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Garten- und Umwelt => Pflanzengesundheit => Thema gestartet von: Landpomeranze † am 05. September 2010, 22:58:49

Titel: Baumpilzinvasion und Neupflanzung
Beitrag von: Landpomeranze † am 05. September 2010, 22:58:49
Ich gebe zu, mein Garten macht mir derzeit - abgesehen vom neuen Glashaus - nicht viel Freude. Irgendwie scheinen sich alle alten Bäume und Sträucher durch Pilzinfektionen zu verabschieden. Abgesehen von zwei alten maroden Linden, einer abgängigen Birke, einer morschen Kirsche und einem morschen Bergahorn habe ich derzeit zwei Probleme:

Ein großer mehrstämmiger Sorbus aucuparia, mindestens 40 oder 50 Jahre alt, blühte im Frühjahr noch verschwenderisch, vor zwei oder drei Wochen bemerkte ich (bzw die Nachbarin, die die Krone besser im Blick hat) dass die Belaubung sehr spärlich und ein großer Teil der Äste - mit vertrockneten Früchten - dürr ist. Die Stämme zeigen große Wunden, die Rinde ist aufgeplatzt und teilweise rinnt eine zähe schwarze Flüssigkeit aus den Wunden.

Das zweite Problem ist eine Dreiergruppe vor dem Haus, zwei mehrstämmige Kriecherln (= kleinfrüchtige Zwetschge) und ein Goldregen, alle drei auch ca. 40/45 Jahre alt. Der Goldregen ist seit Jahren mit irgendwelchen Pilzen verseucht und dementsprechend marod, ich wollte ihn nicht fällen, weil er noch immer jedes Frühjahr verschwenderisch blüht. Dieses Jahr sind aber auch die Zwetschgen - einige Meter entfernt - spärlich belaubt, einzelne Äste sterben ab, die ersten Pilzfruchtkörper zeigen sich, unterirdisch ist an den Wurzeln ein weißes Pilzgeflecht sichtbar und durch Gummifluss sind inzwischen alle Stämme mit großen Tropfen verziert.

Wir haben uns jetzt dazu durchgerungen, die Dreiergruppe zu entfernen, beim Sorbus bringe ich Pflanzenproben ins Labor zur Bestimmung (ein Gärtner nuschelte was von Wurzelschwamm und Rodung im Umkreis von 30 Metern).

Aber - hier bin ich sehr unsicher:
Reicht es, die Sträucher zu fällen und den Wurzelstock auszufräsen?
Oder muss ich sicherheitshalber alle Wurzeln ausgraben? Das würde bedeuten, dass ich ein ca. 50 m2 großes Staudenbeet evakuieren und neu anlegen müsste, durch das sich die Zwetschgenwurzeln ziehen.

Muss die Erde ausgetauscht werden, und wenn ja, in welchem Radius?

Anders ausgedrückt - soll ich das Areal sprengen oder komme ich mit geringerem Arbeitsaufwand davon?

Bitte macht mir etwas Mut.

Patricia

Titel: Re:Baumpilzinvasion und Neupflanzung
Beitrag von: Günther am 05. September 2010, 23:23:42
Was Du nur irgendwie rauskriegen kannst, das entferne. Total pilzfrei wirst Du mit vernünftigem Aufwand den Boden nicht kriege.
Theoretisch sind viele Pilze wirtsspezifisch, theoretisch sind gesunde jüngere Pflanzen relativ resistent. Theoretisch.
In der Praxis ists ein gewisses Glücksspiel, das oft, aber halt nicht immer, gut ausgeht.
Wenn irgend möglich, pflanze andere Arten.
Titel: Re:Baumpilzinvasion und Neupflanzung
Beitrag von: Querkopf am 06. September 2010, 00:04:55
Hallo, Patricia,

wirklich weiterhelfen kann ich dir leider nicht, kenne mich mit Baumpilzen nur wenig aus.

Vom Wurzelschwamm habe ich bislang vor allem als Forstproblem gehört, meist im Zusammenhang mit Nadelgehölzen. Hier und hier steht mehr dazu. Der Wurzelschwamm geht wohl auch an Laubbäume. Aber ich konnte auf die Schnelle nicht herausfinden, welche Arten betroffen sind und wie da die Symptome aussehen. Nach dem, was du schilderst, gehört dein Pilz zur schnell meuchelnden Truppe. Das grenzt die Diagnose-Möglichkeiten ein – Pflaumenfeuerschwamm beispielsweise, an älteren Prunus-Exemplaren extrem häufig anzutreffen, schreitet sehr langsam voran, ein befallener Baum kann noch Jahrzehnte leben (in meinem Garten steht so einer). Obstbaumkrebs (Nectria galligena) hingegen, der auch Ebereschen (an ungünstigen Standorten) befällt, kann einen Baum recht rasch umbringen. Ich habe im Frühjahr 2009 einen Sorbus an diesen Pilz verloren; das Sterben hat nur wenige Jahre gedauert.

Ich denke, raten kann man dir erst, wenn halbwegs eingegrenzt ist, um was für einen Pilz es sich handeln könnte. Hast du Fotos der Fruchtkörper?

Laboranalyse ist natürlich der beste Diagnose-Weg.

Und Günthers Rat, bei der Neupflanzung andere Arten zu wählen, finde ich auch gut. Hinzufügen würde ich: Beim Neupflanzen solltest du auf optimale Standort-Eignung achten. Und auf Top-Pflanzenqualität plus optimale Anwachsbedingungen, damit neue Bäume etwaigen Pilzen besser widerstehen können.

Ich drücke dir die Daumen!

Schöne Grüße
Querkopf
Titel: Re:Baumpilzinvasion und Neupflanzung
Beitrag von: Landpomeranze † am 06. September 2010, 00:46:08
Ich kenn mich mit Pilzen leider auch überhaupt nicht aus, normalerweise freue ich mich, dass ich Eierschwammerl erkenne...

Den größten Fruchtkörper an einer Zwetschge habe ich heute abgenommen und entsorgt (war eine reine Alibiaktion, es wachsen noch weitere, allerdings sind diese nur mit Leiter zu erreichen), er ähnelte aber sehr der Beschreibung des Pflaumenfeuerschwamms. Danke für den Link, den werde ich durchforsten! Es dürfte aber nicht die einzige Pilzform sein, die Bäume sind sozusagen multimorbid, denn das weiße Pilzgeflecht zieht sich ja unterirdisch nicht nur durch die Zwetschgen, sondern auch durch den Goldregen.

Ob statt Zwetschge/Goldregen neue Bäume gepflanzt werden ist noch unsicher, wir wollen mal ein Jahr warten, ob uns die neue Aussicht (die Zwetschgen stehen direkt vor dem Haus) behagt oder nicht.

Am Ebereschenplatz würde ich allerdings gerne einen neuen Baum pflanzen.

Wenn ich Günthers Rat beherzige, muss ich das Staudenbeet evakuieren, soll/muss ich die Rosen (also alle Gehölze) zur Sicherheit entsorgen?

Mir graut jetzt schon.

Titel: Re:Baumpilzinvasion und Neupflanzung
Beitrag von: Günther am 06. September 2010, 07:00:08
Solange die Rosen keine Symptome zeigen, kränkeln, oder so, tät ich sie lassen.
Du weißt ja (noch) nicht, was Du überhaupt für einen Pilz hast....
Titel: Re:Baumpilzinvasion und Neupflanzung
Beitrag von: Günther am 06. September 2010, 07:01:42
Ja, und nicht zu viel Stickstoff düngen!
Zu viel Stickstoff macht Pflanzen anfälliger.
Titel: Re:Baumpilzinvasion und Neupflanzung
Beitrag von: Dunkleborus am 06. September 2010, 08:24:16
Das Entfernen der Fruchtkörper bringt übrigens nichts, der Pilz ist als Mycel im Gehölz drin.
Hallimasch hast du keinen? Die würden erst später fruchten. Mycelplatten, die sich ins Kambium schieben, wären ein Symptom.

Titel: Re:Baumpilzinvasion und Neupflanzung
Beitrag von: Landpomeranze † am 06. September 2010, 09:54:57
Ja, und nicht zu viel Stickstoff düngen!
Zu viel Stickstoff macht Pflanzen anfälliger.

Laut Bodenproben herrscht leider am gesamten Grundstück, sowohl in der ungedüngten Wiese als auch in den mit Kompost versorgten Teilen, Stickstoffüberschuss (aber Phosphor-, Magnesium- und Kaliummangel).
Titel: Re:Baumpilzinvasion und Neupflanzung
Beitrag von: Günther am 06. September 2010, 09:59:15
Sprich: Kalimagnesia/Patentkali einsetzen.
Phosphormangel ist eine Seltenheit.....
Titel: Re:Baumpilzinvasion und Neupflanzung
Beitrag von: Landpomeranze † am 06. September 2010, 09:59:23
Das Entfernen der Fruchtkörper bringt übrigens nichts, der Pilz ist als Mycel im Gehölz drin.
Hallimasch hast du keinen? Die würden erst später fruchten. Mycelplatten, die sich ins Kambium schieben, wären ein Symptom.


Ich weiß, dass es für die befallenen Sträucher nichts bringt, möchte aber die Sporenträger doch entfernen. Es stehen ja einige (Obst-)bäume in allen Altersstufen herum, die ich gerne erhalten möchte.

Titel: Re:Baumpilzinvasion und Neupflanzung
Beitrag von: Günther am 06. September 2010, 10:02:23
Die kriegten den Pilz eher ueber die Wurzeln.
Titel: Re:Baumpilzinvasion und Neupflanzung
Beitrag von: Landpomeranze † am 06. September 2010, 10:15:06
Die kriegten den Pilz eher ueber die Wurzeln.

na du baust mich auf...
Ehrlich gesagt, ist das meine Vermutung - Pilz infiziert Goldregen, wandert über die Wurzeln zu einen Euonymus, der vor zwei Jahren einfach umgefallen ist, spaziert zur ersten Zwetschge, von dort zur zweiten und ...

Zum Glück stehen die anderen Bäume weiter entfernt.

Ich mache morgen einen Ausflug nach Schönbrunn und werde auch von einer Zwetschge Material mitnehmen, jetzt will ich doch wissen, was in diesem Eck los ist.
Titel: Re:Baumpilzinvasion und Neupflanzung
Beitrag von: Günther am 06. September 2010, 10:21:04
OT:
Wo etwa im Wienerwald?
Titel: Re:Baumpilzinvasion und Neupflanzung
Beitrag von: Landpomeranze † am 06. September 2010, 10:30:06
Triestingtal
Titel: Re:Baumpilzinvasion und Neupflanzung
Beitrag von: Floris am 06. September 2010, 11:11:44
Hallo,
der Pilz der sich im Boden von Gehölz zu Gehölz ausbreitet (auch an verholzende Stauden), so dass das Sterben durch den Garten wandert, ist der Hallimasch. Ein weiterer der unspezifisch alles holzige befällt ist mir nicht bekannt.
Der Hallimsch zerstört das Kambium an der Gehözbasis, die Pflanzen sterben dann als wenn sie in kurzer Zeit vertrockneten, besondere Symptome an den oberirdischen Teilen gibt es nicht.
Deine Beschreibung klingt eher nicht danach, weshalb ich bei jedem einzelnen Baum versuchte rauszufinden was er hat und nicht gleich alles roden würde.
Grüße Floris
Titel: Re:Baumpilzinvasion und Neupflanzung
Beitrag von: Danilo am 06. September 2010, 11:55:23
der Pilz der sich im Boden von Gehölz zu Gehölz ausbreitet (auch an verholzende Stauden), so dass das Sterben durch den Garten wandert, ist der Hallimasch. Ein weiterer der unspezifisch alles holzige befällt ist mir nicht bekannt.
Das ließe sich ja schnell anhand von Bildern der Fruchtkörper herausfinden. Überhaupt würde ich auch den Weg zum Pilzfachkundler anraten, um erstmal herauszufinden, womit man es zu tun hat. Denn Pilzbefall ist an allen genannten Gehölzen in diesem Baumalter nun wirklich keine Seltenheit. Alle besagten Arten sind ja vergleichsweise kurzlebig und haben -vierzigjährig und mehr- ohne Zweifel ihre besten Tage hinter sich. Vielleicht handelt es sich doch nur um normale Alterserscheinungen. Das sollte geklärt werden, bevor zum Rundumschlag ausgeholt wird.
Titel: Re:Baumpilzinvasion und Neupflanzung
Beitrag von: Landpomeranze † am 06. September 2010, 13:02:10
Falls ich heute noch bei Tageslicht nach Hause komme, werde ich mal Bilder der maroden Kraxen machen.

Edit:
Habs geschafft :)
Hier das erste, eine der Stammverletzungen der Eberesche:
Titel: Re:Baumpilzinvasion und Neupflanzung
Beitrag von: Landpomeranze † am 06. September 2010, 20:24:50
:
Titel: Re:Baumpilzinvasion und Neupflanzung
Beitrag von: Landpomeranze † am 06. September 2010, 20:26:33
hier einer der Zwetschgenstämme:
Titel: Re:Baumpilzinvasion und Neupflanzung
Beitrag von: Landpomeranze † am 06. September 2010, 20:27:59
Gummifluss verziert alle Äste und Stämme, schaut eigentlich ganz hübsch aus
Titel: Re:Baumpilzinvasion und Neupflanzung
Beitrag von: Landpomeranze † am 06. September 2010, 20:31:04
hier einer der Fruchtkörper von oben und unten - schaut sehr nach Pflaumenfeuerschwamm aus

edit: sorry, falsches Bild
Titel: Re:Baumpilzinvasion und Neupflanzung
Beitrag von: Landpomeranze † am 06. September 2010, 20:33:43
hier das richtige Bild
Titel: Re:Baumpilzinvasion und Neupflanzung
Beitrag von: Querkopf am 07. September 2010, 00:17:05
Hallo, Patricia,

mach halblang, keine Panik auf der Titanic ;) - schau erstmal, was wirklich los ist, lass die Pilze bestimmen.

Gibt es bei euch Baumsachverständige? In D gibt es sowas, Listen der "öffentlich bestellten und vereidigten" Sachverständigen findet man bei den Landwirtschaftskammern. Unter diesen Leuten kennen sich einige sehr gut mit Baumpilzen aus (aber längst nicht alle, man muss rumfragen). Und das Honorar - nach festen Sätzen - ist für Privatmenschen bezahlbar...

In Ösiland ziehen Gerichte und Versicherungen bestimmt auch Experten zu Rate, erkundige dich doch mal. Ohne fachkundigen Rat stochert man ewig im Nebel.

Beschreibung und Bilder deines Sorbus erinnern mich an die Symptome des meinigen. Fotos kann ich zum Vergleichen gerne einstellen (muss sie aber erstmal raussuchen).

Die Eberesche stand in einer "mixed border" mit Rosen, Stauden, Sträuchern. Von der habe ich nur einige Quadratmeter vorübergehend abgeräumt; grad so viel, dass nach der Fällung - die habe ich selbst erledigt - eine Fachfirma den stammnahen Teil der steinharten Wurzeln ausfräsen konnte. Das verpilzte Holz und den größten Teil des Fräsmulms hat die Firma entsorgt, wohl verbrannt; letzte Fräsreste habe ich per Restmülltonne dem Feuer überantwortet. Den Krater habe ich mit Komposterde aufgefüllt und eine Nothofagus antarctica - für schweren Boden besser tauglich als Sorbus - reingepflanzt.

Der geht es bisher ausgezeichnet. Ich hoffe sehr, dass es dabei bleibt :).

Schöne Grüße
Querkopf
Titel: Re:Baumpilzinvasion und Neupflanzung
Beitrag von: Querkopf am 07. September 2010, 00:47:07
Fotos (sehr auf die Schnelle verkleinert, daher extrem komprimiert - ich hoffe, man erkennt noch was):

Alte Fruchtkörper des Pflaumenfeuerschwamms:


alte Pflaumenfeuerschwamm-Fruchtkörper


Solche verholzten Dinger haben wir an unserem greisen Baum schon vorgefunden, als wir ihn vor 20 (!) Jahren mitsamt dem Garten übernahmen.

Junge Fruchtkörper des gleichen Pilzes:


frische Pflaumenfeuerschwamm-Fruchtkörpe


Die tauchten - nach jahrelanger Pause - erstmals wieder auf, nachdem ein Blitzschlag die Baumkrone halbiert hatte.



Titel: Re:Baumpilzinvasion und Neupflanzung
Beitrag von: Querkopf am 07. September 2010, 00:54:23
Rindennekrose am Sorbus-Stamm:


Sorbus, Rindennekrose



Rindenschaden, der der offenen Nekrose-Wunde vorausgeht - die Rinde löst sich in Streifen, später flächig:


Sorbus, Rindenschaden



Pilzpusteln:


Sorbus, Pilzpusteln



Nach einigen Recherchen habe ich - wenngleich mit Rest-Unsicherheiten - das Schadbild als Befall mit dem Obstbaumkrebs-Pilz Nectria galligena (oder einem seiner vielen Verwandten) identifiziert.

Oberhalb der Rindennekrosen starben zunächst Äste, später auch Stammteile ab, es ging recht schnell. Nach dem Fällen zeigte sich dort fortgeschrittene Holzfäule.

Keine Ahnung, ob deine Bäume an gleichen Krankheiten laborieren. Möglich wär's m. E. schon - aber die nötige Sicherheit gibt dir nur ein Fachmenschen-Urteil oder die Laboranalyse.

Schöne Grüße
Querkopf
Titel: Re:Baumpilzinvasion und Neupflanzung
Beitrag von: Floris am 07. September 2010, 09:24:02
Hallo,
das sind alles Infektionen die direkt über Wunden und Beschädigungen in die Bäume eingedrungen sind. Eine Notwendigkeit Stümpfe oder Wurzeln komplett zu roden würde ich daraus nicht ableiten.
Bei solchen Wunden wie auf den ersten Bildern ist es nicht verwunderlich, dass Faulpilze eindringen. Hier ist abzuschätzen ob die Stabilität gefährdet ist, also ob Bruchgefahr besteht, dann ist zu kürzen oder zu Fällen.
In Zukunft sollten solche Beschädigungen vermieden werden, dann werden sich diese unspezifischen Fäulniserreger auch nicht ungehemmt weiter ausbreiten. Das gilt auch für den Phellinus an der Zwetsche, der sich von abgestorbenen Ästen aus ausbreitet.
Grüße Floris
Titel: Re:Baumpilzinvasion und Neupflanzung
Beitrag von: Landpomeranze † am 07. September 2010, 13:27:15
Hallo, Patricia,

mach halblang, keine Panik auf der Titanic ;) - schau erstmal, was wirklich los ist, lass die Pilze bestimmen.

bin schon wieder am Boden angelangt :)

Ich war heute im Pflanzenschutzinstitut, bewaffnet mit Bildern, Rindenproben und Fruchtkörpern. Die meinten nach dem ersten Blick - offizielles Laboruntersuchungsergebnis kommt erst - dass der Goldregen vom zottigen Schillerporling besiedelt ist, die Zwetschgen sind multimorbid, also sowohl vom Schillerporling als auch vom Pflaumenfeuerschwamm besiedelt. Dh, Sträucher raus, Staudenbeet bleibt wie's ist (eigentlich nicht, das wird ja sonniger, ich kann ein paar Quadratmeter erweitern und muss umpflanzen/umgruppieren).

Nur der Sorbus aucuparia ließ alle Alarmglocken schrillen und beschert mir einen Besuch des Institutsleiters, der zufällig nicht allzuweit von mir entfernt wohnt, denn der schnelle Verfall, der nasse Standort und die Symptome könnten - könnten - auf Phytophthora hindeuten.
Eine andere Möglichkeit wäre eutypella sorbi, dann müsste der Baum aber schon länger kränkeln. Auch hier bekomme ich noch ein Laborergebnis.
Auf jeden Fall ist der Baum ein Todeskandidat.


Titel: Re:Baumpilzinvasion und Neupflanzung
Beitrag von: Querkopf am 07. September 2010, 21:04:40
Hallo, Danilo,

... Pilzbefall ist an allen genannten Gehölzen in diesem Baumalter nun wirklich keine Seltenheit. Alle besagten Arten sind ja vergleichsweise kurzlebig und haben - vierzigjährig und mehr - ....ihre besten Tage hinter sich. ...
für Prunus stimmt das, keine Frage. Sorbus aucuparia hingegen kriegt mit 40 allenfalls die Midlife-Crisis ;): Nach dieser Quelle wird er normalerweise 80-100 Jahre alt, in Einzelfällen auch deutlich älter.

Ungünstige Standorte verkürzen natürlich jedes Baumleben :'(.

@Patricia: Da hast du ja rasch erste (Vor-)Klärung erreicht, das ist gut.

Floris hat Recht, die besagten Pilze siedeln sich gern an Astungswunden und sonstigen Verletzungen an. Auch bei meiner Eberesche waren Astungswunden der Ausgangspunkt. (Bei der Pflaume weiß ich's nicht; als sie jung war, kannte ich sie noch nicht.) Die Information hilft beim Umgang mit den befallenen Bäumen wie auch mit Nachpflanzungen, finde ich: entweder gar nicht schneiden, wo es möglich ist - oder aber nur zum günstigsten Zeitpunkt schneiden, Wunden klein halten, Werkzeug desinfizieren, Baum nach Kräften stärken.

Ich drücke dir die Daumen, dass die Eberesche keine Phythophthora hat. Denn dann hättest du ein Nachpflanzproblem.

Schöne Grüße
Querkopf
Titel: Re:Baumpilzinvasion und Neupflanzung
Beitrag von: partisanengärtner am 07. September 2010, 21:13:42
Gepflanzte Exemplare die ich kenne sind meist deutlich weniger vital als frei gewachsene Selbstaussaaten bereits. nach der Hälfte der Jahre.
Titel: Re:Baumpilzinvasion und Neupflanzung
Beitrag von: Landpomeranze † am 07. September 2010, 22:39:21
Querkopf, ich hoffe auch, dass es keine Phythophthora ist, ein hochaggressiver nicht wirtsspezifischer Pilz könnte in diesem Eck ziemlich wüten.
Es ist einfach schade um den Baum, der Anblick im Frühjahr wird mir fehlen. Zumindest freut sich die Nachbarin, dass dann im Herbst weniger "Dreck" auf ihrem Weg liegt.
Titel: Re:Baumpilzinvasion und Neupflanzung
Beitrag von: Landpomeranze † am 07. September 2010, 22:44:23
Und diesen Frühstücksausblick werde ich im Winter auch vermissen.
Titel: Re:Baumpilzinvasion und Neupflanzung
Beitrag von: martina 2 am 08. September 2010, 08:28:48
Dafür weißt du jetzt schon, was du diesen Winter machen wirst: planen ;) :D
Titel: Re:Baumpilzinvasion und Neupflanzung
Beitrag von: Landpomeranze † am 08. September 2010, 13:55:08
stimmt :) Schau ma mal, ob wir uns mit dem freien Blick über den Garten anfreunden können. Wenn nicht, suche ich eine eierlegende Wollmilchsau mit 4 Meter Höhe ;)
Titel: Re:Baumpilzinvasion und Neupflanzung
Beitrag von: Landpomeranze † am 19. September 2010, 22:42:51
Am Freitag hatte ich Besuch vom BFW und wir sind den Garten samt Hecke abgegangen.

Phytophtora ist zum Glück nicht im Garten, aber so Nettigkeiten wie diverse Schlauchpilze (Eutrypella und Diatrypella) und Rötende Tramete, Violetter Schichtpilz, Polsterförmiger Feuerschwamm haben sich breitgemacht, dazu noch Schwefel- und Schillerporlinge. Das Eschentriebsterben wütet auch bei mir, dazu leidet eine 35 Jahre alte Kiefer massiv unter Kiefernschütte, fraglich, ob sie überlebt.

Sobald die Blätter fallen, beginnt das Kettensägenmassaker. 13 Bäume zwischen 8 und 30 Meter sind morsch und stehen so ungünstig, dass sie Haus/Garage/Nachbarhaus gefährden und müssen weg, dazu werden auf 2 Grundstücksseiten in der Hecke - ca. 150 Meter - noch unzählige überalterte Haselnussbüsche auf Stock gesetzt. Die anderen Patienten bleiben stehen.

Im nächsten Leben wünsche ich mir einen Neubaugarten.

lg, Patricia
Titel: Re:Baumpilzinvasion und Neupflanzung
Beitrag von: Günther am 19. September 2010, 23:07:30
Jetzt geh noch ins Krankenhaus und laß Dich GRÜNDLICHST durchuntersuchen, anschließend kannst Du Dich zur Notschlachtung anmelden... ;D
Wahrscheinlich sind die wenigsten Fälle wirklich akut. Die Wälder der Umgebung sind auch noch nicht dahingerafft....
Titel: Re:Baumpilzinvasion und Neupflanzung
Beitrag von: Landpomeranze † am 20. September 2010, 09:45:00
Freiwillig pflege ich nur privaten Kontakt zu Ärzten, sonst meide ich sie ;)

Die 13 Bäume sind akut bruchgefährdet (und werden teilweise nur noch vom Feuerschwamm zusammengehalten), die restlichen Patienten bleiben eh stehen, eine alte Linde wird zurückgeschnitten und bekommt eine Kronensicherung.

O-Ton des Fachmanns vom BFW zur Gartenlage: "Da ist's aber wirklich kalt und nass..."
Titel: Re:Baumpilzinvasion und Neupflanzung
Beitrag von: Achillea am 03. Januar 2011, 00:32:48
Hallo,
bin neu hier. :)
Habe über die Suchfunktion dieses für mich momentan hoch interessante Thema aufgegriffen. Im Spätherbst 2010 fielen mir an unserem jetzt ca. 30 Jahre alten Birnenbaum, in etwa 60 cm Höhe, an einer Wundverheilung diese noch kleinen Baumpilze auf. Der Ast mußte vor ca. 15 Jahren entfernt werden, weil er beim Rasenmähen im Weg war. Die Verheilung durch Überwachsen ging eigentlich recht langsam vonstatten und jetzt wachsen dort diese Pilze heraus.

Vor Jahren hatten wir ein ähnliches Problem mit derselben Pilzart bei einer Schattenmorelle, die ca. 4 Meter entfernt stand. An div. kleinen Schnittstellen wuchsen diese Pilzfruchtkörper heraus. Weil die Sauerkirsche schon viele Jahre durch Monilia kränkelte und amerikanischer Mehltau die Kirschen ungenießbar machte, wurde der Baum knapp über dem Boden entfernt.
Eine Rodung hielten wir aus Unkenntnis nicht für erforderlich und bei unserem schweren Lehmboden die kräftesparendste Alternative.

Ist mein Birnenbaum noch zu retten, wenn ich die Pilzauswüchse großzügig wegschneide?

LG Achillea
Titel: Re:Baumpilzinvasion und Neupflanzung
Beitrag von: Achillea am 03. Januar 2011, 00:43:06
Hier noch ein weiteres Foto.
Der Baum trieb zwischen der Veredlungsstelle und dem Astabschnitt im letzten Sommer etliche Neuaustriebe. Sollte er oben durch den Pilz absterben, könnte man ihn vielleicht über die Neuaustriebe zu einem Buschbaum wachsen lassen. Allerdings wäre der abgesägte Stamm eine ziemlich große Wunde. Es müßte dann wohl auch bald passieren, bevor sich der Pilz weiter ausbreitet oder sitzt der bereits im ganzen Stamm?

LG Achillea
Titel: Re:Baumpilzinvasion und Neupflanzung
Beitrag von: Landpomeranze † am 03. Januar 2011, 00:55:14
Wenn Fruchtkörper zu sehen sind, hat der Pilz den Baum schon zur Gänze erobert, da hilft es auch nicht, einen oder zwei Äste abzuschneiden.

Ich würde den Baum stehen lassen und nicht weiter daran herumschneiden, so lange er noch austreibt und vielleicht sogar Früchte trägt (so mache ich es mit einigen alten Bäumen, Spechte und Kleiber freuen sich darüber).
Regelmäßige Kontrollen, ob er schon morsch ist, sind sicher von Vorteil, falls im Umkreis was beschädigt werden könnte.
Titel: Re:Baumpilzinvasion und Neupflanzung
Beitrag von: partisanengärtner am 03. Januar 2011, 00:57:59
Willkommen im Forum, so sehe ich die Sache auch, der Pilz ist wohl im ganzen Stamm.
Aber die richtigen Fachleute können Dir noch mehr sagen.
Titel: Re:Baumpilzinvasion und Neupflanzung
Beitrag von: Landpomeranze † am 03. Januar 2011, 01:04:11
Auch von mir noch ein herzliches Willkommen :)
Eigentlich wollte ich vorher noch die Pilzfotopage verlinken.

lg, Patricia
Titel: Re:Baumpilzinvasion und Neupflanzung
Beitrag von: Lilo am 03. Januar 2011, 07:55:03
Hallo Achillea,

bei meinem über 80 Jahre alten Apfelbaum bin ich so vorgegangen, dass ich Pilz und einen Teil des verpilzten Gewebes mit einem scharfen Messer aus dem Baum heraus geschnitten habe. Anschliessend habe ich die Stelle mit N*****ff Baumwachs behandelt. Dieses Baumwachs, so ein graues Zeug, enthält Fungizide.

Der Pilz kam jedes Jahr wieder, wurde aber von Jahr zu Jahr kleiner. Nach 10 Jahren kam er an einer anderen Stelle zu Tage, die ich gleichermaßen behandelt habe und nun habe ich seit 2 Jahren keinen Pilz mehr am Baum gesehen.
Titel: Re:Baumpilzinvasion und Neupflanzung
Beitrag von: Achillea am 03. Januar 2011, 22:24:29
Vielen Dank für Eure Antworten.

Ich stehe mitten zwischen Hoffung und Hoffnungslosigkeit.
Wenn ich den Jahresablauf dieses Birnenbaumes in 2010 zurückverfolge, dann fällt mir ein, dass so ziemlich alle Zweige voller Fflechten sind. Ich muss am Wochenende noch einmal genauer nachschauen, ob er überhaupt Triebe gebildet hat. (Eine Veredlung auf eine Quittenunterlage kann ich dann wohl auch von vornherein ausschließen. Ich meine nur, um die Birnensorte weiterzuerhalten.)
Im Frühjahr hatte er voll geblüht, aber danach keine einzige Frucht getragen. Ich hatte das auf die kalte verregnete Wetterperiode geschoben. Übern Sommer bekommt er dann jedes Jahr kräftig Birnengitterrost, was den Baum auch jedes Jahr schwächt. Aber um ein Spritzmittel auszubringen, ist er zu hoch.

Bisher befinden sich diese Pilzschwämme nur im Bereich dieser Astentfernung. Linksseitig und unterhalb der künstl. Baumrinde sind sie noch sehr winzig.
Vielleicht hätte ich die künstl. Baumrinde doch öffter erneuern sollen. Im nachhinein sucht man doch immer nach einem Grund, warum es so gekommen ist. ???

Aber ich werde Lilos Rat befolgen. Irgendwo habe ich gestern gelesen, dass sich manche Baumschwämme nur auf Wundverschlüssen ansiedeln. Ich kann noch nicht einfach so aufgeben.

LG Achillea

Titel: Re:Baumpilzinvasion und Neupflanzung
Beitrag von: Daniel - reloaded am 03. Januar 2011, 22:52:29
Hallo Achillea und willkommen im Forum!

Du kannst versuchen den Baum auf die von Lilo beschriebene Weise zu retten.

Wichtig ist dabei das befallene Gewebe großzügig, möglichst vollständig, zu entfernen und die entstandenen Wunden großzügig über den Wundrand hinaus mit einem fungizidhaltigen Wundverschluss zu verstreichen.

Einsetzbar wären: Tervanol F, Celaflor Wundbalsam Plus (Lac Balsam Plus) (alle Thiabendazol) sowie Magnicur Aktiv Baum Wundverschluss (Tebuconazol). Welches Präparat davon bei dir greifbar ist musst du sehen, die Wirkung dürfte ziemlich gleich sein (beides Breitbandfungizide).


Liebe Grüße,

Daniel
Titel: Re:Baumpilzinvasion und Neupflanzung
Beitrag von: Floris am 11. Januar 2011, 07:49:17
Hallo,
das was man da äußerlich sieht, ist ja bereits der Fruchtkörper des Pilzes. Diesen bildet er, weil er sich in dem Stamm ausgebreitet und etabliert hat. Wenn man alten Bäumen solche Schnitt zufügt, ist eine anschließende Pilzinfektion kaum zu vermeiden da Wundverschlüsse auf Dauer nicht dicht zu halten sind.
Ich würde den jetzt nicht noch mal ausschneiden, das gäbe ein riesen Loch das vermutlich ebensowenig verheilen wird wie das vorherige.
Es bleibt dir nur die Hoffnung, dass der Baum im Inneren selbstständig ein Trenngewebe bildet das die Ausbreitung des Pilzes hemmt.
Darin kannst du ihn unterstützen indem du das Wachstum an sich anregst, durch angemessene Düngergaben (Kompost auf die Baumscheibe) oder auch durch einen Kronenrückschnitt. Wenn du die Krone zurücknimmst regst du einerseits neues Triebwachstum an (und damit auch Dickenwachstum im Stamm), andererseits verminderst du durch die Entlastung die Bruchgefahr.
Grüße Floris
Titel: Re:Baumpilzinvasion und Neupflanzung
Beitrag von: Zuccalmaglio am 12. Januar 2011, 09:03:17
M. E. ist das letztlich vergebliche Liebesmüh. Wenn nicht roden, würde ich es auch wie Landpomeranze machen. In Ruhe sterben lassen und ggfls. beernten und beobachten, so daß eine Gefährdung weitgehend ausgeschlossen werden kann.
Zumal er wegen dem wegen der Baumhöhe nicht behandelbaren BGR ohnehin ein in der Vitalität geschächter Kandidat ist.

Flechten deuten auf geringen oder keinen Zuwachs hin. Den Wuchs kann man durch in dem Fall vorsichtigen Rückschnitt anregen.