garten-pur

Garten- und Umwelt => Naturpark => Thema gestartet von: Tara am 25. Oktober 2016, 14:00:33

Titel: Regenwürmer als schädliche Neozoen
Beitrag von: Tara am 25. Oktober 2016, 14:00:33
FAZ: "Des Gärtners bester Freund" - Daß eingeschleppte Regenwürmer für nordamerikanische Wälder gar nicht gut sind, ist ja seit längerem bekannt. Nun gibt es eine neue Studie dazu.

"„Insgesamt zeigen die Daten, die wir in unserer Studie zusammengeführt haben, dass Regenwurminvasionen in nordamerikanischen Wäldern mit deutlichen Veränderungen in der Vielfalt und Zusammensetzung von Pflanzengesellschaften einhergehen“, sagt Craven. Das wirke sich auf die gesamte Nahrungskette und den Kreislaufs des Wassers sowie auf den der Nährstoffe aus. „Damit können sie die Funktionen des gesamten Ökosystems auf Dauer verändern.""
Titel: Re: Regenwürmer als schädliche Neozoen
Beitrag von: Bumblebee am 25. Oktober 2016, 14:14:13
Interessant. Zeigt mal wieder, wie komplex und fragil Ökosysteme sind.
Titel: Re: Regenwürmer als schädliche Neozoen
Beitrag von: bristlecone am 25. Oktober 2016, 14:54:33
Komplex: ja, fragil (also zerbrechlich): ?

Die eingeschleppten Regenwurmarten verändern das gesamt Ökosystem und dessen Funktionsweise. Dass heißt aber nicht automatisch, dass dadurch etwas zerbricht.

Natürliche Systeme zeichnen sich dadurch aus, dass sie auf Veränderungen reagieren. Das ist zunächst mal nicht automatisch nachteilig, im Gegenteil: Es kann das System auch stabilisieren.

Im konkreten Fall der Wälder im Nordosten Nordamerikas verändert sich die Streuschicht, weil die Regenwürmer das Laub vertilgen, und ihr Kot führt zu Bodenveränderungen. Damit ändern sich die Verhältnisse für die dort lebenden Pflanzen und Tiere. Manche kommen damit besser zurecht, andere schlechter.
Aber ist das automatisch und immer eine nachteilige Veränderung?
Titel: Re: Regenwürmer als schädliche Neozoen
Beitrag von: Tara am 25. Oktober 2016, 15:24:51
Nun ja - für verdrängte/aussterbende Arten natürlich schon. Systeme stabilisieren sich wieder, so oder so, meist dann aber leider doch artenärmer? Und das Hafenlohrtal sieht voller Impatiens glandulifera im Sommer schon auch beeindruckend aus.  ;D
Titel: Re: Regenwürmer als schädliche Neozoen
Beitrag von: Staudo am 25. Oktober 2016, 15:51:54
Indische Täler voller Impatiens wären ein beliebtes Fotomotiv, wenn das Zeug hier nicht so gut wüchse.  ;) Übrigens ist die Balsamine bei uns kein Problem. Der ist es selbst in Gärten zu trocken. Komme ich zur Blütezeit nach Süddeutschland, beeindrucken mich die bunten Bachsäume durchaus.
Letztlich muss man die Ausbreitung der Regenwürmer in Nordamerika hinnehmen. Ändern lässt sich das sowieso nicht mehr.
Titel: Re: Regenwürmer als schädliche Neozoen
Beitrag von: partisanengärtner am 25. Oktober 2016, 16:06:45
Diese sogenannte Artenverarmung ist aber nur eine Momentaufnahme. Sobald ein großes Verbreitungsgebiet einer Art zersplittert wird setzt schon eine Diversifizierung ein, da ja ein Austausch behindert wird.

Einige Populationen werden dann verschwinden, manche Arten werden aussterben, aber alle Neophyten werden schon nach wenigen Jahrhunderten eigene Anpassungen zeigen und natürlich auch mit den anderen Lebewesen intensiv vernetzt zu werden.

Schön kann man das zum Beispiel bei der gewöhnliche Nachtkerze nachweisen. Da haben die wenigen hundert Jahre die sie hier in Europa eingeschleppt wurden gereicht um sie deutlich von den ursprünglichen Art zu unterscheiden.

Völlige Ausrottung ist in gestörten Lebensräumen wesentlich häufiger. Aber da ist unsere Zivilisation ja beonders effektiv.

Vielleicht ist ja auch das Anthropozän der Urknall einer neuen Artenvielfalt.
Wir sind ja alle sehr bemüht die großen Ereignisse der Evolutionsgeschichte um eine neue Variante zu bereichern.
Titel: Re: Regenwürmer als schädliche Neozoen
Beitrag von: partisanengärtner am 25. Oktober 2016, 16:11:59
Ich habe es ja schon öfter mal geschrieben das solche Massenvermehrungen sehr abrupt aufhören können.
In meinem alten großen Garten (und diverser wenig geordneter Nachbargärten) ist diese Impatiens auch völlig ausgestorben ohne das ich sie groß bekämpft habe. Die ach so schlimme einheimische (spanische )Wegschnecke hat plötzlich die Sämlinge als Nahrung entdeckt. Ergebnis: sie ist aus allen umliegenden Gärten verschwunden.

Es waren jedes Jahr einige Tausend wunderschöne Pflanzen die nur wo sie wirklich störten gelegentlich gerüpft wurden.
Die Aussaat wurde nie verhindert.