ich frag mich auch manchmal, ob das mit dem Wolf wirklich so sinnvoll ist, angeführt wird ja immer die Ökologie und sowas.
was die Wildbestände angeht, ich denke, die sind so hoch, dass die paar Rehrisse da keine Delle machen - in einem schlauen Buch stand mal, dass Predatoren mindestens 5% entnehmen müssen, um die Population zu verkleinern
und beim Rest ist da vermutlich ganz viel LatteMachiato-Dermitdem Wolf-Tanzt-urban-Romantigk dabei, Kommentare unter irgendwelchen Wolfvideos sind ca zur Hälfte: der Wolf war eher da und die gierigen Bauern sollen sich nicht so anstellen.
bei der ganzen Pflegerei fehlt insgesamt Sachkenntnis ud Problembewusstsein einiger Akteure.
Schaf ist nicht gleich Schaf, die Beweidungstechnik macht ganz viel aus, und in der vorindustriellen LaWi war die Weide teils ungeregelt, aber insgesamt so intensiv und die Flächen so ausgehagert, dass es da kein Verbuschen gab. Ein ganz wichtiger Faktor der Wanderschäferei (oder Flächenwechsel): die Schafe verbreiten Saatgut mit ihrem Dung und teils mit der Wolle und bilden so Verbindungen von vereinzelten Flächen.
Was Frauenschuh angeschnitten hat, aber in der Artenschutz-Debatte viel zu wenig vorkommt: die "unsichtbare" Hand, die Stickstoffimmissionen, Eintrag aus der Luft von N aus Verkehr und Stall, die Menge (hab die Zahlen mal für einen Vortrag gesucht) liegen zB in der Schweiz bei ca. 1 Handvoll Rosendünger pro Quadratmeter, überall.
in Holland gab es auch so ein Projekt, wo sie mit Heckrindern und Wildpferden (weiß nicht mehr, eventuell Tarpan) eine große, eingezäunte "Wildnis" gepflegt haben.
Das Konzept sah vor, dass da nicht mehr eingegriffen wird und "Mutter Natur" alles überlassen wird.
Gekippt ist das ganze einige Jahre später nach starker Vermehrung und dann einem harten WInter, eventuell noch mit Hochwasser kombiniert (pardon, mir fällt der Name partout nicht ein). Der Zustand der Tiere war erbärmlich, etliche starben, Eingreifen war per Konzept verboten, das Argument der Behörden, es müsse sich natürlich regeln. Es gab einen Aufschrei, Füttern übern Zaun, eventuell haben sie es danach aufgelöst. Bei all diesen Urweide-Ideen fehlt ebenfalls irgendwie solide und detaillierte Ökologie-Kenntnis, das ist ja alles weit weg vom romantisierten "Ur-Zustand" -wann soll der nur gewesen sein-, was Flächengröße, Migration und Raubdruck angeht. Den wilden Weidetieren nicht zu helfen mit dem Hinweis auf "Natur" und mit einem riesigen Zaun die Viecher vor Ort zu halten, das braucht auch verknotende Hirngymnastik.
Anbetrachts der manpower, die in die Bewirtschaftung der vorindustriellen Kulturlandschaftselemente ging, scheinen solche gaaanz natürlichen, Null-Aufwand-Konzepte nicht erfolgsversprechend. bzw. gibt es dann halt eine andere Vegetation, im Ellenberg-Klassiker über die Vegetation Europas gibt es intereassnte Diagramme, die die Artenzahlen abhängig von Weide-Konzept oder Mahdhäufigkeit darstellen.