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Pflanzenwelt => Gemüsebeet => Thema gestartet von: thuja thujon am 10. März 2018, 19:59:23

Titel: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: thuja thujon am 10. März 2018, 19:59:23
Hallo,
ich habs jetzt einfach mal probiert.
Der ein oder andere wird Cultandüngung kennen, bei Frühkartoffeln ists aber nochmal eine Nummer für sich.
Entweder ich ernte fast nix oder ich lass mich überzeugen. Bin gespannt...

So habe ichs heute gemacht:
Rillen mit der Pflanzhacke gezogen
(http://up.picr.de/32058736vv.jpg)

Bodensatz von Hühnermistjauche, 7-8 Liter mit 280g Schwefelsaurem Ammoniak verrührt
(http://up.picr.de/32058737oy.jpg)

Das macht rund 7g Ammoniumstickstoff pro Quadratmeter plus den von der Gülle als konzentriertes Düngeband
(http://up.picr.de/32058738xk.jpg)

Die Pflanzkartoffeln 10cm darüber gelegt
(http://up.picr.de/32058739pn.jpg)

Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: Wühlmaus am 10. März 2018, 20:18:38
Mal abgesehen davon, dass hier der Boden noch gefroren ist und ich von dieser Methode bisher noch nie etwas gehört habe, verwundert mich dieser Ansatz doch etwas.

Wenn ich es auf die Schnelle richtig verstanden habe, geht es um eine einmalige Stickstoffversorgung?

Du bringst den flüssigen Dünger in den Boden und setzt die angekeimten Kartoffeln 10cm darüber? Meine laienhafte Vorstellung sagt mir, dass die Wurzeln der Kartoffeln wesentlich langsamer in die Tiefe wachsen als der Stickstoff nach unten ausgewaschen wird. "Nach oben" wird er ja wohl nicht diffundieren ??? Im Extremfall - z.B. starke Regenfälle - haben die Kartoffeln nix davon.

Ich bin auf deine Beobachtungen gespannt und auch auf ev. weitere Erfahrungen!
Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: Gartenoma am 10. März 2018, 20:23:55
Früher haben die Bauern einfach zu jeder Pflanzkartoffel eine Schaufel Kuhmist mit in den Boden gegeben. Das erscheint mir so ähnlich.

Gruß
Gartenoma
Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: Rib-2BW am 10. März 2018, 20:59:47
Kuhmisst ist nicht so stark wie Hühnerjauche mit schwefelsaurem Ammoniak. Das ist schon ordentlich.

wird das nicht versetzt ausgebracht, also Dünger Kartoffel Dünger nebeneinander?

kannst du auch eine kleine Vergleichsgruppe pflanzen? Die Effektivität von Cultan ist umstritten. Währe interessant was bei dir raus kommt
Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: b-hoernchen am 10. März 2018, 21:02:55
Früher haben die Bauern einfach zu jeder Pflanzkartoffel eine Schaufel Kuhmist mit in den Boden gegeben.
Wie unwissenschaftlich!
Und auch nicht doppelt-blind und ohne Placebo-Kontrollgruppe... .
Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: Gartenoma am 10. März 2018, 21:09:57
 ;D
Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: tomma am 10. März 2018, 21:21:57
Die - wie man früher sagte scharfe - Hühnermistjauche kann ich mir in dieser Verabreichung gar nicht gut vorstellen. Welche Qualität werden die Kartoffeln wohl haben, sollte die Jauche, wie vorher schon erwähnt, nicht ausgewaschen werden?  ??? Da muß ich auch gleich an überdüngten Kohl denken.
Allerdings halte ich Hühnermist dann für geeigneten Dünger, wenn er vorher kompostiert wurde, beispielsweise mit Stroh, wegen des günstigen C/N Verhältnisses. Dann würde ich ihn bei Bedarf durchaus im Nutzgarten verwenden.



Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: thuja thujon am 10. März 2018, 21:22:51
Bei Mist im Pflanzloch wissen wir was rauskommt. Das ist keinen neuen Strang wert.

Doppelt-Blind-Studie placebokontrolliert, die Kontrolle habe ich in andere Gärten verlagert, damit ists sowas von unwissenschaftlich.
Sag ich ja, entweder es wird was, oder eben nicht. Wirds nix, esse ich die Kartoffeln von den anderen Gärten.

Der Witz bei Cultandüngung soll sein, dass die Pflanzen Ammoniumbasiert ernährt werden, nicht Nitratlastig.
Damit soll sich auch der Stoffwechsel umstellen. Ammonium wird von der Wurzel aufgenommen, dort zu Aminosäuren verstoffwechselt und in die Blätter transportiert. Bei Nitrat geht das Nitrat in die Blätter, wird dort unter Energieeinsatz reduziert und aus dem entstehenden Ammonium Aminosäuren hergestellt.

Auswaschung und Verluste sind natürlich ein Thema bei Stickstoffdüngern. Die Cultantheorie sagt dazu, das das Ammoniumdepot so viel Ammonium enthalten muss, dass die Nitrifizierung durch die Bakterien gehemmt ist. Ammonium ist nicht mobil im Boden, entsteht kein Nitrat weil das Depot zu giftig für die Bakterien ist, wird auch nix ausgewaschen.

Weil das Depot so giftig ist, deswegen verätzt es auch die Wurzeln. Ist die Wurzelspitze abgestorben und oben scheint die Sonne auf die Blätter, kommen Kohlenhydrate zur Wurzel was sie zum Wachstum anregt. Sie wächst wieder ins Düngedepot und liefert wieder Nährstoffe für die Blätter, stirbt wieder ab und so geht das x-mal weiter.
Ergebnis soll ein recht dichter Wurzelfilz um das Düngedepot sein, grünere Pflanzen mit weniger mastigem Wuchs (da kein Nitrat), mehr Eiweiß und Kohlenhydrate wie Stärke und bei reduzierten Düngergaben gleichbleibender Ertrag mit weniger Nitratauswaschung ins Grundwasser. Unterm Strich also bessere Qualität bei weniger Düngereinsatz.

Wegen der nötigen Toxizität des Düngedepots auch die Hausnummer mit Hühnergülle plus SSA. 
Soll am ehesten fiunktionieren bei niedrigen Nitratgehalten im Boden, und da dieses Jahr die N-min-Werte recht niedrig sind, bietet sichs dieses Jahr einfach mal an, das auszuprobieren.
Man muss ja nicht ewig auf Kuhfladen rumreiten.

Wiki zu Cultan
https://de.wikipedia.org/wiki/CULTAN
Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: thuja thujon am 10. März 2018, 21:45:00
Ich bin da eigentlich nur drauf gestoßen, weil ich keine Lust mehr auf meine Kartoffeln habe.
Die machen unten schöne Knollen, darüber nochmal eine Etage mit kleinen Knollen.
Die kleinen sind mir prinzipiell lieber, Däumlinge etwa.
Das alles hängt stark vom Wetter ab, manchmal gibts viel kleine, manchmal wenig. Bekommt das Kraut im Mai nochmal einen kräftigen Schub gibts viel dichtes Grün und einen zweiten Knollenansatz, eben die kleinen, mal mehr, mal weniger.
Hier ein Foto der Proberodung von Mitte Juni letztes Jahr, nicht unbedingt das, was ich haben möchte. Später zur Ernte hin werden es noch etwas mehr kleine Knollen.
(http://up.picr.de/32059960zx.jpg)

Deswegen bin ich gespannt, wie sich der Knollenansatz mit der anderen Düngemethode bei hohen Humusgehalten im Boden auswirkt.
Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: Nemesia Elfensp. am 10. März 2018, 22:49:50

Wiki zu Cultan
https://de.wikipedia.org/wiki/CULTAN

das hier ist mir beim lesen des Wiki-Beitrages aufgefallen:
Zitat
Schwefeldünger zehren weitgehend unabhängig von der Form, die Kalkvorräte auf, je 100 kg Stickstoffdüngung durch ASL ist mit rund 200 kg CaO-Entzug zu rechnen.

Kennst Du bei Deinem Kartoffelbeet den ph-Wert vor Versuchsbeginn?
Du hast 7g Ammoniumstickstoff pro Quadratmeter verwendet - hast Du geplant, dann entsprechend nachzukalken?

fragt eine neugierige Nemi
Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: thuja thujon am 11. März 2018, 08:34:58
Das ist kein Versuch, das ist probieren.
Geplant ist nachdüngen mit Kalk nicht. Habe Carbonatreichen Boden und noch viele Vorräte.
Hühnermistjauchebodensatz hat viel Kalk drin, da der den Hühnern für die Schalenfestigkeit verfüttert wird.
Den Hühnermist habe ich hauptsächlich wegen des Phosphors genommen, nicht wegen des Kalk.

Sollten Folgekulturen viel Kalk brauchen, werden die wenn nötig eher Kalkstickstoff statt Kohlensauren Kalk bekommen.
Kalkgabe über Kompost kommt vielleicht auch in Frage.
Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: thuja thujon am 21. April 2018, 23:14:02
Kurzes Update nach dem Austrieb.
Bisher ist ein deutlicher Grüneffekt sichtbar, die Pflanzen sind aber nicht besonders krautig, sondern eher kurznodig/gedrungen. Das `blaue´ Laub fällt auf.

(http://up.picr.de/32465989xt.jpg)

(http://up.picr.de/32465990if.jpg)

Hier die selben Pflanzkatoffeln (mit etwas weniger Trieben pro Knolle) in einem etwas tonigerem Boden, nur sehr flach gehäufelt und mit Blaukorn breitflächig bzw flach eingearbeitet, also aktuell eher Nitratlastig ernährt. Ich finde deutlich vegetativer, aber die warme Witterung mit knapp 30°C diese Woche ist auch außergewöhnlich und sorgt gerade bei den flach gepflanzten Knollen für ordentlich Schub. Jedenfalls ists nicht miteinander vergleichbar, finde aber man sollte den Unterschied des Wachstums ruhig mal fotografisch festhalten.
(http://up.picr.de/32465987hh.jpg)

(http://up.picr.de/32465988yx.jpg)

Nochmal zur Verdeutlichung: ich lass es dieses Jahr drauf ankommen. Wenn ich nix gescheites ernte ist auch gut. Ich möchte gerne viele kleine Kartoffeln ernten, einmal längs gespalten für Bratkartoffeln mit Schale usw.
Ich habe sehr eng gepflanzt (soll kleine Knollen bringen), 10-12 Knollen in 2,2m Reihe, rund 60cm Abstand zwischen den Reihen (statt 75), die Pflanzkartoffeln mit rund 3-6 Trieben ohne einen dominanten Apikalspross, also alles recht gleichwertige Triebe. Durch die Ammoniumbetonte Ernährung soll der Knollenansatz erhöht werden. Bleibt abzuwarten, ob das Ammonium im Depot auch wirklich Ammonium bleibt oder doch zu Nitrat von den Bodenbakterien verstoffwechselt wird. Wird man dann sehen, ob sie demnächst massiv ins Kraut schießen.
Ich stelle dann ab und an neue Fotos ein wenns was neues gibt.
Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: thuja thujon am 21. April 2018, 23:18:55
Hier die aktuelle Draufsicht auf die Cultanvariante, man kann auch etwas die Dammhöhe erkennen, gerade im Vergleich zu den Bildern am Anfang vom Strang:
(http://up.picr.de/32466740ui.jpg)
Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: thuja thujon am 03. Mai 2018, 23:27:19
Gestern ist mir aufgefallen, dass die Annabelle Blütenknospen schiebt. Nicht nur eine von 50 Pflanzen wie in anderen Jahren, sondern eigentlich fast alle.
Allerdings schieben auch die 2-3 Wochen später gelegten, flach gehäufelten und mit Blaukorn gefütterten Knollen Blütenknospen. Diese haben aktuell gerade mal das 4te bis 5te Blatt abgespreizt und stehen recht luftig da. Andere, 3,5 Wochen später gelegte und mit reichlich Blaukorn und damit auch Nitratlastig ernährte Knollen sehen dagegen eher kompakt aus und schieben auch noch keine Blütenknospen. Ich denke eine Folge der Trockenheit, zu wenig Wachstum und damit zur Hitze im April noch physiologisch zu jung.

Ich habe eine Beratungsanfrage wegen meinen Pflanzen gemacht, weils für die Sorte wirklich ungewöhnlich ist:
Zitat
Sehr geehrte Damen und Herren,

Sie haben uns folgende Beratungsanfrage über das Portal der Gartenakademie ( www.DLR.RLP.DE ) zugesendet:
Hallo,
die am 10.3.18 gelegten Annabelle sind am 8.4. aufgelaufen und setzen zur Zeit
(kurz vor Reihenschluss) Blütenknospen an. Blühen tut die Sorte Annabelle eher
selten. Ist das eine Folge von Hitzestress durch die warmen Apriltage?

Dazu geben wir Ihnen gerne die folgende Antwort:
Die Blüte wird durch pflanzeneigene Hormone eingeleitet. Die Bildung dieser
Hormone ist zum Teil von der Pflanzenentwicklung abhängig, sie wird jedoch vor
allem von der Tageslänge und Temperatur (Hochsommertemperatur im April!)
bestimmt . Mit dem Beginn der Blüte ist die Entwicklung des oberirdischen
Pflanzenbestandes weitgehend abgeschlossen und auch die Anzahl der bis zur
Ernte weiterwachsenden Knollen festgelegt. Gleichzeitig verschiebt sich der
Hauptstrom der Photosyntheseprodukte von den Blättern in Richtung Knollen.
Steht über die fehlende Blattoberfläche kleinerer Pflanzen aber nur eine
eingeschränkte Photosyntheseleistung zur Verfügung, sind auch keine
Höchsterträge zu erwarten.
Blütenknospe:
(http://up.picr.de/32585104jy.jpg)

kurz vor Reihenschluss, ich hatte mit 60cm eng gepflanzt
(http://up.picr.de/32585105ci.jpg)

wegen des Ertrages, heute gewässert, vorher gings nur ums Wurzelsystem und da hilft Trockenheit, es war bis fast zur Mitte vom Damm trocken, 1cm breite Trockenrisse in der Mitte vom Damm kommen wirklich selten vor. Ein schöner Bestand, recht homogen und gedrungen. Gut mit Stickstoff versorgt (Blattfarbe), aber alles andere als geilwüchsig, aufgequollen oder umfallgefährdet, selbst den Sturm von vor 3-4 Tagen haben sie ohne Lager überstanden (und auch das wässern mit Flachstrahldüsen am Düsenrohr statt Gartenschlauch mit Brause):
(http://up.picr.de/32585106ke.jpg)

Bin auf die angekündigten Gewitter am Wochenende gespannt, was die so anrichten. 
Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: Gänselieschen am 09. Mai 2018, 15:28:57
Interessanter Bericht - und die Kartoffeln sehen gut aus - aber wirklich sehr gedrungen. Hier schießen sie immer ins Kraut - aber auch, weil sie nicht ganz so viel Sonne bekommen....

Ich streue immer Holzkohlenasche in die Reihe und jede Knolle bekommt eine Handvoll Rinderdungpellets - also die Variante mit der Schippe Kuhmist.... ;D ;D
Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: thuja thujon am 10. Mai 2018, 18:12:29
Ja, im Schatten gibts schnell Kartoffeln für die Vase. Allerdings war es dieses Jahr zur Frühkartoffelhauptwachstumszeit im April ungewöhnlich sonnig.

Ich müsste wieder bewässern, rund 100mm negative Wasserbilanz seit März. Anderthalb Stunden Rasensprenger oder 20min Düsenstock halten derzeit eigentlich nur 2-3 Tage. Ich hoffe unten im Damm ists feuchter als an der Seite in Fingertiefe.
Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: Dietmar am 10. Mai 2018, 18:40:58
An der Cultan-Düngung wird seit Jahrzehnten geforscht, aber lt. Wikipedia ist diese teurer als herkömmliche Stickstoffdüngung und es gibt keinen Nachweis, dass mit Cultan-Düngung höhere Erträge erzielt werden. Da aber noch daran geforscht wird, kann der Ansatz zur Cultan-Düngung kein völliger Nonsens sein.

https://de.wikipedia.org/wiki/CULTAN

Da alle bisherigen Versuche keinen nennenswerten Erfolg brachten oder nicht reproduzierbar waren, würde ich mal keine Wunder erwarten. Am ehesten soll es Chancen bei Sandböden geben.

Fazit: Es ist immer sinnvoll, etwas Neues zu probieren, wenn hinter den Versuchen ein nachvollzierbarer theoretischer Ansatz steht, wenngleich dieser von der vorherrschenden Lehrmeinung nicht geteilt wird, aber Neues setzt sich immer gegen den Widerstand der bisher vorherrschenden Meinung durch - wenn es sich tatsächlich als richtig erweist.

Der erste Menschenaffe, der auf seinen Hinterbeinen gelaufen ist, wurde sicher auch verspottet und so war es bei den meisten Innovationen.
Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: thuja thujon am 10. Mai 2018, 18:54:19
Der Wikipediaartikel ist nun nichts vernünftig geschriebenes. Teuer ist Cultan auch nicht, sondern die Technik dazu. Im Garten ists der Aufwand der stört.

Der Vorteil bei Cultan und speziell Kartoffel liegt darin, das 25-30% Stickstoff eingespart werden können bei gleichem Ertrag und gleichen Eiweißwerten, Unterwassergewicht usw.
Zum Geschmack wird nicht viel veröffentlicht, nur das die Ware gesucht sein soll. Ich habe nach einer Alternative zu Vasenkartoffeln gesucht. Wenn die Kartoffeln schmecken, habe ich wohl auch eine gefunden.

Versuchszusammenfassung zu Kartoffeln in der Pfalz:
http://www.dlr-rheinpfalz.rlp.de/internet/global/themen.nsf/b81d6f06b181d7e7c1256e920051ac19/0ac096b516ae672ac1257f8b002e0a47?OpenDocument
Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: Dietmar am 10. Mai 2018, 19:28:12
Der Artikel lässt den Verdacht aufkommen, dass das eigentliche Ziel der Cultan-Düngung nicht die Ertragssteigerung oder Produktverbesserung oder die Einsparung von Düngern ist, sondern die geruchsgehemmte Entsorgung von Gülle, denn die herkömmliche Entsorgung auf dem Acker stinkt gewaltig (und auf große Entfernungen) und verseucht das Grundwasser. Ich sehe diesen "Verdacht" durchaus nicht negativ, denn das wäre eine "bessere" Entsorgung der Gülle als bisher und wenn dadurch noch Mineraldünger teilweise ersetzt werden können, ist das auch nicht schlecht.
Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: thuja thujon am 10. Mai 2018, 19:45:09
Ich weiß nicht welchen Artikel du gelesen hast. Schau dir mal die pdfs in meinem letzten link an.
Wie kommst du auf einen solchen kruden Verdacht? Guckst du WDR oder andere Landwirtschaftshassmedien?
Gülle wird bei Kartoffeln nicht eingesetzt, wegen des hohen Chloridgehaltes und der damit verbundenen Abnahme der Stärke. Zudem haben die meisten heutigen Kartoffelbauern keine Viecher die Gülle liefern. Die Unterfußdüngung bei Mais reicht nicht zur Gülleentsorgung, das sind viel zu geringe Mengen. Zudem entsorgt keiner Gülle außer schwarzen Schafen, sondern düngt nach Bedarf bzw dem Regelwerk der neuen Düngeverordnung. 
In den pdfs wird auch erklärt, wie das mit der Auswaschung aussieht. Vielleicht überdenkst du dann auch mal deine Aussage dass Gülle das Grundwasser verseucht.
PS, schau mal rein: http://www.keckl.de/
oder hier: http://www.bauerwilli.com/staatliche-manipulation/
Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: Dietmar am 10. Mai 2018, 21:38:40
Ich zitiere mal aus Deinem eigenen Link in #17:

"In jüngster Zeit ist in Kombination mit der Streifenbodenbearbeitung, dem sog. Strip Till, die Unterfußdüngung von Gülle oder Flüssig-Gärresten bei Silomais getestet worden."

Es bezieht sich zwar hier auf Getreide, aber im gleichen Artikel und gleich hinter der Cultan-Düngung von Kartoffeln. Da drängt sich dieser Verdacht geradezu auf, d.h. dass die "ursprüngliche" Cultan-Düngung durch eine andere Zielrichtung ersetzt wird, der Entsorgung von Gülle. Es ist möglich, dass das bei Getreide nur der Einstieg ist, denn die betreffenden Maschinen sind die gleichen wie für andere Kulturen und sind solche Maschinen einmal da, suchen die Besitzer natürlich für eine bessere Auslastung. Es ist allgemein bekannt, dass die Entsorgung von Gülle ein riesen Problem ist, insbesondere in Gebieten mit industrieller Viehhaltung, wie z.B. in Niedersachsen und punktuell auch in Ostdeutschland. Es wird krampfhaft nach der Lösung dieses Problems gesucht, nur darf es kein Geld kosten.

Eine Teillösung wäre, die Gülle vor dem Ausbringen mit Eisensulfat zu versetzen. Danach stinkt diese viel weniger und die Umweltbelastung ist geringer, da weniger Schadstoffe in das Grundwasser versickern. Warum wird das so selten gemacht? Weil das die Kosten erhöht und die geringe Gewinnmarge der Viehzüchter auffressen würde.

Diesbezüglich möchte ich an einen großen Skandal vor einiger Zeit erinnern, wo in D vorbeugend Hunderte Tonnen Gurken vernichtet wurden. Wie sich aber heraus stellte, waren es nicht die Gurken, sondern Bio-Sprossen aus Ägypten, die, weil bio, nicht mit Mineraldünger, sondern Fäkalien gedüngt wurden und hier in D wurden eine ganze Reihe Menschen infiziert. Daraus kann man die Lehre ziehen, dass zwischen Ausbringen von Gülle und der Pflanzung von Gemüse ein ausreichender Zeitraum liegen soll. Das ist bei der Cultan-Düngung mit Gülle nicht der Fall, denn der Sinn der Cultan-Düngung ist ja die Langzeitdüngung bzw. Vorratsdüngung, so dass eine Infizierung der Kulturen mit Krankheitserregern wie bei den ägyptischen Sprossen nicht ausgeschlossen werden kann.
Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: Dietmar am 10. Mai 2018, 21:43:18
Zitat
Zudem haben die meisten heutigen Kartoffelbauern keine Viecher die Gülle liefern.

Die Viehzuchtunternehmen bezahlen ja für die Abnahme der Gülle, z.B. die Schweinezüchter. Die gigantischen Mastbetriebe besitzen in der Regel keinen eigenen Acker, d.h. sie liefern die Gülle zur Entsorgung zwangsläufig an die Pflanzenanbauer.
Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: thuja thujon am 10. Mai 2018, 21:55:04
Mensch Sprossendünger  ;), ASL ist eine Lösung von schwefelsaurem Ammoniak in Wasser. Hat nix mit Gülle zu tun. Harnstoff kommt auch noch bei Cultan in Frage, ist aber auch keine Gülle.

Unterfußdüngung ist keine platzierte Langzeit-Ammoniumernährung im Depot.
Unterfußdüngung macht man bei Mais um Anfangsschwierigkeiten auszuschalten. Die Phosphorversorgung in trockenen und kühlen Ackerböden ist zur Aussaat Mitte April nicht unbedingt gegeben. Dabei hat sich auch 15-30kg/ha N bewährt, die Keimwurzel freut sich über die 2 Gramm pro Quadratmeter.
Die eigentliche Düngung erfolgt dann wie üblich von oben mit organischen oder mineralischen Düngern.
Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: thuja thujon am 16. Mai 2018, 00:46:03
Fotos vom 11. Mai:
(http://up.picr.de/32698599mn.jpg)

(http://up.picr.de/32698600pc.jpg)

Sie werfen mittlerweile die Blütenknospen ab, hatten wohl doch keine Lust zu blühen.
Nach dem Regen gestern Nacht fallen die ersten herkömmlich mit Blaukorn oder Rohkompost ernährten Kartoffelstauden um, meine Cultan standen heute noch.
Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: thuja thujon am 30. Mai 2018, 21:57:52
Das Laub hat sich seit gut 10 Tagen deutlich heller gefärbt, das Blaugrüne ist verschwunden. Zudem liegt das Laub seit einem Starkregenguss mit `Walnussgroßen´ Tropfen seit einigen Tagen doch noch am Boden. Am 26. Mai habe ich 4 Pflanzen gerodet um zu gucken wie weit sie sind und was drunterhängt. Es waren nach dem waschen und trocknen von 4 Pflanzen 2,4kg.
Die Schale ist noch nicht richtig fest, zudem wachsen noch kleine Knollen nach, das sind gut 5-8 pro Staude mit derzeit Erbsengröße. Die vorhandenen Knollen sind ziemlich normalgroß oder zumindest nicht die kleinen wie ich sie eigentlich haben wollte und dementsprechend die Pflanzkartoffeln ausgesucht hatte. Die Hitze dieses Jahr fordert ihren Tribut.
In rund 3 Wochen werde ich nochmal nachgucken, solange muss das Laub noch mitmachen.

Fotos:
(http://up.picr.de/32841328es.jpg)

frisch aus der Erde
(http://up.picr.de/32841329rb.jpg)

gewaschen
(http://up.picr.de/32841330vz.jpg)

auf dem letzten Bild in der Mitte ist Schorf und darunter 3-4 Drahtwurmlöcher erkennbar.
Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: thuja thujon am 14. Juni 2018, 00:20:17
Weiter gehts. Heute berichteten Radio und Zeitung über den offiziellen Startschuss der Ernte der `Pfälzer Grumbeere´.
Es war ein recht kühler Tag im Vergleich zu der Wärme/Hitze mit abendlichen Gewittern oder sintflutartigen Regenfällen in den letzten Tagen.

Also Probegrabung, direkt am Weg warteten ja noch 3 Pflanzen. Die Gewitter haben aufgeräumt, alles was geplättet werden kann ist platt, das Laub gammelt seit fast 2 Wochen auf dem Boden im Mief bei bis knapp über 30°C. An der Färbung ist erkennbar, dass nicht mehr viel Stickstoff da ist und es dem Ende zugeht.
(http://up.picr.de/32967170aw.jpg)

Erste Pflanze drausen, hoher Knollenansatz. Zu den 16 kommen noch 2 im Bild im Damm befindlich dazu, dachte beim freipinseln zuerst die gehören schon zur nächsten Pflanze:
(http://up.picr.de/32967171af.jpg)

Der Dammquerschnitt zeigt das Kartoffeln grottenschlechte Wurzeln haben. Der Damm ist zwar halbwegs durchwurzelt, nach unten geht von dem feinen Gekriesel aber nix. Außer ins Düngeband in der Mitte, da ist doch etwas mehr Wurzel erkennbar. Hat wohl seine Lockwirkung gehabt.
(http://up.picr.de/32967172ii.jpg)

Die Gesamtmenge von 3 Pflanzen, 55 Knollen, 2 Stauden hatten hohen Knollenansatz und eine wenig. Unterm Strich wohl durch das viele Wasser der Gewitter zu groß geraten. Ich wollte mehr kleine Knollen haben.
(http://up.picr.de/32967173jz.jpg)

Gewaschen zeigt sich der Kartoffelschorf recht deutlich. Wird sich die Tage zeigen, ob der in anderen Gärten dieses Jahr auch verstärkt vorkommt oder obs vielleicht doch eher an der Düngung liegt.
Von 3 Pflanzen gut 3kg, für Frühkartoffeln mag ich mich nicht beschweren, 2,5kg/m² gelten als Standard:
(http://up.picr.de/32967174wl.jpg)

Was ich gerade mit Blick auf das Wurzelsystem für mich wieder dazugelernt habe: wenn man Dünger sparen will, ists umso wichtger der Kartoffel ins Maul zu düngen.
Wenn sie den Koch- und Geschmackstest bestehen, gibts die nächsten Jahre wieder Depotdüngung.
Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: thuja thujon am 27. Juni 2018, 22:51:48
So, die Kartoffeln sind am 24.6. komplett geerntet worden.
Ertraglich nicht schlecht, für Frühkartoffeln kann es sich sehen lassen. Von 8m² geschätzte rund 20-25kg. Seht und urteilt selbst.
(http://up.picr.de/33096335eb.jpg)

(http://up.picr.de/33096336ht.jpg)

Die Größenverteilung hätte etwas besser sein können zugunsten der kleinen Größen, ich laste die großen Knollen aber mehr der Hitze im April/Mai an. Kartoffelschorf war jetzt wieder ok, vermutlich ein Problem der ersten Reihe am Weg, die etwas mehr Wasser bekommt wenn der Weg mit dem Gartenschlauch saubergespritzt wird.
Die Wurzeln habe ich leider nicht auf Geologenart mit einem Pinsel freilegen können um zu gucken wie da der Unterschied zu Kompost oder Blaukornkartoffeln ist. Allerdings sieht man den Humus vom Hühnermistjauchebodensatz noch recht gut als kleines Band und auch das dort einige Wurzeln wirklich intensiv auf Suche waren und dort deutlich mehr los war als nebendran. Das Düngedepot wurde also angenommen und erschlossen. Die Logik hintendran hat sich somit zumindest zum Teil bestätigt.
(http://up.picr.de/33096337oi.jpg)

Nächstes Jahr vielleicht noch einen Teil Ammonium durch Harnstoff oder gar Kalkstickstoff ersetzen, oder vielleicht kaufe ich mir doch mal eine Flasche Nitrifikationshemmer im Landhandel. Gegen Ende hätte das Laub ruhig 2-3 Wochen länger etwas mehr grün als gelb sein können. Wer weiss das schon, wirds eben ausprobiert bzw nächstes Jahr anders gemacht. 

Jetzt nach den Kartoffeln, Sommersonnenwende ist gerade erst rum und deshalb noch viel Zeit, kommen nun Tagetes drauf. Die bringen im Frühjahr wieder Humus in den Boden.
Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: Wühlmaus am 27. Juni 2018, 23:04:50
Die Ernte sieht gut aus :D
Hast du schon getestet, ob und wie sich diese Art der Düngung auf den Geschmack auswirkt?
Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: thuja thujon am 27. Juni 2018, 23:36:21
Ich habe bis jetzt nur meine Kartoffeln von den letzten beiden Proberodungen gegessen, die letzte Ernte noch nicht. Die `Vergleichskartoffeln´ sind in einem Garten fertig, in 2 anderen müssen sie noch raus. Dort habe ich heute allerdings Knollen von mir verteilt, das finale Urteil dauert also noch etwas.

Was ich bis jetzt sagen kann ist dass der Unterscheid zu ägyptischen Annabelle enorm ist. Das ist aber auch keine Kunst.
Ich werde berichten.
Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: thuja thujon am 31. Juli 2018, 01:16:44
Update Geschmackskontrolle:
absolut bestanden.
Kein übermäßiges aufschäumen vom Kochwasser durch zuviel Stickstoff. Es haben sie schon mehrere Testesser verkochen lassen, Annabelle, festkochend, zerfällt trotzdem nicht, im Gegenteil, normal gekocht kleben sie nach dem aufschneiden schon fast zusammen, allerdings ohne in der Bratpfanne blöd zu werden. Zitat: `bester Kartoffelsalat ever´
Aroma: eher noch ausgeprägter als die mit vergleichbarer Sonne gewachsenen Knollen in den `Vergleichsgärten´.

Unterm Strich ist trotzdem kein Fazit möglich. Das Jahr war viel zu warm/heiss, zu trocken, zu schnell. Unterschiedliche Legetermine (3 Tage) hatten enorme Unterschiede im Ertrag, ein bisschen mehr Schatten deutlich kleinere Knollen. Ein Extremjahr. Mit frühem Termin wie bei mir gute Erträge, etwas später gelegt kam eher nur noch wenig. Auch wegen der Temperaturen beim Stadium Knollenansatz. Die Hitze hatte wohl mehr Einfluss auf den Ertrag als alles andere.

Wen jemand einen halbwegs homogenen Acker hat, probierts doch mal aus.
Die Gartenanlage hier ist zu inhomogen für echte Versuche und mehr als 4-5 Gärten kann ich dann auch nicht ständig belabern um zu wissen wann gewässert wurde oder werden sollte usw.
Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: thuja thujon am 27. März 2019, 16:38:36
Heute sind die Landessortenversuche 2018 von Rheinland-Pfalz erschienen.
Erstmals wurden auch Frühkartoffeln (Sorte Annabelle) mit platzierter Düngung in einen Versuch aufgenommen. Die Variante, die meinem Testanbau am ähnlichsten war, also um 20% reduzierte Stickstoffdüngung platziert, brachte 30% mehr Ertrag bei recht hoher Stickstoffausnutzungsquote. Letztere ist bei Kartoffeln ja nicht immer gut.

LSV Kartoffeln 2018
Seite 67-69 handelt von platzierter Düngung, Seite 70-72 platzierte Düngung in Frühkartoffeln.

Ich habe die 2019er Kartoffeln auch wieder mit platzierter Düngung gelegt, 400g Ammoniumsulfat in 6 Liter Hühnermistjauchebodensatz für 9m², also rund 10g N pro Quadratmeter, führ Annabelle gilt als Richtwert 13g.

Wenn die Kartoffeln im Vergleich zu den anderen Gärten dieses Jahr gut abschneiden, bleibe ich vermutlich dabei.

#ein kleiner Beitrag zum Grundwasserschutz
Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: thuja thujon am 29. Januar 2024, 20:23:55
Die platzierte Düngung Unterfuß konnte in ein paar Gemüsekulturen die letzten Jahre auch im Versuchswesen überzeugen.
80% vom N-Bedarf Schwefelsaurer Ammoniak kann ausreichen. Bakterienpräparate konnten die 20% Lücke nicht ausfüllen.

Hier gibts die Beiträge vom Düngeseminar Gemüse RLP zum Download:
https://www.dlr.rlp.de/DLR-RLP/Aktuelles/Ueberblick/Duenge-Seminar2024-DownloadVortraege

Ich kann nur ermutigen, die Unterfußdüngung mit SSA im Garten auszuprobieren. Siehe auch die Beiträge im Strang weiter oben zu Frühkartoffeln.
Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: Natternkopf am 29. Januar 2024, 22:24:34
Immer wieder erfreuliche Fachbeiträge.
Lese diese gerne auch wenn ich selten „ Härdöpfel “ im Garten pflanze.

Danke thuja thujon
Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: Ayamo am 30. Januar 2024, 16:17:47
Ich hatte es damals auch mit Interesse gelesen.
Vielleicht mache ich es dieses Jahr mal; ich könnte ja ein Beet so wie bisher machen (Unterfuß-Frischkompost) und das andere mit Cultan.
dann fallen die Frühkartoffeln zwecks Vergleichbarkeit weg, die sowieso immer von den späteren fast eingeholt wurden. Bringt hier wegen später Entwicklung (Waldrand) wohl nichts.
 
Mein Boden ist schwach lehmiger Sand und hat (ausweislich der letzten Bodenprobe) zuviel Kalk und Kali, aber zu wenig Phosphat.
Ob der Kalk jemals rausgeht?... vom Vorgänger waren damals noch zig Säcke Düngekalk da.
SSA ist da, Triplephosphat hatte ich nach der Probe besorgt. Das wäre dann meine Mischung.
An Hühnerjauche ist nicht zu denken, Pferdeäpfel sind da, aber nicht vergleichbar.

Rein aus Interesse: Könntest du auch auch Alzon neo-N nehmen? oder fehlt da die erwünschte Giftwirkung auf die Wurzeln?
(Bin aber kein Chemiker)
Wie dem auch sei, hier kommt man leider sowieso nicht an Alzon neo-N ran, sonst würde ich das auch für Gehölze und Rasen nehmen.

Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: thuja thujon am 30. Januar 2024, 16:58:53
Alzon Neo-N, also der doppelt stabilisierte Harnstoff, geht bestimmt auch. Bleibt zu testen, ist eine Überlegung dieses Jahr wert. Schön stauchen tut er jedenfalls im Rasen.
Bei Frühkartoffeln (und anderem frühem in kaltem Boden) bin ich allerdings auch der Ansicht, das der Schwefel unverzichtbar ist. Ohne ausreichend Schwefel wirkt Stickstoff nicht, und Schwefel ist auf kalten Böden im Frühjahr Mangelware, weil die Bodenlebewesen den noch nicht aus dem Humus freigesetzt haben. Also da müsste ich noch Bittersalz, Patentkali oder ähnliches zumischen.

Zuviel Kalk im Boden kann ich mir übrigens schwer vorstellen. Kohlensaurer Kalk zählt nicht. Ich möchte meinen Kalk auch nicht loswerden. Der ist viel zu wichtig für die Bodenstruktur.
SSA versauert übrigens sehr stark, also das ist der Dünger mit der meisten Kalkzehrung. Deshalb ist die Mischung mit der Hühnermistjauche ja so reizvoll, die liefert ordentlich Kalk und ausreichend Phosphat für faule Kartoffelwurzeln.

Kartoffeln sind auch das einzige, wo ich Phosphat gebe. Ansonsten ist das bei mir eher ein klassischer Gartenboden mit viel zu viel Phosphat von den letzten 50 Jahren, deshalb bekommen andere Gemüse, egal wie starkzehrend sie sind, kein frisches Phosphat.

PS: wenn du mutig und faul bist, kannst du die Düngedepots auch als Flecken zwischen die einzelnen Pflanzkartoffeln oder auch als Band geben, ohne das du vorher tiefer graben und wieder auffüllen musst.
Also 2022 hatten sie das zumindest vertragen, da hatte ich allerdings auch relativ viel Stroh eingearbeitet.
Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: Ayamo am 30. Januar 2024, 20:03:33
Zuviel Kalk im Boden kann ich mir übrigens schwer vorstellen. Kohlensaurer Kalk zählt nicht. Ich möchte meinen Kalk auch nicht loswerden. Der ist viel zu wichtig für die Bodenstruktur.
SSA versauert übrigens sehr stark, also das ist der Dünger mit der meisten Kalkzehrung.
Kalkwert -63... ich habe da kein richtiges Gefühl für. Aber der pH-Wert ist bei meinem Sandboden mit 6,7 zu hoch. Er müsste ja bei 5,6 bis 6,0 liegen, Empfehlung LWK NRW für humusarmen sandigen Boden.
Dolomit-Düngekalk war der früher hier wohl intensiv ausgebrachte Dünger. Ich habe von 10 Säcken nur zwei Säcke dabehalten. War das vorschnell?
Zählt der Dolomitkalk nicht, weil er langsam wirkt, mit mehreren Monaten Verzögerung? Aber er ändert ja doch den pH-Wert, wird jedenfalls dafür genutzt. Das hat jetzt aber nicht mehr viel mit Kartoffeln zu tun... :-X

Kartoffeln sind auch das einzige, wo ich Phosphat gebe. Ansonsten ist das bei mir eher ein klassischer Gartenboden mit viel zu viel Phosphat von den letzten 50 Jahren, deshalb bekommen andere Gemüse, egal wie starkzehrend sie sind, kein frisches Phosphat.
Das Phosphat habe ich bislang immer nur bei Gehölzpflanzungen gegeben. Müsste ich vielleicht überdenken.

PS: wenn du mutig und faul bist, kannst du die Düngedepots auch als Flecken zwischen die einzelnen Pflanzkartoffeln oder auch als Band geben, ohne das du vorher tiefer graben und wieder auffüllen musst.
Also 2022 hatten sie das zumindest vertragen, da hatte ich allerdings auch relativ viel Stroh eingearbeitet.
Du meinst, dann wachsen die Kartoffelwurzeln seitwärts? Das probiere ich mal aus.
Ich laufe sowieso in einen Kompostmangel hinein wg diverser Pflanzungen.
Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: thuja thujon am 30. Januar 2024, 21:42:50
Die Wurzeln wachsen dort hin, wo sie was finden. Dazu muss es allerdings auch gelöst sein. Ich gärtnere hier auf Lehm, evtl ist bei dir auf Sand von Vorteil, wenn du 10cm tiefer gehst, weil es da länger feucht bleibt. Bewässerung ist hier im Trockengebiet auch auf Lehm und Löß Pflicht, und Kartoffelwurzeln sind eben faul und immer dankbar für Wasser wenn es fehlt. Man sollte Düngung also gerade auf Sandboden nie isoliert von der Bewässerung betrachten. Dort wo der Dünger ist und die Wurzeln, muss auch Feuchtigkeit sein, damit der Dünger genutzt werden kann.

Phosphat, es gibt Gemüse oder andere Pflanzen, die sind für frisches Phosphat dankbar, weil sie das alte, festgelegte Phosphat eben nicht so gut aufnehmen können.
Je höher der pH-Wert, desto schneller wird es festgelegt. Unlösliche Calciumphosphate wie bei mir im Garten bekommt man nur noch mit wenigen Pflanzen wieder mobilisiert.

Bei dir ist der pH mit 6,7 aber noch sauer genug für die eigentlich optimale Nährstoffverfügbarkeit. Das zeigt auch das das Calcium bei dir an Carbonat gebunden ist, nicht an Hydroxid, also nur freigesetzt wird, wenn es jemand aktiv braucht, zB Wurzeln, die deswegen Citronensäure und andere Komplexbildner ausscheiden. Bei mir ist eher pH 8. Beugt der Kohlhernie vor und legt zB Eisen fest. Freue dich über deinen pH-Wert, da geht alles.
Und Dolomitkalk, das ist nichts anderes als Calciumcarbonat. Das macht bei mir etwa 10 bis 15% vom Boden aus. Manche nennen das Pufferkapazität. Es liegt halt über Jahrzehnte tot rum, bis es von Pflanzenwurzeln oder vom sauren Regen mobilisiert wird. Und da das für Starkzehrer oft zu wenig ist, dünge ich Calcium als Kalkstickstoff, um die lösliche Hydroxid Form den Pflanzen bzw der Bodenstruktur zu geben, damit Zwiebeln zB lagerfähig werden oder frühe Salatsätze keinen Brand bekommen. Die 15% Carbonatkalk im Boden sind sozusagen relativ wirkungslos.

Der Vorbesitzer hat aber nicht alles falsch gemacht mit dem anschaffen der Säcke. Calcium ist neben Wasserstoff und Sauerstoff einer der Nährstoffe, die am meisten gebraucht werden. Bei Sandboden ist es meist der limitierende Faktor, neben dem Wasser. Also nicht wegschmeißen, sondern ruhig ausbringen. Bei Carbonatkalk gibts eigentlich kein zu viel. Wie gesagt, mein Boden hat 10 bis 15% davon. Das sind 100 bis 150g pro Kilo. Und ich dünge leicht lösliches Calcium weil der Bodenvorrat nicht ausreichend verfügbar ist.
Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: thuja thujon am 31. Januar 2024, 14:39:55
PS: wenn du mutig und faul bist, kannst du die Düngedepots auch als Flecken zwischen die einzelnen Pflanzkartoffeln oder auch als Band geben, ohne das du vorher tiefer graben und wieder auffüllen musst.
Also 2022 hatten sie das zumindest vertragen, da hatte ich allerdings auch relativ viel Stroh eingearbeitet.
Du meinst, dann wachsen die Kartoffelwurzeln seitwärts? Das probiere ich mal aus.
Ich laufe sowieso in einen Kompostmangel hinein wg diverser Pflanzungen.
Zu der Saison 2022 mit dem Düngedepot seitlich bzw auch über die Knolle geschwappt noch mal ein Foto vom Bestand Ende Mai.
Damals hatte ich 460g SSA in 10 Liter Hühnermistjauche gerührt wenn ich mich richtig erinnere. Also umgerechnet rund 12g Stickstoff mineralisch pro Quadratmeter, das ist in etwa die Hälfte der Düngeempfehlung für Annabelle (die ist relativ Stickstoffhungrig mit 110% im Vergleich zu anderen Sorten). Der Bedarf liegt bei 21 bis 25g pro Quadratmeter. Also aus der Hühnermistjauche und aus dem Humus im Boden musste noch einiges mobilisiert werden. Die Proteinwerte waren gut. Mit Kompost alleine wäre das nicht zu erreichen gewesen, der wenige Stickstoff daraus kommt viel zu spät.
https://web.hzpc.com/teeltbeschrijving/ANNABELLE_C_DE_FRANCE_CHAIR%20FERME.PDF
Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: Ayamo am 31. Januar 2024, 22:36:37
Hallo Thuja, 
danke für die ausführlichen Erläuterungen.
 Die Bodenfeuchte wird hier tatsächlich schlecht gehalten, die Witterung der letzten Jahre stellte ja fest sogar viel bessere Standorte vor neue Herausforderungen.
Früher, mit besseren Lagermöglichkeiten, habe ich drei Beete gehabt, jetzt mache ich zwei. Das lässt aber bei gleicher Sorte,  immer noch Raum für Experimente.
Ich werde dann mal Kompost, Kompost + flüssig Nachdüngen, Depotdüngung neben und D. unterhalb der Kartoffeln testen.

Gruß A.

Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: thuja thujon am 10. März 2024, 09:04:06
Rein aus Interesse: Könntest du auch auch Alzon neo-N nehmen? oder fehlt da die erwünschte Giftwirkung auf die Wurzeln?
Gestern habe ich Annabelle gelegt.
Mit Alzon Neo-N und schwefelsaurem Ammoniak. 
Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: thuja thujon am 10. März 2024, 09:04:55
Mischung 4 Schippchen Alzon mit 4 Schippchen SSA.
Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: thuja thujon am 10. März 2024, 09:05:54
Zuerst Rillen ziehen mit dem Häufler.
Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: thuja thujon am 10. März 2024, 09:08:37
Pflanzkartoffeln rein, ich lege immer recht eng, zwischen rein die Düngermischung, als Depot. Nicht untendrunter, daneben ging auch und ist die Variante für faule Gärtner.
SSA liefert Schwefel, und Ammonium, der Harnstoff auch Ammonium und der ist sowohl gegen Umwandlung von Harnstoff in Ammonium als auch Ammonium in Nitrat stabilisiert. Das Depot dürfte also recht lange Ammoniumbetont bleiben.
Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: thuja thujon am 10. März 2024, 09:09:14
Dämme häufeln und fertig. Jetzt heißts abwarten.
Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: hobab am 10. März 2024, 11:59:35
Mir unerklärlich warum ihr diesen Aufwand treibt - das Zeug wächst doch eh wie verrückt und produziert mehr Knollen als man braucht - aber die nebenbei gelieferte Düngekunde ist sehr interessant!
Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: hobab am 10. März 2024, 12:32:26
 Dabei fällt mir doch eine Frage ein: du benutzt ja auch gerne den schwefelsauren Ammoniak Thuja, weißt du wie lang der bei Temperaturen um die 10° braucht, um an die Pflanzenwurzel zu kommen? Bei uns im Sand wahrscheinlich nur wenige Tage? Und vermutlich wäscht der dann nachher relativ schnell auch wieder weg, oder? Ich frage, weil du den praktisch als Vorrat unter die Wurzeln legst, was mich ein wenig überrascht. Interessant auch die Infos zu Schwefel. Mal sehen, ob ich etwas dazu was für die Berliner Verhältnisse rausbekomme.
Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: thuja thujon am 10. März 2024, 19:16:57
Aus dem Kopf raus ohne groß nachdenken braucht Ammonium bei 10°C eher 3 Wochen statt 12 Tage bis es Nitrat wird bei normalen Konzentrationen. Also im Sandboden, es ist ja nur Nitrat mobil, nicht das Ammonium, bis es sich von der Oberfläche zur Wurzel bewegt, wenn die Wurzel 5cm tief ist, 50mm Niederschlag als Faustregel. Also jetzt Anfang März, in 3 Wochen 10°C ist April, 50mm hats bis Ende Mai noch nicht geregnet als Überschuss, also da muss ja auch die Aufwärtsbewegung der Kapillaren (Verdunstung) von dem Niederschlag abgezogen werden bis man bei 50mm ist, da brauchts in einem trockenen Frühjahr 150 bis 200mm Niederschlag für 50 positiv Richtung Wurzel, also unterm Strich mathematisch schwierige Farge, praktisch betrachtet, das kann Ende Juni werden.
Die Unterschiede Sand/Lehm sind jetzt hier im konkreten Fall auch Mengen- bzw Konzentrationsabhängig. Also 10cm Sand halten evtl nur so viel Ammonium zurück wie 2cm Lehm. Evtl kommen daher deine Bauchgefühl-Bedenken. Lehm ist halt schon stark anders als Ton oder Sand.

Soviel erstmal zum Stickstoff, der Schwefel ist anders. Und um den gehts mir ja auch im Frühjahr.

Und wegen dem wie verrückt wachsen, nein, soll es ja eben nicht. Es soll Knollen machen mit hohem Proteingehalt, und nicht ins Kraut schießen mit all seinen Nachteilen. Deswegen ja der Aufwand. Und dann nimmt man auch gerne die 20% weniger Stickstoff bei gleichem Ertrag mit im Vergleich zu herkömmlicher Düngung.
Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: Ayamo am 10. April 2024, 22:31:12
Mir unerklärlich warum ihr diesen Aufwand treibt - das Zeug wächst doch eh wie verrückt und produziert mehr Knollen als man braucht - aber die nebenbei gelieferte Düngekunde ist sehr interessant!

Und ich finde es eben weniger aufwändig. Hatte ja gerade im Kartoffel-Thread meine Vergleichsbeete beschrieben, und diesmal habe ich das erste Mal eines der beiden Kartoffelbeete ganuz ohne organische Düngung angelegt. Also nur SSA, Bittersalz und Phosphat. So schnell hatte ich ein Beet noch nie fertig.
Schon klar, dass nach Kartoffeln wieder Humus aufgebaut werden muss, aber ich plane sowieso eine Nachkultur.
Jedenfalls war den Kompost in einen Graben einzubuddeln und vielleicht noch mit aufgelöstem Stickstoff nachzudüngen in früheren Jahren deutlich aufwändiger als die Mineraldüngerlösung. Ganz zu schweigen von dem Mist mit seinen großen Kluten.
Und ganz ohne Düngung geht es hier nicht.
 
Titel: Re: Cultan-Düngung bei Frühkartoffeln
Beitrag von: thuja thujon am 11. April 2024, 15:03:17
Ich verlinke den Kartoffelstrang mal hierher, dass man die Bilder wiederfindet: https://forum.garten-pur.de/index.php/topic,73541.msg4167445.html#msg4167445

Jedenfalls super die verschiedenen Varianten und eine Gartenüblich-Kontrolle auch dabei, wunderbar.  :D