Hallo Goldfinger,
zuerst einmal Gratulation zur Wundbehandlung. Sieht gut aus, wie du das gemacht hast. Der weitere Verlauf ist sicher sehr, sehr schwierig, aber auch nicht ganz hoffnungslos. Ich würde im Herbst auf jeden Fall die Krone etwas zurücknehmen und auch nach dem Neuaustrieb im Frühsommer stark auslichten (auch evtl. Früchte), damit der Baum nicht so viel versorgen muss.
Du fragst auch, welche Sorten ich für den Garten nach Geschmack und Befruchtung empfehlen kann. Nun, allgemeine Empfehlungen sind problematisch. Groß- und Kleinklima, Boden, Kenntnisse des Gartenbesitzers zu Schnitt und Krankheiten, Geschmacksvorlieben: All das spielt ja eine Rolle. Dazu kommt noch, das man nach älteren oder besondern, oder einfach aus der Mode gekommenen Sorten dann doch arg googlen, telefonieren, herumfahren oder bestellen muss. Das gehört leider dazu. Weiterhin bin ich auch kein Fachmann, der beruflich mit so etwas zu tun hat, sondern interessierter Laie mit mittelprächtigem Erfahrungsschatz, der mittlerweile auch die Untiefen der Literatur einigermaßen erkennt. Na ja, ichs versuchs mal. Dabei lege ich für mich großen Wert auf die Widerstandsfähigkeit der Bäume. Dabei lasse ich mal den Feuerbrand weitgehend außen vor, da insgesamt wenig Erfahrungswerte vorliegen und für ältere oder seltene Sorten insbesondere. Bis auf ganz wenige dürften sowieso fast alle Sorten mehr oder weniger anfällig sein.
Bei Klimazone 8a und so wenig über NN gehe ich mal davon aus, dass du auch irgendwo in der Kölner Bucht herumackerst und einen
-mindestens- durchschnittlichen Boden hast, was die Wasserführung
und die Fruchtbarkeit anbelangt. Bei leichteren, sandigen oder schweren, tonigen Böden sowie kälteren oder wärmeren Lagen wären die Tips zum Teil anders.
Das Tips nie abschließend und umfassend sein können und nur eine Auswahl sind, versteht sich von selbst. Und für die Obstwiese kommen z.T. wieder ganz andere Sorten in Frage.
Als ca. Ende Juli reifender mittelgroßer Frühapfel fällt mir "Schöner aus Bath" ein. Noch halbwegs robust und im Geschmack auf der leicht säuerlichen Seite. Wie alle Frühsorten nur 2 bis allenfalls 4 Wochen haltbar. Mittlere Alternanz, welche durch Ausdünnen etwas gemildert werden kann. Frühblühend, als Befruchter geeignet.
"Piros" - halbwegs neuere, mittelgroße Frühsorte, die saftig und fruchtig
schmecken soll. Bis auf leichte Krebsneigung gut robust. Nicht für schwere Böden. Reife A August. 2-3 Wochen haltbar. Kaum
Alternanz und mittelfrühe Blüte. Als Befruchter geeignet.
"Discovery" - kleiner, A-M August reifender, fester, leicht säuerlicher
Apfel. Ca. 4 Wochen haltbar. Gut widerstandsfähig gegen Schorf und Mehltau. Wegen Krebsgefahr keine schweren Böden und wegen Kragenfäulegefahr und schwachem Wuchs am besten auf den Unterlagen M7 oder M4. Die Supporter-Unterlagen gehen auch. Kaum Alternanz. Wg. schwachem Wuchs stärkerer Rückschnitt. Frühblühend, als Befruchter geeignet.
"Reglindis" - neuere Züchtung mit Schorfresistenz (polygen bedingt).
Auch wohl sonst recht robust, auch was Feuerbrand angeht.
A-M September reif. Bis 2 Monate haltbar. Säuerlich süß mit schwächerem Aroma. Mittelgroß. Kaum Alternanz. Frühe bis mittelfrühe Blüte, als Befruchter geeignet.
"Rewena" - ebenfalls neuere Züchtung mit Schorfresistenz, allerdings
monogen bedingt. Die Gefahr, das die Resistenz von einer Schorfrasse
mal gebrochen wird, ist größer. Reife ab E September bis A Oktober.
Mittelgroß bis groß, knackig, säurebetont mit mittlerem Aroma. Auch sonst sehr robust. Bis ca. Febr. haltbar. Kaum Alternanz. Mittelspäte
bis späte Blüte. Als Befruchter geeignet.
"(Goldrenette von) Blenheim" - mittelgroße ältere Sorte, die E 9 bis A 10 reif ist. Obwohl u.a. als anfällig für Mehltau, Krebs und Blutlaus verschrien, bei mir nur marginaler Schorf und Mehltau. Auch keine Blutlaus und keinen Krebs, was allerdings am sehr wasserdurchlässigen Boden liegen dürfte. Milde, windgeschützte Lage erforderlich. Auf keinen Fall schwerer Boden. Kommt leider etwas spät in Ertrag. Bis März haltbar. Süßsäuerlich, nussartig (ähnlich Goldparmäne), sehr aromatisch, später etwas mürbe. Nachteilig sind auch die Fruchtfäulen schon im Baum, was man aber durch konsequentes, frühes herausnehmen in den Griff bekommen kann. Kaum Alternanz.
Mittelfrühe Blüte. Triploid, daher als Befruchter nicht geeignet.
"Prinz Albrecht von Preussen" (Albrechtapfel) - Ältere Spätherstsorte,
mit allgemein guter Robustheit. Allenfalls Fruchtfäulen im Baum konsequent früh herausnehmen. Reife E 9 bis A 10. Bis Dez. haltbar. Mittelgroß bis groß, süß bis süßsäuerlich, saftig, schwacharomatisch. Wg. schwächerem Wuch stärkerer Rückschnitt. Bei überreichen Behang ausdünnen. Kaum Alternanz. Mittelspäte Blüte. Als Befruchter geeignet.
So, ich bin platt und mach für heute mal Schluss. Morgen kann ich ja noch mal was über vier, fünf Wintersorten schreiben.