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Pflanzenwelt => Obst-Forum => Thema gestartet von: macrantha am 12. Dezember 2010, 17:37:40

Titel: Baumscheibe offen halten bei jungen Obstbäumen?
Beitrag von: macrantha am 12. Dezember 2010, 17:37:40
Wenn Du den Kleinen was gutes tun willst, dann lass die ersten paar Jahre die Baumscheibe noch frei.
Gräse können eine sehr starke Konkurrenz sein (wurzeln ja auch sehr tief). Nach 3 jahren dann sollten die Bäumchen stark genug sein für den Ernst des Lebens.
Titel: Baumscheibe offen halten bei jungen Obstbäumen?
Beitrag von: Danilo am 12. Dezember 2010, 17:58:03
Ich las kürzlich eine Veröffentlichung des INRA Montpellier (Institut scientifique de recherche agronomique), das nach eindrucksvollen Ergebnissen einer entsprechenden Studie das genaue Gegenteil empfielt.
In Versuchsreihen habe sich gezeigt, daß die Bepflanzung der unmittelbaren Stammumgebung mit tiefwurzelnden Gräsern die Wuchsleistung des Baumes nicht beeinträchtigt - im Gegenteil, es ergaben sich im Vergleichszeitraum sogar Wachstumsvorteile. Die Studie ging zu sehr ins Detail, als daß man das in aller Ausführlichkeit darlegen könnte. Bildlich überzeugt hat aber das stichprobenartig freigelegte Wurzelwerk: Der Baum wird durch die Konkurrenz frühzeitig gezwungen, tiefer zu wurzeln, was ihm insbesondere das Überstehen von Trockenperioden schon in jungen Jahren erleichtert.
Ein weiterer Vorteil für den Staudenverwender liegt auf der Hand: Nach Entfernen des Grases eröffnet der geringere Feinwurzelanteil im Oberboden ganz andere Bepflanzungsmöglichkeiten.
Titel: Baumscheibe offen halten bei jungen Obstbäumen?
Beitrag von: macrantha am 12. Dezember 2010, 18:24:28
Interessant - ich kenne genau eine gegenteilige Studie.
Bodendeckender Bewuchs unter Obst und Straßenbäumen mit dem Ergebniss, das die Konkurrenz zu geringeren Wuchsleistungen der Gehölze führen.
Wie "meine" Studie hieß, müsste ich erst heraussuchen.
Titel: Baumscheibe offen halten bei jungen Obstbäumen?
Beitrag von: Staudo am 12. Dezember 2010, 18:29:33
Ich plädiere aus der Erfahrung heraus auch für offene Baumscheiben. Im Sommer ist der Boden unter Grasflächen oft monatelang knochentrocken während offener Boden noch etwas Feuchtigkeit enthält. Außerdem fühlen sich Mäuse unter Gras sehr wohl.
Titel: Baumscheibe offen halten bei jungen Obstbäumen?
Beitrag von: Wiesentheo am 12. Dezember 2010, 18:44:11
Ja,im Garten ist es sowiso nicht so,dass man Gras um die Bäume sät.Aber auf Streuobstwiesen und so hab ichs gesehen.

Bei den 140 Kirschen ist Mulch herum gekommen.

Ich selbst hab auch Mulch um meine vor 3 Jahren gepflanzten Bäume (Quitte,Pfaume und Birne).Auch alle im Winter gesetzt.

Da können sich auch die Mäuse wohlfühlen.
Wenn ja,wie gesagt Pech gehabt.Aber weil ich warscheinlich massiv Bekämpfe,war nichts.

So
Titel: Baumscheibe offen halten bei jungen Obstbäumen?
Beitrag von: Zuccalmaglio am 12. Dezember 2010, 19:16:45
Ich kenne die Einzelheiten der frz. Studie nicht. Meine Erfahrungen sind jedenfalls eindeutig andere. Je konsequenter die Baumscheibe (bei mir so 1,5 qm) freigehalten wurde, umso besser das Anwachsergebnis der ersten Jahre. Bei aus Zeitmangel ungenügend bearbeiteten Baumscheiben im gleichen Zeitrahmen deutlich schlechtere Ergebnisse.
Die hier schon genannten 3 Jahre halte ich für das mindeste. 5 sind besser. (Ich rede hier im übrigen auch von Hochstämmen (Apfel, Pflaume).
Das freihalten der Baumscheiben macht übers Jahr leider sehr viel Arbeit, gerade wenn der Boden und das Wetter wüchsig sind. Es lohnt sich aber. Gerade im ersten Sommer nach der Pflanzung immer rechtzeitig
ausreichend wässern (eher zu viel als zu wenig). Wühlmäuse sind das andere Problem. Deshalb würde ich auch auf jegliches Wintermulchen verzichten. Im Sommer habe ich die vorher Gras- und krautbefreiten Baumscheiben mit dem Grasschnitt gemulcht. Trotzdem wächst immer wieder neu was durch, was entfernt werden muß.
Mit Drahtkörben habe ich es sein gelassen. Das verzinkte Zeug verrottet kaum und die Wurzeln können einwachsen ober werden ggfls. behindert. Vor 3 Wochen habe ich eine 10jährige Süßkirschen Sylvia auf Colt (gut mittelstark) gerodet. Der verzinkte Draht war völlig intakt und außerhalb des Korbraumes gab es so gut wie keine Wurzeln. ph imNeutralbereich.
Sobald der Boden frostfrei ist, würde ich pflanzen (nicht wegen der Bäume, sondern grabetechnisch). Die Wurzeln wachsen auch im Winter schon etwas.

Bei 16 Baumscheiben macht das freihalten ganz schön Arbeit. Ich beneide dich nicht.
 
Titel: Baumscheibe offen halten bei jungen Obstbäumen?
Beitrag von: Werner987 am 12. Dezember 2010, 20:13:06
Ich las kürzlich eine Veröffentlichung des INRA Montpellier (Institut scientifique de recherche agronomique), das nach eindrucksvollen Ergebnissen einer entsprechenden Studie das genaue Gegenteil empfielt.
In Versuchsreihen habe sich gezeigt, daß die Bepflanzung der unmittelbaren Stammumgebung mit tiefwurzelnden Gräsern die Wuchsleistung des Baumes nicht beeinträchtigt - im Gegenteil, es ergaben sich im Vergleichszeitraum sogar Wachstumsvorteile.

die klimatischen bedingungen in Montpellier (Südfrankreich) unterscheiden sich deutlich von denen in Deutschland.
dortige erfahrungen sind nur bedingt auf kältere standorte übertragbar. auf einer grasfreien baumscheibe erwärmt sich der boden schneller.
die jetzt in frostfreiem erdboden gepflanzte bäume bekommen einen kleinen vorsprung, weil (je nach winterverlauf) die bis zum frühjahr gebildete haarwurzeln erhalten bleiben. bis zum frühling hat sich die erde gut gesetzt - die wurzeln besitzen dann guten erdkontakt und können das bäumchen zügig mit nährstoffen versorgen.
wie bereits gesagt: gefrorene erdklumpen nicht in die pflanzgrube geben - denn sie tauen erst relativ spät auf.
Titel: Baumscheibe offen halten bei jungen Obstbäumen?
Beitrag von: Staudo am 12. Dezember 2010, 20:38:06
Bei 16 Baumscheiben macht das freihalten ganz schön Arbeit. Ich beneide dich nicht.

Man kann den Baumstamm mit Arboflex (ein Anstrich auf Latexbasis) einpinseln und die Baumscheibe mit Roundup aus der handlichen Sprühflasche frei halten. Das ist extrem arbeitssparend. Junge Rinde und Blätter sollten nichts abbekommen.
Titel: Baumscheibe offen halten bei jungen Obstbäumen?
Beitrag von: oile am 12. Dezember 2010, 23:00:17

 Vor 3 Wochen habe ich eine 10jährige Süßkirschen Sylvia auf Colt (gut mittelstark) gerodet. Der verzinkte Draht war völlig intakt und außerhalb des Korbraumes gab es so gut wie keine Wurzeln.
 

Haben die W-mäuse alles abgefressen, was aus den Drahtkörben rauswuchs :o ?
Titel: Baumscheibe offen halten bei jungen Obstbäumen?
Beitrag von: Katrin am 12. Dezember 2010, 23:56:08
...und die Baumscheibe mit Roundup aus der handlichen Sprühflasche frei halten.

Werde ich auf gar keinen Fall machen ::) :P .

Ich hätte dann außerdem die einzigen grasfreien Baumscheiben des ganzen Tals. Das ist hier nicht üblich, die Baumscheiben freizuhalten, außerdem lege ich eine Streuobstwiese an, das wäre seltsam, dann keinen Grassamen zu säen. Aber ich kann den Bewuchs in den ersten Jahren händisch beschränken, falls das hilft.
Titel: Baumscheibe offen halten bei jungen Obstbäumen?
Beitrag von: uliginosa am 13. Dezember 2010, 00:18:12
Wir halten die Baumscheiben im Sommer, sobald die Frühjahrsblüher eingezogen haben, durch Mulchen mit Rasenschnitt feucht und frei.

Titel: Baumscheibe offen halten bei jungen Obstbäumen?
Beitrag von: partisanengärtner am 13. Dezember 2010, 06:29:48
Kannst ja auch Klappertopf sähen soll die Gräser deutlich schwächen und zum Blütenreichtum deiner Wiese beitragen. ;)
Titel: Baumscheibe offen halten bei jungen Obstbäumen?
Beitrag von: sarastro am 13. Dezember 2010, 07:34:32
...und die Baumscheibe mit Roundup aus der handlichen Sprühflasche frei halten.

Werde ich auf gar keinen Fall machen ::) :P .

Ich hätte dann außerdem die einzigen grasfreien Baumscheiben des ganzen Tals. Das ist hier nicht üblich, die Baumscheiben freizuhalten, außerdem lege ich eine Streuobstwiese an, das wäre seltsam, dann keinen Grassamen zu säen. Aber ich kann den Bewuchs in den ersten Jahren händisch beschränken, falls das hilft.

Dieser Punkt würde mich einmal interessieren, Baumscheibe ja oder nein, und zwar wissenschaftlich belegt. Ich kann keinen Vorteil der freien Erde erkennen, nur Nachteile wie Unkrautbewuchs. Denn wo liegt der Unterschied zwischen normalen Zierbäumen und Obstbäumen? Entsteht durch eine Baumscheibe ein Mehrertrag oder nicht? Einzig bei Rosen sollte der Boden in der unmittelbaren Umgebung frei bleiben, diese Eigenschaft kann jeder selbst feststellen.

Obstbäume jetzt noch pflanzen? Wenn der Boden noch frei und zugänglich ist, warum nicht? Ob die Bäume im Einschlag der Baumschulen im Sand Wurzeln schlagen oder gleich im Garten an Ort und Stelle. Die Frage ist vielmehr, welche Baumschule jetzt noch liefert.
Titel: Baumscheibe offen halten bei jungen Obstbäumen?
Beitrag von: Staudo am 13. Dezember 2010, 07:45:07
...und die Baumscheibe mit Roundup aus der handlichen Sprühflasche frei halten.

Werde ich auf gar keinen Fall machen ::) :P .


 ;D

Im meinem Garten mache ich das auch nicht. 16 Baumscheiben dürften mit vertretbarem Aufwand freizuhalten sein.
Bei Baumpflanzungen in der Landschaft halte ich die Baumscheiben so frei. Dort kann nicht ständig gegossen werden, die Wühlmäuse sind draußen nicht zu bekämpfen und außerdem besteht bei einer bewuchsfreien Baumscheibe nicht die unbedingte Notwendigkeit mit einem Freischneider viertelstundenlang sämtliches Gras samt bodennaher Baumrinde klein zu häckseln. Wegen der Mäuse bin ich übrigens auch kein Freund von Mulchschichten um Obstbäume.
Titel: Baumscheibe offen halten bei jungen Obstbäumen?
Beitrag von: macrantha am 13. Dezember 2010, 08:33:28
Denn wo liegt der Unterschied zwischen normalen Zierbäumen und Obstbäumen?

Da gibts auch keinen (außer vielleicht bei schwachwüchsigen Obstunterlagen, aber um die gehts ja nicht). Ich weiß eben von einer Untersuchung, wo es um die Anzahl der Bodendecker und Hochstämme ging.
Ich kann mich u.a. an Spitzahorn mit einer unterschiedlich dicht bepflanzten Baumscheibe (Cotoneaster) erinnern und die Wuchsdepressionen der Bäume.
Außerdem an verunkrautete (Gras) Flächen unter städtischen Bäumen.
Wenn keine Zeit zum Freihalten der Baumscheibe da ist - die Bäumchen werde nicht gleich eingehen, nur eben nicht so zügig drauflos wachsen.
Titel: Baumscheibe offen halten bei jungen Obstbäumen?
Beitrag von: Zuccalmaglio am 13. Dezember 2010, 10:11:53
staudo,
round up und Co. ist mir bekannt. Kommt für mich aber nicht in Frage.
Es sei denn, der Hunger stünde vor der Tür.

katrin,
klar, zum Charakter einer Wiese, hier Obstwiese, gehört natürlich Gras- und Krautunterwuchs. Das wird durch die paar qm freien Boden um die
Bäume für die ersten Jährche ja nicht in Frage gestellt. Mit bewuchsfreier Baumscheibe sind die Wuchsleistungen in den ersten 3-5 Jahren aber doch wesentlicher besser (normaler). Einer im Tal ist immer der erste...

sarastro,
der Vorteil liegt im wesentlich zügigeren Anwachsen. Nach ein paar Jahren haben die Stämme das dann geschafft und setzen sich mit ausreichender Neutriebbildung auch gegen den Unterwuchs durch.
Wenn ich die traurigen jungen Baumgestalten sehe, die auf manch einer neu angelegten Wiese oder von der Kommune gesetzt am Straßenrand ohne Unterpflege vor sich hinvegetieren, graust es mich.
Und das trotz auch gelegentlich richtigen Schnitts. Andererseits werden natürlich auch Sorten gepflanzt, die aufgrund ihres Sortencharakters trotz Sämlingsunterlage für die Wiese einfach zu schwachwüchsig sind.

werner,
an der Nichtvergleichbarkeit der Standorte dürfte erheblich was dran sein.

Titel: Baumscheibe offen halten bei jungen Obstbäumen?
Beitrag von: Danilo am 13. Dezember 2010, 18:14:08
werner,
an der Nichtvergleichbarkeit der Standorte dürfte erheblich was dran sein.
Sicher gilt es hier die Voraussetzungen genau zu differenzieren, insbesondere Klima, Bodenart, Wasser- und Nährstoffzufuhr, Schädlingsdruck.
Der Studie nach entsteht aber die als Hauptargument bemühte Konkurrenzsituation erst gar nicht, da der Baum ja augenscheinlich mit verändertem Wurzelwachstum reagiert. Daß dies je nach Baumart und natürlicher Wuchsart des Wurzelwerks sehr unterschiedlich ausfällt, ist klar. Den Standort halte ich in diesem Zusammenhang für unwesentlich, auf die Art kommt es an.
Ebenfalls per Langzeitstudie wäre zu klären, warum die besagten jungen Baumgestalten so traurig aussehen und ob allein die krautige Konkurrenz schuld ist. "Straßenrand" assoziiere ich mit Streusalz, Schadstoffbelastung und extremer hochsommerlicher Wärmebelastung durch den sich aufheizenden Straßenbelag, um nur drei Aspekte aufzuführen.

Ortswechsel: Wenn ich im Garten einen offenen Boden mit gemulchten oder bepflanzten Flächen vergleiche, so kann ich sarastro nur zustimmen: sie schneiden gärtnerisch wie ästhetisch grundsätzlich am schlechtesten ab, da immer trocken und oberflächlich verdichtet (da kein Sand sondern Lehm), stets bereit für die Ansiedlung hartnäckigen Ruderalbewuchses. Auch habe ich hier den Eindruck, daß manche Pflanzen, holzige wie krautige, unter der enormen Bodenerhitzung im Hochsommer leiden.
Insofern betrachte ich Bodenbedeckung durch Wuchs oder Mulchen immer als vorteilhaft. Das Maus-Problem liegt auf der Hand, die INRA-Studie berücksichtigt dieses Argument nicht. Damit hab ich ebenfalls keine Erfahrung, da es hier kein Nagezeugs gibt .
Ersichtlich sind dennoch die altbekannten Vorteile: Bodenbeschattung, Belüftung und Verdunstungsschutz.
Was den klimatischen Aspekt angeht: Die Verzögerung der Bodenerwärmung durch eine freilich im Frühjahr kurzgemähte Grasnarbe halte ich für unwesentlich gegenüber der Zeitspanne, die der Boden zum Jahresende durch den Bewuchs vor früher Auskühlung geschützt wird. Daß gemulchte oder bewachsene Flächen die Zeit des Wurzelwachstums deutlich verlängern, ist bekannt und belegt.
Neben dem Schutz vor Überhitzung verhindert der Bewuchs außerdem starke Auskühlung des Bodens in Monaten mit kalten Nächten, hochrelevant für Spätfrostlagen.
Titel: Baumscheibe offen halten bei jungen Obstbäumen?
Beitrag von: Danilo am 13. Dezember 2010, 18:31:25
Werde ich auf gar keinen Fall machen ::) :P
Ich hätte dann außerdem die einzigen grasfreien Baumscheiben des ganzen Tals. Das ist hier nicht üblich, die Baumscheiben freizuhalten, außerdem lege ich eine Streuobstwiese an, das wäre seltsam, dann keinen Grassamen zu säen.
Das klang bei meinen Überlegungen auch schon mit. :)
Ich hatte keine Streuobstwiese, sondern Deine Gartenimpressionen vor Augen, und da wären Baumscheiben für mich undenkbar. ;)
In meinem Garten wären sie gestalterisch sowieso eine Katastrophe.
Gehölze haben sich ab der Pflanzung sofort mit krautigem Unterwuchs zu beschäftigen, da ich in einem Zug auch gleich Stauden mit allen erdenklichen Wuchshöhen pflanze.
Gegenüber dem, was um mich herum so an Jungpflanzen vor sich hin vegetiert, strotzen meine Bäume vor Energie.
Einmal mehr scheint hier also der Krautbewuchs nicht der alleinige Übeltäter zu sein, wenn Bäume im Wachstum hinterherhinken.
Titel: Baumscheibe offen halten bei jungen Obstbäumen?
Beitrag von: Staudo am 13. Dezember 2010, 18:57:03
Fazit: Bäume wachsen mit und ohne Baumscheibe, mit und ohne Mulchschicht und eigentlich fast immer. 8)
Titel: Baumscheibe offen halten bei jungen Obstbäumen?
Beitrag von: Danilo am 13. Dezember 2010, 19:04:37
Fazit: Bäume wachsen mit und ohne Baumscheibe, mit und ohne Mulchschicht und eigentlich fast immer. 8)

Mir sind Sambucus racemosa und die Sorte 'Sutherland' ohne sofortige Unterpflanzung ausgefallen. :P
Katrin, sind auch Holunder vorgesehen? Dann ist Staudos Fazit hinfällig und wir müssen zunächst diese Gattung seperat betrachten. ;)
Titel: Baumscheibe offen halten bei jungen Obstbäumen?
Beitrag von: Katrin am 13. Dezember 2010, 19:09:22
Nein, es handelt sich um Mostbirnen und Mostäpfel ;D.

Ich lese eure Posts sehr interessiert. Da wir ziemlich trockenen und durchlässigen Boden haben, hätte ich nie gedacht, dass eine krautfreie Baumscheibe einen Vorteil bringen könnte!
Titel: Baumscheibe offen halten bei jungen Obstbäumen?
Beitrag von: Wiesentheo am 13. Dezember 2010, 19:51:22
Fazit: Bäume wachsen mit und ohne Baumscheibe, mit und ohne Mulchschicht und eigentlich fast immer. 8)
Hab ich auch gesagt.Nicht so viel Ruß drum herum machen....

Der Baum macht sowiso was er will
Titel: Baumscheibe offen halten bei jungen Obstbäumen?
Beitrag von: Zuccalmaglio am 13. Dezember 2010, 21:02:41
danilo,
ich kenne die beschriebenen Wuchsdepressionen nicht nur vom Straßenrand, sondern auch von diversen
Obstwiesen. Mit Straßenrand meine ich meist längs dem Fahradweg gepflanzte Bäume, die den von dir zu recht beschriebenen negativen Effekten nicht so ausgesetzt sind. Und bei den von mir beurteilten Bäumen kann ich Wühlmausschäden zwar nicht hundertprozentig, aber ziemlich wahrscheinlich ausschließen. Die Baumerziehung als Ursache sowieso. Eine solche Beurteilung traue ich mir mit meiner Erfahrung schon zu.
Dies gilt auch für die häufigsten anderen Kalamitäten, vom Spannerraupenbefall bis zum Rindenbohrer.
Darüber hinaus kenne ich mind. ein Dutzend Bäume, teilweise eigene, denen es nach der "Befreiung" im Bodenbereich deutlich besser ging. An der Triebleistung leicht abzulesen.

Im übrigen bin ich auch kein Freund nackter Erde. Im Gegenteil. Ich habe meine Baumscheiben trotz Wühlmausdruck (gut, im Sommer weniger) ca. von Mai bis September immer gemulcht (mit dem Wiesenschnitt). Aber erst, nachdem ich sie vorher so gut es ging mit Wurzeln von Gras und Kraut befreit hatte. Trotz des Mulchens kommt bei meinem fetten Lehm aber immer ziemlich was nach, was 2-3 x im Jahr wieder entfernt werden muß.
Ich kann mir auch vorstellen, die befreite Baumscheibe mit wenig Konkurenz verursachenden Planzen zu begrünen, habe dies aber noch nicht ausprobiert.


Aber trotz entkrauteter Baumscheibe sollte man das regelmäßige Wässern, konsequenten Erziehungsschnitt und auch die Düngung (Bodenuntersuchung) und die Sortenwahl,
 um nur 4 wichtige Sachen zu nennen, nicht aus den Augen verlieren.
Titel: Re:Baumscheibe offen halten bei jungen Obstbäumen?
Beitrag von: cydorian am 13. Dezember 2010, 23:18:07
Bevor ich bei Literatur und Studien nachschlage, eine Beobachtung aus der Praxis unserer Gegend: Selbst bei den Bioapfelbauern und allen konventionell bewirtschafteten Plantagen wird die Wurzelzone grundsätzlich freigehalten. Die Bios hacken mit der Maschine, die anderen nehmen meistens Glyphosat. Versuchsweise in einzelnen Zeilen das Gras zu lassen (geringerer Aufwand) haben nirgends zu solch grossen Erfolgen geführt, dass es die Praxis geändert hätte.

Im Weinbau war eine Zeitlang mehr Gras "in", davon sind aber alle wieder abgegangen.

Bei Äpfeln betrifft das schwächer wachsende Unterlagen. Vielleicht wäre es anders, wenn stärker wachsende Unterlagen in Plantagen verwendet werden würden. In Obstwiesen machen sich bekanntlich die Wenigsten die Mühe, die Baumscheiben freizuhalten, dort ist der Ertrag und Wuchsgeschwindigkeit bis zum Ertragseintritt aber auch nicht essentiell wichtig.

Meine werden auch mit Wiesenschnitt gemulcht, Mäuseprobleme gibts keine, das Gras ist bis zum Winter allerdings auch ziemlich abgebaut. Somit fallen Mausaktivitäten sogar stärker auf wie auf der Wiese unter schützenden Stoppeln, für Lauerjäger auf Mausejagd sogar ein Vorteil.
Titel: Re:Baumscheibe offen halten bei jungen Obstbäumen?
Beitrag von: nuss am 14. Dezember 2010, 08:10:42
Hallo,
zu diesen Thema habe ich diesen Bericht gefunden,
http://www.okstate.edu/ag/asnr/hortla/pdfs/smith/mulch.pdf

Da nach verbessert eine größere Mulchschicht das Wachstum
der jungen Bäume messbar.
Leider wird zu der Problematik der Mäuse keine Aussage gemacht.
Titel: Re:Baumscheibe offen halten bei jungen Obstbäumen?
Beitrag von: Zuccalmaglio am 14. Dezember 2010, 09:25:59
claro, je schwächer die Unterlage (und Sorte), je mühevoller wird es im Grasbestand. Aber z.B. selbst bei Hochstämmen auf Sämling geht es doch hier nur um die ersten 3-5 Jahre, die dem Baum ermöglichen sollen, gut anzuwachsen und sein genetisches Potenzial auszuspielen und ihm zu helfen, sich im Wurzelraum so weit auszuwachsen, das die Gras- und Krautnarbe ihn später nicht mehr massiv beeinträchtigt.
Natürlich ist es nicht so wichtig, ob er nun in 5 oder 6 Jahren ein stabiles Jugendkronengerüst aufgebaut hat, aber ich beobachte oft regelrechte Kümmerer, die trotz nahrhaften und jungfräulichen Bodens,
gutem Schnitt und keinen Mausschäden trotzdem nicht vorwärtskommen. Und meist nach 5-8 Jahren fangen die langsam an zu fruchten, was dann die Triebleistung und den Kronengerüstaufbau noch mehr verlangsamt bis fast unterbindet. Die Struktur und Stabilität des Gerüstes ist gerade bei hochstämmigen Bäumen in der Wiese, die nachher Zentner an Früchten tragen müssen, eines der unterschätzesten Themen.
Hinsichtlich der Gerüststruktur betrifft das auch zu steile oder flache Abgänge, Quirlabgänge der Leitäste und Zwiesel.
Titel: Re:Baumscheibe offen halten bei jungen Obstbäumen?
Beitrag von: ManuimGarten am 14. Dezember 2010, 19:27:04
Mit Erstaunen habe ich diese Diskussionen über freie Baumscheiben gelesen. Das macht hier keiner und in meinen 2 Gärten habe ich Bäume ebenfalls einfach gepflanzt und die Baumscheibe nicht freigehalten. Allerdings hatte ich keine kleinen Mickerchen, sondern Halb- und Hochstämme.

Wenn man die Graswurzeln absticht (für ein neues Beet? ;D ), sieht man das dichte Wurzelgeflecht auch nur an der Oberfläche, max 10cm tief. Da reichen schon die Wurzeln eines frisch gepflanzten Baumes tiefer rein. Wenn man im Hausgarten pflanzt, kann man die neuen Bäume auch problemlos gießen, bis sie angewachsen sind.

Unter diesen Umständen scheint mir das Freihalten der Wurzelscheiben unnötig. Vielleicht brauchen das nur Minibäume, oder wurzelnackte?
Titel: Re:Baumscheibe offen halten bei jungen Obstbäumen?
Beitrag von: Aprikosenmöchtich am 14. Dezember 2010, 20:11:00
meine Erfahrungen decken sich da mit denen von Zuccalmaglio, und bei schwach wachsenden Unterlagen sehe ich eine freie Baumscheibe wegen dem Konkurrenzdruck als unerläßlich.
Auch bei Hochstämmen gibt es nach meinen Beobachtungen einen besseren Start, wobei ich allerdings schon mulche; durch meine Hunde und Katzen muß ich keine Mäuse fürchten.
Auch glaube ich, daß mein Hühnervolk dadurch in der Lage ist, Larven, Puppen etc von allerlei Schädlingen besser/einfacher zu entfernen...

der fast wurmfreie ;)

AMI
Titel: Re:Baumscheibe offen halten bei jungen Obstbäumen?
Beitrag von: Zuccalmaglio am 15. Dezember 2010, 08:15:49
manium Garten,

es geht hier nur um die ersten Jahre und eine zügige Jugendentwicklung.
Nach ein paar Jahren eingewachsen kommen selbst schwache bis mittlere Unterlagen in einer Rasennarbe zurecht. Zwar nicht gut, aber sie sterben auch nicht ab. Die meisten wissen dann gar nicht, daß es für solche Bäume doch noch wesentlich optimaler bzw. vitaler geht.
Ich denke auch, es ist vielleicht noch ein Unterschied zwischen einem Rasen und einer Gras- und Krautnarbe in einer Wiese. Z.B. Quecken. Wie ich das Zeug gehasst habe. Mit dem Gefühl, sie lassen bei den neu gepflanzten Bäumen aber auch gar nichts zu. Ob das so ist, kann ich natürlich nicht mit Gewissheit sagen.
Titel: Re:Baumscheibe offen halten bei jungen Obstbäumen?
Beitrag von: Konterkater am 15. Dezember 2010, 17:11:40
Vielleicht noch ein Aspekt:

Bei einer anderen Forumsdiskussion wurde auch die Frage gestellt, ob die Baumscheibe freigehalten werden sollte.

Hier gab ein Forumsmitglied an, daß bei veredelten Bäumen besser die Baumscheibe freigehalten werden sollte, bei wurzelechten Bäumen wäre das nicht unbedingt notwendig, was ich bestätigen kann.

Zwei wurzelechte Sauerkirschbäume trugen bereits im ersten Jahr so um die 20 Kirschen, obwohl die Baumscheibe nicht offen gehalten wurde.
Titel: Re: Baumscheibe offen halten bei jungen Obstbäumen?
Beitrag von: Gartennoob am 16. Mai 2022, 14:21:12
Kann man bei einem Jungen Obstbaum auch normale Blumenerde auf die Baumscheibe streuen?

Würde das eine gute Düngung abgeben oder dem Baum nützlich sein? Frage für einen Bekannten.

Danke
Titel: Re: Baumscheibe offen halten bei jungen Obstbäumen?
Beitrag von: cydorian am 16. Mai 2022, 14:26:08
Eigentlich kann man alles aufstreuen, was Bewuchs unterdrückt, auch Blumenerde. In Versuchen zeigte sich sogar Schotter besser wie Bewuchs. Billiger wie Blumenerde ist z.B. Grasschnitt.
Titel: Re: Baumscheibe offen halten bei jungen Obstbäumen?
Beitrag von: Staudo am 16. Mai 2022, 14:28:34
Es bringt nichts. Die Baumwurzeln sitzen tiefer. Da kann Dein Bekannter billiger mit Holzhäckseln mulchen. Bloß düngen sollte er vorher.
Titel: Re: Baumscheibe offen halten bei jungen Obstbäumen?
Beitrag von: Gartennoob am 16. Mai 2022, 14:33:24
Wie soll er am besten Düngen?

Er hat keinen Kompost.
Titel: Re: Baumscheibe offen halten bei jungen Obstbäumen?
Beitrag von: Staudo am 16. Mai 2022, 14:36:38
Ein bisschen Mineraldünger (oder Tomatendünger oder Blumendünger oder Rasendünger) reicht aus. Noch wachsen die Bäume und können den Dünger verbrauchen.
Titel: Re: Baumscheibe offen halten bei jungen Obstbäumen?
Beitrag von: Gartennoob am 16. Mai 2022, 14:48:26
Super vielen Dank für die Hilfe
Titel: Re: Baumscheibe offen halten bei jungen Obstbäumen?
Beitrag von: meiby am 16. Mai 2022, 15:11:12
Gerade gelesen

https://www.obstzentrum.de/news/bodenpflege-duengung-im-fruehjahr-und-sommer/
Titel: Re: Baumscheibe offen halten bei jungen Obstbäumen?
Beitrag von: Thüringer am 16. Mai 2022, 15:23:43
Mein Bruder hatte die Baumscheiben unserer vielen neuen Obstbäume entgegen aller Warnungen mit viel Grasschnitt abgedeckt. Die Wühlmäuse waren mehr als dankbar, die Scheiben sind nun wieder völlig offen
Titel: Re: Baumscheibe offen halten bei jungen Obstbäumen?
Beitrag von: thuja thujon am 16. Mai 2022, 15:25:25
Sorry, der Bayoz Link ist eine Aneinanderreihung diverser Erkenntnisse/Mythen, die sich teilweiße selbst widersprechen. Viele Aussagen daraus lassen sich nicht über Versuche bestätigen.

@Gartennoob: Blumenerde hat im Garten eigentlich nichts verloren, eine Unsitte aus den 60er Jahren. Sie düngt nicht, sie erhöht nicht den Humusgehalt nachhaltig, sie fördert nicht das Bodenleben und sie verbessert auch nicht die Bodenstruktur.

PS: gießen nicht vergessen. Nur ab und an, dann aber durchdringend und nicht unter 10-20 Liter.
Titel: Re: Baumscheibe offen halten bei jungen Obstbäumen?
Beitrag von: meiby am 16. Mai 2022, 15:41:07
Hallo tt, ich bin auch bestimmt kein Anhänger von Herrn Neumüller, aber was konkret bemängelst du denn?

Offene Baumscheibe und hacken und wässern kann ich nur unterschreiben.

Im Garten ohne Wühlmäuse decke ich die Baumscheibe auch einmal mit zurechtgeschnittener Pappe zu. Vor dem Winter kommt dia aber wieder weg.
Titel: Re: Baumscheibe offen halten bei jungen Obstbäumen?
Beitrag von: meiby am 16. Mai 2022, 15:42:56
Bullshit ist guter Dünger.
Titel: Re: Baumscheibe offen halten bei jungen Obstbäumen?
Beitrag von: thuja thujon am 16. Mai 2022, 15:51:24
Kalifornischen Mohn als Untersaat ist Wasserkonkurrenz, beschattet den Stamm und begünstigt Stammkrankheiten.

Triebabschluss bis Ende Juni gewünscht, wirklich noch nie was von Johannistrieb gehört?

Organischen Dünger empfehlen, aber kein Holzhäcksel weils später mineralisieren könnte (Stickstoff), aber Rasenschnitt bis August ist ok für Triebabschluss im Juni?

Erdbeeren unter Apfel? Kragenfäule???

Gemüse wie Kohlrabi nur im ersten und zweiten Jahr wegen Licht fürs Gemüse? Was ist mit dem anwachsen vom Baum in den ersten beiden Jahren?

Das nur mal als das auffälligste.

Da sind mir einfach zu viele sinnvolle mit nicht sinnvollen Empfehlungen zusammengewürfelt, da hätte mal ein Fachmann, kein Abschreiber, querlesen sollen, ob der Artikel so als ganzes Sinn ergibt.
Titel: Re: Baumscheibe offen halten bei jungen Obstbäumen?
Beitrag von: Gartennoob am 16. Mai 2022, 16:21:07
@ thuja
Wie würdest du denn die Bodenstruktur/Bodenleben bzw. den Humusgehalt verbessern.

Dies geht doch mit Kompost und einigen Regenwürmern darin?

Oder gibt es noch andere Möglichkeiten ?
Titel: Re: Baumscheibe offen halten bei jungen Obstbäumen?
Beitrag von: Lokalrunde am 16. Mai 2022, 16:48:51
Mulchen mit Rasenschnitt / Häckselgut bringt hier definitiv Bodenleben.
Aber nicht zu dick mulchen.
Titel: Re: Baumscheibe offen halten bei jungen Obstbäumen?
Beitrag von: 555Nase am 16. Mai 2022, 16:58:53
Mir war jetzt mal "Erde ohne Torf" aus dem Baumarkt zugelaufen. Wenn man es nicht wüsste, daß da kein Torf drinne sein soll, wüsste man es nicht. Ansonsten machte mir das Zeugs aber einen guten Eindruck und würde es etwa zu 30% beim Bäumchen pflanzen mit untermischen. Da kann ich mir aber nicht vorstellen, daß diese Mischung keine Bodenverbesserung-Auflockerung-Humusbildung sein soll ?

Nun hat die Maus mir das zweite zweijährig stehende Bäumchen in voller Blüte abgefressen. Gras bis an den Stamm (wird leider so verlangt), hat die Maus aber nicht gestört. Die Bäume standen jeweils auf M9. Nebenan stehende Bäume auf M26 hat die Maus noch nicht umgebracht.

Früher hatte ich die Baumscheiben immer mit Grasschnitt gemulcht und im Gegensatz zur Wiese heute, kann ich aber trotzdem keinen Unterschied erkennen.
Wenn man in den Gärten so manch armen verhunepiepelten- und verlausten Baum sieht, ist es völlig wurscht, ob da Schotter, Gras oder Ziegelsteine drunter liegen. :P
Titel: Re: Baumscheibe offen halten bei jungen Obstbäumen?
Beitrag von: Thüringer am 16. Mai 2022, 17:05:35
Ich habe auch mit M9 begonnen, leider eine Delikatesse für die Mäuse. Bei der Umstellung auf M26 haben sie irgendwann nachgezogen, wenn auch nicht so krass. Topcat-Fallen haben noch Schlimmeres verhindert.