Mist, alles weg! Also nochmal von vorn.
So ein Zufall!
Heute nachmittag fand ich die Telefonnr. der lokalen Kleintierhilfe im www. Die Frau konnte mir zwar nicht direkt helfen, empfahl mich aber an eine Bekannte weiter, die sich mit Vögeln auskennt. Diese Dame wiederum wohnt in unserer Nachbarschaft und hatte tatsächlich davon gehört, daß einem Nachbarn der Hahn abhanden gekommen ist.
Heute abend dann meldete der sich. Es ist unser alter türkischer Flickschuster, der keine 200 m Luftlinie entfernt von uns wohnt! Ein verschrobener Bursche. Vor sechs Wochen hatte er sich einen Zwerghahn und drei Hennen gekauft. Gleich, als er die Tiere bekam, wurden diese durch den Rottweiler eines Nachbarn so erschreckt, daß der Hahn davonflatterte.
Einerseits kannte er sich also noch nicht aus, andererseits hat er womöglich Angst vor dem Hund gehabt. Jedenfalls irrte das arme Tier orientierungslos herum, bis es in unserem Garten Obdach und Labsal fand.
Heute abend, als es schon stockfinster war, kam der erleichterte Besitzer, um das Tier abzuholen. Er hatte sich schon fast damit abgefunden, daß der Hahn wohl in einen Suppentopf geflogen sei.
Der arme Kerl war so unsicher, wie man das Tier wohl fangen könnte, daß ich mir ein Herz faßte und zur Tat schritt.
Heute saß der Hahn nicht unten auf den Säcken, sondern auf einer Querstrebe in einem Meter Höhe. Dem Rat der Vogelkennerin folgend, griff ich beherzt zu, erwischte erst den Schwanz, den er aber abwerfen kann, packte den Gockel dann aber fest an Bauch und Rücken und praktizierte den erschreckt und empört gackernden schnell in einen Katzenkorb, den wir in weiser Voraussicht vorher mit Zeitung ausgeschlagen hatten. Meine Tochter, die mir auch geleuchtet hatte, hängte sofort das Gitter vor die Öffnung, um eine nochmalige Flucht zu verhindern.
Unter meiner sanften Zusprache beruhigte er sich schnell wieder.
Da ich dem alten Herrn das nicht so recht zutraute, übernahm ich auch den Transport. Stolz trug ich den Korb wie eine Trophäe vor mir her die wenigen hundert Meter bis zum Stall, der im Garten hinter der Schusterwerkstatt liegt, tatsächlich keine hundert Meter Luftline von unserem Garten entfernt!
Dort angekommen, öffnete der Schuster einen Schuppen, in dem sich die Voliere befindet. Ich schüttelte den Hahn aus dem Korb auf den Boden der Voliere. Der arme Kerl war so verstört, daß er sich sofort in der hintersten Ecke verkroch. Der Schuster war mir überaus dankbar.
Im Nachhinein bin ich mir nicht so sicher, ob es dem Hahn jetzt besser geht. Der Schuppen scheint fensterlos zu sein und die Voliere hat gerade einmal zwei m² Grundfläche. Ob das für vier so große Vögel das Richtige ist?
Werde morgen noch mal mit der Vogelkennerin telefonieren.
Equisetum