Wow, Marcir! du hast ja schon gründliche Recherchieren für ein ganzes Buch durchgeführt!
Ein paar Fragen kann ich vielleicht klären helfen:
1. Remontantrosen. - Hier handelt es sich um eine recht zufällige und willkürliche Klassifizierung, weil unter diesem Namen zu einer bestimmten Zeit öfterblühende (oder zumindest remontierende) Rosen zusammengefasst wurden, um sie unter diesem Signum besser vermarkten/verkaufen zu können. Die Einzelindividuen dieser Klasse sind nach Habitus und/oder Abstammung oft eigentlich Portland- oder Bourbonrosen, es gibt aber auch, wie du ja schon angeführt hast, Kreuzungen und Rückkreuzungen mit China- und/oder Teerosen und deren Hybriden.
"Remontantrosen" sind also keine eigentliche Familiengruppe, sondern eine Gruppe mt sehr heterogener Zusammensetzung.
Im Keller-Verzeichnis von 1833 steht: " Die bengalischen Hybriden...welche nur
einmal im Jahr blühen, zeichnen sich durch schönes, glattes Laub, und besonders in den neuesten Varietäten durch die Pracht und Mannigfaltigkeit ihrer stark gefüllten schön geformten Blumen vor allen anderen aus.
Sie bedürfen im hiesigen Clima keiner Bedeckung, indem sie hier die strengsten Winter ohne die geringste Beschädigung ausgehalten haben. Ihre Fruchtknoten sind nach der Varietät sehr verschieden....mehrenteils aber glatt und oval."
Unter vielen anderen ist auch eine "Herzogin von Montebello" aufgeführt (Keller hat englische und französische Namen oft eingedeutscht):
" Mittelgroß, gefüllt, regelmäßig, fleischfarbig, schöne Form" lautet
die - zugegeben - etwas magere Beschreibung dazu. Wenn man aber
weiß, daß er die Attribute "regelmäßig" und "schöneForm" nicht allzu freigebig verteilt hat, kann das schon ein guter Identifizierungshinweis sein, denn wer die Blüten von DdM kennt, weiß, daß sie wirklich besonders regelmäßig und für die damalige Zeit von besonders schöner Form sind (wegen der sehr gleichmäßig nach außen zurückklappenden äußeren Petalen)
Es hat im norddeutschen Raum auch verschiedene Funde sehr alter Pflanzen dieser Sorte gegeben. Zuletzt irgendwo in/bei Hannover.
Die ersten Kreuzungen (ob geplanten oder spontanen Ursprungs) von China- und Alten (einmalblühenden) Rosen waren überwiegend noch nicht öfterblühend, sondern haben das Gen für´s Öfterblühen nur rezessiv weitervererbt. Ausnahmen (wie Malton z.B.) gab es sicher da, wo die Alte Rose schon Gene einer frühere Einkreuzung von Chinensis-Rosen in sich trug.
Was die Bestimmung der Elternpflanzen angeht, muß beachtet werden, daß bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts noch Rosen, die als wünschenswerte Elternpflanzen erschienen, einfach dicht nebeneinander gepflanzt wurden. Planmäßige Befruchtung war zwar seit ca. 1820 (bitte korrigiert mich, sollte die Zahl falsch sein!) bekannt, aber erst einige Jahrzehnte später überall verbreitet und üblich. Man kann also nicht allen Elternangaben vertrauen: ft haben die Züchter nämlich einfach nur ihre Vermutungen dazu angegeben.
Die Einordnung von Sorten in bestimmte Klassen hat im Laufe der Jahrhunderte auch einige Verwandlungen durchgemacht.
Niethner z.B. schreibt unter IV. Gruppe Nobiles-Edelrosen: " R. indica
hort. - Indische Rose , R. chinensis Jacques - R. semperflorens Lindl. Curt. - R. bengalensis Pers.:
...Diese Rose ist es nun, der die meisten unserer edelsten und schönsten Hybriden ihre Entstehung verdanken und gewiss ist sie schon in sehr verschiedenen Abarten zu uns herübergekommen, a sie vielleicht schon Jahrtausende zuvor im Vaterlande in hohen Ehren stand und cultivirt wurde. Je nachdem sie mit dieser oder jener anderen Rosenart gekreuzt wurde, sind Bastarde entstanden, die sich nach ihrer Abstammung wesentlicher unterscheiden und in bestimmte Gruppen bringen lassen, als dies bei den meisten anderen Rosen der Fall ist, und so hat man folgende Hauptabtheilungen aufgestellt:
a) R. indica semperflorens Curt. - Die echte Indische oder Monatsrose
b) R. indica odoratissima Sw. - Die Thee-ose
c) R. indica borbonica Red. - Die Bourbon-Rose
d) R. indica Noisettiana - Die Noisette-Rose
e) R. indica Lawrenceana hort. - ? minima Curt. - Die Liliput-Rose
f) R. indica hybrida hort. - Indische Hybriden dr Abtheilungen a.bis f.
untereinander
g) R. indica Rosomena hort. - Die Rosomene
h) R. indica longifolia. Willd. - Die langblättrige indische Rose
i) R. indica Manettii Crivelli. - Manettis Rose"
(Theodor Niethner "Die Rose" Geschichte, Arten, Kultur und Verwendung, 1880)
Manche Sorten, wie z.B. Berthe Baron, tauchen dann in verschiedenen Auflistungen auf, da schon damals eine genaue Zuordnung nicht mehr möglich war.
Interessant finde ich auch den Hinweis, daß R. indica schon viel früher naxch Europa gekommen ist als im 18. Jahrhundert und es darum schon frühere Einkreuzungen in europäische Gartenrosen gegeben haben muß. Leider weiß ich nicht mehr, wer mir erzählt hat, daß auf sehr alten Blumen-Stilleben italienischer und flämischer Maler schon die eine oder andere Pflanze aufgetaucht ist, die erst Jahrhunderte später "offiziell" nach Europa importiert wurde.
Die europäischen Handelsbeziehungen in den Nahen und Fernen datieren ja tatsächlich wesentlich weiter zurück als in´s 17. oder 18. Jahrhundert und es ist durchaus vorstellbar, daß Händler und/oder Forscher schon viel früher auch Rosen aus der Chinensis-Familie mitgebracht haben.