Sorry für den reißerischen Titel aber ich bin einigermaßen geschockt. Trachystemon orientalis gehörte bis eben eigentlich zu meinen Lieblingsstauden. Dass der wüchsig ist, mochte ich. Gerade im verdichteten und trockenen Lehmboden wirkt der immer üppig und gesund. Auch die oberflächlich kriechenden Rhizome waren überaus praktisch für Pflegemaßnahmen. Die Kolonie entsprang einer Fläche von nur ca. 50cm². Dieses Jahr wurde es mir etwas zu üppig, außerdem wollte ich ein paar Sämlinge im Umkreis von 2 m entfernen. Nur dass es keine Sämlinge waren sondern unterirdische Triebe, dick wie Bockwürste. Und auch gar nicht so oberflächlich. Und sie brechen sehr leicht. Und sie reichen bis tief in die Wurzeln von Bäumen. Und nach einer Stunde stehe ich vor einem Berg Rhizome und bin nicht einmal zur Hälfte fertig. Das anfängliche Staunen verliert sich irgendwo im blanken Entsetzen. Möchte ein Bisschen weinen. Nicht zuletzt weil ich eine weitere Kolonie dieser Größe besitze, gut eingewachsen mit anderen wertvollen Stauden.
Jetzt mal ganz sachlich. Es gibt kein Unkraut blablabla. Fakt ist, dass diese Staude extrem invasiv ist und sich selbst unter widrigen Bedingungen extrem schnell ausbreitet. Und zwar auch durch Aussamung. Die dicken Stolonen schießen wie Bambus ins Erdreich und verdicken sich im gleichen Jahr zu sukkulenten aber nie verholzenden Rhizomen, etwa im Format von alten Bergenienexemplaren, dann verzweigen sie sich reichlich usw. Fakt ist auch, dass die riesigen Blätter sich trotz Frost bereits ab März ausrollen. Bei Warmphasen geht das unglaublich schnell. Andere Stauden haben keine Chance sich unter den riesigen Blättern zu entwickeln und verkümmern. Der Blätterteppich erstickt wirklich alles. Die Pflanze zieht unglaublich viel Wasser aus dem Boden. Die Erde war noch in 20cm Tiefe trotz Dauerregen der letzten Wochen völlig trocken, das ist an anderen Stellen im Garten nicht der Fall. Ich bin der Meinung, dass sich die aufgezählten Eigenschaften ganz gut hinter Bambus und jap. Staudenknöterich einreihen. Diese Pflanze ist definitiv nichts für ein Gartenbeet und um ehrlich zu sein finde ich, solche Vertreter sollten generell nicht kultiviert werden. Sicher sind große Parkanlagen ein besserer Ort, allerdings samt sich Trachystemon sehr gut aus und wir können uns lebhaft vorstellen, was die Pflanze in der freien Wildbahn anrichten würde.
Freue mich schon auf die nächsten Jahre Kampf und ihr seid nun gewarnt!