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Pflanzenwelt => Arboretum => Thema gestartet von: Nox am 28. Oktober 2018, 19:53:05
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Ich hätte mal eine Frage zur Lebenserwartung von Populus nigra Italica:
Die Vorbesitzer meines Hauses haben eine Reihe Pappeln zum Nachbarn hin gepflanzt. Sie haben sich extrem unterschiedlich entwickelt, das mächtigste Exemplar ganz links in der Reihe ist am rechten Photorand zu erkennen. Sie stehen gerade mal 50 cm bis 100 cm von seiner Mauer entfernt ...... !
Gepflanzt wurden sie in den 80er Jahren, sie sind jetzt maximal 38 Jahre alt. Muss ich mir jetzt Sorgen machen, dass sie in den nächsten 20 Jahren umkippen ? Wie lange sind solche Pappeln gesund und standfest ?
Ich habe Gefallen an diesen reifen Bäumen gefunden und die Ecke wäre schon mächtig öde ohne sie. Wenn es sein muss, würde ich sie lieber bald ersetzen als noch jahrelang zu warten, schliesslich kann nichts Neues gross werden, solange diese Pappeln darauf fallen würden.
Hier das Photo:
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Allgemein geht man bei Pappel von einer Standzeit so bei etwa 40 bis 60 Jahre aus. Das hat aber auch gestalterische Hintergründe...wenn langsam wachsende Baumarten wie Linde und Co. soweit sind kommen die schnellwachsenden Pappeln weg. Ich kenne Exemplare die gut standfest und deutlich älter als 50 Jahre sind!
Soweit auf dem Foto erkennbar ist der Baum noch recht gut und vital.
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Viel aufschlußreicher wären Fotos vom Stammfuß (Pilzbefall, Leistenbildung nach Blitzschlag, Wurzelanläufe, Bodenveränderungen etc.) und der Zustand was die Totholzbildung im Kronenbereich betrifft. Pappeln (Italica) bilden immer Totholz, den Unterschied machen Menge und Lage.
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Solch Gehölze beurteile ich beruflich.
Lass das einen Fachmann anschauen.
Das heißt nicht, dass es ein teuer bezahlter sein muss,
sondern einer, der sich das zutraut!
"Normale" Bäume kann ein normaler Mensch beurteilen, aber ich denke nicht,
dass hier die ganze Situation normal ist.
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Lass das einen Fachmann anschauen.
"Normale" Bäume kann ein normaler Mensch beurteilen, aber ich denke nicht,
dass hier die ganze Situation normal ist.
Das ist "auf den Punkt gebracht"! ;)
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Wir haben auch so eine auf dem Grund, ich wusste bis dieses Jahr nicht, dass sie eine italienische Säulenpappel ist.
Alter wahrscheinlich 50-60 Jahre. Ich las, dass die auch bis zu 100 Jahre alt werden können, das stimmt nicht?
Ok, das kann ja dann der Fachmann beantworten. ;)
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Danke für Eure Antworten, ich freue mich über jeden Beitrag !
Das Bild wurde nicht speziell für meine Frage hier aufgenommen, eher für meine Gartenplanung. Vielleicht schaffe ich es, morgen ein besseres Bild zu zeigen. Die grosse Pappel zeigt keinerlei Schwäche, eine kleinere aber hat einen grossen Rindenschaden am Stammgrund.
Ich wohne in Frankreich auf dem Lande, aber vielleicht hat meine Versicherung ja entsprechende Experten an der Hand.
Blöd halt wäre, wenn diese Pappeln dann mit 60 Jahren an ihre Grenze kämen und ich wäre dann 80, wenn ich solange durchhalte.
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Blöd halt wäre, wenn diese Pappeln dann mit 60 Jahren an ihre Grenze kämen und ich wäre dann 80, wenn ich solange durchhalte.
Wenn sie über ein gewisses Alter sind ist das Holz scheinbar nicht mehr gut zu gebrauchen. Unsere Pappelreihe wäre jetzt in einem erntereifen Alter scheinbar (aber das sind nicht italienische). Vor ein paar Jahren fuhr ein grünes Auto in den Hof mit einem bärtigen Mann, der fragte, ob unsere Pappeln zu haben sind. Ich fragte den Besitzer der Bäume, Mann guckte ziemlich böse. Ich wusste, er gibt sie sicher nicht her. ;D
Aber seitdem mache ich mir auch ein bisschen Gedanken darüber was ist, wenn die Pappeln von selbst zu fallen beginnen. In meinem Leben müsste es nicht sein.
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Zur Lebenserwartung (der Pappeln, nicht unserer) ;):
"Die Pappel gehört zur Familie der Salicaceaen und ist somit den Weichholzbaumarten
zuzuordnen und weist, verglichen mit den Hartholzbaumarten, eine geringere
Lebenserwartung auf. Bezüglich des erreichbaren Lebensalters gibt es in der aktuellen
Literatur Jahrbuch der Baumpflege 2009 für die Populus nigra unterschiedliche Angaben von
100 bis zu 300 Jahren; während BALDER (1997) für die Populus nigra ‚Italica’ am natürlichen
Standort eine Lebenserwartung von 100 Jahren und am Stadtstraßenstandort von 30 bis 50
Jahren angibt (s. PLIETZSCH 2009)."
Der Text ist aus einer Pappelbegutachtung in Berlin, kann leider nicht verlinken.
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Bei den Pyramidenpappeln werden meist einzelne Kronenpartien oder größere Äste kritisch, die lange vor dem Tod des ganzen Baums absterben und runterkommen.
Je nachdem, wo solche Pappeln stehen, besteht früher (Straßenbaum an belebter Straße) oder später (Baum am Bach oder Feldrain weit weg von Plätzen, wo oft Menschen sind) Handlungsbedarf.
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Dann könnte ich ja theoretisch zusammen mit diesen Bäumen noch alt werden !
Hier ein paar mehr Bilder:
Man kann bei der kräftigsten ersten Pappel erkennen, dass sie eine V-förmige Gabelung weiter oben hat. Vielleicht sollte ich den Ast Richtung Nachbarn mal entfernen lassen ? Im Dezember hat ein anderer Nachbar eine Hebebühne bestellt, der gute Mann könnte dann gleich mal bei mir vorbeischauen.
Was meinen die Experten ?
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Ganz schön nah an Nachbar's Mauer gepflanzt...
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Einerseits eine gute Idee, solch einen Zwiesel zu beseitigen.
Andererseits schafft das eine recht große offene Stelle als Eindringort für Pilze. :-\
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Dann könnte ich ja theoretisch zusammen mit diesen Bäumen noch alt werden !
Hier ein paar mehr Bilder:
Man kann bei der kräftigsten ersten Pappel erkennen, dass sie eine V-förmige Gabelung weiter oben hat. Vielleicht sollte ich den Ast Richtung Nachbarn mal entfernen lassen ? Im Dezember hat ein anderer Nachbar eine Hebebühne bestellt, der gute Mann könnte dann gleich mal bei mir vorbeischauen.
Was meinen die Experten ?
Ich dachte es schon gestern bei dem Foto von weiter weg - ist das wirklich eine 'Italica'?
Der Baum sieht für mich nämlich schon sehr nach einfacher Populus nigra aus....
Was das Schneiden angeht - ich hab hier in Düsseldorf im 5. Stock vorm Fenster mehrere 'Italica', die direkt neben einem wohl in den 60er/70er Jahren im innenhof gebauten Bungalow stehen und die alle Paar Jahre in der Höhe massiv gekürzt werden, die Spitzentriebe, die dann rausgesägt werden, haben bestimmt 15-20cm Durchmesser, ich dachte beim ersten Mal auch so, dass diese gerade gesägten Stümpfe nun wirklich nicht das Wahre sein können.
Aber ich hab bei den Dingern noch nie Bruch erlebt, nicht mal bei "Ela" 2014. ???
Ich würd aber wahrscheinlich auch nicht ohne Not große Wunden verursachen......schwierig, das Ganze
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Die erste ist sicher keine Säulenpappel, und wohl auch keine reine Schwarzpappel, die sind recht selten. Ich tippe auf eine Kanada-Schwarzpappel o. ä., Pappeln hybridisieren ja leicht. Bristlecone hat sicher recht, man beseitigt eine potentielle Gefahrenstelle, dafür schafft man sogleich die nächste - ich würde die Gabelung daher eher unangetastet lassen, wenn sich im unmittelbaren Umfeld nicht gerade ein Gebäude o. ä. befindet. Es sind ja nicht nur die Pilze, sondern man verändert mit so einem Eingriff die komplette Statik des Baumes. Dann wäre es wohl sicherer, ihn an dieser Stelle ganz zu kappen, aber wie sieht denn das aus?!
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Das ist wohl wahr ! Also lieber keinen kontrproduktiven Aktivismus.
Wenn der Ast herunterkommt, dann liegt er nur in Nachbar's Gemüsegarten, das wäre nicht gar so schlimm.
Also besser dranlassen und im Auge behalten.
Die 4. Pappel von links hat einen grossen Stammschaden, vielleicht ist mal ein schweres Gerät darangefahren.
Die nehme ich noch 'raus - und setzte den Nyssa sylvatica Wisley Bonfire einige Meter vor die Lücke in die Wiese. Für Sichtschutz zwischen den Stämmen reichen dann Büsche, die 3-4 m Höhe erreichen.
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Es würde mich wundern, wenn die Vorbesitzer ausgerechnet beim ersten Baum eine andere Sorte gewählt hätten. Die Krone ist ebenfalls Säulenpappel typisch, halt sehr hoch (nicht mehr vom Photo erfasst).
Mein lieber Nachbar (ehemaliger Bauunternehmer, geht jetzt auf die 90 zu) hat mir verraten, dass er das
Wasser aus den Strassengräben umgeleitet hat, damals um bei sich einen Teich zu schaffen. Das Gequake der Frösche hätte ihn aber dann zu sehr genervt, also wurde der Teich wieder zugeschüttet. Der Überlauf und wahrscheinlich auch so manches Sickergrubenwasser (damals hat man immer eine Regenrinne in die Buddelgruben geleitet) läuft auf meiner Seite der Mauer nur 3 m von dieser Riesenpappel entfernt aus einem Schachtdeckel heraus. Ich denke daher, dass dieser erste Baum einfach hervorragend gedüngt und gewässert wurde.
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Es würde mich wundern, wenn die Vorbesitzer ausgerechnet beim ersten Baum eine andere Sorte gewählt hätten.
Wahrscheinlich nicht freiwillig ;D Kann einfach eine versehentliche Vermischung in der Baumschule gewesen sein.
Die Krone ist ebenfalls Säulenpappel typisch, halt sehr hoch (nicht mehr vom Photo erfasst).
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Naja....so extrem schmal und säulenförmig (wie die dahinter) erscheint sie aber jetzt auf beiden Fotos nicht....
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Die 4. Pappel von links hat einen grossen Stammschaden
Hätte gedacht, das ist sehr gut verheilt.
Bei uns im Garten habe ich im Umfeld der "straffen Italienerin" nie Sämlinge (oder Schösslinge?) gesehen. In der Wiese bei der Pappelreihe tauchen die immer auf. Vielleicht kann das auch noch ein Unterscheidungsmerkmal sein?
Für mich war ja das eine wie das andere jahrelang einfach Pappel. 8) Aber die in der Reihe sind wirklich lockerer und ausladender, `Italica`pfeilt straff nach oben (wie man es auch auf deinem Foto gut sieht).
Wenn die eine nicht `Italica`ist hat sie eine längere Lebensdauer, ist doch gut. ;)
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'Italica' kann keine Sämlinge produzieren, weil das ein männlicher Klon ist. ;) Es gibt wohl auch eine weibliche Form, aber die ist viel seltener. Wikipedia schreibt, dass diese mehrere Astbündel umgedreht pyramidenförmig nach oben schiebt, daher wohl auch der Name "Pyramidenpappel", den man anstatt der "Säulenpappel" gelegentlich hört. Falls der erste Baum auch so straff aufrecht wächst (kann man auf den Fotos leider nicht so gut erkennen), könnte es womöglich diese Form sein?
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Also möglicherweise ein straffer Italiener was bei uns wächst, danke! ;)
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Morgen mach' ich mal ein Photo vom Fusse bis zur Spitze.
Ich kann mir die Blätter mal genauer ansehen, ob es da einen Unterschied zwischen den Bäumen gibt. Und später, im Frühjahr schaue ich mir mal die Kätzchen an.
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Ganz schön komplex, die Pappeln....
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Ja, das ist ziemlich kompliziert @Gartenplaner. Und da lag ich ja nicht mal sooo falsch zu sagen, es sind einfach Pappeln, man wird die ja kaum jemals klar identifizieren können, bis auf diese eine `Italica`.
Jedenfalls danke ich Nox für den Thread, sehe ein bisschen klarer durch die Bäume. ;)
Und werden die Pappeln auch irgendwann gefällt, die überleben unteriridisch, bleiben sozusagen immer wenn man sie lässt.
Überleben tun die uns also auf jeden Fall.
https://www.welt.de/print/welt_kompakt/debatte/article146230867/Vom-Zauber-der-Pappeln.html
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Und ich danke Euch, dass Ihr mir Mut gemacht habt, diese schönen Bäume zu erhalten.
Hier die Pappeln in voller Grösse:
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Hmm....diese kandelaberartig abstehenden Seitenäste unten passen nicht zum "klassischen" Säulenpappel-Erscheinungsbild - weiter oben passt es dann doch wieder...
Vielleicht ist es wirklich eine versehentlich dazwischen geratene 'Italica Femina', ich hab kein wirklich repräsentatives Bild von dieser Sorte finden können.....
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In deinem Link steht, dass `Femina`häufig mehrstämmig wächst. So wie ich es sehen kann macht das die Pappel von Nox nicht.
Schöne Gruppe, schönes Bild @Nox!
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Ich habe keine Vorstellung, wie diese 'Italica Femina' wirklich aussehen soll, da ich keine Bilder gefunden habe.
Aber ich fand schon auf den Ausschnittbildern ganz zu Anfang diese seitlich, fast erstmal waagerecht, abstehenden Äste dieses einen Baums merkwürdig und untypisch.
Säulenpappeln bilden auch Zwiesel, mehrere dicke Hauptäste/Stämme usw. - aber die stehen immer in einem recht flachen Winkel vom Hauptstamm/den Hauptstämmen leicht schräg nach oben ab.
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Ja, die Äste im unteren Bereich sind anders im Wuchs. Finde auch kein Bild, obwohl es ja in Wien Femina`s geben soll.
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Hmm....diese kandelaberartig abstehenden Seitenäste unten passen nicht zum "klassischen" Säulenpappel-Erscheinungsbild - weiter oben passt es dann doch wieder...
Vielleicht ist es wirklich eine versehentlich dazwischen geratene 'Italica Femina', ich hab kein wirklich repräsentatives Bild von dieser Sorte finden können.....
Es ist wahrscheinlich einfach nur eine Pappel, die gerne mal aus der Reihe tanzt. ::)
Weibliche Kätzchen sind mir bisher nicht aufgefallen, würden die nicht genau wie bei Weiden auch jede Menge flockig-weisse Samen herumfliegen lassen ? Dafür aber reichlich Kätzchen, die im Ganzen und ohne Flusen abfallen. Ich muss mal gezielt darauf achten.