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Pflanzenwelt => Obst-Forum => Thema gestartet von: mybee am 22. Januar 2018, 11:54:43

Titel: Sortenerhalt
Beitrag von: mybee am 22. Januar 2018, 11:54:43
Schon seit einiger Zeit spukt die folgende Idee in meinen Gedanken.

Wenn jeder Obstliebhaber hier im Forum 1  (andere) seltene Obstsorte hat und betreut, dann wäre für den Sortenerhalt doch schon einiges getan.
Landkreise oder Gartenbauvereine kann man wahrscheinlich nicht dafür begeistern - oder doch - für Lokalsorten ?
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Bienchen99 am 22. Januar 2018, 12:11:58
Ich denke, viele von uns tun schon viel für den Sortenerhalt historischer Obst- und auch Gemüsesorten.

Sicherlich kann man versuchen,  nochmehr Leute dafür zu begeistern.

Hier wurde mal von einem Verein eine Streuobstwiese angelegt. Allerdings mussten die Vorgaben erfüllen. Wirklich alte historische Obstsorten wurden dort nicht gepflanzt  :P
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Rib-Johannisbeere am 22. Januar 2018, 12:18:45
Auch die Sortenechtheit sollte durch Pomologen bestätigt sein. Wer dies ernst meint, sollte vielleicht in den Pomologenverein gehen.

https://obstsortenerhalt.de/
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Frühling am 22. Januar 2018, 12:27:59
Ja, ich glaube auch, dass viele von uns versuchen sich fuer die Sortenerhaltung einzusetzen.  Aber trotzdem, vielleicht koennten es noch viel mehr  werden. Also ich finde, jeder Ansporn ist lobenswert :D Bei uns gibt es einige Initiativen in dieser Richtung. ZB hab ich vor kurzem gesehen, dass vor einer Kirche so um die 10 Apfelbaeume gepflanzt wurden.  Denke es sind regionale Sorten, muss aber noch genauer schaun! Auch sieht man an Raststaetten alte Obstbaumsorten, auch keine schlechte Idee.  Persoenlich hab ich einige alte Apfelsorten gepflanzt und nicht bereut.  Auch Tomatensamen betreue ich und schick sie jaehrlich zu ProSpecieRara, eine Stiftung fuer die Erhaltung der Sortenvielfalt.  Schon allein die Idee, seine eigenen Samen zu haben und nicht Hybiden, die man jedes Jahr neu kaufen muss, gibt ein gewisse Gefuehl der Freiheit!
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: mybee am 22. Januar 2018, 13:17:17
Vielleicht schreibe ich besser: 1 andere (seltene) Sorte.

Dann gilt mein Vorschlag auch für alle Lieblingssorten, Obstbäume des Jahres, Lokalsorten.

Ich suche gerade bei meinen Bäumen einen aus.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: b-hoernchen am 22. Januar 2018, 17:31:36
Das wahre Problem ist meiner Ansicht ein anderes, dass durch entsprechende Reglementierung dem Privatmenschen jede Freude daran genommen wird, noch Obstbäume zu pflanzen - und das unter fadenscheinigsten Begründungen.

Zwischen mir und dem Totalausfall einer verwertbaren Ernte durch Apfelwicklerbefall stehen nur ein paar Milliliter Madex MAX Pflanzenschutz, die der Privatgärtner zum siebenfachen Preis des durch einen sogenannten Sachkundeausweis privilegierten Erwerbsanbauers kaufen kann.

Wie lange noch?

Dass ich einem Bauern helfe, seine lebensgefährlich hohen Streuobstbäume zu beernten, wo sonst keiner mehr ran will, sei nur nebenbei erwähnt. Das werde ich ich aber bald nicht mehr können - bedingt durch Alter und mangelnde Gesundheit meinerseits.

Am Ende bleibt mir gar nichts anderes übrig als tausende von Euros Investitionen in Bäume und Material und ebensoviele Arbeitsstunden abzuschreiben, zu roden und auf pflegeleichten Rasen und Kirschlorbeer umzusatteln.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: cydorian am 22. Januar 2018, 20:20:56
Wozu, wofür eigentlich? Für ein Museum? Pflanzt, was euch gefällt. Bereits das ist die Ausnahme. Hier sterben die letzten Obstwiesen einen stillen Tod. Bei Spaziergängen besser die Augen schliessen, ansonsten Totalfrust. Die Hochstämme an Wegen ("Ausgleichsmassnahme") brutal amputiert, Stamm ausnahmslos beschädigt, die letzten Obstwiesen nur noch mit überalterten Bäumen drauf, mittlerweile sind 50% total von Misteln befallen und sterben damit noch schneller wie erwartet. Es interessiert keine Sau.

Oder für Hausgärten? Die Quote von Schotter- und Rindenmulch"gärten" im Ortsbereich liegt jetzt bei 50%, weiter steigend. In der Umgebung wachsen mehr Araukarien wie Äpfel. Es gibt keine Sorten und Obstbaukultur mehr, die erhaltenswert wären, die sind schon gestorben. Und was noch lebt, für das werden in immer schnellerem Rythmus Krankheiten aus allen möglichen Kontinenten hereingepumpt, Marssonnia coronaria, Kirschessigfliege... Ich sehe das alles sehr, sehr pessimistisch. Die heren, hohen Ziele sind sinnlos, wenn die Basis sich aufgelöst hat.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: dmks am 22. Januar 2018, 21:24:48
Das Problem bei öffentlichen Pflanzungen ist die weitere Pflege.
Abgesehen davon mal positive Erlebnisse:
 Bepflanzung alter Dorfkerne mit Apfelbäumen, Straßenbegleitpflanzungen an wenig befahrenen Ortsverbindungen und Ausgleichspflanzungen - die in der Ausschreibung schon die Maßgabe "50 Apfelbäume in mindestens 30 Sorten" oder auch "in alten Sorten" (was dann zwar Auslegungssache ist, aber dennoch einen gewissen Maßstab vorgibt) und auch ein Straßenamt, das direkt bei der Pomologischen Gesellschaft nachgefragt hat welche Sorten vom Wuchsverhalten/Kronenaufbau/Aufwand für Zwecke einer Ausgleichpflanzung bei Straßenverlegung geeignet sind.

Ich selbst pflanze natürlich auch was mir persönlich gefällt! Das ist völlig unabhängig ob es nun wegen einer besonders interessanten alten Rarität oder einer Neuzüchtung ist! Gern auch beides auf einem Baum.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Starking007 am 22. Januar 2018, 21:30:11
Natürlich muß und soll man was tun!

Doch persönlich schließe ich mich Cydorian an.
Nur ist hier Schotter bei 80%.

Bei Ausgleichs-Obstbäumen etc. erreichen 5 von 100 das Erwachsenenstadium.................

Prospekte und Flyer mit den Anfangserfolgen gibt es mehr Paletten voll als neue Obstbäume.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: thuja thujon am 22. Januar 2018, 21:35:23
Here hohe Ziele erreicht man wohl am einfachsten für sich selbst. Wenn man das noch gut dokumentiert, dann hilfts vielleicht auch der nächsten Generation. So können die vielleicht noch was damit anfangen.

Ich weiß nicht was mit meinem Schrebergarten passiert wenn ich ihn aufgebe. Aktuell sinds 19 Apfelbäume mit 23 Sorten. Davon sind 3 Sorten aus der Zeit nach 1950. Auf 284m².

Vielleicht kann ich ein paar Gärtner anfixen. So gut wie kein Interesse oder verhaltene Neugier in den Kleingärten und fast überall Kiesinseln mit Alibibäumchen aus xy in den Wohngebieten bedeutet, dass es irgendwo noch eine handvoll Leute gibt, die den alten Kram noch interessant finden. Zugewanderte Rumänen, Polen usw habens oft mit Zwetschgen aus der Heimat, es findet sich ja doch auch mal die ein oder andere Überraschung. Neben den 19 historischen Sorten habe ich auch einen bemerkenswerten Sämling, der hat nun auch einen Namen. Vielleicht schenke ich dem Grünflächenamt mal einen Baum davon.

Nun kann man Interesse wecken bei Leuten, für die eine Baumpflanzung mehr ist als einen Elstar aus der Nobelbaumschule Samstagmittag im Frühling zu kaufen.
Ich wäre schon froh, ich wüsste, wie man solche Leute am besten anspricht, wie man zusammenkommt. Mehr als 20 Leute kriege ich in meinem Kreis dafür aktuell nicht zusammen und dann steht da immer das Problem mit dem wenig Platz noch irgendwo zwischen Interesse und Pflanzung.
Wenn ich einem 70jährigen Rentner einen Baum veredle und wir ihn bei im einpflanzen, ist das irgendwie was anderes, da mache ich jemandem eine Freude.
Aber das hat hier nicht viel mit Erhaltung zu tun. Dafür fallen die Bäume wenns dumm läuft ein paar Jahre später zu schnell wieder.
Weil der Nachfolger an Hornissen verzweifelt weil er nicht versteht, dass man fallobst auch aufheben kann oder weil ihm der baum einfach nichts bedeutet.

Die Streuobstwiesen, reden wir nur von denen, die halbwegs gepflegt werden, also mehr Prestigepflanzung, weil echte gibts hier im direkten Umkreis nicht mehr (Gemüsebaugegend), für die interessiert sich niemand außer ein paar Osteuropäern. Da muss man sich schon freuen, wenn mal ein Hund ein paar heruntergefallene Früchte frisst. Herbe Mostbirnen als Durstlöscher, da kann man hier schon fast ein Event draus machen.

Für was soll ich so eine historische Sorte pflanzen? Wenn ich sie nicht nutze und kann keinen dafür begeistern, braucht der nächste nur gerne grillen und das wars wieder.
Da kann ich mit einer Art Reiserschnittgarten vielleicht mehr erreichen. Evtl. haben andere mit den Sorten und ihrer Verbreitung mehr Glück.
Verseuchte Reiser abliefern und Kranheiten von a nach b schicken, weiß auch nicht, ob das so toll ist wenn man an here Ziel denkt.

Pflanzenschutz um eine Ernte im Hobbygarten zu sichern? Ist politisch nicht vorgesehen.
Man geht irgendwie fast an jedem Punkt irgendwo an.
Eigentlich könnte ich keine Lust mehr haben. Ich bin Apfelallergiker, deswegen mache ich sowas sinnloses.
Ich versuche die nächsten 50 Jahre noch so weiter vor mich hinzukrauten, in 30 Jahren kommt evtl jemand der was draus machen könnte.

Wenns ein Ast oder Baum pro Sorte noch da ist, dann ist sie zumindest nicht weg.
Aber weg und verschwinden gehört zum Kreislauf.
Weiss nicht ob ich mir Mühe zum missionieren geben soll, keine Lust irgendwie.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: dmks am 22. Januar 2018, 21:42:28
Ich wäre schon froh, ich wüsste, wie man solche Leute am besten anspricht, wie man zusammenkommt. Mehr als 20 Leute kriege ich in meinem Kreis dafür aktuell nicht zusammen

Gib einfach nicht auf!!! ;)
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: thuja thujon am 22. Januar 2018, 21:47:59
Ich bin dran.
Am Samstag gebe ich Schnittkurs, mal gucken, wer kommt...
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Ahornblatt am 22. Januar 2018, 23:07:02
weiß nicht....
Wir haben unser Grundstück kaufen dürfen, als die ursprünglichen Besitzer schon tot waren und haben so gut wie keine Informationen dazu bekommen. Im Laufe der Jahre hab ich so viele interessante Pflanzen dort entdeckt. Auch ein paar alte Bäume. Beim Apfelbaum, der mir so schmeckt, bin ich mir bis heute nicht sicher, welcher es ist. hab ihn zweimal bestimmen lassen und zwei verschiedene Ergebnisse bekommen.
hm - ich wäre sehr froh gewesen, wenn ich zum Grundstück dazu auch ein paar Infos bekommen hätte!  ;)

Ich bemüh mich sehr, "meine " Sorten zu erhalten!

Apfel, Wein, Tomaten, Mais etc.

hab schon versucht, meinen Apfelbaum auf eine Unterlage pfropfen zu lassen, aber das Ergebnis war so schlecht gemacht, dass ich - hm.. sollte ich selber lernen, wie das geht?

Bei uns in der Gegend ist die Landstraße mit hohen (Most?) Birnbäumen bepflanzt worden - sieht so aus als wäre es von der Gemeinde aus gemacht worden. Da liegen interessante Früchte am Boden, ganz offensichtlich "alte" Sorten!  :)
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: thuja thujon am 22. Januar 2018, 23:20:21
Der Weg ist das Ziel.
Pfropfen lernen ist doch ein toller Schritt in die richtige Richtung.

Mostbirnensorten bei uns, auf der Streuobstwiese von der Industrie gefördert und von keine Ahnung wem gepflegt: das läuft hier zur Hälfte der Bäume auf die Schweizer Wasserbirne hinaus. Wächst auf jedem Boden auch ohne Pflege und mit Luftverschmutzung kommt sie auch klar. Wenns Obst eh keiner nutzt, könnte man das auch positiv sehen, da werden wenigstens die Bäume etwas älter als zu jung zum sterben.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: landfogt am 24. Januar 2018, 21:21:21
@rib-huftier
die sorten sollen nicht nur von pomolgen getestet sein,sondern sind von einem Pomologen getestet worden.der mann heißt klaus Anton und ist einer ders wirklich drauf hat.ich habe schon öfter reiser von ihm erhalten und habe öfters kontakt mit ihm.
ich habe hier im Forum schon öfter erwähnt,daß ich jemand kenne,der mit sehr hoher warscheinlichkeit den echten edelborsdorfer hat und das ist er.
wir sind nur noch nicht sicher,ob der edelborsdorfer aus England(nfc)der selbe apfel ist,wie den,den er gefunden hat.
klaus Anton kommt jedes jahr im Oktober ins Autohaus Wuchenauer nach ulm,wo jeder seine äpfel bestimmen lassen kann.
genauso ist jan bade mit im boot bei sortenerhalt.de
sozusagen der Birnen papst aus Deutschland.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Rib-Johannisbeere am 24. Januar 2018, 22:57:41
Auch die Sortenechtheit sollte durch Pomologen bestätigt sein. Wer dies ernst meint, sollte vielleicht in den Pomologenverein gehen.

https://obstsortenerhalt.de/

Du hast mich ein wenig Missverstanden bzw. ich war da ungenau. Ich wollte damit zum Ausdruck geben, dass, wenn man sich um Sortenerhalt  kümmern möchte, so wie es Mybee vorschlug, man sicher sein sollte, was man in den Erhalt nimmt.
Wenn man zB beim Ritthaler Reiser vom Edelborsdorfer holt, dann kann man sich nicht sicher sein, dass es eben der Echte ist. Es könnte die falsche Sorte versehentlich geschickt worden sein oder der Händler hat sonst wo Fehler gemacht. Daher sollten diese Pflanzen von einem oder besser von mehreren Pomologen bestätigt worden sein.

Dass die Reiser, die vom Pomologenverein "verbreitet" werden, vom Pomologen (ich meine und denke dass da auch mehrere Pomologen ihre Finger im Spiel haben) bestätigt sind, weiß ich. Steht auch auf der Website :)
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Tara2 am 25. Januar 2018, 10:13:23
Wenn man zB beim Ritthaler Reiser vom Edelborsdorfer holt, dann kann man sich nicht sicher sein, dass es eben der Echte ist.

Dass die Reiser, die vom Pomologenverein "verbreitet" werden, vom Pomologen (ich meine und denke dass da auch mehrere Pomologen ihre Finger im Spiel haben) bestätigt sind, weiß ich. Steht auch auf der Website :)
Bei Ritthaler bekommt man sehr wahrscheinlich zur Zeit statt dem Edelborsdorfer nur Fromms Goldrenette. Aber daran ist er nicht schuld, denn Fromms Goldrenette wurde sogar von vielen Pomologen für den Edelborsdorfer gehalten und so ganz sicher was was ist, ist man sich auch heute noch nicht. Ich habe mir von ihm auch "seinen" Edelborsdorfer gekauft. Aber was solls so oder so habe ich jetzt eine Sorte mehr und wenn das ganze einmal geklärt sein sollte habe ich auch schnell den richtigen Edelborsdorfer bei mir angepflanzt.
Zum Pomologenverein muss ich sagen, dass auch dort Fehler vorkommen und man daher seine Sorten immer wieder überprüfen muss. Das Problem ist, dass es zu wenig echte Experten gibt.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: landfogt am 25. Januar 2018, 20:48:32
die einzige "öffentliche" Quelle ist die national fruit collection in England.
hier hat man eine sehr hohe warscheinlichkeit,daß die sorten stimmen.ich bin auch der Meinung,daß der edelborsdorfer von da stimmt.er hat bei mir 2017 getragen.leider hat der hagel den 4 äpfeln so zugesetzt,daß ich sie unreif runter nehmen musste.aussehen,farbe,grösse,kelch,stiel und fruchtfleisch waren der Beschreibung sehr ähnlich.trotz der nicht ganzen reife.durch die recht frühe Reifung in 2017 wo auch der martini schon anfang Oktober reif war,konnte man den guten Geschmack des apfels bereits erahnen.
bin gespannt auf dieses jahr.hoffentlich passt das wetter ::)
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: JörgHSK am 26. Januar 2018, 20:50:22
Die  National Fruit Collection hat ihre Reiser vom Edelborsdorfer auch aus Deutschland erhalten damals.
Ebenso die New York State Agricultural Experiment Station.
Man weiß jetzt das diese Verwechslung Edelborsdorfer - Fromms Goldrenette schon sehr früh stattgefunden haben muss. Wer weiß was die beiden Erhaltungseinrichtungen damals bekommen haben.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Rib-Johannisbeere am 26. Januar 2018, 21:07:50
Aber diesen bekannten Fehler müsste sich bei den Sortenerhaltern langsam herum gesprochen sein, oder? ;D
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Tara2 am 26. Januar 2018, 21:35:20
Eben noch nicht so recht, weil die "Sortenerhalter" ja gerade darüber streiten was der "echte Edelborsdorfer" ist und was eben nicht. Und eindeutig/entschieden ist die Sache immer noch nicht. Ich bin auch mal gespannt, was sich am Ende als der "wahre Borsdorfer" herausstellt. Falls er überhaupt jemals wieder richtig ans Licht kommt.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: mybee am 27. Januar 2018, 14:59:43
Ursprünglich zielte ich mit meiner Idee mehr auf einen einzigen Baum im eigenen Garten, auf der Obstwiese, in der Nachbarschaft, in der Gemeinde, im Landkreis oder am Wegesrand. cydorian vielleicht solltest Du weniger spazieren gehen
oder schaue wie ich nicht auf die maroden Bäume, sondern auf die Bäume, die allen Krankheiten bisher trotzen.

Warum denken die meisten bei Sortenehalt an Äpfel? Ich suche noch nach Kirschen (gerade wegen KEF u.Co) und nach
Renekloden, die in den Gärten versteckt sind.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: mybee am 27. Januar 2018, 15:13:04
Aah.......noch an Birnen. Und natürlich Mirabellen. Und...... :D :D
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Frühling am 27. Januar 2018, 16:04:49
Komme nur kurz auf Aepfel zurueck, obwohl das eigentlich alle Obstsorten betrifft.  Ich bin auf 'nem Umweg auf Sortenerhalt gekommen.  Wollte unbedingt eine Apfelbaum, hatte aber keinerlei Wissen, hab dann irgendeinen Apfelbaum erstanden = grosser Reinfall - der arme war eben nichts fuer unser Klima. Ich sah die vielen alten Apfelbaeume auf den Wiesen und in alten Gaerten - voller Aepfel! Und dann kam die Erleuchtung und ...Google... Wir brauchten Sorten, die auf unser Klima abgestimmt waren.... als nochmal von vorne anfangen, haben alte Sorten gefunden, die der Bschreibung nach mit unserem Gebirgsklima zurecht kamen ...und wisst ihr was ?es hat funktioniert.  Alle Baeume geben gute Fruechte und ich finde, sie sollten unbedingt erhalten werden.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Isatis blau am 27. Januar 2018, 16:15:13
sondern auf die Bäume, die allen Krankheiten bisher trotzen.

Und wo sieht man die? Cydorians Pessimismus ist nicht unbegründet.

Trotzdem ist die Idee alte Sorten zu erhalten gut. Ist möglicherweise nur ein Tropfen auf den heißen Stein, ich habe eine alte Lokalsorte, die ich als Kind schon lecker fand. Meine Kinder mochten sie auch, ich habe sie veredeln lassen und neu gepflanzt.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: mybee am 27. Januar 2018, 16:24:20
Die guten Sorten gehören nicht in ein Museum.
Zu einem Museum gehören Museumsumsbetreiber, Besucher, Leute, die etwas Antikes ausgraben oder ein einmaliges Kunstwerk ausstellen. Die Exponate sind einzigartig .
Obstbäume lassen sich leicht weitervermehren. Klonen von Museumsstücken ist nicht so erwünscht.

Aber eine Gemeinsamkeit finde ich doch. Wenn es keinen gibt, der sich für die Sachen noch begeistert, dann verschwinden sie. Wie viele private und staatliche Sammlungen sind schon untergegangen, wie viele
Schnittgärten geschlossen, wie viele Bäume gefällt

Mein Plan ist nicht alle oder möglichst viele Sorten zu retten. Das Aussteben einzelner Species gehört zur Natur und die Menschheit mischt da gewaltig mit.

Wenn sich für 1 Sorte 5 Liebhaber verteilt über das Land finden, dann wird sie nicht so leicht verschwinden

Ich suche noch an meinem Obstbaumpatenkind.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: mybee am 27. Januar 2018, 16:35:06
Isatis blau

Die Trotzköpfe suche ich ja gerade.

Und cydorians Pessismismus beeindruckt mich kein bisschen. Meiner ist noch viel größer und die Realität noch grausamer. Bevor es endlich den Obstsnack aus dem DreiD-Drucker gibt, kommt ja erstmal die
Obstproduktion unter Laborbedingungen. :(i

Aber eigentlich ist es ein Zweckpessimismus. :D

Und Bingo!!!  Du bist der erste hier der seinen Baum erwähnt.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Tara2 am 27. Januar 2018, 19:26:44
Da muss jeder selbst das Seine tun! Ich habe weit über 100 Obstbäume und pflanze immer noch weitere dazu, jedes Jahr so ca. 15 bis 20 fast ausschließlich alte Sorten. Wie es nach mir mal weiter geht? Keine Ahnung. Aber vielleicht werden unsere Nachfahren ja mal schlauer als wir und jemand ist froh über unsere Sorten die wir erhalten haben.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: cydorian am 27. Januar 2018, 19:42:39
Wenn sich für 1 Sorte 5 Liebhaber verteilt über das Land finden, dann wird sie nicht so leicht verschwinden

Ich suche noch an meinem Obstbaumpatenkind.

Ach so, wieder eine Neuerfindung des Rades :-) Was du willst, existiert schon immer, daran konnte man sich schon immer beteiligen und dafür wird schon immer Werbung gemacht. Vielleicht machst du mal beim Erhalternetzwerk Obstsortenvielfalt mit? Hier: https://obstsortenerhalt.de . In Österreich "Arche Noah" mit viel Schub zum Sortenerhalt. Dann noch diverse Projekte auf Landesebene, z.B. beim Nabu, BUND Lemgo, Streuobstnetzwerke, die Sortenerhaltungszentrale.... teilweise hier schoin genannt.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: landfogt am 27. Januar 2018, 20:42:46
wobei ich da etwas mehr vertrauen in obstsortenerhalt.
die alten sorten sind schon wegen des riesigen gen pools zu erhalten.die meißten neuen sorten stammen von alten ab.wobei kaum eine an die alten rann kommt.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: landfogt am 27. Januar 2018, 20:51:49
ich habe vor 3 jahren den spartan aufveredelt.der hat 2017 das erste mal getragen.was soll ich sagen,schmeckt halt kommerziell und man merkt gleich,daß es eine neuere Züchtung ist.
das Problem mit den alten Obstsorten ist,das sich nur noch sehr wenige ums steinobst kümmern!
wiso da England von ihren vielen,in Deutschland verschollenen steinobstsorten keine abgeben,weiß keiner.
es ist sicher eine menge arbeit,reiser zu schneiden und zu verschicken aber manche meinen auch der art verteuerte preise für ein 25 cm reis zu verlangen.
es wäre besser man würde die Prioritäten auf die Vermehrung und Vervielfältigung der seltenen sorten setzen.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: mybee am 27. Januar 2018, 20:53:46
nö- nicht Neuerfindung des Rades, sondern Wiedereinführung des Ersatzrades statt des Reparatur-Sets. Das Erhalter-Netzwerk kenne ich wohl. Es soll ja auch kein Konkurrenz-Projekt zu den bereits existierenden Vereinigungen sein, nicht mal eine Aktion.

Ich denke nur ,daß man einer Sorte, sozusagen einem "personal fruit tree" den man ev. schon hat oder meinetwegen auch neu pflanzt, etwas mehr Aufmerksamkeit widmen sollte, ihn etwas pflegt, um ihn zu erhalten. Denn eine Sorte, die für niemanden eine Bedeutung - und sei es nur zum Essen  ;D - hat, wird verschwinden. Es passiert oft genug bevor eine Sorte determiniert oder verifiziert wurde. Dann wird sie terminiert durch den finalen Pflegeschnitt ca. 20 cm überm
Erdboden.






 
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: thuja thujon am 27. Januar 2018, 23:10:08
Dann muss man die Vorteile der Sorten beschreiben und damit Leute erreichen.

Deswegen habe ich hier eine Sammlung in der Gartenanlage, keine langlebigen Hochstämme was sie erhält, aber etwas, das praktische Werbung macht, damit vielleicht andere Gärtner auch die besonderen Eigenschaften kennen lernen. Direkt und zum probieren. Unterlagen selber vermehren, Wunschsorten drauf okulieren, Baum verschenken, was soll ich noch machen. Das dauert alles etwas, nicht alle interessierten Gärtner haben 2-3 Jahre Zeit. Oft ist das ziemlich ne Nullnummer.

Ich beobachte aktuell viel Interesse an steinobst von den Ostblockstaaten-leuten. Ringlo und Primitivpflaumen, da hasben die was drauf und bringen vieles von drüben mit. Manches hält sich auch, während hier die Hauszwetschge nur noch eine Lebenserwartung von 3 Jahren hat.
Ich kann das mit dem zurückgehen vom Steinobst irgendwie verstehen. Baumgesundheit, Platzbedarf und zu große Erntemengen.
Ich pflanze es auch nicht mehr viel bei mir im Garten, eher auf den Allgemeinflächen in der Gartenanlage. Sollen die Kinder in 20 Jahren Bauchweh davon kriegen. Ich hoffe die Kinder gibts bis dahin überhaupt noch, derzeit muss man sich auch deswegen schon Sorgen machen.

Ich bin leider auch nur noch sehr pessimistisch (geworden).
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: JörgHSK am 28. Januar 2018, 09:44:19
ich beobachte grad die Entwicklung eines bereits gelaufenen Obstkartierungs Projektes hier in Westfalen. Es wurden nur Hotspots kartiert, und nicht überall. Und jetzt wird auf Teufel komm raus alles erhalten was irgendwie da ist. Taugt noch als Mostapfel also mit rein in die Sammlung. Das kann es auch nicht sein.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Tara2 am 28. Januar 2018, 10:12:18
Und wieso nicht? Es soll Leute geben die gerade an Mostapfelsorten interessiert sind! Wer nicht an Mostapfelsorten interessiert (ich zugegebener Maßen auch nicht) ist, braucht ja keine zu Pflanzen, aber dass man diese für Interessierte in die Sammlung aufnimmt finde ich in Ordnung.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: cydorian am 28. Januar 2018, 10:38:43
Taugt noch als Mostapfel also mit rein in die Sammlung. Das kann es auch nicht sein.

Wenns um Vielfalt geht, warum nicht? Man kann nie sagen, welche Eigenschaften irgendwann wichtiger werden. Umgekehrt sehen wir das ja auch ständig. Trockenbirnen wie die Knausbirnen waren einst eminent wichtig und haben ganze Wirtschaftszweige angetrieben. Heute bäh, weg, erledigt, braucht keiner, was ist das überhaupt?

Ertragreiche Säureträger für Saft sind heute längst wieder gesucht. Man produziert aus nicht marktfähigem Tafelobst Saft, den man früher mit Säureträgern verschnitten hat damit das säurearme süssklebrige Zeug trinkbar wird. Das gelingt heute gar nicht mehr. Wir haben hier deswegen seit ein paar Jahren lustige Preisansteige bei Fruchtsaftbetrieben, die Mostobst von Streuobstwiesen ankaufen. Wer sagt uns, dass wir auch in Zukunft 80% der Konzentrate in China kaufen wollen oder können oder deren Tricks weiterhin vom Kunden akzeptiert werden?

Das Problem liegt aber gar nicht nur in den Sorten, das sind Namen die man leicht vor sich hertragen kann, aber es ist die ganze grosse verlorengegegangenen Kultur, die weg ist und mit der auch die Basis weg ist. Diese Kultur generierte über Jahrhunderte mit massenhaften Zufallskreuzungen sowie äusserst engagierten privaten Züchtern ständig neue Sorten und sorgte für einen evolutionären Mechanismus der Entwicklung. Sie bestand in der Breite, geografisch, sozial, wirtschaftlich. Das lässt sich nicht durch ein Museum erhalten. Nur das Leben von ein paar Ergebnissen aus dieser Kultur lässt sich verlängern. Ein Erhaltungsgarten, so schön und wichtig er auch ist, ist im Prinzip ein Museum und die wir, die unser Hobby betreiben, sind Aussenstellen davon. Erhalten eben. Bis einer nicht mehr zahlt, die Sammlung zumacht (Hallo Geisenheim, wo ist eure Steinobstsammlung hin?) oder den Hobbyisten der Schlag trifft. Damit der Enkel endlich die benötigte Doppelgarage bauen kann und das komische Baumgelumpe wegkann, an dem der Alte unverständlicherweise gehangen hat, obwohl es nur Arbeit machte.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Piccolina am 28. Januar 2018, 10:57:07
...an dem der Alte unverständlicherweise gehangen hat, obwohl es nur Arbeit machte.

(Hervorhebung von mir.)

Also ich finde, genau dies ist das bzw. ein Problem: Die nächste Generation zu begeistern und es ihnen näherzubringen, sich um alte/seltene Sorten zu kümmern und sie zu erhalten. Wieviele Ältere schwärmen noch nach Jahrzehnten von einem Apfelbaum, der im Garten der Großeltern stand und vielleicht heute verloren ist. ("Hätte ich mich doch um den Baum gekümmert...")

Ich habe hier auch 2 alte Sorten, die ich gern erhalten möchte. Ich muss nur noch jemanden finden, der mir hilft, weil ich nicht veredeln kann (noch nicht...).

LG Piccolina
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Secret Garden am 28. Januar 2018, 14:30:30
Also ich finde, genau dies ist das bzw. ein Problem: Die nächste Generation zu begeistern und es ihnen näherzubringen, sich um alte/seltene Sorten zu kümmern und sie zu erhalten.

So sehe ich das auch. Für die meisten alten Sorten ist im Profi-Obstanbau und den Supermärkten kein Platz mehr. Ich finde es aber traurig, wenn Gartenbesitzer die gleichen Massensorten anpflanzen - vielleicht weil sie gar nichts anderes kennen. :-\ 

Im vorletzten Jahr gab es im Elterngarten eine reiche Ernte und ich bot einer Nachbarin Äpfel an. Sie druckste rum: "Ach, schon wieder Äpfel :-\." Nachdem ich sie fast genötigt hatte in einen Apfel zu beißen, war sie erstaunt und begeistert über den Geschmack. :D

Es war die 'Biesterfelder Rennette', druckempfindlich und nicht lange lagerfähig, aber sehr lecker und bei mir keine Allergiesymptome auslösend. Im letzten Jahr habe ich zwei junge Bäumchen davon gepflanzt. :D
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Laurin am 28. Januar 2018, 15:18:47
Meine  Enkelin verträgt einer Fruktoseallergie auch auf Äpfel nicht, nur einige alte Sorten, die eher säuerlich sind, wie die Graurenetten, Lederäpfel machen ihr nichts aus.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: michaelbasso am 28. Januar 2018, 15:45:02

Das Problem liegt aber gar nicht nur in den Sorten, das sind Namen die man leicht vor sich hertragen kann, aber es ist die ganze grosse verlorengegegangenen Kultur, die weg ist und mit der auch die Basis weg ist. Diese Kultur generierte über Jahrhunderte mit massenhaften Zufallskreuzungen sowie äusserst engagierten privaten Züchtern ständig neue Sorten und sorgte für einen evolutionären Mechanismus der Entwicklung.

Heutzutage findet man diese Zufallssorten eher an Autobahnen, wo aus weggeworfenen Appelgripschen neue Bäume entstehen. Spontan fallen mir einige Standorte ein, an denen ich seit Jahren vorbeifahre. Auch Pfirsische hab ich schon gefunden.
Der einzige Unterschied dürfte sein, das es Abssaaten der üblichen Supermarktsware sind. Aber wer weiß, ob sich das nicht auch lohnt.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: JörgHSK am 28. Januar 2018, 15:47:49
ich habe mich glaube auch falsch ausgedrückt. Ich meine nicht die Mostäpfel an sich, oder dieses Projekt. Ich bin nur dagegen alles einzusammeln und zu erhalten, ohne vorher einen kritischen Blick darauf geworfen zu haben.  Außergewöhnliche Gesckmacksnuancen, Krankheitresistenz, ich finde darauf sollte man schon etwas achten. 
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: cydorian am 28. Januar 2018, 17:55:29
Heutzutage findet man diese Zufallssorten eher an Autobahnen, wo aus weggeworfenen Appelgripschen neue Bäume entstehen.

Abgesehen davon, dass das die übliche Golden-Nachkommens-Sosse sehr enger genetischer Bandbreite ist und ein seltenes Ereignis bleibt, sieht man daran schön was an kulturellem Kontext unwiderbringlich weg ist. Denn diese Bäume werden nicht gesichtet, geprüft, sondern irgendwann ganz unprätentiös umgesägt, schliesslich sind grössere Gehölze am Strassenrand als Mörder gefürchtet, wie nach jedem Sturm zu sehen ist.

Beispiel für das ausgehende 19. Jahrhundert: Der Brettacher. In der Vor-Flurbereinigungszeit gab es aufgrund der Realteilung viele lange schmale Grundstücke und eine unglaubliche Dichte von Feldhecken. Die hat man aber auch genutzt, als wichtiger Brennstofflieferant und durchaus auch kräftig das Wildobst. Die Kinder hatten z.B. Schlehen zu pflücken, die hat man in den Most geworfen, um damit Gerbstoffe reinzubringen. Wurde rot, störte niemand. Und man hat gerne ausgepressten Trester oder faulende Äpfel in Ränder und Hecken gekippt. Daraus entstanden Sämlinge, so dass diese Hecken häufig von wild aufgegangen Obstbäumen durchsetzt waren. Sehr viele Sorten im Südwesten und vermutlich auch anderswo (Normandie!) sind so entstanden. Man hat sie auch genutzt, Sämlinge aus ausgepresstem Bittenfeldertrester sind bis heute für die wenigen Kundigen die Quelle für Veredelungsunterlagen.

So ein Wildling aus Trester unbekannter Sorten war der Brettacher (später konnte man ihn als triploiden Nachkommen von Champagner Renette und Jakob Lebel zuordnen). Der örtliche Baumwart hat ihn gesehen und ihm ist schon vor den ersten Äpfeln sein gesundes Laub und der kräftige, schöne Wuchs aufgefallen. Dann die Äpfel. Dann hat man den Kreisobstbauinspektor gerufen. Reiser wurden geschnitten, zu allen möglichen Fachleuten quer durchs Land geschickt, beurteilt, geprüft.

Nichts dieser Kultur und dieser Mechanismen existiert noch. Nicht die Trester, nicht die Hecken, nicht die Interessierten, nicht irgendein Kreisobstbauinspektor. Der Originalbaum war kerngesund und riesig gross, bis man ihn bei der Flurbereinigung 50 Jahre später "leider" umgesägt hat. Bezeichnend für die Veränderung der Kultur. Ein Autobahnrand, der alle 10 Jahre mit dem Forstschredder auf Stock gesetzt wird mit Apfelbutzen aus "Kanzi" und "Pink Lady" ist leider, leider nichts, das auch nur annähernd mit dieser untergegangenen Kultur zu tun hat. Wieviele Sorten sind denn dauraus entstanden, die vermehrt werden, einen Wert haben?
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: thuja thujon am 28. Januar 2018, 19:42:39
Das will ich nun mal fast als Regel bestätigen.

Liefere auch gleich die Ausnahme, damit es als Regel gilt:

Friesenheimer Eulenapfel, steht fast ohne Schorf und Mehltau am Strassenrand mitten zwischen einigen Baggerseen in der Megamehltaulage.

(http://up.picr.de/31663144cy.jpg)

(http://up.picr.de/31663145lm.jpg)

(http://up.picr.de/31663146dk.jpg)

(http://up.picr.de/31663147uv.jpg)

Auf M9 benimmt er sich recht Plantagenaffin, rechts daneben der kleinere ist Rewena:
(http://up.picr.de/31663148ez.jpg)

Färbt trotz hohem und schmeckbarem Polyphenolgehalt nach dem anschneiden nicht nach braun um
(http://up.picr.de/31663308hl.jpg)

Urteil vom Pomologenverein: Tafelapfelqualiät, unbedingt weitervermehren.
Wer Reiser haben möchte, bitte bei mir melden.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Frisel am 30. Januar 2018, 18:06:49
Zum eigentlichen Thema – der praktischen Sicherung und Erhaltung alter Obstsorten - kann ich nicht wirklich etwas beitragen. Ich möchte nur auf einen Artikel aufmerksam machen, auf den ich vor Jahren gestoßen bin und der mich sehr beeindruckt und nachdenklich gemacht hat. Er tangiert das Thema. Für den, der ihn noch nicht kennt, ist das sicher eine interessante Lektüre.

www.bund-lemgo.de/download/FB_Neuzu_776_chtungen.pdf
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: BernerRosenapfel am 30. Januar 2018, 19:22:06
Ich sehe das nicht so pessimistisch. Heute entstehen Nischenmärkte, auf denen sich manche alten Sorten bewähren. Hier in der Frankfurter Gegend wird zunehmend sortenreiner Apfelwein erzeugt, was früher verpönt war. Es gibt gleich mehrere Anbieter von sortenreiner Goldparmäne; einer verkauft sie nicht nur in seinem Hofladen, sondern auch in einem großen Gartenmarkt, und je nach Jahrgang zahlen die Leute zwischen 12 und 15 Euro die Flasche! Ich kenne einen weiteren Obstbauern in der Gegend, der Äpfel unter anderem als Tafelobst verkauft. Der hatte lange Reihen Goldparmänen, die er roden wollte, weil die Sorte eigentlich im Erwerbsanbau "out" war. Jetzt hat er neue Bäume gepflanzt, weil die Kunden ihm die Äpfel seit ein paar Jahren als Tafelobst wegkaufen.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: thuja thujon am 31. Januar 2018, 00:09:59
Goldparmäne ist hier in der Gartenanlage auch noch vorhanden, mit (virusbedingtem) Besenwuchs, extrem Mehltau, so gut wie nicht lagerbar, schwierig vom Erntezeitpunkt in stressreichen Sommern, das Ende der letzten wenigen Bäume ist absehbar. Für mich keine Sorte, die ich für mich erhalten wollte. Eher was für Genbanken oder vielleicht kann die Küste noch was damit anfangen, als Ersatz für Cox Orange oder was auch immer.
Hier fragen wir eher wieder nach Ontario usw.

12-15€ die Flasche von dem Saft, ich persönlich würde nicht auf den Trend springen, wäre mir zu heiß. Wenns geht gut für den Bauern, obs der Sorte selbst hilft, ich weiß nicht. Weil sichs verkauft gesund spritzen und damit auch nutzen, ok, erhalten durch nutzen, aber die Kultur von den begeisterten Naturentdeckern scheint man damit nicht retten zu können.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Boskoop am 31. Januar 2018, 01:09:43
ich beobachte grad die Entwicklung eines bereits gelaufenen Obstkartierungs Projektes hier in Westfalen. Es wurden nur Hotspots kartiert, und nicht überall. Und jetzt wird auf Teufel komm raus alles erhalten was irgendwie da ist. Taugt noch als Mostapfel also mit rein in die Sammlung. Das kann es auch nicht sein.
ich habe mich glaube auch falsch ausgedrückt. Ich meine nicht die Mostäpfel an sich, oder dieses Projekt. Ich bin nur dagegen alles einzusammeln und zu erhalten, ohne vorher einen kritischen Blick darauf geworfen zu haben.  Außergewöhnliche Gesckmacksnuancen, Krankheitresistenz, ich finde darauf sollte man schon etwas achten.
Diese Aussagen halte ich für nicht besonders klug. Es wurden und werden in diesem das Projekt  „Erhalt genetischer Ressourcen im Obstbau in NRW" Obstarten verschiedener Couleur nach dem Gesichtspunkt "was ist noch da" gesammelt und gesichtet, und es wird versucht die aufgefundenen Regionalsorten, weil teilweise unbekannt, in Sortengärten zu erhalten.
Es würden ein erkleckerlicher Teil der Sortenvielfalt wegfallen, wenn nur überregionale Obstsorten oder Sorten erhalten werden, die außergewöhnliche Eigenschaften besitzen.

Es wäre wünschenswert, wenn sich wesentlich mehr Interessierte finden würden, die in den noch existierten Obstalleen oder Streuobstwiesen nach alten, fast vergessenen Regionalsorten schauen und helfen würden diese Sorten in ihrem Fortbestand zu sichern.

Aus diesem Grund ist der Vorschlag von mybee zu unterstützen, privat etwas unternehmen.

Gruß, Georg
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Urmele am 31. Januar 2018, 05:34:06
Dieser Friesenheimer Eulenapfel, wie ist der so? Frühapfel oder lagerfähig? Wie schmeckt er? Braucht er warmes Pfälzer Klima oder würde er auch im kälteren Bayern gedeihen?  :)
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Laurin am 31. Januar 2018, 07:37:17
Ich bin auch der Meinung, dass Mostäpfel wert wären, sie zu erhalten. Möchte dies hier in Österreich sogar auf die heute europaweit fast völlig verschwundenen Mostbirnen ausdehnen. Wir sollten nicht nur nach den heutigen Marktwünschen die Kriterien festlegen sondern auch nach dem genetischen Potential, das in diesen Urformen enthalten ist.
Auch wäre zu klären, was sind regionale Sorten. Das meiste sind ja Sorten, die im 19. Jahrhundert in Frankreich, England,Deutschland auch Amerika usw gezüchteten Sorten und von den damaligen Pomologen verteilt wurden.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Tara2 am 31. Januar 2018, 08:06:19
Dieser Friesenheimer Eulenapfel, wie ist der so? Frühapfel oder lagerfähig? Wie schmeckt er? Braucht er warmes Pfälzer Klima oder würde er auch im kälteren Bayern gedeihen?  :)
So wie ich das sehe ist das ein Sämling. Wie soll er Dir da diese Frage beantworten? Der Baum ist doch sehr wahrscheinlich noch nie in Bayern gewachsen/probiert worden. Wenn Du ihn Dir holst und probierst kannst Du uns in ein paar Jahren sicher sagen ob er das Klima dort verträgt!
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: BernerRosenapfel am 31. Januar 2018, 09:52:11
Zitat von: thuja thujon link=topic=[b
Link entfernt!1[/b]3018751#msg3018751 date=1517353799]
 Weil sichs verkauft gesund spritzen und damit auch nutzen, ok, erhalten durch nutzen, aber die Kultur von den begeisterten Naturentdeckern scheint man damit nicht retten zu können.

Schon recht, aber früher war die Sortenentwicklung auch häufig von wirtschaftlichen Erwägungen getragen - damals in regionalen oder gar lokalen Märkten - ohne die heutigen Transport- und Aufbewahrungsmöglichkeiten. Die Naturentdecker hat es natürlich auch früher gegeben, aber bei weitem nicht alles war Idealismus.
1min. Beitragsanzahl noch nicht erreicht
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: cydorian am 31. Januar 2018, 10:06:34
Egal was der Antrieb war - es gab ihn und es gab den kulturellen und gesellschaftlichen Kontextdieser Kultur. Der ist weg. Und jetzt hoffen wir, dass die übriggebliebenen Museumsstücke noch ein bisschen länger da sind. Gut, nur zu.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Sternrenette am 31. Januar 2018, 10:10:30
Laut meinen alten Gartenbüchern wurde vor allem Masse produziert. Eventuell wurde noch Rücksicht auf gute, bei Bäckern gefragte Küchenäpfel und Lagerfähigkeit gelegt. Alles übrige war nachrangig. Die Früchte wurden in Eisenbahnwaggons gekippt und mit allen denkbaren Transportschäden auf dem Markt verkauft.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: cydorian am 31. Januar 2018, 12:12:21
80% des Obsts wurden nicht verschickt, sondern vor Ort verbraucht. Äpfel umherzufahren war vor allem eine Erscheinung schlechter Jahre, wenn Ernten klein ausgefallen sind und woanders hoch. Tafelobst wie Mostobst, bei dem es damals wie heute keine Rolle spielt ob es angeschlagen ist. Manche Gegenden haben sich aber früh auf Export spezialisiert und da spielten so wie heute transportfestigkeit sehr wohl eine Rolle. Beispiel Tirol südlich der Alpen ab 1881, als die Bahn nach Meran verlängert wurde. Wisst ihr, was die häufigste Sorte vor gut hundert Jahren war? Champagner Renette! Bleibt kleinkronig, windfest, Frucht festes Fleisch, sehr gut transportfähig, im Lager aussergewöhnlich gut haltbar. Heute auf der Rote Liste der gefährdeten einheimischen Nutzpflanzen in Deutschland.

Masse und Erträge spielten zu allen Zeiten eine Rolle. Aber erst diese breite, tief verwurzelte Basis macht auch die Spitze und die Entwicklungsdynamik möglich. Es gab eben auch Luxus, Spitzenpreise für exklusive Sorten und eine unglaubliche Zahl pomologischer Enthusiasten.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Waldmeisterin am 31. Januar 2018, 12:24:02
Goldparmäne ist hier in der Gartenanlage auch noch vorhanden, mit (virusbedingtem) Besenwuchs, extrem Mehltau, so gut wie nicht lagerbar, schwierig vom Erntezeitpunkt in stressreichen Sommern, das Ende der letzten wenigen Bäume ist absehbar. Für mich keine Sorte, die ich für mich erhalten wollte.

So unterschiedlich sind die Geschmäcker  ;)
Goldparmäne ist der Apfel meiner Kindheit. Der Weg zur Schule führte an Streuobstwiesen (heute eine Neubausiedlung  :'() vorbei, Äpfelklauen war im Herbst beliebter Zeitvertreib, Goldparmäne mein absoluter Favorit.
Im Herbst habe ich nun eine gepflanzt, keine Ahnung, wie die sich hier machen wird. Stadtklima in Leipzig ist ja doch was anderes als das im Stromberg. Und vor allem bin ich gespannt, ob die immer noch so paradiesisch schmeckt wie 1978.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Sternrenette am 31. Januar 2018, 12:41:02
Hier wars die rote Sternrenette, neben Jakob Fischer :D
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Tara2 am 31. Januar 2018, 14:50:32
So unterschiedlich sind die Geschmäcker  ;)
Goldparmäne ist der Apfel meiner Kindheit. Äpfelklauen war im Herbst beliebter Zeitvertreib, Goldparmäne mein absoluter Favorit.
Im Herbst habe ich nun eine gepflanzt, keine Ahnung, wie die sich hier machen wird. Stadtklima in Leipzig ist ja doch was anderes als das im Stromberg. Und vor allem bin ich gespannt, ob die immer noch so paradiesisch schmeckt wie 1978.
Gerade bei Goldparmäne kommt es sehr auf die Unterlage an! Wenn Du den auf einer anderen Unterlage als Hochstamm gekauft hast, wirst Du wahrscheinlich enttäuscht sein!
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Waldmeisterin am 31. Januar 2018, 15:16:46
was es alles gibt  :o
Aber es ist ein Hochstamm, soll ja schließlich ein ordentlicher Baum werden  :D
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: BernerRosenapfel am 31. Januar 2018, 18:41:58
@ cydorian

Nicht zu vergessen der Weiße Winterkalvill, der damals auch unter anderem bei Meran angepflanzt und für viel Geld verkauft wurde.

Ein modernes Beispiel für eine von einem Liebhaber geschaffene Sorte, die es auf den Markt geschafft hat, ist der Berleis. Das Beispiel zeigt aber auch, wie aufwendig das heute geworden ist. Die Zeiten, in denen man geschaut hat, was in der Hecke aus dem Trester wächst, sind lange vorbei. (Das ist nicht abwertend gemeint, meine Vorfahren haben das auch noch praktiziert.)
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: thuja thujon am 31. Januar 2018, 20:20:23
Für den Privatgebrauch ist Marktwert doch unerheblich.
Ich pflanze bei mir die Bäume an, die ich haben will, aus was für Gründen auch immer. Dabei ists unerheblich, ob sie gut verkauft werden können.

Wenn man heutzutage die Äpfel so gut wie ausschließlich kauft und nicht selbst produziert, darf man sich über komische Entwicklungen eigentlich nicht wundern.
Der Selbstversorgungsgrad ist das, was sich die letzten 2-3 Generationen geändert hat. Dabei ist das Wissen um den Anbau und die Sorten verloren gegangen, deswegen werden heute die ungeeigneten Sorten aus dem Gartencenter gepflanzt und sich hinterher gewundert, warum manche Bäume größer werden als andere und warum die Bäume im Garten ganz anders aussehen als die Zeichnungen in den Schnittbüchern.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: b-hoernchen am 01. Februar 2018, 18:38:04
Laut meinen alten Gartenbüchern wurde vor allem Masse produziert.
Das ist typisch für Deutschland, "sei froh dass du überhaupt Äppel kriegst, was fällt dir ein, auch noch Ansprüche zu stellen".
Ich behaupte mal, dass es in anderen Ländern, wo der gute Geschmack kultiviert wurde, ein bisserl anders ist. Deswegen schau ich mir jetzt immer mehr das Programm französischer Baumschulen durch... .
Aber da motzen die Leute vielleicht auch nicht gleich, wenn ein Baum mal mehr als 20€ kostet... .
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: thuja thujon am 01. Februar 2018, 21:07:40
Wenn man auch was gescheites für die über 20€ bekommt und nicht nur einen verschnittenen Stecken mit vergewaltigter Wurzel...
Am schlecht anwachsen vom Reis liegt der Preis selten, und dann bleibt das ein Reis ein Reis ist. Markensorten sind wohl teurer als weniger gesuchte Sorten.

Geschmack ändert sich. Die harten Sorten von heute, früher hätte man sich die Zähne ausgebissen. Heute sind mit der Zunge abzuschabende Äpfel nicht mehr relevant. Genauso wie zu trinkende Birnen. Da das mit den saftigen Birnen schwer ist bis in den Supermarkt zu liefern, hat die Birne eh eine gefühlte Akzeptanz nahe null. Wer kanns verdenken, feste Rüben haben kein Naschniveau mehr.
Nojabrskaja finde ich trotzdem toll, auch wenn sie nicht mehr viel mit einer guten Birne zu tun hat.

Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: BernerRosenapfel am 01. Februar 2018, 22:23:17
Aber auch auf dem französischen Markt dominieren die anderswo seit langem führenden Sorten, wenn auch nicht so extrem wie bei uns. Hier sind Zahlen für 2016 (Marktanteil in Prozent):
Golden Delicious:      28
Gala/Royal Gala        22
Pink Lady                5
Belchard                  4
Graue Kanadarenette 4
Jonagold/Elstar/Braeburn je 3

Der Belchard ist auch ein "Kind" des Golden Delicious.
Wenn man die Statistik auf unser Thema "Sortenerhalt" anwenden will, fällt das Interesse der Franzosen für die gute alte Kanadarenette auf.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: cydorian am 01. Februar 2018, 23:09:02
Die 4% sind fast exakt der übliche Marktanteil für ältere "Traditionssorten" wie bei uns. In Deutschland ist das Boskoop mit ähnlichem Marktanteil. Golden Delicious liegt in D übrigens weit abgeschlagen bei 2,2%, noch hinter Idared (Jahr 2016/2017, Statista)

Ansonsten gibts dort dieselben Probleme mit Sortenerhalt und Wegfall des gesamten Kontexts wie in Deutschland. Und guckt man sich die Baumschulen an, siehts da genauso wie in D aus. Ein paar Enthusiasten, engagiert, viele alte Sorten, teuer und die Anderen haben das übliche Zeug, billig, veredelt in Osteuropa. Ein paar Züchter, die ausschliesslich für kommerziellen Intensivanbau züchten nach denselben Kriterien wie das weltweit passiert. Und Obstgehölze bei Aldi gibts da auch 2x jährlich. Warum soll es da auch anders laufen?
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: AltländerPfannkuchen am 04. Februar 2018, 21:04:22
Die Obstbauern sind das schwächste Glied in der Kette. Wer dort nicht andere Absatzwege als den Grosshandel findet, ist darauf angewiesen, die vom monopolisierten Einzelhandel verlangten 5 bis 8 Sorten zu produzieren,  sonst kann er den Laden zumachen. Letztendlich hat es jeder Verbraucher in der Hand für mehr Vielfalt zu sorgen, in dem er bewusst einkauft.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Paradeiserin am 12. Februar 2018, 20:17:52
Wenn ich zur Abwechslung mal was Optimistisches einstreuen darf: Ich habe das Gefühl, es tut sich soo viel bezüglich Sortenerhalt!
Ich bin gerade am Planen, durch welche Apfelbäume wir in den nächsten Jahren die schwiegerelterlichen, in die Jahr(zehnt)e gekommenen Halbstämme (Gravensteiner, Cox Orange, Kronprinz, Jonagold, ...) ersetzen bzw. ergänzen könnten, und dabei u.a. auf diese Veranstaltung hier gestoßen:
"Hirschbirne trifft Schafnase", Österreichs bisher größte Ausstellung alter Streuobstsorten fand letzten Herbst statt, und falls es sie heuer wieder gibt, werde ich sie sicher besuchen!
https://www.naturparke-steiermark.at/de/Veranstaltungen/Hirschbirne_trifft_Schafnase

Oder wenn ich nach Niederösterreich raufschaue: Der "Heckentag", eine Initiative durch die -niederschwellig und kostengünstig - alte Sorten wieder an die Frau, an den Mann, auf die Wiesen gebracht werden sollen! Findet übrigens großen Anklang in der Bevölkerung!

Dass Leute nicht einfach mal so eine "alte Sorte" pflanzen ist für mich völlig verständlich: Es steht heute einfach durchschnittlich weniger Platz zur Verfügung, in Privatgärten ist es oft nicht möglich einen Hochstamm zu pflanzen (dass im Gegensatz zu früher nicht nur die Zeit sonder auch der Nachwuchs im Hause fehlt, der dann auf den Baum klettert wenn man selbst nicht mehr kann, das brauche ich hier auch nicht zu sagen...  :-\ ). Ich persönlich wüsste auch gar nicht welche alte Sorte an Äpfeln wirklich für meinen Bedarf interessant wäre (denn wie man in den vorherigen Posts lesen kann gehen die Geschmäcker ja sehr weit auseinander, und ganz allein der Rarität wegen möchte ich den Apfelbaum ja auch nicht, wenn ich dann außer Arbeit gar nix davon habe ... ::)).
Und wie gesagt, um in diese Richtung aufzuklären, die Leute auf den Geschmack zu bringen, da tut sich meines Erachtens sehr viel in den letzten Jahren!
 :)
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Paradeiserin am 12. Februar 2018, 20:26:44
Und noch was fällt mir ein: Meine Mutter erzählt oft, damals in ihrer Jugend, in den 60ern gab es in keinem Garten der Region Gemüse wie Zucchini, und auch kaum Tomaten! Schwiegeroma galt damals beinahe als Pionierin weil sie eine gelbe Tomatensorte hatte!  :o
Und heute sieht es bei uns, in einer Kleinstadt in der südöstlichen Steiermark, im August beispielsweise so aus am Bauernmarkt:
http://www.bio-scharler.at/fotos-and-mehr/sommer-2010

Kopf hoch!
Und wie lese ich da oben: "Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für die Welt?!" Ich lese da kein "ja, aber..."  ;)

 :D
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: cydorian am 12. Februar 2018, 20:48:28
Obstsortenausstellungen gibts überall, sogar häufiger wie früher. Ich behaupte keinesfalls, dass die unwichtig oder schlecht seien. Sie sind halt auch so ein Ausdruck der stetigen Verschiebung aus dem Leben heraus ins Museal-Bewunderte hinein. Man guckt, findet das toll. Bravo. Applaudiert, kauft noch eine Schale aus Zwetschgenholz die der kreative Drechsler im Vorraum auf seinem Stand anbietet, bringt vielleicht sogar ein paar Äpfel zur Bestimmung mit, vom letzten Baum der Grossvaters der schon lange tot ist und der noch die Sortennamen kannte. Der bärtige Opa vom Pomologenverein am Bestimmungstisch wiegt den Kopf und sagt "Glockenapfel! Kannte früher jeder...".

Wir hatten auch Eine erstmalig in der Nähe, Kleinstadt, toll gemacht, gerne besucht. Wurde vom Pomologenverein organisiert. Die war just in dem Jahr, in dem die beiden schönsten Obstwiesen der Gemeinde umgesägt wurden. Eine wegen der Erweiterung eines Beerdigungsinstituts um eine Grabsteinausstellung samt vielen, vielen Parkplätzen. Klingt wie ein schlechter Witz, ist aber Tatsache und es gab im Gemeinderat keine einzige Stimme, die das kritisch sah. Die andere aus einem fast noch peinlicheren und noch sinnloseren Grund, auf städtischem Grund, auch da ging es um Parkplätze. Für eine Einrichtung, deren Ende absehbar war und die dann auch kurz danach geschlossen wurde. Schon die letzte Zuzugswelle hat den Siedlungsdruck enorm erhöht und hat unter anderem den alten Gärten das Leben gekostet. Die nächste Welle läuft gerade.

Und so läuft das immer. Nichts davon ist Sortenerhalt, sondern führt eine bigotte Verlogenheit vor, an deren Ende immer Geld und Beton steht statt ein Obstbaum. Verbrämt mit sogenannten "Sachzwängen".
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Paradeiserin am 12. Februar 2018, 21:45:39
Ach, das ist ja ein sehr verbittertes "früher war alles besser" ...

Wenn man den Links folgt, findet man übrigens raus, dass das keine "Ausstellung" im klassischen Sinne ist, sondern dass hier die einzelnen Naturparkregionen ihre durchaus erfolgreichen Projekte zum Thema Sortenerhalt vorstellen.  ;)
Und Gemüser wie Pastinaken oder auch alte Erdäpfelsorten kannte vor 20 Jahren kaum noch jemand bei uns, jetzt gehören sie eben (wieder) zum Alltag, eben weil sie auf allen Märkten angeboten werden.

Ich wäre neugierig, welchen Vorschlag du denn hättest, solche Themen wie alte Obst- und Gemüsesorten wieder aktiv in unseren Alltag zu bringen? 
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: cydorian am 12. Februar 2018, 23:06:39
Ach, das ist ja ein sehr verbittertes "früher war alles besser" ...

Ach, das ist ja wieder trällern um Ausstellungshows, pfeifen im Kirschlorbeerwalde. Und wie schön, dass man "wieder" Pastinaken kaufen kann, so altes Obst ist ja toll :)

Vorschläge und Beispiele wie man den Obstkulturreichtum verlängern kann, hatten wir im Obstforum schon genug wenn man mitgelesen hat und es gibt eine Reihe von Projekten, die immerhin Wege aufzeigen. Verlängerung halt. Das ist freilich ein gutes Stück weit von allem entfernt, was Richtung Wiederbelebung geht. Ich will da gar nicht mit Auflistungen von Beispielen daherlabern, sondern nur einen einzigen Punkt herausgreifen, der allen Projekten gemein ist, die tatsächlich Wirkung entfalteten:

Kernpunkt des Erfolgs war immer, dass etwas erfolgreich monetarisiert wurde. Das Obst und vor allem eben die alten Sorten bekamen dadurch Geldwert. Das ganze Zeug mit gutem Willen, Museum, Ausstellung, Obstwiese für Familien, Showpfad mit alten Kirschbäumen versandet früher oder später immer, verlottert und bewirkt nichts. Nur Geld und noch wichtiger ein Geldstrom bewirkt etwas. Man erntet Champagner Bratbirnen dann, wenn man dafür 60 EUR für den DZ von jemand bekommt der ein fantastisches Produkt draus macht das bis China exportiert wird, interessiert sich für diese und andere Sorten und pflanzt sogar. Da fragen schon Schulkinder nach. Man sägt den Baum dagegen ohne Zögern um, wenn er trotz aller verbalen Beteuerungen "wertlos" ist und wegen dem grossen Wendekreis des neuen SUV stört.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: BernerRosenapfel am 12. Februar 2018, 23:40:17
Zitat von: cydorian link=topic=[b
Link entfernt!1[/b]3026894#msg3026894 date=1518473199]
Zitat von: Paradeiserin link=topic=[b
Link entfernt!1[/b]3026827#msg3026827 date=1518468339]
Ach, das ist ja ein sehr verbittertes "früher war alles besser" ...


Kernpunkt des Erfolgs war immer, dass etwas erfolgreich monetarisiert wurde. Das Obst und vor allem eben die alten Sorten bekamen dadurch Geldwert. Das ganze Zeug mit gutem Willen, Museum, Ausstellung, Obstwiese für Familien, Showpfad mit alten Kirschbäumen versandet früher oder später immer, verlottert und bewirkt nichts. Nur Geld und noch wichtiger ein Geldstrom bewirkt etwas. Man erntet Champagner Bratbirnen dann, wenn man dafür 60 EUR für den DZ von jemand bekommt der ein fantastisches Produkt draus macht das bis China exportiert wird, interessiert sich für diese und andere Sorten und pflanzt sogar. Da fragen schon Schulkinder nach. Man sägt den Baum dagegen ohne Zögern um, wenn er trotz aller verbalen Beteuerungen "wertlos" ist und wegen dem grossen Wendekreis des neuen SUV stört.

Sehr richtig. Es muss, wenn es nachhaltig sein soll, monetarisierbar sein.

Aber die Beispiele gibt es doch. Du wirst die Champagner Bratbirne kaum zufällig erwähnt haben. Ich habe selbst schon den Birnenschampus getrunken, den ein Fachbetrieb in Baden-Württemberg aus der Champagner Bratbirne herstellt. (Es war ein Geschenk.) Im Grunde sind das Manufakturen, die kleine Mengen zu hohen Preisen verkaufen.

Ich hatte in einem früheren Beitrag sortenreinen Apfelwein erwähnt, der hier zu hohen Preisen verkauft wird.

Aber wenn das die modernen Produktions- und Vertriebswege sind, kann man nicht gleichzeitig den langsamen Tod der alten Streuobstwiese bedauern. Denn die ist in den seltensten Fällen monetarisierbar - und wenn man jenseits aller Romantik nüchtern darauf schaut, ist das doch auch kein Wunder.
1min. Beitragsanzahl noch nicht erreicht
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Roeschen1 am 13. Februar 2018, 01:10:47
Die Sorten müssen raus aus dem Museum, müssen gekauft und angebaut werden, nur so können sie überleben.
Bestes Beispiel, das Schwäbisch Hällisches Schwein, die "Mohrenköpfle",
sie konnten nur überleben, weil sie gegessen wurden.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: cydorian am 13. Februar 2018, 09:13:03
Aber wenn das die modernen Produktions- und Vertriebswege sind, kann man nicht gleichzeitig den langsamen Tod der alten Streuobstwiese bedauern. Denn die ist in den seltensten Fällen monetarisierbar

Es wäre schon ein Fortschritt, wenn Obstbäume wenigstens ein Teil der Kultur bleiben würden, aber nicht einmal das ist der Fall, Obstwiesen sind da so oder so abgeschrieben. Aber was hat das mit modernen Produktionmethoden zu tun? Natürlich wird der Bratbirnensekt nicht komplett nach Standards des 18. und 19. Jahrhunderts produziert, sondern in einem modernen Tank vergoren, durch Edelstahlleitungen gepumpt, sehr auf Hygiene geachtet. Die Produkte sind sehr erfolgreich und so wird auch der Rohstoff wertvoller, aus dem sie hergestellt sind.
Titel: Re: Sortenerhaltus
Beitrag von: Paradeiserin am 13. Februar 2018, 09:34:55
Ach, das ist ja ein sehr verbittertes "früher war alles besser" ...

Ach, das ist ja wieder trällern um Ausstellungshows, pfeifen im Kirschlorbeerwalde. Und wie schön, dass man "wieder" Pastinaken kaufen kann, so altes Obst ist ja toll :)



Ich weiß nicht, wo du "Ausstellungsshows" her hast.  ::)
Und ja, ich finde es tatsächlich gut, wenn man eine größere Diversität auf den lokalen Obst- und Gemüsemärkten finden kann. Warum bitte nicht?! Genau darum geht's ja - den Leuten zu zeigen: He, da gibt's mehr als nur den makellosen Golden Delicious und die roten runden Paradeiser aus dem Supermarkt.

Und es wird Geld investiert, um alte Sorten zu erhalten. Ohne solche Initiativen wüsste in 20 Jahren hier niemand mehr, was eine Hirschbirne oder eine Schafnase ist. So wird gutes Geld daraus gemacht, indem die Produkte in Likören, Schokolade u.ä. höherpreisigen Produkten verarbeitet werden. Oder findest du das problematisch? Müssen es genau die gleichen Anbau- und Vermarktungswege sein wie vor 3 Generationen?

Natürlich läuft es nicht perfekt, aber man kann auch sehen, was sich bereits Positives tut! Zynismus a la "ich lass mir im Supermarkt jedesmal 3 neue Plastiksackerl gebe, weil so lange es korrupte Politik gibt können wir das Müllproblem sowieso nicht lösen" hilft nicht weiter.
LG
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Paradeiserin am 13. Februar 2018, 09:45:19
Die Sorten müssen raus aus dem Museum, müssen gekauft und angebaut werden, nur so können sie überleben.
Bestes Beispiel, das Schwäbisch Hällisches Schwein, die "Mohrenköpfle",
sie konnten nur überleben, weil sie gegessen wurden.

Genau das meine ich! Was die Leute nicht kennen, essen sie nicht. Daher: Verkostungen, Bewerben der Produkte, Anbieten von Jungpflanzen und Produkten auf den Märkten. Wenn die Gemeinde, "die EU", da so eine Steuobstwiese pflanzt, in der niemand den Nutzen erkennen kann weil die Bäume außerdem erst in vielen Jahren tragen werden, wird kaum Verständnis da sein. Wenn die Bevölkerung den Bezug dazu hat und weiß, "das wird diese gute Sorte, die ich als Kind bei der Oma gegessen hab", das sind Sorten, die mal nicht mit viel Chemie niedergespritzt werden müssen, ... dann ist mit viel mehr Offenheit und Rückhalt bei solchen Projekten zu rechnen.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: bristlecone am 13. Februar 2018, 10:06:50
Wenn die Bevölkerung den Bezug dazu hat und weiß, "das wird diese gute Sorte, die ich als Kind bei der Oma gegessen hab", das sind Sorten, die mal nicht mit viel Chemie niedergespritzt werden müssen, ... dann ist mit viel mehr Offenheit und Rückhalt bei solchen Projekten zu rechnen.

An der Stelle steige ich dann aus. Ich kann solche Verbrämungen nicht mehr hören wie diese hier, dass "alte Sorten" nicht gespritzt werden müssen, weil sie ja so robust sind.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Sternrenette am 13. Februar 2018, 10:18:16
Das stimmt aber - für die Herkunftsregion. Eine Sorte, die nur krüppelige Früchte trägt, hätte man umgesägt.

Beispiel: der Apfelbaum bei meiner Freundin hat nur in dem Jahr wirklich gute Früchte getragen, wo es dauernd geregnet hat (2002?). Das ist also eine Sorte für norddeutsches Seeklima. Dort braucht er dann auch keinen Pflanzenschutz.

Oder die Birne Gräfin von Paris als Spalier in Villandry: vor ca 10 Jahren wurde auf Bio umgestellt, diese Sorte hätte dort dringend eine Fungizidbehandlung benötigt. Man sägt aber einen 40 Jahre alten Spalierbaum nicht einfach um.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Tara2 am 13. Februar 2018, 10:26:51
An der Stelle steige ich dann aus. Ich kann solche Verbrämungen nicht mehr hören wie diese hier, dass "alte Sorten" nicht gespritzt werden müssen, weil sie ja so robust sind.
Aber genau das ist das Problem, die für den Verkauf hauptsächlich angebauten Sorten sind Sorten die früher nicht oder kaum angebaut werden konnten, da sie sehr anfällig für Krankheiten wie Stippe, Mehltau usw, usw waren. Aber sie waren nahezu alle Massenträger siehe Cox Orange, Golden Delicius usw.. Nun wurden in den 50er 60er Jahren aber die Spritzmittel erfunden und verbreitet. Und siehe da die emfindlichkeit für Stippe,  Mehltau uns. spielte auf einmal keine Rolle mehr und der Massenertrag war auf einmal viel wichtiger, weil durch die Spritzmittel waren alle Äpfel schön und vermarktbar. Nun ging man hin und züchtete mit diesen Massenträgern neue Sorten, daher sind inzwischen fast 90% der auf dem Markt angebotenen Apfelsorten die genannten wie Golden Delicius, Cox Orange, Red Delicius usw. oder sind Nachfahren dieser. Fast jede neue Sorte hat zumindest eine dieser krankheitsanfälligen Sorten im Stammbaum und damit auch die Krankheitsanfälligkeit.
Viele alte Sorten waren nicht krankheitsanfällig, aber eben keine Massenträger (und daher für die Vermarkter uninteressant) und gerade diese Sorten gilt es vor allem zu erhalten. Eben die genetische Vielfalt.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: cydorian am 13. Februar 2018, 10:32:12
Zitat
Ich kann diese Verbrämungen nicht mehr hören wie diese hier, dass "alte Sorten" nicht gespritzt werden müssen, weil sie ja so robust sind.

Es zeigt aber ganz gut, wie romantisierte Vorstellungen den Realismus der Alltäglichkeit ersetzen. Die Kenntnisse darüber sind einfach verloren gegangen.

Im Museum und auf dem Marktstand ist alles sauber. Bis auf den obligatorischen Schorf-Schönheitsfleck, der zum Produkt gehört :-) Die Sortenblätter diverser Publikationen zeigen reife, schöne Früchte. Wunderbar, richtig so. Aber das belebt diese Kultur nicht, sondern versieht sie mit einem prachtvollen Bilderrahmen. Belebt wird eher der Frust, wenn man wirklich die Gummistiefel anzieht und z.B. einen uralten und hochgelobten Ribston Pepping pflanzt. Oder mal selber Kerne aussät und mit den falschen Erwartungen im Hinterkopf guckt, was dabei rauskommt.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: mybee am 13. Februar 2018, 10:35:05
moin!
Am Anfang wollte ich diesen Thread Obstbaumkultur benennen. Und dann gehörte das Obst als Kulturgut tätsächlich auch ins Museum. Museen werden aber von Besuchern und Betreibern finanziert. Was mit den staatlichen Erhaltungsgärten passiert ist, wissen die meisten hier.
Obst ist aber ein landwirtschaftliches Produkt. Was da geschieht, sieht man in Supermarkt und auf dem Wochenmarkt. Die Erzeuger werden sehr schlecht bezahlt. Die Auswahl ist winzig. Immerhin gibt es auch noch einige Nischenprodukte. Das kann die Diversität auch nicht retten.
Dann gibt es noch einige Enthusiasten, so wie mich alten Knorz, mit oder ohne grauen Bart, die sich die Freude am Sammeln und Experimentieren bewahrt haben und sowohl alte und neue Sorten suchen und testen. Was mit solchen
privaten Erhaltungsgärten geschieht, wenn sich kein Nachfolger findet, liegt auch klar auf der Hand.
Der Untergang von Sammlungen ist auch keine neue Sache. Schon der Belgier van Mons (1765-1842) mußte wegen der Planung einer Straße, die erst 20 Jahre später gebaut wurde, innerhalb von 6 Wochen seinen Zuchtgarten mit 50.000 ca. 20jährigen Sämlingen räumen.

Also war die Überlegung: Wenn sich über das ganze Land verteilt Erhalter für die eine oder andere Sorte finden, so wäre
für die "Biodiversität" doch schon einiges gewonnen. Der Grund für die Erhaltung kann doch so unterschiedlich sein wie die Menschen selber.
Dieser "dezentrale" (Zitat Hilmar Schwärzel) Sortenerhalt erfordert neben Leuten, die mitmachen, auch die Weitergabe des Wissens über diese Sorten und die Erfassung in einem Kataster. Ja, und dies ist keine Neuerfindung des Rades, das gibt es auch schon, z.B. obstgarten(.)biz.

Wie sagte mein Vater: Kommt Zeit, kommt Rad.
Ist das alles zu theoretisch
 
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Amur am 13. Februar 2018, 10:40:36
Das stimmt aber - für die Herkunftsregion. Eine Sorte, die nur krüppelige Früchte trägt, hätte man umgesägt.

Beispiel: der Apfelbaum bei meiner Freundin hat nur in dem Jahr wirklich gute Früchte getragen, wo es dauernd geregnet hat (2002?). Das ist also eine Sorte für norddeutsches Seeklima. Dort braucht er dann auch keinen Pflanzenschutz....

Schöne Theorie, nur leider selten passend.
Die Veredelung war noch im 19. Jh keineswegs überall der Fall. Da gab es jede Menge Sämlinge und solange die was brachten, völlig egal was, blieben die stehen.
Oft furchtbarer Krempel klein und schorfig.
D. h. so viel Zeit um angepasste Sorten zu entwickeln gab es nicht. Vor allem nicht in den Randgebieten wo die Bäume eh nur als Mostobst genommen wurden.


Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: bristlecone am 13. Februar 2018, 10:46:17
Außerdem sollte man nicht übersehen, dass auch die Krankheitserreger sich gewandelt haben und neue dazugekommen sind und immer noch dazukommen.
Warum machen sich die Züchter die ganze Arbeit, widerstandsfähige Sorten zu züchten, wenn sie doch bloß einfach die alten angepassten regionalen Sorten nehmen könnten.

Wobei: Natürlich kann es sein, dass man bei einer alten Sorte eine Resistenz entdeckt, die dringend gesucht wird, um damit weiterzuzüchten. Allein das kann ja durchaus ein Grund sein, eine möglichst hohe Sortenvielfalt zu erhalten.

@mybee: Wüsste nicht, was dagegen spräche. Viel Erfolg - und Freude daran!
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Sternrenette am 13. Februar 2018, 10:52:01
Ein Brettacher ist wunderbar robust und zuverlässig, aber als Tafelobst nur begrenzt verkäuflich. Das entspricht nicht den heutigen Kundenwünschen. Der Kunde will meist einen eher süßen Tafelapfel, keinen eher sauer-herben Lager- und Küchenapfel.

Die Zucht paßt sich damals wie heute den Anbau- und Vermarktungsmöglichkeiten an.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Paradeiserin am 13. Februar 2018, 10:59:55
Wenn die Bevölkerung den Bezug dazu hat und weiß, "das wird diese gute Sorte, die ich als Kind bei der Oma gegessen hab", das sind Sorten, die mal nicht mit viel Chemie niedergespritzt werden müssen, ... dann ist mit viel mehr Offenheit und Rückhalt bei solchen Projekten zu rechnen.

An der Stelle steige ich dann aus. Ich kann solche Verbrämungen nicht mehr hören wie diese hier, dass "alte Sorten" nicht gespritzt werden müssen, weil sie ja so robust sind.

Wenn du meine Aussage so interpretierst, dass jede "alte Sorte" überall gut wächst, dann kann ich auch nix dafür. Es hat einen Grund, warum eine Lokalsorte eine Lokalsorte ist. Weil sie genau dort gut wächst, wo sie eben herkommt. Früher hätten sich die Leute weder die Zeit noch die Spritzmittel leisten können (sofern sie schon verfügbar waren), um krampfhaft über Jahrzehnte Obstsorten zu erhalten die absolut unbefriedigende Ergebnisse liefern. Und das muss auch heute nicht sein. Ich kann nix Schlechtes daran finden, resistente Neuzüchtungen neben alten, bewährten Lokalsorten stehen zu haben.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Paradeiserin am 13. Februar 2018, 11:09:32
Zum Thema Krankheitserreger, die sich wandeln: In unserem Familienbesitz sind über 20 alte Edelkastanienbäume, verschiedenste reichtragende und schmackhafte Sorten (natürlich immer spritzmittelfrei - wüsste auch gar nicht, wie das geehen sollte...🤔), die der Schwiegergrossvater aus der ganzen Steiermark zusammengetragen hatte. Momentan müssen wir zusehen, wie ein Baum nach dem anderen vom Kastanienrindenkrebs heimgesucht wird und vermutlich werden wir in absehbarer Zeit alles gerodet haben. Das Herz blutet uns dabei, aber was soll man machen? So lange es keine effiziente Behandlung gibt werden wir es mit moderneren, angeblich resistenteren Neuzüchtungen versuchen...! Zum Glück sind wir keine Obstbauern und nicht wirtschaftlich abhängig von der Kastanienernte.  :-\

 :-\
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Sternrenette am 13. Februar 2018, 11:13:47
 :'(

Mist, wie bei den Birnenhochstämmen und dem Feuerbrand am Bodensee :P
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: mybee am 13. Februar 2018, 11:26:54
Zitat
Ich kann nix Schlechtes daran finden, resistente Neuzüchtungen neben alten, bewährten Lokalsorten stehen zu haben.
Wer soll da was dagegen haben. In meinem Obstgarten herrscht purer Darwinismus. Was mir nicht schmeckt oder den Krankheiten nicht widersteht muß wieder weichen. Die Neuzüchtungen und Marktsorten brauchen jedoch noch keinen Erhalterschutz.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: bristlecone am 13. Februar 2018, 11:27:23
Momentan müssen wir zusehen, wie ein Baum nach dem anderen vom Kastanienrindenkrebs heimgesucht wird und vermutlich werden wir in absehbarer Zeit alles gerodet haben. Das Herz blutet uns dabei, aber was soll man machen? So lange es keine effiziente Behandlung gibt werden wir es mit moderneren, angeblich resistenteren Neuzüchtungen versuchen...!

OT: Der Kastanienrindenkrebs. Schadsymptome, Biologie und Gegenmassnahmen
Wird diese Art der Gegenmaßnahmen in Deutschland eingesetzt?
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Paradeiserin am 13. Februar 2018, 11:40:37
Unsere bisherigen Versuche mit der "Hypovirulenzpaste" sind leider erfolglos geblieben, der Pilz breitet sich leider zu rasch aus. Es wird hier zwar recht viel geforscht (hier ein alter Link http://sciencev1.orf.at/news/46627.html ...und schon wieder ein Projekt zum Thema Sortenerhalt! 😜), für unsere Bäume wird es vermutlich zu spät sein. Wie es bei euch in Deutschland aussieht weiß ich nicht.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Tara2 am 13. Februar 2018, 13:10:19
Außerdem sollte man nicht übersehen, dass auch die Krankheitserreger sich gewandelt haben und neue dazugekommen sind und immer noch dazukommen.
Warum machen sich die Züchter die ganze Arbeit, widerstandsfähige Sorten zu züchten, wenn sie doch bloß einfach die alten angepassten regionalen Sorten nehmen könnten.

Wobei: Natürlich kann es sein, dass man bei einer alten Sorte eine Resistenz entdeckt, die dringend gesucht wird, um damit weiterzuzüchten. Allein das kann ja durchaus ein Grund sein, eine möglichst hohe Sortenvielfalt zu erhalten.
Komischerweise habe ich ein paar alte Sorten, an die kommt irgendwie keine Krankheit dran auch ohne spritzen!
Und von wegen der Zucht, die züchten ja vor allem, weil so eine Neuzucht ja auch jahrelang Geld bringt, eine alte Sorte bringt sozusagen nichts, oder nicht viel. Daher wird auch immer sehr viel "Schund" gezüchtet, Hauptsache  er lässt sich auch verkaufen!
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: cydorian am 13. Februar 2018, 14:14:19
Eine neue Sorte brauchts nicht, um Umsatz zu machen... Pink Lady ist so ein Beispiel, Cripps Pink und auch die meisten Mutanten haben längst keinen Sortenschutz mehr. Man wechselt einfach von Sortenrecht ins Markenrecht.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: mybee am 13. Februar 2018, 14:39:19
Man wechselt einfach von Sortenrecht ins Markenrecht.

Da nehme ich doch lieber no-name-Sorten als diese Markenware.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Roeschen1 am 13. Februar 2018, 14:56:43
Wenn die Bevölkerung den Bezug dazu hat und weiß, "das wird diese gute Sorte, die ich als Kind bei der Oma gegessen hab", das sind Sorten, die mal nicht mit viel Chemie niedergespritzt werden müssen, ... dann ist mit viel mehr Offenheit und Rückhalt bei solchen Projekten zu rechnen.
Ich kann solche Verbrämungen nicht mehr hören wie diese hier, dass "alte Sorten" nicht gespritzt werden müssen, weil sie ja so robust sind.
Das ist keine Verbrämung,
das ist Realität.
Wir hatten eine Obstwiese mit alten Apfelbäumen, die mich 50 Jahre meines Lebens begleitet haben und nie gespritzt wurden.
In meiner Kindheit waren das schon alte Bäume.
Das waren Sorten ohne Probleme:
Brettacher, Bohnapfel, Ontario, Transparent, Öhringer Blutstreifling und Trier.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: bristlecone am 13. Februar 2018, 15:36:32
Ja und?

Aus meiner Jugend kenne ich auch einige Obstbäume aus den Gärten meiner (Groß)eltern, der Verwandt- und Bekanntschaft, die nie gespritzt wurden.
Das heißt doch nicht, dass man dabei vermarktungsfähiges Obst erzielt hat oder in entsprechende Menge und Qualität heute erzeugen könnte.

Nochmal: Ich finde die Idee und die Mühen, alte Obstsorten zu erhalten und zu nutzen - und sei es "nur", um zu demonstrieren, welche Vielfalt es mal gab, aller Ehren wert, schon rein aus kulturhistorischen Gründen.

Aber dieses "Wie aus Omas Zeiten, damals musste man nicht spritzen, da ging's noch ohne Chemie" kann ich echt nicht mehr hören.
Warum muss alles und jedes heute damit unterfüttert werden?
Und: Ja, wenn ich heute auf einem dieser "Bauern- und Handwerkermärkte" solche Sprüche zu hören bekomme, wende ich mich ab.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Rieke am 13. Februar 2018, 15:44:16
Die Obstbauern sind das schwächste Glied in der Kette. Wer dort nicht andere Absatzwege als den Grosshandel findet, ist darauf angewiesen, die vom monopolisierten Einzelhandel verlangten 5 bis 8 Sorten zu produzieren,  sonst kann er den Laden zumachen. Letztendlich hat es jeder Verbraucher in der Hand für mehr Vielfalt zu sorgen, in dem er bewusst einkauft.

Ich gehe mal etwas zurück in der Diskussion. Leider habe ich als Verbraucherin bei Äpfeln fast nichts in der Hand. Wg. dem sehr schlechten Apfeljahr sind wir zur Zeit auch auf gekaufte Äpfel angewiesen. Es ist in Berlin praktisch unmöglich, was anderes als die Standardsorten zu bekommen. Anfang Januar hatte ein Supermarkt in unserer Nähe immerhin noch Roten Boskop und Holsteiner Cox, aber die sind jetzt offensichtlich alle aufgegessen Auch die Bioläden in Berlin haben alle nur noch die geschmacklich furchtbar langweiligen Sorten. Topaz ist ok, aber der Rest .... Früher hatten die auch mal sowas wie Kaiser Wilhelm. Einen guten Wochenmarkt haben wir bei uns in der Nähe leider nicht. Wobei uns die lokalen Apfelbauern zur Zeit wahrscheinlich auch nichts mehr verkaufen können.

Zum Glück verträgt mein Mann (Apfelallergiker) Topaz. Mit den alten Sorten in unserem Garten hat er wenig Probleme.

Zu dem "Alte Sorten muß man nicht spritzen." Einige der neuen Sorten sind, soweit ich weiß, sehr krankheitsanfällig und dementsprechend oft wird gespritzt: durchschnittlich 32 Mal pro Jahr. Das sind zugegebenermaßen nicht ganz aktuelle Zahlen, aber die Tendenz wird heute nicht anders sein als 2013.


Edith findet bei mir mal wieder Tippfehler ...
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Rieke am 13. Februar 2018, 16:38:44
Zum Thema Widerstandsfähigkeit finde ich das hier interessant

und die Bioobstbauidioten kapieren alle nicht das sie es mal mit alten Sorten probieren sollen, pah Schorfresistenz, das hält doch auch wieder nur ein paar Jahre.
Welche sind denn für den Plantagenanbau auf schwachwüchsigen Unterlagen geeignet? Ich mache derzeit ziemlich - sagen wir mal - durchwachsene Erfahrungen mit alten Sorten. Mein Seestermüher Zitronenapfel (wird hier
https://www.arche-noah.at/files/moderne-apfelsorten.krankheitsanfaelligkeit-inklusive.pv-jh.2013_webseite_pdf.pdf
 empfohlen wegen seiner Schorfresistenz) ist auf M9 lebensgefährlich an Krebs erkrankt, muss wiederholt gespritzt werden. Ebenfalls mit Chemie am Leben erhalten wird mein Gravensteiner auf schwachwüchsiger Unterlage. Alkmene, Berlepsch, Cox haben im Hitzesommer wenige, trockene, unmöglich vermarktbare Früchte gebracht (ob Alkmene eine "alte Sorte" ist, darüber kann man streiten). 
Dagegen war heuer sogar Rebella eine "Spitzensorte"!
Von meinen alten Sorten hat dieses Jahr einzig die Zuccalmagliorenette ohne schwere Krankheitsanzeichen, Chemiebehandlung ein paar annehmbare Früchte getragen.
Edit - jetzt hab' ich doch tatsächlich meinen Ontario, Dülmener Herbstrosenapfel (2 so lala Probierfürchte) und den Brettacher vergessen, letzterer auf schwacher Unterlage von Blattläusen geplagt, erstere beide keine Blattläuse... und die Zuccalmagliorenette hatte etwas Mehltau, hat sich aber von selbst wieder gefangen .


Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: BernerRosenapfel am 13. Februar 2018, 17:14:29
[Vollzitat des Zitats entfernt]

Erstens ist die Frage, wie repräsentativ diese Erfahrungen sind.

Und zweitens ist die Erfahrung gemacht worden, dass viele - wenn auch nicht alle - ältere Sorten auf mittelstark wachsenden Unterlagen wie M4, M7 und MM106 gut funktionieren. Eine Vorstellung, für ältere Sorten brauchte man notwendig immer einen Hochstamm, wäre nicht zutreffend.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Paradeiserin am 13. Februar 2018, 17:30:56
Ja und?

Aus meiner Jugend kenne ich auch einige Obstbäume aus den Gärten meiner (Groß)eltern, der Verwandt- und Bekanntschaft, die nie gespritzt wurden.
Das heißt doch nicht, dass man dabei vermarktungsfähiges Obst erzielt hat oder in entsprechende Menge und Qualität heute erzeugen könnte.


Ich dachte es geht in dieser Diskussion um den Erhalt alter Sorten an sich. An keiner Stelle hat jemand behauptet, dass man einen Brettacher o.ä. pflanzen soll, um die "modernen" Tafelapfelplantagen zu ersetzen. Wie gesagt, es darf ja Altes und Neues nebeneinander stehen (bei uns ist's eine Mischung aus Topaz, Pilot, Steirischer Schafnase, Gravensteiner, ...) Und ja, dass viele alte Sorten am entsprechenden Standort widerstandfähiger sind und eben nicht gespritzt werden müssen ist einfach eine Tatsache und mittlerweile zum Glück für viele Käufer und Interessierte ein Argument.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: cydorian am 13. Februar 2018, 18:35:50
Der Wert eines grossen, breitbandigen Sortenspektrums, viele Sorten mit grosser Vielfalt der Eigenschaften ist doch unbestritten und dass es darunter sowohl für manche Krankheiten anfällige als auch für manche Krankheiten wenig anfällige Sorten gibt, ist eine Binsenweisheit. Erhalt von Sorten und Kultur lohnt sich auch unabhängig von dieser Erkenntnis.

Wir haben ja genügend Beispiele für Nutzpflanzenarten, wo die Vielfalt schon zur Einfalt wurde, was langfristig drastische negative Folgen hatte.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: thuja thujon am 13. Februar 2018, 19:51:33
Ich dachte es geht in dieser Diskussion um den Erhalt alter Sorten an sich.
Deswegen habe ich mich vor ein paar Tagen bei http://die-pflanzenschuetzer.de/ angemeldet und eine Schautafel für meinen Garten bestellt.
Diese werde ich neben meinem `großen´ Jamba69 anbringen und die vom Apfelwickler und Monilia und Co. befallenen Früchte auf dem Weg der Gartenanlage verfaulen lassen.
Wenn sich da einer beschweren sollte, warum ich wie der Großteil der Gärtner mich nicht ums Obst kümmere, dann sollen sie eben die Infotafel lesen.

Meine älteren Sorten sind mir dagegen so wichtig, dass ich dort nicht auf Pflanzenschutz verzichten will. Und sei es nur eine Schorfspritzung im Ballonstadium, um den Rotz vom letzten jahr nicht mit ins neue zu nehmen. Wie sich das Jahr eben entwickelt, bin wie immer gespannt. Mache notfalls aber auch mal das allernötigste, sogar gegen Blattläuse wie vor 4 Jahren als mal die falsche Blattlausart sich hier breit machen wollte und die Vögel nichts dagegen unternahmen. 
Es kann kein Argument sein, auf verträgliche und aromatische Äpfel zu verzichten, weil man unrelevante Mittelrückstände mit empfindlichster Meßtechnik drin nachweisen könnte.

Unterm Strich, die schrumpligen, speckigen und verpilzten Äpfel aus der Bioabteilung von 1995 will ich mir im Garten nicht selbst ziehen. Ich möchte gerrne bestimmte alte Sorten ernten, ohne über 80% vom Ertrag wegzuschmeissen. Es sei denn, jemand zeigt mir, wie man Cidre macht.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: cydorian am 13. Februar 2018, 20:41:50
Es sei denn, jemand zeigt mir, wie man Cidre macht.

Druckmostfass verwenden.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Roeschen1 am 13. Februar 2018, 21:03:51
Ja und?

Aus meiner Jugend kenne ich auch einige Obstbäume aus den Gärten meiner (Groß)eltern, der Verwandt- und Bekanntschaft, die nie gespritzt wurden.
Das heißt doch nicht, dass man dabei vermarktungsfähiges Obst erzielt hat oder in entsprechende Menge und Qualität heute erzeugen könnte.
Doch genau das...
es ist möglich...
ich spreche aus über 50 Jahren Erfahrung.
makelloses Obst kann man so erzeugen über Jahrzehnte. Einen Teil für Saft, der andere Teil für die Küche, zum Essen usw
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: thuja thujon am 13. Februar 2018, 23:38:19
Die Mostobstpreise rentieren das bücken nicht.
Wenn ich mir meine Äpfel so angucke, gut 5 neue Sorten und gut 20 alte Sorten, da sind in Summe unterm Strich mehr als 80% nicht vermarktungsfähig.

Oder eben Mostobst. Cidre. Da wüsste ich gerne mehr wie man da was gescheites draus macht, das ist mehr als Saft in eine Flasche füllen, zuschrauben und vergammeln lassen. Ich nenne sowas ungern indviduelle Flaschengärung. Müsste mir wirklich jemand zeigen, Idiotensicher, von mir aus auch bei einem Aktionstag nach Anmeldung. Nicht nur die Sorten sind verlorengegangen, auch die Benutzung. Ich kenne hier ein paar Ansprechpartner, die sind gut 30, 40 Jahre älter als ich, aber die können mir nicht immer einen Individualunterricht geben. Auf verklärtes Kräuteralmanachwissen von irgendwelchen Romantikern kann und will ich mich jedenfalls nicht verlassen.

Ein junge Familie mit Häuschen und Minigarten ist mit der Ernte von einem größeren Apfelbaum oft überfordert. Kleine Bäume, die intensive Pflege verlangen, sind ein Kapitel für sich und zwischen Kita, Feierabend und gängiger Freizeitgestaltung auch nicht recht familiengeeignet. Pokemon wachsen nun mal nicht am eigenen Apfelbaum, da muss man schon bis in den Park laufen und dort wachsen dafür die Äpfel nicht, weils zuviel Dreck/Arbeit macht. Die örtliche Politik hat die Streuobst- und Gartenkultur nun auch verstanden und riegelt bei Anfragen und Ideen praktisch kategorisch ab, die hat gelernt aus schlechter Erfahrung.

Man muss sich eigentlich fast fragen, wenn man von erhalten reden will, ist das nicht schon museal?
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Waldmeisterin am 13. Februar 2018, 23:56:15
wenn nicht gezielt alte Sorten als "Gendatenbanken" kultiviert werden, haben die sicherlich keine Chance.
Ich habe ein paar schöne alte Obstbäume im Garten und auch einige alte Sorten nachgepflanzt. Ich versuche auch in unserem Haus möglichst historische Baustoffe zu verwenden.
Das Haus wurde 1864 "als Sommerhaus in einem großen Obstgarten" erbaut. Eigentlich ein Wunder, dass es sich, obwohl die Stadt drumrumwucherte, so lange halten konnte. Aber spätestens, wenn wir den Löffel abgeben, wird das hier plattgemacht und dann werden Sommerhaus, "Gräfin von Paris", Edelsborsdorfer und Goldparmäne wohl "attraktiver Wohnbebauung" weichen müssen...
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: thuja thujon am 14. Februar 2018, 00:11:17
wenn nicht gezielt alte Sorten als "Gendatenbanken" kultiviert werden, haben die sicherlich keine Chance.
Gerade Gendatenbanken sind schneller zu als man denkt, wenn sich der Wind dreht.
Verwahrloste, ehemalige Gartenflächen können auch ihren Erhaltungswert dazu beitragen wenn es noch Leute gibt, die dort suchen.
Baumsuche über die Tageszeitung hat auch schon funktioniert. Deswegen habe jetzt sogar ich den Hieronymus Bock´chen Heimeldinger von 1500 ungrad.
Ich finde dezentral und autonom bzw gelebte Kultur hat immer mehr Bestand als irgendwelche zentral gelenkten Institutionen.

Wenns notwendig ist, kann man das Genmaterial dann immernoch virusfrei machen usw. Ist halt die Frage, für was und wen man überhaupot erhalten will.
Titel: u
Beitrag von: Boskoop am 14. Februar 2018, 02:19:21
Zitat von: thuja thujon
...Es kann kein Argument sein, auf verträgliche und aromatische Äpfel zu verzichten, weil man unrelevante Mittelrückstände mit empfindlichster Meßtechnik drin nachweisen könnte...

Irrtum, Rückstände von Pflanzenschutzmitteln sind nicht zu tolerieren, in welche Menge auch immer. Denk doch bitte einmal darüber nach, das auch minimale Rückstände, wie von DDT, Atrazin oder Neonicotinoiden langfristige Auswirkungen auf Ökosysteme haben können. Selbst Kupfer ist im Ökolandbau nicht unumstritten.
Zu Bedenken ist auch, das die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln, wie z.B. Glyphosat vielleicht nicht unbedingt toxisch auf ein Wirbeltier wirken wird, aber dafür die Nahrungsketten vieler Arten drastisch beeinflussen und damit zum Artenschwund führen kann.

Zum Thema Sortenerhalt: Seit Jahrzehnten bin ich mittlerweile im Naturschutz unterwegs und wenn ich eins gelernt habe, ist das wichtigste vor allem der richtige Standort für die diversen Obstarten und -sorten, dann klappt es auch mit einem "Jamba 69" oder einer Goldparmäne ohne PSM.
Das heißt, wie ja hier schon mehrfach betont wurde, alte, regionale Sorten sind am einfachsten zu etablieren und man kann am meisten Ertrag von ihnen erwarten. Aus diesem Grund sollte der Bestand, vor allem alter Sorten, weiter gehegt und gepflegt werden.
(quote-Tag repariert)
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: thuja thujon am 14. Februar 2018, 08:42:24
Sorry, das ist Quatsch. Das Methanol aus einem Apfel macht ja auch nicht hunderte Schwarzbrenner jedes Jahr blind.

Auch die alten, regionalen Sorten, zu Zeiten von rauchenden Industrieschloten wurden sie selektiert, damals gesund, als die globale Verschleppung von Pflanzenkrankheiten noch nicht so ausgeprägt war wie heute und die Luft voller Schwefel und Co um die Blätter waberte.
Die Zeiten haben sich seitdem unschwer erkennbar geändert, diese Naturromantiksichtweise interessiert in der derzeitigen Praxis hier wenig, wenn Marssonina, Rindenbrand, Maulbeerschildlaus und Co mal den Bestand regionaler Sorten und neuerer Re- und Pisorten für sich entdeckt haben.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: cydorian am 14. Februar 2018, 09:36:19
Die Mostobstpreise rentieren das bücken nicht.

Genau das haben die Projekte im Fokus, die überdurchschnittlich erfolgreich sind, an diesem ersten Glied der Kette, Preis und Qualität des Obsts. Wenn das nicht hält, läuft nichts. Hier wieder deutlich zu sehen. Es gibt ja ständig irgendwelche Streuobstinitiativen, die ebenso beständig wieder versanden und nichts oder sogar das Gegenteil der Ziele bewirken. Die jüngste kam von Aufkäufern, die für angeliefertes Mostobst die üblichen 3 bis 8 EUR / 100kg zahlten. Wie schon mal im Thread geschrieben ist das ein wichtiger Säure- und Aromaträger für den Verschnitt und die Herkunft macht sich auch gut auf dem Etikett.

Die haben kräftig getrommelt und wollten die Anlieferer von einer Biozertifizierung überzeugen, die angeblich auch für kleinere Flächen rentierlich sei. Erfolg: Null. Und warum wohl? Weil die in der realen Rechnung doch wieder nur <10 EUR /100kg rauskamen, dafür dass man auch noch diesen Zertifizierungmüll am Hals hat, der in der Praxis darin besteht, dafür zu bezahlen und Aktenordner mit "Dokumentation" zu produzieren. Literpreis für deutschen Bioapfeldirektsaft (Äpfel aus der Plantage, nix Streuobst) im Laden übrigens meist über 3 EUR. Für die dafür nötigen 1,5kg Äpfel erhält der Apfelverkäufer incl. Anlieferung ~15 Cent. Witzlos.


Oder eben Mostobst. Cidre. Da wüsste ich gerne mehr wie man da was gescheites draus macht, das ist mehr als Saft in eine Flasche füllen, zuschrauben und vergammeln lassen. Ich nenne sowas ungern indviduelle Flaschengärung.

Gerade dafür gibts doch jede Menge erstklassige Beispiele für erfolgreiche Produkte. Schon seit Jahren. Apfelsekt ist ja fast schon Trendgetränk. Trink dich doch mal durch, da gibt z.B. das Duttenhofersche Apfelgut, Geiger natürlich, Zimmermann in der Pfalz... leicht zu finden. Vor allem Geiger hat lange experimentiert um die alten Tricks wieder zu lernen und die genauen Details übers "schwitzen lassen" je nach Birnensorte wird er eher nicht erzählen, aber ansonsten gibts keine Geheimnis über Rezepte und Machart. Einige bieten auch Besichtigungen und Kurse an, machen einen Teil des Geschäfts draus (siehe Duttenhofer). Eine andere Frage ist es, ob sich sowas für Herrn Maier mit einem einzelnen Baum lohnt. Sauber zu arbeiten erfordert eben auch Investitionen, die durch die Menge wieder reinkommen müssen. Der Punkt ist aber, dass "best practice" Produkte und Beispiele durchaus existieren. Ausserhalb einer Museumsküche.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Amur am 14. Februar 2018, 12:29:28
..
Doch genau das...
es ist möglich...
ich spreche aus über 50 Jahren Erfahrung.
makelloses Obst kann man so erzeugen über Jahrzehnte. Einen Teil für Saft, der andere Teil für die Küche, zum Essen usw

Also meine ähnlich lange Erfahrung sagt das Gegenteil.
Du hast im Stuttgarter Umfeld sicher die besseren klimatischen Bedingungen, aber selbst die sogenannten angepassten Apfelsorten (Oberländer aka Jakob Fischer stammt ja hier vom Oberland) bringen nur einen kleinen Teil der wirklich makellos ist.
Wir haben z . Bsp. deinen oben genannten Transparent. Das ist mit Sicherheit einer der ersten der hier rausfliegt, wenn ich mal Platz brauche. Viel Schorf, nur sehr kurz haltbar, nicht nachreifend und gleich mehlig. Auch der Baum nicht gerade ein Ausbund an Gesundheit.

Andererseits hab ich seit einigen Jahren einen Holsteiner (!) Cox. Das Dingens ist vom Baum erstaunlich gesund, die Äpfel wären auch gut, wenn nicht fast 100% wurmig würden. Alle anderen Sorten sind da lange nicht so bliebt.

Sortenvielfalt erhalten, von mir aus in entsprechenden Gärten oder am Straßenrand. Aber es gibt unter neuen Sorten sicher genau so robuste Arten, wie es unter den alten Sorten katastrophale gibt. Berlepsch z. Bsp. hat alle Unarten die man sich nur denken kann. Und der gehört zu den alten Sorten.
BTW, die alte Frage: wie definiert man was eine alte Sorte ist?
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: bristlecone am 14. Februar 2018, 12:37:29

Sortenvielfalt erhalten, von mir aus in entsprechenden Gärten oder am Straßenrand.

Hier gibt es noch viele alte Birnbäume an den Landstraßen. Die Straßenmeisterei hat in den letzten Jahren allerfings immer wieder große Exemplare gefällt, wegen der massenhaft am Boden liegenden Früchte, die Straße und Radweg vermatschen.
Da wird dann gern mal die Verkehrssicherungspflicht als Grund genannt, tatsächlich fehlt der Wille oder das Personal oder beides, mal die Wege zu säubern. Und es sieht doch so unordentlich aus, und die vielen Wespen, eine Gefahr für die Fußgänger. Ja, das alles wurde vorgebracht.
Jahrzehnte ging das, nun aber nicht mehr.
Auch ein Beitrag zur Verarmung der Kulturlandschaft.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Amur am 14. Februar 2018, 12:50:02
Es sei denn, jemand zeigt mir, wie man Cidre macht.

Druckmostfass verwenden.

Kann ich übrigens nur empfehlen. Einzig die Putzerei durch die kleine Öffnung ist immer etwas lästig.
Aber sonst gut.
Auch die Haltbarkeit ist recht gut.
Ab Weihnachten kommt der Saft total klar raus. Wenn man allerdings größere Menge auf einmal abzapft wirds zuerst durch den aufgewirbelten Satz trüb und bleibt dann auch etwas länger trüb, da eine Nachgärung stattfindet.

Hat allerdings nix mit Cidre zu tun was da rauskommt. Es perlt nur sehr wenig bis gar nicht.
Der Geschmack ist ähnlich wie Most nur süss, weil der Zucker ja fast komplett erhalten bleibt. Zumindest anfänglich enthält der Saft kaum Alkohol. Aber eben nix für Kinder.

Wer mehr Geld ausgibt, schließt eine CO2 Flasche an. Dann kann man die Gärung ganz verhindern. Wie es dann mit der Haltbarkeit aussieht, weiss ich nicht, weil mein Fass noch nicht den entsprechenden Anschluß hat und ich es deswegen noch nicht probiert hab.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Roeschen1 am 14. Februar 2018, 13:09:26
..
Doch genau das...
es ist möglich...
ich spreche aus über 50 Jahren Erfahrung.
makelloses Obst kann man so erzeugen über Jahrzehnte. Einen Teil für Saft, der andere Teil für die Küche, zum Essen usw

Also meine ähnlich lange Erfahrung sagt das Gegenteil.
Du hast im Stuttgarter Umfeld sicher die besseren klimatischen Bedingungen, aber selbst die sogenannten angepassten Apfelsorten (Oberländer aka Jakob Fischer stammt ja hier vom Oberland) bringen nur einen kleinen Teil der wirklich makellos ist.
Wir haben z . Bsp. deinen oben genannten Transparent. Das ist mit Sicherheit einer der ersten der hier rausfliegt, wenn ich mal Platz brauche. Viel Schorf, nur sehr kurz haltbar, nicht nachreifend und gleich mehlig. Auch der Baum nicht gerade ein Ausbund an Gesundheit.
Der Transparent war ein mit Ontario zusammen veredelter Baum, der zwar wenige Äpfel trug, die aber makellos waren.
Mit Apfelwickler hatten wir kein Problem. Der Garten hatte viele Insekten, Vögel, Lurche, lag am Waldrand am Naturschutzgebiet, Boden lehmig. Mehltau ein Fremdwort.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Roeschen1 am 14. Februar 2018, 13:26:36
@Cydorian,
hier gibt es Streuobstsaft aus Filderstadt zu einem anderen Preis, aus Stuttgart gibt es das auch. Preis 1,40 ca
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: cydorian am 14. Februar 2018, 13:41:50
Ich weiss. Aber ich hatte auf die Bio-Zertifizierung abgestellt. Von einem Verband, nicht nur das witzlose EU-Bio. Wird sehr viel teurer.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Rib-Johannisbeere am 14. Februar 2018, 14:53:57
#mehr-schnapps
#Komasaufen-fuer-die-Obstvielfalt
#Alkohol-ab-14
 ;D ;D

So einfach kann's sein
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Sternrenette am 14. Februar 2018, 15:08:40
 ;D

Und alle wären glücklich :D
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Roeschen1 am 14. Februar 2018, 18:53:33
#mehr-schnapps
#Komasaufen-fuer-die-Obstvielfalt
#Alkohol-ab-14
 ;D ;D

So einfach kann's sein
nee, so gehts nicht.
Aber aus Most kann man einen vorzüglichen Schaps brennen :P.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Quendula am 14. Februar 2018, 19:06:41
Oder eben Mostobst. Cidre. Da wüsste ich gerne mehr wie man da was gescheites draus macht,

...
 Müsste mir wirklich jemand zeigen, Idiotensicher, von mir aus auch bei einem Aktionstag nach Anmeldung.


Cidre ist nix Gescheites  :-X. Aber lass Dich doch mal auf den normannischen Calvadosplantagen anlernen  :D. Das kommt schon eher was Trinkbares bei raus 8).
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Isatis blau am 14. Februar 2018, 19:07:50
Der Transparent war ein mit Ontario zusammen veredelter Baum, der zwar wenige Äpfel trug, die aber makellos waren.
Mit Apfelwickler hatten wir kein Problem. Der Garten hatte viele Insekten, Vögel, Lurche, lag am Waldrand am Naturschutzgebiet, Boden lehmig. Mehltau ein Fremdwort.

So war das auf meiner Wiese früher auch. Hier konnte jahrzehntelang qualitativ hochwertiges Obst ohne spritzen geerntet werden. Sogar Berlepsch gab ungespritzt schöne Äpfel. Ein Nachbar hat einen Baum, von dem ich vermute, dass das Golden Delicious ist. Der trug früher auch, ohne spritzen.

Das ist Geschichte. Seit 2007 ist das vorbei. Seitdem sind Monilia und Marssonina und womöglich noch mehr aktiv. Ich habe jahrelang nichts geerntet. Wenn die Bäume geblüht haben, sind danach die Blütenbüschel schwarz geworden und wenn nach ein paar Jahren neue Fruchtriebe nachgewachsen waren, dasselbe von vorn. Ein bis dahin gut gewachsener Qittenstrauch hat Jahr für Jahr eingetrocknete Äste bekommen. Es sind mehr Äste eingegangen, als neu gewachsen sind.
Als Antwort bekam ich immer Feuerbrand zu hören.
Seit ich gegen Monilia spritze, kann ich wieder ernten, auch Quitten.

In der Nachbarschaft hat es viele Grundstücke, die nicht mehr gepflegt werden. Dort sind viele kranke alte Bäume, die so vor sich hinsterben und dabei alles anstecken, was nicht gespritzt wird.

Man braucht echt viel Idealismus, um weiter Obstbäume zu pflanzen und zu pflegen.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Roeschen1 am 14. Februar 2018, 21:36:05
Ich weiß nicht wie die Bäume heut zurechtkämen, sie sind bis auf einen, nicht mehr vorhanden, aber bestimmt ca 80-100 Jahre alt geworden.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: thuja thujon am 14. Februar 2018, 22:33:46
Cidre ist nix Gescheites  :-X. Aber lass Dich doch mal auf den normannischen Calvadosplantagen anlernen  :D. Das kommt schon eher was Trinkbares bei raus 8).
Ums destillieren mache ich mir keine Sorgen. Das sieht bei mir so aus:
(http://up.picr.de/31830918tc.jpg)
Vakuumdestillation mit verspiegelter Füllkörperkolonne (Raschigringe als Füllung) mit Anschütz-Thiele-Vorstoß und Spinne zum wechseln der Fraktionen ohne das Vakuum im Destillationskolben unterbrechen zu müssen. Wenn sowas die Brenner machen dürften, die nicht mehr als 3 Glockenböden genehmigt bekommen, dann würden die derzeitigen Goldprämierungen nur noch Spülwasserniveau erreichen.
Ich mag das hochprozentige nicht trinken, Cidre geht dagegen fast immer. Auch bei 30°C und 80% Luftfeuchtigkeit.

Most, nein, nicht wenn ich auch Rieslingschorle oder Bier trinken kann. Cidre ja, schön kalt, im Baggersee liegend... Danach noch mit dem Fahrrad zurückfahren dürfen...

Zitat
Man braucht echt viel Idealismus, um weiter Obstbäume zu pflanzen und zu pflegen.
Ja, aber die handvoll Leute gibts noch und die finden sich auch irgendwie gegenseitig. Bleibt die Frage, wie bekommt man Nachwuchs. Von 140 Gärtnern in der hiesigen Gartenanlage sinds maximal 4-5. In den Wohngebieten ist die Quote noch schlechter. Dort reicht in der Regel der Baum vom Aldi oder Baumarkt, dort wird aber auch erst nach 5 Jahren mal darüber nachgedacht, einen ersten Schnitt zu machen und deswegen nachzufragen.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Wurmkönig am 15. Februar 2018, 06:26:15
Respekt! Mein Onkel ist prämierter Schnapsbrenner, aber so wie das aussieht solltest eher du mal einen Kurs geben.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: cydorian am 15. Februar 2018, 09:30:11
Spirituosen aus Vakuumdestillation hat man schon vor langer Zeit probiert, es gab auch einen Whisky von Grant der so hergestellt wurde. Motivation war eine erhoffte Energieersparnis und man versuchte es auch positiv zu vermarkten. Ist gescheitert. Damit hergestellte Obstbrände werden als anders, aber nicht als besser beurteilt. Wunder sind selten im Sonderangebot.

Die Brennerei sah sich ja mal als Obstwiesenretter. Das ist lange vorbei und heute trinkt keiner mehr nennenswert harte Alkoholika. Die Alkis greifen gleich zum Wodka und nicht zum aromatischen Birnenbrand. Da setzt man mit einem Sortensmoothie heute mehr um...

Die leichten kohlensäurehaltigen Apfelgetränke sind Stil der Zeit, die bereits genannten Firmen sind auch sehr erfolgreich damit. Aber mit wenig Aufwand in der Küche selber machen wird nicht so leicht gelingen.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Paradeiserin am 15. Februar 2018, 09:45:23
 :D Wow, Respekt! Köstlichkeiten aus dem Chemielabor! Tja, die Zeiten ändern sich eben, nicht nur bezüglich der Sorten die verarbeitet werden sondern v.a. auch der Technik.
Das passt irgendwie gerade ganz gut zu meinen momentanen Recherchen:
Vor mir liegt ein "Anmeldungsbogen für die steuerfreie Branntweinerzeugung zum Hausbedarfe" aus den Jahren 1932 und 1934. Hier wurden "400 Liter Birnenmaische" bzw. "400 Liter Apfel" angemeldet (welche Sorten das wohl waren?!  ;) ).
3 Schilling und 20 Groschen hat die Brennbestätigung damals übrigens gekostet.

Spannend auch das Inventarium aus aus der "Übergab" im Jahr 1736:
"1 Mässl gelbe Ponn, 1 1/2 Mässl Akherponn, 2 Wecht Zwöspen, 5 Wecht gute düre Piern, 1 Wecht düre Holzpiern, 2 Wecht Nussen, 1 Wecht türkh. Waiz, ..."
Außerdem noch "Vüch: 1 Parr oxen, 1 halb jähriges Kheibl, ... " und Werkzeuge wie "Weingarthhauen, Tornmesser, Sengsen und Tanglzeug" ...

Ich finde das ganz spannend. Ahnenforschung bezüglich Personen hat mich nie so interessiert, aber wenns um den Hof geht, ist das schon interessanter. Es gibt mir einen kleinen, aber recht aufschlussreichen Einblick darüber, was die Leute hier früher (hab's bis 1675 zurück recherchieren können) angebaut und an Werkzeug verwendet haben. Kann ich nur jedem empfehlen.
Sorry, das war eine kleine Zeitreise zum Thema Holzbirnen und Schnapserzeugung.  ;)
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Rib-Johannisbeere am 15. Februar 2018, 15:40:56
Bei mir hatte damals der Lehrer seine Pflaumen in einen 10l Rundkolben destilliert  ;D

Andere Mitschüler hatten als Projektarbeit die Herstellung von Absinth. Sie mussten vergällten Spiritus nehemen. Sie haben durch eine sehr langsame Destillation es geschafft, das vergällungsmittel heraus zu bekommen  ;D Ja, das waren geile Zeiten. Jenga mit den unverbrauchten Wegwerf-küvetten für den Ir-Spektrometer zu spielen, hatte auch etwas verruchtes... LOL

Aber unterm Strich würde ich nicht mit Laboreigentum herum destillieren. Wer weiß, welcher Labor-assi wieder ungründlich gespült hat. Kupfer hat auch mehr Vorteile als Glas für diesen Gebrauch. :)
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Boskoop am 15. Februar 2018, 19:39:53
Die Zeiten haben sich seitdem unschwer erkennbar geändert, diese Naturromantiksichtweise interessiert in der derzeitigen Praxis hier wenig, wenn Marssonina, Rindenbrand, Maulbeerschildlaus und Co mal den Bestand regionaler Sorten und neuerer Re- und Pisorten für sich entdeckt haben.

Vielleicht solltest Du einmal einen Blick in den verlinkten Vortrag von H.J. Bannier werfen:http://www.apfeltage.info/presse/2013/vortraege/EUROPOM%202013-05_Genetische-Verarmung-u.Biodiversit%C3%A4t-im-Obstbau.pdf
Die Wahrscheinlichkeit, das die alten Sorten mit den oben erwähnten Krankheiten ohne Einsatz von PSM klarkommen, erscheint mir relativ sicher. Nicht alle, aber jedenfalls relativ gesehen mehr als die modernen "Rübenäpfel".
 
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: b-hoernchen am 15. Februar 2018, 19:59:09
Cidre ist nix Gescheites  :-X. Aber lass Dich doch mal auf den normannischen Calvadosplantagen anlernen  :D. Das kommt schon eher was Trinkbares bei raus 8).
Ums destillieren mache ich mir keine Sorgen. Das sieht bei mir so aus:
...
Vakuumdestillation mit verspiegelter Füllkörperkolonne (Raschigringe als Füllung)
Ich frag' mich, ob der Alkohol da so rein rauskommt, dass die Aromen vollkommen abgetrennt sind-?
Auch das Kupfer der Bauerndestillen scheint eine Rolle zu spielen. Man könnte spekulieren, ob es eventuell Alkohole zu Aldehyden und Ketonen  oxydiert, wenn da nicht die Frage der Regeneration des Oxidbelags während der Destillation wäre... .

Vergorenes und Destilliertes interessiert mich allenfalls theoretisch, weil ich an Tafelobst haben will, und über die im Faden geäußerten Stereotype kann ich nur stöhnen. Wenn ich hier wieder und wieder lese, alte Sorten wären resistent - ist ja schön, Dornroeschen, wenn's bei dir noch so ist,  aber du solltest von dir nicht verallgemeinern - schau dir mal meine Bilder im "Marssonina"-Faden an... . Außerdem schmecken mir moderne Sorten.
Und ohne Spritzen habe ich 100% wurmstichige Äpfel, nix mit Lagerobst, Frühäpfel faulen am Baum weg.

Die Feilnbacher Bauern haben übrigens zu der Zeit, als sie noch den Lebensmitteleinzelhandel und die Märkte belieferten auch gründlich gespritzt -  sein Vater damals damals mit Metasystox (!), wie mir einer kürzlich erzählt hat. Heute ist er "Bio" und sein Obst fault unter den Bäumen weg. Das, was ich für ihn gepflückt habe (Teuringer Rambur), darauf sitzt er immer noch - keinen Käufer gefunden.
Als Hobbyisten dagegen wird mir das Leben schon schwer gemacht, wenn ich Madex Max und Netzschwefel kaufen will. Interessiert ja nicht die "sachkundigen" Experten  - solange sie sich auf der richtigen Seite der Reglementierung und Verbote wähnen...  (obwohl die Sache mit dem Glyphosat zeigen müsste, dass es gar nicht um Ökologie geht).
Am Ende bleibt auch mir nur die Bäume aufzugeben... . Ein Dank an die Politik, kauf' mer uns doch einen BMW, jetten auf die Malediven und genießen dort die Natur, solange es sie noch gibt. Daheim sorgt ein mit Mähroboter für klinisch-sauberes grünes Ambiente... .
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Roeschen1 am 15. Februar 2018, 20:30:30
Wenn ich hier wieder und wieder lese, alte Sorten wären resistent - ist ja schön, Dornroeschen, wenn's bei dir noch so ist,  aber du solltest von dir nicht verallgemeinern - schau dir mal meine Bilder im "Marssonina"-Faden an... . Außerdem schmecken mir moderne Sorten.
Und ohne Spritzen habe ich 100% wurmstichige Äpfel, nix mit Lagerobst, Frühäpfel faulen am Baum weg.
Ich habe nur von meinen Erfahrungen in unserem Obstgarten über Jahrzehnte mit den genannten Sorten geschrieben.  Verallgemeinern möchte ich das nicht.
Das Klima und viele Faktoren sind heute anders.
Hast du
gegen den Apfelwickler Leimringe ausprobiert?
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: BernerRosenapfel am 15. Februar 2018, 20:51:43
Zitat von: b-hoernchen link=topic=[b
Link entfernt!1[/b]3028648#msg3028648 date=1518721149]

Vergorenes und Destilliertes interessiert mich allenfalls theoretisch, weil ich an Tafelobst haben will, und über die im Faden geäußerten Stereotypen kann ich nur stöhnen. Wenn ich hier wieder und wieder lese, alte Sorten wären resistent - ist ja schön, Dornroeschen, wenn's bei dir noch so ist,  aber du solltest von dir nicht verallgemeinern - schau dir mal meine Bilder im "Marssonina"-Faden an... . Außerdem schmecken mir moderne Sorten.
Und ohne Spritzen habe ich 100% wurmstichige Äpfel, nix mit Lagerobst, Frühäpfel faulen am Baum weg.


Eine Erkenntnis aus diesem Strang scheint mir, dass Stereotype nicht funktionieren und es sehr unterschiedliche Erfahrungen mit alten und mit neuen Sorten gibt. Es ist geschrieben worden, dass der Berlepsch schwierig anzubauen sei, aber in meiner Gegend wird keine ältere Sorte häufiger angeboten als der Berlepsch. Es ist geschrieben worden, dass Goldparmäne nur auf Hochstämmen funktioniere, aber ich kenne einen Obstbauern, der für sich zu dem Ergebnis gekommen ist, dass die Goldparmäne gerade als Hochstamm nicht funktioniert, aber sehr wohl auf kleineren Bäumen. 20 Kilometer entfernt macht ein anderer gute Erfahrungen mit der Goldparmäne auf Hochstämmen. Ich kenne eine ganze Reihe von Obstbauern und Privatleuten, die alte Sorten haben, aber von denen hat keiner mit alten Sorten auch nur annähernd ein solches Debakel erlebt, wie Du es in diesem Forum auf der Basis Deiner Erfahrungen beschrieben hast. Ich finde, was man am ehesten im Austausch solcher Erfahrungen und Gedanken lernen kann, ist ein bisschen Demut.
1min. Beitragsanzahl noch nicht erreicht
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: thuja thujon am 17. Februar 2018, 16:52:19
Es ist geschrieben worden, dass der Berlepsch schwierig anzubauen sei, aber in meiner Gegend wird keine ältere Sorte häufiger angeboten als der Berlepsch.
Davon gibts hier auch 2 Bauern die das machen. Der eine mit Selbstpflücke, der andere für den Markt. Spindelfähige Sorte, wenn hochpreisig vermarktet werden kann, kann sie sich auch lohnen. Ende November gibts davon jedenfalls keine Früchte mehr, da ist sie leergekauft sind. Berlepsch hat einfach einige Liebhaber.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Roeschen1 am 17. Februar 2018, 17:47:55
Hier gab es noch im Januar Berlepsch, aus Nordhausen bei Heilbronn, aber jetzt sind sie auch alle, genauso wie Elstar.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: BernerRosenapfel am 17. Februar 2018, 18:09:18
Berlepsch gibt es hier auch schon seit einigen Wochen nicht mehr. Elstar habe ich heute morgen auf dem Markt gesehen.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: cydorian am 17. Februar 2018, 19:10:02
Elstar ist eigentlich schon früher im Abverkauf, der hält ohne ausgefeilte Lagertechnik auch nicht lang. Aber der hat Anbauschwerpunkt Norddeutschland und hatte ein bisschen weniger Ertragseinbussen wegen Frostschäden, da hat mehr überlebt weil er noch nicht so weit war. So wie Berlepsch aber nichts für das Thema Sortenerhalt, die Beiden gibts häufig, werden auch gerne nachgepflanzt, keins Sache. Schwieriger zu erhalten ist nur der originale, weniger gefärbte Berlepsch. Überall fährt nur die rotschaligere und minderwertige Mutante rum.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Roeschen1 am 17. Februar 2018, 19:15:27
Ausgefeilte Lagertechnik habe ich nicht, dennoch sind meine eigenen und gekauften super frisch.
Liegen draußen eingepackt unter einer Decke unter dem Dach der Terrasse.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: BernerRosenapfel am 17. Februar 2018, 19:47:09
Zitat von: cydorian link=topic=[b
Link entfernt!1[/b]3030076#msg3030076 date=1518891002]
Schwieriger zu erhalten ist nur der originale, weniger gefärbte Berlepsch. Überall fährt nur die rotschaligere und minderwertige Mutante rum.

Hier wird häufig der originale Berlepsch auf den Märkten als Tafelobst angeboten. Die rotschalige Mutante gibt's natürlich auch, aber in anderer Verwendung; eine Großkelterei in der Nähe führt den rotschaligen als eine ihrer bevorzugten Sorten an.
1min. Beitragsanzahl noch nicht erreicht
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: cydorian am 17. Februar 2018, 21:26:46
Ausgefeilte Lagertechnik habe ich nicht, dennoch sind meine eigenen und gekauften super frisch.
Liegen draußen eingepackt unter einer Decke unter dem Dach der Terrasse.

Grosses Glück dieses Jahr, denn die Temperaturen waren fürs Draussen-Lager bisher ideal. Ansonsten ist der nach drei Monaten im Naturlager fertig und baut kräftig ab, er ist bestenfalls ein Weihnachtsapfel. Temperaturoptimal gehts bis Feburar, ULO länger. Er sieht auch überlagert noch gut aus, wird aber mürbe. Für den Hausgebrauch ok, aber verkäuflich ist sowas nicht mehr.

Beim Berlepsch meinte ich weniger die Früchte auf Märkten. Die Bäume sind das Problem, Baumschulen vermehren und verkaufen heute zu 90% die rotschalige Mutante. Alte Bäume auf der Wiese sind immer die weniger gefärbte, originale Version, die Roten sind jünger. Ich habe das Glück, einen Verwandten zu haben der so einen grossen, alten Berlepsch Hochstamm im Garten hat. Etwas kleine Dinger, aber tolle Äpfel, halt nicht der aktuelle Modegeschmack. Früher war die rote Mutante als solche explizit gekennzeichnet, heute die Grüne weil die Rote der Normalfall geworden ist. Beim Berlepsch hat schon Palmer in den 1980er Jahren bitter beklagt, dass die rote Optik der Rotmutante mit mieser Qualität einhergeht. Der Rote soll auch die bekannt niedrige Allergiewirkung von Berlepsch nicht haben. Es gibt mehrere Sorten, die durch die Auswahl von farboptimierten Mutanten voll gegen die Wand gefahren wurden, besten Beispiel ist der Red Delicious.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Roeschen1 am 18. Februar 2018, 14:14:04
Dasselbe bei Boskoop,
der heute auch Seltensheitwert hat.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Tara2 am 18. Februar 2018, 21:28:53
Der Boskoop ist immer noch eine meiner Lieblingssorten, aber er hat absolut keinen Seltenheitswert! Je nach Gegend wird wohl ca. jeder fünfte Baum im Streuobst ein Boskoop sein. Bei ihm habe ich keine Angst, dass er so schnell verschwindet, zumal er ja auch in fast allen Läden immer noch zum Sortiment gehört. Da gibt es andere z.B. von Blenheim, Kaiser Wilhelm, Coulon Renette, Königlicher Kurzstiel usw. um die ich mir mehr Sorgen mache.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Roeschen1 am 18. Februar 2018, 21:37:55
Tara,
ich weiß nicht, wo du lebst. Die nicht rote Boskoopvariante, früher hier in jedem Supermarkt vorhanden,
heute, rien ne va plus.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: thuja thujon am 18. Februar 2018, 21:37:55
Roter Boskoop oder Schöner aus Boskoop?
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Sternrenette am 18. Februar 2018, 21:50:17
Blenheim ist eine alte Zicke >:(

Aber falls er mal trägt ist er gut :D
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Tara2 am 19. Februar 2018, 09:13:33
Tara,
ich weiß nicht, wo du lebst. Die nicht rote Boskoopvariante, früher hier in jedem Supermarkt vorhanden,
heute, rien ne va plus.
Zwischen rotem Boskoop und gelben Boskoop gibt es praktisch keinen Unterschied, das ist eine Sorte, der rote ist nur ein Mutant des gelben! Aber in den Streuobstwiesen ist der gelbe (auch heute noch) immer noch stärker vertreten als der gelbe.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: cydorian am 19. Februar 2018, 09:37:08
Es gibt auch von Boskoop wie von jeder kommerziell angebauten Sorte eine unübersehbare Zahl von Mutanten, die sich in Ertragsvermögen, Deckfarbe, Fruchtgrösse, Berostungsneigung, Inhaltsstoffen, Wuchsfreudigkeit, Neigung zu Stippigkeit teilweise erheblich unterscheiden. Ich habe mehrere und ich gehe jede Wette ein, dass die Äpfel davon bei einer Verkostung ohne Nennung der Herkunft als verschiedene Sorten bezeichnet werden würden.

Die Alten sind wenig gefärbt und stärker berostet. Und ganz klar aromatischer.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: JörgHSK am 19. Februar 2018, 09:43:48
natürlich gibt es einen Unterschied, der eine ist gelb der andere rot. ;D

Der Ur- Boskoop ist ja grauschalig, mit ganz wenig Röte. Die allermeisten Typen die sich aus ihm entwickelt haben sind im Geschmack eher schlechter als dieser. Weniger sauer, weniger aromatisch.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Witteke am 19. Februar 2018, 10:00:51
Gefühlt steht der Boskoop doch mit Abstand am häufigsten in alten Obstgärten rum. Leider!
Zum kochen und backen ist der ja brauchbar, aber zum roh essen finde ich den viel zu sauer. Für mich ist der fast mit einem kleinen Kindheitstrauma verbunden: Kinder, esst die Äpfel aus Omas Garten, die sind gesund! Und dann waren das immer nur die nichtssagenden Klaräpfel oder die sauren Boskoop (bei uns in grün-grauer Variante). Ein kleiner Lichtblick war höchstens mal Ingried Marie, aber auch da gibt es vom Geschmack her noch Steigerungsmöglichkeit. Ich war immer sehr froh, wenn die alle waren und es endlich nur noch die gekauften Elstar gab. Alles war früher auch nicht besser.

Vielfalt erhalten ist natürlich erstrebenswert und wenn ich ein bis zweimal im Jahr (wenn überhaupt) einen Bratapfel machen will, kaufe ich auch mal nen Boskoop und bin froh, dass es dafür auch mal eine wirklich saure Sorte im Angebot gibt. Aber die Häufigkeit, mit der der angeboten wird, deckt sich für mein Empfinden auch mit dem Bedarf. Ich hab vor kurzem sogar sortenreinen Apfelsaft aus Boskoop im Supermarkt gesehen. Da frag ich mich wirklich, wer sich das antut.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: cydorian am 19. Februar 2018, 10:35:58
Man muss ja kein Fan von jeder Sorte sein, um in der Obstkultur einen Wert zu sehen. Auch wenns mir schwerfällt, in Pink Lady viel Wert zu sehen, ein Obstbauer oder Verkäufer würde das sicher anders sehen :-)
Der Boskoop hat sich lange im kommerziellen Anbau halten können, weil man damit ein hohes Ertragsniveau erreichen konnte. Der wird auch nicht so schnell aussterben. Die erste Rotmutante wurde schon 1923 gefunden und vermehrt. Es kann also auch bei alten Bäumen sein, dass die schon nicht mehr der ursprüngliche Boskoop sind. Die sind ziemlich berostet und mit dunklen, bräunlichen Streifen bedeckt und durchaus selten.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Tara2 am 19. Februar 2018, 10:42:26
Da frag ich mich wirklich, wer sich das antut.
Na ich zum Beispiel! Ich mag süße Äpfel nicht so gerne. Und ein Boskoop eingelagert schmeckt so ab Januar richtig hervorragend! Und beim Apfelsaft ist es ja meist so, dass die oft noch Säure zusetzen, damit das ganze überhaupt trinkbar wird. Da ist ein sortenreiner Boskoopsaft ohne Säurezusatz und ohne Zuckerzusatz doch wesentlich schmackhafter als ein Saft bei dem Zucker oder Säure von außen noch zugesetzt werden müssen. Das gilt natürlich auch für andere sortenreine Apfelsäfte.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: bristlecone am 19. Februar 2018, 10:56:22
Da ist ein sortenreiner Boskoopsaft ohne Säurezusatz und ohne Zuckerzusatz doch wesentlich schmackhafter als ein Saft bei dem Zucker oder Säure von außen noch zugesetzt werden müssen. Das gilt natürlich auch für andere sortenreine Apfelsäfte.

Fruchtsäften, die im Handel verkauft werden, darf kein Zucker zugesetzt werden.
Egal ob Bio oder nicht.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Secret Garden am 19. Februar 2018, 11:10:09
Um gleichbleibenden Geschmack zu gewährleisten, darf auch Fruchtsäften Zucker (ohne Deklaration) in beschränktem Umfang zugesetzt werden.

Aber nicht alle Menschen möchten es süß, ich beiße sehr gern in einen sauren Apfel. ;)
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: bristlecone am 19. Februar 2018, 11:13:39
Um gleichbleibenden Geschmack zu gewährleisten, darf auch Fruchtsäften Zucker (ohne Deklaration) in beschränktem Umfang zugesetzt werden.

Das war einmal, die so genannte Korrekturzuckerung.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Secret Garden am 19. Februar 2018, 11:17:42
Ah, danke. Dass das nicht mehr erlaubt ist, wußte ich nicht.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: mybee am 19. Februar 2018, 11:19:17
Boskoop hat einiges an Zuckergehalt, aber auch ordentlich Säure. Ich habe den Schönen aus Boskoop und den roten - Schmitz-Hübsch, den alten gelben mit der etwas rauen, schorfigen Oberfläche finde ich besser, aromatischer, wüchsiger, geeigneter für die Obstwiese.
Für Apfelkuchen oder Bratapfel reicht aber ein aufveredelter Ast. Gleiches gilt für den Klarapfel, der gerade eine Woche essbar ist, aber ein guter Pollenspender, breit abbaubare und früher der im Spätsommer lang ersehnte "erste" Apfel.

@Tara2
Mit Zuckerzusatz meinst Du wahrscheinlich Fruchtsaftgetränk oder "Nektar"?
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: JörgHSK am 19. Februar 2018, 11:40:58
Um noch mal beim eigentlichen Sortenerhalt zu bleiben: Was soll ich erhalten?

Fast jeder pflanzt im Streuobst die gängigen Sorten: Kaiser Wilhelm, Klarapfel, Dülmener Rosenapfel usw. Um einen Überblick darüber zu bekommen was seltener ist im Streuobst, muss man schon etwas tiefer in die Materie einsteigen. Sich einen Roten Eiserapfel in der Baumschule zu kaufen, und möglicherweise den falschen zu haben und es nicht zu wissen.

Oder sollte man die unbekannten bekannten Sorten vermehren. Ich plädiere dafür. Das setzt allerdings in gewisser Weise Sortenkenntnis und Kenntnis seiner Umgebung Sortenmäßig voraus.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: mybee am 19. Februar 2018, 12:00:50
Zitat
Um noch mal beim eigentlichen Sortenerhalt zu bleiben: Was soll ich erhalten?

Die Sorten, die bei Dir in der Gegend noch wachsen und die Dir schmecken.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: hunsbuckler am 19. Februar 2018, 12:27:19
Zitat
Um noch mal beim eigentlichen Sortenerhalt zu bleiben: Was soll ich erhalten?

Die Sorten, die bei Dir in der Gegend noch wachsen und die Dir schmecken.

wobei ich dann in meinem Fall wirklich nur die Standardsorten anbauen dürfte...hier im Hunsrück gibt es quasi nur Kaiser Wilhelm,Jakob Lebel,Luxemburger Renette und noch ein paar andere aber so gut wie keine Lokalsorten.
Ich bin bisher mit dem Apfelbuch von Franz Mühl und dessen Empfehlungen ganz gut gefahren....Blenheim und Goldparmäne (auch dort als krankheitsanfällig beschrieben) erst gar nicht in Erwägung gezogen dafür Sorten gepflanzt (Kalterer Böhmer,Siebenkant,Lavantaler Bananenapfel) die hier selten sind oder überhaupt nicht vorkommen aber dort als sehr robust beschjrieben sind.
Ab und an sind dann auch etwas gewagtere Sortern dabei,die eigentlich nicht für Höhenlagen geeignet sind....ab und an spielt man halt eben auch versuchskaninchen ;)
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Roeschen1 am 19. Februar 2018, 12:54:29
Um noch mal beim eigentlichen Sortenerhalt zu bleiben: Was soll ich erhalten?
Oder sollte man die unbekannten bekannten Sorten vermehren. Ich plädiere dafür. Das setzt allerdings in gewisser Weise Sortenkenntnis und Kenntnis seiner Umgebung Sortenmäßig voraus.
Kennst du den Farbatlas Alte Obstsorten von Walter Hartmann?
Da ist vielleicht was dabei für dich.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Boskoop am 19. Februar 2018, 15:40:45
Um noch mal beim eigentlichen Sortenerhalt zu bleiben: Was soll ich erhalten?

Fast jeder pflanzt im Streuobst die gängigen Sorten: Kaiser Wilhelm, Klarapfel, Dülmener Rosenapfel usw. Um einen Überblick darüber zu bekommen was seltener ist im Streuobst, muss man schon etwas tiefer in die Materie einsteigen. Sich einen Roten Eiserapfel in der Baumschule zu kaufen, und möglicherweise den falschen zu haben und es nicht zu wissen.

Oder sollte man die unbekannten bekannten Sorten vermehren. Ich plädiere dafür. Das setzt allerdings in gewisser Weise Sortenkenntnis und Kenntnis seiner Umgebung Sortenmäßig voraus.

Derzeit sollte man sich um jede bekannte oder unbekannte Regional-Sorte kümmern, weil zum Einen die Obstbäume durch eine intensivere Landwirtschaft, bzw. Landnutzung gefährdet sind und zum Anderen kommen die Bäume in das Alter in dem sie langsam, aber sicher absterben.
Leider ist in den letzten 30 Jahren zu wenig der Fokus auf Regionalsorten gelegt worden. Wenn nachgepflanzt worden ist, waren es zumeist die bekannteren Sorten, und da meist nur im Apfelsegment. Vor allem Steinobstarten und -sorten, welche ja meist eine kürzere Lebensdauer haben und auch Birnensorten, wo die Verwertung Schwierigkeiten macht, waren und sind akut gefährdet.
Wir verlieren von Jahrzehnt zu Jahrzehnt Obstsorten, die vielleicht in Zukunft für die Resitenszüchtung wichtig , aber eventuell auch wichtig zum Thema Anpassung an den Klimawandel sein könnten.
Abgesehen davon, kann sich jemand eine Streuobstwiese mit Pink-Lady, Harrow Sweet und Hanita vorstellen?
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Api am 20. Februar 2018, 10:57:24
Die erste Rotmutante wurde schon 1923 gefunden und vermehrt.

Die erste rotgefärbte Mutante wurde 1923 entdeckt und ab 1939 von der Baumschule Schmitz-Hübsch in Merten bei Bonn verbreitet.* Das sind dann zwar auch schon alte Bäume heute, aber doch noch keine 95 Jahre alt.

* Quelle: Robert Silbereisen, Apfelsorten, 3. Aufl. 1986, S.42
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: mybee am 23. Februar 2018, 13:44:34
@hunsbuckler
Kennst Du den "Dicker vom Hunsrück", den Apfel natürlich  :D ;D
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: hunsbuckler am 23. Februar 2018, 20:34:51
@mybee:Ich kenne hier im Hunsrück viele "Dicke" ;D
und natürlich auch den Apfel,der auch b ei Ritthaler erhältlich ist (ebenso wie das Birkenfelder Rotäpfelchen) aber deren Ursprungsort liegt immer noch so 30 km entfernt von meinem Wohnort und ich glaube dass beide Sorten in meinem direkten Umkreis überhaupt nicht vorkommen.
Ich glaube natürlich dass beide bei uns gedeihen würden...wie aber eben auch Äpfel aus Höhenlagen aus dem schwäbischen,bayerischen,österreicherischen...

Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: BernerRosenapfel am 24. Juni 2018, 19:06:31
@ cydorian


Heute wurde auf dem Markt Cripps Pink für 6,95 Euro je Kilo angeboten - Herkunftsland Argentinien. Unter fünf Apfelsorten die teuerste und es gibt Käufer für diesen Preis.

Das funktioniert schon noch.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Tünde am 02. Oktober 2019, 19:21:50
... die Häufigkeit, mit der der angeboten wird, deckt sich für mein Empfinden auch mit dem Bedarf. Ich hab vor kurzem sogar sortenreinen Apfelsaft aus Boskoop im Supermarkt gesehen. Da frag ich mich wirklich, wer sich das antut.

Ich! - allerdings ein ganz wenig abgeändert
Und zwar ich kaufe Boskoop Äpfel und dazu bio Möhren und dann alles ab in den Entsafter! (Nicht Dampf- sondern ganz normaler Entsafter).
Das Ergebn is ist LECKER!!!

Ich kriege keine andere Sorte im Lebensmittelgeschäft, mit der diese Mischung nur annähernd gut schmeckt.
Es ist mit allen anderen gängigen Sorten total fad!
Ich muss dann mit einigen Zitronen nachhelfen - aber auch dann ist das nie das Wahre.

Aus dem eigenen Garten gibt es noch keine Äpfel bei uns und gerade habe ich feststellen müssen, dass mein vermeintlicher Boskoop-Hochstamm, den ich seit Jahren hege und pflege in Wirklichkeit wohl eine Pinova ist.
Demnächst wollte ich - um weitere Verwechselungen vorzubeugen - selber einen Boskoop veredeln. Und zwar vom alten, nichtroten, aromatischen Typ.

Von mir aus könnte rund um das Jahr Boskoop geben - ich würde die Sorte rund um das Jahr gerne kaufen.
Dabei kannte ich die Sorte früher gar nicht (bin nicht aus Deutschland sondern aus Ungarn).
Hat man aber einmal ein Rezept mit der Sorte - dann hat man eine gute Verwendung dafür, und dann ist es egal wie alt die Sorte ist, man will sie haben.
Für mich ist der alte Boskoop somit gerettet - ich werde früher oder später den Baum hier im Garten stehen haben so oder so.

Das Problem mit anderen alten Sorten ist, dass ich sie nicht kenne.
Ich wollte letztens einige probieren, bin zu einer kleinen Ausstellung gefahren, extra in der Hoffnung, welche probieren zu können.
Aber wegen des schlechten Wetters dieses Jahr, gab es da nur einige ausgestellte Winteräpfel und ich konnte nichts probieren.

Zumal habe ich erfahren, dass man jede Sorte gewissermaßen speziell behandeln (pflegen, ernten, lagern, verarbeiten) muss.
Man hat mir erzählt, wie man früher den Ontario fachgerecht gepflückt hat (einzeln mit einem speziellen Werkzeug wo ein kleines Säckchen dranhing) und wie man die rote Sternrenette lagern musste. Letztere konnte man so ernten, dass unter dem Baum viel Stroh verteilt wurde und dann war es kein Problem, dass die Äpfel bei der Ernte herunterfielen.
Das sind alles Sachen, die einer wie ich neu lernen muss.
Ich kenne diese Sorten nicht aus meiner Kindheit und auch bei deutschen Familien ist dieser Faden der Kenntnisse wie man mit diesen Pflanzen umgeht, gerissen worden.
So ist man am Ende darauf angewiesen was man im Markt findet.
Oder man muss alles neu lernen - wenn man noch jemand findet von dem man das alles noch lernen kann...
Das - zusammen mit den immer kleiner werdenden Baugrundstücken - ist ein Teufelskreis.

Meine Mutter (Jahrgang 1945) z.B. hat in der ganz normalen Grundschule noch einfache Veredelungsmethoden beigebracht bekommen.
Ich nicht mehr...

LG,
Tünde

Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Secret Garden am 02. Oktober 2019, 19:47:05
Der Boskoop ist hier die einzige "alte Sorte", die im Supermarkt und auch auf dem Wochenmarkt überhaupt erhältlich ist - und die Kunden kennen und kaufen diese Äpfel, z.B. zum Backen.

Mir persönlich schmecken die süßen modernen Sorten nicht und lösen obendrein allergische Reaktionen aus. Wenn ich keine eigenen Äpfel (mehr) habe, beiße ich auch gerne in einen schönen sauren Boskoop. 8)
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: thuja thujon am 02. Oktober 2019, 19:57:04
Lernen hört nie auf. Was vor 50 Jahren funktionierte, muss heute nicht mehr funktionieren. Die letzten Jahre war zB die Reifezeit rund 2 Wochen früher als damals. Der Schädlingsdruck und die Pilzkrankheiten heute teilweise ganz andere. Manches von früher gilt noch heute. Lernen kann man jedes Jahr.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Roeschen1 am 03. Oktober 2019, 12:57:09
@Tünde
https://www.pomologen-verein.de/fileadmin/user_upload/Buecher/Pfaelzer_Obstkultur_Inhalt-Einleitung.pdf
https://www.pomologen-verein.de/fileadmin/user_upload/Landesgruppen/RLP/Streuobst-Sortenliste_RLP_2018.pdf
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Tünde am 03. Oktober 2019, 21:11:31
Danke für die Infos!
Ich habe schon einen Purpurroten Cousinot (von Ritthaler).
Mal sehen wie der schmeckt...
Wächst bisher sehr schön. Da er aber noch jung ist, hat er noch nichts getragen
LG,
Tünde
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: cydorian am 03. Oktober 2019, 22:33:58
Von dem hab ich einen Altbaum auf der Wiese. Kleine Äpfel. Eher was für Saft. Wenig Aroma, weinig.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Tünde am 04. Oktober 2019, 00:22:26
Von dem hab ich einen Altbaum auf der Wiese. Kleine Äpfel. Eher was für Saft. Wenig Aroma, weinig.

...und wie lange lassen sich die Äpfel lagern?
Ich habe etwas von einer ganz langen Lagerung gelesen, daher habe ich den Baum bestellt. Damit ich die Früchte nach und nach versaften kann, wenn der Boskoop alle ist.
Aus Wikipedia:
Zitat
"Der Apfel ist im Oktober pflückreif, die Genussreife erreicht er spätestens im Dezember. Damit gehört er zu den Winteräpfeln und kann, bei entsprechender Lagerung, bis zum Ende des Frühjahrs bzw. Beginn des Sommers genossen werden."
Aber in der Sortenliste, welche hier von Roeschen1 freundlicherweise eingelinkt wurde, steht etwas von einer kürzeren Lagerfähigkeit...... Bis Januar nur.
Zitat
"Genussreife: 10-1"

...und wie gesund ist Dein Cousinot?
Stimmt die Aussage mit der Robustheit der Sorte? (war auch ein Auswahlkriterium).

Ich meine, der Baum ist noch jung - daher ist es noch gut möglich, daraus einen Mehrsortenbaum zu machen... für Apfelsaft nach dem Boskoopsaison...
Welche Sorten kämen da in Frage? Saure Kandidaten sind o.k. (ich kann immer einige Möhren mit versaften) Hauptsache lange lagerfähig und die Sorte ist richtig robust.
Käme z.B. Brettacher in Frage...?
Wer noch? Mir fehlen leider die Erfahrungen und Sortenkenntnisse.

Der Boden ist lehmig, nicht schlecht. Unter uns ist schon der Rheingraben, über uns der Hunsrück, der Garten steht an der Grenze der beiden Regionen und ist relativ windig.
Wasser ist mittel (nicht feucht aber auch keine Wüste...).


Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: JörgHSK am 04. Oktober 2019, 08:23:30
unser verbreitete Purpurote Cousinot stimmt nicht mit den historischen Beschreibungen(und den übernommenen Beschreibungen bei Wikipedia und co.) überein. Da muss es mal irgendwann zu einer Verwechslung gekommen sein.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: JörgHSK am 04. Oktober 2019, 08:25:47
wenns um Lagersorten geht: Weißer Winterglockenapfel, Weißer Wintertaffetapfel, Winterzitronenapfel(mein Favorit).
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Tünde am 04. Oktober 2019, 10:10:26
wenns um Lagersorten geht: Weißer Winterglockenapfel, Weißer Wintertaffetapfel, Winterzitronenapfel(mein Favorit).

Danke für den Tipp!
Wie robust sind diese Sorten?
Beim weißen Wintertaffetapfel behaupten einige Quellen, dass die Sorte stark schorfanfällig sei. Stimmt das? Muss man die Sorte tatsächlich gegen Schorf spritzen?
Ein paar Flecken finde ich jetzt kein Problem aber ich möchte keine Gifte spritzen.

Kann man das evtl. so machen, dass man auf einige Ästen (im Moment: Zweigen) des Cousinots diese Sorten veredelt?
Ist das kein Problem für den Baum, wenn er 4-5 Sorten auf der Weise beherbergen muss?
Auf der Weise könnte man zum Erhalt aller dieser Sorten einen kleinen Beitrag leisten und gleichzeitig verschiedene leckere Äpfel im Lager zur Auswahl haben.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: cydorian am 04. Oktober 2019, 11:00:44
...und wie lange lassen sich die Äpfel lagern?

Das habe ich nicht bis zum Ende getrieben, sie wandern in den Most und sind Dekoäpfel, zu klein, geschmacklich uninteressant. Um grössere Äpfel zu bekommen müsste man die Wiese düngen und versuchen, den alten Baum zu revitalisieren. Man merkt aber, dass sie früh schrumpfen und die ohnehin mir nicht zusagende Fleischstruktur (nicht knackig) weiter degradiert. Für eine längere Lagerung wird hohe Luftfeuchtigkeit sinnvoll sein.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Roeschen1 am 04. Oktober 2019, 12:38:53
Zum Brettacher kann ich was sagen, er ist sehr saftig und ist sehr lange lagerfähig.
Durch die wachsige Haut bleibt er es auch.
Die Äpfel sind groß, nicht zu süß, sie reifen spät, der Baum kommt aus einer Weingegend, zu kalt sollte es nicht sein.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Tünde am 04. Oktober 2019, 22:55:04
Danke Euch für die Infos!
Hat jemand Erfahrung mit der Sorte Kaiser Wilhelm?
Soll tonhaltige Böden gern haben und etwas Wind sei ebenfalls kein Problem.
Wie ist aber der Geschmack? und ist der Baum sonst robust?
Ich merke, dass ich nicht mehr einfach darauf vertraue was im Internet überall über eine Sorte steht... vielleicht hat hier jemand Erfahrung mit der Sorte?
(die anderen Sorten habe ich mir bereits notiert für den Mehrsortenbaum).

LG,
Tünde
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: b-hoernchen am 04. Oktober 2019, 23:31:49
Kaiser Wilherlm gibt's bei uns in der Feilnbacher Gegend ziemlich häufig. Wegen Gesundheit müsste ich mir mal die Bäume ansehen (mich interessiert die Sorte weniger).

Schweizer WInterglocken gibt's hier auch, habe sogar einen Hochstamm (der einzge im Hausgarten) davon gepflanzt, der heuer das erste Mal kräftiger getragen hat. Gesundheit gut - keine Marssonina. Relativ viel Fruchtfall in den Wochen vor der Ernte (das hatte ich bei den vergreisten Bäumen "meines" Bauerns anders in Erinnerung). Hierzulande sehr lange haltbar - in der Garage - sofern der Winter kühl genug bleibt - bis ca. Mai.

Ich würde mir wg. langer Lagerung und Baumgesundheit auch französische Äpfel ansehen. Wärme dafür bekommen wir mehr als wir wollen... .
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Aromasüß am 05. Oktober 2019, 08:36:35
Hat jemand Erfahrung mit der Sorte Kaiser Wilhelm?

'Kaiser Wilhelm' (ursprünglich 'Peter Broich' aus dem Rheinland) ist gut für Apfelsaft, dafür bringt er Jahr für Jahr viele Früchte auf mäßigen Standorten. Direkt vom Baum schmeckt er säuerlich-frisch so wie andere Äpfel auch. Aber schon nach kurzer Lagerung ist er auffällig trocken. So habe ich es öfters erlebt und so steht es auch in den Beschreibungen. Kein Eßapfel!

Ich kenne ihn auf ärmerem Sandboden, auf dem er häufiger vorkommt und gut gedeiht - in der Landschaft, robust, starkwüchsig.
Auf schwerem Boden soll er anfällig für Obstbaumkrebs sein (siehe die Beschreibung von Joachim Bannier im Erhalternetz, der auch erzählt, wie aus Peter Broich ein Kaiser wurde ...).
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: JörgHSK am 05. Oktober 2019, 08:50:59
wenns um Lagersorten geht: Weißer Winterglockenapfel, Weißer Wintertaffetapfel, Winterzitronenapfel(mein Favorit).

Danke für den Tipp!
Wie robust sind diese Sorten?
Beim weißen Wintertaffetapfel behaupten einige Quellen, dass die Sorte stark schorfanfällig sei. Stimmt das? Muss man die Sorte tatsächlich gegen Schorf spritzen?
Ein paar Flecken finde ich jetzt kein Problem aber ich möchte keine Gifte spritzen.


Kann man das evtl. so machen, dass man auf einige Ästen (im Moment: Zweigen) des Cousinots diese Sorten veredelt?
Ist das kein Problem für den Baum, wenn er 4-5 Sorten auf der Weise beherbergen muss?
Auf der Weise könnte man zum Erhalt aller dieser Sorten einen kleinen Beitrag leisten und gleichzeitig verschiedene leckere Äpfel im Lager zur Auswahl haben.


sie bekommen alle etwas Schorf, aber ist jetzt nicht das Problem. Kommt aufs Jahr an, und auf die Lage!
Der Cousinot sollte aber in der Mitte bleiben, weil er schwächerwüchsig ist, sonst wird er von den anderen überholt..
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Roeschen1 am 05. Oktober 2019, 11:14:06
Kaiser Wilhelm sind große Äpfel, die säuerlich schmecken, nicht so aromatisch.
Ich habe einen Apfelkuchen davon gemacht, der Apfel bleibt sehr fest beim Backen, war Fallobst.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Tünde am 05. Oktober 2019, 17:04:42
Vielen Dank für Eure Antworten!
So kann ich mir langsam ein Bild von den Sorten machen.
Dann belasse ich den Cousinot in der Mitte und sehe zu, dass ich die anderen Äste (genauer: Zweige...) umveredele.

LG,
Tünde
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: b-hoernchen am 05. Oktober 2019, 18:31:01
Willst du mit dem Umveredeln nicht warten, bis du weißt, welche Sorte der Baum wirklich ist?
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Tünde am 05. Oktober 2019, 21:46:54
Willst du mit dem Umveredeln nicht warten, bis du weißt, welche Sorte der Baum wirklich ist?

Hm... keine schlechte Idee eigentlich.
Vielleicht trägt das Bäumchen nächstes Jahr schon.
Vielleicht ist das ein grüner Boskoop...?
Dann dürfte er ganz die Sorte bleiben
 :D

LG,
Tünde
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Roeschen1 am 05. Oktober 2019, 21:52:54
Die Baumschule Wetzel hatte heute einen großen Stand mit historischen Apfelsorten auf dem Herbstmarkt im BG in Heilbronn.
Ein Exemplar des Roten Cousinot war auch dabei.
Ein hübscher Apfel für den Weihnachtsbaum, -teller, zum Essen ist da nicht viel dran.
Durchmesser nur 5cm.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Rib-Johannisbeere am 06. Oktober 2019, 09:23:30
Ich mag den Cousinot. Der Nachbar hat einen Baum. Eine Mischmarmelade mit Quitte gibt eine unheimlich interessante Marmelade.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: cydorian am 06. Oktober 2019, 16:19:16
Das Gag am Cousinot ist die Farbe. Sonst bringt er nicht viel, auch nicht geschmacklich. Und die Farbe steht heute in Konkurrenz zu den jährlich mehr Züchtungen, die auch innen rot sind und speziell für Gelee und Marmelademischungen auch passendes Aroma haben.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Tünde am 06. Oktober 2019, 22:10:27
Ich danke Euch für die Berichte / Meinungen und Infos!

Das Gag am Cousinot ist die Farbe. ...Und die Farbe steht heute in Konkurrenz zu den jährlich mehr Züchtungen, die auch innen rot sind ....

Die neuen innen roten Sorten sind aber empfindlich für Marssonina oder nicht?
Ich fand die nämlich auch sehr interessant, aber habe dann nicht gewagt, einen größeren Baum von diesen zu bestellen.

Ist nicht eher die Rote Sternrenette eine Konkurrentin?
Da sind die Früchte auch hübsch rot, aber doch etwas größer als nur 5 cm im Durchmesser.......

Die arme Cousinot... die wird aussterben... wenn ich mir das anhöre, hat die Arme nicht so viel zu bieten... wieso hat man die Sorte denn überhaupt selektiert..?
Wegen der Pflanzengesundheit?
Da rätsele ich gerade ein bisschen...

Eine andere Frage: in meiner Familie gibt es 2 Liebhaber von Golden Delicious.
Gibt es vielleicht eine alte und widerstandsfähige Sorte die ähnlich schmeckt?
Also eher süß.
Muss nicht so extrem viel tragen wie der Golden (angeblich...) und die Äpfel müssen auch nicht so riesig sein wie im Supermarkt.
Farbe ist egal - nur vom Geschmack her sollte ähnlich sein.
Herbst- / Winter- oder sogar Sommersorte - alle wären interessant.
Eben statt Golden im Supermarkt zu kaufen.
Habt Ihr da Tipps?
Sie mag auch Pinova (wobei die Sorte in Ungarn doch recht viel Sonne und Wärme abbekommt also evtl. süßer schmeckt als in Deutschland).

LG,
Tünde
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: cydorian am 06. Oktober 2019, 22:54:13
Wieso diese Übertreibung? Der Cousinot ist ein optisch sehr schöner Weihnachtsapfel und ein guter Saftapfel. Nicht alles ist unwert, nur weil es nicht Idealgrösse und Tafelapfelqualität hat.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Rüttelplatte am 06. Oktober 2019, 22:59:45
.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Rüttelplatte am 06. Oktober 2019, 23:01:36

[/quote]
Eine andere Frage: in meiner Familie gibt es 2 Liebhaber von Golden Delicious.
Gibt es vielleicht eine alte und widerstandsfähige Sorte die ähnlich schmeckt?
Also eher süß.
Muss nicht so extrem viel tragen wie der Golden (angeblich...) und die Äpfel müssen auch nicht so riesig sein wie im Supermarkt.
Farbe ist egal - nur vom Geschmack her sollte ähnlich sein.
Herbst- / Winter- oder sogar Sommersorte - alle wären interessant.
Eben statt Golden im Supermarkt zu kaufen.
Habt Ihr da Tipps?
Sie mag auch Pinova (wobei die Sorte in Ungarn doch recht viel Sonne und Wärme abbekommt also evtl. süßer schmeckt als in Deutschland).

LG,
Tünde
[/quote]

Red Delicious oder Evelina
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Roeschen1 am 06. Oktober 2019, 23:14:38
@Tünde,
die Vielfalt machts, der Öhringer Blutstreifling ist wie der rote Cousinot auch so ein roter kleinerer Apfel, den wir zu Saft gepresst haben.
Schau dir mal Topaz an.
In Delbarefestival und Pinova ist G. Delicious drin (Elternteil).
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Bruno3120 am 07. Oktober 2019, 10:32:32
Ich danke Euch für die Berichte / Meinungen und Infos!

Eine andere Frage: in meiner Familie gibt es 2 Liebhaber von Golden Delicious.
Gibt es vielleicht eine alte und widerstandsfähige Sorte die ähnlich schmeckt?
Also eher süß.
Muss nicht so extrem viel tragen wie der Golden (angeblich...) und die Äpfel müssen auch nicht so riesig sein wie im Supermarkt.
Farbe ist egal - nur vom Geschmack her sollte ähnlich sein.
Herbst- / Winter- oder sogar Sommersorte - alle wären interessant.
Eben statt Golden im Supermarkt zu kaufen.
Habt Ihr da Tipps?
Sie mag auch Pinova (wobei die Sorte in Ungarn doch recht viel Sonne und Wärme abbekommt also evtl. süßer schmeckt als in Deutschland).

LG,
Tünde

Keine alte Sorte aber Sirius schmeckt vollreif so ähnlich und ist bei mir recht unempfinlich. Ist eine GD-Topaz Züchtung.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: mybee am 07. Oktober 2019, 10:48:51
Was bitte hat GD mit Sortenerhalt zu tun, außer dass man jede Sorte erhalten sollte?
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Tünde am 07. Oktober 2019, 19:07:27
Danke Euch für die Tipps!

Was bitte hat GD mit Sortenerhalt zu tun, außer dass man jede Sorte erhalten sollte?

GD wird natürlich mehr als reichlich erhalten im heutigen Genpool.
Was meine Frage mit Sortenerhalt zu tun hat:
Ich habe gefragt, ob eine Alternative bei den alten Sorten für Golden D. gibt.
Eine alte, robuste, vielleicht seltene, erhaltenswerte Sorte.
(sollte sich keine solche Sorte finden dann habe ich ja immer noch eine Pinova Fehllieferung hier stehen... zwar neue Sorte aber besser als GD da  - bisher - gesund)

Zum Purpurroten Cousinot:
Ich habe den Cousinot für die Saftherstellung angeschafft, d.h. dass die Äpfel klein sind das stört mich nicht (auch nicht bei Tafeläpfel).
Nur wo es hieß "na ja Aroma nicht besonders..." da dachte ich dass es vielleicht ein Fehler war, die Sorte zu wählen.
Hinzu kommt noch, dass die Haltbarkeit nicht annähernd so gut ist wie in der Literatur - diese ist mir aber wichtig.
Aber egal ich warte ab und mal sehen wie sich der Baum bei uns macht und ein bisschen teil-umveredeln kann man ja immer.

Stichwort kleine Äpfel:
Ich finde kleine Äpfel nicht schlecht und zwar ich bin selber klein, meine Hände sind auch klein und ich kann einen kleinen Apfel leichter in der Hand halten als einen großen und ein kleiner Apfel passt IMMER in meinen Magen.
Aus diesem Grund finde ich das immer schade, wenn die Züchtung NOCH GRÖSSERE Äpfel, usw. Obst anstrebt.
Noch mehr, noch größer... manche Golden Äpfel sind auch so riesig, dass die Portion für mich z.B. eh zu groß ist.
Kinderäpfel haben daher meiner Meinung nach auf jeden Fall eine Daseinsberechtigung.
Kleines Obst ist auch oft sehr aromatisch (was nicht heißt, dass der Boskoop nicht aromatisch wäre). Unser Nachbar hat einen Apfelbaum mit kleinen, rötlichen Äpfeln. Die sind auch sehr lecker. Leider weiß er nicht welche Sorte.
Aber ich werde ihn trotzdem um einen Edelreis bitten.

LG,
Tünde
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: cydorian am 07. Oktober 2019, 21:02:46
Ich habe gefragt, ob eine Alternative bei den alten Sorten für Golden D. gibt.

Sicher. Nimm seinen Daddy, der ist eh besser. Grimes Golden. Golden Delicious ist übrigens auch eine alte Sorte.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: thuja thujon am 07. Oktober 2019, 23:24:25
Und deshalb sollte Sortenerhalt eher sowas wie `ich weiß genau wo jeder Baum von am besten jeder verfügbaren Sorte steht´ bedeuten.
Golden Delicious-Hass, ob wegen Allergie oder nicht zusagendem Armoma, mag für den ein oder anderen Sinn machen, der Allgemeinheit ist damit nicht geholfen.

Kinderapfel: meine Empfehlung geht klar zum Heimeldinger. Geiles Aroma, kleine Früchte, ich veredle jetzt wieder einen Baum und pflanze ihn an den Spielplatz in der Gartenanlage, einfach das irgendwann mal irgendwer (außer mir) was davon hat. Den muss man einfach haben. Gesund ist er hier mehr als andere Sorten, Pinova, Topaz oder auch einige Renetten nebenan sehen schon deutlich schlecht aus dagegen. https://www.pomologen-verein.de/fileadmin/user_upload/Landesgruppen/Pfalz_2000.pdf
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Tünde am 07. Oktober 2019, 23:38:05
Nimm seinen Daddy, der ist eh besser. Grimes Golden.

Das ist ja interessant, die Sorte!
Scheint aber keiner zu verkaufen in Dtl.    :(
Wo könnte ich zumindest einen Edelreis bekommen?
Was für Sorten Du alle kennst... das ist total faszinierend!

LG,
Tünde
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: mybee am 08. Oktober 2019, 09:14:18
Auf Sortenechtheit geprüfte Edelreiser von Grimes Golden bekommst Du beim JKI.

Zitat
Und deshalb sollte Sortenerhalt eher sowas wie `ich weiß genau wo jeder Baum von am besten jeder verfügbaren Sorte steht´ bedeuten.
In diese Richtung wollte ich den thread zurückführen.
Gegen den Golden habe ich gar nichts. Den esse ich auch gern einmal, wenn ich einen der alten Art angeboten bekomme und meine eigenen Äpfel aufgebraucht sind. Aber um dessen Erhaltung braucht sich noch niemand Gedanken zu machen.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Tünde am 09. Oktober 2019, 20:37:18
Kinderapfel: meine Empfehlung geht klar zum Heimeldinger. Geiles Aroma, kleine Früchte,  https://www.pomologen-verein.de/fileadmin/user_upload/Landesgruppen/Pfalz_2000.pdf

Danke für die Empfehlung, ich habe mir die Sorte notiert.
Ich muss zuerst veredeln lernen - das habe ich mir für diesen Winter vorgenommen.
Wo hast Du Deinen Baum bzw. den Edelreis her? Von Ritthaler?

LG,
Tünde
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Tünde am 09. Oktober 2019, 22:08:36
Auf Sortenechtheit geprüfte Edelreiser von Grimes Golden bekommst Du beim JKI.

Super, ich werde dort anfragen.
Die Adresse klingt sehr seriös.
Genauer: eine wahre GOLDGRUBE!!!
Danke!!

Scheinbar ist der Grimes Golden gar nicht so häufig, obwohl leckerer und etwas robuster als Golden Delicious.

Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: thuja thujon am 09. Oktober 2019, 22:23:09
Den Heimeldinger kannst du bei Ritthaler kaufen. Jetzt ist Pflanzzeit. Wartest du aufs Frühjahr mit veredeln hast du rund 3-4 Jahre gegenüber einem Baum aus der Baumschule verloren.
Titel: Re: Sortenerhalt
Beitrag von: Tünde am 09. Oktober 2019, 23:04:16
Ich muss schauen wieviel Platz ich im Garten noch habe...
Bei der Baumschule Ritthaler habe ich sowieso eine Bestellung für November liegen, u.a. für den Adersleber Kalvill (Hochstamm), Kirkespflaume, Doppelseppler Kirsche...... u.a.
Unser Garten wird aussehen wie ein Wald

LG,
Tünde