispiel für die eingekreuzte Resi. De Berao und diverse Wildtomaten werden auch mit eingeflossen sein.
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Re: Tomaten 2023

Der Buddler » Antwort #1109 am:

thuja hat geschrieben: 22. Sep 2023, 23:31

Was ich eigentlich anmerken wollte um die Diskussion mal abzukürzen: es gibt nicht nur Culinarissorten mit etwas besserer Anbauwürdigkeit, sondern auch andere Testanbauwürdige Sorten anderer Herkunft.

Das stimmt, leider sind die meisten F1-Sorten, sodass kein eigenes sortenechtes Saatgut gewonnen kann. Sonst würde ich auch andere PhR Sorten ausprobieren. Lubera hat wohl in den letzten Jahren auch einige nicht F1-Sorten gezüchtet, schreibt aber, dass diese noch nicht stabil sind.
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