Letzte Woche habe ich einen Vortrag über Schattenpflanzen von
Hans Kramer (Hessenhof) in Delden (NL) gehört. Der Saal in dem alten Hotel war gerammelt voll, das Durchschnittsalter der 50 Zuhörer betrug ca. 55 Jahre. Hans Kramer ist ja vielen als DER Helleborusmann bekannt. Tatsächlich offenbarte er interessante Fakten für Leute, die schonmal einem
Helleborus foetidus hinterher getrauert haben. "Helleborus orientalis Hybriden werden kaum beanstandet, selbst wenn ich 1000 verkaufe, meldet sich vielleicht eine Handvoll Leute. Aber beim Verkauf von 100 Helleborus foetidus können es durchaus 15 Leute sein, die über Ausfälle berichten."
Wie kommt das eigentlich? Ich habe seinen Ausführungen entnommen, dass H. foetidus keine Feuchtigkeit verträgt, anfällig ist für Wurzelfäule. Dies ist besonders in milden Wintern ein Problem. Klingt einleuchtend, denn ich sah mal im Rheingau einen Naturstandort an einem Hang mit Schieferfelsen. Sein Tip:
Helleborus foetidus Sopron. Die soll viel robuster sein und selbst im Topf Feuchtigkeit gut wegstecken.
Er zeigte spannende Dias seiner Lieblingsstauden. Hier einige seiner Empfehlungen:
Anemone trifolia - Sieht man viel zu wenig, interessantes Laub, blüht strahlendweiss im Mai.
Anemone lipsiensis - auch A. intermedia genannt, weil sie ein natürlicher Hybride ist von A. nemorosa und A. ranunculoides. Blüht cremegelb und ist wüchsiger als seine Eltern.
Aruncus 'Sommeranfang' niedriger Geißbart von Pagels als Alternative zu Astilben.
Aster macrophyllus 'Twilight' blüht selbst noch im tiefsten Schatten, hat leichte Wucherneigung.
Cardamine pentaphyllos - Die Wurzelstöcke ähneln Jumbogarnelen, das Laub ist immergrün, zartlila Blüten mit guter Fernwirkung. Gut als langfristiger Flächendecker unter Gehölzen.
Cardimine trifolia - Dieser Bodendecker hat dunkel/immergrünes Laub, über dem im Juni weiße Blüten schweben.
Corydalis elata - Dasselbe leuchtende Blau wie C. flexuosa, wird aber insgesamt höher und ist vollkommen winterhart.
Hacquetia epipactis Ein bescheidenes Pflänzchen, das sich gut als Hintergrund eignet.
Helleborus foetidus Sopron Wurde von Will McLewin in der gleichnamigen, ungarischen Stadt entdeckt. Das Laub weist einen Silberschimmer auf. Wie bereits erwähnt: sehr viel robuster als die normalen H. foetidus.
Hepatica: Wie gerne wäre Hans Kramer zur Leberblümchenblüte mal in den Pyrenäen, wo sie massenweise blühen und viele Varianten zu finden sind.
Melittis meliss...(?) Die ein Zuhörer respektlos Kaffeefilterpflanze nannte gibt es auch mit weißen Blüten, die auf dem Dia wirklich was hermachten.
Polystichum setiferum 'Plumosum Bevis' Wenn Hans Kramer unter allen Farnen nur eine aussuchen dürfte, würde er definitiv Bevis nehmen. Die schönste und größte, immergrüne Farnpflanze mit eleganter Ausstrahlung.
Ruellia humilis - Hans Kramer bekennt: diese Pflanze ist ein Ladenhüter. ;DEr weiß nicht warum, denn er findet ihre Petuniablüten ganz entzückend.
Uvularia grandiflora - Braucht etwas Anlaufzeit, ist dann aber eine sehr langlebige Pflanze, die man manchmal in alten Gärten sieht, deren Besitzer sie schon jahrzehntelang haben.
Hans Kramer ist entwaffnend ehrlich. Gesteht, dass er sich freut,wenn im Labor bei der Gewebekultur was schiefgeht. "Ist gut für unser Geschäft."
Berichtet von einem Misserfolg: amerikanische Firma schlug vor einiger Zeit auf einer Messe die Werbetrommel für eine sensationelle Cimicifuga. Mit rosa Blüten! Auf einem Riesenposter wurde dieses Objekt der Begierde in Hochglanz abgebildet. Hans Kramer MUSSTE diesen Traum in rosa haben! Obwohl die Firma verlangt, dass man mindestens 150 Stück abnahm. Winzige Pflänzchen, die 5 Euro kosteten. "Hat jemand so eine bei mir gekauft? Dann bekommen Sie gleich ihr Geld zurück." Keine einzige hat rosa geblüht.
Er warnte daher:"Je größer das Poster einer Neuheit, desto größer die Enttäuschung."
Er appellierte die tellergroßem Cyclamenknollen links liegen zu lassen, da sie aus Wildentnahme stammen und oft auch nicht gut anwachsen.
Ein weiteres Problem in Richtung Stauden-
Raubbau ist China. Dort gibt es eine gewisse Firma, die Stauden in alle Welt verschickt. (Wen Jei, Jen Jei Namen vergessen) Soll angeblich gezüchtet sein, aber in Wirklichkeit reisen die Pflanzenjäger durch ganz China. Wenn sie dann attraktive Pflanzen sehen (z.B. Asarums), fragen Sie, wem das Grundstück gehört, auf dem sie wachsen. Ist es ein Wald, dann meistens irgendeine Gemeinde. Sie machen mit den Stadtvätern dann einen Deal, z.B
.:"Wenn ihr uns pro Jahr 500 Stück liefert, bekommt ihr soundsoviel Yen." Eigentlich kann man sich das ja denken, wenn man aus so einem Land etwas bestellt, oder? Meine Meinung: Die Leute, die unbedingt ihre Raritäten haben wollen, werden sich wohl rausreden
:"Ach, die haben doch so viel in China davon!" Wenn aber in den Alpen Leberblümchen ausgebuddelt würden, um sie nach Japan zu schicken, sähe die Sache schon wieder anders aus.
Ob eine Staudengärtnerei Pflanzen aus China bezieht könnte man u.a. auch daran erkennen, dass diese im Topf nicht durchwurzelt sind. Oft werden die Wurzelstöcke im Februar verschickt, kommen ins Töpfchen und was man ihnen dann im März ansehen müsste.
Was ganz anderes noch: wissenschaftlich bewiesen: mehrere Pflanzen einer Sorte stimulieren sich gegenseitig und wachsen in Gemeinschaft mit "Artgenossen" besser.
Er empfiehlt lieber weniger Sorten zu nehmen, dann aber lieber mindestens 3 Exemplare je Sorten.
Dann gab es noch eine Verlosung, bei der ich leider nichts gewonnen habe und mich deshalb mit dem Kauf von Phyllitis scolopendrium 'Crispum Nobile' und Athyrium filix femina 'Frizelliae' tröstete.
Fazit: Hans Kramer ist sehr charmanter, kundiger, geduldiger und witziger Redner. Er bietet Fakten und Anekdoten für Anfänger und Fortgeschrittene gleichermaßen.