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Garten- und Umwelt => Komposthaufen => Thema gestartet von: Dietmar am 08. September 2016, 15:54:34

Titel: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Dietmar am 08. September 2016, 15:54:34
Ich glaube es gelesen zu haben und zwar in irgendeinem aktuellen Papier der Bundesregierung zu Umweltschutz und Klimawandel, dass ab einem bestimmten Zeitpunkt die Verwendung von Torf für die Herstellung von Blumenerde bzw. Pflanzsubstraten verboten werden soll. Das Papier hat jedoch noch keine Gesetzeskraft, ist nur Strategiepapier.

Ich bitte, die Formulierung, "ich glaube es gelesen zu haben", zu verzeihen, denn ich lese täglich viele Dokumente und da fällt die Zuordnung zu einem konkreten Papier nicht leicht und alles noch einmal zu lesen, um die Quelle zu finden, dafür reicht meine Zeit nicht.

Falls dieses Verbot kommen sollte, hätte das gravierende Auswirkungen auf die Herstellung von Pflanzsubstraten, da bei den meisten gegenwärtig Torf die mit Abstand häufigste und manchmal alleinige Komponente ist. Ich bin da mit meiner umfangreichen Kompostwirtschaft gut aufgestellt. Ich kaufe schon seit Jahren nur noch torffreie Blumenerde. Eigentlich hätte ich genug Kompost, aber für Anwendungen für Blumentöpfe im Haus ist der eigene Kompost nicht geeignet, insbesondere deshalb, weil man sich diverse Viecher ins Haus holt. Dann müsste ich mir doch einen Erdedämpfer kaufen. Die sind leider nicht nur teuer, sondern müssen auch irgendwo gelagert werden und bei letzterem hätte ich Probleme.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: sonnenschein am 08. September 2016, 16:06:57
Das würde ich sehr begrüßen!!
Wir sind seit Jahren überzeugt torffrei in Betrieb und natürlich Hausgarten. Hat natürlich auch Nachteile, unsere Rosencontainer sind zu schwer zum Verschicken, klarer Wettbewerbsnachteil  ;).
Ich hoffe nur, daß, wenn es so ist, es nicht in Kraft tritt nachdem das letzte Moor verschwunden ist....
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: bristlecone am 08. September 2016, 16:08:55
Kein Verbot von torfhaltigen Substraten

"Hobbygärtner werden auch künftig weiter torfhaltige Substrate beim Gärtnern einsetzen können. Ein Verbot dieser Substrate lehnt die Bundesregierung ab. Dies geht aus einer Antwort (18/7197) auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen (18/6927) zum Schutz der Moore hervor. Demnach stünden die Wirtschaftsbeteiligten in der Verantwortung, zunehmend "torfreduzierte Substrate" in diesem Bereich anzubieten. Auch im Erwerbsgartenbau könne "derzeit und auf absehbare Zeit" nicht auf Torf verzichtet werden."

Business as usual.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Dietmar am 08. September 2016, 16:17:24
Das kannte ich noch nicht. Da ist die Bundesregierung wieder zurück gerudert, weil eine Lobby aufgeschrien hat. Auf die Freiwilligkeit der Wirtschaft zu setzen, hat fast nie funktioniert.

Ich würde so ein Verbot begrüßen, denn es gibt vernünftige Alternativen. Nur dürfte man den Torf nicht schlagartig verbieten, sondern müsste gesetzlich verankern, dass jedes Jahr der Anteil in der Blumenerde verringert wird. Dann hat die Wirtschaft genug Zeit, sich darauf einzustellen.

Nur mit Freiwilligkeit geht es nicht. Dann gäbe es z.B. in  Autos heute noch nicht serienmäßig Sicherheitsgute, Airbags und Katalysatoren. Der Staat muss die gesetzlichen Rahmenbedingungen schaffen.

Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Staudo am 08. September 2016, 16:19:37
Auch beim Thema Torf ist viel Weltanschauung dabei.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Gartenplaner am 08. September 2016, 16:30:16
Ich finde nicht, daß da viel Weltanschauung drin steckt.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Dietmar am 08. September 2016, 16:35:52
Zitat
Auch beim Thema Torf ist viel Weltanschauung dabei.

Auch bei den Grünen ist viel Weltanschauung und das meiste davon ist schlichtweg Unfug. Aber das Verdienst der Grünen ist es, Politik und Gesellschaft sensibel für Umweltprobleme gemacht zu haben.

Natürlich ist auch beim Torf Weltanschauung dabei und das geht auch gar nicht anders, weil nicht jeder ins Baltikum fahren kann, um sich die Folgen des Torfabbaus selbst anzusehen und sich damit ein eigenes Urteil bilden zu können. Ich war zweimal mit dem Wohnmobil im Baltikum und habe die Mondlandschaften gesehen, die nach dem Torfabbau zurück bleiben. Eine Wiederaufforstung ist schwer möglich, da der Boden unter dem Torf sehr unfruchtbar ist.

Torf gehört zu den Rohstoffen, die nur sehr begrenzt verfügbar sind und welche in überschaubaren Zeiträumen nicht nachwachsen und es ist einfach vernünftig, solche nicht nachwachsenden Rohstoffe sehr sorgsam zu verwenden, denn weg ist weg für immer.

Der Torf in den Pflanzsubstraten in den Gartenmärkten kommt zum überwiegenden Teil aus dem Baltikum, z.B. Lettland. Die ehemaligen Abbaugebiete sind jetzt quadratkilometergroße Wüsten und dabei hat ein nennenswerter Abbau erst vor wenigen Jahren begonnen.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Staudo am 08. September 2016, 20:27:51
Hier gibt es Fakten. Diese Seite wurde übrigens von der Torfindustrie erstellt.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Gartenplaner am 08. September 2016, 20:49:03
Womit wir dann doch bei der Weltanschauung wären  ;D
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Staudo am 08. September 2016, 20:52:04
Auf der Seite sind Zahlen aufgeführt. Die sollten in etwa stimmen. Ansonsten wären die Macher der Seite angreifbar.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Junebug am 08. September 2016, 20:57:37
Dürfte ich da mal ganz unweltanschaulich was fragen? Letzten Samstag bei Diamants ging es am Rande auch um torffreie Erden; Frau Diamant meinte, man müsse dann sein Gießverhalten anpassen, hat das aber nicht ausgeführt und ich habe vergessen, noch mal nachzufragen, inwiefern.

Ich hatte jetzt erst einmal torffreie Erde aus dem GC, weil die da prominent angeboten wurde. Die schien mir sehr leicht und fluffig und beim Gießen rauschte meist die braune Brühe so durch, fand ich jetzt nicht so doll ... Sonnenschein, Deine klingt aber völlig anders, wenn sie zu schwer zum Versenden ist. Worauf müsste man da achten?
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: erhama am 08. September 2016, 21:02:01
Und wie lange dauert es, bis die abgebauten Torfschichten wieder aufgebaut sind?

Soviel ich weiß, kommt es doch auf den Humusgehalt und den Gehalt an Ton-Humus-Komplexen in den Erden an (darüber hinaus noch ph-Wert etc), um das Haltevermögen an Wasser und Nährstoffen zu beeinflussen? Humus ist aber nicht gleichbedeutend mit Torf.

Es gibt bereits torffreie Erden, sind diese denn weniger für den Gartenbau geeignet? Gibt es direkte, belastbare Vergleiche? Oder ist das Festhalten an torfhaltiger Erde nur eine Version von "Das wurde schon immer so gemacht"?
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: lerchenzorn am 08. September 2016, 21:03:46
@ Junebug
Die Kokosfaser-Erden müssen gleichmäßiger gegossen werden. Sie sind nach meinem Eindruck nicht so quell- und speicherfähig wie Torf-Erden.
(ein paar Wochen lang kleine Fliegen hat man meist auch darin)
Mit Lehmanteil wird das wahrscheinlich besser (und schwerer).

@Dietmar
... Eine Wiederaufforstung ist schwer möglich, da der Boden unter dem Torf sehr unfruchtbar ist. ...

Warum sollte man dort aufforsten. Das würde alles nur schlimmer machen. Eine Wiedervernässung und ein erneutes Ingangsetzen des Torf- und Moorwachstums ist sicher das sinnvollste. Ich weiß nicht, ob im Baltikum in diese Richtung gedacht und gehandelt wird.

... Oder ist das Festhalten an torfhaltiger Erde nur eine Version von "Das wurde schon immer so gemacht"? ...
Ganz sicher nicht. Torf hat leider noch immer unübertroffen gute Eigenschaften. Es gibt nicht überall Lehm und ausreichend Kompost, um vergleichbar strukturstabile und speicherfähige Topf- und Kübelerde zu mischen.
Ich bin kein Freund des Torfabbaus und versuche, Torf im eigenen Garten so weit wie möglich zu vermeiden. Manchaml ist es aber schwierig.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Staudo am 08. September 2016, 21:08:50
Torffreie Erden sind im Gartenbau möglich, aber schwieriger in der Handhabung. Torf ist biologisch nahezu tot und reines Trägermaterial. Damit sind torfhaltige Erden sehr gut einstellbar und steuerbar. Die Rohstoffe für torffreie Erden sind wesentlich unberechenbarer. Wir hatten auch schon mal probeweise eine Fuhre Topfsubstrat mit Kompostanteil. Dieses Substrat fing auf dem Haufen an zu kochen und zu verpilzen. Außerdem fehlen für einen nennenswerten Torfersatz angeblich die Materialmengen.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: b-hoernchen am 08. September 2016, 21:11:32
Prinzipiell ist Sphagnum (Weisstorf) doch auch ein nachwachsender Rohstoff. Gibt es irgendeine Untersuchung darüber, wieviel Sphagnum  aus den Tümpeln "ausgetorfter" Moore durch Bewirtschaftung sich Jahr für Jahr gewinnen ließe?

Nebenbei: Die Wiesen hier vom Dorfrand bis zu den Wäldern auf (echtem) Moorgrund waren ursprünglich auch mal Moor. Torfauflage noch ca. 2 bis 3 Meter auf Seeton, Tendenz fallend, weil durch Entwässerung (Urbarmachung) der Grundwasserspiegel gesenkt wurde. In einigen Jahrhunderten (Jahrzehnten?) wird der Torf verschwunden sein, ohne dass er irgendjemandem Nutzen gebracht hätte. Das betrifft etliche Quadratkilometer Wiesen in moornahen Bereichen. Dazu kommen noch die von Entwässerungsgräben durchzogenen Waldgebiete auf Moorgrund... .
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Staudo am 08. September 2016, 21:15:42
Warum sollte man dort aufforsten. Das würde alles nur schlimmer machen. Eine Wiedervernässung und ein erneutes Ingangsetzen des Torf- und Moorwachstums ist sicher das sinnvollste. Ich weiß nicht, ob im Baltikum in diese Richtung gedacht und gehandelt wird.

In Niedersachsen ist das auf alle Fälle so. Dort enstehen aus Ackerflächen über Torflagerstätten nach dem Torfabbau zwingend vernässte Landschaften. Man kann es auch ganz böse ausdrücken: Wer neue lebende Torfmoore in Deutschland will, muss trocken gelegte Torfflächen abbauen. Und hier kommt wieder die Weltanschauung ins Spiel. Weil Torfabbau auch auf Ackerflächen böse ist, wird zumindest in Niedersachsen von Seiten der Landespolitik gebremst, wo es nur geht.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Junebug am 08. September 2016, 21:18:28
Mit Lehmanteil wird das wahrscheinlich besser (und schwerer).

Danke, dann müsste ich da noch großzügiger beimischen - so gleichmäßig krieg ich das mit dem Gießen vielleicht nicht immer hin.  :-\
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Daniel - reloaded am 08. September 2016, 21:18:38
Bei entsprechebd hohem Kompostanteil kriegst du ein massives Salzproblem im Topf (Kali). Gerade für salzempfindliche Kulturen sind hohe Kompostgehalte Gift.

Über Kokosfaser lässt sich trefflich streiten! Ich finde sie als strukturgebende Komponente toll, über die Gewinnung brauchbarer Kokosfaser darf man dabei nicht nachdenken!
Holzfaser ist toll, hat aber den großen Nachteil, dass sie uU reichlich Stickstoff bei der Umsetzung bindet.
Und über Xylit, was sie jetzt überall reinpanschen, will ich nicht nachdenken.

Torfreduzierte Substrate gerne, es gibt gute Ansätze, aber ein wirklich gutes troffreies Produkt muss mir erstmal jemand zeigen!
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: blommorvan am 08. September 2016, 21:20:28
Vielleicht ganz interessant
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Gartenplaner am 08. September 2016, 21:21:35
Um mal eine hier anerkannte Koryphäe zu bemühen:
Soweit ich weiß, ist der oberflächennahe Torf der wertvollste. Deshalb wurden und werden immer neue Moorgebiete entwässert und abgetorft.Das Heizen mit Torf spielt in Mitteleuropa keine Rolle mehr. Früher wurden in der Sowjetunion ganze Städte mit Torf beheizt, ob das heute noch so ist, wage ich zu bezweifeln.Ein wiedervernässtes Moor erreicht nicht denselben ökologischen Wert wie ein nicht entwässertes unberührtes. Manche Pflanzenarten stellen sich dort, einmal verschwunden, kaum wieder ein.In den Mooren Mitteleuropas war einst Sphagnum imbricatum eine der häufigsten Torfmoosarten. Heute ist die Art stark gefährdet, da nützt auch kein Wiedervernässen.
Und die gleiche Diskussion gabs schon mehrfach:Erdesäcke (plus Link auf einen noch älteren Thread)Und noch ein Link vom Bayrischen Landesamt für Umwelt
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: troll13 am 08. September 2016, 21:32:39
Das "grüne Herz" des Gärtners ist zu 100 % für torffreie Erden. Der Kopf sagt jedoch, dass er noch keine torffreien Substrate gesehen hat, die allen Anforderungen gerecht werden. ;)

Für den eigenen Garten vermeide ich sogar inzwischen Einkäufe bei Gärtnereien, die ihre Pflanzen in torffreier Erde anziehen. weil ich hier wesentlich mehr Ausfälle erlebt habe als bei Pflanzen, die in Standardsubstraten mit Torf angezogen wurden.

In Deutschland stehen lebende Hochmoore weitestgehend unter Naturschutz. Torfgewinnung findet fast nur noch auf vorher landwirtschaftlich genutzten Flächen statt. Ich komme selbst aus der Diepholzer Moorniederung und kenne daher viele Torfabbaustandorte. Ob die in dem Link beschriebenen Renaturierungsmaßnhmen allerdings das "Ei des Kolumbus" sind, kann ich allerdings auch nicht wirklich beurteilen.

Wenn der Torfabbau im Baltikum unter anderen Voraussetzungen erfolgt, sollten hier europäische Naturschutz- und Umweltrichtlinien greifen bzw. entwickelt werden, die eben nicht zu "Mondlandschaften" führen. Ist doch dasselbe wie mit unseren Nahrungsmitteln. Warum ist Milch und Fleisch so "preiswert", wenn man es beim Discounter kauft? Wenn die Pflanze dann eben ein paar Cent teurer wird, wird es den den Staudenfreak auch nicht abhalten, sie zu kaufen.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: erhama am 08. September 2016, 21:40:43
Es ist mit dem Torf wie mit anderen Ressourcen: Für unsere Bequemlichkeit, die "Geiz-ist-geil"Mentalität un die Vorstellung, dass immer alles sofort und gleich zur Verfügung stehen muss - im Falle des Torfes sind es die Millionen einjähriger Wegwerfpflanzen - werden Ressourcen ausgebeutet, bis sie nicht mehr vorhanden sind. Abgebaut ist der Torf schnell, das dauert nicht mal ein Jahr - und wie lange dauert es, bis ein Moor renaturiert ist, bis es wieder ein Moor ist? (Auch wenn es vorher Ackerfläche war - vor der Ackerfläche war es ja Moor, sonst gäbe es dort keinen Torf).
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Staudo am 08. September 2016, 21:43:47
Dort war 10 000 Jahre lang ein Moor. Seit hundert Jahren ist dort keins mehr. Aber wenn wir den Torf abbauen und die Flächen vernässen, ist dort für die nächsten 10 000 Jahre vielleicht wieder ein Moor.  ;)
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: kasi † am 08. September 2016, 21:46:20
Bei entsprechebd hohem Kompostanteil kriegst du ein massives Salzproblem im Topf (Kali).

Sag mal was tust Du auf Deinen Kompost?
Bei mir kommt da nichts Salzhaltiges hin, es sei denn jemand hat meinen Kaffee versalzen ;)
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: erhama am 08. September 2016, 22:22:08
Dort war 10 000 Jahre lang ein Moor. Seit hundert Jahren ist dort keins mehr. Aber wenn wir den Torf abbauen und die Flächen vernässen, ist dort für die nächsten 10 000 Jahre vielleicht wieder ein Moor.  ;)

Das wird aber dauern, bis es wieder ein Moor wird... mit allen Spezialisen, die dort leben...

Und das alles "nur" dafür, dass im Baumarkt und Gartencenter jederzeit palettenweise Einheitswegwerfblümkes stehen und Otto Normalverbraucher die für billiges Geld wegschleppen kann oder sie irgendwann als nicht verkäuflich, weil Überproduktion, weggeschmissen werden. Das macht mich wütend...
Es geht mir gar nicht darum, dass Gärtner für spezielle Pflanzen Torferde benutzen. Mir ist klar, dass eine Gärtnerei ein Betrieb ist, der wirtschaftlich arbeiten muss und deshalb zuverlässige Arbeitsmittel, sprich Erden, braucht.

Mir geht es um Hinz und Kunz, die mit der Torferde ihre Balkonkästen füllen, irgendwas reinpflanzen - Hauptsache billig und bunt - das Zeug dann vertrocknen lassen, weil Gießen ist ja so anstrengend und in urlaub wollten wir ja auch fahren - dann alles wegschmeißen, neue Erde kaufen, wieder irgendwas reinpflanzen...

 >:(
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Gartenplaner am 08. September 2016, 22:39:15
Bezüglich Torfkultursubstrat oder torffreie Erde:
Ich versuche inzwischen, soviel Torfkultursubstrat wie möglich aus Ballen raus zu bekommen, weil selbst aufgelockerte Pflanzlochseitenwände in meinem Lehmboden für torfsubstratverwöhnte Wurzeln schwer zu durchdringen sind.
Habs mehrfach erlebt, dass der Torfballen noch völlig die Topfform hatte, also keine Wurzeln hinausgeschickt hatte, und die Pflanze vertrocknet war, weil der Torf austrocknete und nicht aus dem noch feuchten lehm drumherum Wasser ziehen konnte.
Wenn ich die Wurzeln so gut wie möglich "auskämme" und meinen Gartenboden in alle Hohlräume und um so viele Wurzeln wie möglich füllen kann, funktioniert das Anwachsen besser.
Allerdings mach ich das auch bei Topfballen mit torffreier Erde.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: pearl am 08. September 2016, 23:27:53
Erhama, ich bin völlig deiner Meinung! Ich wüsste jetzt auch keinen Grund, warum Komposterde irgendeinen Nachteil hätte. Lauberde, Komposterde, ich topfe damit alle Pflanzen und das klappt sehr gut. Mein Ziel ist etwas ähnliches wie Schwarzerde oder Hortisol herzustellen. Torffrei und wenn es den Regenwürmern schmeckt, die Pflanzen gedeihen, wieso soll das Zeug aus Säcken besser sein?

Ich versuche den mit der Pflanze gekauften Torf so schnell wie möglich los zu werden. Mit vernünftiger Erde zu mischen.

Das einzige Argument für Torf ist doch, dass er leicht ist und die Transportkosten minimiert. Der Nachteil von Torf ist doch, dass er kein Wasser aufnimmt, wenn er trocken fällt. Sowas kann ich nicht gebrauchen.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: mame am 09. September 2016, 00:39:44
Dort war 10 000 Jahre lang ein Moor. Seit hundert Jahren ist dort keins mehr. Aber wenn wir den Torf abbauen und die Flächen vernässen, ist dort für die nächsten 10 000 Jahre vielleicht wieder ein Moor.  ;)
Realistischer wäre IN 10 000 Jahren  8)
Es gibt sicher Argumente, die für Torf sprechen, aber diese grüngewaschenen (und im Vergleich mit anderen Quellen auch arg geschönten) "Zahlen und Fakten" auf der von Dir verlinkten Website des Industrieverband Garten toppen das Ganze noch. Da hat man ja den Eindruck, dass Torfabbau eine ganz tolle Sache ist  ::) :P

Es ist schön, dass es immerhin ein paar Staudengärtnereien gibt, die sich die Mühe machen, mögliche Alternativen zu testen und die dafür auch Wettbewerbsnachteile in Kauf nehmen. Es gibt bestimmt auch im Produktionsgartenbau die Möglichkeit, ohne Torf auszukommen oder den Torfanteil in den Substraten auf ein Minimum zu beschränken. Man muss sich halt damit befassen. In Weihenstephan wurde dazu bereits geforscht und mögliche Ersatzstoffe getestet. Und immerhin sind torffreie Erden mittlerweile sogar im Discounter angekommen. Ich hoffe sehr, dass sich da noch mehr tun wird.

edit: doppelt vorhandenes Zitat gelöscht
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: thuja thujon am 09. September 2016, 01:18:14
Der Industrieverband Garten orientiert sich eben an seinen Kunden, die die Stiefmütterchen und Primeln und ähnliches kaufen. Denen macht er damit eine Freude und die Balkone oder Vorgärten werden je nach geschick des Kunden mehr oder weniger lange etwas bunter.

Ich kann damit auch nichts anfangen, finde schon die Blütenfarben und -Größe der aktuellen Sorten pervers. Ich gehe schon seit Jahren aus dem Gartencenter und kaufe maximal Gemüsejungpflanzen. Ich kann wirklich nix damit anfangen.

Fachlich gesehen halte ich Torf momentan allderings für unverzichtbar. Es gibt einfach noch keine Alernative.

Grünschnittkompost versalzt und gibt keine Struktur, zudem schwankende Qualitäten, Holzfaser sackt zu schnell zusammen, Kokosfaser ist zu Wurzelfäulnisanfällig, da bekomme ich regelmäßig meine Pflanzen hinüber, habs jetzt aufgegeben.
Mineralische Erden, die wertvolle Muttererde, die auch nur an der Oberfläche belebt ist, die sollte man auch nicht abbauen und verkaufen.
Daheim im Garten die eigene Erde nutzen, was spricht dagegen? Nur weil Weihenstephan darauf nicht forscht, weil die für Gärtnereien forschen, die bei positiven Ergebnissen ihre Muttererde verkaufen müssten. Die Erde im Topf ist wertvoller als die Pflanze.

In meinem Garten komme ich mit Muttererde noch klar. Hole sie mir aber auch mal mit dem Fahhrad von irgendwelchen Schutthaufen, Seeufern, Wiesen usw. Gerade für die Kakteen. Die haben bei mir alle Lehm drin. Liest man etwas ältere Büche rzum Thema, haben die auch damals hauptsächlich solche Erden benutzt. Es wächst also auch da drin, nur nicht ökonomisch oder ökologisch.
Für mache Muttererden möchte ich dann aber auch mal etwas Torf untermischen, weil mir salzarmer Laubkompost zwar Humus reinbringt, aber nicht die Struktur wie es lange, stabile Fasern wie zB Torf tun.
Für 2 Jahre im Topf kann man damit arbeiten, im 2ten Jahr eben mehr aufpassen mit dem wässern und eventuell öfters düngen.
Prinzipiell bin ich Fan von Substraten im Topf mit null bis minimal Humus- bzw Organikgehalt. Weil die sind strukturstabil. Lava oder bims oder Sand ist auch nach 10 jahren noch wie am Anfang und nicht zu Staunässe neigend.

Ich verzichte gerne auf sämtliche Gärtnereien und deren Produkte, kaufe mir die Pflanzen lieber bei privaten Liebhabern auf Messen oder vermehre selbst im Gartenbeet und gebe ab und betreibe Tauschhandel mit anderen Hobbygärtnern. Aber gänzlich auf Torf verzichten, es gibt für mich noch keinen vollwertigen Ersatz.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Staudo am 09. September 2016, 07:41:35
Und jetzt musst Du mir noch Deinen Broterwerb nennen, damit ich Deinen Berufsstand boykottieren kann.  ;D
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Gartenplaner am 09. September 2016, 11:39:38
Nicht daß es Schokoladenfabrikant ist!  :o ;D
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: pearl am 09. September 2016, 12:10:49

Realistischer wäre IN 10 000 Jahren  8)
Es gibt sicher Argumente, die für Torf sprechen, aber diese grüngewaschenen (und im Vergleich mit anderen Quellen auch arg geschönten) "Zahlen und Fakten" auf der von Dir verlinkten Website des Industrieverband Garten toppen das Ganze noch. Da hat man ja den Eindruck, dass Torfabbau eine ganz tolle Sache ist  ::) :P

Es ist schön, dass es immerhin ein paar Staudengärtnereien gibt, die sich die Mühe machen, mögliche Alternativen zu testen und die dafür auch Wettbewerbsnachteile in Kauf nehmen. Es gibt bestimmt auch im Produktionsgartenbau die Möglichkeit, ohne Torf auszukommen oder den Torfanteil in den Substraten auf ein Minimum zu beschränken. Man muss sich halt damit befassen. In Weihenstephan wurde dazu bereits geforscht und mögliche Ersatzstoffe getestet. Und immerhin sind torffreie Erden mittlerweile sogar im Discounter angekommen. Ich hoffe sehr, dass sich da noch mehr tun wird.


so sehe ich das auch. Ich weise auch immer wieder gerne darauf hin, dass de Hessenhof mit großem Erfolg Substrat aus dem Laub der Gemeinde Ede herstellt. Der Betrieb ist zertifiziert. Die Gemeinde hat für dieses Projekt einen Preis bekommen. Die Gärtnerei de Hessenhof ist über Grenzen hinweg bekannt für Pflanzen aus eigener Anzucht, ihr großes Sortiment, die Pflege besonderer Sorten und botanischer Spezialitäten. Ich hatte bisher die Seite nur verlinkt. Jetzt fühle ich mich aber motiviert den Text hier zu zitieren.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: pearl am 09. September 2016, 12:11:04
Kwekerij De Hessenhof: Die Qualität – warum biologisch und ohne Torf?

Zitat

 Wenn wir erzählen, dass wir unsere Pflanzen biologisch produzieren, fällt garantiert die Bemerkung: "Aber wir essen sie doch nicht auf". Als ob nur essbare Pflanzen ohne Gift und künstlichen Dünger aufgezogen werden können! Wir sind davon überzeugt, dass eine biologisch produzierte Pflanze viele Vorteile hat:

Stärker ist und länger lebt.
Weniger krankheitsanfällig ist.
Die Umwelt nicht belastet.
Mehr Natur anzieht, wie Vögel und Insekten.
Nicht teurer sein muss.

Seit August 2010 haben wir das offizielle SKAL-Zertifikat unter der Nummer 025953. Dies ist die Institution in den Niederlanden, die biologische Betriebe bewertet. Für Sie eine Garantie, dass die angebotenen Pflanzen nach biologischen Standards produziert wurden.

Wir verwenden keinen Torf, sondern Lauberde als Topfsubstrat. Wir gehen eigentlich noch einen Schritt weiter! Wir sollten sorgfältiger mit den uns noch verbleibenden Moorgebieten umgehen. Holten wir den Torf früher aus den Niederlanden, muss er nun schon aus den baltischen Staaten kommen, wo er mit monströsen Maschinen abgegraben wird und so eine "Mondlandschaft" zurücklässt.

 Torf ist ein nährstoffarmes Produkt, Dünger muss darum immer künstlich, meistens in der Form von mineralischem Dünger, zugefügt werden. Dabei wird dieser schnell ausgespült, wobei Nährstoffe in den Boden verschwinden und diesen verunreinigen können.

Viele Menschen wissen nicht, dass in den Moorgebieten der Welt enorme Mengen an CO2 gebunden sind. Aufgrund der Tatsache, dass sich Pflanzenreste in diesen oft nassen Gebieten nicht zersetzen, bleibt der Kohlenstoff im Torf eingeschlossen. Wenn wir diesen nun verwenden, dann zersetzt sich der Torf weiter und der Kohlenstoff kommt als CO2-Gas frei. Die Lauberde wird durch uns auch schon mal das "schwarze Gold" genannt. Was für ein großartiges Produkt – randvoll mit den nötigen Nährstoffen, die langsam freigesetzt werden. Das Laub bekommen wir seit jeher von der Gemeinde Ede, die dieses an sauberen Orten mit kaum Verkehr, wie z.B. dem Friedhof, einsammelt. Diese Zusammenarbeit ist so einzigartig, dass dies ein interessantes Thema für die Nominierung der Gemeinde Ede 2010 für die Entente Florale – "die grünste Stadt der Niederlande" – war. Die Jury war bei einem Besuch in der Gärtnerei sehr erstaunt, was man für ein vortreffliches Topfsubstrat aus kompostiertem Laub machen kann.

Durch Zugabe von Wurzelpilzen und organischem Dünger erhält man ein lebendes Topfsubstrat, in dem die Pflanzen in aller Ruhe wachsen und sich auf eine natürliche Weise entwickeln können. Dies steht im starken Kontrast zu der heutigen Massenproduktion, in der die Pflanzen künstlich mit Mineraldünger versorgt (sprich hochgejagt) werden und regelmäßig eine Dosis chemische Pflanzenschutzmittel verabreicht bekommen. Es bedarf keiner weiteren Erklärung, dass biologisch produzierte Pflanzen viel widerstandsfähiger gegen Krankheiten und Schädlinge sind. Sie sind im Prinzip damit aufgewachsen und können, auch wenn sie in Ihrem Garten ausgepflanzt sind, damit viel besser umgehen. Sie kaufen eine Pflanze, die es gewöhnt ist, in einem Garten zu stehen und nicht eine, die von einer komplett automatisierten computergesteuerten Produktionsweise abstammt. Wir sind darum noch eine der wenigen echten handwerklichen Gärtnereien in den Niederlanden. Alle Pflanzen werden durch uns selbst vermehrt und aufgezogen, und darum sind wir ziemlich einzigartig in den Niederlanden. Sie finden bei uns keine zugekauften Pflanzen! Die Basis sind die Mutterpflanzen, die Samen und Stecklinge liefern oder zur Teilung verwendet werden. Sie werden im Gewächshaus mit viel Liebe vermehrt und weiter großgezogen.

Und so schließt sich der Kreis. Wir sind als Gärtnerei beinahe Selbstversorger. Das beginnt bei der Eigenproduktion des Topfsubstrats und endet im Moment, wenn Sie die Gärtnerei mit den Pflanzen verlassen. Das vermittelt ein gutes Gefühl, sowohl für unsere Umwelt als auch für uns selbst.


Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: pearl am 09. September 2016, 12:11:19
noch eine persönliche Bemerkung zum Thema Werbung im Forum. Mir ist aufgefallen, dass Staudo immer entschiedener die Interessen seines Berufstandes hier vertritt. Die Interessen der deutschen chemischen Industrie und der verschiedenen landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Verbände hier als Privatgärtner zu vertreten ist im Spektrum der Meinungsvielfalt in Ordnung. Übergeordnete wirtschaftliche Interessen und berufliche Eigeninteressen über Lobbyarbeit hier einzubringen finde ich nicht in Ordnung. Das trifft auf einige user hier zu und überfordert den ausgewogenen Meinungsaustausch im forum. Möglicherweise kollidiert das auch mit den Nutzungsbedingungen.

Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: nana am 09. September 2016, 12:22:32
 ???

Nee jetzt, oder? Staudo antwortet hier auf jede noch so dämliche Frage (da lässt sich nicht jeder user herab) und selbstverständlich interessiert mich die Sichtweise der Staudengärtner. Das ist doch keine Lobbyarbeit! Zumindest habe ich es nie so gesehen.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: kpc am 09. September 2016, 12:28:08
Mich interessieren ggf. andere Sichtweisen immer und wenn sie von einem Profi kommen erst recht.
Wo ist das Problem ?
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: pearl am 09. September 2016, 12:43:38
für dich keins. Meine Sichtweise eben. Für mich ist "Profi" oder "Fachmann" nicht per se eine Qualifikation, sondern immer mit der Frage verbunden, was er mir verkaufen will. Ähnlich wie Bankberater für mich keine Qualifikation in Hinsicht auf mein Geld-gut-haben, sondern eine Bezeichnung für Leute ist, die mein Geld wollen.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: bristlecone am 09. September 2016, 12:47:17
Diese Sichtweise mag verständlich sein, ist aber auch recht populistisch: "Trau keinem Experten, die sind gekauft." Wem dann: Leuten, die keine Ahnung haben?

Staudo muss ja schwer reich sein, vertritt er doch nicht bloß die Interessen von Monsanto, sondern auch noch die der Torfabbauer und Gartenbaufirmen.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Staudo am 09. September 2016, 12:51:33
 ;D

Ich habe eben auf manche Dinge eine andere Sichtweise und außerdem lästere ich gern. Ansonsten fände ich es schöner, über Blümchen und Bäume zu sprechen als über mich.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Gartenplaner am 09. September 2016, 12:55:55
Eine andere Sichtweise zu haben, sie zu äußern, auch immer wieder, ist das eine und völlig legitim, aber sie in Richtung "einzig richtige Sichtweise" immer wieder nachdrücklich einzubringen, etwas anderes.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: bristlecone am 09. September 2016, 12:57:51
Das kommt sehr aufs jeweilige Thema an.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Gartenplaner am 09. September 2016, 13:01:40
Eben.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Staudo am 09. September 2016, 13:06:13
Also dann. Was spricht gegen den Abbau trockengelegter Moore und deren Wiedervernässung?
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Gartenplaner am 09. September 2016, 13:10:24
Soweit ich weiß, ist der oberflächennahe Torf der wertvollste. Deshalb wurden und werden immer neue Moorgebiete entwässert und abgetorft.
...
Ein wiedervernässtes Moor erreicht nicht denselben ökologischen Wert wie ein nicht entwässertes unberührtes. Manche Pflanzenarten stellen sich dort, einmal verschwunden, kaum wieder ein.In den Mooren Mitteleuropas war einst Sphagnum imbricatum eine der häufigsten Torfmoosarten. Heute ist die Art stark gefährdet, da nützt auch kein Wiedervernässen.[/size]
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Staudo am 09. September 2016, 13:18:28
Mir sind Maisäcker und intensiv genutzte Wiesen auch lieber.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: neo am 09. September 2016, 13:34:54
die Sichtweise der Staudengärtner

Eine Staudengärtnerin erzählte mir kürzlich, dass sie am Umstellen auf Bio seien. Bei den Farnen könnten sie noch nicht auf Torf verzichten. Kann sein, dass es tatsächlich Pflanzengruppen gibt, die noch auf Torferde angewiesen sind. Aber die Entwicklung, Forschung geht ja weiter, was ich sehr gut finde (und es ist ja auch ein Markt, siehe z.B. die Schweizer Firma Ricoter. Ist keine Werbung, kriegt man in Deutschland nicht zu kaufen. ;))
Und der Hobbygärtnermarkt scheint sehr gut anzuspringen auf torffreie Erde. Ist mir grad diese Woche aufgefallen beim Sackerde kaufen, torffrei hat deutlich zugelegt und wird gekauft.
Wenn Hobbygärtner umstellen ist es auch schon mal was. Auf dem Prinzip der Freiwilligkeit ist auch was (wenn nicht mehr). Ich bin mir sicher, dass Produzenten immer mehr nachziehen werden. Vielleicht nicht mit Riesenschritten, aber vielleicht auch unter dem Druck der Kundschaft.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Mümmel am 09. September 2016, 13:38:07
Gott sei Dank ist pearl aus dem Nabu ausgetreten. Sonst könnte man auch wieder Lobbyarbeit vermuten. Wir sollten aber skeptisch bleiben. Nur zur Sicherheit.  ;)

Ich habe letzten Herbst mal einen Laubkompost angesetzt, um die Eignung für Substrate zu testen, ist aber noch nicht soweit. Die Engländer sind da gefühlt schon weiter als wir. Bei Gardeners World wird regelmäßig auf die Verwendung torffreier Substrate hingewiesen und Rezepte für eigene Mischungen genannt (http://www.telegraph.co.uk/gardening/gardeningadvice/8565586/Monty-Dons-peat-free-compost.html). Was ich auch bei Torf basierten Substraten übernommen habe ist die Beimischung mineralischer Bestandteile wie Perlit, Split oder Sand. Ergibt, meiner bescheidenen Meinung nach, schönere Substrate und die Pflanzen wurzeln im Sandboden besser ein. Gerade Perlit müsste, auf Grund der geringen Dichte, auch für versendende Gärtnereien als Substratbestandteil interessant sein.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: floridus am 09. September 2016, 13:41:30
Es gibt bereits Großversuche zur Wiedervernässung von ehemaligen Torfabbaugebieten und deren "Torfausbeute". Erich Maier hat diese Versuche mit betreut (ein Spezialist für Moorpflanzen) und verschiedene Sphagnumarten ausgetestet. Mehrere Tausend Quadratmeter Moor wurden schon innerhalb von einem Jahr vollständig begrünt, denn Sphagnum ist, das zeigt auch meine bescheidene Erfahrung im Moorbeeet, äußerst wüchsig. Im Jahr kommen locker 10 cm Längenwachstum, allerdings werden daraus am Ende nur 0,1 mm Torf. Die Torfmächtigkeit steht also in keinem Verhältnis zum Längenwachstum einer einzelnen  Sphagnumpflanze. Wenn ich hier aber lese, dass insbesondere dieser "junge" Torf die gewünschten Eigenschaften hat, wäre das vielleicht eine Alternative als Beimischung ins Substrat. Als vollständiger Ersatz wäre es illusorisch, denn da brauchten wir wahrscheinlich halb Russland als Anbaufläche. Ich habe allerdings keine Ahnung, ob diese Herstellung überhaupt wirtschaftlich möglich ist. Bisher macht es wohl keiner.

Und was Kokos angeht: Damit verlagert man die Probleme lediglich in die Tropen. Was Monokulturen dort anrichten (auch wenn der größte Schaden durch Palmölplantagen, nicht Kokosplantagen entsteht), das ist ja allgemein bekannt. Auch das wäre sicher nur als eine Beimischung zur Nutzung von Nebenprodukten der Lebensmittelherstellung zu rechtfertigen, nicht aber als Hauptquelle für Pflanzsubstrate, für die extra Kokosplantagen angelegt werden. Sonst wird in Zukunft auch noch der Regenwald abgeholzt, damit wir Primeln züchten und nicht nur, damit wir Tanken können.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: neo am 09. September 2016, 13:51:48
Und was Kokos angeht: Damit verlagert man die Probleme lediglich in die Tropen.

Diese Problematik hat man aber erkannt (gelesen) und sucht nach Alternativen.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Gartenplaner am 09. September 2016, 13:52:56
Also dann. Was spricht gegen den Abbau trockengelegter Moore und deren Wiedervernässung?
Noch ein paar Gegenfragen dazu: Wieviel dieser trockengelegten Flächen, von denen man Torf abbauen kann, gibt es denn noch?
Wieviel Torf kann man da noch abbauen?
Für wieviele Jahre reicht das noch, um alle Pflanzenproduzenten mit Torfkultursubstrat zu versorgen?
Und was passiert, wenn diese Flächen alle abgebaut sind?
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Gartenplaner am 09. September 2016, 13:55:03
Wie sieht es denn eigentlich mit RindenHUMUS aus?
Wäre das ein möglicher Ersatzstoff, oder ist das zu schwer oder hat andere Nachteile?
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: bristlecone am 09. September 2016, 13:55:22
Sphagnum ist, das zeigt auch meine bescheidene Erfahrung im Moorbeeet, äußerst wüchsig. Im Jahr kommen locker 10 cm Längenwachstum, allerdings werden daraus am Ende nur 0,1 mm Torf.

Was zeigt, dass Torf kein nachwachsender Rohstoff ist.
Wünschenswert, aber selbst nur auf Deutschland beschränkt schon illusorisch wäre zumindest mal ein Plan: Erfassen, wo die Hochmoorgebiete in Deutschland liegen (bekannt), systematisch zusammenstellen, in welchem Zustand die sind, welche man aufgibt, d.h. zum weiteren Torfabbau freigibt oder die Nutzung bestehen lässt, und welche man zumindest einigermaßen wieder in Richtung naturnah aufwerten kann. Letzteres scheitert in aller Regel an den Eigentumsverhältnissen der umliegenden Flächen, die ebenfalls wieder vernässt werden müssten.
Wenn man dann abgetorfte Hochmoore wieder vernässt, ist das ganz nett und besser als nichts. Das werden ja durchaus ökologisch wertvolle Flächen, nur eben keine Hochmoore wie zuvor.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Eva am 09. September 2016, 13:58:23
Wünschenswert wäre es, irgendwas zu verwenden, das hierzulande sowieso in größeren Mengen anfällt und nicht oder nicht gern genutzt wird. Stroh, Maisstroh? Herbstlicher Straßenkehricht aus Laub + Straßendreck + Split (sicher nicht für Lebensmittel-Pflanzen aber für reine Zierpflanzen?)? Holz (die Verwendung als langsam verrottendes Substrat wär ja "noch CO2-neutraler" als z.B. Pelletheizung)...
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: floridus am 09. September 2016, 14:01:44
Wieviel dieser trockengelegten Flächen, von denen man Torf abbauen kann, gibt es denn noch?


Ungefähr die Fläche von Niedersachsen steht "natürlicherweise" in Deutschland unter Wasser. Dort befindet sich unter nahezu jeder Kuhwiese ein Restmoor, das man wiedervernässen könnte. Nicht überall lohnt der Torfabbau, aber wie schon von meinen Vorrednern erwähnt, lässt man sowieso den Torf lieber langsam verrotten, als ihn zu nutzen und anschließend das Gebiet zu renaturieren. Dass daraus in absehbarer Zeit kein Hochmoor mehr wird, liegt aber auch daran, dass die meisten Moore Niedermoore sind. Die Vorraussetzungen für Hochmoore sind insgesamt etwas anspruchsvoller.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: bristlecone am 09. September 2016, 14:09:06
Ein Hochmoor zeichnet sich ja dadurch aus, dass es einen eigenen, von der Umgebung unabhängigen Wasserkörper ausweist, der aus Regenwasser gespeist wird ("ombrotrophes Moor"). Nur so kann sich die an extrem nährstoffarme und stark saure Bedingungen angepasste Moorflora (und -fauna) entwickeln.

Wie das bei einem abgetorften Moor gehen soll, dessen Wasserspiegel maximal auf Geländehöhe liegt, ist mir schleierhaft.
Und bis so eine Fläche über ein Zwischenmoor wieder zum ombrotrophen Hochmoor wird, vergehen einige tausend Jahre. Sofern sich nicht inzwischen die klimatischen Bedingungen sowieso so verändert haben, das es wegen zu geringer Niederschläge gar nicht mehr zur Hochmoorbildung kommen kann.

Wie gesagt: Wiedervernässung abgetorfter Flächen kann ganz nett sein und ölokologisch wertvolle Flächen schaffen. Nur kein "neues" Hochmoor, wie es vorher war.

P.S. Schon beim bloßen Durchblättern dieses Leitfadens Regeneration von Hochmooren (pdf) dürfe der enorme Aufwand erkennbar werden. Dabei dürfte das in der Schweiz, wo dieser Leitfaden entstand, vielerorts noch deutlich einfacher umzusetzen sein als in einem großflächig landwirtschaftlich intensiv genutzten Bereich wie im NW Niedersachsens. 

Lest mal nach, wie es dem Bourtanger Moor erging. Wie sollte man das "regenerieren"?
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: floridus am 09. September 2016, 14:54:14

Wie das bei einem abgetorften Moor gehen soll, dessen Wasserspiegel maximal auf Geländehöhe liegt, ist mir schleierhaft.
Und bis so eine Fläche über ein Zwischenmoor wieder zum ombrotrophen Hochmoor wird, vergehen einige tausend Jahre. Sofern sich nicht inzwischen die klimatischen Bedingungen sowieso so verändert haben, das es wegen zu geringer Niederschläge gar nicht mehr zur Hochmoorbildung kommen kann.

Wie gesagt: Wiedervernässung abgetorfter Flächen kann ganz nett sein und ölokologisch wertvolle Flächen schaffen. Nur kein "neues" Hochmoor, wie es vorher war.


@bristlecone: Ja, das sehe ich genauso. Hochmoore sind de facto nicht regenerierbar. Was Maier mit seinen Versuchen gemacht hat, war auch eher in Richtung "industrielle Sphagnum-Kultur" und weniger die ökologische Wiederherstellung des komplexen Lebensraums Moor. Trotzdem ist der ökologische Wert einer solchen Fläche sicher höher als eine eutrophierte Kuhweide und es ging ja auch um die Frage, ob man "fossilen" Torf durch "rezentes" Sphagnum ersetzen kann. Ich weiß nur leider nicht, wie weit die Untersuchungen gedien sind, ob man z. B. die Biomasseproduktion mal gemessen hat. Dann wäre schon abzusehen, ob diese Form der Landwirtschaft überhaupt eine Chance hätte. Ich denke, dass auch eine Menge technischer Fragen (Ernte...) noch ungelöst sind. Man kann das Moor zur Ernte ja nicht ablassen wie einen Fischteich...
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: bristlecone am 09. September 2016, 14:59:26
Bis zum "Sphagnum Farming" dürfte es noch ein sehr weiter Weg sein.

Hier gibt's eine Zusammenfassung von Projekterkenntnissen: Sphagnum farming in Germany – a review of progress

"Investigations on economic feasibility show that
farming Sphagnum biomass is already profitable for
niche markets with high revenues, but so far cannot
compete with low-priced white peat."
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: floridus am 09. September 2016, 15:03:41


Lest mal nach, wie es dem Bourtanger Moor erging. Wie sollte man das "regenerieren"?

Nochwas: So große Moorflächen kann man aus einem noch ganz anderen Grund nicht mehr einfach fluten: Das Gelände hat sich oft viele Meter, bis einige Dutzend Meter abgesenkt, teilweise durch den Abbau, teilweise durch die Entwässerung, besonders in Holland. Beim unkontrollierten Fluten entstehen dann überall nur Seen, deshalb treiben die Schweizer auch so einen hydrogeologischen Aufwand bei der Planung. Das ist einfach irrsinnig aufwendig. Daher am Besten gleich die Finger weglassen von so komplexen Biotopen... niemand macht es besser als die Natur selbst (Binsenweisheit des Tages).
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: floridus am 09. September 2016, 15:08:26
but so far cannot compete with low-priced white peat."

Traurig, traurig... es wird also erst dann lohnend, wenn alle natürlichen Quellen geplündert sind. Oder der Gesetzgeber eingreift. Nur kenne ich unsere Gesetzgeber als ein eher impulsives, unreflektiertes Völkchen, dass sich um Folgenabschätzung insgesamt eher wenig kümmert. Das wird dann sicher alles kurz vor Toresschluss übers Knie gebrochen.

Gebe Gott, dass ich heute noch tun kann, was ich morgen tun muss (Binsenweisheit für morgen).
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: partisanengärtner am 09. September 2016, 17:05:08
In Neuseeland ist Sphagnum Farming schon ein lukrativer Wirtschaftszweig. Das Produkt kann man auch hier kaufen. Besonders Orchideen und Carnovorenliebhaber machen davon gebrauch.
z.B.
http://www.teara.govt.nz/en/photograph/21144/harvesting-sphagnum-moss
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: partisanengärtner am 09. September 2016, 17:07:50
Auch in Chile gibts das.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: neo am 09. September 2016, 17:10:32
ein möglicher Ersatzstoff

https://www.zhaw.ch/storage/lsfm/institute-zentren/iunr/oekobilanzierung/eymann-2015-lca-torf.pdf
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: zwerggarten am 09. September 2016, 17:37:59
hat noch jemand nähere informationen, warum sphagnum imbricatum nicht mehr verbreitet ist und nicht (wieder) auf wiedervernässten, "renaturierten" moorflächen wächst? zu nass, zu nährstoffreich, zu ***?!
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Gartenplaner am 09. September 2016, 17:52:45
@neo: Ah, danke!
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Krokosmian am 09. September 2016, 18:31:37
die Sichtweise der Staudengärtner
Wenn Hobbygärtner umstellen ist es auch schon mal was.

Die Sichtweise der Staudengärtner gibt es nicht, den hier herrschen teils höchst eklatante Unterschiede. Zwischen den Sichtweisen und sowohl den Staudengärtnern selbst. Und ja, da kann ich durchaus mitreden, denn ich bin selbst einer. Auch wenn ich nicht selbstständig bin und mein Arbeitgeber sich in einer völlig unsaraströsen Welt befindet. Letzteres nur ein Beispiel, welches keineswegs ein Seitenhieb sein soll.

Zum Torf spar ich mir was zu sagen, nur soviel: nicht nur Staudengärtner (und da nicht jeder in gleicher Menge), sondern beispielsweise auch so ziemlich jeder B&B-Produzent verwenden ihn und das auch in nicht geringem Maße.

Wenn Hobbygärtner keinen oder weniger Torf verwenden, dann ist das zu begrüßen, denn das Zeug ist irgendwann nun mal aus. Allerdings dürfte es m. E. noch weniger wie der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein sein.

Edit: "Irgendwann" im letzten Absatz eingefügt und dann bemerkt, dass es jetzt doppelt war, ist zu heiß heute :P.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: nana am 09. September 2016, 18:35:39
die Sichtweise der Staudengärtner
Wenn Hobbygärtner umstellen ist es auch schon mal was.

Die Sichtweise der Staudengärtner gibt es nicht, den hier herrschen teils höchst eklatante Unterschiede. Zwischen den Sichtweisen und sowohl den Staudengärtnern selbst.

Touché. Du hast Recht. Ich hätte besser schreiben sollen, dass mich Sichtweisen von Staudengärtnern interessieren.  ;) :D
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Krokosmian am 09. September 2016, 19:01:30
Hast Du ja jetzt ;)  :)
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: lerchenzorn am 09. September 2016, 19:03:10
hat noch jemand nähere informationen, warum sphagnum imbricatum nicht mehr verbreitet ist und nicht (wieder) auf wiedervernässten, "renaturierten" moorflächen wächst? zu nass, zu nährstoffreich, zu ***?!

Hier steht das, was man weiß: Sphagnum imbricatum s. l. in "Moose Deutschland"
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: zwerggarten am 09. September 2016, 19:13:02
danke, richtig viel ist das ja nicht, bzw. der falsche ort für spekulationen – wie alt diese spezielle schicht im weißtorf wohl sein mag, und was darunter und darüber kommt, und warum?!
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: nana am 10. September 2016, 11:20:28
Angeregt durch eure Diskussion hier habe ich mich mal umgetan, welche der Staudengärtnereien, bei denen ich üblicher Weise einkaufe / bestelle, tatsächlich torffrei oder -reduziert produziert. Bei den meisten habe ich keinen Hinweis gefunden, also nehme ich mal an, dass dort Torf im klassischen Umfang verwendet wird.

Gaissmayer spricht von stark torfreduzierten Substraten. Dieselbe Formulierung finde ich auch auf der Karlsruher Blumenerde. Aber nirgends steht, wie stark "stark torfreduziert" eigentlich ist. Kann das jemand abschätzen?

Kennt ihr Betriebe, die gänzlich auf Torf verzichten? Außer Sonnenschein natürlich, die hat es ja schon geschrieben.

edit: de Hessenhof auch, hatte pearl ja geschrieben.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Gartenplaner am 10. September 2016, 12:18:11
In dem Link von neo wird aufgeführt, bis wieviel Prozent diese Stoffe Torf ersetzen können in Substraten, das kann ja schonmal ein Anhaltspunkt sein...
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: b-hoernchen am 13. September 2016, 19:44:00
Sphagnum ist, das zeigt auch meine bescheidene Erfahrung im Moorbeeet, äußerst wüchsig. Im Jahr kommen locker 10 cm Längenwachstum, allerdings werden daraus am Ende nur 0,1 mm Torf.
Was zeigt, dass Torf kein nachwachsender Rohstoff ist.
Hat das jemand schon wirklich einmal untersucht?

Auf den Tonschichten der ehemaligen nacheiszeitlichen Seen sind in 8 bis 10.000 Jahren ca. 7 - 8 m Torf gewachsen, das ergibt nach Adam Riese einen Zuwachs von jährlich-?
Wem das noch zuwenig ist, der bedenke, dass der Jahreszuwachs an Sphagnum durchaus nicht sofort unter den Grundwasserspeigel versinkt und vollständig zu Torf wird. Das Wachstum von Sphagnum geschieht großenteil mehrere Dezimeter über dem Grundwasserspiegel, bis als also "gesichert" in sauerstofffreier Umgebung ist, kann ein großer Teil bereits wieder abgebaut sein.

Dazu kommt, dass man von Sphagnum im Substrat weitaus mehr hat, als von fossilem Schwarztorf. Und Sphagnum wächst wieviele Zentimeter/Dezimeter im Jahr?
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: zwerggarten am 13. September 2016, 20:08:10
versuchsflächen sogar mit verschiedenen sphagnum-arten gibt es ja, nur wird es wohl noch etwas dauern, bis belastbare ergebnisse vorliegen.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: b-hoernchen am 17. September 2016, 12:33:28
Sphagnum ist, das zeigt auch meine bescheidene Erfahrung im Moorbeeet, äußerst wüchsig. Im Jahr kommen locker 10 cm Längenwachstum, allerdings werden daraus am Ende nur 0,1 mm Torf.

Was zeigt, dass Torf kein nachwachsender Rohstoff ist.
...
Wenn man dann abgetorfte Hochmoore wieder vernässt, ist das ganz nett und besser als nichts. Das werden ja durchaus ökologisch wertvolle Flächen, nur eben keine Hochmoore wie zuvor.
Also unsere Moore haben in 8000 - 10.000 Jahren Torfschichten von 7 - 8 Meter Mächtigkeit hervorgebracht, das ergibt einen jährlichen Torf-Zuwachs von wievielen mm Torf? Dieser stellt aber sicher nur einen Bruchteil der Biomasse des ursprünglichen Moos-Zuwachses dar.

Was sich in wiedervernässten Abbauflächen tut, kann ich hier quasi "vor der Haustür" studieren: In den Tümpeln wächst wieder - Torfmoos! Jede Menge Torfmoos! Das geht natürlich nicht, wo das Moor bis auf die Tonschichten abgebaut wurde, oder wo zur Urbarmachung das Moor bis auf die Tonschichten entwässert wurde, wie zum Beispiel auf den aufgeforsteten Moorflächen - das ist hier der größte Teil der Stammbeckenmoore! Das sind jetzt Fichtenwälder, die noch auf mehreren Metern Torf stehen, die aber kontinuierlich schwinden werden und worauf pearl so richtig hingewiesen hat, langsam zu CO2 oxidieren. Ansonsten ist es auch gelungen, aus Moorflächen Wiesen zu machen und offensichtlich die Wasserversorgung der Vegetationsschichten an mineralreiches Grundwasser anzubinden(?).

Übrigens kräht kein Hahn nach den zig Millionen Tonnen Torf, die unter den von Entwässerungsgräben durchzigenen Wiesen und Wäldern langsam oxidieren.... .
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Staudo am 17. September 2016, 12:35:48
Das passt jetzt aber nicht ins grüne Weltbild.  :-\
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Katrin am 17. September 2016, 13:03:25
Ich hab jetzt zwar keine Gärtnerei und topfe auch nicht Unmengen, aber ich verwende seit einigen Jahren für alle Freilandpflanzen (Hosta, Farne, Saatkisten, getopfte Sämlinge jeglicher Pflanzenart) nur mehr Laubhumus als Topferde. Wenns trockener/mineralischer sein soll, kommt Sand dazu, sonst pur. Das klappt so hervorragend, dass es wohl nur der Mangel an Kaufware und/oder der Aufwand des Selberherstellens sein kann, dass nicht mehr Gärtnereien damit arbeiten. Tatsächlich hat man mit Lauberde nämlich nicht den Austrocknungseffekt von Torf, der eintritt, wenn man nicht penibel regelmäßig wässert. So habe ich Saatschalen und getopfte Helleborus seit Mai nur selten gegossen im Schatten stehen, wo sich alles wunderbar entwickelt, das Substrat keine Risse bekommt und auch sonst alles gut drin wächst (auch den Winter über und mehrere Jahre lang).

(nur soviel zur im Raum stehenden Frage, warum Torf scheinbar so unersetzlich ist)
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: neo am 17. September 2016, 14:24:18
Die Sichtweise der Staudengärtner gibt es nicht, den hier herrschen teils höchst eklatante Unterschiede.

Berufsverbände? Richtlinien oder Empfehlungen oder sowas? Vernetzung mit "grünen" Forschungsanstalten? Oder gärtnert jeder nur in seinem eigenen "Gärtli" und ist nicht daran interessiert, über den eigenen Zaun zu schauen?
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Staudo am 17. September 2016, 14:28:12
Es gibt so etwas wie unternehmerische Freiheit.  ;)
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: neo am 17. September 2016, 14:35:28
Gemeinsam ist man in der Regel stärker. ;)
(Ich denke nicht, dass innovative Partner Freiheit eingrenzen, evtl. steckt man den eigenen Gartenzaun ein bisschen anders ab, evtl. sogar mit Bodengewinn.)
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Krokosmian am 17. September 2016, 16:21:55
Es gibt im Bereich der Vermarktung durchaus mehr oder weniger enge Kooperationen und selbstverständlich reden Staudengärtner miteinander/tauschen sich aus. Auch dann, wenn sie reine Individualisten sind.

Was den Torf angeht, so herrscht da eben auch eine gewisse Zwiespalt. Mancher bemüht sich um torfarmes Substrat, der andere ist eben vollends von ihm überzeugt. Erstere haben oft eine Ausrichtung, die das fast von ihnen "verlangt". Damit meine ich ein insgesamt anspruchsvolleres Publikum. Welches sich auch beispielsweise nicht mit "Phlox weiß" oder "Iris blau" zufriedengibt. Und eben "grün" denkt, wie immer man des jetzt werten will! Es sind in der Regel die Betriebe, die im "Rampenlicht" stehen, die dann beispielsweise auch hier im Forum bei den "Tops und Flops" immer wieder, je nach Situation, gelobt oder abgewatscht werden. Wer eben andererseits vorrangig an die Buntbild-Zielgruppe (das meine ich sicherlich nicht abwertend) verkauft, steht weniger unter einem ökologischen Fokus. 

Was den Torf als Substratzuschlag oder gar Grundlage angeht, schwirrt mir immer der Kopf ob des Pro und Contra. Habe eben ganz persönlich die Befürchtung, dass man irgendwann den leicht zu Erreichenden (auf Wirtschaftliches, Ökologisches und Politisches bezogen) abgebaut hat. Was dann etwas suboptimal (*ironischer Unterton)* wäre, selbst wenn wir es nicht mehr erleben sollten. Da bringts dann auch nix wenns irgendwann nachwächst. Finde also, dass man zumindest sparen sollte. Bin da aber auch in der Lage, große Reden schwingen zu können. Weil ich eben seit einiger Zeit mit dem Anziehen und Kultivieren von Pflanzen nur noch wenig zu tun habe und eher mit dem "fertigen Produkt" und seiner Qualität arbeite.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: nana am 17. September 2016, 21:29:12
Ich meine, zu Hause im eigenen Garten Laubhumus statt Torf zu verwenden ist eine Sache. Mich würde aber mal der wirtschaftliche Aspekt von torffreiem Substrat für Staudengärtner interessieren. Wie du schon schreibst: es gibt Zielgruppen. Und jede Zielgruppe wird irgendwie bedient. Von Aldi, von Baumärkten, von Gartencenter, vom Staudengärtner bis hin zum Raritätenanbieter. Wer seine Zielgruppe nicht wirtschaftlich bedient, geht kaputt. Davon zeugen hier in der Gegend viele abrissreife Gewächshausanlagen, die nicht mehr genutzt werden, weil die Anzucht von Stiefmütterchen keinen Betrieb mehr ernähren kann.

Also nochmal meine Frage: Wieviel kostet torffreies Kultivieren im Vergleich zu konventionellem Anbau?
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Dietmar am 18. September 2016, 19:59:30
Unser Torf aus den Gartenmärkten kommt zum überwiegendem Teil aus dem Baltikum, vor allem aus Lettland und Estland. Da die dortigen Länder wenig international vermarktbare Produkte besitzen, ist der massive Abbau von Torf eine schnell verfügbare Devisenquelle. Wer die quadratkilometergroßen Mondlandschaften gesehen hat, die nach dem Torfabbau übrig bleiben, weiß, dass dieser Raubbaub an der Natur in einem EU-Land künftig nicht so weiter gehen kann. Die EU-Behörden und die EU-Öffentlichkeit sind rund 1000 Kilometer von den Abbauorten entfernt, so dass diese aufgrund der Entfernung bloß noch nicht ins Bewußtsein getreten sind. Übrig bleiben nur unfruchtbarer Mergel und dreckiger Kies, welcher auch nicht als Rohstoff geeignet ist. Das einzige, was darauf wächst, sind Birken.

Ich bin ja nun kein harter Naturschützer, aber das stinkt gewaltig zum Himmel. Die Folgen für die Natur sind vergleichbar mit den ehemaligen Abbaugebieten von Ölsanden in Estland.

Was gibt es für Alternativen?

Für geringere Mengen eignen sich Kokosfasern, wie Torf ein lockeres Substrat ohne Nährwert.
Für größere Mengen eignet sich "industrieeller" Kompost von den Kommunen. In Dresden fallen gewaltige Mengen an Baum- und Strauchschnitt, Laub und Rasenschnitt an, welche von der städtischen Humuswirtschaft zusammen mit dem Inhalt der braunen Tonne kompostiert wird. Dazu kommt die mechanisch-biologische Abfallverwertung, wie es diese fast nur in Dresden gibt.

Es gibt aber diverse Probleme zu lösen, bevor dieser Kompost für den Obst- und Gemüseanbau genutzt werden kann. Bis jetzt soll dieser nur für Grünanlagen u.ä. genutzt werden.

Zu lösende Probleme:

- getrennte Kompostierung von chemisch unbedenklichen Sachen und potentiell chemisch kontaminierte Sachen. Zu letzterem gehört der Inhalt der braunen Tonne und die kompostierbaren Sachen aus der mechanisch-biologischen Abfallverwertung. Hier kann nicht garantiert werden, dass Bürger Chemikalien mit eingeworfen haben
- sinnvolle Untersuchung der Kompostchargen auf Schadstoffe und Festlegung der Verwendungsmöglichkeiten der Kompostcharge
- Sterilisierung des Kompostes mit Dampf

Die anfallenden Kompostmengen sind sehr groß und ein paar Gärtnereien als Abnehmer fallen da gar nicht ins Gewicht. Schließlich hat Dresden sehr große kommunale Grünflächen und die zur Kompostierung anfallende Menge aus der mechanisch-biologischen Abfallverwertung und der braunen Tonnen ist ebenfalls groß. Im Moment gibt es weniger ein Herstellungs- als ein Vermarktungsproblem.

Falls Torf mal verboten wird, gibt es weitere großtechnisch verfügbare Alternativen, die aber durch den noch billigen Torf nur wenig produziert werden. Ich meine die Herstellung von Holzfasern. Diese kann man großtechnisch mit gleichen Faserparametern wie Torf herstellen, nur dass dies Holzfasern nicht schwarz sind. Holz hat den großen Vorteil, dass es ein nachwachsender Rohstoff ist und momentan wächst in D jährlich wesentlich mehr Holz heran, als vermarktet werden kann.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: nana am 18. September 2016, 20:21:13
In Bezug auf die Ökobilanz und Verfügbarkeit von Ersatzstoffen, ist der von neo verlinkte Bericht wirklich extrem interessant. Auch die Schwierigkeiten, die mit der Qualitätsschwankung von Kompost einhergehen, werden diskutiert (u.a. Seite 40). Im Fazit ist schließlich nachzulesen (Seite 97):

"Alle regional herstellbaren Produkte mit Ausnahme von Kompost schneiden sowohl im ökologischen als auch im sozialen Vergleich sehr gut ab."

Ich fürchte nur - wie schon oben geschrieben - dass neben der ökologischen Bilanz auch die wirtschaftliche Seite betrachtet werden muss, wenn sich ein Ersatzstoff durchsetzen soll. Und ich vermute (aber eben vermute nur), dass Torf nach wie vor auf Grund der Verfügbarkeit, des Preises, des geringen Gewichts, der gleichmäßig (nicht vorhandenen) Nährstoffe usw. unterm Strich die kostengünstigere Produktion ermöglicht.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Anubias am 18. September 2016, 20:29:09
Zu den Holzfasersubstraten möchte ich ich anmerken, dass sie nicht annähernd soviel Wasser halten können wie Torf - und leider in einem noch unberechenbaren Maß Stickstoff festlegen, so dass man mit diesem Kultursubstrat wesentlich mehr wässern und düngen muss.

Wir haben das ausprobiert, waren damit aber nicht sehr glücklich, für Pflanzen mit einer Vorliebe für durchlässigen Boden und mit relativ geringem Stickstoffbedarf verwenden wir sie aber weiterhin.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Staudo am 18. September 2016, 20:31:12
Übrigens ist der Threadtitel Unsinn. Ein Verbot von Torf für Blumenerde ist nicht geplant.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: nana am 18. September 2016, 20:34:03
Übrigens ist der Threadtitel Unsinn. Ein Verbot von Torf für Blumenerde ist nicht geplant.

Da hast du Recht, das hatte Bristle ja schon in #2 geklärt  ;) :D
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Krokosmian am 18. September 2016, 20:41:49
Die drei großen Bioanbau-Verbände erlauben immer noch mindestens fünfzig Prozent Torf im Substrat  Quelle (pdf Seite 7)

Entweder wird der Torf dann auch hier nicht als schon komplett verzichtbar angesehen, ich habe jetzt irgendwo einen Denkfehler oder das pdf ist nicht mehr aktuell...

Insgesamt muss man sich klarmachen, dass es sich beim Gesamtbedarf des Gartenbaus um ein paar Millionen Kubik handelt...

Also nochmal meine Frage: Wieviel kostet torffreies Kultivieren im Vergleich zu konventionellem Anbau?

Zumindest ich kann Dir dieses Frage nicht beantworten, bin weder in der Kalkulation noch im Controlling tätig. Ob ichs dürfte wenn ichs könnte und sich ein Unternehmer, egal ob  im Gartenbau oder anderswo in die Karten schauen lässt, weiß ich auch nicht...? Das Torf nicht nur schlechte Eigenschaften hat und diese das Arbeiten mit ihm relativ einfach (auch bezüglich des Aufwands) machen, wurde weiter Vorne schon angerissen.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Krokosmian am 18. September 2016, 20:59:42
Ich meine, zu Hause im eigenen Garten Laubhumus statt Torf zu verwenden ist eine Sache...

Und was mich außerdem noch beschäftigt ist die Frage, ob es bei einem theoretischen Umstieg genügend "übriges" Laub, das auch noch geeignet ist, gäbe? Oder käme es womöglich statt abgeschöpfter Moore, dann zu besenreinen Wäldern? Man bedenke den Bedarf... Das ist jetzt eine durchaus ernstgemeinte Frage!
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Staudo am 18. September 2016, 21:03:29
Mein Großvater holte sich in der Tat das Laub für seine Blumenerde aus dem Park. Allerdings waren seine Produktionsmengen getopfter Blumen eher winzig.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: nana am 18. September 2016, 21:09:11
Ich meine, zu Hause im eigenen Garten Laubhumus statt Torf zu verwenden ist eine Sache...

Und was mich außerdem noch beschäftigt ist die Frage, ob es bei einem theoretischen Umstieg genügend "übriges" Laub, das auch noch geeignet ist, gäbe? Oder käme es womöglich statt abgeschöpfter Moore, dann zu besenreinen Wäldern? Man bedenke den Bedarf... Das ist jetzt eine durchaus ernstgemeinte Frage!

Nochmal laut neo's Dokument wäre derzeit ausreichend Kompost aus Grüngut verfügbar, allerdings nicht in ausreichender Qualität  ;) :D

Bezüglich zukünftiger / möglicher Verfügbarkeit: "Insgesamt lässt sich feststellen, dass die Verfügbarkeit geeigneter Ausgangsstoffe eingeschränkt ist, obwohl grundsätzlich ausreichend Grünabfall für eine gute Kompostierung anfallen würde."

Ich verstehe das so: mit geeigneter Kompostwirtschaft wäre es möglich, wobei auf Stroh verwiesen wird!!!
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: nana am 18. September 2016, 21:16:15
Mein Großvater holte sich in der Tat das Laub für seine Blumenerde aus dem Park. Allerdings waren seine Produktionsmengen getopfter Blumen eher winzig.

Ich habe auch mal das großzügig angefallene Laub des angrenzenden Waldstreifens zur Verrottung auf einen Haufen gegeben. In freudiger Erwartung von Laubhumus. Die Wildschweine haben meine Erwartungen etwas in die Breite getreten und zunichte gemacht :-\ :D Aber das viele Eichenlaub, das dabei war, hätte das Ergebnis wahrscheinlich ohnehin wenig brauchbar gemacht.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Daniel - reloaded am 18. September 2016, 21:45:17
Also, zumindest Flor***rd will für ein torffreies Substrat mit grenzwertigen Salzgehalten (Kompost) gut ein Drittel mehr haben als für ein Standardtorfsubstrat mit Tonanteil. Ca. 80€ je cbm statt 55€.
Dazu kommt ein Salzgehalt von, ich meine, 3,2 oder sogar 3,5 g/l im Vergleich zu 1,8-2,5 g/l bei Torfsubstraten. Salzempfindliche Kulturen killt das zuverlässig wenn sie nicht im Freiland stehen, zu Lasten der Wurzelbildung geht das alle Mal.

Übrigens: gute Holzfasern die relativ stickstoffstabil waren hatten wir schon vor etlichen Jahren (Pietal, Toresa). Waren als Zuschlagstoff super, als Grundstoff schlicht zu teuer. Schade eigentlich, damit ließ sich sehr gut kultivieren, Vieles was heute als Holzfaser in Substraten (besonders günstigen Substraten) ist, ist echt die Pest! Hält kaum Wasser, frisst Massen an Stickstoff und fällt in kurzer Zeit in sich zusammen und hat damit alle Eigenschaften die ein Torfersatzstoff nicht haben sollte....
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Venga am 18. September 2016, 22:08:42
Was ist eigendlich mit dem "Abfall" aus den Biogasanlagen, die vergorene Mais Silage?
Das fällt ja tonnenweise an. Kann das ein Torfersatz sein? Oder ist das eher Kompost?
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Daniel - reloaded am 18. September 2016, 22:25:40
Das Gärsubstrat ist vor Allem eins: Volldünger!
Hier bei uns wird das Gärsubstrat den maisliefernden Bauern flächenanteilig wieder zur Verfügung gestellt als organischer Grunddünger. Konsistenz von Gülle, mit Schleppschläuchen eingebracht bringt es ähnlich viele Nährstoffe wie z.B. Blaukorn mit gerinfügig weniger Stickstoff.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Venga am 18. September 2016, 22:37:31
Aha, Danke!

An der Biogasanlage um die Ecke liegt auf einer "Mistplatte" immer für einige Zeit eine Menge trocken aussehendes Substrat. Ich dachte, die trennen irgendwie Flüssiges vom Festen.
Fragen konnte ich bisher nicht. Ich sehe da nie jemanden, wenn ich vorbei fahre.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Natternkopf am 18. September 2016, 22:52:56
Salü Venga

Ich hole so 1x im Jahr auch "Ausräummaterial" von der Biogasanlage im nächsten Dorf.
Am liebsten für die Nachbearbeitung, frisch ausgeräumt und noch warm.
Selten direkt angewendet und wenn, nur eine geringe Menge.
Das setze ich auf einer Miete an. Entweder sowie abgeholt oder füge noch das Obersiebmaterial (das Grobe welches darüber wegfällt) vom Kompost dazu. Wenn es übrig hat gebe ich auch Laub dazu.
Gartenerde geht auch.

So nach ca. 12 -  15 Wochen hat sich das weiter entwickelt zu kompostartiger Erde.

Grüsse Natternkopf
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: thuja thujon am 18. September 2016, 23:09:27
... und braucht damit wieder einen vernünftigen Partner, der Struktur, Luft und Wasser ins Substrat reinbringt.

Manche Mischungen auf Kompost/Ziegelsplitt-Basis sind wenigstens so strukturstabil, dass sie in einem Jahr nur etwa 10-20% Volumenverlust haben. Ich finde das eine Katastrophe für Dauerpflanzungen in Kübeln.

Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Natternkopf am 18. September 2016, 23:28:13

... und braucht damit wieder einen vernünftigen Partner, der Struktur, Luft und Wasser ins Substrat reinbringt.

Je nachdem ist das mehr oder weniger so.
Oft eher mehr als weniger.
Je nach Anzahl der darin vorkommenden Holzstücklein.

 :)
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: thuja thujon am 18. September 2016, 23:42:24
Holzmulm nehme ich ganz gerne um kleine Pflanzen schnell mal für ein paar Wochen oder Monate zwischenzuparken.

Im kleinen Topf mit vorsichtig giessen geht das ganz ok.

Holzmulm sammle ich in Gewässernähe, manchmal fallen mir da ein paar geeigente, mehr oder weniger Tote Bäume auf. Wenn der Pilz im richtigen Stadium der Holzzerstörung ist, nehme ich mir ab und an kleinere Mengen mit.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: thuja thujon am 18. September 2016, 23:44:12
Weils mir gerade einfällt: kennt jemand eine Bezugsquelle für halbhohe Töpfe? Ich bräuchte die für Kakteen, sollen also stabil sein.

Halbhoch wäre auch Substrat gespart und bei vielen Kulturen möglich.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Staudo am 19. September 2016, 07:28:01
Früher gab es Vierecktöpfe in 9x9x10 cm und 9x9x7 cm. Letztere werden nicht mehr hergestellt. Evtl. liegen in einer Staudengärtnerei irgendwo ein paar gebrauchte herum.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: lerchenzorn am 14. Oktober 2017, 18:39:12
Altes Thema, alte Sache, aber mal wieder ein neues Beispiel: ein nochmaliger Versuch mit handelsüblicher, teurer, torffreier Blumenerde.  :P
Schaun wir mal, was Gladiolus carneus mit dem Myzel im Wurzelraum anfängt. Vielleicht verstehen sich die beiden ja. Habt Ihr Erfahrungen?

(http://forum.garten-pur.de/galerie/albums/userpics/16304/torffrei_.jpg)
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: zwerggarten am 14. Oktober 2017, 20:40:55
pörks :-\

das scheint mir ein argument für nachhaltige moorbewirtschaftung zu sein. :P
Titel: Alternative für Torf für Blumenerde
Beitrag von: Gartenplaner am 23. Oktober 2021, 16:04:31
"...Mit dem Anbau von Torfmoos beschäftigt man sich kurz vor der deutschen Nordseeküste seit etwa zehn Jahren. ...
"Qualitativ ist Torfmoos-Biomasse der beste Torfersatz, den es auf der Welt gibt, weil sie ähnliche Eigenschaften hat"..."
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: neo am 24. Oktober 2021, 22:18:37
Interessant, Gartenplaner. Wann gibt die Politik (auch) diesbezüglich Gas? ;)
.
In der Schweiz gab/ gibt es Bemühungen Torf zu reduzieren. Für mich als Hobbygärtnerin v.a. im Detailhandel beim Kauf von Erde sichtbar. Torffrei ist dort eindeutig im Trend und wird gut gekauft, es gibt aber auch noch Erde mit geringem Torfanteil.
Jardin Suisse hat, musste sich ja auch mit dem Thema beschäftigen.
https://www.jardinsuisse.ch/de/umwelt/umweltschutz/torfreduktion/ Runterscrollen, siehe z.B. Torfreduktionsstrategie.

Dieser Punkt daraus scheint mir u.a. wichtig. Es ist halt alles extrem vernetzt in unserer Welt.
.
"Verhinderung von Wettbewerbsverzerrungen
Eine Benachteiligung der inländischen Produktion gegenüber dem Import ist zu verhindern. Im Ausland sind Torfsubstrate in der Pflanzenproduktion die Regel. Die Produktion in torfreduzierten und torffreien Substraten ist durch höhere Kosten der Substrate, aufwendigere Kulturführung und einer oft längeren Kulturdauer insgesamt teurer. JardinSuisse fordert, dass sich der Handel beim Import von Zierpflanzen an die gleichen Zielsetzungen hält (Torfanteile in den Importpflanzen). Dabei wird erwartet, dass die Behörden alle verfügbaren Mittel und Massnahmen ergreifen. Als Bemessungsgrundlage sind durch die Behörden verlässliche Importzahlen zu erheben."


Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Staudo am 24. Oktober 2021, 22:44:12
Für mich ist die Torfreduzierung in Blumenerden ein typisches Lifestylethema.  :P Torf wird in Deutschland nur noch auf ohnehin trocken gelegten Standorten abgebaut. Nur durch den Abbau dieser Lagerstätten gibt es überhaupt die Chance, ehemalige Moore wieder zu vernässen.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Gartenplaner am 24. Oktober 2021, 23:09:13
"...Pro Jahr werden in Deutschland zwölf Millionen Kubikmeter Torf eingesetzt, etwa ein Sechstel davon in
Freizeitgärten. Ein Teil des Torfes wird heute noch in Deutschland abgebaut: Mit Genehmigung wird auf
einer Fläche von knapp 300 Quadratkilometern1 Torf gewonnen, vorwiegend in norddeutschen Mooren,
in Bayern nur noch vereinzelt. Die deutschen Torfvorräte werden bis Mitte dieses Jahrhunderts reichen.1
Rund zwei bis drei Millionen Kubikmeter werden pro Jahr importiert – zum Beispiel aus Osteuropa2.

Ein großer Teil des heute in Deutschland verwendeten Torfs kommt aus Estland, Lettland und Litauen, ein
kleinerer aus Weißrussland, Polen und Skandinavien. Dort werden immer noch unveränderte Moore
zerstört – und mit ihnen die wertvollen Ökosysteme der größten und wertvollsten Hochmoore Europas.
Auch für diese fernen Moore tragen wir Verantwortung! ..." (Hervorhebung von mir)

Ein Hochmoor zeichnet sich ja dadurch aus, dass es einen eigenen, von der Umgebung unabhängigen Wasserkörper ausweist, der aus Regenwasser gespeist wird ("ombrotrophes Moor"). Nur so kann sich die an extrem nährstoffarme und stark saure Bedingungen angepasste Moorflora (und -fauna) entwickeln.

Wie das bei einem abgetorften Moor gehen soll, dessen Wasserspiegel maximal auf Geländehöhe liegt, ist mir schleierhaft.
Und bis so eine Fläche über ein Zwischenmoor wieder zum ombrotrophen Hochmoor wird, vergehen einige tausend Jahre. Sofern sich nicht inzwischen die klimatischen Bedingungen sowieso so verändert haben, das es wegen zu geringer Niederschläge gar nicht mehr zur Hochmoorbildung kommen kann.

Wie gesagt: Wiedervernässung abgetorfter Flächen kann ganz nett sein und ölokologisch wertvolle Flächen schaffen. Nur kein "neues" Hochmoor, wie es vorher war.

P.S. Schon beim bloßen Durchblättern dieses Leitfadens Regeneration von Hochmooren (pdf) dürfe der enorme Aufwand erkennbar werden. Dabei dürfte das in der Schweiz, wo dieser Leitfaden entstand, vielerorts noch deutlich einfacher umzusetzen sein als in einem großflächig landwirtschaftlich intensiv genutzten Bereich wie im NW Niedersachsens. 

Lest mal nach, wie es dem Bourtanger Moor erging. Wie sollte man das "regenerieren"?

...
Nochwas: So große Moorflächen kann man aus einem noch ganz anderen Grund nicht mehr einfach fluten: Das Gelände hat sich oft viele Meter, bis einige Dutzend Meter abgesenkt, teilweise durch den Abbau, teilweise durch die Entwässerung, besonders in Holland. Beim unkontrollierten Fluten entstehen dann überall nur Seen, deshalb treiben die Schweizer auch so einen hydrogeologischen Aufwand bei der Planung. Das ist einfach irrsinnig aufwendig. Daher am Besten gleich die Finger weglassen von so komplexen Biotopen... niemand macht es besser als die Natur selbst (Binsenweisheit des Tages).
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: neo am 24. Oktober 2021, 23:15:16
Torf wird in Deutschland
Und im restlichen Europa?
Ein Knackpunkt bei Ersatzerden scheint zu sein (gelesen heute), dass die Rohstoffe dafür auch irgendwann knapp werden könnten, weil sie auch andere Verwendung finden.
Ist ein bisschen wie bei der Energiepolitik: Man mische vorausschauend, möglichst alle Faktoren einbeziehend, abwägend, weise. ;)
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Staudo am 24. Oktober 2021, 23:20:55
Eben.  ;) Kokosfasern scheinen mir ökologisch auch nicht so ganz unbedenklich zu sein. Normale Komposterden finden maximal in Blumenerdern für Hobbygärtner Verwendung  :-X .
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Gartenplaner am 24. Oktober 2021, 23:27:04
Auch dazu gabs schon einen sehr guten Link - Kokos ist definitiv nicht so dolle:
ein möglicher Ersatzstoff

https://www.zhaw.ch/storage/lsfm/institute-zentren/iunr/oekobilanzierung/eymann-2015-lca-torf.pdf

Aber in meinem Link gehts ja auch um Torfmoos als Ersatzstoff.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: lerchenzorn am 25. Oktober 2021, 05:58:16
Das Thema dürfte nicht so schnell verschwinden und die europäischen Torf-Abbauländer werden nicht warten, bis ihnen Verwendungbeschränkungen in Abnehmerländern einen Strich durch die Rechnung machen - abgesehen von ihren eigenen Klimaschutzinteressen. Im Baltikum scheint der langfristige Trend zu hochwertigeren Nutzungen von Moorbestandteilen zu gehen.

Im September haben sich die "Großen" der verschiedenen Seiten getroffen: Peatland Round Table. Ob mehr herausgekommen ist als ein Austausch der Standpunkte, ist auf der Seite (noch) nicht erkennbar.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: thuja thujon am 25. Oktober 2021, 09:40:43
Ich habe folgende Infos:

Selbstverpflichtung der Substratindustrie im Juni 2020 gegenüber dem BMEL:

bis 2025 in Hobbysubstraten den Anteil an Torfersatzstoffen auf 50% und in Kultursubstraten auf 20% erhöhen
ab 2030 Hobbyerden 70% Torfersatzstoffe und Kultursubstrate 30%
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Jörg Rudolf am 25. Oktober 2021, 10:53:26
Ich wäre dafür, das es für Torf in Erden auch ein klares, hartes Austiegszenario geben sollte wie für Energie aus Braunkohle. Als Hobbygärtner muss ich feststellen, das Stauden, die in Torfsubstraten angezogen immer phantastisch aussehen, im Garten dann aber Probleme haben. Stauden, die in normaler mineralischer Erde gezogen wurden, sehen zwar nicht so gut aus, wachsen aber auf Dauer besser.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: lonicera 66 am 25. Oktober 2021, 11:04:36
Liegt es vielleicht daran, daß die in Torf gezogenen Pflanzen mit Mittelchen gepusht werden?

Im Torf ist ja praktisch nix' drin, was die Pflanzen ernährt...
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: thuja thujon am 25. Oktober 2021, 11:34:30
Woher mineralische Erden im großen Stil nehmen? Lehmboden vom Maulwurfshaufen und Laubkompost ist ganz schön schwer wenn man es durch die ganze Republik fährt.

Sämlinge finde ich noch robuster als in Lehmsubstraten angezogene/ausreichend gestresste Pflanzen. Damit kann ich aber keine Primelkäufer im Frühjahr versorgen, die wollen wurzelnackt nicht.

Evtl würde ein Verbot von Torf für Dekoartikel helfen. Dann wäre allerdings auf einmal fast die ganze Zierpflanzenbranche weg.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Gartenplaner am 25. Oktober 2021, 11:47:49
Liegt es vielleicht daran, daß die in Torf gezogenen Pflanzen mit Mittelchen gepusht werden?

Im Torf ist ja praktisch nix' drin, was die Pflanzen ernährt...
Der Torf/Blumenerde zur Anzucht und Kultur wird entsprechend der Kultur aufgedüngt vor Einsatz.
Ich glaube, das Problem ist oftmals der Kontrast zwischen dem locker-fluffigen Torfkultursubstrat und dem dagegen "steinharten" Gartenboden, weniger natürlich bei sandigen Böden, sehr ausgeprägt bei lehmigen Böden.
Die Wurzeln sind im Torfsubstrat "verwöhnt", brauchen wenig Energie zum durchwachsen, und auf einmal müssten sie wesentlich mehr Energie aufwenden, um aus dem Torfballen in die umgebende Erde zu wachsen.
Trocknet der ausgepflanzte Torfballen dann auch nochmal zwischendurch aus, zieht er sich zusammen und erste zarte Wurzeln, die sich raus gewagt haben, werden nochmals gestört oder gar abgerissen.
Ich habs ganz extrem mit ausgepflanzten Gehölzen erlebt, die ich dann ein, zwei Jahre später nochmal umgepflanzt habe.
Deren Topfballen war extrem dicht verwurzelt, so dass ich da kaum auflockern und das Torfsubstrat rausschütteln konnte, was ich inzwischen bei allen Pflanzungen ganz radikal mache.
Als ich die letztes Jahr im Herbst wieder rausnahm, waren nicht nur eigentlich keine Wurzeln aus dem Torfballen in meinen Lehm raus gewachsen, zusätzlich, wahrscheinlich durch die Trockenheit der 3 letzten Sommer begünstigt, hatte sich der Torf in der Mitte der Ballen mineralisiert, da waren dann Hohlräume, das hatte ich vorher auch noch nicht erlebt.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: MadJohn am 25. Oktober 2021, 11:48:39
Ich habe mein Substrat gefunden.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Krokosmian am 25. Oktober 2021, 11:49:08
Was für "Mittelchen" sollen das sein?
.
In irgendeinem der letzten Hitzesommer habe ich ein paar Tausend getopften Lavendeln beim Verrecken zusehen dürfen. Waren testweise in torfreduziertem Substrat, das weniger Wasser halten konnte. Deswegen musste mehr gegossen werden, was wiederum zu mehr sprunghaft steigender Luftfeuchtigkeit geführt hat. Die Pilzporen hats gefreut. Lavendel ist mir eigentlich egal, aber von irgendwas muss man halt leben...

Und mehr mineralische Substrat hat mehr Gewicht= mehr Kraftstoffverbrauch beim Transport, irgendwas ist immer.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: oile am 25. Oktober 2021, 11:51:37
Ich wäre dafür, das es für Torf in Erden auch ein klares, hartes Austiegszenario geben sollte wie für Energie aus Braunkohle. Als Hobbygärtner muss ich feststellen, das Stauden, die in Torfsubstraten angezogen immer phantastisch aussehen, im Garten dann aber Probleme haben. Stauden, die in normaler mineralischer Erde gezogen wurden, sehen zwar nicht so gut aus, wachsen aber auf Dauer besser.
Die Erfahrung habe ich auch gemacht. Ich muss Torfsubstrate bei gekauften Pflanzen auswaschen, sonst klappt das mit dem Anwachsen nicht. Der Grund: ich habe sehr sandigen Boden. Bei Trockenheit zieht sich der Torfballen zusammen, die gerade ins umgebende Erdreich ausgesandten Feinwurzeln reißen ab und das war's dann. Eine Anfeuchtung des Torfes ist dann auch nur noch mit Mühe möglich.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Staudo am 25. Oktober 2021, 11:52:21
Als Hobbygärtner muss ich feststellen, das Stauden, die in Torfsubstraten angezogen immer phantastisch aussehen, im Garten dann aber Probleme haben. Stauden, die in normaler mineralischer Erde gezogen wurden, sehen zwar nicht so gut aus, wachsen aber auf Dauer besser.

Man könnte den Torfverbrauch im Staudenbereich auf der Stelle halbieren, wenn man ausschließlich im Neunertopf produzieren würde. Allerdings haben die meisten Baumärkte diese Größe nahezu komplett aus dem Sortiment genommen. Der Kunde kauft lieber größere Ware im optimalen Entwicklungszustand.  ;)
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Anubias am 25. Oktober 2021, 11:56:36
Ich möchte ja mal den Hobbygärtner sehen, der beim Einkauf den mikrigeren Pflänzchen in der schweren mineralischen Erde mit dem wegen dem erhöhten Pflegeaufwand auch deutlich höherem Preis dann den Vorzug vor konventionell gezogenen Pflanzen gäbe...

Die sind ja schon mit einer Blattlaus oder ein bißchen Mehltau/Blattflecken überfordert...

Um da als Gärtnerei rentabel arbeiten zu können, muss man sich irgendwo eine Öko-Nische suchen, die normalen Verbraucher honorieren ja nicht einmal die neuen recyclingfähigeren Plsstiktöpfe...
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Staudo am 25. Oktober 2021, 11:58:29
Die Realisten wieder!  >:(
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: oile am 25. Oktober 2021, 12:06:26
Ich ziehe Pflanzen im 9er Topf vor. Die passen noch überall dazwischen und ihre Wurzeln sind begierig, sich auszudehnen.  ;D
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: MadJohn am 25. Oktober 2021, 12:18:26
....wenn man ausschließlich im Neunertopf produzieren würde.
Hostas im Neunertopf sehen absolut Sch.... aus. ;)
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: thuja thujon am 25. Oktober 2021, 12:31:04
wachsen aber besser als im 14er an.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: neo am 25. Oktober 2021, 12:39:54
Aber in meinem Link gehts ja auch um Torfmoos als Ersatzstoff.
Wenn das dem Torf in der Anwendung ebenbürtig und im Anbau umwelttechnisch überlegen ist, müssten doch alle grünen Profis „hurra!“ rufen und dieses Produkt fördern, unterstützen um es auf den Weg zu bringen?
Ich Hobbygärtnerin komme ohne Torf zurecht.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: lerchenzorn am 25. Oktober 2021, 12:54:45
Ich kann mir vorstellen, dass man angebaute/beerntete Torfmoose durch Kompostierung oder Anfangsstufen der Karbonisierung zu torfähnlichen Substraten aufbereiten kann. Es dürfte nur ungleich aufwändiger und teurer werden. Solange der politische Druck also nicht gewaltig steigt, wird es bei einem nennenswerten Torfverbrauch bleiben - falls die Lieferländer nicht selbst aussteigen.

Ich magere handelsübliche Gartenerden eigentlich immer mit sandiger Gartenerde, Perlite oder reinem Sand ab, je nach Pflanzenart. Ganz torfbefreit habe ich mich noch nicht. Sandige, lehmfreie Gärten bieten leider auch im Hobby-Segment deutlich weniger Gelegenheit für mineralische Ersatzlösungen und Kokos oder Holzfaser haben bisher zu viele Fehlschläge produziert.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Gartenplaner am 25. Oktober 2021, 13:04:00
Soweit ich das sehe, soll das Torfmoos unverändert genutzt werden.
Siehe auch hier
"...Da Weißtorf aus Torfmoosen gebildet wird, entstand vor gut zehn Jahren die Idee, frische Torf-moos-Biomasse als nachwachsenden Substrat-rohstoff zu testen... Torfmoosbiomasse zeigt gleichwertige physikalische und chemische Eigenschaften wie Torf und kann als erneuerbarer Substratrohstoff für eine großmaßstäbige Produktion im professionellen Gartenbau eingesetzt werden"
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: thuja thujon am 25. Oktober 2021, 13:07:30
Macht man doch schon, getrocknet, bei manchen Orchideen.

Edit: die Frage die man sich noch stellen sollte: gibt es andere, langfaserige Moosarten die geeignet wären als Kulturmedium und sich kultivieren lassen? Wie sieht es mit Fadenalgen und anderen Unterwasserpflanzen unserer eutrophierten Binnengewässer aus?
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: Gartenplaner am 25. Oktober 2021, 13:12:39
Ja, und die Parallelen zu Hochmoortorf sind ja sehr groß.
Die Wasserhaltefähigkeit wird größer sein und die Strukturstabilität geringer, so dass man möglicherweise mit Perliten oder anderen mineralischen Stoffen Struktur und Durchlässigkeit erhalten müsste.
Titel: Re: Geplantes Verbot von Torf für Blumenerde
Beitrag von: lerchenzorn am 25. Oktober 2021, 14:32:33
... Wie sieht es mit Fadenalgen und anderen Unterwasserpflanzen unserer eutrophierten Binnengewässer aus?

So, wie sie nach kurzer Lagerung an Land stinken und gleichzeitig austrocknen, werden sie vor allem für dauerhaft geflutete Faulschlammulturen taugen.  :P