Ich habe vor etlichen Jahren ebenfalls
Miltoniopsis gehalten. Ebenso wie deren Primärhybriden mit
Odontoglossum waren sie im Haus an einem fast durchgehend geöffneten Ostfenster leichter zu halten als im Kleingewächshaus, denn sommerlich hohe Temperaturen bekommen ihnen gar nicht. Dann sollten sie besser nach draußen in den Halbschatten unter einen Baum.
Das Wichtigste bei der Kultur ist tatsächlich die Erhaltung des Wurzelsystems, und ein dem Substrat entsprechendes Dünge- und Gießverhalten. Hält man sie zu nass, verrotten die Wurzeln, hält man sie zu trocken, stirbt ihre Epidermis ab. Eine
Miltoniopsis will es wirklich stets mildfeucht, außer bei kühlen Temperaturen, und zicken auch herum, wenn die Luftfeuchtigkeit in der Triebphase zu gering wird. Düngung ist essentiell, denn besonders mehrtriebige Pflanzen brauchen ziemlich viel Futter, um Blätter, Bulben und dann auch viele hübsche Blütenstängel bilden zu können. Gegen Düngersalze an den Wurzeln sind sie andererseits empfindlicher als
Phalaenopsis-Hybriden, also sollte man das Substrat immer gut mit Regenwasser durchspülen. Ein solches Kultivierungsregime ist schon deutlich aufwändiger, aber der gute Orchideenpfleger wächst ja mit den Ansprüchen.
Als ich diese Orchideen gehalten habe, waren sie oft in torfhaltigen Substraten erhältlich, und das bedeutete vor allem, immer nach Trauermücken Ausschau zu halten, deren Larven die feinen Wurzeln zum Fressen gern hatten.
Bei im Freiland aufgestellten Pflanzen werden hingegen oftmals Schnecken aktiv, die sich nächtens gerne um die Spitzen der gerade austreibenden Wurzeln am Neutrieb kümmern ...
Da die Pflanze nur beim Neutrieb neue, vom Rhizom ausgehende Wurzeln macht, verhindert man damit zuverlässig die langfristige Erneuerung des Wurzelsystems. Übrigens sollte man bei Jungwurzeln auch mit hohen Salzkonzentrationen vorsichtig sein. Gut gepflegte alte Wurzeln können zwar lange erhalten bleiben, aber spätestens wenn die Pflanze beim Umtopfen geteilt werden soll, macht sich der Mangel an neuen Wurzeln bemerkbar.
Das Umtopfen ist immer eine kritische Phase, denn Änderungen in der Substratstruktur sind nicht der Wurzel Ding. Ich habe es damals alle zwei Jahre gemacht, aber ich denke mittlerweile, dass jährliches Potten in mittelfeine, zuvor mehrere Tage ordentlich durchgewässerte und dann zum besseren Handling oberflächig abgetrocknete Rinde tatsächlich besser ist. Damit hat man über Jahre hinweg gleichmäßige Substratstabilität und vermeidet jegliche Anreicherungen von organischen Abfallprodukten und Düngesalzen. Angemessene, nicht zu große Töpfe sind günstig - eher kleiner als zu groß!
Vor dem Umpflanzen sollte man die Pflanze nochmal ordentlich wässern. Nach dem Ausspülen des alten Substrats muss alles Abgestorbene aus dem Ballen sorgfältig ausgeschnitten werden, aber ansonsten würde ich soviel lebende Wurzeln wie möglich erhalten, denn man kann nie sicher sein, dass den neuen Wurzeln im weiteren Verlauf nicht doch etwas zustößt. Ich habe die Pflanzen nach dem Umpflanzen früher paar Tage lang eingetütet, und mein Eindruck war, dass sie diese Phase gespannter Luft dankbar angenommen haben.
Wie gesagt, erfordert die Kultur von
Miltoniopsis mehr Zeitaufwand und vor allem Erfahrung als die von Nopsen-Hybriden und ist daher eher etwas für potenzielle Ganztagsgärtner, wenn man sie im großen Stil betreiben möchte. Ich habe exzellente, von Frührentnern aufgebaute Privatsammlungen mit
Miltoniopsis,
Oncidium und
Odontoglossum-Naturarten und Hybriden besucht, die ganzjährig einen beeindruckenden Blütenreichtum in allen Formen und Farben zu bieten hatten. Als Student konnte ich eine Zeitlang auch eine ganze Reihe dieser hübschen Orchideen erfolgreich im Zimmer pflegen, aber mit zunehmender Berufstätigkeit und Familienzuwachs fehlte es dann doch an Zeit, so dass meine Pflanzen anderweitig besser untergebracht waren.