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Autor Thema: Blütennektar - Honig  (Gelesen 6093 mal)

Annerose

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Re:Blütennektar - Honig
« Antwort #15 am: 25. Dezember 2005, 18:40:05 »

Hallo,

das ist es doch. Die angestammten Bienen wurden ausgerottet und durch importierte Arten ersetzt bezw. damit vermischt und dann ausgeräuchert. Unsere alten Zeidlerbienen stammten von den wilden Bienen ab. Wie glaubst Du wurden über Jahrmillionen die Blüten bestäubt? Die Bienen überwintern in großer Volksstärke und befruchten bereits die ersten Blüten im Frühjahr. Die staatenbildenden Wildinsekten beginnen mit einer Königin die erst Arbeiterinnen groß ziehen muß. Es dauert bis in den Sommer bis eine genügende Volksstärke erreicht ist. Die ganze Arbeit wird in die nächste Generation von Königinnen gesteckt die dann zur Paarung ausfliegen. Dann bricht das Volk zusammen und nur die neuen Königinnen überwintern. Bienen dagegen stehen während der gesamten Vegetationsperiode in großer Zahl als Bestäuber zur Verfügung. Sie stellen auch sicher das Wildpflanzen als Futterpflanzen für Wildinsekten zur Verfügung stehen. Es gibt nur wenige Pflanzenarten die auf Hummeln spezialisiert sind. Unter anderem sind das sogar die Tomaten die speziell von Hummeln bestäubt werden.

Die Einführung der Imkerei bedeutete nicht das da erstmals Bienen aufgetaucht sind, sondern das die Menschen den Honig erwerbsmäßig genutzt haben. Die Bienen wurden domestiziert wobei sie bis heute eigentlich Wildtiere geblieben sind. Die Importierten Arten haben sich angepasst, aber sie bestäuben leider nicht alle Pflanzen sondern sortieren nach Aufwand und Ertrag. Die braunen deutschen Bienen bestäuben alle vorkommenden Pflanzen. Somit sind sie die bessere Wahl wenn man möglichst viele Pflanzen erhalten will.

Es gibt sogar Bienen im Bernstein und das zeigt wie alt unsere Bienen wirklich sind. Die älteste entdeckte Biene ist 90 Millionen Jahre alt.

Grüße,

Annerose

http://www.wissenschaft.de/wissen/news/246484.html
« Letzte Änderung: 25. Dezember 2005, 18:46:30 von Annerose »
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max.

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Re:Blütennektar - Honig
« Antwort #16 am: 25. Dezember 2005, 18:55:10 »

als konkurrenz zur honigbiene hatte ich nicht so sehr an hummeln gedacht, sondern an solitärbienen, schwebfliegen, fliegen u . ä.
es gibt ja bei manchen wildblumenblüten, etwa bei den korbblütern eine
große artenvielfalt an blütenbesuchern.
vielleicht meldet sich ja mal nach weihnachten jemand vom bio-fach zu dieser äußerst interessanten frage.
dein hinweis auf das überwintern von einzelwesen, bzw volk ist aber sicher ein argument für die honigbiene, was die bestäubung betrifft.
gibt es eigentlich noch wildlebende völker der dunkeln biene, oder sind die durch die varroa vernichtet?
gruß
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marcir

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Re:Blütennektar - Honig
« Antwort #17 am: 25. Dezember 2005, 19:03:13 »

Ich kann an die Zahlen von annerose glauben. In meinem Garten sind es auch Bienen- und Hummel-Arten, die am häufigsten anzutreffen sind und unermüdlich von Blüte zu Blüte sich durcharbeiten. Die Anzahl der Schmetterlinge ist am steigen, aber sehr langsam. Dann kommen noch Schlupfwespen und einige Fliegenarten. Die restlichen Käfer kann man mehr oder weniger vergessen.
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max.

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Re:Blütennektar - Honig
« Antwort #18 am: 25. Dezember 2005, 19:11:26 »

ist bei mir auch so. allerdings ging es hier nicht darum. siehe # 10
gruß
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Zuccalmaglio

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Re:Blütennektar - Honig
« Antwort #19 am: 25. Dezember 2005, 19:55:45 »

@ Annerose,
du erwähntest den Import von "Hybridhummeln" und die von Ihnen ausgehende Gefährdung für heimische Hummeln.
Kannst du das mal näher erläuteren.
Woher importiert?
Welche Art wird mit welcher gekreuzt?
Aus welchen Gründen?
Danke und
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Tschöh mit ö

Urs

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Re:Blütennektar - Honig
« Antwort #20 am: 25. Dezember 2005, 19:57:04 »

Hallo Annerose,

irgenwie ist es doch merkwürdig, dass macher Berufsstand eine ideelle Begründung für sein Tun zu benötigen scheint, Imker offenbar ganz besonders. Ich imkere selbst und habe mich mit der Materie recht eingehend beschäftigt. Die von Dir getroffenen Aussagen kann ich nur zum Teil bestätigen. Zum einen bestäubt auch die dunkle Biene nicht alle der heimischen Blütenpflanzen, sie ist ebenso wie die Carnicas ein Opportunist, der nach Möglichkeit vorwiegend Massentrachten ausbeutet. Zum anderen können Honigbienen zwar tatsächlich durch verstärkte Bestäubung zur besseren Vermehrung der von ihnen bestäubten Pflanzenarten beitragen, dieser Effekt wird jedoch gern überschätzt, insbesondere von Imkern. Einzelindividuen seltener Arten werden von den Honigbienen oft gar nicht beflogen, weil sie bei gleichzeitigem Auftreten einer Massentracht eben nicht in das Suchraster der Biene passen.

Ein Naturschutzgebiet mit Bienen zu renaturieren ist definitiv nicht möglich, die Frage wäre auch, was überhaupt unter Renaturierung zu verstehen ist.

Bei sehr starker Präsenz von Honigbienen, wie z. B. bei Anwesenheit von haupterwernsimkern mit 150 Völkern gegeben ist, gehen infolge der Nahrungskonkurrenz Populationen von Wildbienen und anderen blütenbesuchenden Insekten drastisch zurück; Untersuchungen belegen einen Rückgang der Artenzahl von Wildbienen um ca. 30%. Dass Honigbienen bei magerem Pollenangebot auch Wildbienen berauben, sollte nicht verschwiegen werden. Sie fixieren Wildbienen und streifen ihnen den gesammelten Pollen ab.

Imkerei ist für mich ein schönes Hobby, für das ich leider zu wenig Zeit finde, für andere ist es ein schöner Beruf. Ökolgische Leistungen vollbringen Imker jedoch in wesentlich geringerem Maße, als sie sich zuschreiben. Und wenn sie dann noch Bienenfutterhecken pflanzen, wo heimische Arten stehen könnten, richten sie auch durchaus mal einen (u. U. erhheblichen) ökologischen Schaden an. In unserer Gegend werden naturschutzfachlich hoch wertvolle Halbtrocken-, Trocken- und Steppenrasen von Robinie und Bocksdorn überwuchert, die ursprünglich von Imkern gepflanzt wurden. In anderen Gegenden ist es mit der unkontrollierten Ausbreitung der Schneebeere sowie mehreren Spiersträuchern ähnlich. Auch die gegenwärtige Ausbreitung des Eschen-Ahorns in Flussauen geht nicht selten von Pflanzungen aus, die Imker durchgeführt haben, um eine zeitige Pollentracht zu erzielen.

Grüße

Urs
« Letzte Änderung: 25. Dezember 2005, 19:57:21 von Urs »
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Annerose

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Re:Blütennektar - Honig
« Antwort #21 am: 25. Dezember 2005, 19:57:24 »

Hallo,

die Bienen sind Vorreiter für die anderen Insekten. Man kann renaturieren aber es dauert. Die Landwirtschaft hat durch das Ausbringen von Herbiziden und Pestiziden den größten Anteil an der Artenverarmung. Falsche Brachflächenpolitik der EU hat eine Chance für die wildlebenden Insekten vertan. Inzwischen kümmern sich einige Imker immer stärker um den Erhalt der Wildbienen. Sie sind keine Konkurrenz sondern Ergänzung für die Honigbienen. http://www.honighaeuschen.de/index.php?id=55&type=1
Auch Schmetterling können dann davon profitieren. Bei mir waren sogar noch im Herbst viele Schmetterlinge im Garten. Meine Welt wurde durch die Bienen bunter. Ich kümmere mich aber auch um Futterpflanzen die den Insekten einen ständigen Pollen und Nektareintrag garantieren. Dadurch wurde bei mir sogar die blaue Holzbiene seit einigen Jahren heimisch. Um das vermodernde Holz das sie braucht kümmert sich mein Mann. Ein herrliches Tier wenn auch ein Einwanderer aus Italien.

Es sollen noch schwarze Bienen wildlebend in Deutschland vorkommen. Von einem Bestand hatte ich Proben eingeschickt es waren aber keine, sondern seltsamerweise eine kleinere Art. Trotz Varroa überlebt die Kolonie noch heute ohne Menschen. Von einer anderen Kolonie wurde mir berichtet, aber sie ist bisher nicht überprüft. Man kann davon ausgehen das alle Apis mellifera mellifera mellifera in Deutschland mit Erfolg ausgerottet wurden. In Belgien wurde die Linie erhalten und wird stetig nach Deutschland reimportiert. Glücklicherweise wird sie jetzt durch aufgeklärte Imker immer weiter verbreitet.

Grüße,

Annerose
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Urs

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Re:Blütennektar - Honig
« Antwort #22 am: 25. Dezember 2005, 20:24:13 »

Hallo Annerose,

was die Vorreiterrolle der Honigbiene angeht, so ist zunächst einmal die Frage zu stellen, für welche Insekten sie diese Rolle übernehmen soll. Nicht Artenvielfalt per se ist ein naturschutzfachliches Qualitätskriterium, sondern Seltenheit, Gefährdung und Repräsentanz der vorkomemnden Arten. Im Gegensatz zur polylektischen (viele Pflanzen beerntenden) Honigbiene sind zahlreiche der gefährdeten Wildbienenarten oligolektisch, nicht selten sind sie auf eine einzige Pflanzenart spezialisiert und können nur diese nutzen. Ihr jährliches Erscheinen ist streng auf die Blütezeit der betreffednen Art abgestimmt. Wenn nun diese Pflanzenart von der Honigbiene stark beerntet wird, bleibt für die spezialisierte Wildbienenart eben fast nichts übrig, auf eine andere Tracht ausweichen kann sie auch nicht, kann demzufolge nicht genügend Nester anlegen und sich reproduzieren. Sie wird also zurückgehen oder sogar lokal aussterben. So etwas wird sicherlich kaum auftreten, wenn ein Nebenerwerbsimker eine geringe Anzahl von Völkern hält, durch Haupterwerbsimker werden solche Probleme jedoch mit ziemlichers Sicherheit verursacht.

Was waren denn bei Dir für Schmetterlinge im Garten? Die Ansammlung von Tagpfauenauge, Admiral und Kleinem Fuchs, die für Imkergärten wie generell für Sommerblütenreiche Gärten recht typisch ist, macht noch keine Natur. Wie schon oben dargestellt sind naturschutzfachliche Wertkriterien Seltenheit, Gefährdung und Repräsentanz. Nicht Schönheit und selbst Vielfalt nur sehr bedingt.

Was also bezeichnest Du als Renaturierung, die Du in dem genannten NSG mit Deinen Bienen erreichst? Welche Arten nehmen zu und auf Kosten welcher anderen Arten können sie sich ggf. ausbreiten?

Die auf der von Dir verlinkten Seite angepriesene "Tübinger Mischung" hat nichts, aber auch gar nichts mit Natur zu tun. Die Aussaat solcher Mischungen behindert die Etablierung heimischer Pflanzenarten auf landwirtschaftlichen Brachflächen, die z. T. gefährdet sind und zu einem erheblichen Teil für die genannten Rebhühner und Wachteln sehr gute Nahrungsquellen darstellen.

Grüße

Urs

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Annerose

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Re:Blütennektar - Honig
« Antwort #23 am: 25. Dezember 2005, 21:28:06 »

Hallo Urs,

wie können sich Wildpflanzen auf Flächen etablieren, die 2 mal pro Jahr gemäht werden müssen? Und wie soll sich Niederwild auf Brachflächen ansiedeln, wenn 2 mal pro Jahr mit dem Kreiselmäher alles zerstückelt wird? Nur ein einmaliges schonendes Mähen nach der Samenreife bringt Artenvielfalt. Eine verwissentschaftlichung des Naturschutzes und Abschottung wird für die Bevölkerung nicht verständlicher.

Vorerst zwei meiner Bienenvölker stehen in einem Kiesabbaugebiet das nicht mehr ausgebeutet wird und von vielen Wasservögeln besucht wird. Außer Stechmücken, der gemeinen deutsche Wespe und einer Hummelart waren vorher keine Insekten mehr vorhanden. Was ich nicht verstehe was sollen Erwerbsimker in Naturschutzgebieten machen? Die Erwerbsimker brauchen Massentracht und keine Kleckertracht damit sich wenigstens der Zeitaufwand der Wanderung lohnt.

Zitat
Nicht Artenvielfalt per se ist ein naturschutzfachliches Qualitätskriterium, sondern Seltenheit, Gefährdung und Repräsentanz der vorkomemnden Arten.

Ist nicht Artenvielfalt das was letztendlich Natur ausmacht. Und was soll die Natur mit einem Qualitätskriterium das Menschen aufgestellt haben? Wenn das Umfeld stimmt stellen sich die Arten zu gegebener Zeit von selbst ein. Jede Art hat ihr spezielles Bedürfnis und sich auf alles Seltene zu stürzen bringt der Gesamtheit nichts, eher im Gegenteil. Seit fast 20 Jahren pflege ich eine meiner Wiesen nicht mehr und lasse niemanden mehr darauf, da sich dort hunderte von Blindschleichen aufhalten. Aber das ich deshalb dort Igel verfolgen würde käme mir nicht in den Sinn. Sie schaffen es trotz oder vielleicht sogar wegen der vielen Igel.

Grüße,

Annerose
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Urs

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Re:Blütennektar - Honig
« Antwort #24 am: 25. Dezember 2005, 23:49:59 »

wie können sich Wildpflanzen auf Flächen etablieren, die 2 mal pro Jahr gemäht werden müssen?

durch Samentransport verschiedener Arten, Samenkeimung, Sämlingsetablierung

Gerade auf langjährig jährlich zwei mal gemähten oder auch in geringer Frequenz beweideten Flächen findet sich bei niedriger bis mittlerer Nährstoffversorgung sowohl eine wesentlich höhere Artenzahl als auch vor allem eine höhere Frequenz seltener oder gefährdeter Arten als auf brachliegenden oder nur ein mal jährlich gemähten Flächen. Ausnahmen bilden lediglich wenige Streuwiesen auf nährstoffarmen Standorten.


Und wie soll sich Niederwild auf Brachflächen ansiedeln, wenn 2 mal pro Jahr mit dem Kreiselmäher alles zerstückelt wird? Nur ein einmaliges schonendes Mähen nach der Samenreife bringt Artenvielfalt.

Nennst Du mir bitte eine Art des Niederwilds, die so selten ist, dass sie zu ihrer Erhaltung vorrangiger Bemühungen des Naturschutzes bedarf? Wenn sich die Frage stellt, ob ich auf einer Fläche mit Vormkommen des Kleinen Knabenkrautes Schutzziele und -maßnahmen auf diese Art ausrichte oder darauf, dass anstelle von zwei Rehen fünf einen Einstand finden, liegt für mich die Entscheidung klar auf der Hand.


Eine verwissentschaftlichung des Naturschutzes und Abschottung wird für die Bevölkerung nicht verständlicher.

Ohne eine objektive Herangehensweise kann Naturschutz nicht wirksam sein. Objektivität ist nur mit wissenschaftlichen Methoden zu erzielen. Es ist absurd anzunehmen, man könne ohne eine entsprechende Ausbildung Naturschutz ernsthaft und wirkungsvoll betreiben. Dass nicht jede Entscheidung, Zielsetzung und Maßnahme jedem verständlich ist, ist bedauerlich. Allerdings gibt es jedoch kaum ein Themenfeld, bei dem so viele Leute glauben, einen Einblick zu haben, ohne sich je ernsthaft mit der Materie auseinandergesetzt zu haben. Zu den genannten Wertmaßstäben des Naturschutzes wäre zu sagen, dass sie eigentlich auf der hand liegen und selbst erklärend sein sollten. Auch der Denkmalschutz geht nach ähnlichen Kriterien vor: ein heute erhaltener romanischer Profanbau ist etwas äußerst seltenes, seine Erhaltung wird deshalb als wichtiger eingestuft als bemühungen um ein Gründerzeitgebäude, wenn daneben noch fünfzig davon stehen. Prinzipiell ist beides schützenswert, dem selteneren gebührt jedoch der Vorrang, weil es der Unwiederbringlichkeit näher ist. Ebenso agiert der Naturschutz. Priorität haben Arten und Artengemeinschaften, die durch begrenzte Vorkommen aufgrund natürlicher Seltenheit oder durch starken Rückgang in ihrem Bestand gefährdet sind.
Um noch einen Vergleich zu verwenden: nahezu jeder Erwachsene weiß, wie er mit einer Erkältung umzugehen hat. Falls er bei einer Selbstbehandlung kleinere Fehler macht, schadet das nichts, denn die Erkältung geht früher oder später ohnehin vorbei. Trotzdem der durchschnittliche erwachsene Mitteleuropäer also hinreichend kompetent ist, seine Erkältung selbst zu behandeln, wird er einem Arzt nicht absprechen, eine komplexeren Einblick in die Thematik der Behandlung von Krankheiten zu haben. Beim Naturschutz ist das anders. Der Naturschutz wird gebraucht, weil die Natur Krankheitssymptome zeigt, weil Populationen von Arten bzw. ganze Arten unwiederbringlich verschwinden. Trotzdem glaubt scheinbar eine Mehrheit der Bevölkerung ohne auch nur mittelmäßige Kenntnisse von Arten und Artengruppen, ihrer ökologischen Ansprüche und Bindungen, geschweige denn kompklexerer Zusammenhänge zu haben, zu wissen, wie Naturschutz auf richtige Art zu betreiben ist. Erscheint Dir das nicht selbst absurd?


Vorerst zwei meiner Bienenvölker stehen in einem Kiesabbaugebiet das nicht mehr ausgebeutet wird und von vielen Wasservögeln besucht wird. Außer Stechmücken, der gemeinen deutsche Wespe und einer Hummelart waren vorher keine Insekten mehr vorhanden.

Der zweite Teil Deiner Aussage ist schlicht unwahr. Dir sind einfach nicht mehr Insekten aufgefallen. Wenn das gebiet von wasservögeln besucht wird, ist also ein Gewässer vorhanden, dementsprechedn sind und waren auch Libellen da. Die von Dir beobachtete Artenbereicherung in Flora und Entomofauna ist nicht auf Deine Bienen zurückzuführen, sondern vollzieht sich im Rahmen einer Sukzession, der nach einem gesetzmäßigen Muster ablaufenden Entwicklung des Artenbestandes. Dabei findet zunächst ein sprunghafter Anstieg der Artenzahlen statt, später vollzieht sich eine Bereicherung des Artenbestandes langsamer, schließlich werden durch Ausbreitung neu hinzugekommener Arten die Pionierarten verdrängt, die Artenzahl fällt wieder ab. Spätestens, wenn in der Kiesgrube das Landreitgras Calamagrostis epigejos sich beginnt auszubreiten und später die Dominanz auf großen Flächen übernimmt, wirst Du das selbst feststellen.


« Letzte Änderung: 28. Dezember 2005, 12:37:58 von Urs »
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Urs

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Re:Blütennektar - Honig
« Antwort #25 am: 25. Dezember 2005, 23:50:07 »

Was ich nicht verstehe was sollen Erwerbsimker in Naturschutzgebieten machen? Die Erwerbsimker brauchen Massentracht und keine Kleckertracht damit sich wenigstens der Zeitaufwand der Wanderung lohnt.

Wie schon geschrieben wurde bei uns im Umfeld heutiger Naturschutzgebiete von Imkern Robinien in Massen gepflanzt. Das sie giftig sind, werden sie von weidenden Schafen, die die Trocken- und Steppenrasen durch Nutzung pflegen, nicht oder nicht wirksam verbissen und breiten sich sehr stark aus. Heute bilden sie eine Massentracht, die von Haupterwerbsimkern angewandert wird. Davon sind auch die Nebenerwerbsimker, die die Pflanzungen angelegt haben, nicht begeistert, können es aber nicht verhindern.

Ist nicht Artenvielfalt das was letztendlich Natur ausmacht. Und was soll die Natur mit einem Qualitätskriterium das Menschen aufgestellt haben?

Es kommt ganz darauf an, auf welcher Fläche man Artenvielfalt betrachtet. Die Betrachtungsweise des wissenschaftlichen Naturschutzes bezieht sich abgestuft auf die lokale, regionale, landesweite, bundesweite, europaweite und weltweite Ebene.
Die lokale Ebene ist der regionalen Ebene untergeordnet. Wenn in Deiner Kiesgrube nur ein einziger Gemeiner Löwenzahn vorkommt, ist er lokal selten. Deshalb ist er aber nicht schutzbedürftig, denn im Umfeld kommt er in großer Menge vor, nahezu auf jeder nicht gespritzten Rinderweide, in Gärten und Parkrasen usw. Eine Art, die regional selten ist, kann auch regional schutzbedürftig sein. Von größerer Bedeutung sind jedoch Arten, die landesweit oder bundesweit selten und in ihrem Bestand gefährdet sind, wie z. B. das schon genannte Kleine Knabenkraut.

Wenn man dann die bundesweite Ebene betrachtet, fallen einzelne Arten ins Auge, die nur noch wenige Vorkommen besitzen wie z. B. die Artengruppe der Federgräser Stipa pennata agg. die als Relikte periglaziärer Kältesteppen heute noch vereinzelt in Deutschland vorkommen und hier akut vom Aussterben bedroht sind. Bundesweit ist deshalb ein besonderes Schutzbedürfnis für diese Artengruppe zu erkennen. Nichtsdestoweniger gibt es in Zentralasien große Steppengebiete, an deren Vegetationsaufbau diese Arten beteiligt sind. Bei weltweiter Betrachtung der Häufigkeit dieser Artengruppe würde der Rang ihrer Schutzwürdigkeit also sinken. In Betracht zu ziehen ist jedoch auch die Tatsache, dass die hiesigen Vorkommen schon ca. 10.000 Jahre von den mittelasiatischen Vorkommen getrennt sind und davon ausgegangen werden muss, dass eine genetische Drift eingesetzt hat, die zur Bildung unterschiedlich angepasster Ökotypen geführt hat. Das hier vorkommende Federgras ist also nicht mehr das selbe, wie das heute in Mittelasien vorkommende. Und das es also nicht mit den großen Vorkommen Mittelasiens "in einen Topf geworfen" werden kann, ist seine Schutzbedürftigkeit in Deutschland hoch, während eine Notwendigkeit von Bemühungen zum Schutz der gleichen Artengruppe in Mittelasien nicht gegeben ist.

Wenn das Umfeld stimmt stellen sich die Arten zu gegebener Zeit von selbst ein. Jede Art hat ihr spezielles Bedürfnis

Soll man sich also auf den Schutz des Gewöhnlichen verlegen?
Das Warten auf die Verbreitung seltener Arten ist nicht selten sinnlos. Es gibt gut verbreitungsfähige Arten und solche, die nur sehr begrenzt ausbreitungsfähig sind. Zur Fernverbreitung von Pflanzenarten sind Vektoren nötig. Wenn diese nicht existieren, findet eine Fernverbreitung nicht statt.

und sich auf alles Seltene zu stürzen bringt der Gesamtheit nichts, eher im Gegenteil.

Seit fast 20 Jahren pflege ich eine meiner Wiesen nicht mehr und lasse niemanden mehr darauf, da sich dort hunderte von Blindschleichen aufhalten. Aber das ich deshalb dort Igel verfolgen würde käme mir nicht in den Sinn. Sie schaffen es trotz oder vielleicht sogar wegen der vielen Igel.

Diese Maßnahme ist ganz nett, vor allem sehr gut gemeint, jedoch ist die Blindschleiche nun wirklich keine Art, die so selten ist, dass sie solche Maßnahmen nötig hätte. Ich nehme an, dass der Standort der Wiese sehr nährstoffarm ist, ansonsten wäre es schon keine mehr, sondern eine Staudenflur. Wie Du weißt, befinden sich Arten und Umweltbedingungen in Wechselwirkungen. Mit der Brachlegung der Wiese förderst Du die Blindschleichen und vernichtest gleichzeitig Vorkommen lichtliebender Pflanzenarten, vor allem kurzlebiger, die sich regelmäßig versamen müssen und die Anhäufung einer Decke aus Streufilz nicht vertragen. Wie sich der Artenbestand der Vegetation ändert, so tut er es auch teilweise in der Entomofauna. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass ein Artenwechsel z. B. bei den Ameisen stattgefunden hat, bei den Käfern ist dies auf jeden Fall geschehen. Die Veränderung von Grünlandbrachen geht zunächst langsam vonstatten, später immer schneller, wie ein sehr großer Stein, der sehr langsam ins Rollen kommt. Jede Brachliegende Wiese wird früher oder später zur Staudenflur oder zum Wald. Im ersten Fall wäre der Lebensraum für Deine Blindschleichen auch dahin. Das musst Du nicht mehr selbst erleben, langfristig würde es bei dauerhafter Brachlegung jedoch so kommen. Nicht außer acht zu lassen ist dabei die Tatsache, dass in Deutschland im Mittel etwas 30 kg Stickstoff mit den Niederschlägen auf jeden Hektar Fläche niedergehen. Innerhalb von nur sieben Jahren kommt so der Betrag einer Landwirtschaftlichen Volldüngung zusammen. da auf der brachgelegten Fläche jedoch kein Biomasseentzug stattfindet, verbleibt die jährlich "Düngung" im System. Auf Dauer reichert sich zwangsläufig so viel Stickstoff an, dass Arten mit einem geringen Stickstoffbedarf von stickstoffliebenden Arten verdrängt werden, die deutlich konkurrenzstärker sind. In aller Regel ist das mit einem drastischen Artenrückgang verbunden.
« Letzte Änderung: 28. Dezember 2005, 12:40:43 von Urs »
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Re:Blütennektar - Honig
« Antwort #26 am: 26. Dezember 2005, 02:01:00 »

Hallo Urs,

als ich die ganze Liste las war mein erster Gedanke, "einigen wir uns auf Beton"! Das Einschleppen von ortsfremden Pflanzen ist schon seit Jahrhunderten ein Problem. Wer weiß noch, das Fichten vor 200 Jahren in Deutschland nicht vorkamen. Das war eine Umweltsünde aber als solche nicht voraussehbar. Genauso setzt es sich weiter fort. Ich habe auch schon mit dem Gedanken gespielt indisches Springkraut auszupflanzen um den Bienen eine gute Trachtmöglichkeit zu bieten, nehme aber Abstand da es nur die angestammte Flora schädigen würde. Die Liste kann man mit der Herkulesstaude fortsetzen, von der ich bereits Anfang der 70er hunderte qm eines Feldes entlang einer Bundesstraße freihacken durfte, weil irgend ein Irrer unkontrolliert Samen entlang der Straßen ausgesät hatte. Wer weiß welche Urlaubsmitbringsel im Zuge der Klimaveränderung bei uns heimisch werden und unsere Pflanzen verdrängen. Ich fürchte aufhalten kann man es nicht.

Die Heide oder auch Steppen die durch Schafe beweidet werden sind obwohl schon alt, doch letztendlich durch den Einfluss des Menschen entstandene Kulturlandschaften. Durch die Schafzucht wurden auch Tiere aus ihrem angestammten Lebensraum vertrieben. Man kann es drehen und wenden, solange Menschen den Boden nutzen gibt es Eingriffe. Die Robinien sind auch schon einige Jahrhunderte eingebürgert und haben andere Arten verdrängt. Für die Schafe finde ich es schlimm, aber vielleicht kann man die Landschaft durch Abholzen retten. Für Massentracht muß man keine alte Kulturlandschaft opfern.

Ich habe mir einige Setzlinge des Honigbaumes besorgt und recherchiere schon ob ich sie überhaupt in den Garten setzen kann ohne die Natur zu schädigen. Das Klima und der Boden hier wären ideal für diese chinesische Pflanze, aber im Gegenzug hat unser Efeu die gleichen positiven Eigenschaften. Im Herbst habe ich Wildkirschen, Heckenrosen und Weißdornbüsche gepflanzt um den Insekten mehr Nahrung anzubieten.

Leider zieht eins das andere nach sich. Ausgeräumte landwirtschaftliche Flächen auf der einen Seite und pflanzwütige Imker auf der anderen Seite. Von ein paar Orchideen am Wiesenrand werden die Insekten nicht satt. Deinen Ausführungen entnehme ich, das Du wahrscheinlich Biologe bist der Schafe züchtet und Landwirtschaft betreibt. Jeder hat seine Interessen für die er eintritt. Ich jedenfalls will nur, das den Wildinsekten und Bienen wenigstens etwas Lebensraum gewährt wird. Durch die konventionelle Landwirtschaft wird schon genug Lebensraum vernichtet und Gift ausgebracht.

Bedauerlicherweise habe ich tatsächlich die Libellen vergessen. Wenn sie Nektar sammeln würden wäre mir das bestimmt nicht passiert. Die Wasserläufer, Spinnen und die neu aufgetauchten Mauerbienen erwähne ich sicherheitshalber auch noch. Seltsamerweise hatten diese ihre putzigen Lehmtönnchen in die Deckel meiner Bienenvölker gebaut.

Grüße,

Annerose
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