Was ich nicht verstehe was sollen Erwerbsimker in Naturschutzgebieten machen? Die Erwerbsimker brauchen Massentracht und keine Kleckertracht damit sich wenigstens der Zeitaufwand der Wanderung lohnt.
Wie schon geschrieben wurde bei uns im Umfeld heutiger Naturschutzgebiete von Imkern Robinien in Massen gepflanzt. Das sie giftig sind, werden sie von weidenden Schafen, die die Trocken- und Steppenrasen durch Nutzung pflegen, nicht oder nicht wirksam verbissen und breiten sich sehr stark aus. Heute bilden sie eine Massentracht, die von Haupterwerbsimkern angewandert wird. Davon sind auch die Nebenerwerbsimker, die die Pflanzungen angelegt haben, nicht begeistert, können es aber nicht verhindern.
Ist nicht Artenvielfalt das was letztendlich Natur ausmacht. Und was soll die Natur mit einem Qualitätskriterium das Menschen aufgestellt haben?
Es kommt ganz darauf an, auf welcher Fläche man Artenvielfalt betrachtet. Die Betrachtungsweise des wissenschaftlichen Naturschutzes bezieht sich abgestuft auf die lokale, regionale, landesweite, bundesweite, europaweite und weltweite Ebene.
Die lokale Ebene ist der regionalen Ebene untergeordnet. Wenn in Deiner Kiesgrube nur ein einziger Gemeiner Löwenzahn vorkommt, ist er lokal selten. Deshalb ist er aber nicht schutzbedürftig, denn im Umfeld kommt er in großer Menge vor, nahezu auf jeder nicht gespritzten Rinderweide, in Gärten und Parkrasen usw. Eine Art, die regional selten ist, kann auch regional schutzbedürftig sein. Von größerer Bedeutung sind jedoch Arten, die landesweit oder bundesweit selten und in ihrem Bestand gefährdet sind, wie z. B. das schon genannte Kleine Knabenkraut.
Wenn man dann die bundesweite Ebene betrachtet, fallen einzelne Arten ins Auge, die nur noch wenige Vorkommen besitzen wie z. B. die Artengruppe der Federgräser
Stipa pennata agg. die als Relikte periglaziärer Kältesteppen heute noch vereinzelt in Deutschland vorkommen und hier akut vom Aussterben bedroht sind. Bundesweit ist deshalb ein besonderes Schutzbedürfnis für diese Artengruppe zu erkennen. Nichtsdestoweniger gibt es in Zentralasien große Steppengebiete, an deren Vegetationsaufbau diese Arten beteiligt sind. Bei weltweiter Betrachtung der Häufigkeit dieser Artengruppe würde der Rang ihrer Schutzwürdigkeit also sinken. In Betracht zu ziehen ist jedoch auch die Tatsache, dass die hiesigen Vorkommen schon ca. 10.000 Jahre von den mittelasiatischen Vorkommen getrennt sind und davon ausgegangen werden muss, dass eine genetische Drift eingesetzt hat, die zur Bildung unterschiedlich angepasster Ökotypen geführt hat. Das hier vorkommende Federgras ist also nicht mehr das selbe, wie das heute in Mittelasien vorkommende. Und das es also nicht mit den großen Vorkommen Mittelasiens "in einen Topf geworfen" werden kann, ist seine Schutzbedürftigkeit in Deutschland hoch, während eine Notwendigkeit von Bemühungen zum Schutz der gleichen Artengruppe in Mittelasien nicht gegeben ist.
Wenn das Umfeld stimmt stellen sich die Arten zu gegebener Zeit von selbst ein. Jede Art hat ihr spezielles Bedürfnis
Soll man sich also auf den Schutz des Gewöhnlichen verlegen?
Das Warten auf die Verbreitung seltener Arten ist nicht selten sinnlos. Es gibt gut verbreitungsfähige Arten und solche, die nur sehr begrenzt ausbreitungsfähig sind. Zur Fernverbreitung von Pflanzenarten sind Vektoren nötig. Wenn diese nicht existieren, findet eine Fernverbreitung nicht statt.
und sich auf alles Seltene zu stürzen bringt der Gesamtheit nichts, eher im Gegenteil.
Seit fast 20 Jahren pflege ich eine meiner Wiesen nicht mehr und lasse niemanden mehr darauf, da sich dort hunderte von Blindschleichen aufhalten. Aber das ich deshalb dort Igel verfolgen würde käme mir nicht in den Sinn. Sie schaffen es trotz oder vielleicht sogar wegen der vielen Igel.
Diese Maßnahme ist ganz nett, vor allem sehr gut gemeint, jedoch ist die Blindschleiche nun wirklich keine Art, die so selten ist, dass sie solche Maßnahmen nötig hätte. Ich nehme an, dass der Standort der Wiese sehr nährstoffarm ist, ansonsten wäre es schon keine mehr, sondern eine Staudenflur. Wie Du weißt, befinden sich Arten und Umweltbedingungen in Wechselwirkungen. Mit der Brachlegung der Wiese förderst Du die Blindschleichen und vernichtest gleichzeitig Vorkommen lichtliebender Pflanzenarten, vor allem kurzlebiger, die sich regelmäßig versamen müssen und die Anhäufung einer Decke aus Streufilz nicht vertragen. Wie sich der Artenbestand der Vegetation ändert, so tut er es auch teilweise in der Entomofauna. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass ein Artenwechsel z. B. bei den Ameisen stattgefunden hat, bei den Käfern ist dies auf jeden Fall geschehen. Die Veränderung von Grünlandbrachen geht zunächst langsam vonstatten, später immer schneller, wie ein sehr großer Stein, der sehr langsam ins Rollen kommt. Jede Brachliegende Wiese wird früher oder später zur Staudenflur oder zum Wald. Im ersten Fall wäre der Lebensraum für Deine Blindschleichen auch dahin. Das musst Du nicht mehr selbst erleben, langfristig würde es bei dauerhafter Brachlegung jedoch so kommen. Nicht außer acht zu lassen ist dabei die Tatsache, dass in Deutschland im Mittel etwas 30 kg Stickstoff mit den Niederschlägen auf jeden Hektar Fläche niedergehen. Innerhalb von nur sieben Jahren kommt so der Betrag einer Landwirtschaftlichen Volldüngung zusammen. da auf der brachgelegten Fläche jedoch kein Biomasseentzug stattfindet, verbleibt die jährlich "Düngung" im System. Auf Dauer reichert sich zwangsläufig so viel Stickstoff an, dass Arten mit einem geringen Stickstoffbedarf von stickstoffliebenden Arten verdrängt werden, die deutlich konkurrenzstärker sind. In aller Regel ist das mit einem drastischen Artenrückgang verbunden.