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Pflanzenwelt => Obst-Forum => Thema gestartet von: Zuccalmaglio am 20. September 2010, 20:55:17

Titel: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Zuccalmaglio am 20. September 2010, 20:55:17
Meine schlechten Erfahrungen mit "Zuccalmaglio" zum Anlass nehmend frage ich mal rum:

Wer hat Erfahrungen mit "alten", selteneren oder traditionellen Sorten auf schwachen (z.B. M9, M26) und mittelstarken Unterlagen (MM106, M7, MM111) und weiß gleichzeitig wie die Früchte und Bäume auf starker Unterlage (z.B. Sämling gedeihen - zum Vergleich)?

Zuccalmaglio taugt bei mir auf der schwachen M26 längst nicht so viel wie als Hochstammobst. Die Früchte werden zu groß und drücken sich oft in der Vorreife vermehrt ab. Sie haben zu mind. 50 % Glasigkeit und auch die nichtglasigen schmecken mir nicht so gut wie die ehemaligen vom Hochstamm (wobei da die Erinnerungstrübung eine Rolle spielen kann). Positiv ist allerdings die etwas schwächere Alternanz.
Übergröße und Glasigkeit liegen nicht an den Bodenverhältnissen oder Düngung, da andere nebenstehende Sorten sich völlig im Rahmen bewegen und auch nicht anders behandelt wurden.

Also, wer hat so etwas wie Winterrambour, Berlepsch, Bohnapfel, Rhein.Krummstiel etc. auf schwachen, für diese Sorten gemeinhin nicht gebräuchlichen Unterlagen und kann berichten?
Titel: Re:"Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Arachne am 20. September 2010, 21:02:42
Ich kann einen vorläufigen Vergleich zur Goldparmäne bieten. Auf Sämling veredelt waren regelmäßig fast die Hälfte der Früchte glasig. Bei dem jungen Baum auf MM106 gab es das Problem dieses Jahr und das vergangene nicht.
Titel: Re:"Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: cydorian am 20. September 2010, 23:04:49
Sorten wie die bereits genannte Goldparmäne sind bei der Umstellung des kommerziellen Obstbaus auf schwachwachsenden Unterlagen herausgeflogen, weil sie dafür nicht geeignet waren.

Bestätigen kann ich für einige derartige Sorten, dass mittelstarkwachsende Unterlagen (z.B. MM111) unproblematisch sind.

Statt auf "schwachen Füssen" sollte man also "mittelstarke Füsse" nehmen. Leider sind die meisten Baumschulen da schlecht sortiert. Wenn einem wegen der 4x4m der Platz im Hausgarten ausgeht und man mehr Vielfalt möchte, kann man noch eine zweite Sorte aufveredeln.
Titel: Re:"Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Zuccalmaglio am 21. September 2010, 08:43:35
arachne,
wie ist die Goldparmäne denn sonst so, von der Glasigkeit einmal abgesehen? Irgendwelche auffälligen Mängel?

Das die Goldparmäne seinerzeit aus dem kommerziellen Anbau geflogen ist, weil sie auf schwachen Unterlagen insbesondere geschmacklich unbefriedigend geblieben ist, hatte ich auch schon gehört.

Dabei fällt mir noch ein, daß ich bei Ontario keine signifikanten Unterschiede zwischen meinem ehemaligen Hochstamm sowie dem Hochstamm und dem Busch der Nachbarn feststellen kann. Weder beim Baum noch bei den Früchten.

cydorian,
ja, für die Zukunft würde ich auch auf die mittelstarken M7 oder MM 111 setzen.
Ich ärgere mich ein wenig, weil ich noch letztes Jahr einen Veredelungsauftrag einer gewöhnlich nur auf Hochstamm erhältlichen Sorte auf M 26 gegeben habe.
Aber vielleicht überrascht mich die Kombination ja auch positiv.
Titel: Re:"Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: cydorian am 21. September 2010, 10:16:36
wie ist die Goldparmäne denn sonst so, von der Glasigkeit einmal abgesehen? Irgendwelche auffälligen Mängel?

Von der hab ich mehrere Bäume. Sie hat ihre Mängel, aber insgesamt immer noch ein robuster Baum für den extensiven Anbau.

Nachteilig: Vergreist relativ früh, befriedigende Fruchtgrösse nur bei gutem Boden und/oder nicht zu alten Bäumen. Häufig starker Apfelwicklerbefall, die Früchte werden dann zwei Wochen vor Reife abgeworfen. Haltbarkeit begrenzt, schrumpft früh und schmeckt dann auch nicht mehr. Ein Weihnachtsapfel.

Vorteile bei mir: Kein Mehltau, wenig Schorf, während ein, zwei Monaten wirklich guter Geschmack (galt hunderte Jahre lang nicht zu Unrecht als Spitzensorte), schön geformte Äpfel, klimatisch überraschend robust, regelmässiger Träger (es gab noch kein Jahr ohne Ernte), universell verwendbar.

Ontario hab ich zufälligerweise sowohl auf einer schwach- als auch starkwachsenden Unterlage. Kein Unterschied. Andere Sorten sind zwar auf schwachwachsenden Unterlagen vollkommen okay, die kleineren Äpfel auf Hochstämmen schmecken aber besser, z.B. Idared. Ich traue mich da aber nicht, allgemeine Aussagen zu machen, weil der Hochstamm an einem anderen Standort steht und der Einfluss der Kleinklimas und Boden möglicherweise einen Unterschied verursacht. Man müsste die Bäume wirklich parallel am selben Platz haben, um Aussagen mit Gewicht zu machen. Aber wer hat das schon, einen Hochstamm und dieselbe Sorte daneben auf M9? Mein Ontario ist da eine Ausnahme, die ich dem Vorbesitzer zu verdanken habe. Ich hätte das nicht gemacht....
Titel: Re:"Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Zuccalmaglio am 21. September 2010, 10:32:16
Mein ehemaliger Ontariohochstamm stand in tonigem, staunassen Lehm und mit etwas "Dauerkrebs", der ihn gepeinigt, aber nicht umgebracht hat (gepflanzt in den zwanzigern oder dreißigern des vorigen Jahrhunderts).
Um 1990 herum war dann nach einem heftigen Tieffrost Schluß. Danach hat er nicht mehr ausgetrieben.
Der Busch (vermutlich mittelstarke Unterlage) und der Hochstamm der jetzigen Nachbarn stehen nur 100m auseinander auf gleichen (sofern es das gibt) Bodenverhältnissen.
Die Hochstammäpfel sind etwas kleiner. Sonst für mich keine erkennbaren Unterschiede, auch im Geschmack nicht. Beide Bäume haben keinen Krebs. Aber der Boden ist auch extrem wasserdurchlässig.
Titel: Re:"Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Zuccalmaglio am 21. September 2010, 10:39:08
Die einzige Goldpärmäne (Hochstamm bzw. stämmchen) die ich z.Z. kenne ist ein Methusalem, der nur noch aus der Stammverlängerung und einem Leitast besteht. Der Rest ist durch Frost, Sturm und Vergreisung im Jenseits. Nur marginal Schorf u. Krebs, aber auch sehr guter Wasserabzug im Boden. Ich kenne den Baum nur im Herbst, deshalb kann ich zu Mehltau nichts sagen. Sehr viel Apfelwickler und auch Monilia (Fruchtfäulen). Kleine Äpfel (Vergreisung!) mit sehr gutem Geschmack.
Titel: Re:"Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: cydorian am 21. September 2010, 11:42:25
Um 1990 herum war dann nach einem heftigen Tieffrost Schluß. Danach hat er nicht mehr ausgetrieben.

Ontario ist bekannt für seine mangelnde Frostfestigkeit im Holz. Damit habe ich an meinem Standort zwar kein Problem, aber gerade wegen des wärmeren Klimas gibts bessere Alternativen ähnlichen Stils, z.B. Brettacher, die nach wie vor bei weitem häufigste Sorte bei Hochstämmen.
Titel: Re:"Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Zuccalmaglio am 21. September 2010, 13:19:04
Brettacher sicher in Süddeutschland bzw. BW. Hier in NRW nur vereinzelt in relativ jungen Pflanzungen vertreten.
Titel: Re:"Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: cydorian am 21. September 2010, 14:03:25
Wäre ja kein Hindernis für eine Neupflanzung. Wichtig ist nur das Klima, die Sorte wird spät reif und benötigt gute Wärmesummen. Dafür wächst sie herrlich, kommt mit schlechtesten Böden zurecht und wer Ontario mag, wird ihn zu schätzen wissen. In schlechterem Klima ist sie fade und sauer, wenn das Jahr zu kühl war.

Bei der momentanen Sonne, Mittagswärme und tiefen Nachttemperaturen reift sie optimal und kriegt eine herrliche Färbung.

(http://home.arcor.de/cydora/b/brettacher.jpg)
Titel: Re:"Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Zuccalmaglio am 21. September 2010, 21:18:17
herzerwärmendes, schönes Bild.

Wie sieht es denn mit Krebs aus?

In der klimatischen Linie Bonn-Köln-Düsseldorf-Niederrhein mag das vermutlich gehen. Rechts und links von Köln im Bergischen Land und der Eifel eher nicht.
Titel: Re:"Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: cydorian am 21. September 2010, 21:51:34
Krebs stellt kein Problem dar, er wächst auch auf unseren schweren Keuperböden problemlos. Ein ausserordentlich gesunder Baum mit niedrigstem Schnittaufwand. Nachdem er bis in die 1960er Jahre Marktsorte war, erlebt als landschaftsprägender Baum eine Renaissance, wird gerne vom NABU gepflanzt. Aber eben das Klima, vor allem der Herbst, warme Böden, warmer Herbst, sonst taugt die Fruchtqualität nichts.

Ältere Apfelbäume unserer Gegend sind zu 60% Brettacher. Brettacher, Zabergäu Renette und Glockanapfel, das waren die Hits von 1920 bis 1960, abgesehen von reinen Saftsorten. Danach wurden Gloster, Idared, Golden populär, die längst auch Vergangenheit sind.
Titel: Re:"Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Zuccalmaglio am 21. September 2010, 22:16:39
Interessant, wie z.B. anhand älterer Streuobstbestände die Moden vergangener Jahrzehnte nachvollzogen werden können.

Im Bergischen östlich von Köln bis dorthin sind es z.B. viele Winterrambouren, Kaiser Wilhelm, Goldparmäne und Ontario gewesen (aus den 20 iger bis 40 iger Jahren). Winterrambouren gibt es immer noch, der Rest ist wegen Empfindlichkeit bzw. Alter meist inzwischen abgängig.

Wenn ich denn mal wieder mit der Obstwiese anfangen sollte, spielt dann vielleicht auch ein Brettacher eine Rolle.
Titel: Re:"Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: JörgHSK am 22. September 2010, 20:50:25
Willst du allen Ernstes Bohnapfel und Winter"rambo" auf schwachwachsender Unterlage pflanzen? Sind die das Wert?

Ich habe hier einen Edelborsdorfer auf M9 veredelt, die sehen überhaupt nicht mehr so aus wie vom Hochstamm(sind zwar groß, aber die typischen Warzen fehlen ganz). Luxemburger Triumph habe ich auch schon auf M26 gesehen, das geht definitiv nicht, die Sorte ist viel zu starkwachsend(Unterlage hatte 4cm Durchmesser-der Rest ca. 8cm) . Ich denke gleiches wird für Brettacher und Harberts Renette zutreffen.

Für Zuccalmaglio-Renette im speziellen habe ich die Empfehlung gehört sie auf Sämling zu veredeln und dann als Niederstamm zu ziehen.
Titel: Re:"Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: JörgHSK am 22. September 2010, 20:53:24
ich kann das bestätigen, ich habe Brettacher auch noch nicht in Altbeständen gesehen, hier im HSK. Eifler Rambour soll hier vorkommen, habe ich aber auch noch nicht gesehen. Man kann nicht alles haben..
Titel: Re:"Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Zuccalmaglio am 23. September 2010, 08:42:30
jörg hsk,

nein, ich will natürlich nicht Winterrambour oder Bohnapfel auf M9 & Co. haben. Das sind richtigerweise typische Obstwiesenäpfel und das ist gut so. Diese und ähnliche Sorten machen als kleine Spindel keinen Sinn bzw. haben geschmacklich (für mich) nichts, was so etwas rechtfertigen würde.
Ich bin lediglich interessiert, wie sich solche Sorten im Vergleich starker zu schwacher Unterlage verhalten. Siehe auch mein Eingangsposting.

Sag mal bitte was zu "Luxemburger Triumph" (. Die Fruchteigenschaften, Baum, Wuchs etc.) Die Sorte kenne ich bisher nur vom Hörensagen und im Web findet man fast nichts.
Ich gehe davon aus, das L.Triumph und Luxemburger Renette zwei verschiedene Sorten sind. Oder?

Als ich mich noch kaum für Obst interessierte, hatte ich mal 2 Bäume, die von meinen inzwischen nicht mehr unter uns weilenden Verwandten "Luxemburger" geannt wurden. Die hatten aber von der Frucht her gar nichts mit der L.Renette zu tun. Sehr hohe, spitzpyramidale Bäume mit stark überhängenden Ästen (Trauerweidencharacter). Die im Oktober reifen Früchte waren meist klein bis mittelgroß, säuerlich - (süß) und so saftig, daß einem der Saft aus den Mundwinkeln lief.
Nach meiner Erinnerung auch eher nur Wochen als Monate haltbar. Als einzige Sorte auf dem Standort völlig krebsfrei.
Leider sind die Bäume der Flurbereinigung zum Opfer gefallen.
Titel: Re:"Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: JörgHSK am 23. September 2010, 12:51:05
Als ich vor vielen Jahren mit der Pomologie angefangen habe war mein erster unbekannter Apfel den ich HJ Bannier vorgelegt habe eine Luxemburger Renette. Er hat ein paar Jahre später alle Aussagen dazu korrigiert. Sämtliche Luxemburger Renetten wurden zu Luxemburger Triumphen. Ich habe jetzt aktuell am Sonntag wahrscheinlich eine LR gefunden. Luxemburger Triumph ist hier sehr häufig. Hier im Sauerland geht der bis in Höhenlagen, und steht teilweise auch noch sehr gesund zwischen Gehölzen..

Im Kreis Soest stehen die teilweise an den Straßenrändern zw. den kleinen Dörfern ich schätze mal das sind einige hundert.

Die Sorte ist starkwachsend, macht breite hohe Kronen die dann überhängen. Sie ist gesund, bekommt keinen Schorf, kein Krebs, in niedrigen warmen Lagen allerdings Mehltau. Neigt etwas zu Astbruch.
Die Frucht ist groß, Grundfarbe grün, Sonnenseits, rot, Deckend, und gestreift(Unterschied: Luxemburger renette: NUR Rot gehaucht, nie gestreift), beide haben diese starken Falten und Perlen im Kelch, wo Rost zu sehen ist.
Titel: Re:"Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: JörgHSK am 23. September 2010, 12:59:35
Geschmack: sehr saftig, mehr süß als sauer, aromatisch.

GoogleEarth:
Bei 51° 33´30.51° N und 8° 04`32.13 O siehst du an einem von Nord nach Süd verlaufendem Feldweg Bäume, alles Luxemburger Triumph. An einem abzweigendem Weg stehen auch Birnen.
Titel: Re:"Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Zuccalmaglio am 24. September 2010, 08:14:31
@jörg,
verstehe ich das richtig: die auch in diverser verbeiteter neuerer Literatur (Mühl, Hartmann, etc) als Luxemburger Renette beschriebene Sorte
ist nach Bannier real Luxemburger Triumph? Wenn das, breit geteilt zutrifft, dann müsste das auch in Reiser-/Sortengärten mal langsam revidiert werden.
Was mich wundert: Warum liest man von solchen Dingen(und sei es vorerst als Einschätzung/Meinung) nicht auf der Website des Pomologenvereins oder in deren Jahresheft, dass ich im übrigen immer ziemlich gut finde.

Diese großfrüchtige, nach deinen Angaben breite Bäume machende Luxemburger Triumph hatte ich bestimmt nicht. Wie gesagt, eher kleine bis mittelgroße süß-saure und extrem saftige Früchte bei hohem schmalen Baum mit ausgeprägtem Trauerweidencharakter. Deutliche Alternanz. Leider leider kann ich mich aufgrund der langen Zeit nicht mehr deutlich genug an die Fruchtfarbe und Fruchtbesonderheiten erinnern. Nur dass nicht kantig und nur eine leichte rotgelbe Backe hatten. Aber gestreift? Da bin ich überfragt. Mist. Ich hätte die damalige Sorte so gerne wieder.

Ach ja. Mit so Earth-Angaben bin ich überfordert und muß warten, bis mir da zu Hause jemand helfen kann.
Titel: Re:"Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: JörgHSK am 24. September 2010, 10:04:57
Ja im Mühl ist die Sorte falsch abgebildet, er schreibt was über Luxemburger Renette und hat ein Foto von Luxemburger Triumph drin.

Bin mir nicht sicher ob die in den Reisermuttergärten zu bekommen ist, irgendeiner (ich glaube in Magdeburg) haben die eine Graf Luxemburgparmäne. Was auch immer das ist...

Was noch erschwerend hinzukommt ist das Luxemburger Triumph auch mal durch Sämlinge vermehrt wurde. Es gibt da ab und zu geschmacklich und Formmäßig gewisse Unterschiede, wir hatten auch schon eine ganz rote Mutante. Strenggenommen sind manche LT´s die man hier findet andere Sorten. Die dann aber der Muttersorte stark gleichen.
Titel: Re:"Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: JörgHSK am 24. September 2010, 10:08:55
ich hab da was gefunden....Ein Textbeitrag:
Titel: Re:"Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: JörgHSK am 24. September 2010, 10:10:13
Herkunft, Verwendung und Verbreitung :
Der Triumph aus Luxemburg soll Mitte des 19. Jahrhunderts bei Junglinster von einem Schuster im Grünewald als Wildling gefunden worden sein. Daher trug er anfangs den Namen „Schôusterâpel“. Der Baumschulbesitzer Feith aus Vichten entdeckte diesen Apfel, und setzte sich für seine Verbreitung ein. Er gab ihm den Namen „Wildling von Junglinster“ und brachte unter diesem Namen Bäume davon in den Handel. Etwas später wurde die Sorte dann nochmals in „Triumph von Luxemburg“ umbenannt, um ihn auch überregional unter einem wohlklingenden Namen vermarkten zu können. Andere Quellen besagen, das der Triumph aus Luxemburg mit der in der Wallonie verbreiteten Sorte „Cwastress double“ identisch sein soll. Nähere Untersuchungen hierzu stehen noch aus. In Deutschland wird der Luxemburger Triumph selten unter seinem richtigen Namen verbreitet, sondern meist unter der Bezeichnung „Doppelte Luxemburger Renette“, „Neue Luxemburger Renette“ oder einfach nur (fälschlich) als „Luxemburger Renette“.
Titel: Re:"Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: JörgHSK am 24. September 2010, 10:11:27
Der Triumph aus Luxemburg ist im ganzen Land gleichermaßen stark verbreitet und gehört mit den Apfelsorten Rheinischer Winterrambur, Eifeler Rambur und Luxemburger Renette zu den häufigsten Apfelsorten in Luxemburg. Da gelegentlich auch versucht worden ist, die Sorte über Samen zu vermehren, kommen möglicherweise auch ähnliche Spielarten dieser Sorte vor.
Mit seinem mildsüßen Aroma gilt der Triumph aus Luxemburg als beliebter und ansprechender Tafelapfel. Er kann jedoch auch als „Küchenapfel“ (Apfelmus, Kuchen) und für die Verarbeitung (Brennerei, Viez) verwendet werden. Die Pflückreife liegt etwa bei Ende September bis Anfang Oktober. Bis etwa Anfang Dezember sollten die Früchte verbraucht sein.
Titel: Re:"Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: JörgHSK am 24. September 2010, 10:13:56
Beschreibung der Frucht
Gesamteindruck:
Frucht groß, breit kegelförmig, seltener auch hochgebaut, im Querschnitt unregelmäßig rund bis fünfkantig.
   
Färbung   Grundfarbe bei Pflückreife grün bis grünlich gelb, relativ spät aufhellend, bei Genussreife gelb. Deckfarbe variabel, schwach rötlich bis kräftig rot, marmoriert bis deutlich streifig. Bei gut besonnten Früchten zieht sich die Deckfarbe fast über die gesamte Frucht, Schattenfrüchte dagegen zeigen kaum Deckfarbe.
   
Schale und Druckfestigkeit   Schale glatt und glänzend, nicht bereift. Die Frucht ist relativ weich und druckempfindlich und daher etwas transportempfindlich.
   
Kelchansicht   Kelchgrube flach bis mitteltief, rippig, oft mit auffallenden „Fleischperlen“ und mit typisch ringförmiger Berostung um den Kelch. Kelch meist halboffen, Kelchblätter mittelbreit, mittellang.
   
Stielansicht   Stielgrube eng, mitteltief bis tief, mit strahlig auslaufender, teilweise grobschuppiger Berostung, manchmal aufreißend, was zu Fäulnis führen kann. Stiel kurz bis mittellang, mitteldick, selten dick, ragt meist knapp aus der Stielgrube heraus.
   
Schnittbild   Kelchhöhle breit dreieckig oder trichterförmig, rel. groß, manchmal in eine kurze, schmale, jedoch nicht bis zum Kernhaus reichende Kelchröhre übergehend. Kernhauswände mittelgroß oder kleiner, eher stielnah, meist nur wenig gerissen. Achsenhöhle geschlossen bis schwach geöffnet. Meistens nur wenige gut ausgebildete Kerne vorhanden, diese breit-rundlich, schwarzbraun (7,5-8mm : 5-5,5 mm).
   
Fruchtfleisch   Fruchtfleisch grünlichweiss bis gelblichweiss, feinzellig, anfangs saftig, später mürbe werdend. Sortentypisch ausgeprägtes, mildsüßes Aroma, das als edel und schmackhaft bezeichnet werden kann.
   
Titel: Re:"Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: JörgHSK am 24. September 2010, 10:15:43
Beschreibung des Baumes, Krankheitsanfälligkeit und Standortansprüche
Alte Bäume des Triumph aus Luxemburg sind gekennzeichnet durch eine große, meist breitkugelige Krone mit starken Leitästen und außen herabhängenden Fruchtästen. Die Blätter sind auffallend gross, länglich oval und stark gezahnt. Bei mangelnder Pflege des Baumes können starke Äste durch Sturm oder starken Fruchtbehang brechen.
In der Baumschule fällt die Sorte durch die typisch oliv-grünlichbraune Farbe der jungen Jahrestriebe auf. Der Baum wächst in der Jugend stark, mit schräg abwinkelnden Leitästen, die bei unterlassenem Schnitt leicht verkahlen. Junge Bäume kommen spät in den Ertrag. Die Blüte im Frühjahr zeitigt spät, weshalb der Luxemburger Triumph auch für spätfrostgefährdete Lagen geeignet ist.
Die Sorte wächst sehr gesund, ist sehr frosthart, sehr robust gegen Schorf und stellt insgesamt wenig Ansprüche an Boden und Klima, was ihre große Verbreitung von der Mosel bis ins hohe Ösling und weit über Luxemburg hinaus begründet. Sie wurde besonders dort angebaut, wo andere, empfindlichere Sorten versagen – in den Höhenlagen der Mittelgebirge und auch noch in Regionen mit hoher Luftfeuchtigkeit. In warmen Tallagen / Weinbaulagen kann etwas Mehltau auftreten. Während die Sorte in den westdeutschen Höhenlagen von Sauerland, Eifel, Westerwald und Hunsrück als sehr widerstandsfähig auch gegen Obstbaumkrebs gilt, zeigt die Sorte in Luxemburg auf mineral- und nährstoffarmen sowie staunassen Böden örtlich Obstbaumkrebs.

© Stiftung Hëllef fir d'Natur
Titel: Re:"Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Zuccalmaglio am 24. September 2010, 11:07:00
jörghsk,

danke Dir für die Recherche. Danach scheint es ja so zu sein, daß ich das, was ich bisher aus eigener Erfahrung und Literatur kannte, nicht Luxemburger Renette sonder L.Triumph ist.
 
Hinsichtlich meiner zwei vergangenen Altbäume bin ich leider aber immer noch nicht schlauer.
Titel: Re:"Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: winterstreifling am 24. September 2010, 19:11:39
Eigentlich sollten die Mods.einen seperaten Tred für das Thema aufmachen.
Anhand der Haltbarkeit kannst du sie eindeutig unterscheiden.
Lux.Triumph bis max. Januar
Lux.Rtt bis März
@JörgHSK
Auf 47°35`40,22"N 10°04`13,27"E steht auch einer.
Ist in der nähe des großen Sees im Süden.
Titel: Re:"Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Zuccalmaglio am 24. September 2010, 20:03:27
Wenn, käme von der Frucht her für meine verblichenen Bäume ja nur die L.Renette in Frage. Auch wenn ich das nicht mehr genau weiß. Aber bis März haben die nie und nimmer gehalten. Höchstes bis Wheinachten.

Gibt es eigenltich noch eine dritte "Luxemburger"-Sorte?
Titel: Re:"Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Starking007 am 24. September 2010, 23:02:47
Interessant, euer "luxemburgisch".
Zu Ontario: Wenn sonst keiner mehr da ist, ist er der Beste....
Zu Goldparmäne: Geschmack wirklich spitze. Wuchs chaotisch, krebsig, braucht das Ausdünnen, flogen bei mir raus.
Bohnapfel: Gut trocknen, dann brennt er gut. Na ja, für Säure zu süssen Äpfeln.
MM 111: Gute standfeste mittelschwache, wird kaum mehr verwendet, irgendwie schade.
Titel: Re:"Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Aepfeli am 25. September 2010, 15:49:46
Hier ein paar Bilder verschiedener Früchte des Triumph aus Luxemburg.
Titel: Re:"Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Aepfeli am 25. September 2010, 15:50:22
und noch das
Titel: Re:"Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Aepfeli am 25. September 2010, 15:51:04
... und noch eine Seitenansicht.
Titel: Re:"Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Zuccalmaglio am 25. September 2010, 15:56:16
aepfeli,

nach deinen Fotos waren meine zwei Bäume dann eher nicht L.Triumph. Dazu sind die zu kantig und z.T. auch zu kräftig rot.
Titel: Re:"Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Aepfeli am 25. September 2010, 17:11:47
Form und Farbe sind recht variabel.

Im hervorragenden Buch "Äpfel und Birnen aus Luxemburg" ist der Querschnitt als unregelmäßig rund bis fünfkantig beschrieben, als Deckfarbe schwach rötlich bis kräftig rot, gut besonnte Früchte sind bisweilen fast ganz mit Deckfarbe bedeckt.

Ein wichtiges Merkmal ist demnach besonders die strahlig auslaufende z.T. grobschuppige Berostung der Stielgrube, die (wie quer zur Berostung laufend aussehende, bisweilen ringformige) Risse oder Schuppen aufweisen kann. vgl. Bild triumph2.
Titel: Re:"Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: JörgHSK am 26. September 2010, 11:52:02
die sehen aus wie meine...
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: b-hoernchen am 29. August 2016, 11:48:03
Nachdem ich nun mehrere alte Standardsorten auf schwacher Unterlage im Garten habe und z. T. auch von Hochstämmen aus der Nachbarschaft, näheren Umgebung kenne, kann ich nun einen Vergleich ziehen - und das Resultat fällt ernüchternd bis vernichtend aus:

So einen Murks wie alte Sorten aud schwacher Unterlage würde ich mir nicht mehr zulegen - da hab' ich viel Geld verloren!

Beispiel 1: Gravensteiner - auf schwacher Unterlage ein krankheitsanfälliger Baum (Rindenbrand, Mehltau), der mit Duaxo am Leben gehalten werden muss und dessen Früchte an physiologischen Störungen (Kernhausbräune, Vorerntefruchtfall) leiden. Statt im September fallen die Äpfel bereits im Juli vom Baum. Wenn die Klaräpfel vom Hochstamm reif werden, ist der Gravensteiner bereits durch! Lagerbarkeit -  vom Hochstamm einige Wochen (manche berichten Lagerbarkeit bis Dezember), von schwacher Unterlage keine 14 Tage!

Beispiel 2: Seestermüher Zitronenapfel - steht bei mir auf M9, hat bei mir Krebs am Stamm, muss mit Duaxo am Leben gehalten werden; bezüglich Erntezeit und Lagerbarkeit kann ich nur mit der Literatur vergleichen: Eigentlich wär's ein Winterapfel, fällt bei mir Ende August bis Anfang September vom Baum, ist damit ein Sommerapfel mit entsprechend kurzer Lagerbarkeit;

(http://img5.fotos-hochladen.net/thumbnail/imgseestermhegr176pd9me_thumb.jpg)

Beispiel 3: Boskoop auf M9 - ebenfalls ein Sommerapfel, bestenfalls ein Frühherbstapfel! Das Bild, das ich bereitrs letztes Jahr (Erstertrag 2015) gewonnen hatte, scheint sich zu konsolidieren: Die Ende August zu riesigen Bollen angeschwollenen Äpfel (siehe Foto vom heutigen Tage) werden die nächste Wochen herunterfallen, wenn ich sie nicht ernte. Ein Winterapfel wird das nie mehr! Für's Lager muss ich mir was anderes suchen.

(http://img5.fotos-hochladen.net/thumbnail/img2849f8jkduqpnw_thumb.jpg)

Besipiel 4: Roter Berlepsch - schmeckt von eigenem Baum zumindest besser als der Gelbe aus dem Handel (auch wenn in Wirklichkeit der Gelbe der Bessere sein soll). Wurde "auf MM111" angeboten und gekauft, was mir ein gewisser Gartenshop da verkauft hat, ist im nunmehr 4. Standjahr auf ca. 2,10 meter Höhe gewachsen, etwas gleich groß wie mein Piros auf M26. Ich glaube, das mit dem "auf MM111" können wir vergessen... .
Dieses Jahr dank Madex Max. zum ersten Mal nicht total verwurmt, trotzdem - auch das ein Spätsommerapfel! Die ersten Äpfel fallen bereits. Wie bei Gravensteiner physiologische Störungen (Kernhausbräune, siehe Foto vom heutigen Tage). Heute habe ich bereits einen Apfel - ohne Kernhausbräune, nicht wurmstichig - gegessen. Die Kerne waren bereits braun, Fruchtfleisch bereits deutlich süß, eine optimale Genussreife ist sicher nur eine Frage von Tagen bis wenigen Wochen. Wo ist der "Winterapfel Berlepsch" geblieben?

(http://img5.fotos-hochladen.net/thumbnail/img28554z68cdu5ar_thumb.jpg)

Beispiel 5: Brettacher auf schwacher Unterlage - war eine Fehllieferung (bestellt war Parkers Pepping  als Halbstamm auf Sämlingsunterlage); Steht schätzungsweise auf M9, Früchte fallen ebenfalls Ende August bis Anfang September, Lagerbarkeit schlecht (allenfalls ein paar Wochen). Macht für mich überhaupt keinen Sinn, einen Saftapfel wie Brettacher auf schwache Unterlage zu stellen. Oder soll ich Ende August 20 Äpfel Brettacher zur Apfelpresse karren?
Ansonsten kenne ich beim Bauern Brettacher vom Hochstamm. Fotos habe ich bereits letztes Jahr in einem thread "Parkers Pepping?" eingestellt.

Fazit: Viel Geld und Zeit verloren! Das, was ich haben wollte - aromatische und haltbare Winteräpfel - habe ich nicht bekommen. Wenn kleinkronige Bäume auf schwachen Unterlagen, dann nur mehr moderne Sorten, die auch die Selektion auf schwachen Unterlagen durchlaufen haben!
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Elro am 29. August 2016, 13:10:59
Ich habe Gravensteiner und Brettacher 2006 selbst auf M9 veredelt und stelle nicht so Unterschiede fest. Den Gravensteiner kann ich auch schlecht lagern aber der Brettacher habe ich bis Dezember. Krankheiten sind mir noch keine aufgefallen, nur daß ich stark ausdünnen muß um Alternanz vorzubeugen.
Gravensteiner wird aber auch oft nur als Sommer-/Herbstapfel gelistet.

Nachtrag: Meine Brettacher und Gravensteiner hängen noch, bis jetzt fällt nur vom Apfelwickler befallene Früchte. Ich werde aber nächste Woche anfangen mit der Ernte.

Wie stehen Deine Bäume auf M9?
Sicher weißt Du, daß diese Unterlagen freien Boden brauchen, gute Wasser- und Nährstoffversorgung und das am besten gleichmäßig.
Meine Bäume sind in einem langen Beet, darunter niedrige Taglilien, Narzissen und Primel, gemulcht mit Feinkompost. Das einzige was etwas mickert sind die Taglilien ;)
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Wurmkönig am 29. August 2016, 13:29:07
Hallo B-Hörnchen, gibt es auch geschmackliche Unterschiede zwischen Gravensteiner vom Hochstamm oder M9-Veredelung?

Ich kenne nur vom "Kronprinz Rudolf", dass die größeren Äpfel deutlich aromaärmer sind als die kleinen. Was hier am Bodensee als Gravensteiner verkauft wird habe ich mittlerweile schon das 2te Mal nach dem Probieren ausgespuckt und den Rest kompostiert. Entweder ist das kein Gravensteiner (die Äpfel waren alle auch recht groß) oder es liegt an der Veredelung.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: b-hoernchen am 29. August 2016, 14:29:54
Vom Gravensteiner soll es ja unendlich viele Mutanten geben. Ich hab' wahrscheinlich eine "rote" . Er schmeckt schon einigermaßen "gravensteinerisch", aber lang nicht so gut, wie die fast weißen Früchte meines Bekannten vom Bauernmarkt, der den "alten Gravensteiner" verkauft.
Kann jetzt an der Mutante oder an der Unterlage liegen.... .

Wie man meinem Interesse an dem Paradis Werdenberg vielleicht anmerkt, wäre ich bereit meinen Gravensteiner zu opfern gegen einen problemlosen kleinkronigen Baum, wenn der ebenfalls gut feinsäuerlich schmeckt. Süße Frühapfelsorten hab' ich jedenfalls genug.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: b-hoernchen am 29. August 2016, 14:38:21
Wie stehen Deine Bäume auf M9?
Sicher weißt Du, daß diese Unterlagen freien Boden brauchen, gute Wasser- und Nährstoffversorgung und das am besten gleichmäßig.
Meine Bäume sind in einem langen Beet, darunter niedrige Taglilien, Narzissen und Primel, gemulcht mit Feinkompost. Das einzige was etwas mickert sind die Taglilien ;)
Baumscheibe ist frei - gemulcht oder gejätet. Gravensteiner und Brettacher legen auch ein stattliches Höhenwachstum hin, trotz Ertrag und schwacher Unterlage;  Düngung durch Mulch (Rasenschnitt), Holzasche, Kalimagnesia und Mist. Wasserversorgung in meinem eher tonigem Boden bei >1300 mm Jahresniederschlag kein Thema (bestimmt nicht dieses Jahr). Also Mangelernährung dürfte es nicht sein... .
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Fiscmac 65 am 29. August 2016, 14:52:02
Hallo Hörnchen

Werdenberg ist einer meiner Lieblinge, wenn nicht überhaupt mein Liebster. Großfruchtig, mit vielen Geschmacksrichtungen durch das lange Erntefenster. Von säuerlich aromatisch bis süß, das wechselnde Aroma ist schon genial und kenne ich von keiner Vergleichsorte. Das Erntefenster ab Mitte August von 4-6 Wochen direkt vom Baum ohne mehlig zu werden. Der Wuchs ist vergleichsweise kompakt, somit braucht er nicht wirklich viel Platz. Ich habe mir letztes Jahr noch einen zweiten Easytree besorgt.... weil, ja weil ein zweiter Baum zur gleichen Zeit reifend mich etwas enttäuscht und wohl in den Himmel oder in den Schredder wandert. Ninifee hat sich bis heute nicht wirklich entwickelt und mich auch nicht überzeugt...  Jedoch ein schlechterer Standort..., möglicherweise liegts daran. Schade, weil er eine sehr feste Struktur und für einen süßen Apfel auch hocharomatisch ist...   
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: cydorian am 29. August 2016, 15:16:28
Wenn Sorten für M9 geeignet sind, heisst das nicht dass sie dann gesünder oder problemloser werden. Es heisst, dass sie keine typischen Zusatzprobleme wie z.B. Stippigkeit, ungeeignete Fruchtgrössen, starke Behangsschwankungen bekommen.
 
Gravensteiner, leider vor allem die neueren Mutanten (du hast recht mit deiner Vermutung, dass die stärker Gefärbten die Neueren und weniger Guten sind, selbes Problem wie bei Berlepsch, Boskoop und Anderen), benötigt so oder so guten Boden. Steht er nur auf M9 und wird es mal trocken und heiss, wirft er ab, noch stärker wie mit starker Wurzel. Der Grund ist nicht immer fehlendes Wasser, sondern eine starke Schwankung im Wasserhaushalt. Ist bei mir auch so auf meinem schweren aber flachen Boden. Es gibt diesen Apfel aber auch auf manchen Plantagen von Selbstvermarktern auf M9 in guten Verhältnissen und da gestaltet er sich obstbaulich einfach.

Brettacher auf M9 - das hatten wir schon.

Berlepsch hat viel Vorfruchtfall. Auch bei mir auf Hochstamm. Was hängen bleibt, ist gut haltbar.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Roeschen1 am 29. August 2016, 16:25:40
Ich habe einen Brettacher im Kübel, seit 16 Jahren, sicher kein Hochstamm, aber welche Unterlage er hat, kann ich nicht sagen.
Aber seine Äpfel sind genauso wie vom Hochstamm, (steht bei meiner Urgroßtante in Langenbrettach schon sehr lange).
Die Äpfel halten bis März.
Das Bild zeigt die Blüte vom 28.4.15
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Gänselieschen am 29. August 2016, 16:47:41
Ich habe im März 2007 einen Roten Boskoop auf einer offenbar sehr schwach wachsenden Unterlage gepflanzt. Im ersten Jahr 2 große Äpfel, im nächsten Jahr hing er voll - dann kamen die Schweine und rissen Äpfel und Zweige runter. Der Baum war ruiniert. Ich habe keinen Schnitt mehr hinbekommen. Getragen hat er anschließend, auch durch den vielen Schnitt nicht mehr. Nun ist der Baum seit 2013 relativ ungeschnitten und sieht in diesem Jahr so aus. Ein Schnitt ist sicher dringend angebracht. Die Äpfel sind zum Glück nicht so riesig - noch fallen sie auch nicht ab. Es könnte also eine normale Boskoopernte werden.

In der Nähe steht ein riesiger alter Boskoop, der in diesem Jahr schon zwei dicke Äste im Sturm gelassen hat....
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Gänselieschen am 29. August 2016, 16:48:43
und nochmal bissel anders fotografiert. Ich habe den Behang richtig ausgedünnt, keine doppelten Früchte....
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Sternrenette am 29. August 2016, 20:35:49
Man könnte - falls der Platz da ist - den Baum über die Veredelungsstelle anhäufeln. Dann wächst der Boskopp an - wird aber riesig. Das ist eine starkwachsende Sorte, und für mich sieht es aus wie wenn das Wachstum von Unterlage und Boskopp nicht zusammenpasst.

Vielleicht hat jemand einen besseren Rat?
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: obst am 29. August 2016, 21:05:26
Ich veredle alle Bäume auf Sämlingsunterlage und halte sie dann durch Schnitt kurz.

Ich finde, die Unterlage sollte immer den Bodenverhältnissen angepasst werden. Wenn man so sandigen sauren Boden hat wie wir, wachsen diese ganzen kleinwüchsigen Unterlagen nicht richtig. Ich habe mich immer nur über die gekauften Bäume auf schwach wachsender Unterlage geärgert. Auf unserem Boden hält sich der Wuchs auf Sämlingsunterlagen in Grenzen. Sie sind aber einfach robuster als die schwachwachsenden Unterlagen. Diese passen in professionelle Obstanlagen oder auf erstklassigen Boden.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Wurmkönig am 30. August 2016, 07:30:15
Also ich habe auch eine alte Sorte (Ungarische Beste) auf einer sehr schwachen Unterlage (welche genau - keine Ahnung, Bäumchen war von Häberli) und das Bäumchen hat 1 Jahr im 80 Liter Topf und 1 Jahr im Garten (unterhalb des Hangs habe ich offenbar einen sehr sandigen Boden) dahingemickert (nahezu 0 Wachstum).

Andere Sorten (Hargrand, Goldrich) vom der gleichen Anbieter sind mittlerweile ganz eingegangen. Letztes Jahr habe ich die Ungarische Beste so tief eingegraben, dass die Veredlung unterhalb der Erde liegt und hatte heuer erstmalig ein richtig schönes Wachstum. Der Baum sieht sehr gesund aus und hat an Stamm und Ästen deutlich zugelegt. Geblüht hat er zwar, aber wegen des Frostes gab es keinen Ertrag.

Letzte Woche hatte ich eine Diskussion mit dem Chef einer Baumschule und er hat gemeint: "So etwas tut man nicht weil es den Baum komplett dreht - das wird irgendetwas".

Ich habe geglaubt, das wird irgendwann ein Hochstamm - d.h. die Unterlage verliert irgendwann den Einfluß. Er hat das aber energisch bestritten - hat irgendjemand Erfahrung, was in so einem Fall passiert?
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: obst am 30. August 2016, 07:50:39
Wenn der Baum vorher vor sich hin gemickert hat, ist das höchstens ein Zeichen dafür, dass die Unterlage nicht zu dem Boden oder der Sorte passt.

Wenn man bedenkt, wie viele von den alten Sorten Zufallssämlinge sind und wie gut oft andere wurzelechte Bäume wachsen, kann ich die Gedanken des Baumschulbesitzers nicht nachvollziehen. Die neuen Sorten werden alle zunächst aus einem Kern gezogen. Wenn man sie dann relativ zügig auf Unterlagen veredelt, dann hauptsächlich, damit man schneller Früchte erhält und sehen kann, ob die Sorte etwas taugt, aber nicht, damit die Sorte besser wird.

Ich würde mich an Deiner Stelle freuen, dass der Baum jetzt endlich wächst und meine eigenen Erfahrungen sammeln.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Mediterraneus am 30. August 2016, 13:35:25
Letzte Woche hatte ich eine Diskussion mit dem Chef einer Baumschule und er hat gemeint: "So etwas tut man nicht weil es den Baum komplett dreht - das wird irgendetwas".

Ich habe geglaubt, das wird irgendwann ein Hochstamm - d.h. die Unterlage verliert irgendwann den Einfluß. Er hat das aber energisch bestritten - hat irgendjemand Erfahrung, was in so einem Fall passiert?

Ich sehe das auch so wie du.
Allerdings vertragen es nur ganz junge Bäume, dass man sie mit der Veredelungsstelle in den Boden setzt. Die Edelsorte macht dann Wurzeln und "überwächst" die Unterlage (zumindest wenn sie stärker als die Unterlage wächst). Eine Birne auf Quitte (Birne = feuerbrandfest) ist mir allerdings mal eingegangen. Sollte eine feuerbrandfeste Birne mit feuerbrandfesten Wurzeln geben :-\
Momentan läuft ein Versuch mit Williams auf Quitte. Das soll mal eine wurzelechte Williams werden. Mal sehen.

Eine Quitte aus Steckling habe ich bereits, ebenso eine wurzelechte Mirabelle aus Metz. Aber das gehört nicht zum Thema. das wären dann "Alte Sorten auf eigenen Füßen" ;)
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: JörgHSK am 31. August 2016, 08:59:54
Ich halte M9 für den Garten für Murks, zu schwachwachsend, zu zickig. Sollte schon M26 sein. Ich kann nur die Erfahrungen eines Bekannten weitergeben der genau so eine Sammelwut Sortenmäßig hat wie ich..(...ich habe Birnen ;D ).
Spalier/Schnurbaumpflanzung auf M26, Croncel, Goldparmäne, Zabergäurenette, Cox, Harbertsrenette, Alkmene, Cellini, Roter Boskoop, Langtons Sondergleichen, Ananasrenette, Zuccalmaglio, Rote Walze. Nicht alle verhalten sich gleich. Cox zu kränklich, Ananasrenette eigentlich auch, Zuccalmaglio zu schwach. Herausheben kann man: Zabergäu, Alkmene, Langtons, Croncel, Harberts, und die Rote Walze die jetzt erst richtig Ertrag macht.

Dann stehen noch 4 Bäume, 3x auf M26 und 1x M9, auf M9 Fromms Goldrenette(ehemals Edelborsdorfer), auf M26 Boskoop, Winterzitronenapfel und Gelber Bellefleur. Die drei letzteren tragen sich tot, beste Früchte, der erstere auf M9 mickert vor sich hin, kein oder kaum Jahrestrieb, Krebs..
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: cydorian am 31. August 2016, 10:08:19
Für eine Spaliererziehung ist das ja auch gut, da ist man froh um längere Äste enlang des Spaliers und freut ich über etwas mehr Wuchskraft, damit auch was zum heften und Biegen da ist. Aber für schlanke Spindeln ist beispielsweise Boskoop auf M26 einfach zu viel Arbeit, zu viel Holzproduktion. Die Sorte kann sogar auf M27 stehen, auch im Hausgarten. In diversen Gegenden würde ich allerdings einen Tropfschlauch entlang der Baumreihe legen.

Der Pflegeaufwand ist natürlich immer höher wie bei einem freien Hochstamm. Aber wenns um jeglichen Pflanzenschutz geht, sieht das wieder anders aus. Klar: Wer das von vornherein ausschliesst, für den hat das Argument wenig Gewicht.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: b-hoernchen am 31. August 2016, 21:20:47
Boskoop auf M27 - da wäre interessant etwas zur Reifezeit und Lagerbarkeit im Naturlager (was anderes habe ich nicht, eigentlich habe ich nur eine Garage, in der es erst im Spätherbst kühl wird) zu erfahren.

Mein Problem ist wirklich: Ich wollte kleinkronige Winteräpfel haben und jetzt habe ich lauter Sommeräpfel/Frühherbstäpfel z. T. mit physiologischen Störungen. Den Berlepsch kann ich gar nicht lagern - auch die Äpfel, die noch nicht innen braun sind, haben bereits glasige Partien. Ich sehe die "Glasigkeit" als Vorstufe zur Fäulnis von innen heraus.

@JörgHSK: Dass M26 eine ganz andere Wurzel macht als M9 ist mir aufgefallen, als ich einige ältere Bäume ausgegraben gesehen habe. Die M26 Wurzel verlässt den "Ground Zero" der Sprossachse und macht sich auf die Suche nach Nährstoffen, die wandert zur Seite hin, da wo's was gibt. Die M9 Wurzeln, die ich gesehen habe, waren wie Steckrüben am Platz geblieben und hatten nur Faserwurzeln getrieben.
Kannst du bitte etwas zur Größe der Zabergäurenette auf M26 sagen? Ich hab' im Frühjahr Zabergäu auf MM111 veredelt, aber fürchte, das wird immer noch zu groß.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: cydorian am 31. August 2016, 21:57:35
Die Lagerfähigkeit ändert sich normalerweise nicht mit der Unterlage. Garage ist doch gut. Such mal nach dem Thread zu Lagerung, da habe ich über die Erfahrungen mit Folienhauben geschrieben, davon profitiert Boskoop ganz gut. Lass den Berlepsch mal älter werden, das wird schon noch. Meiner hat in der Jugend auch immer Ärger gemacht. Erst Miniäpfel, dann zerrissene Backäpfel im Hitzejahr, Überbehang, der pendelt sich schon noch ein. Leichte Glasigkeit baut sich bei Lagerung wieder ab. Es gibt Sorten, da ist das sogar erwünscht weils Fruchtbonbonaromen bringt, z.B. Gloster, der dich damit eine kleine, aber feine Fangemeinde erhalten hat.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: thuja thujon am 31. August 2016, 22:31:57
Wenn M9 nicht im Garten, wo dann? Wo kann man bessere Böden haben? Da ist bei vielen Leuten selbst Bodenaustausch eine Option, frag mal die Rosenfans....

Giessen, düngen, hacken, im Garten doch kein Problem. M9 braucht Pflege. Nicht nur bisschen Extraportion, sondern echte Pflege. Und sie zickt schneller mal, verzeiht nicht so viel. Wenns zu lange warm ist, oder zu regnerisch, dann reagiert sie darauf deutlich empfindlicher als was stärkeres. Ich denke das ist das Problem. Daher kommt auch die Glasigkeit.

Also ich habe eigentlich keine Probleme bezüglich Lagerbarkeit und Verfrühung mit alten Sorten drauf (viele Sorten nur mit einzelnen Ästen), auch mitm Berlepsch nicht (den mehrfach als ganzes).

Ob M9 früher in den Triebabschluss geht, kann ich nicht sagen. Mir fehlen die Sämlingsunterlagen zum Vergleich. Mein 6m Jamba auf unbekannter Unterlage ist allerdings nicht früher oder später bei vergleichsweise ähnlicher Stickstoffversorgung.

Wirklich späte Sorten, das sind hier Ontario und Pilot. 
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: JörgHSK am 01. September 2016, 09:39:28
die Zabergäurenette steht mit am Spalierrahmen, also 2,30m + X würde sagen 2,50-2,60 m, aber wie hoch sie da wirklich werden würde kann ich nicht sagen.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: b-hoernchen am 02. September 2016, 20:20:27
Trägt die mit dieser Größe schon bei dir, Jörg?

Cydorian, du hast doch mal gesagt, die modernen Sorten ließen sich im Naturlager nicht gut lagern - im Gegensatz zu den alten Sorten.
Dagegen lässt sich nach meiner Erfahrung der "Yummy Alex", der ja auch ein moderner Apfel ist, bei mir in der Garage ziemlich länger lagern, als jeder andere - etwa bis Mai des Folgejahres.
Könnte es sein, dass auch hier die Unterlage entscheidend hineinspielt? Der Yummy Alex steht auf eigener Wurzel, die meisten modernen Sorten stehen in modernen Plantagen auf schwachwüchsigen Unterlagen. Die meisten Früchte alter Sorten kommen von Bäumen auf Sämlingsunterlagen
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: cydorian am 02. September 2016, 20:40:46
Wenn er sich lange im Naturlager hält, ist das klasse, ein grosser Pluspunkt. Die Unterlage ist dafür aber nicht relevant. Eine gut gepflegte Anlage auf M9 ohne Überbehang mit gut besonnten Äpfeln schafft es vielleicht ein paar Tage früher zur Reife wie ein Hochstamm und hat vielleicht leichte Unterschiede im Lagerverhalten, aber die Unterschiede sind nicht graduell.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: b-hoernchen am 06. September 2016, 12:17:23
Ich hör' die Botschaft, bin aber skeptisch, was Erntezeitpunkt und Lagerverhalten angeht. Bitte sei mir deswegen nicht böse, bin halt Berufsskeptiker und glaube es erst, wenn ich es sehe. Heuer steht der Berlepsch im  dritten Ertragsjahr, das erste Mal Vollertrag - und gebessert hat sich bislang in dieser Hinsicht nichts.
Die Lubera-Äpfel (auf M9 stehend) haben vom ersten Erstertrag an die Reifezeiten, die im Katalog angegeben sind (zur Lagerbarkeit kann ich noch nichts sagen, mir erscheinen die Angaben hierfür zumindest plausibel).
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: cydorian am 06. September 2016, 15:08:35
Es gibt für alles Ausnahmen und Sonderfälle. Skeptisch ich auch, aber ich nehme immer zuerst den häufigsten 80% - Normalfall an und Abweichungen davon müssen erst bewiesen sein - nicht umgekehrt.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: b-hoernchen am 07. September 2016, 21:14:59
Ich hab mich mal mit 5 alten Sorten auf schwachen Füßen versucht (in einigen Fällen unfreiwillig, weil Fehllieferung) und dabei Geld und vor allem Zeit verloren (wobei... - Berlepsch und Seestermüher schmecken auch als Sommeräpfel geil). Aber bitte, ich will niemanden hindern seine eigenen Erfahrungen zu machen und bei geschätzt 2000 alten Sorten hierzulande stehen noch 1995 zum Testen aus. Nur seid mir bitte nicht böse, wenn ich's für mich damit bewenden lasse. Dreimal dürft ihr raten, wo ich meine nächsten Winteräpfel/Lagersorten auf M9 bestellen möchte... .

Was mich allerdings wundert, ist, dass das mit der Reifeverfrühung und verminderten Lagerbarkeit alter Sorten auf schwacher Unterlage noch niemand sonst aufgefallen ist. Vielleicht ist mein Garten ja einzigartig und verhext... .
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: dmks am 07. September 2016, 21:28:52
Was mich allerdings wundert ist, dass das mit der Reifeverfrühung und verminderten Lagerbarkeit alter Sorten auf schwacher Unterlage noch niemand sonst aufgefallen ist. Vielleicht ist mein Garten ja einzigartig und verhext... .

Daß (unabhängig ob alte oder moderne Sorten) die Unterlage verschiedene Fruchteigenschaften (Größe, Inhaltstoffe, Erntezeitpunkt,...) positiv oder negativ sowohl beeinflusst hab ich in den 80gern schon mal in der Berufsschule gelernt  :D
Deine Beobachtungen sind da ganz konform.  ;)
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: b-hoernchen am 07. September 2016, 21:35:42
Dann bin ich mal beruhigt und renn' jetzt nicht zum Geistheiler oder Schamanen, damit er den bösen Fluch von meinem Garten nehme... .
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Sternrenette am 07. September 2016, 21:37:27
Ich hab noch keinen Vergleich. Die Bäumchen auf M 26 sind zu jung.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: dmks am 07. September 2016, 21:41:39
Dann bin ich mal beruhigt und renn' jetzt nicht zum Geistheiler oder Schamanen, damit er den bösen Fluch von meinem Garten nehme... .
Nö, das ist halt keine Hexerei und eben von der 'Sorten-Unterlagen-Kombination' abhängig. Pauschalisieren ist hier schwierig, allerdings bleibt der Fakt, daß "alte" Sorten oft für den Streuobstwiesenanbau entwickelt wurden und somit durchaus häufiger zu starken Unterlagen passen. Einige gehen aber durchaus gut auf schwachwachsend - hängt halt vom Versuch ab.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: thuja thujon am 07. September 2016, 22:56:41
Wie ist das eigentlich mit den verschiedenen M9-Selektionen?

Manche schließen früher ab mit dem Triebwachstum, andere später. Gibts da eine Liste?
Welche M9-Selektionen sind eigentlich unter welchem Namen im Umlauf? Gibts eine Liste der jeweiligen Eigenschaften?
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: mime7 am 07. September 2016, 23:00:31
Ich hab mich mal mit 5 alten Sorten auf schwachen Füßen versucht ... (wobei... - Berlepsch und Seestermüher schmecken auch als Sommeräpfel geil). .....
Was mich allerdings wundert, ist, dass das mit der Reifeverfrühung und verminderten Lagerbarkeit alter Sorten auf schwacher Unterlage noch niemand sonst aufgefallen ist. Vielleicht ist mein Garten ja einzigartig und verhext... .
Mein Berlepsch steht auf MM111, also nicht so richtig schwache Füsse, aber doch schwächer als die Hochstamm-Unterlagen. Die sind hier am Bodensee noch nicht ansatzweise reif, obwohl die Lage hier auch noch deutlich früher ist als bei Dir. Die Kerne sind grad so hellbraun, kaum Fruchtfall bisher.

Auf M9 hab ich den Adersleber und den Glockenapfel. keine Anzeichen von verfrühter Reife (aber dieses Jahr noch Erstertrag, nur je 3 Äpfel, evtl nicht typisch)

Auch sonst steht hier einiges auf M7 und MM111, zumindest bei diesen mittelstarken nehme ich keine nennenswerte Abweichung von den Literaturangaben wahr.

Es spricht evtl doch einiges für deine Verhexungstheorie....
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: thuja thujon am 07. September 2016, 23:35:09
Meine Berlepsch auf M9 haben hier im Oberrheingraben etwa vor 3 Wochen angefangen zu tropfen. Geschmack ist da, aber nicht das, was typisch ist, sondern Stressbedingter Geschmack, einfach nicht rund, fast rotgestrahlt, nicht wie gewohnt oder in besseren Jahren.

Ich habe mich dieses Jahr nicht viel drum gekümmert, physiologischen Stress gabs mehr als genug. Ich kanns ihm ehrlich gesagt nicht verdenken, dass er sich während dem regnerischem Sommer auf Schietwetter eigespielt hat, dann kommts Atlantikhoch doch noch vorbei und kocht den gar. Die sind noch feucht oder schwül gewöhnt und machen dann natürlich Turboreife im Trockenstress.

Eine M9 reagiert auf solche Veränderungen meiner Meinung nach schneller als stärkerwüchsige Unterlagen mit tieferen Wurzeln. Eine Hügelpflanzung oder Topfkultur auf M9 schmeisst nicht umsonst schon viel eher, etwa im Sommer, mal die Früchte ab. Der Baum besteht eben nicht nur aus Ast und Blatt der auf Temperatur oder Witterung reagiert, sondern manchmal geben auch die Wurzeln den eigentlichen Ton an.

Manchmal kann man es erahnen, wie es den Früchten auf M9 geht, wenn man sich die zunehmende Gelbfärbung des Rasens drumrum anguckt.

Ich sehe es nicht als generelles Problem, sondern hake 2016 als Stressjahr ab. Sorge macht mir eher, das es von solchen Jahren immer mehr gibt.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: mime7 am 08. September 2016, 21:47:34
Besonderen Stress gabs hier eher nicht. Es war und ist besonders wüchsiges Wetter, ich hab im Sommer noch nie so viel Zuwachs an allen Pflanzen gesehen wie dieses Jahr: Wir hatten hier im Schnitt warme Temperaturen, mal etwas wärmer, nie richtig heiss. Regen war mehr als sonst (Ende August schon 800mm, das ist mehr als die durchschnittliche Jahressumme), aber einigermassen verteilt, nie übermässig viel in kurzer Zeit. Aus Gartensicht eigentlich angenehm: warm, giessen unnötig. (Aus touristischer Sicht hätten sich viele weniger Regen und Wolken gewünscht, aber es kann nie allen passen.)

Die Äpfel sind bei mir alle etwa 2 Wochen später dran als in anderen Jahren, etwas mehr Schorf, vor allem bei den empfindlichen Sorten. Ansonsten sieht es gut aus für die Apfelernte.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: b-hoernchen am 09. September 2016, 20:13:53
Auch hier kann ich keinen besonderen Stress für Äpfel erkennen. Im Gegenteil, die Niederschläge waren regelmäßig über den gesamten Sommer verteilt, keine Trockenperioden, keine längeren oder außergewöhnlich starken Hitzewellen.

Wie dem auch sei - das Wetter ist für alle Bäume in meinem Garten dasselbe. Die modernen Sorten auf schwachen Unterlagen Liberty, Retina, die Lubera - Sorten zeigen ein regelrechtes Reifeverhalten. Nur die alten Sorten auf M9 weisen durch die Bank und wiederholt die abnorm frühe Reife auf.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: b-hoernchen am 09. September 2016, 22:09:52
Ich hab noch keinen Vergleich. Die Bäumchen auf M 26 sind zu jung.
Verrätst du uns bitte deine Sorten auf M26? (Und woher du sie hast... weil, na ja, ich hab' fast noch häufiger die Bäume auf falschen Unterlagen als falsche Sorten geliefert bekommen).
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Aromasüß am 12. September 2016, 09:08:24
Eine weitere Frage zu Unterlagen für Spalier:

Welche Typenunterlage M/MM entspricht dem Paradies?

Paradies (Gelbes Metzer Paradies) und Doucin (Gelber Doucin) unterscheiden ältere Beschreibungen der Alten Sorten für Spalier und Formobst: Welche Typenunterlagen M/MM entsprechen ihnen?
(Mit älter meine ich z. B. die Sortenbeschreibungen "Nach der Arbeit" in der Obstsortendatenbank.de oder auch aktuelle Beschreibungen aus Frankreich, wo die Baumschulen in ihren milderen Lagen noch öfters Formobst selber veredeln.)

Doucin  = M7                          (M4 gibt es nicht mehr.)
Paradies = M9 und/oder M26 ?!?

Wer weiß was über die Paradies-Unterlage: Ist bei Paradies genau zu entscheiden, ob entweder M9 oder M26?
Oder stand Paradies für ein breiteres Spektrum, das in Deutschland die beiden heutigen Unterlagen umfasste: M9 für Bestlagen, M26 für mittlere Lagen (einschl. verbesserter Sandboden)?

(M26 nennt die Baumschule-Hergesell AT -> Veredelungsunterlagen html, aber 2 andere Listen im Netz nennen M9 als Entsprechung des gelben Metzer Paradieses.)
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Sternrenette am 12. September 2016, 09:23:39
M 26 sind vom Kreisobstberater, drauf sind grüner Booskoop (Streuobstwiese) und rote Sternrenette (vom Forum)

Dann hab ich Supporter bekommen, bestellt beim Ritthaler, als Ersatz für M 26. drauf Alkmene, Winterglockenapfel, Roter Herbstkalvill, graue Frz Renette.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: cydorian am 12. September 2016, 09:38:47
Es gibt mehrere "Doucin". M11 ist der "Grüne Doucin", starkwachsend. M4 ist der "Holsteiner Doucin" oder  "Doucin jaune de Holstein". M2 ist der Doucin de Fontenay. Damits nicht zu einfach wird, bedeutet der im englischen Sprachraum auch "English Paradise". Paradiesäpfel überall :-) Und es gibt noch mehr, M5, M7 sind auch "Doucin"-Varianten. Jetzt dürfte auch klar sein, wieso man in Merton/Malling lieber den Buchstaben M durchnumeriert hat statt mit Doucins.

M9: Gelber Metzer Paradies.

M26 ist eine vergleichweise jüngere Kreuzung aus M16 und M9, dafür gibts kein "Doucin" Synonym.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Aromasüß am 14. September 2016, 07:11:44
Vielen Dank cydorian!

Die Synonyme der Unterlagen-Typen M/MM zu ihren älteren Bezeichnungen "Doucin"/"Paradies" helfen, einige ältere Sortenbeschreibungen zu verstehen. Deine Stichworte erbringen brauchbare Listen im Netz:

- eine ausführliche Liste "Malling series" in der englischen Wikipedia
- Liste im Artikel "Pommier Doucin" in der französischen Wikipedia

Ein Fehler hat sich zu M11 in deutsche Listen eingeschlichen: Der Grüne Doucin ist M7 (Doucin vert oder Doucin Renette, also semi-dwarf = Halbzwerg, seit 1688 in Frankreich).

Übrigens folgt die Nummerierung von Merton/Malling auch keiner klaren Reihenfolge (ein wildes Durcheinander schwächer und stärker wüchsiger Typen). Mir wären sprechende Namen lieber, ich bin nicht so der Nummerntyp. Aus irgendeinem Grund wurden schöne Begriffe wie "Zwergobst" in Deutschland verdrängt (seit den 40er/50er Jahren nicht mehr in Sortenbeschreibungen vorkommend), während sie in Frankreich und England bis heute üblich sind.

Von der engl. Wikipedia führt ein Link zur "Apple rootstock identification" des NSW Landwirtschaftsministeriums in Australien. Dort ist für viele M/MM-Typen genau und verständlich beschrieben, wofür sich jeder einzelne Typ im Erwerbsobstbau bewährt. Mit einem exakten Schaubild.
(Wohltuend unterschieden von manchen deutschen Listen, die den "Neuheiten" deutscher Obstbauinstitute zu viel Gewicht beimessen und dadurch unnötig aufgebläht sind.)
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: b-hoernchen am 26. Oktober 2017, 22:19:32
Und hier der Vergleich des Schweizer Winterglockenapfels vom Hochstamm auf Sämlingsunterlage mit der Frucht auf M9-Unterlage:

(https://picload.org/thumbnail/drgialcw/img_4810.jpg)

(https://picload.org/thumbnail/drgialil/img_4815.jpg)

Der Hochstamm wurde am 21. Oktober abgeerntet, die noch verbliebene letzte Frucht (von zweien insgesamt) vom Baum auf M9 wurde gestern geerntet.

Die Frucht vom kleinen Baum war überraschend mürbe, überraschend saftig, saftiger als der Adersleber Kalvill , prickelnd süß-sauer mit einem ausgeprägtem, gutem Aroma. Der Eindruck ist jetzt bereits der von maximaler Reife bis leichter Überreife.
Ich kenne den Winterglocken-Apfel in unserer Gegend sonst vom Hochstamm als einen sehr lange (bis April, Mai) haltbaren Lagerapfel mit ausgeprägter, fast spitzer Säure, eher mäßiger Saftigkeit und weniger ausgeprägtem Aroma.

Auf M9 gingen das Aroma und gefühlter Zuckerwert rauf. Die Haltbarkeit des Apfels von Sämlingsunterlage ist aber sicher nicht mehr gegeben. Beide Äpfel vom Baum auf M9 weisen deutliche Glasigkeit um das Kernhaus auf; die müssen baldmöglichst gegessen werden.

Das deckt sich soweit mit meinen anderen Erfahrungen von Früchten alter Sorten auf Unterlage M9: Reifeverfrühung, physiologische Störungen und verminderte Haltbarkeit.

Die Sorte zeigt sich übrigens sehr wenig anfällig für Marssonina, im Gegensatz zu vielen anderen alten und neuen Sorten - Gott sei Dank, sonst könnte ich den Hochstanm gleich roden! Hier der Zustand des Hochstamms am heutigen Tage:

(https://picload.org/thumbnail/drgiacaw/img_4817a.jpg)
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: thuja thujon am 26. Oktober 2017, 22:31:00
Das deckt sich soweit mit meinen anderen Erfahrungen von Früchten alter Sorten auf Unterlage M9: Reifeverfrühung, physiologische Störungen und verminderte Haltbarkeit.
Reifeverfrühung sehe ich auch so, M9 schließt einfach früher im Jahr ab mit dem Wachstum. Deswegen auch süßer usw, weil die Früchte physiologisch älter sind als die vom Hochstamm.

Bei Glasikeit kann das Wetter schuld sein. Oft ists aber der Gärtner mit Schnitt, Stickstoffdüngung, Kaliversorgung und Bewässerung. M9er-Krücken sind einfach anspruchsvoller, verzeihen nicht viele Fehler oder Widrigkeiten. Da reichen manchmal 3 Tage Unachtsamkeit.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: thuja thujon am 17. November 2017, 15:32:23
Mir ist gerade aufgefallen, ich hab den Artikel wohl noch nicht verlinkt:
Mit Wissen über Aufnahme und Transport von Calcium zu robusteren Früchten
Es werden dort auch einige Anregungen zur Kulturführung gegeben.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: b-hoernchen am 17. November 2017, 20:59:17
Interessanter Artikel, tt!
Auch wenn Sachen wie Wurzelschnitt wohl kaum etwas für den Hobbygärtner sein dürften, der einfach "problemlos gutes Obst" haben will.
Da ist schon Blattdüngung eigentlich zu viel verlangt.

Erstaunt hat mich die Aussage, dass Früchte von Bäumen auf Unterlagen der MM-Serie einen geringeren Calciumgehalt (Konzentration oder Stoffmenge pro Frucht?) aufweisen als solche auf M9. Ich hätte nach meinen ersten Erfahrungen von Früchten auf MM111 gegenüber auf M9 das Gegenteil erwartet, das Fruchtfleisch der ersteren kam mir fester, knackiger vor.

Ich finde leider nicht mehr, wo ich von einer angeblichen Calciumaufnahmeschwäche auf M4 gelesen habe - oder täusche ich mich da?
Wer weiß dazu bitte etwas?
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: thuja thujon am 18. November 2017, 09:15:49
Ja, wertvolle Infos. Wurzelschnitt geht mit Spaten, Blattdüngung bzw Calcium-Fruchtspritzungen mit aufgelöstem Salz der Luftfeuchtetrockner für Gartenlauben, Keller, Autos usw. Als Netzmittel etwas Schmierseife dazu. Das schöne ist, man kanns als Hobbygärtner machen wenn man will, an Spritzmittel zum Frucht ausdünnen und Triebwachstum beruhigen kommt man dagen nicht ran. Wenn sich also 0,1% der Hobbyobstbauer finden, die sich intensiver um ihr Obst kümmern wollen, steht dem nicht immer was im Wege.

Der Artikel sagt im wesentlichen auch, dass der Calciumgehalt und die Fruchtqualität maßgeblich von der Wuchsstärke abhängt. Wenn ich mir so die meisten Obstgehölze angucke, die es vom Besitzer im Winter mit der Säge `mal so wieder richtig gezeigt´ bekommen haben, dazu noch ordentlich Kompost oder Mist und Blaukorn und keine Ahnung was alles was man noch zu gut meinen kann, dann Wasser, die immer wärmeren Frühjahre, die auch für zuviel Wuchs sorgen, es wird nicht einfacher. Man muss es aber erstmal wissen.

Jedenfalls ist der Schnitttermin rund 10-12 Wochen nach der Blüte als Wuchsbremse und damit als Fruchtverbesserungsmaßnahme ernst zu nehmen. Schneiden im August ist dagegen fast bedeutungslos. Ausdünnen schon kurz nach der Blüte, das machen auch die wenigsten.

Bei mit Frucht überlasteten Krücken die nicht gewachsen sind, eine Harnstoffspritzung kurz vor Laubfall, um die Reserven für den Wiederaustrieb und Blüte aufzufüllen.
Düngung auf basischen böden mit schwefelsaurem Ammoniak Anfang März, in kälteren lagen auch Ende März, im April/Mai auf keinen Fall Stickstoff auf humosem Boden.
Es gibt so viel was man über Äpfel im Hobbygarten immer wieder nachlesen kann. Guckt man sich aber die Pflege bei den Profis an, ist das eine ganz andere Welt.

Calciumaufnahme- oder Transportprobleme bei M4, mir fällt da aktuell kein Artikel ein. Kann mich aber an Berichte erinnern mit unterschiedlichen Nährstoffaufnahmevermögen der einzelnen Unterlagen. Soweit ich mich erinnere, war da M9 nie richtig schlecht. Nun gibts aber auch ein paar verschiedene M9-Äquivalente wie T337 und Fleuren 56.
Die Berichte von Berger handeln immer wieder von Calciumproblemen, sind aber mit äußerster Vorsicht zu lesen und immer wieder zu hinterfragen.
Google mal nach Blattdesinfektion mit Löschkalk Methode Berger.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Piffpaff am 27. November 2017, 14:38:48
Ich zitiere mal aus Hermann Links „Ertragssteigerung im Obstbau“..auf Seite 76 heißt es: „wie kommt es, dass ältere Berater und Praktiker gelegentlich fragen, warum bestimmte Apfelsorten, z.B. Berlepsch, Cox Orange, Goldparmäne, Gravensteiner, auf gut gepflegten Hochstämmen einst so schöne, gut schmeckende Früchte brachten, ganz im Gegensatz zu Bäumen der gleichen Sorten in modernen Engpflanzungen? Oder: waren in früherer Zeit physiologische Störungen wie Fleischbräune, Schalenbräune und Stippigkeit zwar bekannt aber weniger bedeutend als heute, ja hatten möglicherweise sogar Seltenheitswert, während derzeit immer wieder einmal eine neue physiologische Störung auftaucht?“..wieder eine Stimme, die bestätigt, dass alte Sorten auf M9 und dergleichen wohl nichts taugt..
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Secret Garden am 27. November 2017, 15:39:32
Es ist sicher kein Zufall, dass moderne Tafelobstplantagen in Gegenden mit mildem Klima und nahrhaften Böden liegen. Für eisige Winter, Höhenlagen und steinige Böden sind die ganz schwachen Wurzelunterlagen einfach ungeeignet.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: thuja thujon am 27. November 2017, 19:18:32
Ja, und widrige Wetterbedinungen bzw Stress bei Pflanzen führt zur verstärkten Bildung von Sekundärmetaboliten, manche davon haben Aromacharakter.

Ich mags trotzdem nicht wenn verallgemeinert wird. Es sind nicht die alten Sorten, die auf M9 nicht mehr schmecken oder es sind nicht die alten Sorten, die von Allergikern vertragen werden. Manche davon, das mag sein. Alle aber defintiv nicht.

Ansonsten ist der Geschmack das Produkt aus den Bedienungen übers Jahr. Also die Summe von Wetter, Pflege usw. Und klar, M9 braucht eine andere Pflege als ein Sämling.

Meine Pinova oder roten Berlepsch aus dem Garten schmecken aromatischer als die selben Sorten gekauft von Plantagen aus der unmittelbaren Nähe.
Aus anderen Gärten schmecken sie manchmal auch mal weniger aromatisch.
Mit Cox würde ich gerne mal den direkten Vergleich sehen, der wächst hier aber leider nicht, zu warm.

Ich glaube nicht dran, dass man alles der Unterlage in die Schuhe schieben kann, es gibt dazu zu viele Stellschrauben. Unbestritten bleibt jedoch, dass die Unterlage einen großenm Einfluss hat und entsprechende Anpassungen nötig macht.

Könnte man Geschmack nicht viel eher mit dem Längenwachstum eines Jahrestriebes in Verbindung bringen?
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: b-hoernchen am 28. November 2017, 17:39:48
Geschmack der Äpfel auf M9-Unterlage ist gar nicht mal das Hauptproblem.
Ich sehe das Problem eher in den physiologischen Störungen, der verfrühten Reife und verminderten Lagerbarkeit.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: b-hoernchen am 20. Februar 2018, 14:12:12
Ontario auf...  tja, weiß der Kuckuck - M26?
Also wachsen tut der Baum etwas stärker als die meisten anderen Sorten auf M9, vielleicht etwas schwächer als Boskoop auf M9 und deutlich schwächer als eine Alkmene auf (glaubwürdiger) Unterlage MM111. Dem ganz gewissen Gartenshop sei Dank, dass das nicht eruierbar bleibt - bestellt war anstatt des gelieferten Ontarios ja eine Gerlinde auf MM111 M25.
Nach zweimaliger Höhenbegrenzung diesen Winter auf ca. 2,2 m zurückgenommen. Aber dann weiß ich nicht, wie Ontario überhaupt so im Wachstum einzuordnen ist. Sofern er nicht deutlich stärker wüchsig ist als das Gros der Apfelsorten, würde ich sagen, er steht nicht auf M9, aber auch nicht auf einer wesentlich stärkeren Unterlage.

Alterniert bislang stark - null Ernte 2016, Vollertrag 2017 - den ich viel zu wenig ausgedünnt habe, weil - letztes Jahr war man nach den Frühjahrsfrösten ja froh, wenn überhaupt Äpfel dranhingen.

Ist diese Kombi empfehlenswert?
Ja! Ich bin soweit zufrieden, wie ich mit einem Ontario überhaupt zufrieden sein kann. Keine Reifeverfrühung, keine physiologischen Störungen, die Äpfel sind 1A lagerbar - ich werde heute einen der letzten essen, die ich in einer offenen Kiste die meiste Zeit auf der Terrasse zwischen Brennholz und Hauswand gelagert habe - auch bei Minusgraden. Nur bei sehr strengem Frost (zweistelligen Minusgraden) habe ich die Kiste vorübergehend ins Treppenhaus gestellt.
Die Früchte sind heute noch frisch, saftig, nicht schrumpelig, angenehm säuerlich - kein Gefühl von "abgebaut". Ganz im Gegenteil, die würden jetzt ihre beste Zeit erreichen, wenn sie nicht alle wären (warum bleibt am Ende des Lagerobstes soviel Winter übrig?). Er schmeckt mir bei ansonsten ähnlichem Stil besser als Teuringer Rambur (Rheinischer Winterrambur), auch keine allergische Reaktion im Mund (Winterglockenapfel "ätzt" mir wunde Stellen auf die Zunge) und wäre unter diesen Bedingungen sicherlich bis weit in den März/April hinein zu lagern.

Auch sonst ist der Baum ausgesprochen gesund, keine Anzeichen von Marssonina bislang.

Insofern, Daumen nach oben für einen relativ klein zu haltenden Lagerapfel mit saftigen, mürb-säuerlichen Äpfeln!

Es ist halt "nur" ein Ontario - nicht der Aromabrüller, aber eine schöne Abwechslung zu dem stark parfümierten Süßkram der modernen Sorten. Wegen der Empfindlichkeit des Ontarioholzes gegen Frost wäre eventuell eine Zwischenveredelung mit einem Stammbildner anzuraten - das wissen die Cracks hier besser. Der Gartenshopbaum zeigt natürlich keine Anzeichen von einer Zwischenveredelung. Ich hab' ihn als Spindel erzogen und hoffe das Beste.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: thuja thujon am 20. Februar 2018, 14:58:45
Wie lange hast du ihn schon? 2016 war ein schwieriges Jahr, das war hier so feucht, dementsprechend lange und gut sind die Bäume gewachsen und haben entsprechend viele Blütenknospen für 2017 angelegt.
Wenn er jetzt 2018 in der Höhe zurückgenommen wurde, wird er wahrscheinlich noch mehr wachsen.

Hier wächst Ontario sehr manierlich, im Alter fast gar nicht mehr. Auch auf starken Unterlagen eher kleinbleibend.
Vergreisen der unteren Bereiche bei Spindelerziehung sieht man hier zumindest bei ehemals als Spalierobst erzogenen Bäumen, die überbauen auch kräftig und gerne, weil wuchsgehemmtes Holz bereitwillig Fruchtholz ansetzt und dann die Jahrestriebe dort drunter leiden.
Ich würde also nach dem köpfen versuchen, die unteren Äste möglichst jung zu halten.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: cydorian am 20. Februar 2018, 15:16:01
Wenn er bei dir auf M26 was wird - prima. Er ist aber schon vor der Massenumstellung auf schwachwachsende Unterlagen aus dem kommerziellen Anbau verschwunden, da gibts wenig Erfahrungen. Auch ein Apfel der Hochstammzeit. Die Sorte spricht gut auf nährkräftige Böden an, führe ihm keinen Dünger zu wenn er zu stark wächst. Als Hochstamm war er bei meinem schlechten Boden wuchsschwach und problematisch.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: b-hoernchen am 20. Februar 2018, 23:48:37
Das Beispiel des Ontarios passt zu meiner Hypothese, dass alte Sorten auf M26 meist bereits sehr passable Ergebnisse bringen, was sortentypische Lagerbarkeit und Freiheit von physiologischen Problemen anbelangt.

Die Probleme beginnen anscheinend hauptsächlich ab Unterlagen, die so schwach sind wie M9 und vermutlich - aber da habe ich keine eigenen Erfahrungen - auf noch schwächeren Unterlagen.

Ich denke, dass der Ontario auf M26 ganz gut auf einer Größe zwischen 2,5 und 3,5 Meter zu halten ist. Der Rückschnitt war angebracht, weil die Spitze des Baumes die Ernte nicht aus eigener Kraft halten konnte - ich musste den Baumpfahl mit einem Stecken verlängern, um ein Abbrechen zu verhindern. Das Holz soll jetzt erst mal an Stärke zulegen.

Bei triploiden Sorten, die - ich sag mal über den Daumen gepeilt - ohnehin 150% Wachstumsleistung eines "normalen" diploiden Baums bringen, macht M26 natürlich dann schon wieder keinen kleinen Baum mehr: 40% von 150% sind 60% - da spielt man gleich wieder in der Liga 4-5 Meter hohen Bäume.
An triploiden Sorten auf M9 habe ich Boskoop und (Roten) Gravensteiner* - und die sind meiner Meinung nach beide Murks auf dieser Unterlage.
* Edit: Den Brettacher habe ich vergessen - das zeigt, wie sehr ich den bereits abgeschrieben habe. Kam auch als Fehllieferung, hat bereits im zweiten Standjahr als nicht mal kleinfingerdicker Stecken geblüht und gefruchtet und steht damit auf -? Ich würde sagen allerhöchstens auf M9, wenn nicht noch schwächer. Ist auf dieser Unterlage ein Spätsommerapfel... .
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: thuja thujon am 20. Februar 2018, 23:56:28
Wie früh geht eigentlich M26 in Winterruhe bzw Triebabschluss im Vergleich zu M9? (Thema Wurzelschnitt)
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: b-hoernchen am 21. Februar 2018, 17:26:07
Was willst du da heausfinden?
2017 haben jede Menge Bäume im Herbst noch eine Blüte hingelegt, der Rote Gravensteiner auf M9 ging mit einer kleinen Jungfrucht in die Winterpause.
Bei den Wetterkapriolen des letzten Jahres musste man froh sein, wenn einem die Bäume nicht verreckt sind - drei Birnen auf Quittenwurzel haben bei mir den Löffel abgegeben.

Wie lange hast du ihn schon?
Der Ontario kam im Sommer 2013 als Containerpflanze, wie auch der Boskoop.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: thuja thujon am 21. Februar 2018, 19:48:16
Was willst du da heausfinden?
Ich habe den Eindruck, dass der Ontario auf den hier etwas stärkeren Unterlagen spät im Jahr nicht mehr viel von den dann kalten Temperaturen profitiert, also der Apfel nicht mehr viel gewinnt. Er entwickelt ja auch erst sehr spät im Lager sein Aroma.

Wenn die M9er früh abschließen, ist das wohl für manche Sorten sowas wie eine zu frühe Pflücke. Wie man es von gekauften Äpfeln kennt, früh geerntet, dann möglichst ohne Stress gelagert und damit flaches Aroma.
Hier im Weinbauklima geht tendenziell alles etwas später in den Winter, wenn woanders schon die Blätter fallen, schieben hier zu gut versorgte Bäume fast regelmäßig nochmal Blüten bzw Triebabschlussknospe kommt einfach nich zustande. Da sind fast immer noch kleine Blätter an der Spitze die nicht zur normalen Größe wachsen sondern mit den erstbesten Frösten unverrichteter Dinge abfallen.

Wenn M26 etwas später in Winterruhe geht als M9 wäre das eine Möglichkeit für auf M9 aromaflache und physiologisch anfällige Sorten. So groß ist der Wachstumsunterschied ja nicht bei den beiden. Wenns nicht zu hoch werden darf macht man eben wie bei Birnen Bibäume.
Eine Sämlingsunterlage macht auch nix anderes als später in Ruhe zu gehen, so dass der Apfel am Baum noch das für gutes Aroma notwendige Maß Stress (Seneszenz) abbekommt. 

Hast du noch mehr Sorten auf M26?
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: b-hoernchen am 22. Februar 2018, 17:49:04
Da wäre der Piros, dessen Unterlage ich für ziemlich glaubwürdig halte.
Dann ein weiterer Gravensteiner von Ritthaler (den ich hier im Forum mal zur Bestimmung vorgestellt habe) - mit immerhin sortentypischer Reifezeit im Gegensatz zur roten Variante auf M9.
Auf der Bauernwiese steht noch ein Redlove Era Halbstamm, nach Auskunft von Lubera auf M26 veredelt - also glaubwürdig.
Und dann wird's problematisch. Mein "Pinova" (ein "Gartenshop-Pinova"!) auf M26 ist sicher kein Pinova und und steht vermutlich auch eher auf M9. Das Unterlagenroulette ist mindestens so verbreitet wie das Sortenroulette.

Das mit dem Triebabschluss würde Reihenversuche unter identischen Bedingungen (also im selben Garten) erfordern. Mein vorläufiger Eindruck ist, dass das hauptsächlich sortentypisch ist  und u. a dem Ansprechen auf bestimmte Wetterreize im jeweiligen Jahr geschuldet ist.
Ich hatte extrem späten Triebabschluss am Patte de Loup auf MM106 (oder M106, wie Baumaux schreibt - kann das bitte jemand mal klären, kursieren wirklich beide Unterlagen?) und beim noch unverifizierten Parkers Pepping (auf Sämling + Stammbildner). Beide Bäume hatten auch keine Marssonina.
Wo Marssonina-Symptome auftauchen, gibt's zwar Stress für den Baum, aber kein Aroma mehr - also Krankheitsbefall als weiterer Faktor für den Triebabschluss.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: b-hoernchen am 04. Oktober 2018, 23:14:28
Und hier der Wiltshire (Schöne aus Wiltshire) auf - "Aldi Ida Red" - und damit auf der Wurzel des Aldi Baums, die ziemlich sicher M9 sein dürfte. Das Bild zeigt die Kombi "Aldi-Baum" mit auf der Sproßachse aufgesetztem Wiltshire, der heuer das erste Mal und gleich auch tüchtig trägt - zu tüchtig, ich hätte natürlich ausdünnen müssen:
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: b-hoernchen am 04. Oktober 2018, 23:19:40
Den Wiltshire habe ich letzte Woche geerntet - also eigentlich relativ sortentypisch für einen Winterapfel, wenn man die große, übers Jahr aufgelaufene Wärmesumme berücksichtigt.
Gespritzt wurde 1 x mit Duaxo im Mai, weil der Mutterbaum, von dem das Wiltshire-Reis stammt letztes Jahr im Herbst starke Marssonina-Symptome (Entlaubung) gezeigt hatte; ich meine, ich hätte ein Bild davon gepostet.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: b-hoernchen am 04. Oktober 2018, 23:27:52
Die Wiltshire-Äpfel sind ohne physiologische Störungen (Stippe etc...), knackig, saftig - ungewöhnlich knackig für einen "altmodischen" Apfel, geradzu eine "moderne" Textur an einem alten Apfel.
Das Aroma ist etwas blass - kein Wunder, wenn man den Überbehang berücksichtigt und dass Wiltshire als Winterapfel seine volle Genussreife erst nach Lagerung erlangt.
Aber prinzipiell interessant, dass der Wiltshire auf schwacher Unterlage anscheinend was wird - ganz im Gegensatz zu Früchten von Boskoop, Brettacher, Winterglockenapfel etc. auf M9, die heuer wie im letzten Jahr wieder die gleichen physiologischen Störungen zeigen: Zu frühe Reife, Glasigkeit, Stippe, Kernhausbräune, Fäulnis aus dem Inneren... .
Jetzt wäre nur noch interessant, wie lange sich der Wiltshire von schwacher Unterlage lagern lässt.

Das Bild zeigt den Wiltshireapfel im Querschnitt - 1A tadelloses, knackiges, saftiges Fruchtfleisch:
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: b-hoernchen am 22. November 2018, 20:12:04
Der Schweizer Winterglockenapfel hat auch heuer wieder auf M9 getragen - im Gegensatz zum Baum auf Sämling, der nach einem Erstertrag im letzten Jahr heuer keine einzige Frucht getragen hat.

Was an den Früchten auf M9 auffällt - eine deutliche Intensivierung und Verschiebung des Aromas. Es erinnert deutlich an Gummibärchen... .
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: thuja thujon am 22. November 2018, 22:30:11
Dieses Jahr ist die Süße und der Säureabbau extrem. Ich erkenne keine meiner Sorten wieder.

Wegen dem alternieren, hast du mal was von Extinktion gehört und Fruchtspieße ausdünnen bei Sorten, die die Fruchtspieße in der unteren Hälfte vom Trieb nicht abstoßen und deswegen zu Überbehang neigen? Sollte nach dem ersten Vollertrag angewendet werden, liest man in auffällig wenig Publikationen und seit langem nichts neues darüber. Ich habs die letzten Wochen im Kurs verpasst da mal nachzufragen. Sehe den Obstmensch erst wieder im Februar. Der sollte sich zumindest mit Berlepsch auf m9 auskennen.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: saugrün am 26. November 2018, 09:25:09
Hallo,
ich wollte kein neues Thema aufmachen, vielleicht passt es aber hier rein, denn es geht mir im Kontrast um "alte" Sorten auf "starken" Füßen, sprich den sorteneigenen. Spricht irgendetwas dagegen, die klassischen Apfel-Sämlingsunterlagen ohne Veredelung zum Baum werden zu lassen - also Platz und Zeit vorausgesetzt? Und welche Sorte käme außer Bittenfelder oder Grahams denn noch in Frage, also für homogene Wuchseigenschaften trotz generativer Vermehrung ...
Danke und Gruß
JJ
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: cydorian am 26. November 2018, 09:48:00
Natürlich kannst du Sorten pflanzen, die auch als Unterlagen beliebt sind oder waren. Und natürlich haben Bäume aus generativ vermehrten Sämlingen solcher Sorten eine höhere Streubreite der Eigenschaften. Aber wenns dir Spass macht... wachsen werden die auch.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Staudo am 26. November 2018, 09:57:48
Nur ob die Früchte etwas taugen, steht auf einem anderen Blatt. Ich kenne einen Apfelstrauch, der aus einer (mir logischerweise unbekannten) Unterlage gewachsen ist. Der Strauch blüht überreich und wunderschön. Die Früchte sind gelb-rot, attraktiv und werden in Massen angesetzt. Genießbar sind sie nicht, weil bitter.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: saugrün am 26. November 2018, 10:27:49
Danke der Antworten, aber zumindest der Bittenfelder gehört doch zu den wenigen selbstfruchtbaren Apfelsorten, da müssten die Früchte doch auf jeden Fall etwas taugen - gute Bittenfelder halt. Oder sehe ich da was falsch? Würden sich dann - ein klein wenig weitergedacht - alle selbstfruchtenden Apfelsorten homogen generativ vermehren lassen? Und welche Apfelsorten sind denn überhaupt selbstfruchtbar?
Grüße
JJ
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: cydorian am 26. November 2018, 11:34:46
Dafür geht es besser in anderen Threads weiter, z.B. hier:
https://forum.garten-pur.de/index.php/topic,22445.0.html
https://forum.garten-pur.de/index.php?topic=62824.0
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: saugrün am 26. November 2018, 12:23:00
Alles klar, danke und sorry.
Gruß
JJ
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: b-hoernchen am 03. Januar 2019, 12:01:03
Jetzt wäre nur noch interessant, wie lange sich der Wiltshire von schwacher Unterlage lagern lässt.
Heute im Treppenhaus gelagerte Wiltshire Äpfel vom eigenen Baum gegessen:
Der Apfel erreicht jetzt langsam seine optimale Reife zum Verzehr, ist immer noch knackig, vollsaftig, mit leichtem Gerbstoffaroma und frei von Anflügen von - um es mit cydorians Worten zu sagen - "süßer Golden Delicious-Soße". Ich habe keine Zweifel, dass diese Äpfel unter geeigneten Lagerbedingungen bis Februar halten. Das ist auch die Lagerbarkeit, die die Äpfel vom Originalbaum im kühlen Keller meiner Bekannten zeig(t)en.
Zeig(t)en - Präteritum, weil der Originalbaum, ein Hochstamm, infolge Marssonina coronaria keine Früchte mehr produziert, welche das Ernten lohnen... .

Also Daumen nach oben für Wiltshire auf M9 - und für Wiltshire eigentlich nur mehr auf schwachwüchsigen Unterlagen, da eine Marssonina-Prophylaxe für einen Hochstamm weder innerhalb der Möglichkeit eines Hobbyisten noch wirtschaftlich sinnvoll ist...!
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: saugrün am 21. Januar 2019, 11:17:45
Habe über drei Ecken drei Obstbäumchen geschenkt bekommen, drei alte Sorten auf "schwachen Füßen", und wollte mal hören, was ihr von dieser Kombi haltet und wie ihr die erziehen würdet:
- Schöner v. Boskoop auf M9
- Gravensteiner auf M9
- Goldparmäne auf M26
Alle drei wurden im letzten März veredelt, haben einen guten aufrechten Austrieb, aber noch keine Verzweigungen. Also möglich wäre Buschbaum, Spindel, schlanke Spindel, Spalier, Pillar, oder, oder ...? Da ja zwei starkwüchsige triploide Sorten dabei sind, neige ich bei diesen zum Buschbaum, bei M26 eigentlich auch, bin mir aber nicht sicher, wo der Schnttbedarf am geringsten wäre.
Noch ist nichts gepflanzt, Platz wäre auf einer 4x4m-Wiese, halb sonnig, halb halbschattig - auf dieser Seite ist die Erde auch feuchter, aber nicht durchgehend nass. Am liebsten würde ich sie schön darauf verteilen, wenn ich ein Spalier baue, dann nur für alle drei. Und ein großer Terrassenkübel wäre auch noch leer. Was meint ihr?
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: b-hoernchen am 21. Januar 2019, 18:55:28
Alte triploide Sorten auf M9? Hat sich bei mir nicht bewährt - das habe ich schon bei meinem Boskoop auf M9 zum Besten gegeben.
Gravensteiner hab' ich auf M26 - und ist ein Kandidat für den Rauswurf oder die Umveredelung.

Ich hatte mal eine angebliche Goldparmäne auf angeblicher M26 - vom gr, grr, grrrrässlichen Gartenshop. Das war der erste Baum, der bei mir schon im Hochsommer deutliche Marssoninasymptome gezeigt hat. Das mit der Marssonina hab' ich damals noch nicht gewusst und auch nicht benennen können. Mittlerweile sind die Symptome bei so vielen Bäumen im Ort anzutreffen, dass ich wider Willen besser Bescheid weiß... .Ich hab' den Baum rausgeworfen, bevor er jemals getragen hat - also ist die Identität ungewiss.

Falls die Frucht von Goldparmäne auf M26 ok ist, könnte die Kombi durchaus sinnvoll sein. Kleinwüchsige Bäume lassen sich leichter spritzen als haushohe Monster.
Und wie sagte eine Bauersfrau auf dem Feilnbacher Apfelmarkt zu mir: Goldparmäne kriegt all das, was ein Apfelbaum nicht kriegen soll... .
(Das war auch der Grund, warum ich meine dann rausgeworfen hab'.)
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: thuja thujon am 21. Januar 2019, 19:29:30
Also möglich wäre Buschbaum, Spindel, schlanke Spindel, Spalier, Pillar, oder, oder ...? Da ja zwei starkwüchsige triploide Sorten dabei sind, neige ich bei diesen zum Buschbaum, bei M26 eigentlich auch, bin mir aber nicht sicher, wo der Schnttbedarf am geringsten wäre.
Eigentlich sind Spindeln und Pillar und keine Ahnung was alles Buschbäume. Die Frage ist doch mehr die, an welchem Holz fruchten die Sorten. Langholzträger wie Boskoop brauchen einen anderen Schnitt und damit mehr Platz als Kurzholzträger.
Wenn die Bäume auf schwachen Unterlagen im Herbst schneller zumachen, also warmes Jahr und schnell in Winterruhe gehender Baum gibt oft flaches Aroma, gerade wenn der Herbst noch sehr warm ist und die Reife zu schnell geht. Physiologisch alte Früchte gibts dann die im Lager auch schnell abbauen.

Etwas schattiger pflanzen und durch das mehr an Triebwachstum etwas mehr Platz einplanen?
Auf einer Wiese mit M9 ist sportlich, giessen und Bodenpflege sollte schon sein.

Die Frage ist beim anschneiden, wieviel Zuwachs haben die Bäume dieses Jahr geschafft? Reicht das aus oder sind sie gar kräftig gewachsen?
Rückschnitthöhe bei ausreichender Triebdicke ist oft recht simpel anzuschneiden, das hat man oft im Gefühl. Wie die Sorten drauf reagieren, ist wieder eine andere Frage.

Auf dem Foto 3 verschiedene Wuchstypen auf M9, links Ananasrenette, Mitte Friesenheimer Eulenapfel, rechts Ribston Pepping. Der Anschnitt war letztes Jahr recht gleichmäßig, Ananasrenette eher etwas höher angeschnitten, verzweigt trotzdem sehr gut. RP wird so Probleme machen wenn der nicht genug trägt, der mittige Baum ist am einfachsten optimal zu halten.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: saugrün am 21. Januar 2019, 21:16:59
Vielen Dank für die Antworten.

@ b-hoernchen: Starkwüchsig-triploid auf M9 wäre auch nicht meine erste Idee gewesen, aber plötzlich waren sie mir und ich habe noch etwas Platz. Einen Versuch sind alle drei meines Erachtens wert, und mit einer Goldparmäne neben dem Haus bin ich einst aufgewachsen, ein Halbstamm wars und gerne hab' ich die gegessen ... Viel spritzen will ich aber eigentlich nicht, und an Marssonina hab ich gar nicht gedacht, obwohl die wohl leider keinen Bogen um den Breisgau macht. Ist die Goldparmäne da ein Topkandidat?

@ thuja thujon: Beim Buschbaum dachte ich eigentlich an Halbstammschnitt in niedrigerer Variante, also erst 3-4 Leitäste, dann Fruchtäste etc., bei Spindel, Pillar, Spalier etc. würde ich direkt auf Fruchtäste setzen. Langholzträger war mir bisher kein Begriff, heißt das auf jeden Fall erst Leitäste zu erziehen? Und gilt dies neben dem starkwüchsigen Boskoop auch für den starkwüchsigen Gravensteiner?
Was den Zuwachs angeht, so hat der Boskoop 90 cm ab der Kopulationsstelle gemacht, der Gravensteiner knapp 80 cm, die Goldparmäne knapp 70, sie ist aber dafür etwas dicker (M26). Ich würde sie alle nach der Frostperiode pflanzen und dann anschneiden, auf welcher Höhe hab' ich mir noch gar nicht überlegt, nach Gefühl? Und was die Wiese angeht, so bekommen alle natürlich eine freie Baumscheibe und gießen geht auch, da die Wiese neben dem Haus ist.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: thuja thujon am 22. Januar 2019, 09:36:10
Mit Langholzträger meine ich, dass der 2-jährige Trieb ziemlich auf der gesamten Länge mit kurzen Blütenknospen besetzt ist, beim Kurzholzträger verkahlt die Basis mehr und die meisten Blütenknospen sitzen an kurzen Fruchtspiessen im vorderen Drittel des 2-jährigen Holzes.
Die einen verzweigen gut, die anderen nicht.
80-90 cm könnte ok sein, wenn sie obenrum gut ausgereift sind.

Schau mal auf seite 14:
https://books.google.de/books?id=KX3HsHg5oqQC&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: saugrün am 22. Januar 2019, 10:06:43
Der Hinweis ist interessant, allerdings sind meine "Stammstärken", falls man das überhaupt so nennen kann, im Vergleich noch sehr gering. Wir reden reden hier von 10-13 mm, was mich bezüglich des Anschnitts jetzt eher verunsichert. Sollte ich die Bäumchen vielleicht einfach noch ein Jahr ohne Anschnitt wachsen lassen, damit sie etwas zulegen? Was die Knospenverteilung 'obenrum' anbelangt, sehen sie immerhin ganz gut aus.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: thuja thujon am 22. Januar 2019, 10:18:27
Die 10-13mm waren bei Zwetschge, Apfel hat meist etwas mehr als Bleistiftstärke, nur selten haben Sorten Kulidicke. 80cm für Apfel sind noch ok. Frühjahrspflanzung bringt aber auch wieder etwas Wuchsreduktion im ersten Verzweigungsjahr. 
Einfach wachsen lassen würde ich auf keinen Fall. Du könntest noch über Knipbäume nachdenken, wenn du der Meinung bist die Triebe sind zu schwach.
Siehe: https://www.lw-heute.de/?redid=19253 und vor allem hier: https://www.poma-online.de/Pflanzmaterial-Baum-ist-nicht-gleich-Baum,QUlEPTExMTAzNDkmTUlEPTczNjk4.html
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: saugrün am 22. Januar 2019, 10:37:13
Ja, das mit dem Knipbaum werde ich mir überlegen. Danke!
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Balder am 26. März 2019, 10:54:16
Ich überlege gerade, ob ich auf eine MM111 oder eine M7 einen Spurkoop zwischenveredle. Der wächst ja auch recht schwach...
Und diesen Baum dann a) als Stammbildner oder b) als reine Zwischenveredlung verwende.
Die Lubera "Malonis" - extrem schwachwachsende Sorten - oder auch der Pidi wären eine Option.

Spurkoop als Boskoop-Variante und Pidi wären ja auch ganz gut gegen Feuerbrand geeignet. M7 auch. Also wäre ein M7-Spurkoop oder ein M7-Pidi doch (theoretisch) für einen Versuch ganz gut zu gebrauchen.

Eben habe ich noch in der beschreibenden Sortenliste Kernobst (Apfel, Birne) gestöbert. Da wird Spurkoop mit Wuchsstärke 3 (schwach) angegeben. Wie auch Resi, die Mutter der Malonis. Die sind allerdings noch ein gutes Stück schwachwüchsiger (was auch ein Problem bei den Edelreisern darstellt)... Jetzt grüble ich...

Oder eine Dreifachveredelung: M7 -> B9 -> Spurkoop -> Edelsorte

Aber ob's was bringt?
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: thuja thujon am 26. März 2019, 11:57:55
Ich kenne Spurkoop nicht, aber ist der vom Wuchs her nicht als schwach eingestuft weil er so dichtnodig ist?

Schwachwüchsig ist auch die Ananasrenette und viele andere Sorten.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Balder am 26. März 2019, 21:12:07
So dichtnodig finde ich ihn gar nicht. Kommt natürlich auch darauf an, ob ich einen richtigen Spurkoop vom Grünen-Garten-Shop bekommen habe. Nachdem ein anderes Forenmitglied hier so schlechte Erfahrungen mit denen gemacht hat, was die Echtheit der gelieferten Sorten angeht, bin ich vorsichtig geworden.

Eine andere Möglichkeit wäre es zum Beispiel, mit einer Säulensorte wie Sunlight zu versuchen... Laut hier ist es sehr schwachwachsend. Und bei mir ist er auch keiner, der durch starkes Wachstum auffällt, obwohl er auf M25 steht. Leichter verfügbar, falls jemand auch so ein Experiment machen wollen sollte, dürften die CATS-Sorten Starcats, Redcats, Goldcats sein.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Elro am 26. März 2019, 22:24:06
Ich weiß nicht auf was mein Spurkoop steht aber auf jeden Fall auf einer zu schwachen Unterlage. Mein Baum war mal fast 4m hoch bis ein Sommersturm in mit samt Fruchtbehang umwarf. Er hing nur noch an einer Wurzel. Jetzt ist er an ein Eisenrohr angebunden und nur noch 2,5m hoch. Seit der Zeit ist er leider sehr schwachwüchsig. Von zwei störenden Trieben hatte ich vor ca. 5 Jahren zwei M26er Unterlagen veredelt. Die Bäume sind jetzt 1,70m und tragen seit dem zweiten Jahr. Wenige Langtriebe die geschnitten werden müßten.
Meiner Meinung der Beste Baum unter den Säulenbäumen.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Balder am 10. April 2019, 22:33:43
1,70m nach 5 Jahren beim Spurkoop auf M26 ist ja nicht wirklich hoch... Das spricht schon dafür, dass man das ein oder andere Experiment wagen könnte mit einer Spurkoop-Zwischenveredlung.

Den Spurkoop finde ich auch ausgesprochen gut. Ob er der beste unter den Säulenbäumen ist, wird sich noch zeigen. Bisher gebe ich Dir recht. Allerdings ist meine Säulenapfel-Sammlung inzwischen recht groß, aber längst haben noch nicht alle getragen. In zwei drei Jahren bin ich diesbezüglich deutlich schlauer...
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: b-hoernchen am 06. Juni 2019, 21:56:55
Bei "EDK" gibt's seit einigen Monaten recht passable "Demeter"- Boskoop-Äpfel zu kaufen (die nicht nur mir schmecken...) und weil's mich interessiertt, habe ich über das Auslieferungslager Kontakt zum Vertrieb von "Obst vom Bodensee (OvB)" aufgenommen und die Leute gelöchert "wie macht ihr das mit euren Boskoop-Äpfeln, dass die besser sind als die Früche aus meinem eigenen Garten?"

Also erst einmal, die Bäume stehen angeblich auch großenteils auf M9, einige (wenige?) auch auf M7.

Leider konnte mir der sehr hilfsbereite Herr vom OvB-Vertrieb auch nicht sagen, welcher Klon da angebaut wird, aber bezüglich der Gesundheit und der Freiheit von physiologischen Störungen wusste er zumindest "Wurzelschnitt wird keiner gemacht!"

Immerhin, hätte mich auch gewundert, wenn solch arbeitsintensive Verfahren eingesetzt werden.

Bleibt als mögliche Geheimwaffe gegen Stippe und Kernhausbräune die Blattdüngung mit Calciumsalzen. Leider konnte ich den Obstanbauberater, der mehr über die Tricks wissen sollte, nicht am Telefon erreichen. Auch meine Bitten um Rückruf blieben unerhört.

Und bezüglich der verfrühten Reife meines Boskoops auf M9 kann ich weiter nur Rätselraten, warum es im (weiteren) Bodensseegebiet (die Demeter-Boskoop-Äpfel stammen angeblich aus einem Betrieb in der Nähe von Ravensburg in etwa 550m Seehöhe) regelrecht klappt und bei b-hoernchen der Boskoop auf M9 zum Spätsommerapfel mutiert ist... .
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: thuja thujon am 06. Juni 2019, 22:39:57
Wenn der Humusgehalt nicht so überhöht ist wie in den meisten Gartenböden, lässt sich der Stickstoff deutlich besser steuern und kommt nicht auch mal zur Unzeit an. Der `ruhige Baum´ ist wichtig.
Versuch mal hier was rauszufinden: https://www.dlr.rlp.de/Internet/global/inetcntr.nsf/dlr_web_full.xsp?src=0X632TNJ16&p1=title%3DBaab%2C+Gerhard%7E%7Eurl%3D%2FInternet%2Fglobal%2FOrga2.nsf%2F0%2FFE881E64A566AB53C1257BB4004CF6CB%3FOpenDocument&p3=GL2HVQ42R5&p4=U45E4H4MA1
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: cydorian am 06. Juni 2019, 23:24:06
Boskoop ist die Sorte mit der zweit- oder dritthäufigsten Zahl von Mutanten. Und deren Bandbreite ist erstaunlich stark. Alle neueren Typen sind auf besonders gute Eignung für den Anbau auf schwachwachsenden Unterlagen ausgelesen.

Demeter-Apfelplantagen in der Region Bodensee gibt es gar nicht so viele und Boskoop haben wahrscheinlich auch nicht viele. Ausserdem schaffen nicht viele die Mengen für einen grossen Einzelhändler. Die 50km Umkreissuche um Ravensburg bei demeter.de ergibt nur wenige Betriebe. Nur Pestalozzi Obstbau in Stockach, Müller in Kaltbrunn, Rimper in Salem haben selber Obst. Vielleicht kannst du bei denen man anfragen und die verraten dir weitere Details.

Demeters bringen sowieso allerlei Gesteinsmehle aus. Calcium auf die Blätter, kein Problem.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: b-hoernchen am 07. Juni 2019, 23:06:09
Danke für die Namen der infrage kommenden Obstanbaubetriebe, cydorian! Eventuell werde ich tatsächlich noch bei denen nachfragen.

Heute konnte ich dann doch mit dem Obstanbauberater sprechen und er hat mir folgendes verraten:

Tatsächlich stehen die Boskoop in kommerziellen Plantagen auf M9. Allerdings ist der Anbau von Boskoop rückläufig und er "rät" auch nicht zu Boskoop bzw. nur unter Vorbehalt. Schuld daran seien neben der nachlassenden Nachfrage aus dem Einzelhandel eben auch verschiedene Eigenheiten der Sorte im Anbau. So ist das Problem mit den physiologischen Störungen auf M9 durchaus bekannt und ein Weg diese zu vermeiden sei es den Fruchtbehang möglichst groß (!) zu halten.
Also: Viele Früchte -> gutes Obst; wenig Behang -> zu große, stippige Früchte, welche aus dem Kernhaus heraus faulen. Große Kaliber (>90mm) würden deshalb gar nicht erst ins Kühllager genommen sondern gleich verwertet.

Nun ist Boskoop eine Sorte, die von sich aus stark zur Alternanz neigt und deshalb falle immer wieder mal eine Ernte an, welche hauptsächlich Obst für die Saftpresse liefert.

Um den Ertrag hoch zu halten, sei es notwendig das Triebwachstum des Baums möglichst zu bremsen, die Äste runterzubinden, waagrecht oder sogar absteigend und um Gottes Willen Vorsicht mit einer Stickstoffdüngung walten zu lassen. (Ebenso Vorsicht bei Kali, das die Neigung zu Stippe verstärkt), lieber den Baum etwas "hungern" lassen; stattdessen Blattdüngung mit Calciumchlorid

Soweit die die Ausführungen des Beraters zum Boskoopanbau auf M9.

Nun düngt b-hoernchen seinen Boskoop ganz gewiss nicht künstlich mit Stickstoff, schließlich legt das Ding im fetten Tonboden immer noch ein beachtliches Wachstum hin und so richtig "beruhigen" konnte ich den Baum noch nicht, obwohl ich auch Äste runterbinde. Vielleicht sollte ich auch nicht die Baumscheibe mit Rasenschnitt mulchen - ist ja auch irgendwie ein Stickstoffdünger; enentuell doch lieber Sägespäne?

Bezüglich der frühen Reife konnte der Berater auch nur mutmaßen, ob es an dem besonderen Typ läge, den ich geliefert bekommen hätte (was aber nicht die Reifeverfrühung bei anderen alten Sorten wie Gravensteiner, Seestermüher Zitronenapfel und Brettacher auf M9 in meinem Garten erklärt...). Im Bodenseeraum würden die Boskoop Mitte September geerntet.
Die Haltbarkeit der Äpfel stehe übrigens mit der Temperatur zur Erntezeit in Zusammenhang - kalt geerntete Äpfel seien deutlich besser lagerbar als bei heißem Wetter geerntete.

Noch zu den angebauten Klonen: Der Berater meinte, die Äpfel aus dem Einzelhandel seien wohl der Typ "Schmitz-Hübsch", also auch eine rote Variante (obwohl mir die Äpfel aus dem Supermarkt gar nicht so sehr rot vorkamen, da sind die von meinem Baum röter).
Weitere, neuere für den Anbau auf M9 empfohlene Varianten seien "Quast", "Bielaar" und "Welbo" - alle diese gehörten zu den vom Handel bevorzugten roten Typ.
                                                                                        ****
Wenn das mit meinem Baum nicht besser wird, möchte ich ihn raushauen.
An den freiwerdenden Platz des Boskoops will ich dann eine alte französische Sorte pflanzen, wie z. B. den Pomme de'l Estre z. B. auf M26. Der ist knackig, saftig, gut lagerbar und von bemerkenswerter Blattgesundheit!

Weh tut es mir höchstens wegen der einzigartigen Säuerlichkeit des Boskoops.
Aber vielleicht kann ich irgendwoher ein Reis von einem wirklich guten gelben bis grünen Klon des Boskoops bekommen, den ich auf einen schwächerwüchsigen Mehrsortenbaum draufveredle. Wenn einer von euch was entsprechendes hat, darf er sich gerne bei mir melden... .

Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Rib-Johannisbeere am 08. Juni 2019, 01:21:15
Dieses PDF beschäftigt sich eigentlich mit der Geschichte der Unterlagen. Auf Seite 9 kann man eine Boskoop-Plantagen-Ernte von Buschbäumen im Jahr 1909 sehen. Seite 7 zeigt Boskoope auf M8 und M9 aus vor 1914.

Hilft zwar nicht weiter, aber schneibar haben die das mit dem Boskoop früh raus. Sorry

http://obstbau-museum-rheinland.de/historie_data/dokument/doc010.pdf

U.U. kann ich Reiser vom Nachbarn bekommen. Älterer, schorfiger Klon.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: cydorian am 08. Juni 2019, 09:56:49
Soweit die die Ausführungen des Beraters zum Boskoopanbau auf M9.

Fachkundig, aber vorsicht, er spricht vom Bodenseeraum. Der Klon Schmitz-Hübsch hat sich übrigens nicht nur wegen seiner Farbe durchgesetzt, sondern vor allem wegen seinem irren Ertragsniveau. Und der Rückgang ist auch dem Bedürfnis nach guter Wasserführung geschuldet, was selbst im Bodenseeraum zum Problem geworden ist. Bewässerung geht, aber kostet Geld, schon die Hagelschutznetze waren ein Schluck aus der Pulle. Bei uns ist er deshalb nie richtig im kommerziellen Anbau gewesen und wenn, dann auf M27 (dann natürlich Bewässerung) auf Zuckerrübenboden. M27 vermindert bei Boskoop übrigens auch den Anteil übergrosser Früchte. Wenn man Langtriebe vermeiden kann (Sommerschnitt, Wachstumsregulatoren), ist sie im kommerziellen Anbau gut in den Griff zu bekommen.

Den Versuch auf M27 hatte ich dir ja schon früher empfohlen, das zu testen lohnt sich immer noch, meine ich. Den wird man auch fertig kaufen können. Problem ist nur, einen der viel besseren alten Klone auf M27 zu bekommen. Das sieht nach Selbstveredelung aus, kostet mehr Zeit. Andererseits, dein Reinette de Brive - Projekt ist auch nett :-)

Bis letztes Jahr hätte ich Reiser einer alten, grünen Mutante gehabt. Der Baum ist letzt leider tot, Pilzbefall, absterbende Leitäste, im Frühjahr stürzte er um. Meine lebenden Bosköppe sind vom roten, glatteren Typ - lohnt sich nicht.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: mybee am 08. Juni 2019, 11:03:18
Im ORG Bonn gibt es noch den alten 'Schöner aus Boskoop' (grün). Falls Bedarf besteht, könnte ich im Winter Reiser mitbestellen.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: b-hoernchen am 08. Juni 2019, 21:30:12
Klingt interessant mybee! Dann sollten wir uns im Herbst/Winter nochmal nochmal hier verabreden. Oder hast du schon ungefähr eine Idee, was die Reiser kosten?
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: mybee am 09. Juni 2019, 09:58:08
Für 1 Edelreis habe ich letztes Mal ca. 3,20 € bezahlt. Aber gerne im Tausch für Reiser des Pomme de l'Estre, auch irgenwann später. Der soll ja in F heute eine der bevorzugten Sorten der "amateurs de pomme" sein.

 ::) Die Sorte hat auch das drollige Synonym "Reinette a cul noir". ;D  ;D
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: cydorian am 09. Juni 2019, 11:45:44
Hier hat ihn jemand im Forum: https://forum.garten-pur.de/index.php/topic,55866.msg2494571.html#msg2494571
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: mybee am 09. Juni 2019, 13:17:02
Danke für den Hinweis, cydorian!

Mit der Unterlage M27 hatte ich in den 80ern etwas experimentiert: schwache Wurzeln = Topfobst oder kleine Bäume für den Garten, aber auch als Nebeneffekt entdeckt: starke Wurzeln = Obst auf eigenen Wurzeln, indem ich die Veredelung tiefer gesetzt und den Bast nicht durchgeschnitten habe, so daß die Unterlage M27 eingeschnürt wurde und abgestorben ist. Der Baum hat dann eigene Wurzeln gezogen. Das ist jetzt aber OT.

Boskoop habe ich einen ca. vierzigjährigen Baum, Halbstamm auf M25. Der trägt raue, berostete Äpfel, manchmal sonnenseits mit leicht roten Bäckchen. Er alterniert allerdings stark.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Wurmkönig am 11. Juni 2019, 12:28:42
Klingt interessant mybee! Dann sollten wir uns im Herbst/Winter nochmal nochmal hier verabreden. Oder hast du schon ungefähr eine Idee, was die Reiser kosten?
Du kannst auch gerne von der Plantage von einem Freund (unweit Tettnang) Boskoop-Reisser haben. Der hat eine Boskoop-Plantage, aber versaftet alles. Ist aber eine berostete grüne Variante, aber mir schmeckt sie sehr gut.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: b-hoernchen am 13. August 2019, 19:58:26
Habe heute den ersten Seestermüher Zitronenapfel geerntet von einem Baum auf M26;

Geerntet ist eigentlich das falsche Wort, er lag heute einfach unten am Baum.

Reingebissen - und er ist fast schon reif, mindestens so reif, wie die Granny Smith aus dem Supermarkt; die Kerne waren schon am Umfärben von weiß nach dunkel.

Geschmack also gut, trotzdem irgendwie eine Enttäuschung, hatte ich doch meine Hoffnung auf die Unterlage M26 gesetzt, dass sie dem Apfel eine "normale" (literaturkonforme) Reifezeit verleihen würde.

Auf M9 habe ich den Seestermüher regelmäßig gegen Ende August/Anfang September geerntet - also ein Spätsommerapfel

In der Literatur (Wikipedia, Baumschulenkatalogbeschreibungen von Ritthaler, Horstmann...) wird die Erntezeit der Sorte mit Oktober und eine Haltbarkeit  bis Janauar angegeben.

Jetzt also wieder  - der Seestermüher als Sommerapfel (allenfalls ein Frühherbstapfel) auf M26.

Meine Frage: Hat irgendjemand schon einmal den Seestermüher zum  in der Literatur angegebenen Zeitpunkt ernten können?
Stimmt die Literaur nicht oder braucht die Sorte die moderaten Temeperaturen von der "Waterkant", um ein Winterapfel zu sein?



Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: thuja thujon am 13. August 2019, 23:26:06
Die Aussage der Pomologen hier ist je nach Zeitalter der Literatur kann man mit gutem Gewissen 2-4 Wochen abziehen, also jetzt früher als damals, in manchen Jahren bestimmt auch 6 Wochen.
Das gilt aber für Stressklima im Oberrheingraben.
Hier tropfen jedenfalls gerade auch einige Äpfel, fast unabhängig von der Sorte und Unterlage/Wüchsigkeit vom Baum. Obs die Nachwehen der Hitze vor 2 Wochen ist oder doch der Regen mit überviel Wasser für auf Trockenheit eingestellte Bäume, es bleibt Spekulation.
Süße ist jedenfalls da, ich hoffe auf eine halbwegs kühle Periode die nächsten Wochen, das würde dem Aroma nur gut tun.

Sorten wie Gravensteiner versuche ich hier im Stressklima erst garnicht. Solche Gedankengänge muss man mit jedem Extremjahr immer mehr akzeptieren.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: b-hoernchen am 15. August 2019, 17:15:23
Die Aussage der Pomologen hier ist je nach Zeitalter der Literatur kann man mit gutem Gewissen 2-4 Wochen abziehen, also jetzt früher als damals, in manchen Jahren bestimmt auch 6 Wochen.
Das  müsste dann aber für alle (alten) Sorten im Garten gelten. Und der Seestermüher reift bei mir nach Piros (5. - 15. August) und vor Alkmene (in halbwegs normalen Jahren um den 10.September) - also zwischen den Sommer- und Herbstäpfeln.

Ein Winterapfel ist der also niemals!
 
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: thuja thujon am 15. August 2019, 19:49:00
Das `hier´ meinte ich für den Raum Mannheim bzw Linksrheinisch davon gültig.

Zum Seestermüher Zitronenapfel kann ich nichts beitragen, aber die Kernfarbe bei Äpfeln ist kein Kriterium um die Reife zu beurteilen.
Manche Sorten scheinen wohl empfindlich auf Hitze zu reagieren und lassen dann später auch mal Früchte fallen. Zudem das plötzliche Wasserangebot auf den Hitzestress, das ist physiologische Achterbahn womit die Bäume erstmal klarkommen müssen.
Hier tropft jedenfalls aktuell auch recht viel quer durch die Sorten und Unterlagen vom Baum, und weil es dieses Jahr eher wieder hauptsächlich ungewöhnlich süße Äpfel gibt, würde ich wegen dem einen runtergefallenen Apfel nicht gleich den Versuch mit M26 in Frage stellen.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Waldgärtner am 23. August 2019, 10:48:10
Zum Vergleich: Hier (Rheinland) wirft auch Berlepsch auf Sämling massenhaft Früchte ab, die durchaus essbar sind und bereits das typische Aroma aufweisen.
Sonst (in "normalen" Jahren) haben sie diesen Zustand geschätzt frühestens in vier Wochen.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: floXIII am 25. August 2019, 09:34:09
Ich möchte hier auch eine alte Sorte beschreiben, die auf schwachwachsender Unterlage scheinbar viel zu früh reift.
Es handelt sich um die französische Goldrenette. Die Reiser habe ich von einem netten Forumsmitglied vor 2 oder 3 Jahren erhalten. An einem Mehrsortenbaum gab es dieses Jahr die ersten zwei Äpfel. Die genaue Unterlage ist nicht bekannt, es dürfte M9 oder leicht stärkerwachsend sein. Die Grundsorte ist eine Frühapfelsorte, da der Baum schon über 25 Jahre alt ist, kenne ich die genaue Sorte leider nicht.
Laut Literatur liegt die Reifezeit hauptsächlich im Oktober. Da ich hier in Südtirol ein deutlich wärmeres Klima vorfinde, ging ich deshalb von einer Reifezeit etwa Mitte September aus und ich habe den zwei Äpfeln deshalb noch nicht viel Beachtung geschenkt. Diese Woche fiel dann bereits einer der zwei Äpfel vom Baum. Bereits überreif und mehlig. Den zweiten Apfel der etwas schattiger hing, habe ich dann auch gleich vom Baum genommen. Diesen werde ich wohl heute noch verkosten. Geschmacklich kann ich mich nicht beklagen. Eine sehr feine Säure, gutes Aroma und nicht übermäßig viel Zucker wie in modernen Züchtungen. Ein sehr guter und ausgewogener Geschmack.
Die Sortenechtheit sollte eigentlich aus so passen. Ein Pomologe hat diese bei der Reiserspenderin so bestätigt (sofern ich micht noch richtig erinnere). Die Fruchtbeschreibung passt, soweit ich das beurteilen kann, auch zur Goldrenette.


Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Crambe am 29. August 2019, 21:30:27
Die Reiser hat floXIII von einem alten Apfelbaum von mir bekommen. Bestimmt als Französische Goldrenette hat sie ohne Zögern der Kreisfachberater, der ein anerkannter Fachmann für alte Obstsorten ist.
Was mich nun ein bisschen verwundert,ist das Aussehen des Apfels, das du hier zeigst. "Meine" Goldrenetten sehen so aus Das sind die Äpfel. die ich zur Bestimmumg gezeigt habe, damals noch identifiziert durch den Standort des Baumes :
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Crambe am 29. August 2019, 21:32:47
Hier noch ein Querschnitt
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Waldgärtner am 07. September 2019, 08:04:01
Nach dem Hinweis von User mybee in einem anderen Thread habe ich mir mal 2 youtube-Videos von Stephen Hayes angeschaut. Viel mehr braucht es vermutlich auch nicht, obwohl er eine riesige Anzahl online gestellt hat.
Der betreibt seit 25 Jahren Obstbau in England. Seine Apfelbäume stehen alle auf MM106 ohne Anbindung und werden vom Boden aus (also ohne Leiter!) bewirtschaftet.
Er erzieht sie zu "open center dwarf bushes" also im Endeffekt Buschbäumen mit Hohlkrone.
Die zahlreichen alten Sorten scheinen nicht frühreif zu sein oder ähnliche negative Effekte zu haben, die teilweise bei schwachen Unterlagen auftreten.

Das ist doch genau das, was du suchst @b-hörnchen?
Mich überzeugt das Konzept zumindest soweit, dass ich es an einigen Bäumen testen werde :)
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: floXIII am 07. September 2019, 08:26:11
Die Reiser hat floXIII von einem alten Apfelbaum von mir bekommen. Bestimmt als Französische Goldrenette hat sie ohne Zögern der Kreisfachberater, der ein anerkannter Fachmann für alte Obstsorten ist.
Was mich nun ein bisschen verwundert,ist das Aussehen des Apfels, das du hier zeigst. "Meine" Goldrenetten sehen so aus Das sind die Äpfel. die ich zur Bestimmumg gezeigt habe, damals noch identifiziert durch den Standort des Baumes :
Hallo Crambe,
ich denke die "Unterschiede" liegen einfach an der Belichtung. Als besonders Glänzend habe ich sie nicht in Erinnerung. Der abgelichtete Apfel wurde kurz vor dem Fotografieren gewaschen. Vielleicht befand sich auch noch Restfeuchte auf der Schale. Es handelt sich zwar um einen Mehrsortenbaum, wo ich dummerweise keine Beschriftungen angebracht habe, aber alle anderen aufveredelten Sorten können von Form und Farbe eindeutig ausgeschlossen werden. Es sollten schon deine Reiser sein.
Ich muss aber auch sagen, ich war überrascht wie gesund die zwei Äpfel waren, keinerlei Beschädigungen, keine Berostung etc. Ich hab den Baum dieses Jahr überhaupt nicht gespritzt. Die Jahre zuvor hatte ich immer Probleme mit Mehltau und Läusen. Dieses Jahr gar nichts...
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: mybee am 07. September 2019, 14:30:50
......
Mich überzeugt das Konzept zumindest soweit, dass ich es an einigen Bäumen testen werde :)

Es muß nicht immer Oeschberg-Palmer-Schnitt sein.

Und falls Du noch 'Pitmaston Pinapple' suchst, schau mal bei CRJ Fruit Trees Nursery UK (wahlweise MM106, M26, M9. M27 -da wir gerade auf schwachen Füßen daher kommen), Fracht in EEC allerdings £ 30,00
https://www.fruit-trees.com/terms-and-conditions.html
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Waldgärtner am 07. September 2019, 19:15:22
Witzig, vor genau 5 Minuten bin ich zufällig auf deren Seite gestossen :)
Woher hast du die 30 Pfund Versandkosten? Das konnte ich noch nicht finden.
Ist zwar erst mal happig, aber dafür kosten die Bäume nur 20 Pfund.
Passt dann wieder, zumal sie auch einige haben, die man bei uns nicht bekommt.
Und im Topf, das könnte also noch vor dem Brexit klappen.
Damit aber zurück zum Thema ;)
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: b-hoernchen am 08. September 2019, 12:46:00
... Seine Apfelbäume stehen alle auf MM106 ohne Anbindung und werden vom Boden aus (also ohne Leiter!) bewirtschaftet.
Er erzieht sie zu "open center dwarf bushes" also im Endeffekt Buschbäumen mit Hohlkrone.
Die zahlreichen alten Sorten scheinen nicht frühreif zu sein oder ähnliche negative Effekte zu haben, die teilweise bei schwachen Unterlagen auftreten.

Das ist doch genau das, was du suchst @b-hörnchen?
Nun, auf MM106 stehen zumindest die meisten von Baumaux gelieferten Apfelbäume; ob die Bäume klein genug bleiben, dürfte auch vom Boden abhängen. Ich hab' hier schweren Tonboden (nix für MM106!) und verliere gerade einen (gekauft als Pinova) "vielleicht Roten Topaz" durch Kragenfäule... .
Die positiven Eigenschaften und die Wuchsstärke von MM106 ohne die Anfälligkeiten - das wär's!
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Waldgärtner am 08. September 2019, 13:43:39
Topaz auf MM 106 ist wahrscheinlich auch einfach ein Kandidat für die Kragenfäule.
Hast du auch welche auf M7? Die sind javon der Stärke her sehr ähnlich und M7 ist m.W. nicht so anfällig.
Schau dir bei Gelegenheit mal ein Video an, die Bäume sind alle nur gute 2m hoch.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: b-hoernchen am 08. September 2019, 13:58:57
Der "vielleicht-Topaz?" steht vermutlich auf M9 - aber das ist egal. Kragenfäulempfindlich sind sie beide - der Topaz und MM106.

Schau dir bei Gelegenheit mal ein Video an, die Bäume sind alle nur gute 2m hoch.
Und stehen vermutlich nicht in fettem Tonboden. Ich hab' hier Sorten auf MM106, die schieben gut 1m im Jahr!
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Tünde am 26. September 2019, 23:41:32
An den freiwerdenden Platz des Boskoops will ich dann eine alte französische Sorte pflanzen, wie z. B. den Pomme de'l Estre z. B. auf M26. Der ist knackig, saftig, gut lagerbar und von bemerkenswerter Blattgesundheit!

Weh tut es mir höchstens wegen der einzigartigen Säuerlichkeit des Boskoops.
Aber vielleicht kann ich irgendwoher ein Reis von einem wirklich guten gelben bis grünen Klon des Boskoops bekommen, ....

(OFF)
Ich hätte auch Interesse an diesen Sorten, nämlich an 'Pomme de'l Estre' und an einem wirklich guten (grünen o.ä.) Boskoopklon. Würde mich an einer Reiser- (oder Baum)bestellung gerne beteiligen

LG,
Tünde
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Gartennoob am 20. März 2022, 21:49:12
Um zum ersten Post zurück zu kommen

Gibt es nun neue Erkenntnisse in Bezug auf den Zuccalmaglio?

Macht eine schwache Unterlage noch Sinn im momentanen Klimawandel? (Verfrühte Reife, Fruchtqualität, Krankheiten etc) oder lieber auf einer starken Unterlage wie Sämling?

Hat jemand Grössenangaben auf Sämling?

Wäre eigentlich eine Art Riesenspalier oder Riesenspindel (auf Sämling)möglich ? Wenn ja mit welcher Grösse kann man hier rechnen bzw. Kontrollieren.

Ich weiss es sind viele Fragen aber ich interessiere mich für diese Sorte. Würde gerne wissen welche Unterlage vernünftige Ergebnisse zu dieser Sorte liefert.

Habe schon 2 Sämlinge, eventuell einige Äste umveredeln ?

-------------


Ein Gedankengang:
Wenn man 2 schwachwüchsige Sorten auf einen Sämling hat und gem. Oeschberg schneidet. Wäre es möglich die 3 bis 4 Leitäste einer Sorte zu belassen und die Stammverlängerung mit der zweiten Sorte umveredelt? Oder würde dies trotzdem zu einem Ungleichgewicht führen.


So das wars jetzt aber auch an Fragen ;)

Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: JörgHSK am 21. März 2022, 08:03:00
Zuccalmaglio bildet auf schwachwachsenden Unterlagen schon nach 2-3 Jahren kaum noch Zuwachs, und trägt sich tot...
Die Unterlage sollte so stark wie möglich sein, und dabei braucht es noch nicht mal ein Hochstamm sein. Eine selbst erzogene Buschbaumform wäre eigentlich das beste. Ich kenne einen älteren Baum von Zuccalmaglio, der ist vielleicht 4-4,5m hoch.
Es gibt Spalierformen auf starkwachsenden Unterlagen, anders wären diese bis in die Spitze des Giebels wachsenden Bäume(hier allerdings Birnen) kaum möglich.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Tomesen am 21. März 2022, 09:06:40
Zuccalmaglio bildet auf schwachwachsenden Unterlagen schon nach 2-3 Jahren kaum noch Zuwachs, und trägt sich tot...
Die Unterlage sollte so stark wie möglich sein, und dabei braucht es noch nicht mal ein Hochstamm sein. Eine selbst erzogene Buschbaumform wäre eigentlich das beste. Ich kenne einen älteren Baum von Zuccalmaglio, der ist vielleicht 4-4,5m hoch.
Es gibt Spalierformen auf starkwachsenden Unterlagen, anders wären diese bis in die Spitze des Giebels wachsenden Bäume(hier allerdings Birnen) kaum möglich.
Ich habe den Zuccalmaglio seit zwei Jahren auf M26 als Spindel und kann mich nicht über das Wachstum beschweren, er steht aber auch in gutem Lössboden. Überbehang wäre ja bei kleinen Baumformen kein Problem, kann man ja ausdünnen.
Letztes Jahr waren drei schöne Früchte dran ohne Krankheiten oder Störungen. Mir fehlt aber auch der Vergleich zu einem Zuccalmaglio von einem gepflegten Hochstamm.
Titel: Re: "Alte" Sorten auf schwachen Füßen
Beitrag von: Waldgärtner am 21. März 2022, 11:33:46
Ein Gedankengang:
Wenn man 2 schwachwüchsige Sorten auf einen Sämling hat und gem. Oeschberg schneidet. Wäre es möglich die 3 bis 4 Leitäste einer Sorte zu belassen und die Stammverlängerung mit der zweiten Sorte umveredelt? Oder würde dies trotzdem zu einem Ungleichgewicht führen.


So das wars jetzt aber auch an Fragen ;)

Aus meiner Sicht spricht da nix gegen. Ich habe das teilweise auch bei Bäumen, auf anderen ist auf jedem Leitast eine andere Sorte. Bei einigen klappt das gut, bei anderen weniger ;)

Bei zwei Sorten übereinander ist wichtig, dass die obere nicht deutlich früher austriebt als die untere. Sonst wird die untere evtl. abgehängt. Wann Sorten austreiben, ist leider nicht immer aus der Literatur ersichtlich. Bei einigen Sorten weiß man es durch beobachten. Bei unbekannten Sorten wird es schwer. Im Zweifelsfall hilft nur testen :)