Lasst mich zwei Äußerungen an den Anfang setzten. Ich habe sie aus einem anderen Thread entnommen. Angesichts der Diskussionsentwicklung sind die beiden Seufzer durchaus Ernst gemeint und fanden unter den weiblichen Diskussionsteilnehmern offensichtlichen mehrheitlich Beifall:
„Es ist einfach sinnlos.
Männer sind anders, Frauen auch. Das wird nie passen.“
„Manchmal kann ich mir nicht verkneifen zu glauben, dass Männer nur neidisch sind auf das Wissen der "Kräuterhexen". Jenes oftmals intuitive Wissen, wobei wir ja wissen, dass Männer mit Intuition nicht viel anfangen können, weils es nicht beweisbar ist.“
Ich setze sogar noch einiges drauf: Frauen dichten/schreiben anders, Frauen malen anders, Frauen komponieren anders, Frauen haben ein anderes Schriftbild, Frauen in Führungspositionen haben einen anderen Führungsstil.
Nach Christa Wolf gibt es „weibliches Schreiben“, da Frauen Wirklichkeit anders erlebten als Männer und diese dann auch anders darstellten, und zwar nicht aus der Perspektive der Herrschenden, Handelnden und Erkennenden, sondern aus der Lage der Beherrschten und Passiven
Im Vorlesungsverzeichnis der Uni Köln wurde vor einiger Zeit bei Musikwissenschaften in einem Seminar die Frage aufgeworfen „Komponieren Frauen anders?“. Ich behaupte mal, dass die Antwort ja lautete.
Berliner Morgenpost über die Malerin Elvira Bach: Sie malt Frauen. Nur Frauen. Weil sie sie anders sieht, als Männer Frauen sehen. "Männer malen Frauen aus ihrer Sicht", sagt sie, "meine Frauen zeigen, was ich erfahren und erlebt habe, mir vorstelle und erträume."
Offensichtlich sehen und erleben Frauen die Welt anders als Männer. Warum sollte diese Andersartigkeit, die von Frauen inzwischen stolz bejaht wird, auf einmal an der Gartenpforte enden?
Wenn Frauen sich und ihre Umgebung anders erleben, wesentlich stärker als Männer der Mode und ihren Veränderungen zugewandt sind, ein deutlich stärker ausgeprägtes Gefühl für die Ausgestaltung ihrer Wohnung und ihres Lebensumfelds haben, warum dann plötzlich die hier offensichtlich gewünschte Gleichstellung mit den Männern?
Gebt 10 Frauen und 10 Männern ein Stück braches Land an die Hand mit dem Auftrag, daraus einen Garten zu gestalten. Ich bin mir sicher, dass das Ergebnis überwiegend geschlechtsspezifisch sein wird. Dabei geht absolut nicht um eine „Kuschelseligkeit“, die ich nirgendwo auch nur ansatzweise erwähnt habe. Aber die Gärten der Männer werden deutlich stärker einem Utilitätsprinzip untergeordnet sein. Sie werden pflegeleichter, strukturierter, einfach praktischer und damit langweiliger sein. Die spontanen Entscheidungen in Gartendingen fallen bei Männern deutlich nüchterner aus als bei Frauen.
Ähnliche Ergebnisse würde ich bei der Einrichtung von Wohnungen allein aus männlicher Sicht erwarten. Zweifellos gibt es männliche Gartenentwürfe, die eine stark weibliche Komponente enthalten (bedauerlich, dass erst durch diesen Thread darauf aufmerksam gemacht wurde, dass Dirk schwul ist), wie es auch Frauengärten gibt, die äußerst streng wirken. Es geht nicht um den Einzelfall, sondern um Trends, ja auch um Gartenmode. Der Erfolg der Austin-Rosen dürfte in erster Linie auf Frauen zurückzuführen sein. Vermutlich aus dem Bestreben heraus, der kälter gewordenen Welt romantische Gartenaspekte entgegenzustellen.
Es bringt doch nichts, in einer derartigen Diskussion die eigenen Gartenvorstellungen, oder die des vorbildlichen Nachbarn, des Schwagers oder das gelungene Gartenbild von Tante Amalie oder Onkel Theodor einzubringen. Nehmt doch allein Garten-Pur. Ich mache mir nicht die Mühe, die Teilnehmer nach Männer und Frauen zu zählen und behaupte deshalb frech, dass Männer hier deutlich weniger vertreten sind. Das Gleiche gilt für die anderen Foren ebenso. Das kommt nicht von ungefähr. Lässt man den Erwerbs- und Nutzgarten beiseite, liegt die Gartengestaltung vermutlich absolut überwiegend in den Händen von Frauen. Den Männern kommt allenfalls eine helfende oder dienende Funktion zu. Hier nicht selten gepostete Berichte über den gartenmuffeligen Göttergatten bestätigen das. So, und dann nehmt euch die Beiträge der Teilnehmerinnen: Wie sie schwelgen in Blüten und Farben, in der Freude an kreativer Gartengestaltung, wie sie sich berauschen an Düften und Formen, wie sie getragen sind von Vielfalt und Veränderungswillen, wie sie Bedacht nehmen auf familiäre Einbindung und Rücksichtnahme, wie sie sich bemühen, Nützlichkeit mit Schönheit zu paaren.
Das alles kommt bei Männer auch vor, aber deutlich seltener. Wie heißt es am Anfang? Weil „Männer mit Intuition nicht viel anfangen können“.
Ein Wort noch an Katrin: Ein historischer Rückblick ist keine rückwärtsgerichtete Sichtweise, sondern essentiell notwendig für das Verstehen von Entwicklungen. Junge Menschen sehen das oft noch anders und meinen, allein aus dem Heute und Jetzt die Welt erklären zu können.