garten-pur

Pflanzenwelt => Botanik => Thema gestartet von: thuja thujon am 08. März 2018, 22:48:11

Titel: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: thuja thujon am 08. März 2018, 22:48:11
Hallo,
mir sind demletzt 2 Artikel begegnet, die für meinen Geschmack recht gut geschrieben sind und mit denen ich als interessierter Laie und hobbyhaftem Praktiker inhaltlich auch größtenteils d´accord gehe.

Es geht um die Frage, wann ein Schnitteingriff am wenigsten schädlich ist bzw Sinn machen kann. In der Gartenwelt wohl ein noch `heißeres´ Thema als in der professionellen Baumpflege.
Wer sich dafür interessiert, hier die Links:
Teil 1
Teil 2

Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: Wühlmaus am 09. März 2018, 12:34:13
Hab in den Links gelesen. Danke für´s Einstellen.
Bin dann noch dieser Weiterführung gefolgt.
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: thuja thujon am 09. März 2018, 22:29:39
Ja, da gibts noch mehr, was sich rentiert zu lesen.

Ist vielleicht nicht immer sehr konkret für Leute die vorm Baum stehen und wissen wollen wo sie die Schere ansetzen, dafür kommt aber mal wieder das Hirn zum rattern und man hat mal die Gelegenheit zu hinterfragen, wie man das mit dem Baumschnitt überhaupt so handhabt. Eher Schlächter oder doch Chirurg?

Wenn jemand Lust hat ausführlich drüber zu diksutieren, gerne, ich bin dabei. Dazu sollten wie hier ein paar Zitate in den Starng ziehen und zerpflücken.
Am besten mit Fotos aus dem Garten, von der Wiese oder vom Park dazu.
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: Rieke am 15. März 2018, 22:39:00
Interessante Texte. Ich habe die Links gleich an GG weitergeleitet, der ist bei uns für den Baumschnitt zuständig.
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: thuja thujon am 17. März 2018, 18:58:30
Ich will mal ein paar Beispiele mit Verstümmelungen aus der Praxis zeigen.
Es wird oft behauptet, dass Amputationen im Sommer besser vertragen werden bzw die Wundüberwallung besser ist als bei Schnitten im Winter.
Dass diese Behauptung faktisch unhaltbar ist, wird im Text ja erklärt.

Man sieht auf dieser fast überwallten Amputationstselle noch die Umrisse der Sägestelle an der Rinde: 
(http://up.picr.de/32125985yq.jpg)

am selben Tag, wohl eines schönen Dezember/Januartages, wurde am selben Ast etwas weiter vorne eine fast genauso große Amputation durchgeführt. Die Überwallung könnte unterschiedlicher kaum sein.
(http://up.picr.de/32125986my.jpg)
Eine schnelle Überwallung muss also auch andere Gründe als den Schnittzeitpunkt haben.

An diesem Ast am selben Baum, ebenfalls am gleichen Tag geschnitten, ist alles schief gelaufen:
(http://up.picr.de/32125987gf.jpg)

Da sind zwar ein bzw zwei kräftige und vitale Äste, aber weit und breit kein `Zieher´ in der Nähe der Schnittstelle. Dieser Stummel wird um die vitalen Schichten des äußeren Holzes keilförmig bis weit ins innere faulen.

Süßkirsche, bekannt für Probleme bei Eingriffen ins dicke Holz. Auch hier wurde im Dezember/Januar geschnitten, man sieht an der schlecht überwallenden Wunde den deutlichen Einfluss des Steiltriebes als Saftzieher, auf der Seite überwallts deutlich besser. Die flachen Triebe haben fast keinen Einfluss, unabhängig von der Dicke.
(http://up.picr.de/32125988fa.jpg)

Diese Amputation ist fast komplett überwallt, steile, wüchsige Triebe in unmittelbarer Nachbarschaft, da ist was los an der Stelle. Der Zapfen links ist ein `Versuch´.
(http://up.picr.de/32125989fw.jpg)

Man sollte wohl auch mal darüber nachdenken, wo Holz eigentlich genau nachwächst und was eine 10cm breite Schnittfläche von einer 10cm breiten Schnittfläche unterscheidet.
Dazu gibts tolle Fotos von aufgesägten Schnittflächen, der Querschnitt verrät recht schnell recht viel.
Hier als Beispiel ein Querschnitt einer Weinrebe:
https://www.google.de/imgres?imgurl=http%3A%2F%2Fcdn.agrarverlag.at%2Fimgsrv%2Fto%2Fmmedia%2Fimage%2F%2F2017.12.11%2F151298978763_1.jpg%3F_%3D1512990007&imgrefurl=http%3A%2F%2Fwww.der-winzer.at%2F%3F%2BWundarmer%2BSanfter%2BRebschnitt%2B%26id%3D2500%252C5562190%252C%252C%252CY2Q9MTg%253D&docid=UvWdhqyj4ZWDRM&tbnid=5GMttfN1E-AoQM%3A&vet=1&w=382&h=448&bih=933&biw=1920&ved=2ahUKEwifh5r49fPZAhUH_aQKHVCxDIQQxiAoAnoECAAQEw&iact=c&ictx=1

Wenn man das helle, wachsende Holz und das dunkle, tote betrachtet, ist verständlich, warum die Wunden oben auf den Fotos des Apfels und der Kirsche so aussehen wie sie aussehen. Das helle kann nie bis obenhin zur Wunde wachsen um sie zu überwallen, Vergleich mit dem dritten Foto!
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: Floris am 18. März 2018, 11:06:16
Eine schnelle Überwallung muss also auch andere Gründe als den Schnittzeitpunkt haben.
Eine Binsenweisheit, und auf keinen Fall neu. Der Autor der verlinkten Artikel meint das bloß.

Ich habe mir die beiden Artikel jetzt doch mal in Ruhe durchgelesen. Erst wollte ich nicht, die sind mir viel zu reisserisch aufgemacht und das Auskeilen nach allen Seiten halte ich überwiegend für ungerechtfertigt und nicht hilfreich.

Die Ausführungen zur Stoffwechselgeschehen im Laufe eines Jahres sind weitgehend in Ordnung. Und das der jeweilige Zustand der Pflanze die Reaktion nach einem Schnitt beeinflusst, ebenfalls. Das Ganze ist nun aber wirklich nicht neu. Die Zeit zu der ich mich mit diesem Thema beschäftigt habe liegt deutlich vor dem Erscheinungsdatum dieser Beiträge. Die fachlichen Inhalte waren damals schon wohl bekannt. Ist ja schön, dass er im Rahmen seiner praktischen Tätigkeit zu ähnlichen Ergebnissen kommt.
Es muß also vorher schon irgendwo veröffentlich worden sein, dass er die Quellen nicht kennt gereicht eher ihm zum Nachteil.

Ebenso bei der Wertung der Arbeiten über die Wundheilung: Er bezieht sich auf eine einzige Veröffentlichung, die allerdings nicht das Thema allgemein, sondern nur einen speziellen Aspekt daraus behandelt. Auf dieser schmalen Grundlage die gesamte, über viele Jahre verlaufene Versuchstätigkeit zum Thema Wundheilung derart abzuwerten, finde ich schon arg fragwürdig.

Ich behaupte mal, dass sich der brauchbare Inhalt dieser beiden Artikel auf drei Seiten darstellen läßt. Das wäre dann durchaus eine interessante Zusammenfassung zur Auswirkung des Schnitttermins auf Gehölze. Aber eben nur die physiologische Grundlage, bei den praktischen Folgerungen verweist er ja in beiden Artikeln auf eine später von ihm zu erfolgende Veröffentlichung. Hat davon irgendjemand was mitgekriegt? Wäre sicherlich interessant, und die Ankündigung ist ja schon ein paar Jahre her.
Und bei den praktischen Folgerungen wäre natürlich auch wieder mit anderen Einflussgrößen abzuwägen, d. h. es wäre auch wieder nur ein Kapitel einer Anleitung zum Gehölzschnitt.

Ich stimme allerdings auch seiner Bewertung der alltäglich zu beobachtenden Praxis des Gehölzschnitts zu: teilweise gruselig. Auch mir kommt bei der Betrachtung bei der Arbeit sogenannter Pflegefirmen oft der Gedanke, die Fachkenntnis sei etwas unterentwickelt. Nicht nur bei denen, deren Haupttätigkeitsfeld eigentlich die Hausentrümpelungen sind ebenso wie bei etlichen die sich hier im Forum zum Gehölzschnitt äußern, sondern auch bei solchen, die Großaufträge im öffentlichen Bereich durchführen.
Und wenn in dieser Handreichung zur Baumpflege tatsächlich nur ein Satz zum Schnitttermin steht, ist das natürlich auch völlig unzureichend.
Daraus aber pauschal zu folgern, die Kenntnisse seien nicht verfügbar oder würden nicht gelehrt, scheint mir ungerechtfertigt. Ist auch schon länger her als die Artikel alt sind, dass ich mich mit einem Baumpfleger mal darüber unterhalten habe, warum er die eine oder andere Maßnahme durchführt, wäre doch fachlich nicht richtig. Der kannte die Grundlagen durchaus und hätte manches aus seiner Sicht auch anders gemacht, aber: "Die Kunden wollen das so".
Auch hier wieder die Erscheinung, dass der Endverbraucher seine Wünsche durchdrückt, fachliche Einwände ihn nicht wirklich interessieren und der Unternehmer dann seinen Betriebserfolg über die Berufsehre stellt.

Ach ja, noch zu der Wunde im dritten Bild: Es zeigt einen Schnitt, den ich aus anderen Gründen nie durchführen oder empfehlen würde, wenn man auf das Weiterbestehen des Baumes wert legt. Für so etwas gibt es keine Zeit im Jahresverlauf, zu der die Chance besteht, dass das verheilt. Die Bemerkung "ist alles schief gelaufen" würde ich um das Wort "erwartungsgemäß" ergänzen.






Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: pearl am 18. März 2018, 11:57:48
danke Floris!
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: pearl am 18. März 2018, 12:06:54
Ich will mal ein paar Beispiele mit Verstümmelungen aus der Praxis zeigen.


was für gruselige Bilder! Wer macht denn sowas und warum? Gehölze klein halten? Falsches Gehölz für zu kleinen Garten? Zu nah am Haus gepflanzt? Gehölz stört die Sicht?
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: enaira am 18. März 2018, 12:16:00
Ich behaupte mal, dass sich der brauchbare Inhalt dieser beiden Artikel auf drei Seiten darstellen läßt.

Den Eindruck hatte ich auch. Fand die Lektüre recht anstrengend....

Ich hatte auf Hilfe in Bezug auf den Schnitt unseres Apfeldorns gehofft.
Da müssen wir jetzt definitiv ganz bald ran, größere LKW bleiben immer wieder dran hängen.
Und zwar auf jeden Fall aufasten, d.h. es müssen 2-3 schon recht dicke Äste komplett entfernt werden.
Wie dicht am Stamm sollten die abgesägt werden?
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: Dunkleborus am 18. März 2018, 12:19:30
Den Astkragen stehen lassen.
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: enaira am 18. März 2018, 12:36:44
Was bedeutet das in diesem Fall konkret?
Der rechte untere Ast muss auf jeden Fall weg...

(https://forum.garten-pur.de/index.php?action=dlattach;topic=62598.0;attach=567426;image)
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: Dunkleborus am 18. März 2018, 12:56:42
Puh, der ist gross.
Ich würde ihn so schneiden, dass die Rinde, die zum Stamm gehört, dranbleibt. Und ich würds im Frühling machen, wenn das Laub da ist. Soweit ich weiss, kann sich der Baum im Sommer besser gegen Pilze zur Wehr setzen.
Aber ich bin kein Profi.
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: pearl am 18. März 2018, 13:10:43
ich würde jetzt schneiden, Pilze sind bei hohen Temperaturen bei ausreichend Feuchtigkeit sehr aktiv. Die Resilienz des Gehölzes ist im Frühjahr, wenn der Austrieb der Blüten und Blätter und im Frühsommer, wenn das Wachstum neuer Triebe erfolgt, am höchsten.
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: Wild Obst am 18. März 2018, 13:44:48
Ich würde den Ast ähnlich schneiden wie pearl, aber mit ein paar kleinen Änderungen:


Man sollte wie Dunkleborus geschrieben hat, den Astkragen (auch Astring genannt) auf jeden Fall stehen und unbeschädigt lassen. Diesen kann man oft als eine Art Rindenwulst, Grenzzone in der RIndenstruktur oder eine leichte Dickenänderung sehen. Optimal ist der Schnitt genau außerhalb dieser "Grenze", zur Sicherheit kann man aber auch 2-3 mm weiter außen schneiden.

Ich habe diese Grenzflächen einmal gelb gepunktet für drei Äste eingezeichnet, soweit ich die auf dem Foto erkennen kann. In dem Fall des rechten Asts ist diese jedoch in der Seitenansicht eher ein Dreieck, deswegen sollte dort nicht an der "Grenze" geschnitten werden, sondern entlang der imaginären 3. Seite des Dreiecks.

Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: partisanengärtner am 18. März 2018, 13:45:21
Wenn es in ein zwei Wochen warm genug ist und auch trockenes Wetter herrscht ist ein günstiger Termin.
Auf Astring schneiden heisst den Wulst am Ansatz zu belassen. Bei jüngeren Ästen ist das deutlicher zu sehen. Auf jeden Fall nicht glatt am Stamm, diese Wunden brauchen wesentlich länger zum zuheilen. Der Ring ist die aktivste Zone am Holz in Bezug auf Überwallung. Bei glattem Schnitt muß er erst so eine Zone neu initieren.

Allerdings scheint dieser Baum vor Kraft zu strotzen und da wäre wohl ein späterer Zeitpunkt oder wenigstens eine Nachbehandlung im Sommer anzuraten.
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: Floris am 18. März 2018, 13:46:43
Wer macht denn sowas und warum?
Sind ja Obstbäume, die vermutlich Zeit ihres Lebens beschnitten wurden.
Ein häufiger Fehler dabei ist, dass man in frühen Jahren zu viele Leitäste erzieht (sieht ja alles noch so spärlich und licht aus), an den Leitästen die Fruchruten zu alt und damit zu dick werden läßt, oder die Bäume längere Zeit sich selbst überlassen bleiben, und die Krone überbaut, d. h. auf den Leitästen neue Starkäste sich bilden.
Auch ein immer wieder gern gemachter Fehler bei Straßenbäumen: Solitäre aus der Baumschule mit 2 - 3 m Stammhöhe, wo 4 - 5 m gebraucht werden: Damit es nicht so erbärmlich aussieht, läßt man die unteren Äste erst mal dran.

Das alles führt dazu, dass man später mal vor dem Problem steht, stärkere Äste nahe des Stamm abnehmen zu müssen. Es gibt Bäume die sowas ganz gut wegstecken, Obstbäume gehören nicht zu denen. Da wird man dann die Schnittführung beachten (auf Astring und nicht stammparallel) und den Termin, nämlich den Spätsommer (vor Beginn der Einlagerung der Reservestoffe für den Winter, siehe einleitende Beiträge).
Trotzdem kann man davon ausgehen, dass die Wunden nicht mehr komplett schließen, sondern die Restlebensdauer verringern, vor allem wenn der Schnitt nahe am Stamm erfolgt. Ist halt ein Abwägen der Belange.

Vorgestern in Frankfurt im Palmengarten: Schlechtes Konzept (Leitastentfernung), ungünstiger Termin (Vegetationsruhe), aber gute Schnittführung (Astring) und offenbar scharfes Werkzeug (glatte Ränder).
Die Obstbaumpflanzung im Palmengarten hat mich von Anfang an nicht begeistert, ich finde, alles was dort zu sehen ist, hat Beispielcharakter und sollte daher auch vorbildlich sein.


Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: pearl am 18. März 2018, 13:54:49
auf Astring schneiden. Die grüne Markierung mit gutem Gefühl und die rote Markierung mit deutlichem Unbehagen und richtig schmerzhaft empfunden.
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: enaira am 18. März 2018, 13:55:34
Wenn es in ein zwei Wochen warm genug ist und auch trockenes Wetter herrscht ist ein günstiger Termin.

So ist das eigentlich auch geplant.
Und danke für eure ausführlichen Beschreibungen und Zeichnungen, das hilft sehr!
Dass man so einen Ast nicht gleich direkt an der "richtigen" Stelle absägt, war mir schon klar, aber trotzdem auch für diesen Hinweis nochmal danke!
Irgendwo hatte ich ja auch schon einen speziellen Thread zu diesem Baum(schnitt), da werde ich dann berichten.
Ich hoffe sehr, dass wir es so hinbekommen, dass nicht gar zu viel nachgearbeitet werden muss.

Am liebsten hätte ich ja gar nicht eingegriffen, aber seit gegenüber so große (Angeber-)Autos vor dem Haus parken, fahren die LKW noch dichter an unserem Vorgarten vorbei. Einen Fußweg gibt es nicht, Spielstraße...
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: pearl am 18. März 2018, 13:58:51

Ich habe diese Grenzflächen einmal gelb gepunktet für drei Äste eingezeichnet,

ein Schnitt deutlich außerhalb dieser Markierung ist sinnvoll, es gibt da in der Rinde so schwarze umlaufende Wülste an denen ich mich in dem Fall orientiere.
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: thogoer am 18. März 2018, 14:08:00
@pearl, etwas weiiter links leicht angedeutet der so genannte Astring, dann ist die Wunde auch schneller zu.
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: Dunkleborus am 18. März 2018, 14:40:47
Kleiner Nachtrag: Es geht ja nicht nur um die Überwallung. Der Baum kann durch kontrolliertes Zellenabsterben das kranke Holz des Aststummels vom gesunden Holz des Stammes oder grösseren Astes abschotten. Das passiert in ganz bestimmten Zonen.
Bei glattem Stammschnitt stürzen sich die Holzzersetzer gleich aufs Stammholz. Wurde auf Astring geschnitten, kommen sie über den Stummel oft nicht raus.
Das ist etwa seit den 80ern bekannt, vorher wurde es ganz anders gehandhabt, mit Glätten und Rindenwülsten abtragen.
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: Staudo am 18. März 2018, 15:24:03
Den Ast mit der Kettensäge so abzusägen, dass gar kein Stumpf bleibt und die Wunde maximale Größe bekommt, wäre gute fachliche Praxis.
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: Floris am 18. März 2018, 15:44:51
gute fachliche Praxis.
Du meinst wohl "gängige Praxis" (bei Bauhofmitarbeitern, Amt für Straßenverkehrsunwesen und der Deutschen Bahn)?

Obwohl, die lassen ja eher lange Stümpfe stehen, weil der zweite Schnitt im Budget nicht vorgesehen ist.  :-\
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: enaira am 18. März 2018, 16:11:00
Nun ja, so ein Stumpf ist ja schließlich auch unordentlich und hässlich... :o ;) ;D
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: pearl am 18. März 2018, 16:52:36
ja, lange Stümpfe sind hässlich, gestummelte Äste sind hässlich. Der korrekt auf Astring geschnittene Stumpf ist noch nahe genug am Stamm um nicht weiter störend aufzufallen.
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: thogoer am 18. März 2018, 20:18:30
Den Ast mit der Kettensäge so abzusägen, dass gar kein Stumpf bleibt und die Wunde maximale Größe bekommt, wäre gute fachliche Praxis.
Du meinst minimale Groesse? Alles was vom Astring an Richtung Stamm geschnitten wird vergroessert die Wunde, alles was vom Astring an Richtung Ast geschnitten wird verlàngert das zuwallen der Wunde und foerdert eventuelle Faeulniss, Pilze etc.
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: Staudo am 18. März 2018, 20:20:32
 ;) Mein Beitrag war nicht ernst gemeint und ein Sarkasmus auf die mitunter zu beobachtenden Schnittkünste an Straßenbäumen.
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: thuja thujon am 18. März 2018, 20:46:13
Danke Floris, für den kritischen Beitrag. Begründet, zumindest größtenteils, danke, mit Argumenten kann man diskutieren.
Aufgeblasene Artikel, ok, austeilen in alle Richtungen, ok. Persönlich bin ich allerdings der Meinung, lieber aufgedunsenes überlesen und Ausgeteiltes fachlich statt persönlich betrachten plus vieles ausführlich ansprechen, ist immernoch besser als zB. das ewige rumreiten auf aus dem Zusammenhang gerissenen Regeln.

zB die Empfehlung, den Ast von enairas Apfel auf Astring wegzusägen. Nicht einer hat geschrieben, dass man solche Äste nicht mehr wegsägen sollte. Dunkleborus schnauft durch, aber auch da keine klare Aussage, das Astschnitte in dickere Äste zu vermeiden sind. Es schreibt auch keiner, dass man Äste reissen kann, der für Fäulnis anfällige Totholzanteil dabei entfernt wird und solche Wunden in der Regel weniger Folgen für den Baum haben, als ein Schnitt auf Astring im Starkastbereich. Wie gut das im Starkastbereich praktisch umsetzbar ist sollte kein Hinderungsgrund sein, sondern Anlass zum sammeln von Erfahrungen mit unterschiedlichen Methoden. Nur so kann man was zum positiven verändern.

Entweder gehts um den Baum oder um das ewige Wiederholen und totreiten von falschen Dingen.
`Auf Astring sägen´ ist zu wenig wenns um Baumschutz geht. Da müssen mehr Sätze hängenbleiben.

Die gelben Punkte von Wild Obst mit Nr. 2 sind übrigens falsch. Ein Ast hört nicht auf der von außen sichtbaren Oberfläche auf. Der geht bis in den Stamm.
Die gelben Punkte, in der Form sind sie seit Jahrzehnten in Obstbaumschnittbüchern immer wieder nachzugucken, gehören eigentlich seit 30 Jahren ins Reich der Märchen.

@enaira: stört der ganze Ast wegen den Autos oder könnte es nicht auch ausreichen, nur einen Teil davon zu entfernen?
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: Wild Obst am 18. März 2018, 20:51:54
Die gelben Punkte von Wild Obst mit Nr. 2 sind übrigens falsch. Ein Ast hört nicht auf der von außen sichtbaren Oberfläche auf. Der geht bis in den Stamm.
Die gelben Punkte, in der Form sind sie seit Jahrzehnten in Obstbaumschnittbüchern immer wieder nachzugucken, gehören eigentlich seit 30 Jahren ins Reich der Märchen.

Ich habe doch extra geschrieben, dass der "rechte" Ast (bei 2), der abgesägt werden soll, eigentlich bis zu dem Winkel geht! Trotzdem sollte man den bei der gedachten 3. Seite schneiden, also den eher senkrechten gelben Punkten bzw dem grünen Strich bei 2.

Natürlich ist es nicht gut, Starkäste zu entfernen. darin sind wir uns auf jeden Fall einig, es ging nur darum, wo. Ich hatte die Frage so verstanden, dass man den ganzen Ast entfernen will/muss. Besser ist es natürlich, ihn weiter außen auf einen Seitenast abzuleiten.
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: thuja thujon am 18. März 2018, 20:57:12
Wo kommt eigentlich der Stamm von einem Baum her?

Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: pearl am 19. März 2018, 00:36:15
Nicht einer hat geschrieben, dass man solche Äste nicht mehr wegsägen sollte.

so war jedenfalls das gemeint:

Wer macht denn sowas und warum?

Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: thuja thujon am 19. März 2018, 07:00:43
Das war nur auf den Baum mit meinen Bildern bezogen.
In dem Fall wurde das gemacht, weil die Ernte im Vordergrund stand und auch die Arbeitserleichterung. Der Baum war als `Tellermine´ überbaut und ohne klaren sinnvollen Aufbau.
Baumgesundheit stand nicht groß zur Debatte, der Besitzer ist über 70 und wenn der in 10 Jahren den Garten abgibt und ein Nachfolger kommt, sterben die Bäume meist nicht an Pilz.
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: partisanengärtner am 19. März 2018, 10:22:48
Was Deine Bemerkung soll das da nie geschnitten gehört verstehe ich nicht. Es handelt sich ja nicht um einen Apfelbaum sondern einen Apfeldorn und der Ast soll weg bevor Ihn ein nah daran vorbeifahrendes Auto (Straße) auf eine wenig schöne Art womöglich samt dem Baum entfernt.

Weißdorn ist soweit ich das mitbekommen habe sehr zäh.
Wer sehen will was überwallte oder nicht überwallte Wunden nach Jahrzehnten machen soll sich ein Buch von Shigo kaufen. Dann sind viele Schnittmärchen ad Akta gelegt.
Der hat unterschiedlichste Schnitt bei zahlreichen Baumarten Jahrzehnte nach dem Schnitt auf gesägt um die Abschottung der einzelnen Arten bei unterschiedlichem Schnitt zu zeigen.
Das waren nicht nur Stichproben oder anderes anektdotisches Material.
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: Floris am 19. März 2018, 15:35:24
zB die Empfehlung, den Ast von enairas Apfel auf Astring wegzusägen. Nicht einer hat geschrieben, dass man solche Äste nicht mehr wegsägen sollte.
Die Frage "Ob" schien geklärt, es ging nur noch um das "Wie".
Es schreibt auch keiner, dass man Äste reissen kann, der für Fäulnis anfällige Totholzanteil dabei entfernt wird und solche Wunden in der Regel weniger Folgen für den Baum haben, als ein Schnitt auf Astring im Starkastbereich. Wie gut das im Starkastbereich praktisch umsetzbar ist sollte kein Hinderungsgrund sein, sondern Anlass zum sammeln von Erfahrungen mit unterschiedlichen Methoden. Nur so kann man was zum positiven verändern.
Das Reißen kenne ich nur von unausgereiften diesjährigen Trieben. Ausgerissene ältere Triebe tauchten auch hier im Forum schon gelegentlich als Frage auf, wie sie zu behandeln seien, da die Wunden so aussahen als wäre das für den betroffenen Baum durchaus ein größeres Problem.
Vor Jahren bliebt mal ein Bagger an einem meiner Apfelbäume hängen und riss einen Leitast heraus, das sah nicht danach aus es weiter zu empfehlen. Er hat dann noch genau die von mir progrnostizierten 10 Jahre gelebt. Auch die Versicherung akzeptierte die Klassifizierung als Totalschaden, obwohl ja unmittelbar danach noch dreiviertel des Baumes standen.

Wie kommst du zu der Ansicht, das Schneiden auf Astring sei überholt? Ich hielt das bisher für eine unbestrittene Empfehlung. Gibt es gegensetzliche Empfehlungen und wie werden die begründet? Die sind mir wohl bisher entgangen.

Ich erinnere mich an Versuche an Süßkirschen (die ja schlecht abschotten): dort blieben bei herausgenommenen Ästen (die haben mit deutlich mehr als vier Leitästen erzogen und diese dann später ausgedünnt, um den Frühertrag zu steigern) armlange Stümpfe stehen, die später, wenn sie morsch waren, herausgedreht wurden. War ein Versuch, hatte sich aber nicht bewährt, die Fäule ging in den Stamm hinein. Sah ein wenig so aus wie bei deinem letzten Bild, die Äste waren aber noch nicht so dick.

Ich hatte auch mal die Phase, in der ich dachte, man könnte einen zu entfernenden Ast erstmal kürzen um ihn dann auf Sparflamme weiterleben zu lassen, so dass es keine Wunde am Stamm gibt. Hat nicht funktioniert. Tiefsitzende Äste sterben ab wenn sie den Anschluß an die oberen Kronenbereiche verlieren, kennt man ja von durchgegangenen Obstbäumen, bei Zwetschen halt noch mal deutlich schneller als bei Apfel oder Birne. Wenn die dann trocken werden, ist die Fäule schnell im Stamm drinnen. Trocken abgesägt überwallt dann auch nichts mehr. Ich hab das also wieder aufgegeben (zum Leidwesen der Steinkäuze, aber für die gibt es ja künstliche Röhren).

Was die Schnittführung an Enairas Baum angeht: Der Ansatz ist schwierig, einfach so ein einziger glatter Schnitt bietet sich nicht auf Anhieb an, zumindest nach den Bildern. Könnte ein Kompromis oder ein verwinkelter Schnitt werden, im Vertrauen darauf, dass die relativ hart im Nehmen sind.
 

 





Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: mifasola am 19. März 2018, 16:47:23
Am Wochenende zeigte die rbb gartenzeit einen Beitrag über die Baumpflege auf der Pfaueninsel. Da werden beispielsweise bei Eichen Äste angeschnitten und dann gebrochen. Hier ist das Video - die Stelle ist etwa ab 2:35.
Die Wunde soll laut Beitrag so mehr einem natürlichen Abbruch ähneln.
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: Gänselieschen am 19. März 2018, 17:01:23
In zwei Wochen - das wäre dann Ostern - da könnte ich mir auch vorstellen, an meinem alten Boskoop etwas Ordnung zu machen. Inzwischen hatte der zwei starke Abbrüche. Manches hängt noch. Der Baum ist eben leider sehr hoch. Und es war immer zu nass, um hoch zu gehen. Ich habe Angst zu rutschen - und sägen muss ich ja dann da oben auch noch. ... Im letzten Jahr hat er nicht geblüht... könnte richtig sinnvoll sein, jetzt einzugreifen...
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: zwerggarten am 19. März 2018, 19:07:26
nach dem, was billharz schreibt, könnte das dann zu spät sein, wegen der verlagerung der reservestoffe und den bereits empfindlich angeschwollenen knospen?
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: partisanengärtner am 19. März 2018, 20:59:20
Wegen der Knospen hätte ich keine Bedenken. Das er da ein paar verliert war bei mir noch nie ein Problem.  Eher im Gegenteil.
Wenn er letztes Jahr nicht geblüht hat könnte aber dieses Jahr schon was dran sein.

Boskoop ist ja eher starkwüchsig. Da würde ich  vermutlich einen Teil dann im Sommer schneiden. Große Wunden jetzt wenn es trocken und frostfrei ist. Totes und krankes auch jetzt. Abgetragenes (tief runterhängendes am Ende vom Astbogen) dann im Sommer.
Natürlich nur wenn er nicht total vergreist ist.
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: thuja thujon am 19. März 2018, 21:09:22
Je nach dem was man erreichen will. Starken Durchtrieb nach starkem Schnitt wohl eher nicht. Ich vermute da gehts um Alternanz brechen und Fruchtqualität sicherstellen.
Warum nicht im balloonstadium schneiden? Äpfel im Sommer stark auslichten, gibts Beispiele, bei denen das erfolgreich war?
Also mit Sommer ist einmal Juni und einmal August gemeint.

Gänselieschen, wenn du oben bist, sichere dich mit einem Positionierer, also Halteseil mit Prusik zum Länge verstellen, Prusiklift machts bequemer wenn du wieder Seil einziehen willst. Zum sägen brauchts 2 freie Hände, eine für die Säge, die andere um den Ast kontrolliert auf den Boden zu lassen.

Floris, überlebensfähige Zapfen und später auf Astring rausnehmen hatte Zahn gelehrt, funktionierte auch (stärkenbezogene Baumbehandlung). Überlebensfähig sind sie solange der Baum wüchsig genug ist, unten entferne ich aber nur kleine Ästchen, in über 90% der Bäume wird hier eher oben entfernt. Tafelobst mit Klettergurt ernten ist zeitlich glaube ich nur in Spätfrostjahren zu machen.
Rausdrehen sollte man dicke Äste nicht, hat Zahn auch knapp erwähnt, die müssen sauber gebrochen werden, nicht brutal wie man es oft vom Wind oder Überbehang kennt.

Die Krux steckt doch zu oft im Detail, man kann eine Methode doch nicht komplett verteufeln, nur weil man erst lernen muss, sie richtig anzuwenden. Das ist doch eigentlch das, was der Artikel am Anfang sagen will.
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: enaira am 19. März 2018, 21:16:47
Was Deine Bemerkung soll das da nie geschnitten gehört verstehe ich nicht. Es handelt sich ja nicht um einen Apfelbaum sondern einen Apfeldorn und der Ast soll weg bevor Ihn ein nah daran vorbeifahrendes Auto (Straße) auf eine wenig schöne Art womöglich samt dem Baum entfernt.

Genau so ist es.
Der Ast muss entfernt werden, Einkürzen würde das Problem nicht dauerhaft lösen.
Die Krone ist im unteren Bereich zu breit geworden, größere Laster bleiben hängen.
Die Vorschrift sagt: im Fahrbereich muss alles weg bis in 4 m Höhe. Und wegen der Spielstraße gibt es keinen Übergangsbereich.
Wir haben bei der Pflanzung zu knapp kalkuliert, sind davon ausgegangen, dass die volle Kronenbreite erst weiter oben erreicht wird. Und früher haben die Autos ja auch mehr Abstand gehalten. Den halten sie jetzt lieber von dem teuren SUV, der gegenüber halb auf der Straße parkt... >:(
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: partisanengärtner am 19. März 2018, 21:31:31
Gänselieschen
Wenn das ein stark überbauter großer Baum ist wie ich vermute würde ich ein Drittel oben wegnehmen. Das ist mit einem Sommerschnitt kaum zu machen wegen der Laubmasse und dann eben noch mal im Sommer unten nachschneiden, damit das abgetragene und der kräftige Neutrieb oben rechtzeitig weggenommen wird.

Allerdings wenn Du wenig Übung hast würde ich viel vorsichtiger rangehen und alles auf wenigstens 3-5 Jahre verteilen.
Den Baum wird man sowieso wenigstens die Zeit im Auge haben müssen wenn man ein wenig Ahnung hat. Allerdings kann ein heftiger Schnitt beim Boskoop so gut funktionieren.
Ich habe einen völlig hohlen Boskop der die Hälfte seiner Krone bei einem Sturm im Sommer verloren hat und den zweiten hohlen auskragenden Teil auch zu verlieren drohte nochmal zu 80 Prozent weggenommen.

Aus dem Kümmerlichen Rest habe ich wieder eine neue Krone aufgebaut. Die war dann im Gleichgewicht. Es geht also.

Der Baum hat noch 20 Jahre getragen und hat ohne Pflege weitere 9 Jahre existiert. In den letzten zwei wären wieder stärkere Eingriffe nötig gewesen und wenn er nicht sowieso bald gefällt würde, gäbe ich ihm ohne Pflege nur noch ein paar Jahre.

Der Stamm war wenigstens seit den 70ern völlig hohl. Stammdurchmesser  ca. 60 cm, Wandstärke 5-10 cm.

Soviel zur eingeschränkten Lebenserwartung eines alten rausgefaulten Apfelbaumes. Der Hohlraum geht bis zu Boden und ist trocken weil ich ein Dach auf das Loch gebaut habe als er oben abbrach.
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: thuja thujon am 19. März 2018, 21:31:42
enaira, typischer Fall für sollte ein Fachmann drüber gucken, vor Ort lässt sich das mit täglicher Erfahrung gut einschätzen, was machbar ist.

Nur weil ein Ast eingekürzt wird, heißt das doch nicht, dass der die nächsten 10 Jahre ungeschnitten weiter wachsen muss.
Ich erinnere wieder an stärkenbezogene Baumbehandlung für Astamputationen, gerade im Starkastbereich sollte man es vorsichtig mit allen Kniffs angehen. Auch bei Apfeldorn.
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: thuja thujon am 19. März 2018, 21:33:37
Soviel zur eingeschränkten Lebenserwartung eines alten rausgefaulten Apfelbaumes.
Habe ähnliche Erfahrungen gemacht. Vitale Bäume sollte man nicht mit abgehenden gleichsetzen.
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: dmks am 19. März 2018, 21:38:13
Es irrt der Mensch solang er sägt...  ;)
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: enaira am 19. März 2018, 21:39:49
enaira, typischer Fall für sollte ein Fachmann drüber gucken, vor Ort lässt sich das mit täglicher Erfahrung gut einschätzen, was machbar ist.

Ich mache in den nächsten Tagen mal Bilder und zeige sie in diesem Faden.
Vielleicht habt ihr ja auch noch andere Vorschläge...
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: partisanengärtner am 19. März 2018, 21:40:06
 ;D 8)
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: thuja thujon am 19. März 2018, 21:44:32
gerne
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: partisanengärtner am 19. März 2018, 21:47:07
 ;D 8) Bezog sich auf den Spruch: Es irrt der Mensch so lang er sägt von dmks
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: Starking007 am 21. März 2018, 18:20:06
Schnittdiskussionen sind immer erheiternd,
durchaus manchmal auch bildend.

Obwohl ich beruflich das Schneiden auch lehre,
stutze ich manchmal und köpfe auch unfachmännisch.
Oder ich säge Starkäste ab.
Wenn der Baum deswegen nur mehr 30 Jahre lebt, aber jetzt schon am Limit ist,
ist es egal.
Und wenn die Alternative Fällung ist, z.B. beim Köpfen, ist es auch klar.

Mein richtiger Schnittzeitpunkt ist dann,
wenn ICH Spaß und Lust habe, sowie Zeit,
und dann auch noch glaube/weis, dass es dem Baum gut tut.

Vielen Baumbesitzern wird der Baum durch wüste Detail-Diskussionen verleidet.
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: thuja thujon am 21. März 2018, 22:02:18
Vielen Baumbesitzern wird der Baum durch wüste Detail-Diskussionen verleidet.
Ich hoffe die lesen hier nicht mit.
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: Wild Obst am 22. März 2018, 09:46:34
Bei den Forstleuten gibt es relativ viele Untersuchungen zum Thema Schnittzeitpunkt (oder Astungszeitpunkt, Forstleute entfernen fast immer nur ganze Äste am Stamm). Die Stichwörter sind Asten, Wertholzproduktion, Grünästung, usw., viele Zusammenfassungen sind auf waldwissen.net frei zugänglich.
Ich lese die gerne und versuche die Erkenntnisse daraus auch in meinem "Wald" und bei meinen anderen Bäumen umzusetzen, aber trotzdem schneide ich selbst meist dann wenn es mir gerade zeitlich passt.

Was auch bei einigen von diesen Untersuchungen bestätigt wurde ist, dass oft die fachlich korrekte Ästung, auf Astring, von nicht zu großen Durchmessern, mit sauberem Schnitt, ohne Rindenverletzungen usw., deutlich mehr Auswirkungen hat als der Schnittzeitpunkt selbst.
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: pearl am 22. März 2018, 12:36:01
danke für den link! Da kann ich mich richtig austoben.

Unter dem Stichwort Wertästung gibt es eine Abbildung, die heißt: Abb. 2: Schnittführung bei Grünästung: a) ohne Astwulst, b ) mit Astwulst.

Unter dem Stichwort Was muss man bei der Laubholz-Grünästung beachten? vier Abbildungen mit Fotos von Schnittstellen und Überwallungen.

Noch mal Wertastung – Lehrmittel zur natürlichen und künstlichen Astreinigung. Abbildung mit verschiedenen falschen und richtigen Schnittstellen. Abb. 2 - a) Stummelschnitt, b) schlechter Schnitt, c) optimaler Schnitt, d) schlechter Schnitt

Dann das: Entasten: das Spiegelei steht nicht mehr auf dem Menüplan sondern "rindenglatt" statt "stammglatt". Abb. 6 - So bitte nicht:

Und: Grünästung von Bergahorn, Buche, Eiche und Esche: geht das?. Diskutiert wird Fäule und Wasserreiser. Frühlings und Sommerschnitt. März und Juni. Abb. 2 zeigt zwei Querschnitte Abb. 2: Links im Astholz eingeschlossene Weißfäule nach Grünästung (Buche, Astdurchmesser 60 mm), rechts Stammverfärbung an einer Esche nach Grünästung mit eingezeichneten Messlinien (Astdurchmesser 47 u. 30 mm).

Alles sehr aufschlussreich. Forstliche Fachbegriffe sind mir ein Rätsel, aber auch das lässt sich gut überlesen.
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: pearl am 22. März 2018, 13:07:47
aufgefallen ist mir auch noch was zur Schnitttechnik.

Entlastungsschnitt bei dicken, langen und schweren Ästen. Haha, hätte ich vor 5 Jahren oder so berücksichtigen sollen. Mit meiner neuen silky Oyakata habe ich sofort wild drauflos gesägt und dann am Steilhang einen 3 m langen und 5 cm dicken Ast vom Pfaffenhütchen mit der linken Hand aufgefangen. Ein bis zwei Jahre hat es gedauert bis die Zerrung ausgeheilt war. Das erste halbe Jahr konnte ich nicht auf der linken Seite liegen. Der Hausarzt von damals dichtete mir eine "Frozen Shoulder" an und der Orthopäde testete die Beweglichkeit des Arms indem er sich hinter mich stellte, meine Ellenbogen in Schulterhöhe zu sich heranzog und ich sollte gegenhalten. Tat ich. Er: Muskeln haben Sie genug!

Der Astschnitt sollte mit einer Handsäge ausgeführt werden, um möglichst glatte Schnittränder zu bekommen.

Das beherzige ich schon seit 5 Jahren. Siehe oben. Die Schnittränder sind unglaublich glatt und sehen gesund aus.
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: thuja thujon am 22. März 2018, 13:23:26
Ich habe die Befürchtung die Spiegeleier heilen nicht mehr aus...

Wenn du öfters nicht nur in Brusthöhe sägst, sondern auch in Kopfhöhe oder Überkopf, bieten Sägen mit gebogenem Blatt mehr Grip und damit ist weniger Kraft nötig. Sie springen auch nicht so zu Beginn des sägens.
Ich habe für normale Äste die silky zübat (39cm), für dickere Äste die sugoi arborist (42cm), weil dort die Zübat versagt/auf Dauer kein Spaß macht.

Wild Obst: der Schnittzeitpunkt hat Auswirkungen auf den ganzen Baum. Als das aufkam mit zB Sauerkirschen bei der Ernte schneiden, habe ich das recht schnell wieder sein gelassen. Es kostet den Baum unnötig Reserven, die im August und September wachsenden Neutriebe reiften nicht aus, der gewünschte kräftige Trieb blieb aus und was die Gesundheit angeht, da kams wie schon gesagt drauf an was wie und wo gemacht wurde.
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: Wild Obst am 22. März 2018, 15:50:25
Der Schnittzeitpunkt hat ja sicherlich einen (manchmal auch nur kleinen) Einfluss und die Erkenntnisse aus dem Forst lassen sich glaube ich nicht direkt so auf Obstbäume übertragen. Die Zielsetzung sind schon recht verschieden und im Forst werden meist auch nur gesunde, kräftige, junge Bäume geschnitten/geastet. Die werden auch anders reagieren als (alte) Obstbäume.
Wenn ich mich nicht komplett falsch erinnere, wird auch bei den Artikeln auf waldwissen.net meist eher Januar/Februar oder Mai/Juni (Juli) als optimaler Schnittzeitpunkt angegeben. Die optimalen Zeitpunkte sind auch verschieden, je nach dem ob man "weniger Zuwachsverluste" oder "weniger Farbfehler im Holz" (Forst) bzw. "stärkeres/schwächeres Wachstum" "vegetatives/generatives Wachstum" (Obst) haben will. Allerdings ist nirgends festgestellt worden, dass es vorteilhaft ist, im Hoch-/Spätsommer noch zu schneiden, wenn ich mich richtig erinnere. Die Obstsbaumschnittliteratur und die Forstversuche sind da meiner Erinnerung nach recht einig: Spätwinter in der Ruhe oder Frühsommer vor oder nach dem zweiten Austrieb.

Aber im Sommer habe ich meist auch anderes zu tun als meine Bäume zu schneiden.
Als Ausnahme habe ich Süßkirschen auch durchaus schon zur Ernte Anfang Juli geschnitten. Auf dem Boden pflückt es sich deutlich leichter als in 6-8m. Aber die sind auch härter im Nehmen als Sauerkirschen und ich habe nie Herbstneutriebe dadurch bekommen.
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: arbo am 25. September 2018, 08:33:07
Ich habe die Befürchtung die Spiegeleier heilen nicht mehr aus...

In dem Artikel Spiegelei/ Rindenglatter Schnitt geht es ums Entasten bereits gefällter Bäume. Da heilt sicher nichts mehr :)
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: thuja thujon am 26. September 2018, 15:01:12
War mir schon klar, die 3 Punkte sollten den Witz kennzeichnen.

Mal was anderes, Frage an die Arboristen, gerade wegen der Verletzung von Pearl:
brechen die Äste dieses Jahr durch die Trockenheit schneller oder anders/spröder und man sollte mehr aufpassen als sonst und bei Starkästen den Schnitt auf der Astunterseite etwas tiefer einsägen?
Sollte man dieses Jahr auch auf andere Dinge aufpassen, zB. Leiter anstellen nur an wirklich sicheren Ästen/Gabelungen?
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: dmks am 04. Oktober 2018, 20:59:04
...vor allem sollte man die Leiter beim Entfernen von stärkeren Ästen oben mit einem Seil oder Spanngurt festbinden und bei schweren Kalibern unten noch ein oder zwei Schnurnägel dransetzen. ;)
Und das in jedem Jahr!

Wie sich das Holz jetzt nach der Trockenheit verhält wird sich zeigen - ich denke es bleibt im Bereich der normalen Toleranzen. Genaues wissen wir nach der Saison. 8)
Also etwas Sicherheit einplanen wie immer ;) - davon aber lieber bißchen mehr als weniger.
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: thuja thujon am 16. Mai 2019, 22:12:59
Hat eigentlich mal jemand behauptet Apfelbäume würden nicht bluten?
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: thuja thujon am 16. Mai 2019, 22:13:44
Der Saft scheint süß zu sein, es interessieren sich einige Insekten dafür.
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: dmks am 16. Mai 2019, 22:16:04
Das kommt nicht aus dem lebenden Gewebe... :-\
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: thuja thujon am 16. Mai 2019, 22:18:47
Zumindest wird dort noch Wasser hochgepumpt.
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: Staudo am 17. Mai 2019, 07:30:12
Der ökologische Wert alter Obstbäume liegt auch an den Höhlen in den Bäumen. Irgendwo müssen die ja herkommen.  ;)
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: Starking007 am 22. Mai 2019, 22:26:42
Da wird kein Wasser hochgepumpt,
eher läuft es von innen runter.......
Titel: Re: Schnittzeitpunkt
Beitrag von: thuja thujon am 23. Mai 2019, 00:23:28
Nee, obendrüber wurde bei dem Baum absolut nichts geschnitten, der ist dicht und ungepflegt. Da hat die Wurzel noch jedes Auge vom letzten Jahr.

Da schiebt schon was von unten, Turgordruck oder was auch immer, man sieht das nur was aus der Mitte kommt, von unten eben. Käme was von oben zurück zur Wurzel, würde es eher außen raußlaufen.
Was man noch diskutieren kann ist ob hier Mark, Kernholz oder Splintholz vorliegt.