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Garten- und Umwelt => Naturpark => Thema gestartet von: hymenocallis am 09. Oktober 2017, 21:45:38

Titel: Biodiversität und artgerechte Tierhaltung - die Macht des Konsumenten
Beitrag von: hymenocallis am 09. Oktober 2017, 21:45:38
Abseits der Glyphosat- und Gentechnik-Debatte frage ich hier mal ganz konkret nach:

Nehmt ihr als Konsumenten mit Euren Kaufentscheidungen bewußt Einfluß? Wenn ja auf welche Weise und wenn nein, warum nicht?

Einiges haben wir inzwischen selbst in die Hand genommen: wir haben entschieden, unseren Bedarf an Milchprodukten so weit wie möglich von Produzenten zu beziehen, deren Kühe zumindest in der warmen Jahreshälfte auf die Weide dürfen.
Wir kaufen nach Möglichkeit nur Soja- und Palmölfreie Produkte - letzteres ist leider recht schwierig geworden, es ist eine traurige Wahrheit, daß es kaum palmölfreie Margarine zu kaufen gibt. Gemüse und Obst gibt es mittlerweile immer öfter aus dem eigenen Garten, unser Brot backen wir selbst, Fertigprodukte verwenden wir extrem selten. Geflügel und Eier aus Massentierhaltung produziert mit gentechnisch verändertem Soja ist hier ohnehin kein Thema.

Mehr als 10 Jahre Urlaub auf einem Bio-Bauernhof haben unsere Konsumgewohnheiten verändert - heute kaufen wir mit offenen Augen und suchen sinnvolle Alternativen. Welche Möglichkeiten gibt es noch, hier Einfluß zu nehmen - ohne gleich Bio-Chia-Samen, Bio-Agaven-Dicksaft und ähnlichen gehypten Kram, den man nicht wirklich braucht, zu kaufen? 
Titel: Re: Biodiversität und artgerechte Tierhaltung - die Macht des Konsumenten
Beitrag von: Staudo am 09. Oktober 2017, 22:26:05
Wir halten es ähnlich wie Du. Hähnchen z.B. esse ich seit zwanzig Jahren nicht mehr und werde es erst wieder tun, wenn wir eigene haben.  8)
Titel: Re: Biodiversität und artgerechte Tierhaltung - die Macht des Konsumenten
Beitrag von: hymenocallis am 10. Oktober 2017, 08:04:39
Das ist schon mal ein Anfang - mehr in diese Richtung wäre wünschenswert. Wo kann man als Konsument noch beitragen - welche Möglichkeiten gibt es noch?

Wie sieht das in den Supermärkten in Euren Regionen aus - sind überhaupt Produkte erhältlich, die ressourcenschonend und unbelastet erzeugt wurden - gibt es lokale/regionale und nachhaltige Angebote?

Titel: Re: Biodiversität und artgerechte Tierhaltung - die Macht des Konsumenten
Beitrag von: hymenocallis am 10. Oktober 2017, 08:20:58
Hähnchen z.B. esse ich seit zwanzig Jahren nicht mehr und werde es erst wieder tun, wenn wir eigene haben.  8)

Das unterstützt aber keinen Betrieb, der seine Tiere artgerecht hält - Verweigerung ist meiner Ansicht nach zu wenig, nur aktives Unterstützen von Landwirten, die es besser machen, wird mittelfristig etwas ändern können.

Gibt es denn bei Euch keine Bio-Hendln aus Freilandhaltung? Wie sieht es mit den Eiern aus - die braucht man ja auch, wenn man kein Hühnerfleisch ißt?
Titel: Re: Biodiversität und artgerechte Tierhaltung - die Macht des Konsumenten
Beitrag von: Staudo am 10. Oktober 2017, 08:21:48
Wir haben seit dem Frühjahr eigene Hühner.  ;)
Titel: Re: Biodiversität und artgerechte Tierhaltung - die Macht des Konsumenten
Beitrag von: hymenocallis am 10. Oktober 2017, 08:35:54
Wir haben seit dem Frühjahr eigene Hühner.  ;)
Das ist eine Lösung, die zwar Deine persönliche Versorgungslage verbessert, aber keinerlei Einfluß im Sinne der Macht des Konsumenten ausübt.
Da Hühnerhaltung im Wohngebiet nicht gestattet ist (meines Wissens nach gilt das in ganz Österreich), auch wenn ein Garten groß genug ist, steht sie zudem wirklich nur einigen wenigen offen. 
Im übrigen unterstützt diese Maßnahme ganz sicher keinen lokalen Produzenten und hat auch keinen positiven Einfluß auf die regionalen landwirtschaftlichen Produktionsmethoden  :-\
Titel: Re: Biodiversität und artgerechte Tierhaltung - die Macht des Konsumenten
Beitrag von: oile am 10. Oktober 2017, 09:11:02
Man kann das eine tun und das andere nicht lassen: da, wo es geht sich selbst versorgen und ansonsten bewusst einkaufen.  Mein Geflügel stammt aus dem Oderbruch und war zu Lebzeiten sehr gut umsorgt. Über diesselbe Quelle beziehe ich an und zu Schweine- und Rindfleisch (von befreundeten Betrieben).  Schaffleisch bekomme ich von meinen Nachbarinnen. Ich versuche, möglichst unprozessierte Nahrungsmittel zu kaufen,  Käse am liebsten vom Bio-Supermarkt, Wurst dito, oder wir kaufen vom örtlichen Fleischer. Im Supermarkt kaufen wir möglichst Ware mit Biolabel und Fairtrade-Produkte.
Gemüse wird konserviert, was im Garten anfällt und der Rest saisonal gekauft.  Das ist die Theorie,  in der Praxis siegt leider je nach Einkäufer auch mal die Bequemlichkeit usw.
Titel: Re: Biodiversität und artgerechte Tierhaltung - die Macht des Konsumenten
Beitrag von: Krokosmian am 10. Oktober 2017, 09:31:14
Wie sieht das in den Supermärkten in Euren Regionen aus - sind überhaupt Produkte erhältlich, die ressourcenschonend und unbelastet erzeugt wurden - gibt es lokale/regionale und nachhaltige Angebote?

Hier gibt es neben den normalen Filialisten durchaus einige lokale Erzeuger, auch aus der "Biokiste", welche selbst vermarkten. Was sie nicht selbst produzieren, kaufen sie von Kollegen zu. So, dass sie ein "Vollsortiment" anbieten.

Ihr größtes Problem ist allerdings definitiv nicht die Nachfrage, sondern der Landhunger. Weniger der, der Agrarindustrie, dieses spielt hier in der Gegend eine ziemlich untergeordnete Rolle. Eher ist es die, leider immer noch vorhandene Ansicht, Ackerboden ist unendlich vorhanden und man müsse nicht haushalten. So verschwindet eine Fläche nach der Anderen und damit eben auch Lebensgrundlagen, unter noch einem Wohngebiet, noch einem Gewerbepark, Messehalle undsoweiter, undsofort...
Titel: Re: Biodiversität und artgerechte Tierhaltung - die Macht des Konsumenten
Beitrag von: hymenocallis am 10. Oktober 2017, 09:37:38
Man kann das eine tun und das andere nicht lassen: da, wo es geht sich selbst versorgen und ansonsten bewusst einkaufen.  Mein Geflügel stammt aus dem Oderbruch und war zu Lebzeiten sehr gut umsorgt. Über diesselbe Quelle beziehe ich an und zu Schweine- und Rindfleisch (von befreundeten Betrieben).  Schaffleisch bekomme ich von meinen Nachbarinnen.
Gibt es bei Euch auch im herkömmlichen Supermarkt Fleisch/Eier aus artgerechter/biologischer Haltung und regionaler Herkunft? Hier ist das inzwischen Standard und jeder Städter kann das kaufen. Bei den örtlichen Bauernmärkten bin ich mir nicht so sicher - da muß man sich den Betrieb des Standbetreibers live ansehen, um einschätzen zu können, was wie produziert wird.

Ich versuche, möglichst unprozessierte Nahrungsmittel zu kaufen,  Käse am liebsten vom Bio-Supermarkt, Wurst dito, oder wir kaufen vom örtlichen Fleischer. Im Supermarkt kaufen wir möglichst Ware mit Biolabel und Fairtrade-Produkte.
Gemüse wird konserviert, was im Garten anfällt und der Rest saisonal gekauft.  Das ist die Theorie,  in der Praxis siegt leider je nach Einkäufer auch mal die Bequemlichkeit usw.
Bio bedeutet nicht automatisch artgerecht (Stallhaltung und Fütterung mit Bio-Soja ist auch Bio) - und Bio-Produkte vom anderen Ende der Welt sind alles andere als nachhaltig. Wie sieht denn das Euer Bio-Supermarkt? Hier sind die noch Mangelware, dafür steigt der Anteil an Bio- und regionalen Produkten im Sortiment der konventionellen Märkte.
Titel: Re: Biodiversität und artgerechte Tierhaltung - die Macht des Konsumenten
Beitrag von: hymenocallis am 10. Oktober 2017, 09:43:33
Wie sieht das in den Supermärkten in Euren Regionen aus - sind überhaupt Produkte erhältlich, die ressourcenschonend und unbelastet erzeugt wurden - gibt es lokale/regionale und nachhaltige Angebote?

Hier gibt es neben den normalen Filialisten durchaus einige lokale Erzeuger, auch aus der "Biokiste", welche selbst vermarkten. Was sie nicht selbst produzieren, kaufen sie von Kollegen zu. So, dass sie ein "Vollsortiment" anbieten.
Wie sieht das Sortiment im normalen Supermarkt aus? Wie sieht es mit den Grundnahrungsmitteln - also alles außer Obst und Gemüse - aus? Mehl, Brot, Nudeln, Öle, Fette, Gebäck?

Mich nervt hier maßlos, daß rundherum Mais und Sonnenblumen angebaut werden und es keine lokal produzierte brauchbare Qualität an Fertigprodukten (Maiskeimöl, Polenta, Sonnenblumenöl und -margarine) in den Läden gibt. Einzig beim steirischen Kürbiskernöl ist die Versorgungslage ausgezeichnet - da liegt die Produktion aber so gut wie ausschließlich in der Hand von Familienbetrieben, die akribisch auf die Qualität achten.

Ihr größtes Problem ist allerdings definitiv nicht die Nachfrage, sondern der Landhunger. Weniger der, der Agrarindustrie, dieses spielt hier in der Gegend eine ziemlich untergeordnete Rolle. Eher ist es die, leider immer noch vorhandene Ansicht, Ackerboden ist unendlich vorhanden und man müsse nicht haushalten. So verschwindet eine Fläche nach der Anderen und damit eben auch Lebensgrundlagen, unter noch einem Wohngebiet, noch einem Gewerbepark, Messehalle undsoweiter, undsofort...
Dieser Aspekt kann in Deutschland verglichen mit Österreich nur lächerlich gering ausfallen - ihr habt unendlich viel mehr Fläche, die für Ackerbau und für die Bebauung geeignet ist. In Österreich ist diese Entwicklung um vieles dramatischer - zusätzlich angekurbelt durch den Tourismus (ganz schlimm ist der Ausverkauf der alpinen Regionen an wohlhabende, sehr häufig deutsche Touristen - die jungen Einheimischen müssen abwandern, weil sie die Grundstückspreise nicht mehr zahlen können).

Hier ist die Politik mit Bebauungsplänen/Flächenwidmungsplänen Verursacher - Einfluß kann man bei Wahlen nehmen. Die Macht des Konsumenten, die ich mit meinem Eingangsposting angesprochen habe, kann nur in Bezug auf die Art der Lebensmittelproduktion in der Landwirtschaft einwirken, nicht darauf OB überhaupt etwas angebaut wird.
Titel: Re: Biodiversität und artgerechte Tierhaltung - die Macht des Konsumenten
Beitrag von: Krokosmian am 10. Oktober 2017, 20:27:54
Wie sieht das Sortiment im normalen Supermarkt aus? Wie sieht es mit den Grundnahrungsmitteln - also alles außer Obst und Gemüse - aus? Mehl, Brot, Nudeln, Öle, Fette, Gebäck?

Mich nervt hier maßlos, daß rundherum Mais und Sonnenblumen angebaut werden und es keine lokal produzierte brauchbare Qualität an Fertigprodukten (Maiskeimöl, Polenta, Sonnenblumenöl und -margarine) in den Läden gibt. Einzig beim steirischen Kürbiskernöl ist die Versorgungslage ausgezeichnet - da liegt die Produktion aber so gut wie ausschließlich in der Hand von Familienbetrieben, die akribisch auf die Qualität achten.

Hatte das vorher nicht genau benannt, hier übernehmen einige "Produzenten" die Vermarktung selbst, oder wählen einen kurzen Weg. Zum Discounter-Lieferanten dürften es die Wenigsten schaffen, dafür sind die Menge einfach auch zu klein.

Für Obst & Gemüse gibt es Diverse Hofläden und Wochenmarktbeschicker, was nicht selbst produziert wird, stammt aus Kollegenzukauf. Fleisch, Eier und Milch gäbe es zusätzlich bei einem Bauern, an dessen Hof ich jeden Tag vorbeifahre. Mehl, Backwaren und Nudeln noch in zwei Mühlenläden.

Was ich da nicht bekomme, kann ich im Cap-Markt holen. Dort gehe ich auch hin, wenn erst kurz vor knapp Feierabend gibt...
Ist zwar vom Sortiment her größtenteils eine Edeka-Dependance, in der hiesigen Filiale gibt es aber auch das volle Sortiment eines "Produzenten" aus der unmittelbaren Nähe. Was sage ich nicht, könnte ja sonst gleich meine Adresse hinschreiben ;D. In den anderen Filialen ist dies ähnlich. Da ich recht einfach koche, (lasse mich lieber einladen ;D), reicht mir das.

Ja, ich denke es gibt hier durchaus Angebote, die den von Dir Nachgefragten zumindest nahekommen. Noch. Nur halt nicht im Supermarkt, nicht Alles immer. Man muss eben ein wenig suchen, und bspw. akzeptieren, dass dem Obstbauern die Kirschen erfroren oder die Äpfel kleiner geraten sind. Oder, dass es jetzt gerade eben keine Leberwurst gibt, erst wieder, wenn die nächste Sau geschlachtet wird.

Titel: Re: Biodiversität und artgerechte Tierhaltung - die Macht des Konsumenten
Beitrag von: Krokosmian am 10. Oktober 2017, 20:51:34
Dieser Aspekt kann in Deutschland verglichen mit Österreich nur lächerlich gering ausfallen - ihr habt unendlich viel mehr Fläche, die für Ackerbau und für die Bebauung geeignet ist. In Österreich ist diese Entwicklung um vieles dramatischer - zusätzlich angekurbelt durch den Tourismus (ganz schlimm ist der Ausverkauf der alpinen Regionen an wohlhabende, sehr häufig deutsche Touristen - die jungen Einheimischen müssen abwandern, weil sie die Grundstückspreise nicht mehr zahlen können).

Weiß es nicht, aber Du hast da wahrscheinlich wirklich recht (ohne jegliche Ironie!), Deutschland ist nun mal wirklich größer und weniger mit Hochgebirge gesegnet als Österreich!

Allerdings bringt dies einem Landwirt/Obstbauer/Gärtner der nahe oder am Rande des Ballungsraums Stuttgart produziert und lokal/regional vermarktet, meist rein gar nichts. Wenn ihm mal wieder ein Acker/eine Wiese/sonstwas unterm Arsch (auf gut Deutsch) weggezogen wird, dann interessiert es ihn absolut Null, dass, rein theoretisch, irgendwo anders in D. Fläche vorhanden wäre. Egal ob diese am Rhein oder, weiter weg, in Ostdeutschland liegt.

Zu aktuellen Plänen und Aussagen von echten und Möchtegern-Entscheidungsträgern sage ich nichts, bin zu müde um mich aufzuregen ;).

Ansonsten noch: zum Ausverkauf gehören in aller Regel zwei ;)

Edit: verkorkstes Zitat bereinigt
Titel: Re: Biodiversität und artgerechte Tierhaltung - die Macht des Konsumenten
Beitrag von: troll13 am 10. Oktober 2017, 21:50:57
Interessanterweise ist es auf dem platten Land in Norddeutschland für mich nicht so einfach, immer "political correct" einzukaufen. Dies hängt einerseits damit zusammen, dass mein Wocheneinkauf in eineinhalb bis zwei Stunden abgewickelt werden muss und ich dabei als angestellter Gärtner auch ein wenig aufs Geld achten muss.

Trotzdem Brot und Backwaren werden grundsätzlich bei kleinen aber einem guten Landbäcker, Fleisch und Wurst bei einem der wenigen verbliebenen Metzger in der Umgebung. Geflügel kommt von einem von Haus zu Haus fahrenden Geflügelhändler, der Frischfleisch von kleinen Mästern verkauft, jedoch ohne Bio-Label.

Darüberhinaus muss in der Regel ein wöchentlicher Gang durch einen gut sortierten Supermarkt ausreichen, um sich zu versorgen. Hier gibt es jedoch Eier aus einem Bioland-Betrieb, den ich kenne und Käse von einem Landwirt aus der Region, der begriffen hat, dass man sich durch eigene Veredelung seiner Grundprodukte ein besseres Auskommen verschaffen kann als in der Abhängigkeit von Molkereikonzernen, auch wenn man seinen Viehbstand immer mehr aufstockt.

Kartoffeln, saisonales Obst und Gemüse wird hier inzwischen auch von regionalen Produzenten verkauft.

Mein Einkaufsverhalten ist daher eher von regionalwirtschaftlichen als von ökologischen Gesichtspunkten geprägt und ich gebe für gute Qualität, von der ich weiß, woher sie kommt, auch gerne etwas mehr aus, wenn es nicht finanzielle Grenzen sprengt.

Allerdings gibt es auch Anbieter aus der Region, die ich bewusst boykottiere. Dies gilt sowohl für einen der vermutlich größten Spargelanbauer Deutschlands, der mit seinen Spargelbuden hier auch regional vermarktet, der jedoch die landwirtschaftlichen Pachtpreise hier maßgeblich mit in die Höhe treibt, als auch für diese arrogante Zicke von Tierärztin, die mit ihrer Wasserbüffelherde zwar excellenten Mozzarella produziert, der jedoch vermutlich dreimal so teuer ist als der beste in Italien produzierte... 
Titel: Re: Biodiversität und artgerechte Tierhaltung - die Macht des Konsumenten
Beitrag von: Waldmeisterin am 10. Oktober 2017, 23:34:12
Allerdings gibt es auch Anbieter aus der Region, die ich bewusst boykottiere. Dies gilt sowohl für einen der vermutlich größten Spargelanbauer Deutschlands, der mit seinen Spargelbuden hier auch regional vermarktet, der jedoch die landwirtschaftlichen Pachtpreise hier maßgeblich mit in die Höhe treibt, als auch für diese arrogante Zicke von Tierärztin, die mit ihrer Wasserbüffelherde zwar excellenten Mozzarella produziert, der jedoch vermutlich dreimal so teuer ist als der beste in Italien produzierte...

Meine Große hat ein Jahr in Neapel gelebt und ziemlich erschütternde Geschichten über die Mozarellaproduktion in Kampanien erzählt. Da die neapolitanische Mama zwar großen Wert auf die Qualität, weniger aber auf die Lebensbedingungen der Viecher legt, ist es egal, dass insbesondere männliche Kälber in irgendwelchen Ecken verrecken. Seitdem mag ich an italienischen Büffelmozarella nicht mehr so recht ran.

Ansonsten geht's mir ähnlich, wenn's geht, regional, aber nicht beim regionalen Geflügelmonopolisten und wenn mich das Gehabe der örtlichen Buchhändlerin nervt, kauf ich meine Bücher im Nachbarviertel. Mich nerven auch, Stadt halt, die Leute, die mit ihren SUVs alle drei Tage 20km zum Biobauernhof gondeln, um dort ihre lecker Landmilch zu holen. Da scheint es mir ökologischer, zum Rewe zu latschen und dort Biomilch zu kaufen.
Titel: Re: Biodiversität und artgerechte Tierhaltung - die Macht des Konsumenten
Beitrag von: hymenocallis am 11. Oktober 2017, 09:00:44
Wie sieht das Sortiment im normalen Supermarkt aus? Wie sieht es mit den Grundnahrungsmitteln - also alles außer Obst und Gemüse - aus? Mehl, Brot, Nudeln, Öle, Fette, Gebäck?

Mich nervt hier maßlos, daß rundherum Mais und Sonnenblumen angebaut werden und es keine lokal produzierte brauchbare Qualität an Fertigprodukten (Maiskeimöl, Polenta, Sonnenblumenöl und -margarine) in den Läden gibt. Einzig beim steirischen Kürbiskernöl ist die Versorgungslage ausgezeichnet - da liegt die Produktion aber so gut wie ausschließlich in der Hand von Familienbetrieben, die akribisch auf die Qualität achten.

Hatte das vorher nicht genau benannt, hier übernehmen einige "Produzenten" die Vermarktung selbst, oder wählen einen kurzen Weg. Zum Discounter-Lieferanten dürften es die Wenigsten schaffen, dafür sind die Menge einfach auch zu klein.
Das heißt also im Klartext, die Supermärkte in Deiner Region kümmern sich keinen Deut um den regionalen/nachhaltigen Anbau. Das hatte ich befürchtet. Hier plakatieren sie schon am Eingang groß, welcher regionale Obst-/Gemüse-/Eier-/Fleisch- etc. Lieferant an diese Filiale liefert (meist noch mit sympathischem Foto am Gemüsefeld, im Hühner-Auslauf oder auf der Kuhweide).

Für Obst & Gemüse gibt es Diverse Hofläden und Wochenmarktbeschicker, was nicht selbst produziert wird, stammt aus Kollegenzukauf. Fleisch, Eier und Milch gäbe es zusätzlich bei einem Bauern, an dessen Hof ich jeden Tag vorbeifahre. Mehl, Backwaren und Nudeln noch in zwei Mühlenläden.
Also Extra-Einkäufe abseits vom Standardangebot mit Extra-Wegen - kein Wunder, daß diesen Aufwand wenige leisten wollen.

Was ich da nicht bekomme, kann ich im Cap-Markt holen. Dort gehe ich auch hin, wenn erst kurz vor knapp Feierabend gibt...
Ist zwar vom Sortiment her größtenteils eine Edeka-Dependance, in der hiesigen Filiale gibt es aber auch das volle Sortiment eines "Produzenten" aus der unmittelbaren Nähe. Was sage ich nicht, könnte ja sonst gleich meine Adresse hinschreiben ;D. In den anderen Filialen ist dies ähnlich. Da ich recht einfach koche, (lasse mich lieber einladen ;D), reicht mir das.
Ein Lichtblick - besser als nichts.

Ja, ich denke es gibt hier durchaus Angebote, die den von Dir Nachgefragten zumindest nahekommen. Noch. Nur halt nicht im Supermarkt, nicht Alles immer. Man muss eben ein wenig suchen, und bspw. akzeptieren, dass dem Obstbauern die Kirschen erfroren oder die Äpfel kleiner geraten sind. Oder, dass es jetzt gerade eben keine Leberwurst gibt, erst wieder, wenn die nächste Sau geschlachtet wird.
Nun verstehst Du vielleicht, warum wir Deutschland in dieser Hinsicht als 'Entwicklungsland' wahrnehmen - die Verhältnisse hier sind vergleichsweise paradiesisch, gerade wenn man sein eigenes Obst und Gemüse nicht selbst anbauen kann, weil man z. B. in einer kleinen Wohnung lebt.
Titel: Re: Biodiversität und artgerechte Tierhaltung - die Macht des Konsumenten
Beitrag von: hymenocallis am 11. Oktober 2017, 09:04:16
Allerdings bringt dies einem Landwirt/Obstbauer/Gärtner der nahe oder am Rande des Ballungsraums Stuttgart produziert und lokal/regional vermarktet, meist rein gar nichts. Wenn ihm mal wieder ein Acker/eine Wiese/sonstwas unterm Arsch (auf gut Deutsch) weggezogen wird, dann interessiert es ihn absolut Null, dass, rein theoretisch, irgendwo anders in D. Fläche vorhanden wäre. Egal ob diese am Rhein oder, weiter weg, in Ostdeutschland liegt.
Das verstehe ich nicht - bitte genauer erklären.
Es klingt für mich, als würden die Landwirte/Obstbauern/Gärtner in Deutschland nicht auf eigenem Grund anbauen - wie kann denn jemandem der Acker weggezogen werden?
Hier entscheiden die Produzenten selbst darüber, ob sie Flächen verkaufen und landwirtschaftliche Flächen dürfen nur verkauft werden, wenn sie weiter landwirtschaftlich genutzt werden. Eine Änderung des Flächenwidmungsplanes sorgt allerdings immer für rasante Anstiege der Grundstückspreise und da ist dann die Gier der Flächenbesitzer in der Regel größer als die Motivation, die Flächen weiter zu bewirtschaften.
Titel: Re: Biodiversität und artgerechte Tierhaltung - die Macht des Konsumenten
Beitrag von: hymenocallis am 11. Oktober 2017, 09:11:11
Interessanterweise ist es auf dem platten Land in Norddeutschland für mich nicht so einfach, immer "political correct" einzukaufen. Dies hängt einerseits damit zusammen, dass mein Wocheneinkauf in eineinhalb bis zwei Stunden abgewickelt werden muss und ich dabei als angestellter Gärtner auch ein wenig aufs Geld achten muss.

Trotzdem Brot und Backwaren werden grundsätzlich bei kleinen aber einem guten Landbäcker, Fleisch und Wurst bei einem der wenigen verbliebenen Metzger in der Umgebung. Geflügel kommt von einem von Haus zu Haus fahrenden Geflügelhändler, der Frischfleisch von kleinen Mästern verkauft, jedoch ohne Bio-Label.

Darüberhinaus muss in der Regel ein wöchentlicher Gang durch einen gut sortierten Supermarkt ausreichen, um sich zu versorgen. Hier gibt es jedoch Eier aus einem Bioland-Betrieb, den ich kenne und Käse von einem Landwirt aus der Region, der begriffen hat, dass man sich durch eigene Veredelung seiner Grundprodukte ein besseres Auskommen verschaffen kann als in der Abhängigkeit von Molkereikonzernen, auch wenn man seinen Viehbstand immer mehr aufstockt.

Kartoffeln, saisonales Obst und Gemüse wird hier inzwischen auch von regionalen Produzenten verkauft.

Mein Einkaufsverhalten ist daher eher von regionalwirtschaftlichen als von ökologischen Gesichtspunkten geprägt und ich gebe für gute Qualität, von der ich weiß, woher sie kommt, auch gerne etwas mehr aus, wenn es nicht finanzielle Grenzen sprengt.
Erfreulich, daß es bei Euch im Supermarkt auch ein paar brauchbare Angebote gibt - hier ist für viele, die in der nahen Stadt leben, ein regelmäßiger Einkaufstrip zum regionalen Produzenten organisatorisch nicht zu schaffen, erfreulicherweise reagieren die Supermärkte auf die steigende Nachfrage in diesem Bereich.

Allerdings gibt es auch Anbieter aus der Region, die ich bewusst boykottiere. Dies gilt sowohl für einen der vermutlich größten Spargelanbauer Deutschlands, der mit seinen Spargelbuden hier auch regional vermarktet, der jedoch die landwirtschaftlichen Pachtpreise hier maßgeblich mit in die Höhe treibt, als auch für diese arrogante Zicke von Tierärztin, die mit ihrer Wasserbüffelherde zwar excellenten Mozzarella produziert, der jedoch vermutlich dreimal so teuer ist als der beste in Italien produzierte...

Regional haben wir hier keine derart großen Produzenten - in der Direktvermarktung muß man aber auch hier genau hinsehen, wie produziert wird (hier am Bauernmarkt ein Thema). Büffelmozzarella aus Italien ist leider eine traurige Angelegenheit - ich kaufe ihn nicht hier im Supermarkt, weil die Haltungsbedingungen für die Tiere teilweise katastrophal sind (da muß man wissen, woher er kommt - es gibt auch verantwortunsvolle Produzenten in Italien). Inzwischen hat aber ein großer Bio-Anbieter hier in Österreich für Abhilfe gesorgt - siehe https://magazin.janatuerlich.at/nein-zu-tierleid-bueffelmozzarella-aus-artgemaesser-tierhaltung/
Titel: Re: Biodiversität und artgerechte Tierhaltung - die Macht des Konsumenten
Beitrag von: hymenocallis am 11. Oktober 2017, 09:18:18
Meine Große hat ein Jahr in Neapel gelebt und ziemlich erschütternde Geschichten über die Mozarellaproduktion in Kampanien erzählt. Da die neapolitanische Mama zwar großen Wert auf die Qualität, weniger aber auf die Lebensbedingungen der Viecher legt, ist es egal, dass insbesondere männliche Kälber in irgendwelchen Ecken verrecken. Seitdem mag ich an italienischen Büffelmozarella nicht mehr so recht ran.
In Österreich kann man Büffelmozzarella aus artgerechter Haltung kaufen (ich hab das auch gerade erst recherchiert - und erfreut zur Kenntnis genommen) - siehe den Link im letzten Posting.

Ansonsten geht's mir ähnlich, wenn's geht, regional, aber nicht beim regionalen Geflügelmonopolisten und wenn mich das Gehabe der örtlichen Buchhändlerin nervt, kauf ich meine Bücher im Nachbarviertel. Mich nerven auch, Stadt halt, die Leute, die mit ihren SUVs alle drei Tage 20km zum Biobauernhof gondeln, um dort ihre lecker Landmilch zu holen. Da scheint es mir ökologischer, zum Rewe zu latschen und dort Biomilch zu kaufen.
Hier gibt es eine regionale hochpreisige Nobel-Biomarke für Milchprodukte in fast jedem Supermarkt (Qualität ist 1A) - das taugt besser zum Angeben und verursacht weniger Aufwand  ;) 
Titel: Re: Biodiversität und artgerechte Tierhaltung - die Macht des Konsumenten
Beitrag von: Krokosmian am 11. Oktober 2017, 18:58:57
Wie sieht das Sortiment im normalen Supermarkt aus? Wie sieht es mit den Grundnahrungsmitteln - also alles außer Obst und Gemüse - aus? Mehl, Brot, Nudeln, Öle, Fette, Gebäck?

Mich nervt hier maßlos, daß rundherum Mais und Sonnenblumen angebaut werden und es keine lokal produzierte brauchbare Qualität an Fertigprodukten (Maiskeimöl, Polenta, Sonnenblumenöl und -margarine) in den Läden gibt. Einzig beim steirischen Kürbiskernöl ist die Versorgungslage ausgezeichnet - da liegt die Produktion aber so gut wie ausschließlich in der Hand von Familienbetrieben, die akribisch auf die Qualität achten.

Hatte das vorher nicht genau benannt, hier übernehmen einige "Produzenten" die Vermarktung selbst, oder wählen einen kurzen Weg. Zum Discounter-Lieferanten dürften es die Wenigsten schaffen, dafür sind die Menge einfach auch zu klein.
Das heißt also im Klartext, die Supermärkte in Deiner Region kümmern sich keinen Deut um den regionalen/nachhaltigen Anbau. Große Handelsketten werden nunmal zentral beliefert, wie ich schrieb lohnen die Mengen der lokalen Produzenten nicht, weswegen einige davon die Vermarktung selbst übernehmen. Das hatte ich befürchtet. Hier plakatieren sie schon am Eingang groß, welcher regionale Obst-/Gemüse-/Eier-/Fleisch- etc. Lieferant an diese Filiale liefert (meist noch mit sympathischem Foto am Gemüsefeld, im Hühner-Auslauf oder auf der Kuhweide). Sympathische Fotos vom bspw. Salatbauern auf dem Feld gab es vor einigen Jahren auch bei McDonalds ;D. Also mal im Ernst, die liefert Dir jede Werbeagentur!

Für Obst & Gemüse gibt es Diverse Hofläden und Wochenmarktbeschicker, was nicht selbst produziert wird, stammt aus Kollegenzukauf. Fleisch, Eier und Milch gäbe es zusätzlich bei einem Bauern, an dessen Hof ich jeden Tag vorbeifahre. Mehl, Backwaren und Nudeln noch in zwei Mühlenläden.
Also Extra-Einkäufe abseits vom Standardangebot mit Extra-Wegen Wo genau liest Du das jetzt raus? Habe das weder gemeint, noch geschrieben! Es gibt in den Außenbezirken oder im direkten Umland mehrere Selbstvermarkter mit Hofladen, dazu Wochenmärkte, diesen ach bis in die Innenstadt hinein. Dort dürfte es dann auch wieder andere Angebote geben, das weiß ich nicht, da ich sicherlich nicht in die City fahre, um dort die Salatkaufmöglichkeiten zu testen. Ergo: wer entsprechend einkaufen will, der hat auch die Möglichkeit dazu - kein Wunder, daß diesen Aufwand wenige leisten wollen. Auch das habe ich nicht geschrieben. Im Gegenteil, siehe #7. Sonst würde das wohl keiner machen, den ein Verkauf kostet immer Geld!

Was ich da nicht bekomme, kann ich im Cap-Markt holen. Dort gehe ich auch hin, wenn erst kurz vor knapp Feierabend gibt...
Ist zwar vom Sortiment her größtenteils eine Edeka-Dependance, in der hiesigen Filiale gibt es aber auch das volle Sortiment eines "Produzenten" aus der unmittelbaren Nähe. Was sage ich nicht, könnte ja sonst gleich meine Adresse hinschreiben ;D. In den anderen Filialen ist dies ähnlich. Da ich recht einfach koche, (lasse mich lieber einladen ;D), reicht mir das.
Ein Lichtblick - besser als nichts. Siehe Oben

Ja, ich denke es gibt hier durchaus Angebote, die den von Dir Nachgefragten zumindest nahekommen. Noch. Nur halt nicht im Supermarkt, nicht Alles immer. Man muss eben ein wenig suchen, und bspw. akzeptieren, dass dem Obstbauern die Kirschen erfroren oder die Äpfel kleiner geraten sind. Oder, dass es jetzt gerade eben keine Leberwurst gibt, erst wieder, wenn die nächste Sau geschlachtet wird.
Nun verstehst Du vielleicht, warum wir Deutschland in dieser Hinsicht als 'Entwicklungsland' wahrnehmen Nein! Nur weil etwas anders ist, muss es nicht schlechter sein Und zur Nachhaltigkeit gehört es m. E. einfach auch dazu, sich saisonal und den Gegebenheiten angepasst zu ernähren. Wenn es der österreichischen Seele allerdings wohltut, dann dürft ihr [b]eure Wahrnehmung selbstverständlich weiterhin [/b]haben ;D ;) ;D- die Verhältnisse hier sind vergleichsweise paradiesisch, gerade wenn man sein eigenes Obst und Gemüse nicht selbst anbauen kann, weil man z. B. in einer kleinen Wohnung lebt.
Titel: Re: Biodiversität und artgerechte Tierhaltung - die Macht des Konsumenten
Beitrag von: Krokosmian am 11. Oktober 2017, 19:20:57
Allerdings bringt dies einem Landwirt/Obstbauer/Gärtner der nahe oder am Rande des Ballungsraums Stuttgart produziert und lokal/regional vermarktet, meist rein gar nichts. Wenn ihm mal wieder ein Acker/eine Wiese/sonstwas unterm Arsch (auf gut Deutsch) weggezogen wird, dann interessiert es ihn absolut Null, dass, rein theoretisch, irgendwo anders in D. Fläche vorhanden wäre. Egal ob diese am Rhein oder, weiter weg, in Ostdeutschland liegt.
Das verstehe ich nicht - bitte genauer erklären.
Es klingt für mich, als würden die Landwirte/Obstbauern/Gärtner in Deutschland nicht auf eigenem Grund anbauen - wie kann denn jemandem der Acker weggezogen werden?
Hier entscheiden die Produzenten selbst darüber, ob sie Flächen verkaufen und landwirtschaftliche Flächen dürfen nur verkauft werden, wenn sie weiter landwirtschaftlich genutzt werden. Eine Änderung des Flächenwidmungsplanes sorgt allerdings immer für rasante Anstiege der Grundstückspreise und da ist dann die Gier der Flächenbesitzer in der Regel größer als die Motivation, die Flächen weiter zu bewirtschaften.

Natürlich entscheidet der Besitzer und ja, nicht immer ist dies derselbe, der das Land auch bewirtschaftet. Aber das wird in Österreich kaum anders sein, auch dort wird es sowas wie verpachtete Äcker geben. Wird ein Acker Bauland, das ist in prosperierenden Regionen mal schnell der Fall, dann war man unter Umständen die längste Zeit der Pächter gewesen. Als Besitzer kann man es natürlich weiter bewirtschaften, aber mitten im neuen bspw. Wohngebiet finden sich schnell genügend Gründe, doch noch entnervt aufzugeben. Diebstahl, Hunde, Vandalismus... Es reicht ein Einziger, der missgünstig ist, weiß da, wovon ich spreche.

Dann existiert auch durchaus, unter bestimmten Umständen, die Möglichkeit der Enteignung, natürlich nicht entschädigungslos, aber der Acker ist weg! Wer Zeit und Lust hat, der setze sich mal mit dem Thema "Fildermesse" auseinander, besonders zur Vorgeschichte und die "Landgewinnung". Bin zum Links suchen jetzt zu unlustig. Aktuell gibt es nahe meinem Acker zwei schwelende Projekte, welche eine massiven Flächenfraß zur Folge hätten, unter Umständen auch mein kleines Fleckchen Land. Oder die Möglichkeiten dort wahrscheinlich sehr einschränken würden. Die dortigen benachbarten Landwirte loten momentan aus was sie tun könnten um ihre Flächen zu be.- bzw. zu erhalten, ich hoffe sehr sie sind am Ende erfolgreich.
Titel: Re: Biodiversität und artgerechte Tierhaltung - die Macht des Konsumenten
Beitrag von: hymenocallis am 11. Oktober 2017, 19:30:54
Große Handelsketten werden nunmal zentral beliefert, wie ich schrieb lohnen die Mengen der lokalen Produzenten nicht, weswegen einige davon die Vermarktung selbst übernehmen.
Seltsamerweise können das hier die großen Handelsketten aus Deutschland (Aldi süd heißt hier Hofer, Lidl kann es auch und die beiden Ketten, die REWE hier betreibt sind auch mit von der Partie).

Sympathische Fotos vom bspw. Salatbauern auf dem Feld gab es vor einigen Jahren auch bei McDonalds ;D. Also mal im Ernst, die liefert Dir jede Werbeagentur!

Hier steht der Name, die Anschrift und Telefonnummer drauf - es sind keine Fotos von Werbeagenturen. Auch auf den Produkten sind die Erzeuger aufgedruckt - nachprüfen ist erwünscht. Hier ein Beispiel, wo Du die Chargennummer eines jeden einzelnen Produktes eingeben kannst https://www.zurueckzumursprung.at/

Also Extra-Einkäufe abseits vom Standardangebot mit Extra-Wegen Wo genau liest Du das jetzt raus? Habe das weder gemeint, noch geschrieben! Es gibt in den Außenbezirken oder im direkten Umland mehrere Selbstvermarkter mit Hofladen, dazu Wochenmärkte, diesen ach bis in die Innenstadt hinein. Dort dürfte es dann auch wieder andere Angebote geben, das weiß ich nicht, da ich sicherlich nicht in die City fahre, um dort die Salatkaufmöglichkeiten zu testen. Ergo: wer entsprechend einkaufen will, der hat auch die Möglichkeit dazu - kein Wunder, daß diesen Aufwand wenige leisten wollen. Auch das habe ich nicht geschrieben. Im Gegenteil, siehe #7. Sonst würde das wohl keiner machen, den ein Verkauf kostet immer Geld!
So wie es bei Euch läuft, macht es eben kaum jemand - es gibt kein breites Angebot in jedem Supermarkt, man muß extra einkaufen. Die große Menge wird weder nachhaltig noch artgerecht noch biologisch produziert und auch nicht vermarktet.


Wenn es der österreichischen Seele allerdings wohltut, dann dürft ihr [b]eure Wahrnehmung selbstverständlich weiterhin [/b]haben ;D ;)
Soll ich Dir die österreichischen Webseiten der deutschen großen Ketten verlinken - mit den aktuellen Kampagnen zur Vermarktung von regionalen, nachhaltig und biologisch produzierten Lebensmitteln - glaubst Du es dann oder hältst Du es immer noch für eine verzerrte Wahrnehmung?
Titel: Re: Biodiversität und artgerechte Tierhaltung - die Macht des Konsumenten
Beitrag von: Krokosmian am 11. Oktober 2017, 19:32:10
Ich bin jetzt mal weg
Titel: Re: Biodiversität und artgerechte Tierhaltung - die Macht des Konsumenten
Beitrag von: hymenocallis am 11. Oktober 2017, 19:40:31
Natürlich entscheidet der Besitzer und ja, nicht immer ist dies derselbe, der das Land auch bewirtschaftet. Aber das wird in Österreich kaum anders sein, auch dort wird es sowas wie verpachtete Äcker geben. Wird ein Acker Bauland, das ist in prosperierenden Regionen mal schnell der Fall, dann war man unter Umständen die längste Zeit der Pächter gewesen. Als Besitzer kann man es natürlich weiter bewirtschaften, aber mitten im neuen bspw. Wohngebiet finden sich schnell genügend Gründe, doch noch entnervt aufzugeben. Diebstahl, Hunde, Vandalismus... Es reicht ein Einziger, der missgünstig ist, weiß da, wovon ich spreche.
Möglicherweise gibt es auch gepachtete Äcker - hier im Umland gehören sie den Landwirten. Hier gibt es mitten im Wohngebiet landwirtschaftlich genutzte Flächen (der Flächenwidmungsplan schreibt das vor - die Bevölkerung hat ein Mitbestimmungsrecht) - heute war der Mähdrescher vor unserem Haus auf dem Maisfeld unterwegs - Höllenlärm, aber jeder freut sich, daß die Fläche nicht verbaut ist.

Dann existiert auch durchaus, unter bestimmten Umständen, die Möglichkeit der Enteignung, natürlich nicht entschädigungslos, aber der Acker ist weg! Wer Zeit und Lust hat, der setze sich mal mit dem Thema "Fildermesse" auseinander, besonders zur Vorgeschichte und die "Landgewinnung". Bin zum Links suchen jetzt zu unlustig. Aktuell gibt es nahe meinem Acker zwei schwelende Projekte, welche eine massiven Flächenfraß zur Folge hätten, unter Umständen auch mein kleines Fleckchen Land. Oder die Möglichkeiten dort wahrscheinlich sehr einschränken würden. Die dortigen benachbarten Landwirte loten momentan aus was sie tun könnten um ihre Flächen zu be.- bzw. zu erhalten, ich hoffe sehr sie sind am Ende erfolgreich.
Und die Bevölkerung findet das gut und wählt die Politiker, die so etwas einfädeln oder zulassen?
Offenbar ist der Leidensdruck noch nicht groß genug - oder die Gier größer?
Hier haben sich die Bauern die Hände gerieben, als die Bahntrasse ausgebaut wurde - die Ablösen für die Grundstücksstreifen waren ein Bombengeschäft für sie - enteignet mußte niemand werden.

Aber das ist off topic - es geht um das Engagement jedes einzelnen für eine nachhaltige, artgerechte, regionale, umweltfreundliche Produktion von Lebensmitteln - oder eben fehlendes Engagement aus allen möglichen Gründen. 
Titel: Re: Biodiversität und artgerechte Tierhaltung - die Macht des Konsumenten
Beitrag von: hymenocallis am 11. Oktober 2017, 19:43:46
Ich bin jetzt mal weg
Schade. 
Ich habe gehofft, daß Du ähnliche große Initiativen im deutschen Lebensmittelhandel kennst und zeigen kannst.
Titel: Re: Biodiversität und artgerechte Tierhaltung - die Macht des Konsumenten
Beitrag von: oile am 11. Oktober 2017, 19:48:26
Könnt Ihr bitte präziser zitieren?  Stellenweise kann ich nicht mehr nachvollziehen,  wer was geschrieben hat.  ::)
Titel: Re: Biodiversität und artgerechte Tierhaltung - die Macht des Konsumenten
Beitrag von: hymenocallis am 11. Oktober 2017, 19:55:16
Könnt Ihr bitte präziser zitieren?  Stellenweise kann ich nicht mehr nachvollziehen,  wer was geschrieben hat.  ::)
Ich bemühe mich nach Kräften.  :-\

Kannst Du mich aufklären? Gibt es in Deutschland bei den großen Diskontern und Ketten wirklich keine vergleichbaren Programme/Produkte? Ich kann mir das schwer vorstellen. Hier bekommst Du bei jedem Supermarkt (egal ob Diskonter oder hochpreisig) eine große Auswahl an solchen Produkten - ich hab heute mal die Flugblätter und Prospekte diesbezüglich durchgeschaut und es gibt keinen mehr, der da nicht mitmacht.

Die Kunden hier kaufen das hochwertige Zeug, obwohl es teurer ist als Massenware (bei grundsätzlich höheren Lebensmittelpreisen und niedrigerem Lohnniveau hier) - und obwohl wir mit Unmengen an TV-Werbung für deutsche Markenprodukte geflutet werden, in denen coole Kühe mit Sonnenbrille 'Pudding' mit Flecken anpreisen oder Mädels mit Verdauungsproblemen vom 'Super-Joghurt' schwärmen. 

Ergänzung: gerade die deutschen Seiten von Aldi Süd und Lidl durchgeschaut - es gibt offenbar wirklich nichts Vergleichbares  :o
Titel: Re: Biodiversität und artgerechte Tierhaltung - die Macht des Konsumenten
Beitrag von: Katrin am 11. Oktober 2017, 20:24:49
Ich muss da mal hemerocallis helfen, in Österreich ist das Angebot an Bioprodukten im Supermarkt wirklich sehr umfangreich. Jeder der drei größeren Ketten hat eine eigene Biolinie: REWE, vertreten mit Billa, Merkur und Adeg hat "Ja!Natürlich", Spar führt "natur*pur" und Hofer (Aldi) "Zurück zum Ursprung". Alle decken die üblichen Alltagslebensmittel ab. Die Regionalität ist zum Teil gegeben, so gibt es bei Hofer je nach Ort Milch aus drei verschiedenen Regionen (Mühlviertel, Steiermark, Tirol) und darüber hinaus Regale mit komplett regionalen Produkten. Bei allen Anbietungsarten, auch beim Supermarkt-Bio, kann man die Erzeuger inklusive Name und Adresse, wenn man weiterrecherchiert auch mit erhaltenen Fördergeldern, im Internet nachschlagen.

Eigene Biosupermärkte kenne ich aus deutschen Städten, das gibt es hier zum Teil in Wien und Graz, ich war noch nie dort. Was es gibt, sind "Bauernläden", die neben den regionalen Produkten auch Biowaren aus halb Europa anbieten, das finde ich nur zum Teil sinnvoll und kaufe daher vorwiegend direkt bei den Erzeugern (ich habe das Glück, in einer Region zu wohnen, wo es seit mehr als 20 Jahren Bauernmärkte gibt, die fast nur Bioprodukte führen). Für mich ist bio UND regional am besten, ansonsten Bio aus weiterem Umkreis oder konventionell, wenn ich die Erzeuger kenne. Bei Gemüse vertraue ich im Winter auf die Angaben der Supermarkt-Bioketten, wobei ich Bioanbau aus Italien kenne und das dort recht ernst genommen wird (die Bevölkerung in Sizilien kauft in deren Supermärkten dafür Gemüse aus Nordafrika, weils billiger ist... insofern eine traurige Kettenreaktion der Anti-Regionalität  :P).

Wir sind mittlerweile so weit, dass fast alle von uns konsumierten tierischen Produkte aus biologischer Landwirtschaft stammen (Kuhmilch + Produkte aus dem Supermarkt, Ziege und Schaf von Höfen der Umgebung, Fleisch ausschließlich von bekannten Biohöfen, außer Schwein, das kommt von einer nicht biozertifizierten Freilandhaltung (wird demnächst umgestellt)).

Das ist hier in Ö leicht möglich und auch leistbar - ca. 14% meiner Ausgaben entfallen auf Lebensmittel. Generell ist der Bio-Markt in Österreich sehr umfangreich, wir sind EU-weit voran, denn mehr als 20% der landwirtschaftlichen Flächen werden biologisch bewirtschaftet. Nur bei Hühnern klappt es noch nicht so, bekomme ich hautnah mit, denn Konsumenten wollen nur die besten Stücke und das fällt bei Bio dann teurer aus (einige Hähnchenmäster - hier gibt es ein Projekt, das bei einem Zweinutzungshuhn das leidige Hähnchen-Küken-Töten verhindert - sind mit dem Absatz wenig zufrieden).
Titel: Re: Biodiversität und artgerechte Tierhaltung - die Macht des Konsumenten
Beitrag von: mavi am 11. Oktober 2017, 20:30:53
Wir kaufen fast nur noch auf einem nicht allzu weit entfernten Biobauernhof mit kleinem, aber ausreichendem Sortiment. Sie backen dort einen Teil des Brotes selber, haben eigene Schweine und Rinder - was mir eigentlich egal ist, bin schon seit Jahrzehnten Vegetarier - sowie Hühner (zuerst für Eier, dann für die Suppe), der Rest wird zugekauft, nach Möglichkeit aus der Region (so wie die Kartoffeln, manche Äpfel u.a.).
Wenn das Brot von dort mal nicht ausreicht, gehe ich zum nahen Slowfood Bäcker (habe Glück, dass er fast um die Ecke ist). Nur ca. 1,5 km entfernt wäre auch noch ein Milchautomat bei einem Bauern, der nach eigenen Angaben die Kühe von Mai bis Oktober auf der Weide hat und eigenes Futter anbaut. Nicht bio, aber sehr regional und für mich in Ordnung.

Margarine essen wir kaum, nutellaähnliches auch nicht. Gekocht wird inzwischen fast nur noch mit Olivenöl, was aber mehr an einer Erkrankung liegt, die bei zuviel Arachidonsäureverzehr schlimmer werden kann.
Olivenanbau gibt es leider nicht hier in der Nähe, weshalb ich auf Öl aus Mittelmeerländern zurückgreifen muss.
Ich kaufe nach Möglichkeit saisonal ein, die fast einzig verwendeten Konserven sind solche mit Tomaten.

Zu Werbung kann ich nichts sagen, ich lebe seit Jahren glücklich fernsehfrei.

Bioprodukte in Supermärkten gibt es hier, aber nur recht wenige. Am ehesten noch bei Milchprodukten und Säften, teilweise auch etwas Obst und Gemüse. Das ist dann aber entweder bio oder regional, nicht beides gleichzeitig. Ganz genau weiß ich es aber nicht, bin halt nicht oft dort. Und wenn, dann so kurz wie möglich, da ich nicht gerne einkaufe.

Letztlich muss aber jeder für sich selbst entscheiden, was für ihn mach- und tragbar ist. In dieser Hinsicht habe ich keinerlei Missionierungsambitionen.


Edit: ein großer Drogeriemarkt hat hier ein recht umfangreiches Biosortiment (ohne Frischprodukte), wie mir gerade einfällt. Es wurde kürzlich "renoviert", d.h. eine Fremdmarke wurde durch eigene Produkte ersetzt. Soweit ich es gesehen habe, kommen zumindest viele Getreideerzeugnisse jetzt von sehr viel weiter her als vorher. Schade.

Titel: Re: Biodiversität und artgerechte Tierhaltung - die Macht des Konsumenten
Beitrag von: hymenocallis am 11. Oktober 2017, 20:41:34
Ich muss da mal hemerocallis helfen, in Österreich ist das Angebot an Bioprodukten im Supermarkt wirklich sehr umfangreich.

Mich erstaunt, daß das in Deutschland nicht bekannt ist, niemandem aufzufallen scheint, gar keine vergleichbare Nachfrage existiert.

Das Engagement des Kunden ist offenbar stark verbesserungswürdig - man bekommt den Eindruck, daß die Macht des Konsumenten eher im Bereich 'Geiz ist Geil' eingesetzt wird.
Titel: Re: Biodiversität und artgerechte Tierhaltung - die Macht des Konsumenten
Beitrag von: hymenocallis am 11. Oktober 2017, 20:50:44
Wir kaufen fast nur noch auf einem nicht allzu weit entfernten Biobauernhof mit kleinem, aber ausreichendem Sortiment. Sie backen dort einen Teil des Brotes selber, haben eigene Schweine und Rinder - was mir eigentlich egal ist, bin schon seit Jahrzehnten Vegetarier - sowie Hühner (zuerst für Eier, dann für die Suppe), der Rest wird zugekauft, nach Möglichkeit aus der Region (so wie die Kartoffeln, manche Äpfel u.a.).
Wenn das Brot von dort mal nicht ausreicht, gehe ich zum nahen Slowfood Bäcker (habe Glück, dass er fast um die Ecke ist). Nur ca. 1,5 km entfernt wäre auch noch ein Milchautomat bei einem Bauern, der nach eigenen Angaben die Kühe von Mai bis Oktober auf der Weide hat und eigenes Futter anbaut. Nicht bio, aber sehr regional und für mich in Ordnung.
Also eine ganz konkrete Unterstützung - Du bist ein Positivbeispiel.

Margarine essen wir kaum, nutellaähnliches auch nicht.
Ich backe sehr gerne Weihnachtskekse - einige geerbte Rezepte funktionieren nicht mit Butter - daher suche ich gerade fieberhaft nach einer palmölfreien Alternative. Haselnuß-Schoko-Aufstrich haben wir hier einen guten biologischen palmölfreien im Supermarkt https://magazin.janatuerlich.at/eine-suesse-versuchung-palmoelfreie-nougatcreme/

Gekocht wird inzwischen fast nur noch mit Olivenöl, was aber mehr an einer Erkrankung liegt, die bei zuviel Arachidonsäureverzehr schlimmer werden kann.
Olivenanbau gibt es leider nicht hier in der Nähe, weshalb ich auf Öl aus Mittelmeerländern zurückgreifen muss.
Ich kaufe nach Möglichkeit saisonal ein, die fast einzig verwendeten Konserven sind solche mit Tomaten.
Wir nehmen Olivenöl und konservierte Tomaten vom Erzeuger in Italien mit - und noch einiges anderes (Urlaub am Bio-Bauernhof ist dort eine gute Einkaufsmöglichkeit).

Bioprodukte in Supermärkten gibt es hier, aber nur recht wenige. Am ehesten noch bei Milchprodukten und Säften, teilweise auch etwas Obst und Gemüse. Das ist dann aber entweder bio oder regional, nicht beides gleichzeitig. Ganz genau weiß ich es aber nicht, bin halt nicht oft dort. Und wenn, dann so kurz wie möglich, da ich nicht gerne einkaufe.

Letztlich muss aber jeder für sich selbst entscheiden, was für ihn mach- und tragbar ist. In dieser Hinsicht habe ich keinerlei Missionierungsambitionen.


Edit: ein großer Drogeriemarkt hat hier ein recht umfangreiches Biosortiment (ohne Frischprodukte), wie mir gerade einfällt. Es wurde kürzlich "renoviert", d.h. eine Fremdmarke wurde durch eigene Produkte ersetzt. Soweit ich es gesehen habe, kommen zumindest viele Getreideerzeugnisse jetzt von sehr viel weiter her als vorher. Schade.

Ich sehe die Verantwortung jedes einzelnen - Schweigen/Nicht handeln unterstützt umweltschädliche Massenproduktion. Ich habe ein Kind und es soll mir später nicht vorwerfen müssen, daß ich weggeschaut oder es mir bequem gemacht habe und mein Kind die Folgen davon ausbaden muß.
Titel: Re: Biodiversität und artgerechte Tierhaltung - die Macht des Konsumenten
Beitrag von: thuja thujon am 11. Oktober 2017, 21:21:32
man bekommt den Eindruck, daß die Macht des Konsumenten eher im Bereich 'Geiz ist Geil' eingesetzt wird.
Ich versuche soweit es geht Bio zu meiden. Hier stellen diejenigen um, die die Biofähigen Gemüsekulturen können ohne allzugroß investieren zu müssen. Die spritzen und düngen dann nur noch mit natürlichen Stoffen, kassieren höhere Förderprämien und höhere Preise dafür, die Flächen verkommen oft und die Betriebe werden spezialisierter und größer. Verstehe das nachhaltige daran nicht, wills nicht unterstützen.
Deswegen gibts die kg-Packung Bio-Möhren nur, wenn die 2kg Packung konventionell nicht da ist oder die Hälfte weggeschmissen werden würde.

Warum nicht konsequent bio? Weil ich mich abwechslungsreich ernähren möchte, nicht nur von dem, was unter Biobedienungen produzierbar ist.

Warum nicht geiz ist geil? Lieber regional und teilweise Selbstversorger, wenn Lust drauf auch die Qualitätsstufe obendrüber. Qualität muss man geniessen können, wirds zuviel immer nur Superqualität, verliert man auch den Bezug. Ich esse auch mal Belana aus dem Discounter wenn die Annabelle aus dem Garten durchgekeimt ist. Man weiß ja wie das Kartoffeljahr war, was die Kartofelbauern wie draus gemacht haben und kennt dementsprechend die Kücheneigenschaften.

Reis gibts auch trotz Arsen und Cadmium. Abwechslungsreich zählt für mich mehr.

Nudeln bevorzugt eine Marke vom Elsass, die haben irgendeine andere Weizensorte mit mehr Aroma und die Nudeln quellen weniger.
Wenns nichts explizites oder deftiges gibt, dann gerne auch andere Nudeln. Die Qualität ist über die Jahre recht konstant, man weiß, was man kauft und erlebt so nur bei neuen Marken größere Überraschungen.
Namen der Mühle oder der Produzenten lassen sich vielleicht noch rausfinden, interessiert mich aber nicht. Wichtiger wäre mir die verwendete Weizensorte und die Fruchtfolge und Kulturführung statt nur eine Hausnummer von Landwirtschaftsbetrieb. Dann gerne auch nicht regional, Hartweizenanbau ist in der Pfalz ja doch nur Nische, geht woanders besser. Hier überwiegt schon das Gemüse für den innerdeutschen Export.
Titel: Re: Biodiversität und artgerechte Tierhaltung - die Macht des Konsumenten
Beitrag von: hymenocallis am 11. Oktober 2017, 21:58:38
man bekommt den Eindruck, daß die Macht des Konsumenten eher im Bereich 'Geiz ist Geil' eingesetzt wird.
Ich versuche soweit es geht Bio zu meiden. Hier stellen diejenigen um, die die Biofähigen Gemüsekulturen können ohne allzugroß investieren zu müssen. Die spritzen und düngen dann nur noch mit natürlichen Stoffen, kassieren höhere Förderprämien und höhere Preise dafür, die Flächen verkommen oft und die Betriebe werden spezialisierter und größer. Verstehe das nachhaltige daran nicht, wills nicht unterstützen.
Deswegen gibts die kg-Packung Bio-Möhren nur, wenn die 2kg Packung konventionell nicht da ist oder die Hälfte weggeschmissen werden würde.

Warum nicht konsequent bio? Weil ich mich abwechslungsreich ernähren möchte, nicht nur von dem, was unter Biobedienungen produzierbar ist.

Warum nicht geiz ist geil? Lieber regional und teilweise Selbstversorger, wenn Lust drauf auch die Qualitätsstufe obendrüber. Qualität muss man geniessen können, wirds zuviel immer nur Superqualität, verliert man auch den Bezug. Ich esse auch mal Belana aus dem Discounter wenn die Annabelle aus dem Garten durchgekeimt ist. Man weiß ja wie das Kartoffeljahr war, was die Kartofelbauern wie draus gemacht haben und kennt dementsprechend die Kücheneigenschaften.

Reis gibts auch trotz Arsen und Cadmium. Abwechslungsreich zählt für mich mehr.

Nudeln bevorzugt eine Marke vom Elsass, die haben irgendeine andere Weizensorte mit mehr Aroma und die Nudeln quellen weniger.
Wenns nichts explizites oder deftiges gibt, dann gerne auch andere Nudeln. Die Qualität ist über die Jahre recht konstant, man weiß, was man kauft und erlebt so nur bei neuen Marken größere Überraschungen.
Namen der Mühle oder der Produzenten lassen sich vielleicht noch rausfinden, interessiert mich aber nicht. Wichtiger wäre mir die verwendete Weizensorte und die Fruchtfolge und Kulturführung statt nur eine Hausnummer von Landwirtschaftsbetrieb. Dann gerne auch nicht regional, Hartweizenanbau ist in der Pfalz ja doch nur Nische, geht woanders besser. Hier überwiegt schon das Gemüse für den innerdeutschen Export.

Danke für diese ausführliche Darstellung.

Es erklärt sehr anschaulich, warum nachhaltige, artgerecht und umweltschonend produzierte Lebensmittel in Deutschland vom Konsumenten wenig nachgefragt werden. Der Faktor Gewöhnung an eine geringe Produktqualität und eine - nun wie kann man das politisch korrekt ausdrücken? - knauserige Einstellung sich selbst gegenüber sorgen wohl zusätzlich dafür, daß sich der Handel so wenig um eine entsprechende Produktverfügbarkeit in diesem qualitativ hochwertigen Segment bemüht.

In Österreich wird Bio-Anbau zumeist mit nachhaltigen Produktionsmethoden betrieben - die Produzenten lassen sich umfangreich kontrollieren - Transparenz ist ein wichtiger Faktor bei der Vermarktung und ermöglicht höhere Absatzmengen und -preise. Abwechslungsreiche Ernährung ist durch das breite Angebot im Bereich Bio/artgerecht/regional/nachhaltig kein Problem - vorausgesetzt man will (bzw. kann) sich diese Qualität leisten. Erfreulicherweise wird hier Geiz immer noch als unerwünschte Charaktereigenschaft gesehen - und Großzügigkeit geschätzt.
Titel: Re: Biodiversität und artgerechte Tierhaltung - die Macht des Konsumenten
Beitrag von: bristlecone am 11. Oktober 2017, 22:14:19
Der Faktor Gewöhnung an eine geringe Produktqualität und eine - nun wie kann man das politisch korrekt ausdrücken? - knauserige Einstellung sich selbst gegenüber sorgen wohl zusätzlich dafür, daß sich der Handel so wenig um eine entsprechende Produktverfügbarkeit in diesem qualitativ hochwertigen Segment bemüht.

Ich stimme Thujathujon zwar, aus anderen Gründen, eher in vielen Punkten nicht zu, aber dass auf die von ihm beschriebene Weise Lebensmittel in "geringer Produktqualität" bekommt und "knauserig sich selbst gegenüber" wäre, erschließt sich mir wirklich nicht.
Titel: Re: Biodiversität und artgerechte Tierhaltung - die Macht des Konsumenten
Beitrag von: thuja thujon am 11. Oktober 2017, 22:17:21
nachhaltige, artgerecht und umweltschonend produzierte Lebensmittel
Davon hat wohl jeder andere Vorstellungen. Wenn einer was macht ists ok, wenn er zuviel davon genau gleich macht, ists der Teufel.
Natur will kleinräumig verschachtelte Lebensräume, deswegen bin ich teilweisse Selbtsversorger in Intensivstkultur.
Viel verschiedenes ressourcenschonend und regionaler geht nicht.
Klappt wunderbar, Abwechslung ist Trumpf. Lieber 1 ha Gartenanlage als 1 ha Biokarotten.

Warum 1A-Ware geringe Produktqualität ist, würde ich gerne verstehen können.
Qualität ist doch messbar, im Gegensatz zu knauserig, Geiz usw.
Titel: Re: Biodiversität und artgerechte Tierhaltung - die Macht des Konsumenten
Beitrag von: Waldmeisterin am 11. Oktober 2017, 22:30:17
Der Faktor Gewöhnung an eine geringe Produktqualität und eine - nun wie kann man das politisch korrekt ausdrücken? - knauserige Einstellung sich selbst gegenüber sorgen wohl zusätzlich dafür, daß sich der Handel so wenig um eine entsprechende Produktverfügbarkeit in diesem qualitativ hochwertigen Segment bemüht.

Ich stimme Thujathujon zwar, aus anderen Gründen, eher in vielen Punkten nicht zu, aber dass auf die von ihm beschriebene Weise Lebensmittel in "geringer Produktqualität" bekommt und "knauserig sich selbst gegenüber" wäre, erschließt sich mir wirklich nicht.

Nun, ich wollte hier eigentlich nicht mitschreiben, da ich immer mehr den Eindruck gewinne, dass es in diesem Thread nur darum geht, aufzuzeigen, dass die Österreicher alles viel besser machen als die Deutschen.
Aber wir essen sehr gerne den Bergkäse von Aldi, nix bio, recht preiswert, aus Österreich. Leider schmeckt der einfach großartig, viel besser, als der Bergkäse, den meine Nachbarin ab und zu aus ihrem Bioladen mitbringt. Im Gegensatz zu Thujathujon würde ich beim Kauf dieses Käses lieber einen österreichischen (oder gar tschechischen, wäre noch regionaler) Bergbauern unterstützen und auch deutlich mehr zahlen, aber die Produktqualität überzeugt mich halt. Und das nicht, weil ich als blöde Deutsche hier in meiner Großstadt hocke, und einfach nicht weiß, wie guter Bergkäse zu schmecken hat. Wir haben schon viele kleine Käsereien besucht, dort guten bis köstlichen Käse verkostet, aber der Aldi-Käse ist einfach der beste Käse, den ich hier kriegen kann. Oder zumindest der, der mir am besten schmeckt.
Titel: Re: Biodiversität und artgerechte Tierhaltung - die Macht des Konsumenten
Beitrag von: Rieke am 11. Oktober 2017, 22:32:49
Zitat
Es erklärt sehr anschaulich, warum nachhaltige, artgerecht und umweltschonend produzierte Lebensmittel in Deutschland vom Konsumenten wenig nachgefragt werden.

Ganz so einfach ist es nicht. In Süddeutschland gibt es z.B. die Supermarktkette Tegut mit sehr vielen Bioprodukten und regionalen Produkten, REWE hat mittlerweile auch regionale Produkte und bei anderen Supermarktketten findet man sowas auch zunehmend. Ohne entsprechende Nachfrage würden die Supermärkte diesen Aufwand nicht betreiben. Oder ein anderes Beispiel: Werder-Tomaten (für Ortsfremde: aus der Nähe von Potsdam) findet man in der Tomatensaison auf jedem Wochenmarkt in Berlin und die werden gekauft, obwohl sie deutlich teurer als Discounter-Tomaten sind.

Ich möchte auf noch etwas anderes hinweisen: regional heißt nicht automatisch umweltfreundlich. Lange gelagerte regionale Äpfel haben eine schlechtere Ökobilanz als frisch geerntete aus Neuseeland.
Titel: Re: Biodiversität und artgerechte Tierhaltung - die Macht des Konsumenten
Beitrag von: thuja thujon am 11. Oktober 2017, 23:11:31
In der Pfalz gibts einen Betrieb, der macht Radieschen. Viel Radieschen.
Für mich regional. Liegt das Bund in Hamburg aus, ists nimmer regional.
Unterstützen weil regional, naja, nicht wirklich, aber der ist trotzdem wichtig für die Region hier.
Was edeka unter Regional versteht, Freiburg ist nicht regional für mich. Äpfel vom Bodensee anstatt die vom Nachbardorf auch nicht.

Bei regional kenne ich idealerweisse die Leute mit ihren Methoden und kanns mir somit aussuchen, ob ich es auch unterstütze, wenn im Weinberg auch Feldsalat wächst oder nicht.
Ob das richtig ist? Feldsalat wächst hier mittlerweile in der Böschungsbefestigung im Rheinhafen. Was soll ich davon halten? Der gehört dort nicht hin.
Wenn der Feldslat bei mir im Garten versagt, dann möchte ich weder den der gleich blüht aus der Hafenböschung, noch den vergilbten vom Weinberg, sondern dann kauf ich in gottes Namen halt den vom Acker 1km weiter oder später im Winter den aus dem Tomatenhaus, damit ich weniger putzen muss und die auch über Winter was zu tun haben und Geld verdienen.

Ich denke, je intensiver und spezialisierter ein Betrieb, desto eher hat er zB Rückstände und Ressourcen im Griff. Praktisch das Gegenteil von Gartenselbstanbau oder Hochbeetkultur. Da misst keiner Nitrat, Benzpyrene, Schwermetalle und Co.
Ist halt die Frage auf was man mehr Wert legt.
Rückstandsfrei essen, Kulturlandschaft erhalten, wenig Arbeit beim verarbeiten oder viel Schutzverpackung mit noch mehr Siegeln zugekleistert um sich ja vom Konvizeugs abzugrenzen oder frisch aus dem Garten. Kann im Rahmen ja jeder entscheiden wie er will.

Wenns mir um den Geschmack geht, das ist meistens der Fall, achte ich zB auf die Feldsalatsorte. Wenn man sie vom Garten kennt, lernt man auch Feldsalatsorten in der Packung im Laden zu unterscheiden. Baron schmeckt nun mal intensiver als Vit, wenn er gut gewachsen ist gehts auch mit Putzaufwand. Frage ich auf dem Wochenmarkt nach der Sorte und wie es gelaufen ist, können die es mir nicht beantworten, da im Gemüsegroßmarkt auch nur selbst eingekauft. Das ist dann für mich ein Argument, warum ich den deutlichen Mehrpreis vom Wochenmarkt nicht bezahlen möchte.