Bitte vormerken WDR: Donnerstag, den 20. Mai um 15.30 Uhr
Soweit die Flügel tragenEin Film über das
Taubenschwänzchen von Karlheinz Baumann und Volker Arzt
In seinem neuen Film stellt der Naturfilmer Karlheinz Baumann ein schier unglaubliches Phänomen vor, das sich Jahr für Jahr "vor unserer Haustüre" abspielt und doch so gut wie unbekannt ist:
die Weitstreckenflüge der Schmetterlinge.
Baumanns ganze Aufmerksamkeit und Zuneigung gilt dabei einem liebenswerten Sonderling aus Italien: dem
Taubenschwänzchen.
Der Falter wiegt kaum mehr als ein paar Gramm, aber steckt voller Superlative: mit
80 Flügelschlägen in der Sekunde steht er wie ein Kolibri schwirrend in der Luft. Oder jagt mit
50 Stundenkilometern seinem Ziel entgegen.
1500 Blüten fliegt er täglich an - tankt ihren Nektar, ohne ein einziges Mal abzusetzen.
Die Liste seiner imponierenden Leistungsdaten wird jedoch angeführt von seiner ungezügelten "
Wanderlust".
Wenn er im Frühsommer seine Heimat im Mittelmeer verlässt, heftet sich Baumanns Kamera an seine Flügel und zieht mit ihm bis nach Skandinavien. Die Überquerung der Alpen. Abenteuerliche Zwischenstopps auf der Insel Mainau und auf der Schwäbischen Alb. Überall auf seiner Flugroute, wo das unscheinbare
Labkraut wächst, legt das Taubenschwänzchen Eier - und damit den Grundstock für die nächste Generation. Auch wenn es zunächst nur fressmaschinenähnliche Raupen sind.
Die Tour durch Europa schließt Begegnungen mit anderen Außenseitern unter den Faltern ein: Da unternimmt ein
Totenkopffalter einen Einbruch im Bienenstock - und räumt die Honigwaben leer. Für den Zuschauer ein besonderer kinematografischer Leckerbissen. Da gibt es Schmetterlinge, die sich bei Hitze zu Hunderttausenden in eine kühle Schlucht retten. Und wieder andere demonstrieren, wie man sich aus einem Spinnennetz - von der Spinne höchstselbst - befreien lässt.
Der nördlichste Stopp des Hauptdarstellers ist - was für ein Zufall - der Garten des renommierten Zoologischen Instituts der Universität Lund in Schweden. In den Labors wird am Sehvermögen der Schmetterlinge gearbeitet, und hier ist der einzige Ort, wo es möglich ist, mit den Augen eines Taubenschwänzchens zu sehen. Baumanns Kamera präsentiert eine
Welturaufführung.
Über 2000 Kilometer hat das Taubenschwänzchen im Schwirrflug bewältigt - von Italien bis ins ferne Schweden. Hat sein Verbreitungsgebiet über ganz Europa ausgedehnt. Aber seine Nachkommen zieht es wieder zurück in die Heimat am Mittelmeer. In seiner Mauerritze im Schiefen Turm zu Pisa geht die unglaubliche Reise des Taubenschwänzchens zu Ende.
Text: WDR
Schöne Grüße
Hans